Mach's neu
Das Erneuerungsstudio ist ein großer, steriler, kühlwirkender, offener Raum mit vielen Metallliegen, die mit Vorhängen von einander getrennt sind. Von einem Gang in der Mitte, gehen links und rechts die Liegen ab. An den Fußenden stehen Ziffern. Die ersten beiden Liegen sind für die Tribute aus D1 gedacht, die ganz hinten für die aus D12. Um einige waren bereits die Vorhänge zugezogen. Ich weiß nicht auf welche der D3-Liegen ich mich legen soll, also bleibe ich zwischen ihnen stehen und gucke in der Gegend rum. Die Bedrohung des Kapitols, diese Macht, dass es ausstrahlt, ist hier allgegenwärtig. Dann kommen drei seltsame Gestalten auf mich zu, zwei Frauen und ein Mann. Eine hat pinke Locken, die um ihren Kopf wabern und auffälliges Make-up in einem krassen blau. Die andere hat kurze, sonnengelbe Haare, die ihr nur bis zu den Ohren reichen, und grüne Tattoos, die von ihrem linken Ellenbogen über die Schultern und runter zum rechten Handgelenk gehen. Der Mann hat mittellange, blaue Haare, die mit viel Gel nach oben gestylt sind und etwas lilanen Lidschatten.
„Wir sind Silla, Wofa und Kalim, dein Vorbereitungsteam für alles was auch nur ansatzweise was mit den Spielen zu tun hat. Komm bitte hier rüber“, sagt der Mann, Kalim. Er führt mich zu der rechten Liege und die Frauen ziehen die Vorhänge drum herum zu. Sie beginnen meine Sachen auszuziehen und ich währe mich dagegen, in dem ich das Shirt, dass sie mir gerade über den Kopf ziehen wollen, festhalte.
„Was macht ihr da“, frage ich entsetzt.
„Wir bereiten dich für den Stylisten vor! Das ist unser Job“, sagt die blonde Wofa. Ich sehe die drei noch einen Moment lang an, dann lasse ich sie gewähren. Sie streifen mir die Klamotten ab, bis ich komplett nackt da stehe. Ich soll mich auf die Liege legen, während sie mich mit warmen Wasser abduschen und mich mit Lotionen einreiben, die wunderbar duften und meine Haut zum glänzen bringen. Dann legen sie irgendwelche Papierstreifen auf meine Arme, Beine und Achseln, dass irgendein warmes Gel auf meiner Haut ist, welches sich schnell abkühlt und fest wird. Silla nimmt meine Hand und drückt sie ganz fest. Zuerst versteh ich den Sinn davon nicht, dann reißt Wofa mit einem Ruck den ersten Streifen von meinem Bein und ich schreie kurz, aber schrill auf. Im nächsten Moment ist die Stelle, an der vorher der Streifen war, völlig haarlos.
Das geht auf dem kompletten Körper so weiter. Dann zupfen sie meine Augenbrauen und bürsten, schneiden und feilen Finger- und Zehennägel. Sie putzen meine Zähne und waschen, fönen und bürsten meine Haare. So sauber, glänzend und haarlos war ich noch nie, seit ich mich erinnere. Mein Vorbereitungsteam zieht mir Unterwäsche und ein dünnes Nachthemd an, wie man es in den hochmodernen Krankenhäusern des Kapitols trägt, und führt mich in einen dunklen Flur von dem 12 Türen auf der rechten Seite abgehen. In die dritte werde ich gebracht und sie schließen die Tür hinter mir und lassen mich allein. Ich setze mich auf eine Liege, die an der Wand steht und warte.
Ich weiß nicht wie lange ich dort sitze und auf was genau ich warte, aber dann geht die Tür auf.
Ein Mann Mitte 30 kommt herein. Er hat grüne, kurze Haare, die aussehen wie platt gedrücktes Gras und seine Augen sind mit gelben Lidschatten und Eyeliner umrahmt, doch nicht so aufdringlich, wie das Make-up meines Vorbereitungsteams.
„Hallo, ich bin Vegus“, sagt er im Kapitolakzent.
„Pat“, sage ich nur kurz und knapp.
Er ist ruhig und beherrscht, nicht so aufgekratzt wie mein Team und er tut nur seinen Job. Weist mich nicht daraufhin, was es für eine Ehre es sei, dass ich an den Spielen teilnehmen „darf“. Vegus zieht mich von der Liege runter auf die Beine und läuft einmal um mich herum, um mich genau zu betrachten.
„Ja“, sagt er betont „mit diesem Material kann ich durchaus arbeiten.“
Ich fühle mich wie ein Kunstwerk in einer Galerie.
„Du bist ein hübsches Mädchen und ich denke, dass ich genau das richtige für dich habe. Deine Haare gefallen mir sehr gut!“ Er nimmt die rote Strähne zwischen zwei Finger und lässt sie wieder auf das Deckhaar fallen.
Das was alle anderen schrecklich und rebellisch finden, dass war genau das, was ein wahrer Künstler zu schätzen weiß. Vegus geht an einen Metallschrank und holt einen Karton heraus.
„Schließ die Augen“, befiehlt er mir und ich tue es.
Er streift mir das Hemd von den Schultern und es fällt zu Boden. Ich höre wie er den Karton öffnet und im nächsten Moment fühle ich den kühlen Stoff am ganzen Körper.
„Sieh dich an“, sagt mein Stylist und ich folge.
Ich stehe vor einem großen Spiegel und trage ein bodenlanges, hautenges, schwarzes Satinkleid, über dem ein silbernes Netzhemd hängt, das bis zu meinem Bauch geht. Vegus steckt mir noch dazu einen silbernen Haarreifen hinter die Ohren, aber so, dass man die rote Strähne noch gut sieht. Dann stellt er zwei Paar Schuhe vor mich hin. Schwarze Ballerinas, die ein sportliches Aussehen hatten und schwarze Absatzschuhe, die mit einem Riemen an den Knöcheln befestigt werden. Ich zeige auf die Ballarinas.
„Gut“, sagt er „dann nehmen wir die anderen!“
Schockiert sehe ich ihn an.
„Keine Angst, Pat, es sit erwiesen, dass man sich immer erst zu dem äußert, was man persönlich kennt. Ich möchte aber etwas neues, etwas besonderes für dich“, Vergus lächelt. „Sei einfach du selbst da draußen! Du siehst großartig aus. Sie werden dich lieben“ sagt er und legt mir eine Hand auf die Schulter.
Mein Stylist bringt mich in die Halle mit den Wagen. Florian steht schon dort und trägt einen Anzug, der ebenfalls aus Satin und mit einem Netzhemd verziert war.
Wir steigen beide auf und die großen Tore öffnen sich. D1 und D2 kommen ins Rollen. Dann folgen wir!