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Voll erwischt

von

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Kapitel 1
 

Es war einer von diesen verregneten Tagen, die einem schon am frühen Morgen die Laune vermiesten. Zwar war es nicht mehr so kalt, aber der Regen prasselte unaufhörlich gegen die Scheiben meiner Bahn und hallte in meinem Kopf wider. Die Aussicht war genauso trostlos wie das Wetter. Graue, beschmierte Häuserwände, Müll in den Hinterhöfen und eingeschlagene Fensterscheiben. Diese Stadt war wirklich hässlich. Selbst wenn die Sonne schien, war alles grau in grau und die Architektur mehr als fragwürdig. Entweder einheitliche Betonklötze oder alte heruntergekommene Häuser, die in ihrer Blütezeit vielleicht mal hübsch gewesen waren, aber nun nur noch von Verfall sprachen. Selbst die Menschen erschienen mir grau, griesgrämige Gesichter, die nicht dazu beitrugen, meine Laune zu heben.

Jeder Tag war dasselbe Einerlei, hatte den gleichen Ablauf. Aus dem Bett sprinten, hastig unter die Dusche, Zähne putzen, Tasche schnappen und zum Bahnhof flitzen. Unterwegs schnell einen Kaffee kaufen und dann in die Bahn hopsen. Immer wieder hoffen, dass sie keine Verspätung hatte, denn mein Zeitplan war eng bemessen. So eng, damit ich nur keine Sekunde zu viel bei der Arbeit verbringen musste. Auch an diesem Tag hatte ich in Rekordzeit meine Bahn erwischt und ließ mich auf einen der Sitze fallen. Ich saß immer auf dem gleichen Platz am Fenster, bei dem ich meine langen Beine ausstrecken konnte. Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee, erst einmal richtig wach werden, die fünfundvierzig Minutenfahrt schläferte mich sonst gleich wieder ein. Normalerweise hörte ich Musik, während meine Bahn vor sich hintuckerte, aber an diesem Tag hatte ich meinen MP 3-Player vergessen und musste mir nun die Zeit anders vertreiben. Der Blick aus dem Fenster hielt mich jedoch nicht lange fest. Fast alle Leute in der Bahn schliefen und ich hatte auch Mühe, die Augen offen zu halten. Aber auf keinen Fall wollte ich einschlafen, denn sonst wäre ich für den Rest des Tages sicher nicht mehr zu gebrauchen gewesen. Den Fehler hatte ich einmal gemacht und bitter bereut. Wie ein Zombie hatte ich den Tag hinter mich gebracht und war todmüde in mein Bett gefallen. In dem Moment wurde die nächste Station angesagt und die Hälfte der Leute wurde wieder munter. Ich ließ meinen Blick erneut aus dem Fenster schweifen und beobachtete die neuen Passagiere, die einstiegen. Darunter eine Gruppe junger Mädchen, die kicherten und alles und jeden lustig fanden.

An diesem Tag schien eigentlich alles wie sonst, aber mein Blick fiel in der Fensterscheibe auf mein Gegenüber und mein Körper spannte sich an. Der war mir vorher gar nicht aufgefallen. Fuhr der immer mit dieser Bahn? Nein, ich war sonst ziemlich ungestört. Warum nur konnte ich nicht anders, als ihn immer wieder im Fenster anzusehen? Diese Faszination, die er in mir auslöste, war völlig untypisch für mich, denn normalerweise waren mir so ziemlich alle Menschen egal. Also, was war nur in mich gefahren? Ich beobachtete ihn beim Lesen und ließ meine Augen über ihn schweifen. Er saß mir schräg gegenüber, sodass wir uns mit unseren Beinen nicht in die Quere kamen. Ich schätzte ihn auf circa 24, also etwas älter als ich. Er war wahrscheinlich ein Stückchen größer und irgendwie wurmte mich das. Denn nicht nur, dass er verdammt gut aussah, ich kam mir tatsächlich klein vor und das mit einer Größe von 1,80m! Ich versuchte, mich dazu zu zwingen, wieder aus dem Fenster zu sehen, aber nichts dort draußen vermochte mich so zu fesseln, wie sein Anblick. Immer wieder schaute ich mir sein Gesicht an und prägte mir unwillkürlich jeden seiner Züge ein.

Das schmale Gesicht, mit den leicht gebogenen Augenbrauen, deren Farbe genauso dunkelbraun wie seine Haare war. Darunter dunkle Augen, eine gerade Nase und ein sinnlicher Mund. Halt, halt, halt! Sinnlich?!, schrie mein verwirrter Verstand auf, ein Mann findet die Lippen von einem anderen Mann NICHT sinnlich!

Irritiert sah ich erneut aus dem Fenster, um sogleich wieder auf dieses Gesicht zu starren. Absolut zwecklos. Die Haare waren nicht gegelt, aber vorn leicht nach hinten gestrichen, was ihm ungeheuer gut stand. Sein Körper war leider von einem grauen Kurzmantel verhüllt, deswegen konnte ich nicht sehen, was er darunter trug und ob er so schlaksig war, wie er im ersten Moment wirkte. Moment mal, Gehirn? Was heißt hier LEIDER? War ich denn jetzt völlig bekloppt geworden? Meine Gedanken wurden in diesem Moment glücklicherweise von den Mädchen abgelenkt, die sich lautstark unterhielten.

„Süße, hast du schon mein neues Make-up gesehen? Es ist superdeckend und passt hervorragend zu meinem Teint.“ Nun ja, wenn man das Teint nennen konnte...zu viel Solarium, zu wenig Natürlichkeit.

„Ja Schätzchen, das sieht toll aus. Ich war gestern beim Friseur, aber die hat meinen Pony total verschnitten, Alter und dafür habe ich 70 Euro bezahlt, natürlich mit Färben, das hätte ich alleine auch besser gekonnt.“ Ich musste an mich halten, um nicht laut loszuprusten. Es war nichts zu sehen, die Haare waren schon so oft gebleicht worden, dass sie aussahen, wie ein hellblonder Strohball und der Pony war nach hinten gesteckt, was wegen ihrer hohen Stirn nicht gerade förderlich war. In Gedanken grinsend, dachte ich, um wie viel besser der Geschmack meines Gegenübers war. Zu dem grauen Mantel trug er eine dunkle Jeans und graue Sneakers. Ein bisschen konservativ, aber wenigstens passte es zusammen. Soviel zu meiner Ablenkung, hatte ja prima geklappt.

Eine mechanische Stimme sagte den nächsten Halt an und mit Unmut stellte ich fest, dass ich aussteigen musste. Balancierend stieg ich über seine langen ausgestreckten Beine und hastig wurden sie zurückgezogen.

„Sorry“, sagte seine samtig weiche Stimme und jagte mir Schauer über den Rücken, sodass ich fluchtartig den Zug verließ. Noch völlig durcheinander lief ich auf den Bahnhof. Doch das Wetter hatte kein Erbarmen mit mir. Aus dem leichten Nieselregen war ein ausgewachsener Platzregen geworden. Warum war dieser Bahnhof auch nicht überdacht? Ach ja, ich arbeitete ja mitten in der Pampa. Müde schleppte ich mich zu dem Lager, in dem ich meine Arbeit vor drei Jahren angefangen hatte. Ein Glück war es bald vorbei. Ich wusste nun zumindest, was ich auf keinen Fall mein Leben lang machen wollte.

Doch was blieb mir anderes übrig, wenn ich Geld verdienen musste? Mein Vertrag lief dieses Jahr aus, was nichts Ungewöhnliches war, die Gesichter wechselten so schnell, dass ich mir keine Namen mehr merkte. Der Tag rauschte an mir vorbei, sodass ich schon auf dem Weg zurück war, bevor ich auch nur etwas Sinnvolles getan hatte. Vielleicht sollte ich noch einkaufen? Mein Kühlschrank gab zumindest nicht mehr viel her.

Den Abend saß ich vor dem Fernseher und ließ mich berieseln. Es kam wirklich nichts Spannendes und am Ende blieb ich bei einer Dokumentation hängen. Etwas über Mythen und Sagen, das klang viel versprechender als alles, was bisher kam. Am Ende der Sendung war ich so gefangen, dass ich mich wunderte, dass es schon so spät geworden war.
 

Vielleicht sollte ich nicht so spät schlafen gehen, vielleicht sollte ich auch vorher kein Fastfood in mich hineinstopfen, weil ich doch zu faul gewesen war, einkaufen zu gehen. Auf jeden Fall verfolgten mich in dieser Nacht dunkle Augen und volle Lippen.

Absolut nicht ausgeruht, stand ich am nächsten Morgen auf und schleppte mich ins Bad. Augenringe hatten sich tief in mein Gesicht gegraben und ich war ungewöhnlich blass. Die wirklich heiße Dusche half leider auch nicht viel. Diesmal grapschte ich sofort nach meinem MP 3-Player, das Elend kichernder und geräuschvoll schlafender Insassen tat ich mir nicht noch einmal an. Ein Blick aus dem Fenster signalisierte mir, dass ich auch den Schirm einstecken sollte, der aus unerfindlichen Gründen jedoch nicht an seinem üblichen Platz lag. Musste es eben so gehen. Dieser Morgen war noch schlimmer als der vorherige, denn der Platzregen hatte sich wieder zu dem feinen Nieselregen verdichtet und es war kälter. Im Bahnhof holte ich mir einen Kaffee und hörte, wie diese nervige Frauenstimme meinen Zug ansagte. Nun aber los.

In meinem Abteil saß heute wieder der Grund meiner ruhelosen Nacht, zum Glück sah er gerade nicht hin, denn ich wollte ihn mit meinen Blicken erdolchen. Ich wusste, dass er nichts dafür konnte, dass mein Kopf der Meinung war, ihn absolut spannend zu finden. Aber ich durfte mich über meinen verpassten Schlaf ärgern, oder?

Der Zug fuhr an und ich steckte mir meine Ohrstöpsel in die Ohren. Für ein paar Minuten konnte ich so auch wunderbar abschalten. Meine Augen jedoch waren immer noch unbeschäftigt und schienen ein Eigenleben entwickelt zu haben. Heute trug er eine Brille, die ihn dummerweise noch attraktiver machte. Das hatte ich eben nicht gedacht. Innerlich den Kopf schüttelnd, setzte ich meine Inspektion fort. Wieder hatte er ein Buch in der Hand, das er bereits bis zur Hälfte gelesen hatte, musste ja ungeheuer spannend sein. Mein Blick wanderte wieder über ihn und ich beobachtete, dass er sein Gesicht je nach Geschehen des Buches verzog. Ein leichtes Grinsen lag auf seinen Zügen, das Buch war also anscheinend wirklich unterhaltsam.

Ich sah auf die Hände, die fleißig Seite für Seite umblätterten. Schöne gepflegte Fingernägel und lange Finger, die meine Phantasie anheizten. Das musste aufhören! Ich hatte mir nicht wirklich eben vorgestellt, dass mich diese Finger zärtlich berührten?! Bitte weist mich in die Klapsmühle ein!

Vielleicht sollte ich heute Abend wieder um die Häuser ziehen und mir ein wenig Ablenkung suchen. Ben, mein bester Kumpel hatte eigentlich immer Zeit für mich und war für ein Bier zu haben. Gedacht, und SMS abgeschickt. Das wäre ja wohl gelacht, wenn ich diese braunen Augen nicht aus meinem Kopf bekommen würde. Mein Körper lachte mich jedoch genau in dem Moment hämisch aus, denn mein Sitznachbar hatte gerade seine Jacke ausgezogen und ich hatte Mühe, meinen Puls unter Kontrolle zu bekommen. Hör auf so schnell zu schlagen dämliches Herz, du hast keinen Grund dafür, hier gerade einen Sprint hinzulegen! Von schlaksig war er weit entfernt. Ich würde ihn nicht muskulös nennen, aber er war eben auch nicht schmächtig. Das weiße Shirt schmiegte sich eng an seinen Körper und ich musste einen wohligen Schauer unterdrücken, der mich bei dem Anblick durchlief. Konnte ein einfaches T-Shirt derartig erregend wirken? Das gehörte doch verboten. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig, während er Zeile um Zeile verschlang.

Nach geraumer Zeit, die ich ihn beim Lesen beobachtet hatte, steckte er den Band weg und holte eine Mappe hervor, die verdächtig nach Schul- oder Unikram aussah. Ich versuchte einen Blick auf die Unterlagen zu erhaschen, die mit einer gestochen scharfen Schrift übersät waren. Was er wohl studierte? Man konnte ja anhand des Aussehens immer schlecht einschätzen, was der Andere machte. Ich war schon auf Jurastudenten gestoßen, die aussahen, als wären sie Ökologiestudenten und Germanisten konnten so geschniegelt aussehen wie Wirtschaftsstudenten. Also war das kein wirklicher Anhaltspunkt. Auf einem der Blätter stand ein Name, aber egal, wie sehr ich den Kopf verdrehte, ich konnte ihn nicht erkennen. Zum Glück war er so abgelenkt von seinem Papierkram, dass er meine merkwürdigen Verrenkungen nicht mitbekam. In dem Moment verlangsamte der Zug sein Tempo und ich stellte widerwillig fest, dass ich aussteigen musste. Beim Vorbeigehen versuchte ich nochmals einen Blick auf das Blatt zu erhaschen, aber vergeblich.
 

Ben war, wie immer, eine halbe Stunde zu spät. Ich hatte mich ein wenig zurechtgemacht, nicht sonderlich schick, aber auch nicht schlampig. Meine schwarze Jeans saß ein bisschen zu eng und ich war ernsthaft am Überlegen, dem Fitnessstudio wieder einen Besuch abzustatten. Dazu ein graues Shirt und die Haare so gelassen wie immer. Da konnte ich gelen, was ich wollte, sie sträubten sich vehement, das zu machen, was ich wollte. Da ließ ich es lieber ganz.

Wie mein Zugnachbar das wohl machte, dass seine Haare immer richtig zu liegen schienen? Der Gedanke an ihn ließ mich einfach nicht los und das sah man mir auch immer noch an.

Meine dunkelgrauen Augen sahen immer noch müde aus von dem verpassten Schlaf und ich stellte fest, dass ich mich vielleicht mal wieder rasieren sollte. Der Drei-Tage-Bart sah meiner Meinung nach zwar nicht so schlecht aus, aber er juckte fürchterlich. Naja, egal heute würde es noch gehen, musste ich eben morgen etwas früher aufstehen und mich dann rasieren. Ob er wohl auch mit Bart noch so gut aussehen würde? Ich hatte ihn bisher nur glatt rasiert gesehen und das machte ihn schon unwiderstehlich. Die Frauenwelt lag ihm bestimmt zu Füßen. Bei diesem Gedanken presste ich kurz die Lippen zusammen. Ob er eine Freundin hatte? Bei dem Aussehen hätte es mich nicht gewundert. Warum dachte ich darüber überhaupt nach? War doch völlig egal, ob oder ob nicht, aber den Stich im Herzen ignorierte ich gekonnt. Meine Grübeleien wurden dann zum Glück unterbrochen, denn in diesem Moment klingelte es an meiner Tür. Schnell, die Jacke geschnappt und schon konnte Ablenkungsplan Nummer 1 losgehen.

„Hi, Ben. Was gibt’s Neues?“ Sein Gesichtsausdruck sprach Bände und ich stellte mich auf einen sehr feuchten, aber nicht fröhlichen Abend ein.

„Sie hat Schluss gemacht. Mit mir!“ Der weinerliche Unterton kam mir bekannt vor, das passierte immer, wenn Ben verlassen würde. Erst konnte er es nicht fassen und am Ende waren alle Frauen Hexen, mit denen er nie wieder etwas zu tun haben wollte. Was aber nie lange hielt, da er, der absolute Frauenschwarm, an jeder Hand fünf Mädels hatte, die für ihn ihre Seele verkaufen würden.

„Soll ich vielleicht Sammy und Domenik anrufen? Dann machen wir alle vier was zusammen, das bringt dich auf andere Gedanken.“ Dabei hatte ich nicht nur eins im Hinterkopf. Sammy war seit Ewigkeiten in Ben verknallt, aber der Hornochse kapierte es nicht und Dom war immer so gut drauf, der konnte jeden mit seiner guten Laune anstecken. Noch dazu würde er in Ben keine Komplexe auslösen. Jeder gut aussehende Mann wäre nun pures Gift für seine Gemütslage. Ha, nicht, dass Dom schlecht aussehen würde, aber er hatte uns vor 5 Jahren reinen Wein eingeschenkt, dass die Frauenwelt ihn nicht bezirzen konnte. Also keine Konkurrenz für Ben.

Dabei war das schon schwierig genug, neben ihm fühlte man sich wie ein Zwerg, er war 1,96 groß, Volleyballer, absolut athletisch, die hellbraunen Haare kurz geschnitten und in den blauen Augen lag fast immer der Schalk. Nur heute nicht. Dabei wusste ich aus erster Hand, dass so einige Frauen für ein Lächeln von ihm morden würden. Wenn wir bei einem seiner Spiele dabei waren, dann musste ich echt Angst um mein Gehör haben, denn Tinnitus wäre noch das Harmloseste, was mir passieren konnte.

Dom dagegen war zwar nicht besonders groß, nun ja, 1,70m waren nun mal nicht groß. Dafür hatte er wahrscheinlich Gott bestochen, als er die Gene für Schönheit verteilte. Davon hatte er nämlich mehr als genug abbekommen. Das war ihm zwar nicht wirklich bewusst, aber anderen fiel es durchaus auf. Selbst mir und ich war sonst immer der Letzte, der sowas mitbekam. Problem an der Sache war, dass vor allem die jungen Mädchen auf ihn flogen und ihn das schier zum Ausrasten brachte. Seine fast schwarzen Haare hatte er meist in so eine Bieber-Frisur geföhnt und das machte ihn nicht mal jünger. Dazu eine Augenfarbe, bei der wir immer noch rätselten, welcher Farbanteil überwog. In seinem Ausweis stand braun-grün-grau, aber ehrlich gesagt, war es ein Mischmasch aus allen Farben. Seine schlanke Figur versteckte er meist unter Schlabberklamotten und jeder Versuch, ihn dazu zu überreden, figurbetonte Sachen anzuziehen, stieß auf taube Ohren oder vehementen Widerstand. Er war der Meinung, dass das eh nicht helfen würde und jeder Mann schreiend wegrennen würde, wenn er ihn genauer ansah. Also blind war noch milde ausgedrückt für seine Selbstsicht.

Meine einzige Freundin, Sammy, war mein Ein und Alles. Sandkastenfreunde seit der Kinderkrippe hat uns nie etwas auseinander bringen können. Mit Sammy, Samantha, aber wehe jemand nannte sie so, konnte man Pferde stehlen. Sie konnte Geheimnisse bewahren und ihre Alibis für jedes Kindheitsvergehen waren wasserdicht. Mit ihren 1,55m, den blonden Locken und hellbraunen Augen war sie unser Springinsfeld, der jeden umwuselte und sofort Lunte roch, wenn etwas bei jemandem schieflief. Genau aus diesem Grund rief ich sie auch an. Keine war besser ihm Trösten als Sammy.

„Hi, Jona, was gibt’s?“, flötete sie mir so laut ins Ohr, dass ich das Handy einen gefühlten Meter von mir weghalten musste.

„Notfall. Ben ist ziemlich geknickt und ich glaub nicht, dass ich ihn besonders gut aufmuntern kann. Ich hab gehofft, du könntest ihn davon abhalten, sich die Kante zu geben.“

„Oh, ja klar komme ich, gleicher Ort wie immer? Ich sag Dom Bescheid, dann hat er keine Chance sich im Selbstmitleid zu suhlen.“ Hörte ich da unterdrückt Sarkasmus? Das passte aber gar nicht zu ihr.

„Klasse, ich wusste, ich kann mich auf euch verlassen.“

„Für dich doch immer. Bis gleich!“
 

Als wir vier die Bar betraten, hatte sich Ben schon wieder ein bisschen beruhigt. Ja, dem Dreamteam konnte man nicht entkommen. Sammy war außerdem dabei, für jeden von uns ein geeignetes Opfer zu finden, aber ich hörte ihr gar nicht richtig zu. Die ruhelose Nacht forderte so langsam ihren Tribut und der Alkohol tat sein Übriges. Ich musste kurz eingenickt sein, denn plötzlich rammte mir jemand einen spitzen Ellbogen in die Seiten.

„Jona! Aufwachen! Du kannst hier doch nicht einpennen, die Kellnerin guckt uns schon ganz komisch an.“ Leicht orientierungslos klärte sich mein Blick und ich schaute in Doms Gesicht und dann zur Kellnerin. Von wegen! Die schaute nicht mich, sondern ihn an, und zwar mit diesem Ich-will-dich-am-Liebsten-auffressen-Blick.

„Spinnst du Dom? Die guckt nicht mich, sondern dich an! Du solltest lieber alle Schutzschilde hochfahren.“ Verwirrt schaute er mich an.

„Ist nicht dein Ernst? Warum soll die mich denn so angucken?“ Wie verblödet konnte man eigentlich sein?

„Weil“, quetschte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „sie auf dich steht. Sieht doch ein Blinder mit Krückstock.“ Die Augen wurden immer kugelrunder.

„Nee, da irrst du dich bestimmt, die schmachtet dich an, ganz bestimmt. Aber ich hab das Gefühl, dass da heute bei dir nicht mehr so viel läuft. Hast du die Nacht etwa nicht geschlafen?“ Die Besorgnis in seinen Augen konnte mich nicht davon abhalten, rot anzulaufen.

„Ähm..ja … mh, ich hab schlecht geträumt … Alptraum“, würgte ich hervor. Verdammt, es konnte auch nervig sein, solch einfühlsame Freunde zu haben.

„Aha, was hast du denn geträumt? Wenn du darüber redest, wird es bestimmt besser.“ Verdammt, verdammt, wie sollte ich mich aus dieser Zwickmühle befreien? Ich konnte ihm ja schlecht erzählen, dass der Gedanke an volle weiche Lippen mich in meinen Träumen verfolgt hatte und ich mit Pulsrasen aufgewacht war, nur weil ich meine Hormone nicht unter Kontrolle hatte. Und das I-Tüpfelchen war natürlich, dass ich ausgerechnet von einem Mann geträumt hatte. Dom würde zwar Freudensprünge machen, aber ich fand das überhaupt nicht lustig. Ich wollte einen anderen Mann nicht attraktiv finden. Schon gar nicht sexy, begehrenswert und diese sinnlichen L… wirst du wohl aufhören blödes Gehirn, schrie mein Verstand mein Erinnerungsvermögen an. Ich erinnerte mich leider viel zu gut an die geschwungene Form und die leicht gebräunte Haut darüber.

„Was gäbe ich für deine Gedanken“, schmachtete mich Dom an. Ich hatte mich anscheinend eben grandios in die Bredouille manövriert.

„Was haben wir nicht mitbekommen? So, wie du eben geschaut hast, hat es dich voll erwischt. Wer ist denn die Glückliche?“ Fragend hob er die Augenbrauen und ich hatte nicht wenig Lust, meinen besten Freund zu ermorden.

„Niemand! Mich hat es nicht erwischt!“ Scheiße, besonders, wenn man etwas abstritt, glaubten die Leute doch, dass da was war.

„Jona …“, er senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern „ich glaube dir kein Wort. Kennen wir sie?“

„Es gibt niemanden. Hör auf damit!“ Ich hob meine Hand, um der Kellnerin zu signalisieren, dass ich zahlen wollte.

„Die Rechnung, bitte.“ Ich konnte seinen prüfenden Blick auf mir spüren. Er merkte definitiv zu viel.

„Ich bekomm es schon noch heraus.“ Hoffentlich nicht!

„Hier, bitte die Rechnung, zusammen oder getrennt? Noch einen Wunsch?“ Ihre Augen klebten förmlich auf Dom, den sie auch angesprochen hatte, obwohl ich die Rechnung bestellt hatte. Der schien nun langsam auch zu ahnen, dass ich Recht gehabt hatte und zog die Notbremse.

„Zusammen, kleinen Moment.“ Mit diesen Worten stützte er sich auf meinem Oberschenkel ab, um an seine Tasche zu kommen. Nur, dass es nicht in der „sicheren“ Zone war, sondern weitaus höher, als man einen normalen Freund anfassen würde. Geräuschlos zog ich die Luft ein und hielt den Atem an. Das würde mir die kleine Ratte büßen. Der benutzte mich doch glatt, um sie abzuservieren. Aber ich musste das Spiel wohl oder übel mitmachen, wenn ich nicht wollte, dass er aufflog. Als er seine Brieftasche herauszog, lehnte er sich an mich und ich legte meinen Arm um ihn und zwinkerte der Kellnerin zu. Diese verzog ihr perfekt geschminktes Gesicht zu einer Grimasse und kassierte das höchst großzügige Trinkgeld.

„Das hätte echt nicht sein müssen, Dom. Sie hat mir ja fast ein wenig Leid getan.“ Doch er zuckte nur mit den Schultern und schien es absolut in Ordnung zu finden, mich in der Öffentlichkeit ebenfalls als homosexuell darzustellen.

„Erzähl mir mal lieber, wer dich vom Schlafen abgehalten hat?“ Er gab einfach nicht auf.

„Geht dich gar nichts an.“

„Aha! Also gibt es doch jemanden! Vielleicht ist es wirklich jemand, den wir kennen. Oder … nee … Du hast dich nicht in einen Kerl verguckt, oder? Ja, natürlich, das erklärt, warum du so herumdruckst.“ Verdammtes Radar … wieso merkte er immer gleich, wenn er richtig lag? Anstatt es weiter abzustreiten, blieb mir nun nichts anderes mehr übrig, außer zu schweigen. Dom hatte sich sowieso schon alles zusammengereimt und war hundertprozentig von seiner These überzeugt. Sollte er doch, aus mir würde er kein Sterbenswörtchen herausbekommen.

„Sammy“, flötete er in die Richtung von den beiden anderen, die ich darüber völlig vergessen hatte.

Sie und Ben hatten anscheinend einen Schlachtplan entworfen, um Ben seine neue Flamme zu sichern. Auch, wenn ich der Meinung war, dass Sammy insgeheim andere Ziele verfolgte. Das Funkeln in ihren Augen sprach Bände.

„Jona will mir nicht verraten, in wen er sich verguckt hat.“ Oh, diesen weinerlichen Tonfall kannte ich. Wenn sich Sammy nun auch noch auf seine Seite schlug, hatte ich so gut wie keine Chance mehr. Ich beschleunigte meine Schritte, als wir das Café verließen und ergriff die Flucht.

„Sorry, Leute, muss morgen früh raus und meine Bahn fährt gleich. Bis dann.“ Wenn ich wollte, dann konnte ich durchaus rennen. Ich hetzte zu meiner Bahn und ließ mich schnaufend auf einen der Sitze plumpsen. Kondition? Nicht vorhanden.

Dafür war ich die kleine Nervensäge los, die sich in alles einmischen musste. Verdammt, um ein Haar hätte ich ihm mehr verraten und damit ein nicht enden wollendes Quietschkonzert bekommen. Da er sich selbst für so unscheinbar hielt, war jeder, der wirklich unscheinbar aussah, inklusive mir, für ihn schon ein Adonis. Seine Ansprüche waren demzufolge nicht besonders hoch geschraubt und ich fiel genau in sein Beuteschema. Wenn wir nicht so lange befreundet gewesen wären, dann hätte er es bestimmt auch bei mir probiert.

Die Fahrt nach Hause war nach dieser aufregenden Episode eher ereignislos und ich war froh, als ich daheim ankam. Meine Müdigkeit war nun auf ihrem Höhepunkt und ich fiel nach dem Zähneputzen einfach ins Bett. Doch der Schlaf ließ auf sich warten, denn wieder verfolgten mich braune Augen, warum nur ließen sie mich nicht los? Die Träume waren sehr unbestimmt, meistens nur kurze Ausschnitte, Dinge, an die ich mich erinnerte, Kleinigkeiten, die mein Gedächtnis unbewusst gespeichert hatte. Der Minileberfleck am linken Ringfinger, die Hand, mit der er immer umblätterte und mit der er schrieb. Die Augenbrauen, die sich drohend zusammenzogen, wenn ihm nicht gefiel, was er las. Mein letzter klarer Gedanke war, dass ich mich einfach nicht in einen Mann verlieben wollte.

Wie gerädert begann der nächste Morgen. Immerhin hatte ich es im Halbschlaf noch geschafft, den Wecker zu stellen, so hatte ich noch genug Zeit, um mich zu rasieren. Eine halbe Stunde, eine Dusche und zwei Pflaster später, hüpfte ich wütend durch meine Wohnung, weil ich mir den Zeh an meinem Schuhschrank gestoßen hatte, auf der Suche nach meinem Schirm. Triumphierend hielt ich das Mistding in der Hand und wunderte mich mal wieder über mein Talent, alles zu verlegen, was auch nur im Entferntesten als wichtig definiert war. MP 3-Player nicht vergessen und wieder raus in den Regen huschen. Aber heute wollte mich jemand ärgern, denn so ziemlich jede Pfütze hatte sich dazu auserkoren, mein persönlicher See zu sein und am Bahnhof trieften meine Schuhe vom schmutzigen Straßenwasser. Na toll, die waren hin.

Bloß schnell rein in die warme – denkste - Bahn. Saukalt war es! Wer hatte bloß vergessen, die Heizung anzumachen? Ihr denkt, der Morgen könnte nicht schlimmer werden? Recht habt ihr, meine Laune war im Keller und daran konnte auch der Grund meiner Alpträume nichts ändern. Ich konnte mich prima selbst belügen, Alpträume, wenn es nur das wäre ...

Ich zwang mich dazu, woanders hinzuschauen, nur nicht auf ihn. Aber das scheiterte schon daran, dass ich über seine Füße stolperte und hastig ein „T'schuldigung.“ murmelte. Ich riskierte einen Blick auf ihn und er grinste mich doch tatsächlich an.

„Macht nichts.“ Ich glaube, ich brauche einen Herzschrittmacher, denn aussetzende Herzschläge sollen doch sehr lebensbedrohlich sein? Einen langsamen Takt anschlagend, verstärkte sich der Druck auf meine Brust und ich setzte mich und tat so, als ob ich vom Rennen so aus der Puste wäre. Dabei war ich nur völlig außer mir. Das war mir noch nie passiert. Mister Eisklotz in Person. Wenn Dom recht hatte, dann schaufelte ich mir mein eigenes Grab. Denn mein Herz machte das bestimmt nicht lange mit.

Der Anblick draußen war so trostlos, dass ich gegen mein besseres Wissen die Augen schloss und hoffte, ein bisschen Schlaf nachholen zu können. Das klappte auch ganz prima, bis sich ein ziemlich dicker, übel riechender Mann neben mich quetschte und ich nur noch flüchten wollte. Da ich immer rückwärtsfuhr, konnte ich auch guten Gewissens so tun, als ob mir schlecht geworden wäre und ich mich deshalb auf die andere Seite setzte. Mir war schlecht, aber nicht vom Bahnfahren. Boah, hatte der die letzte Woche nicht geduscht? Dieser Geruch nach Schweiß, kaltem Rauch und einer darunter liegenden Alkoholfahne trieb mir beinahe die Galle hoch. Ich kramte in meiner Tasche nach Mentholbonbons oder Kaugummis, nur um diesen Gestank zu überdecken. Da hielt mir eine eine Schachtel unter die Nase. Verwundert blickte ich auf.

„Nimm ruhig.“ Dankend nickte ich, zu mehr war ich nicht in der Lage. Das Bonbon war Balsam für meine geschundene Nase und seufzend legte ich meinen Kopf an die Fensterscheibe. Die Nähe zu ihm machte es mir nicht leicht, mich abzulenken, aber nun konnte ich ihn auch nicht mehr so gut beobachten. Dafür stellte ich fest, dass er im Gegensatz zu unserem Gegenüber sehr gut roch. Von dieser neuen Entdeckung machte ich auch sofort Gebrauch. Ich rückte ein wenig näher an ihn ran und sog tief diesen Duft ein. Vielleicht sollte ich mich öfter neben ihn setzen? Lieber nicht, wer wusste, auf welche Schnapsideen ich dann kam. Völlig betrunken von ihm, stieg ich an meiner Station aus und dachte, dass kein Parfum dieser Welt diesen Duft nachahmen könnte, männlich herb und ein bisschen sportlich und darunter ein heißes Versprechen. Die Hand ging an meine Stirn, ich musste eindeutig Fieber haben. Möglicherweise hatte ich mir bei dem ganzen Regen eine Erkältung eingefangen? Oder ich war wirklich übergeschnappt und gehörte eingewiesen.

Das ging die nächsten zwei Wochen noch so. Ich registrierte jede Kleinigkeit an ihm und verlor mich immer mehr in meinen Tagträumen. Jedoch war ich unfähig, mir einzugestehen, welche Gefühle er in mir weckte. Ich hatte mittlerweile eine prima Verdrängungstaktik entwickelt, die anscheinend auch funktionierte. Jeden Blickkontakt vermeiden und mich im Fitnessstudio so verausgaben, dass ich todmüde ins Bett fiel. Das tat zwar meinem Körper gut und die Hosen zwickten auch nicht mehr, aber ich war ein wandelnder Zombie, weil ich immer noch zu wenig Schlaf bekam. Dom ließ auch nicht locker. Wie ein Spürhund hatte er sich an meine Fährte geheftet und traktierte mich mit Fragen. Sammy hielt sich glücklicherweise heraus, die hatte momentan genug mit Ben zu tun, der anscheinend in ein absolutes Tief gefallen war.

Bei einem Volleyballspiel waren sie seiner Exfreundin begegnet und die hatte natürlich einen anderen dabei. Ben hatte einen Ball nach dem Nächsten verschossen und seine Mannschaft fast in den Wahnsinn getrieben. Das Spiel haben sie trotzdem gewonnen, sonst wäre bestimmt Lynchjustiz angesagt gewesen. Ich war nicht besonders gut im Trösten und war ehrlich froh, dass Sammy diese Aufgabe gerne übernahm. Außerdem hatte ich genug damit zu tun, mir Dom vom Hals zu halten. Mit seinen Kulleraugen konnte er fast jeden dazu bringen, ihm das zu geben, was er wollte. Kennt ihr diese Katze aus dem Animationsfilm? Ja? Genau so schaute er mich an und ich war wirklich versucht, ihm alles zu erzählen und mir einen Rat zu holen. Denn wirklich erwachsen konnte ich mit der ganzen Situation anscheinend nicht umgehen. Ich hatte ihm ja schon mehr oder weniger bestätigt, dass es um einen Mann ging und er war dazu übergegangen, mich bei jedem auch nur ansatzweise gut aussehendem Typen zu fragen: „Der vielleicht?“ Dabei beobachtete er mich eingehend und schüttelte jedes Mal wieder den Kopf.

„Wenn du ihn nicht willst, ich würde ihn nehmen.“ Grinste mich an und spielte diese Prozedur immer wieder mit mir ab. Ich hoffte, irgendwann würde ihm das langweilig werden, aber er hatte einen ziemlich langen Atem.

Vier Wochen später war ich immer noch keinen Schritt weiter, jeder Tag wiederholte sich und trieb mich langsam aber sicher in den Wahnsinn. Ich hatte schon versucht, mich in der Bahn woanders hinzusetzen, aber selbst dann dachte ich an ihn, also hatte ich das aufgegeben. Es war schlimmer sich ihn nur vorzustellen, als ihn in Fleisch und Blut vor mir zu sehen. Diese Faszination war mir unerklärlich. Ich kannte ihn überhaupt nicht, war eigentlich nur von seinem Aussehen beeindruckt. Aber das erklärte nicht, dass mein Puls anfing zu rasen und meine Hände in Gedanken auf Wanderschaft gingen. Oh, wie gerne wollte ich ihn einmal anfassen. Vielleicht würde das die Perfektion zerstören, wenn ich merkte, dass er nur ein Mensch wie jeder andere war?

Wir waren noch nicht am nächsten Bahnhof angekommen, da knackte es in den Lautsprechern und die Schaffnerin meldete sich. „Aufgrund eines unvorhergesehenen Zwischenfalls muss unser Zug auf unbestimmte Zeit halten.“Und nun? Was sollte mir diese Aussage jetzt bringen? Na, toll, jetzt durfte ich bei meinem ach so verständnisvollen Chef anrufen und ihm erklären, dass ich höchstwahrscheinlich zu spät kam. Seufzend kramte ich nach meinem Uralthandy. „Ja hallo, hier ist Jona. Mein Zug hat Verspätung und ich weiß noch nicht genau, wann ich auf Arbeit bin. … Ja, ich weiß. Es tut mir ja auch leid, aber ich kann nichts dagegen tun. … Ja, tschüss!“ Wie ich den alten Sack verabscheute, wichtige Lieferung blabla …

Es wurde wirklich langsam Zeit, dass ich mir was anderes suchte. Ich hatte in den letzten Jahren ein nettes Sümmchen angespart. Mein Sparbuch war vielleicht nicht prall gefüllt, aber es reichte aus, um nicht vom Amt abhängig zu sein. Aber die Frage war, was wollte ich stattdessen machen? Arbeiten? Ausbildung? Studium? Mein Leben verlief in letzter Zeit so eintönig und bedeutungslos, abgesehen von meinem Gefühlschaos, dass ich mir ein wenig Abwechslung wünschte. War nicht demnächst Bewerbungszeit? Ich hatte mich zwar nicht ausgiebig damit beschäftigt, aber ein wenig wusste ich schon Bescheid. Aber als Azubi war man auch wieder unter dem Pantoffel von jemandem, außerdem hatte ich keine Lust auf den Bewerbungszirkus. Ich wollte Selbstständigkeit und eigenständiges Denken. Nicht, dass ihr denkt, ich wäre superoptimistisch gewesen, dass das auch klappte. Keineswegs. Mein ganzes Leben war ich von einem Desaster zum Nächsten geschlittert. Mein Abi war zwar auch nicht die Wucht, aber das Erste, das ich wirklich durchgezogen hatte. Vielleicht sollte ich darauf aufbauen? Studieren klang plötzlich gar nicht mehr so schlecht. Möglicherweise konnte ich mich noch für das Sommersemester bewerben, wenn mein Vertrag ausgelaufen war. Diesem Betrieb weinte ich keine Träne nach. Jetzt stellte sich nur die Frage, was sollte ich studieren? Geschichte klang zwar trocken, doch ich hatte es in der Schule ganz gern gemocht. Nur die neuere Geschichte lag mir nicht. In dem Moment erinnerte ich mich an die Dokumentation, die ich im Fernsehen gesehen hatte. Das war etwas über Mythen gewesen und hatte mich gefesselt. Archäologiesendungen sah ich mir auch hin und wieder an. Vielleicht war das etwas für mich. Der Zug fuhr in dem Moment an, als ich eine alles ändernde Entscheidung für mein Leben getroffen hatte.
 

So Kapitel 2 dauert noch etwas, aber ich beeile mich mit abtippen. Die Charabeschreibungen lade ich auch gleich hoch. ^^
 

Bis hoffentlich zum Nächsten. Anregungen und Kritik immer her damit!
 

Eure Papierkriegerin



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sanisa
2012-05-11T21:38:07+00:00 11.05.2012 23:38
He Papierkriegerin ,
ich bin hier beim stöbern über deine Fic.. gestolpert.
Und musste mich doch schwer wundern das noch niemand vor mir ein Kommi hinterlasen hat.
Mich hast du jedenfalls neugierig gemacht wie es mit Jona weiter geht, erwarte gespant das nächste kapitel ! ;-) . Ganz liebe Grüße von mir an dich by sanisa


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