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Ein Mountie in Chicago

Ein seltsames Trio
von

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Runde 5

Runde 5
 

Die Tür zum Großraumbüro des siebenundzwanzigsten Reviers flog lautstark auf, wodurch die eingesetzte Glasscheibe bedrohlich im Rahmen vibrierte.

Detective Vecchio machte sich nicht die Mühe aufzusehen, als Tess schliddernd vor seinem Schreibtisch zum Stehen kam und sich auf der abgenutzten Tischplatte abstützte.

„Es tut mir sehr leid, Ray“, keuchte sie außer Atem und der Angesprochene ließ sich wenigstens dazu herab, missbilligend den Mund zu verziehen, während er weiter einen Bericht ausfüllte. „Die Bahn ist ausgefallen und ich-“

„Du bist hierher gejoggt“, vermutete Vecchio und griff verärgert zum Tipp-Ex, als er sich auf der Schreibmaschine vertippte und den Highheels an Tess' Füßen doch noch einen kurzen Blick schenkte.

„Richtig“, bestätigte Carlisle, erleichtert darüber, dass er sie wegen ihres Zuspätkommen nicht anschrie, und ließ sich erschöpft auf den Stuhl fallen, auf dem Fraser sonst immer anzufinden war. „Sind ja nur zwanzig Blocks. Hey, einen schicken Anzug trägst du heute.“

Vecchio beendete seinen Bericht mit einem harten Schlag auf die Taste mit dem Punkt und sah endlich zu ihr auf. Ihre Wangen waren nur leicht gerötet und der Detective hatte alle Mühe nicht anzunehmen, dass sie ihre Zeit nicht einfach damit vergeudet hatte, ihre Haare auf Lockenwickler zu drehen, da ihr dunkles Haar heute in einer wilden Lockenpracht ihr Gesicht umrahmte. Und ihre Nägel waren zu allem Überfluss noch neu lackiert. Violett. Fast schon ein grelles, verweißlichtes, pastelles Violett. Ich Volksmund auch Pink genannt.

„So so, die Bahn“, sinnierte er deshalb und sah sie abschätzend an, was sie mit einem Lächeln quittierte, welches auch ihre geschminkten Augen erhellte.

„Ja“, erklärte Tess und legte eine Zeitschrift, die sie die ganze Zeit unter dem Arm geklemmt trug, auf Vecchios Unterlagen. „Die führen eine Baumaßnahme durch und hielten es natürlich nicht für nötig einen vorher darüber zu informieren.“

„Eine Schande“, pflichtete Vecchio bei und warf einen Blick auf die Uhr.

„Es wird jedenfalls nicht wieder vorkommen“, endete Tess, lehnte sich zurück und war nun bereit den Arbeitstag zu beginnen. „Also, was hab' ich verpasst?“

„Nur die Aussage von Mr. Lee“, meinte Ray beiläufig und kramte in einer Schublade nach irgendetwas.

„Ach was“, wurde Tess hellhörig und erinnerte sich an letzte Nacht. „Was hat er gesagt?“

„Interessiert dich das wirklich?“, fragte Vecchio und gab es auf, in seinem Chaos irgendetwas finden zu wollen.

„Natürlich“, sagte Tess stirnrunzelnd und wusste nicht, was sie von dieser Frage halten sollte, wurde jedoch abgelenkt, da er sich suchend im Raum umsah. „Suchst du etwas?“

„Hast du mein Gehirn gesehen?“, fragte Ray so plötzlich, dass Tess sich wirklich Sorgen um seine geistige Gesundheit machte und ihn musternd ansah.

„Nimmst du Drogen, Ray?“

„Sollte ich?“, war seine Gegenfrage und Tess kam mit sich überein, dass sie die Frage einfach überging und so tat, als wäre nichts passiert.

„Wo ist der Mountie?“, wollte sie daher vom Thema ablenkend wissen und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, sah jedoch nur andere Detectives und Officer bei ihrer Büroarbeit.

Vecchio antwortete nicht, sondern sah erneut zur Uhr, stand plötzlich auf und wurde von Tess mit großen braunen Rehaugen angesehen.

„Mitkommen“, befahl er und machte sich daran das Büro zu verlassen.

Carlisle sah zu, dass sie den Anschluss nicht verlor und folgte ihm eilig. Ihr Weg führte sie den Gang entlang, um diverse Ecken und durch das Treppenhaus.

Am Pausenraum angelangt winkte Tess kurz dem Hausmeister zu, der den Kaffeeautomaten und Sandwichspender überprüfte.

„Guten Morgen, Hugo!“

„Tess“, hob Hugo kurz grüßend die Hand ohne sich umzusehen und bestückte den Automaten fleißig weiter mit Schinken-Sandwiches.

„Woher kennst du seinen Namen?“, wunderte sich Vecchio und sah über seine Schulter zu ihr zurück. Sie war doch erst den zweiten Tag hier.

„Steht doch auf seinem Hemd“, antwortete Tess, als sie an einer Tür direkt gegenüber der Damentoilette im Kellergeschoss anhielten.

Vecchio schluckte ein Kommentar herunter und beschränkte sich einfach nur darauf ihre Ratlosigkeit zu genießen, als er ihr deutete, dass sie ihr Ziel erreicht hatten.

„Das ist ein Besenschrank“, stellte sie trocken fest und starrte die farblose Tür mit den Luftschlitzen unverhohlen an.

„Los, rein da“, forderte Vecchio und Tess' Blick schoss in seine Richtung, während ihre wohlgeformte Augenbraue gleichzeitig in die Höhe ging.

Sie hatte den Anstand leicht rot anzulaufen, während sie die Situation durchdachte und nach den richtigen Worten rang.

„Ray, ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen, aber- WAH!“

Vecchio rollte genervt mit den Augen, riss die Tür zur Besenkammer auf und buxierte Tess mit einem ungalanten Stoß gegen den Rücken in den dunklen Wandschrank, wo sie ihrem Unmut darüber, dass sie sich den Kopf am Regal an der Rückwand des Schrankes gestoßen hatten, freien Lauf ließ und einfach in einer Vecchio unbekannten Sprache fluchte.

Eine Rolle Klopapier fiel ihr entgegen und Tess fing sie auf, bevor sich das Papier entrollen konnte. Vecchio folgte ihr prompt und zog die Tür hinter sich zu, sodass sich Dunkelheit um sie legte und man kurze Zeit nur das durch die schmalen Luftschlitze fallende künstliche Licht des Kellerganges sah.

Dann hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt und Tess blinzelte in dem engen Raum zu Vecchio empor, der dicht neben ihr stand und genervt aus der Wäsche sah.

„Was hat Mr. Lee gesagt, Ray?“, wagte Tess erneut zu fragen und wunderte sich nur leicht über die gegebene Situation.

„Lies den Bericht“, tat Vecchio es ab und nahm ihr die Rolle Klopapier aus der Hand, um den Hygieneartikel wieder an seinen Platz im Regal hinter Carlisle zu stellen.

„Welchen Bericht?“

„Den, den ich nicht schreiben werde, da das FBI uns den Fall entrissen hat“, erklärte Ray frustriert weiter und ließ die Papierrolle los, welche prompt aus dem Regal rollte und Tess auf den Kopf fiel, bevor sie der Schwerkraft nichts mehr entgegenzusetzen hatte und sich komplett Richtung Schrankboden entrollte.

„Kidnapping ist Bundesangelegenheit“, spielte Tess den Klugscheißer, kaute auf ihrer Unterlippe und fragte sich, wo Rays Logik geblieben war. „Das hätten wir wissen müssen. Wie lange willst du eigentlich noch hier drin bleiben?“

„Ach, ist wohl so 'ne Sache mit dir und der Dunkelheit, was?“, neckte Vecchio, froh darüber, dass er so schnell eine Schwachstelle gefunden hatte, auf der er ab jetzt herum reiten konnte.

„Nicht, das ich mich nicht wohl fühle“, korrigierte Tess schnell und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Ich komm' schon damit klar. Ich hab keine Angst im Dunkeln, wenn du das denkst.“

Plötzlich glaubte sie rechter Hand eine Bewegung wahrzunehmen.

„Würdet ihr bitte still sein. Ich versuche zu horchen“, sagte Frasers Stimme plötzlich und Tess wäre beinahe mit einem bestürzten Schrei in Vecchios Arme gesprungen.

Sie konnte sich gerade noch davon abhalten, wich stattdessen eilig zur Seite und ihr Ellenbogen landete unglücklich in Vecchios Gesicht.

„Au! Carlisle, pass' doch auf! Das gibt ein Veilchen“, heulte dieser rum und versuchte ihre wild umher fliegenden Arme zu packen.

„Tut mir leid“, sagte sie ehrlicherweise und trat zur anderen Seite, wobei sie Fraser, der auf einem umgedrehten Eimer saß, auf den Fuß trat. „Oh, entschuldigung, Benny.“

Diefenbaker, der in der engen Kammer auch irgendwo seinen Platz gefunden hatte, heulte auf, als auch er sein Fett weg bekam und als Vecchio zu guter Letzt noch einen Hieb in den Magen aushalten musste, setzte er dem Tumult ein Ende und zwang Tess nach unten, sodass sie sich auf eine kleine Trittleiter setzen musste und niemandem mehr weh tun konnte.

„Mit der Frau steig' ich nie wieder in einen Wandschrank“, teilte Vecchio lautstark mit und setzte sich ebenfalls auf eine behelfsmäßige Sitzmöglichkeit, während er den Wischmopp wieder aufrichtete, der ihm während der kurzen Rangelei in den Rücken gefallen war. „Das du überhaupt eine Waffe tragen darfst.“

„Oh, sie ist nicht geladen“, scherzte Tess und winkte in der Dunkelheit ab.

„Keine Witze über nicht geladene Waffen“, forderte Vecchio prompt und machte deutlich, dass er diesbezüglich bereits einige unschöne Erfahrungen gesammelt hatte und funkelte den Mountie, so gut es im fahlen Licht des Besenschrankes irgendwie ging, böse an.

„Ray“, wollte dieser sogleich beginnen sich zu rechtfertigen, wurde jedoch von Tess, die die verzwickte Lage sofort begriffen hatte, unterbrochen.

„Benny trägt im braunen Pistolenholster an seiner rechten Seite eine Standard-Dienstwaffe Smith & Wesson Kaliber .38, aber ohne hiesigen Waffenschein hat er überhaupt nicht die Erlaubnis sie zu benutzen und daher ist sie nun mal nicht geladen, Ray.“

„Ja“, bestätigte Ray und schaffte es in einer heroischen Anstrengung, es sich nicht anmerken zu lassen, dass er irgendwo in den tiefen seiner Gehirnwindungen über ihr Wissen beeindruckt war. „Aber er muss es nicht jedem x-beliebigem Gauner der mir eine Knarre an die Birne hält genau so erläutern.“

„Oh“, hatte Tess genug Anstand sich dazu zu äußern und Diefenbaker bellte. Dann wurde es still. Carlisle hielt dies jedoch nur ein paar Sekunden lang aus. „Also, was machen wir hier?“, fragte sie in die Dunkelheit, während Ray sein geschwollenes Auge hielt und der Mountie sich mit geschlossenen Augen zurück lehnte.

„Wir horchen“, sagte der Kanadier erneut und legte den Kopf schief.

Der Kopf der Frau drehte sich zu Vecchio, der einfach nur ausdruckslos zurück blickte und genauso ratlos schien wie sie. Innerlich mit den Schultern zuckend, tat Tess es dem Mountie gleich und lauschte der aufkommenden Stille, bis Vecchio plötzlich fragte:

„Nach was?“

„Shhhhh“, bat Fraser und Tess schüttelte mahnend ihren Lockenkopf.

„Wir horchen“, brachte sie flüsternd in Erinnerung und machte deutlich, dass jedwede Geräusche unerwünscht waren.

„Ich bin nicht sicher“, sagte Fraser mit leicht gerunzelter Stirn. „Aber es klingt wie... 'doowsh, doowsh'. Wie klingt das für euch?“

„Etwa so, wie wenn mein Job die Toilette runter gespült wird“, beschwerte sich der Detective, während andere anwesende Personen und Wölfe wirklich ernsthaft nachdachten. „Ich sitze hier mit einem Mountie und einem Detective, den man genauso gut für ein Modepüppchen halten könnte, in einer dunklen Besenkammer und lasse mich von einem tauben Wolf lecken. Das war doch der Wolf, oder?“

„Ja, Ray“, sagten der Mountie und das Modepüppchen gleichzeitig, wobei Zweite Rays Bemerkung einfach ignorierte.

„Gott sei Dank. Jetzt sag uns wenigstens warum wir hier drin sind, Benny.“

„Ich versuche mich an die Geräusche bei der Entführung zu erinnern“, erklärte Fraser und legte den Kopf in die andere Richtung schief.

Tess verstand.

„Ah, an die Geräusche die das Auto gemacht hat nachdem es außer Sicht war“, erläuterte sie und Vecchio sah sie mit leicht zusammengekniffenen Augen finster an.

„Exakt“, bestätigte Fraser. „Wenn es mir gelingt sie zu deuten, können sie uns zu David Lee führen. Da, da war eins.“

„Was für eins?“, wollte Tess ganz aufgeregt wissen und rutschte die Trittleiter mit einem unangenehmen Quietschen näher Richtung Fraser, während Vecchio abwartend die Arme verschränkte und sich zurück lehnte, wobei der Mopp wieder über ihn herfiel.

„Es klingt wie ein Klatsch. Nein, nein warte. Es ist ein Plotsch. Ohne Zweifel, das ist es.“

Der Mountie, der heute seine braune Uniform trug, wirkte kurzzeitig beschämt darüber, dass er diese beiden Geräuschformen nicht sofort voneinander unterschieden hatte.

„Und was hat das zu bedeuten?“, fragte Ray völlig entnervt und hatte die Nase voll davon, dass Tess anerkennend nickte und den Mountie ansah, als hielt er den Heiligen Gral in den Händen.

„Das ist im Moment nicht wichtig. Hauptsache ist, dass ich sie nicht vergesse“, meinte dieser nur und öffnete endlich wieder die Augen, nur um zu bemerken, dass Tess' Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt war. „Oh, hallo.“

Mit einem leisen Quietschen öffnete sich die Tür der Besenkammer und eine hübsche junge Frau in der blauen Uniform der zivilen Beihilfe stand im einfallendem Licht des Ganges und musterte sie abschätzend.

„Hi“, sagte sie schlicht, während Diefenbaker die Gunst der Stunde nutzte und sich heimlich verdrückte.

„Hi“, hallte es ihr als Antwort entgegen und Tess bewunderte die Haare der dunkelhäutigen Frau.

„Ich hab euch hier reingehen sehen“, erklärte sie weiter und ihr Blick blieb kurz an Tess hängen, während sie nur wie drei bekloppte Schafe zu der Frau empor schauten.

„Ah, wir wollten nur...“, versuchte Fraser die richtigen Worte zu finden um die Situation zu erläutern, während der Wischmopp erneut umkippte und seine langen Franzen Tess' wie zweites Haupthaar von der Stirn fielen. „Haben Sie schon einmal so ein Geräusch gehört? 'Doowsh, doowsh'.“

Die Frau öffnete den Mund, wollte etwas sagen, blieb jedoch stumm und verließ die peinliche Situation ohne eine weitere Reaktion.

„Alles klar“, meinte Vecchio und beeilte sich in den Gang zu gelangen. „Keine Horchsitzung mehr in der Besenkammer, okay?“

„Tut mir leid“, entschuldigte sich der Mountie und bat Tess seine Hand an, um ihr aufzuhelfen.

„Glaub ihm kein Wort“, sagte diese, während sie sich aufhelfen lies. „Er wird nicht damit aufhören dich pausenlos in peinliche Situationen zu bringen.“

Vecchio hatte begonnen den Gang entlang zu laufen und hielt abrupt inne, sodass Fraser und Carlisle aufschließen konnten. Beide Männer sahen sie betroffen an. Der eine mehr, der andere weniger.

„Das war ein Scherz“, stellte Tess klar und gemeinsam gingen sie weiter. „Wie 'Ha, Ha'. Jetzt lacht doch mal, Jungs.“

„Nicht witzig“, sagte Ray nur und den restlichen Weg zurück zu seinem Schreibtisch legten sie stumm zurück. Stumm bis auf ein kurzes „Bis später, Hugo!“ von Tess in Richtung Pausenraum.

„Den Wagen den die Entführer benutzt haben, was war das für ein Typ?“, fragte Fraser, als er Tess seinen Stammplatz an Vecchios Schreibtisch anbot und einen zusätzlichen Bürostuhl heran rollte.

„Ein Lincoln Town Car“, antwortete Tess, noch bevor Ray es konnte und begann seine Unterlagen zu durchsuchen. „Altes Modell.“

„Gibt es viele davon in Chicago?“, wollte der Mountie außerdem wissen und nahm neben Tess Platz, während Vecchio versuchte seine Partnerin davon abzuhalten, sein wohl sortiertes Chaos durcheinander zu bringen.

„Nein, es können nicht mehr als fünftausend sein“, antwortete er so ganz nebenbei und nahm schnell seine Freiheitsstatue an sich.

„Ob wir ein Handbuch dafür kriegen können?“, fragte Tess komischerweise an Fraser gewandt, der die Frage mit einem Blick zu Vecchio weiter gab.

„Klar“, sagte dieser und machte den Eindruck, dass das Leben schon eines der härtesten war.

Tess lehnte sich überlegend in ihrem Stuhl zurück, während der Mountie seinen Stetson so sorgsam beiseite legte, als wäre es eine religiöse Handlung und Ray vorsichtig sein kaum sichtbares Veilchen betastete.

„Erlaubt mir, dass ich kurz ein Gedicht rezitiere“, sagte Tess unversehens, nachdem sie einen Augenblick darüber nachgedacht hatte.

„Wenn's denn sein muss“, ergab Ray sich seinem Schicksal und gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass sie fortfahren konnte.

Carlisle räusperte sich kurz und setzte sich aufrecht hin, um besser vortragen zu können. Der Detective und der Constable sahen sie abwartend und voller neugieriger Erwartung an.

„In der Wüste

Sah ich ein Geschöpf, nackt, bestialisch,

Welches, am Boden kauernd,

Sein Herz in Händen hielt

Und davon aß.

Ich sagte, 'Ist es gut, Freund?'

'Es ist bitter-bitter', antwortete er;

'Aber ich mag es,

Weil es bitter ist,

Und weil es mein Herz ist.'“*

Fraser setzte an etwas zu sagen, ließ es jedoch bleiben und sah unschlüssig zu Vecchio, der Tess nur anstarrte, schließlich einmal blinzelte und japsend Luft holte, was er anscheinend für kurze Zeit völlig vergessen hatte.

„Es ist mir nicht gegeben, es in so klangvollen Sätzen zu sagen“, wagte er sich zu äußern. „Deswegen frag' ich ganz plump: Hat das etwas mit der Entführung zu tun?“

„Nein, nicht das ich wüsste“, antwortete Tess nach einer kurzen Bedenkzeit und schüttelte den Kopf, wobei ihre Locken wild umher flogen.

Fraser griff kurzerhand zu der liegen gelassenen Zeitschrift auf Vecchios Schreibtisch und verschwand dahinter.

„Dein Kopf ist ein wirklich gruseliger Ort, Carlisle“, ließ Ray betont langsam wissen und die Momente in denen er an ihrem Verstand zweifelte nahmen sprunghaft zu.

„Danke, Ray.“
 

~ Ende der 5. Runde ~
 

* Stephen Crane (1871-1900) – Das Herz



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