Zum Inhalt der Seite

Und dann kam dieser Brief

Das erste Schuljahr der Emily Dursley
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Streit und Autowaschen

Seit dem Emily erfahren hatte, dass sie eine Hexe war, waren zwei Stunden vergangen. Bis jetzt hatte sie, entgegen des Versprechens ihrer Mutter, keine Rückmeldung bekommen. Nur Fetzen des Streits waren ab und an zu ihr hoch gedrungen. Etwas von wegen „All die Jahre“, „Gefährlich“, „Lügen“ und „Wir können doch nicht“. Wovon dieser Streit handelte, konnte sie beim besten Willen nicht sagen… und ob sie es überhaupt wollte, wusste sie nicht.

Emily lag betrübt auf ihrem Bett und starrte die Decke an. Mittlerweile erkannte sie schon Gesichter in der Holzmaserung der Balken. Eines von ihnen lachte sie an, das andere starrte zurück und ein weiteres sah aus, als ob es gleich weinen würde. So ähnlich fühlte sich Emily auch. Sie war furchtbar nervös. Sie hatte keine Ahnung, was ihre Eltern da beredeten, aber sie war sich sicher, dass es um sie ging. Zumindest teilweise. Immerhin war der Streit ja erst dann losgegangen, als dieser Brief für sie angekommen war.

Mit einem Seufzer rollte sie sich vom Bett. Sie konnte nicht den ganzen Tag lang hier oben bleiben. Den Geräuschen nach war der Streit beendet. Zumindest war keiner der beiden mehr laut. Also konnte sie nach unten gehen und nachfragen, was nun passieren sollte.

Ein wenig zögerlich, aber entschlossen, öffnete sie ihre Zimmertür und lief nach unten. „Mum? Dad? Ich will jetzt reden!“, rief sie, bekam allerdings keine Antwort. Sie hielt verdutzt inne. Sonst antwortete ihr immer jemand. „Ich komm jetzt runter!“ Deutlicher konnte sie nun auch nicht werden. Wenn sie doch nicht durfte, konnte sie nichts dafür. Schließlich hatte sie ihre Eltern vorgewarnt.
 

Mr. und Mrs. Dursley saßen im Wohnzimmer. Während er auf dem Sessel saß, stand seine Frau mit verschränkten Armen vor ihm. Beide hätten Emily sehen können, wären sie nicht so abgelenkt gewesen. „Wir können sie nicht dahin schicken“, sagte Dudley Dursley. „Dort ist es zu gefährlich. Ihr könnte sonst etwas passieren!“

Emily wurde schlecht. Was sagte er da? Sie durfte nicht nach Hogwarts? Gefährlich? „Was?“, brachte Emily heraus und starrte ihre Eltern entsetzt an.

Die blickten, nicht weniger entsetzt, zurück. Eliza ergriff zuerst das Wort.

„Liebling, setz dich bitte. Noch haben wir nichts entschieden.“

„Nein, ich bleib lieber stehen“, sagte Emily.

„Gut, dann bleib stehen, aber hör uns bitte zu.“

„Mal sehen.“

Ihre Mutter seufzte leise. „Nun, es ist so. Dein Vater hatte durch Onkel Harry ein wenig Kontakt mit Magie, und dabei einige schlechte Erfahrungen gesammelt. Es kann sehr gefährlich sein. Aber ich bin der Meinung, dass wir nicht verhindern können, dass du das machst, was deine Bestimmung ist. Und wir wollen es auch nicht.“

Doch Dudley Dursley schien nicht zufrieden mit dieser Aussage zu sein. „Deine Mutter will das vielleicht so, aber ich nicht. Glaub mir, Liebling, es ist da sehr gefährlich. Zauberer können anderen Menschen schlimmen Schaden zufügen, und da gibt es noch grauenhafte Monster.“

Emily blickte ihren Vater wütend an. „Aber ich bin eine Hexe. Ich muss nach Hogwarts, und wenn Zauberer Menschen wehtun können, dann können die auch sicher gute Dinge tun und das will ich auch können.“

„Siehst du, Dudley? Emily sieht das wie ich. Harrys Kinder gehen auf diese Schule. Wenn es dort gefährlich wäre, würde er das nicht zulassen.“

Nun saß er also da. Er. Dudley Dursley. Direktor einer anerkannten und reichen Firma. Ein Chef, vor dem sich manch ein Mitarbeiter fürchtete. Vor ihm aber standen zwei Frauen, von denen eine noch ein Kind war… und schüchterten ihn ein.

„Dad. Ich will auf diese Schule!“

„Wir können nicht so tun, als sei sie keine Hexe! Sie ist, was sie ist, und das kannst du nicht ändern. Schon gar nicht so.“

„Genau! Mum hat Recht!“

Dudley war mittlerweile kreidebleich.

„Aber“, sagte er und klang dabei so, wie er aussah, „es ist gefährlich. Was, wenn ihr etwas passiert?“

„Blödsinn!“ Eliza stemmte die Hände in die Hüfte. „Harry ist doch in Hogwarts auch nichts passiert.“

„So würde ich das nicht nennen.“

„Aber das war doch was anderes. Dieser Lord Volldermord ...“

„Voldemort“, warf Dudley Dursley ein. Diesen Namen würde er nie vergessen.

„Ist doch egal! Fakt ist, dass Harry nur wegen ihm in Gefahr war. Das hast du doch auch gesagt.“
 

Emily verstand kein Wort von dem, was ihre Eltern sagten. Ein Lord hatte Onkel Harry in Gefahr gebracht? In ihrem Kopf tauchte ein sehr seltsames Bild auf. Ein Mann mit langen Haaren und einem wertvollen Mantel bedrohte Harry mit einem riesigen Schwert.

Doch war sie sich ziemlich sicher, dass das nicht so abgelaufen war. Das war lächerlich.

Unter anderen Umständen hätte sie nun gelacht, aber in Anbetracht der Situation hielt sie es für besser zu schweigen. Ihre Mutter war gut darin, ihren Ehemann zu überreden.

„Lord Voldemort war nicht die einzige Gefahr! Da gibt es Monster!“

„Gegen die Emily sich sicher zu verteidigen weiß. Man wird ihr das wohl beibringen.“

„Aber wenn sie angegriffen wird, bevor...“

„Und was ist, wenn sie morgen aus dem Haus geht und von einem Auto überfahren wird?“

„Das ist lächerlich! Autos sind nicht halb so gefährlich wie Magie.“

„Das kannst du nicht wissen.“ Eliza schnaufte und warf Dudley einen wütenden Blick zu. „Harrys Kinder sehen alle gesund aus. Ich werde ihm jedenfalls Bescheid sagen, was Sache ist. Er wird das Gleiche sagen.“

„Aber...“ Noch einmal versuchte Dudley die Situation zu retten.

„Kein 'Aber'! Sie geht nach Hogwarts und damit Basta!“
 

Dudley seufzte und suchte verzweifelt nach Argumenten. Doch wusste er, dass er keine Chance mehr hatte, Emily davon abzuhalten, diese Schule zu besuchen. Harry würde davon Wind bekommen. Garantiert. Und dann würde er auch dafür sorgen, Emily in diese schreckliche Gefahr zu bringen!

„Ach, macht was ihr wollt“, grummelte er und stand auf. „Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt.“ Er wandte sich zum Gehen. „Ich geh nun das Auto waschen.“ Das tat er immer, wenn er sich beruhigen wollte. Egal ob es draußen eisig kalt oder brütend heiß war.

Und weg war er.
 

Emily und Eliza Dursley blickten sich einander verdutzt an. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass es so schnell ging. Dann fingen sie an zu lachen und umarmten sich.

„Danke, Mum! Du bist einfach klasse!“, rief Emily fröhlich aus. Eliza strich ihrer Tochter über ihren Lockenkopf.

„Für dich doch immer. Ich will, dass du glücklich wirst und deinen Weg gehst.“

Für einige Zeit, keiner der beiden konnte sagen wie lange, standen sie so da. Bis die Mutter langsam die Umarmung löste.

„Dein Vater wird sich schon beruhigen. Wir beweisen ihm, dass an Magie nichts Schlechtes ist.“

Emily nickte. „Ja, das tun wir.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Sagst du Onkel Harry wirklich Bescheid?“ Sie wusste nicht, wie sie es finden sollte. Einerseits mochte sie Onkel Harry und Tante Ginevra, anderseits mochte sie die Kinder der beiden aber nicht wirklich. Lily war ganz in Ordnung, aber die beiden Jungs waren furchtbar. Besonders James konnte sie nicht leiden. Sie fand, dass er ein nerviger Junge war. Einer von der Sorte, den sie schon im Kindergarten nicht hatte leiden können. Den schönen Moment wollte sie nicht durch diesen Idioten kaputt gemacht bekommen. Er würde sicher irgendwelche blöden Sprüche ablassen.

„Nun, ich denke, es wäre schon besser“, sagte Eliza nachdenklich. „Immerhin wissen sie viel mehr als wir über die magische Welt, verstehst du.“

Emily schnaufte und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Ja schon, aber...“

„Ihre Kinder müssen ja nicht mitkommen.“

„Dann habe ich nichts einzuwenden.“ Emily grinste.

Eliza grinste zurück. „Okay, dann gehe ich jetzt Harry anrufen. Danach... hm... wie wäre es mit Kuchen backen? So für uns beide?“

Emilys Grinsen wurde, wenn dies überhaupt möglich war, noch breiter. „Oh ja! Klasse!“
 

Später, als Emily im Bett lag, wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihre Mutter liebte. Es würde schwer werden, ganz alleine nach Hogwarts zu gehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2012-05-24T06:37:41+00:00 24.05.2012 08:37
Hey du,

liest sich schon sehr interessant der Anfang.
Bin schon gespannt, wie es weiter geht und in welches Haus sie kommen wird!

Liebe Grüße,
S


Zurück