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The 83rd Hunger Games

Die Tribute von Panem
von

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Vorbereitung und Ankunft

Schweißgebadet schrecke ich hoch. Ich atme als ob ich gerade eine Sprintstrecke hinter mit hätte. Ich sehe nach draußen und bemerke, dass die Sonne bereits untergeht, also quäle ich mich aus meinem kuscheligen Bett. Neben dem Schrank steht ein Stuhl, der vorher noch nicht da gestanden hatte, über ihm liegen Kleidungsstücke. Ich betrachte sie genauer. Ein schlichtes, blaues Shirt aus einem Stoff der wie Seide glänzt und eine dunkle Kordhose, dazu einfache Hauslatschen, die Innen weich gefüttert sind. Ich zihe Blazer, Bluse und Rock aus und schlüpfe in die neuen Sachen, die mir das Kapitol gesponsort hat. Als ich in den Spiegel sehe, der mich von Kopf bis Fuß einfängt, kann ich nicht glauben, dass ich die Person bin, die dort steht. Ich fahre über das Shirt, dessen Stoff sich kühl auf meiner Haut anfühlt. Mein Blick bleibt an der linken Hand hängen, der Ring von Liz. Ich drehe ihn ein paar mal am Finger und hoffe, dass sie ihn mir im Kapitol nicht wegnehmen. Das Letzte was mich an Zuhause erinnert, wenn ich in die Arena muss.

Es klopft an meiner Tür. Ich gehe hin, gebe den Code ein und sie öffnet sich. Colin steht dort und lächelt mich an. „Gut siehst du aus“, bemerkt er, wahrscheinlich der Höflichkeit halber, und nickt in Richtung Speisewagen. „Das Abendbrot steht bereit.“

Ich muss an das Mittagessen und meinen immer noch vollen Magen denken und kommen zu dem Schluss, dass ich bestimmt nicht viel essen werde.

Auf dem Weg in den Waggon, treffen wir auf den Avox-Jungen und Florian. Auch er hat andere Sachen an und sieht, wie ich, irgendwie festlich aus, obwohl es ganz einfache Kleidungsstücke waren. Wahrscheinlich hatte er nie zuvor Kleidung von dieser Qualität angehabt.

Als ich die Speisen sehe, die alle auf dem großen Tisch stehen, verschlägt es mir auf's Neue die Sprache. Jetzt gibt es verschiedene Suppen und Aufläufe. Fischsuppe, Pilzsuppe, Suppen mit verschiedenen Fleischsorten, Kartoffelsuppe und Käseauflauf, Kartoffelauflauf, Nudelauflauf, dazu Obstsorten in allen Farben und Formen. Colin bezeichnet es als „leichte Kost“.

Wieder fingen wir an zu essen, wieder war jedes Gespräch mit uns sinnlos und wieder hörten wir nicht auf, bis wir das Gefühl hatten zu platzen.

Als wir fertig sind, beginnt Jean ein Gespräch und hat sofort unsere ungeteilt Aufmerksamkeit. „Habt ihr euch schon Gedanken darüber gemacht, wie weit ihr es dort draußen überhaupt bringen wollt?“

„Natürlich bis zum Schluss“, wirft Florian ein und ich verdrehe die Augen. Im Ernst, wie will er das machen? Kann er zaubern oder so? Ich meine das muss man in meinem Distrikt immer hinterfragen!

„Und welchen Plan hast du dafür“, fragt Jean.

„Ich dachte für die Pläne sind Sie verantwortlich“, kontert er.

„Hör zu, Jungchen“, sie beugt sich etwas über den Tisch, zu ihm hinüber „ich bin dafür verantwortlich, dass ihr wisst wie ihr ran gehen könnt, aber ich kann euch nicht versichern, dass ihr damit weit kommt! Und du, was ist dein Plan“, Jean lehnt sich wieder zurück und sieht mich an.

„Ich wäre schon froh, wenn ich die ersten zwei Tage schaffe“, gestehe ich.

„Siehst du, dass mag ich an ihr“, sagt sie zu Florian „sie denkt rational. Kommen wir zu euren Fähigkeiten. Was könnt ihr denn Schönes? Feuer machen, schwimmen, rennen? Alles hilfreiche Attribute in einigen Arealen!“

„Ich kenne ein paar Fallen und Tricks, auf die garantiert viele rein fallen werden“, sagt der männliche Part von uns siegessicher.

Für mich ist es die Frage, vor der ich am meisten Angst hatte. Ich kann nichts Besonderes und hab ein ziemlich vorlautes Mundwerk in gewissen Situationen. Keine guten Eigenschaften, wenn's um's Überleben geht.

„Und du, Liebes, was kannst du“, wollte Jean jetzt von mir wissen.

„Naja, ich... ähm, ich kann eigentlich...“, da werde ich unterbrochen.

„Schnell, schnell, nach nebenan“, ruft Leadham, nach dem er auf seine Armbanduhr gesehen hat. „Es geht gleich los!“

Wir springen regelrecht vom Tisch auf, was mir zugute kommt, und eilen ins Nebenabteil, in den Wohnwaggon. Dort hat ein Avox, den ich noch nicht kenne, bereits den Fernseher eingeschaltet. Ich sehe Perdan Sulaw, den Moderator der Hungerspiele. „Das war die Einleitungsrede unseres Präsidenten Storm, dieses Jahr“, sagt er.

„Oh nein, wir haben sie verpasst. Wie schade“, klagt Colin.

Ich bin erleichtert darüber. All das Gerede, was die Hungerspiele für einen Sinn haben und wie nützlich und gerecht sie für Panem sind. Alles Unsinn! Es hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, 12-jährige Kinder von 18-jährigen Muskelprotzen töten zu lassen und dazu noch zu jubeln! Florian scheint es ähnlich wie mir zu gehen, denn er atmet kaum hörbar auf.

„Kommen wir nun zu der Übersicht der Ernten in den einzelnen Distrikten. Es war, wie jedes Jahr, wieder richtig spannend!“

Mit Distrikt 1 wird angefangen, wie immer. Aus den Distrikten 1, 2 und 4 melden sich alle Tribute freiwillig. Es waren starke Jungen mit breiten Schultern und große, schlanke Mädchen, die allesamt sehr schön, aber auch bedrohlich wirken. Sie alle werden keine Probleme damit haben, Sponsoren zu bekommen, und ein Menschenleben war für sie keinen Pfifferling wert! In den restlichen Distrikten war es anders, ähnlich wie in meinem! Die meisten Tribute waren jünger als ich, was nicht viel zu bedeuten hatte! Doch manche waren wirklich erst 12, 13 oder 14, was mich immer schon am meisten getroffen hatte! Ich schwor mir, kein Tribut zu töten, dass jünger als 15 Jahre alt war und die anderen nur, wenn sie mein Leben bedrohten. Wenn ich denn überhaupt eine Chance hatte!

Nach der Übertragung gehe ich zurück in mein Abteil, um Jean und der Frage, welche Fähigkeiten ich mitgebracht habe, auszuweichen. Mittlerweile liegt auf meinem Bett ein bodenlanges, beiges Nachthemd, welches ich sofort anziehe. Dann lege ich mich auf meine Decke und starre nach oben. Erst jetzt wird mir bewusst, was heute alles geschehen ist. Mein Leben wird nie wieder so sein, wie es mal war und spätestens in zwei Wochen werde ich höchstwahrscheinlich tot sein! Ich werde meine Eltern, meinen Distrikt, meine Heimat nie wiedersehen. Als ich an ihre Gesichter bei der Verabschiedung denke, schießen mir Tränen in die Augen und das ist ein so fremdes Gefühl geworden, dass ich mich regelrecht erschrecke. Es ist lange her, dass ich geweint habe, das letzte Mal im Waisenhaus. Bei Liz und Ned hatte ich nie einen Grund dafür gehabt.

Da ich nicht müde bin, wälze ich mich die halbe Nacht hin und her, bis ich aufstehe, in meine Latschen steige und mich in den Aufenthaltswaggon begebe. Eine kleine Wandleuchte macht spärliches Licht und der Fernseher läuft. Florian gammelt auf dem kleinen Sofa und als er mich sieht, macht er für mich Platz. Ich setzte mich jedoch auf einen der nebenstehenden Sessel. Ich sehe auf den Fernseher. Florian zappt wild durch die Programme, lauter Sender des Kapitols. Von Talkshow, zu Sportbericht, zu Nachrichten und Tanzveranstaltungen.

„Willst du was Bestimmtes sehen“, fragt er mich.

„Nein, danke, hab kein großes Verlangen dazu. Ich kann nur nicht schlafen.“

„Ich auch nicht. Seltsam, oder? Am Morgen waren wir noch zu Hause. Jetzt sind wir bald tot...“

„Ich dachte du gewinnst“, sage ich trotzig.

„Quatsch, das ist doch nur die Masche! Irgendeinen Eindruck muss man ja hinterlassen.“

Die Masche. Was hatte ich eigentlich für eine? Gar keine. Ich war einfach ich.

„Deine ist auch gut“, sagt Florian „dieses Zurückgezogene, Unsichere.“

Sollte ich mir jetzt die Blöße geben und sagen das es keine Masche gibt? Nein, ich lächele nur.

„Und dein Talent“, fragt er.

„Ähm, wirst du noch früh genug sehen“, sage ich geheimnisvoll, da ich es selbst noch nicht kenne.

„Ich bin Florian Walker“, sagt er und reicht mir die Hand „kannst aber auch Flo sagen.“

Als ich seine Hand nehme, muss ich an die Ernte zurückdenken. Wie er gelächelt hat. Ein Schauer läuft mir über den Rücken.

„Pat Moore, einfach nur Pat.“

„Was ist los, Pat, du wirkst irgendwie... ängstlich!“

„Ich muss an dein Lächeln denken, als du mir bei der Ernte die Hand gereicht hast. Es wirkte tödlich, als wenn du dich darauf freuen würdest, mich zu töten.“

„Die Masche! Eigentlich hab ich genau so viel Angst wie du.“

Das erste Mal wirkt Florian menschlich auf mich. Also doch keine Tötungsmaschine, wie die Tribute aus 1, 2 und 4.

„Was denkst du, wie das Training abläuft“, fragt er mich.

„Wie alt bist du“, will ich wissen ohne auf seine Frage einzugehen.

„Grade 15 geworden, vorgestern.“

Noch ein Kind, denk ich bei mir.

„Es wird hart werden! Wir sollen vorbereitet werden, auf das was danach kommt. Ich denke nicht, dass sie uns mit Samthandschuhen anfassen.“

„Ich hab noch nie Leistungssport gemacht...“

„Seh ich aus, als ob ich Leistungssportlerin bin?“

Flo lächelt mich an. „Und Waffen?“

„Meine Eltern sind Erfinder! Ich habe überall Super-Waffen im Haus und übe damit seit 12 Jahren“, sage ich und hoffe das es glaubwürdig rüber kommt. Mein Mittribut sieht mich mit großen Augen an und muss um Fassung ringen. „Wow, ich meine... Wow! Das nenn ich Talent!“

„Ich weiß, es ist unschlagbar! … Leider wollte ich dich grad nur veralbern!“

„Im Ernst jetzt!? Kam aber verdammt echt rüber!“

„Sollte es auch!“

Zum ersten Mal seit dem Erntemorgen lache ich. Und es tut gut. Als ob ein Knoten geplatzt wäre, der mir schon viel zu lange die Luft abgeschnürt hat. Florian sieht auf die Uhr an der Wand. „Wir sollen schlafen gehen, wenigstens versuchen!“

„Bestimmt hast du Recht!“

Wir verlassen zusammen den Waggon und trennen uns vor meinem Abteil.

Am nächsten Morgen scheint die Sonne warm auf mein Gesicht. Das Avox-Mädchen steif, mit gesenktem Kopf in meinem Abteil. Ich sehe aus dem Fenster und entdecke in eingier Entfernung der Bahnlinie eine hohe Steinmauer und in der Mitte ein schweres Metalltor auf dem eine riesige 2 steht. „Ist das dort Distrikt 2“, frage ich meine Begleiterin. Sie nickt nur. Ich glaube sie kann nicht sprechen und wenn sie es kann, dann darf sie es auf jeden Fall nicht!

Distrikt 2. Bedeutet wohl, das wir bald a sind.

In meinem Abteil liegt nur frische Unterwäsche bereit, was heißen soll, dass ich die Sachen von Vortag nochmal anziehen soll.

Alle sitzen schon beim Frühstück und ich kann eigentlich kein Essen mehr sehen. Nicht in diesen Mengen! Brötchen aller Art, Brotscheiben aller Art, verschiedene Aufstriche und eine unnormale Auswahl an Wurst und Käse. Von den Speisen, die mir hier zu drei Mahlzeiten aufgetischt wurden, könnte meine Familie Monate lang leben.

Ich setze mich auf einen Stuhl, nehme mir ein trockenes Brötchen und beiße hinein. Die Anwesenden gucken mich verdutzt an. Peinlich berührt halte ich inne. „Aufgeregt“, sage ich als Begründung „wann kommen wir an?“

„Bald, wahrscheinlich noch vor dem Mittagessen“, sagt Colin.

Oh Gott, das überrumpelt mich schon. Ich hätte eher damit gerechnet, dass wir um den Nachmittag rum ankommen würden. Mein Frühstück bleibt bei dem Brötchen und einem Glas warmen Kakao.

Den Rest des Vormittags verbringe ich damit, zitternd auf dem Sofa neben Florian zu sitzen, während er wieder wahllos durch die Programme schaltet. Ab und zu betrachtet er mich aus dem Augenwinkel, was mir zeigt, dass er nicht so gelassen ist, wie er vorgibt zu sein. Colin und Jean sitzen am abgeräumten Essenstisch und unterhalten sich über die letzten Spiele, wie die Köstüme auf der diesjährigen Parade sein werden und wie wohl die Arena aufgebaut ist. Mir ist es egal, wie die Arena aussieht. Ich kann weder im Wald, noch in Höhlen oder in Wüsten und Gebirgen überleben und schwimmen kann ich auch nicht! Ich bin wohl die einzige Person in ganz Panem, die nicht die Fähigkeiten besitzt, die in ihrem Distrikt Priorität hatte. Ich kann nichts erfinden, hab keine Kreativität und nicht das logische Verständnis, dass erforderlich wäre. Wäre ich in D2 geboren hätte ich wenigstens Kraft, in D11 wäre ich flink und wendig, in D4 könnte ich schwimmen. Nein, ich bin einfach im falschen Distrikt geboren!

„Auf, auf! Wir kommen gleich an“, trällert Colin durch den Zug.

Wir verlassen einen dunklen, langen Tunnel und fahren durch die Straßen des Kapitols. Es ist riesig, hell und einfach nur atemberaubend. Die Menschen tragen schrille Kleidung in grellen Farben, passend zu ihren Frisuren, die mal sehr lang, mal ganz kurz sind und blau, grün, rot, lila oder anders gefärbt sind. Die Gebäuden zu beiden Seiten sind wahnsinnig hoch und beige gestrichen. Sie reflektieren das Licht der Mittagssonne. Die Leute am Straßenrand jubeln, lachen und winken uns zu. Florian stürmt ans Fenster, schaut überwältigt hinaus und Menschen rufen ihm zu und er strahlt zurück. Ich bleibe auf dem Sofa sitzen und schaue mir alles lieber aus der Ferne an. Das Gesehene wirkt auf mich skurril, grotesk und unwirklich. All die Menschen werden bei meinem Tod genau so jubeln wie jetzt, denn ich bin nicht ihr Favorit!

Jean kommt zu mir. Sie hebt die Stimme und spricht laut zu Florian und mir, über den Lärm vor den Fenstern hinweg. „Wir werden gleich ankommen! Ihr solltet einfach nur freundlich lächeln. Lieber zurückhaltend, als übertrieben. Es wird nicht lange dauern, dann sitzen wir im Shuttle und fahren ins Erneuerungsstudio. Danach werdet ihr aussehen wie neugeboren! Ach so, und ich hoffe ich habt keine Angst vor Kameras!“

Wir stellen uns an die Tür des Zuges und warten darauf, dass wir zum Stehen kommen und sie sich öffnet. Colin tritt zuerst in die Masse von Menschen und bahnt sich seinen Weg hindurch. Jean ist die nächste und las Florian und ich hinaustreten, kommen Kamerateams, halten uns Mikrofone ins Gesicht und stellen uns alle möglichen Fragen. Jean schiebt alle Mikros weg und weist die Kameras ab. So geht es weiter bis zum Shuttle. Dann schließen sich die Türen hinter uns und herrliche Ruhe breitet sich aus. Schon allein diese wenigen Minuten haben gereicht, um mich unter Stress zu setzen und ich bemerke, dass die Spiele bereits begonnen haben!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dragon493
2012-04-25T06:17:29+00:00 25.04.2012 08:17
Tolles Kapitel
ist schon schlecht wenn man sein Talent nicht kennt
bin sehr gespannt wie es weiter geht
Lg dragon493


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