eine Schule platzt und Astoria auch
Zaubereiministerium 2021:
„Aus, Schluss, Ende, damit wären auch unsere Kapazitäten erschöpft.“, verkündete McGonagall, noch ehe sie den Konferenzraum im Ministerium richtig betreten hatte, und schlug mehr oder weniger ungehalten eine dicke Mappe auf den Tisch. „In den letzten vier Jahren waren unsere Jahrgänge schon halb überfüllt, aber dieses Jahr wissen wir wirklich nicht mehr wohin mit all den Kindern.“, sie schlug ihr Mitbringsel irgendwo mitten drin auf. „Ungelogen: an die hundert junge Hexe und Zauberer hat Großbritannien dieses Jahr.“
„Ich bin untrösstlisch, Minerva, aber auch ich habe dieses Jahr Probleme mit meinem ersten Jahrgang.“, verkündete Madame Maxime, die Schulleiterin der französischen Magierschule Beauxbatons, und sah zum Schulleiter von Durmstrang, der dritten Schule in Europa.
„Ich ebenfalls.“, erklärte er schlicht.
„Tja, wie es aussieht haben wir eine wahre Welle von Geburten zu bewältigen.“, erklärte Shaklebolt, der noch immer Zaubereiminister war, und faltete die Hände auf der Tischplatte. „Das Hogwarts so lange durchgehalten hat, ist ein Wunder, selbst Beauxbatons und Durmstrang mussten ihre Schulen bereits erweitern.“
„Statistiken zeigen, dass dieser Boom von Geburten in kommenden Jahren auch nicht zurückgehen wird. Die Zauberer haben wieder Zuversicht, seit Voldemort besiegt wurde.“, erklärte eine Frau mit streng wirkendem Blick, hob ein Pergament an und besah es genauer. McGonagall zog sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf plumpsen.
„Hervorragend und was machen wir nun?“
„Nun, ich rate dir, löse dein Problem, wie auch wir es tun.“, schlug die französische Halbriesin vor.
Minerva trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Es wiederstrebte ihr zutiefst, dieselbe Lösung zu suchen, wie ihre zwei Kollegen, doch sie musste gestehen, dass selbst die Asiatischen und Amerikanischen Zaubererschulen zu dieser Ausweichmethode gegriffen hatten.
„Es wird dir gar nichts anderes übrig bleiben, Minerva.“, erklärte der Minister. „Eine andere Lösung gibt es im Moment nicht. Es sei denn man eröffnet neue Schulen.“
Die drei Schulleiter schüttelten energisch den Kopf. Sie waren sich einig, dass auch diese Welle wieder vorbei ging, nur bis dahin brauchten sie einen Brückenplan.
Oder besser: Minerva McGonagall brauchte ihn. Die anderen beiden hatten bereits recht passable Lösungen gefunden, wie sie ihre Überfüllungen in den Griff bekommen konnten. Doch wollte sie zu ähnlichen Maßnahmen greifen?
Was sollte sie tun? Sie konnte doch nicht einfach Hogwarts aufteilen!
Zwar beklagten sich die Lehrer vor allem über zu volle Schlafsäle und Klassenzimmer, aber sie wollte untern mit alten Traditionen brechen. Wenn sie jedoch einen Teil der Schule verlagern konnte, dann war es möglich die Schlafsäle zu erweitern und die Kurse zu teilen.
Fein, alles in allem würde sie wohl nicht drum herum kommen, aber wie sollte sie das Ganze bewerkstelligen?
Wohin mit den Schülern, die sie "rausschmeißen" musste?
„Nun, Minerva? Ich möchte mich eigentlich ungerne in die Schulangelegenheiten einmischen. Wir haben es bisher so gehandhabt, dass ihr freie Hand hattet und ich empfand es bisher als sehr annehmbare Lösung.“
Minerva nickte. Das war selbstverständlich auch in ihrem Interesse. Es wäre ja noch schöner gewesen, wenn irgend so ein Schreibtischknuddler sich in die schulische Materie einmischte, zu der er keinen Zugang aus erster Hand hatte.
„Es gibt noch ein Vorteil der dafür spricht.“, verkündete der Direktor von Durmstrang. „Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging, Maxime, aber an meiner Schule ging mit einem mal der Anteil in Rassismus herunter.“
„Das selbe habe ich ebenfallss beobachtet!“, verkündete die Französin nickend.
Minerva war schockiert.
„An meiner Schule gibt es keinen Rassismus!“
„Nein? Was ist mit der Fehde der Häuser? Sitzt sie immernoch so tief?“
Sie schwieg. Kingsley nickte.
„Dachte ich mir. Wir dürfen nicht einmal die Möglichkeit eines zweiten Voldemort zulassen. Welche Größe hatte euer letzter Jahrgang?“
„Der erste Jahrgang des Schuljahres 2020/21 hatte eine Kapazität von insgesamt... es waren etwa fünfundsiebzig Neuzugänge.“
„Das sind weit aus mehr, als die maximal Anzahl, mit der die Schule früher rechnen konnte.“
Minerva nickte erneut.
„Ist gut, ich sehe schon, ich werde nicht drum herum kommen.“
„Ich rate dir, mach es wie ich. Ich habe die fünft- bis siebtklässler in meine Zweigschule nach Deutschland versetzt. Danach konnte ich die Schlafsäle der Jüngeren vergrößern.“
Minerva nickte.
„Der Plan "wie" ist weniger mein Problem, als das "wohin".“, verkündete sie.
„Ich hätte da eine Idee.“, Kingsley beugte sich vor. „Ein Gelände in Südfrankreich, mit dem die Familie Turner immernoch nichts anzufangen weiß.“
„Ich soll Amy fragen, ob ich auf ihrem Grund und Boden eine Schule errichten darf?“
„Wir reden hier von der Anlage, die die Todesser für ihren Schulversuch genutzt haben, das ist euch doch klar, oder?“, warf der Herr von Durmstrang ein.
Kingsley nickte.
„Durchaus, aber heute unterrichtet dort doch kein Todesser mehr, oder?“
„Nein, ich kann mich damit einfach nicht arrangieren!“, nörgelte seine Mutter selbst jetzt noch herum, als sie bereits auf dem Bahnsteig standen, wo sich ausschließlich Schüler seines Jahrgangs oder älter mit ihren Eltern tummelten.
Scorpius Hyperion Malfoy verschränkte die Arme vor der Brust und ließ die Augen über der Menge schweifen. Er musste ehrlich zugeben, dass er sich eher über die Spaltung der Schule freute – bisher zumindest! Südfrankreich klang schon mal nicht schlecht. Dazu kamen die Abwesenheit von kleinen, nervigen Erstklässlern - was die Erdbeeren auf seiner Torte des Glücks darstellte - und dann war da noch seine eigene Großmutter, Narzissa Malfoy, die das Fach Zauberkunst übernahm. Das war die Sahne auf seiner imaginären Torte, in der er hätte baden können.
„Ich sage dir, würde dein Großvater noch leben, er würde dem ganzen ganz schnell Einhalt gebieten!“, verkündete Astoria hinter ihm.
Genervt schielte er zu der etwas kleineren Frau hinüber. Manchmal wünschte er sich, er hätte einen Maulkorb für seine Muter oder zumindest einen Narrenhut, damit er eine Ausrede hatte, über sie zu lachen.
Er drehte den Kopf auf die andere Seite und schielte in die starren, grauen Augen seines Vaters, der ebenfalls die Menge musterte.
Ging es diesem Mann denn nicht genauso? Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie er, dem er so ähnlich war, es mit dieser Frau aushielt. Aber vielleicht merkte Draco es auch gar nicht mehr.
„Ausgerechnet an diesem Ort! Das war damals die Brutstelle der Todesser!“
Draco zuckte kurz mit den Augenbrauen. Ihn interessierte weniger, dass das Gebiet vorbelastet war, als seine eigenen Erinnerungen, die er von dort mit sich trug, sowohl schlechte, als auch gute.
Er hoffte nur, dass sein Sohn nicht dasselbe durchmachen würde wie er, aber dank Potter, der Voldemort schon vor Jahren besiegt hatte, würde das wohl zum Glück nicht der Fall sein.
Die beiden Malfoy-Männer hörten gar nicht mehr hin, hingen ihren eigenen Gedanken nach und ließen Astoria einfach weiter Schnattern, bis sie merkten, dass sie nicht mehr alleine waren.
Eine Frau und ihre Tochter hatten sich zu ihnen gesellt.
Scorpius schrie fast auf vor Schreck, als letztere die Arme um seinen Hals warf und ihn drückte. Das Mädchen mit ihrer dunklen Haut – die sie von ihrem Vater geerbt hatte – erstickte ihn fast. Ihre Mutter und auch Astoria lachten freudig, waren sie doch schon so gut wie für einander bestimmt.
„Melinda, nun reicht es aber!“, Mrs. Zabini zog ihre Tochter von Scorpius weg, jedoch nicht weit genug, dass sie ihn loslassen musste - Luft bekommen musste reichen.
Draco klopfte seinem Sohn aufmunternd auf die Schulter. Er ahnte, dass Melinda mehr etwas wie Pansy für ihn damals war - ein Anhängsel, denn er durfte doch nicht ohne Freundin herum laufen! Nicht der Slytherin-Prinz.
„Guten Morgen, Mr. Malfoy!“, Melinda lächelte Draco an und knickste leicht.
„Dir ebenso, Melinda.“, er nickte.
„Ach Merlin, Stacy, was sagst du zu dem Ganzen? Hogwarts spalten?“
„Also soweit ich das von meinem Mann verstanden habe, soll es erst einmal ein Versuch sein.“, verkündete die Frau und setzte einen ebenso hochtrabenden Blick wie Astoria auf.
„Oh was ein Glück, ich hatte schon Angst! Woher weiß Blaise?“
„McGonagall hat ihn darum gebeten "Verwandlung" zu übernehmen.“
„Na wenigstens ein paar gescheite Lehrer haben die sich einfallen lassen!“
„Erinnere dich bitte, Liebes, dass auch meine Mutter zur Lehrerin berufen wurde.“, bat Draco sie von der Seite.
„Mutter steht außer Konkurrenz!“, beeilte sich Astoria zu sagen und wedelte mit der Hand, Draco schwieg daraufhin erneut.
Ein Pfiff ertönte.
„Maximilian und Eric halten uns einen Platz frei!“, plapperte Melinda an seiner Seite und hackte sich bei ihm unter. Sanft strich sie ihm über den Arm. „Kommst du?“
„Natürlich!“, er sah stolz auf sie herab, was sie zum Schmelzen brachte. Ein Malfoy konnte aber auch jeden handzahm machen.
Draco war stolz auf seinen Spross!
„Dann halte dieses Jahr durch, mein Junge. Ich denke nicht, dass sich diese Idee länger hält.“, verkündete Astoria und strich ihm über den Scheitel, bis zu dem schulterblattlangen Zopf.
Scorpius nickte, verkniff er sich jedoch lieber jeglichen Kommentar, und ließ sich von seiner Freundin zu dem nächst gelegenen Wagon führen. In dem engen Gang darin, ließ er sie vorgehen, während ihnen viel zu viele Schüler entgegen drängelten. Doch wenigstens konnte er bereits hinter der zweiten Scheibe den bulligen Eric und den großen, schlaksigen Maximilian erkennen.
Sie betraten das Abteil. Die zwei sahen auf.
„Scorpius“, begrüßten sie ihn mit einem kurzen Nicken. „Tolle Neuigkeiten: Unsere Lieblingsfreunde sitzen zwei Türen weiter.“
Scorpius zuckte mit den Augenbrauen.
„Potter, Turner, Weasley?“
„Aber alle neun.“
Er ließ seinen Schrankkoffer zu denen der anderen gleiten und sah zum Fenster. Sein Vater blickte zurück. Kurz hob er die Hand zum Abschied, Draco nickte nur, dann nahm er sich Astoria beiseite und verließ den Bahnsteig.
„Dann mal los.“, Scorpius klatschte in die Hände, als sie außer Sichtweite waren. „Melinda, du bleibst hier und achtest auf unsere Plätze.“
„Alles klar, Scorpius.“
Mit einer finsteren Miene und zwei seiner Freunde im Schlepptau, verließ er das Abteil, Melinda schloss hinter ihnen die Tür.
Er hörte die Gesuchten bereits, als er noch nicht mal richtig aus der Tür war. Ganz besonders die Potterbrüder waren unüberhörbar.
Er baute sich in der offenen Tür auf, mit verschränkten Armen und breiten Beinen. Eric schlug gegen die Tür. Erschrocken sahen die neun Personen, die sich in das Abteil quetschten auf. Scorpius verzog die Mundwinkel zu einem dreckigen Grinsen.
„Was zum Trollmist noch eins willst du denn hier?“, fragte Albus Severus Potter und stand überflüssiger Weise auf.
„Euch könnte ich das Gleiche fragen.“, verkündete er hochtrabend.
„Man Malfoy, verschwinde und tu woanders so, als hättest du zu viel Testosteron!“, knurrte Valerius Turner, der älteste der drei Turner-Veela-Kinder.
Angewidert betrachtete er den unnatürlich perfekten jungen Mann aus dem siebten Jahrgang.
Doch ehe er was sagen konnte stöhnte das älteste Veelamädchen Dominique, Tochter von Bill und Fleur Weasley, auf. Genervt drückte sich die Ravenclaw aus der Abschlussklasse an ihm vorbei und funkelte ihn sauer an.
„Du kannst einem mit deiner widerlichen Visage aber auch alles vermiesen!“, brodelte sie los und verschwand in die Richtung aus der er gekommen war.
James, Roxanne und Valerius, die ebenfalls in ihrem Jahrgang waren, folgten ihr. Blieben noch fünf Gryffindor übrig.
Nacheinander sah er sie an. Albus, Molly, Rose und die übriggebliebenen Veelazwillinge Velcan und Valerija.
Molly, die durchaus ihrem Namen Ehre machte, baute sich in ähnlicher Pose, wie er sie eingenommen hatte, vor ihm auf und versperrte ihm die Sicht.
„Verpiss dich, Malfoy!“, befahl sie.
„Willst du mir etwa sagen, was ich zu tun habe?“, fragte er und lachte gehässig auf, dann sah er wieder auf sie hinab. „Roll lieber beiseite!“
Sofort sprangen Velcan und Albus hoch, zogen Molly aus der Schusslinie und quetschten sich zusammen aus der Tür, dass es schon wieder lächerlich aussah.
„Dich will hier niemand, du Todesserbrut!“, bellte der Veelajunge ihn an und stieß ihn an den Schultern weg. Sofort griff Eric ein und packte ihn am Kragen. Albus schlug die Pranken des Größeren von seinem Freund weg und schob ihn zurück ins Abteil. Er funkelte Scorpius noch einmal an.
„Ich wünsch dir eine schöne Fahrt, Malfoy.“, knurrte er und und schlug, den neuen Platz nutzend, die Tür zu.
Scorpius lachte triumphierend und bedachte die Gryffindor noch einmal mit einem selbstzufriedenen Grinsen. Sein Blick blieb auf der zweiten Veela hängen, Valerija, die Schwester von Velcan. Teilnahmslos starrte sie aus dem Fenster.
Mit dieser kleinen Göre hatte er noch eine Rechnung offen und eben die würde er innerhalb dieses Jahres noch begleichen. Das schwor er sich und auch ihr.