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Der unerwünschte Mieter

von

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Kapitel 4

Kapitel 4
 

Wenn ich nur wüsste, was in mich gefahren ist, auch noch meine Zustimmung zu diesem perfiden Plan zu geben! Nun laufe ich doch tatsächlich mit Joshua im Schlepptau zurück zu meiner Wohnung. Der grinst sich eins ab und ich zweifle allmählich an meinem eigenen Verstand.
 

“Zieh nicht so ein ernstes Gesicht, das kann ja keiner mit ansehen”, meint Joshua und stupst mich mehrmals an die Schulter.
 

Der hat vielleicht gut reden. Er hat sich ja jetzt nicht am Hals und muss um seine komplette Privatsphäre fürchten. Was habe ich mir nur dabei gedacht, in Herrn Hilkers Machenschaften einzuwilligen?

“Wenn wir daheim sind”, setze ich an, “wirst du deine Sachen verstauen und mich für den Rest des Abends in Ruhe lassen. Haben wir uns verstanden?”

Ich brauche ein bisschen Ruhe, um alles vor ihm in Sicherheit zu bringen, was nicht niet- und nagelfest ist, und all das, was ihn einfach nichts angeht. Langsam sollte ich mir auch darüber Gedanken machen, wo mein in der Versenkung verschwundener Schlafzimmerschlüssel abgeblieben ist. Den habe ich bisher nie gebraucht und ich habe keinen blassen Schimmer, wo ich den hingelegt habe.
 

“Ein bisschen netter könntest du schon zu mir sein.”
 

“Das sagt der Richtige! Wer trangsaliert mich denn schon den ganzen Tag?”
 

“Ich mit Sicherheit nicht, wir kennen uns ja erst seit wenigen Stunden.”
 

Ich rolle mit den Augen und schau ihn kurz an. “Nur weil ich deinem Opa einen Gefallen tue, heißt das noch lange nicht, dass ich dir gegenüber dieselbe Freundlichkeit an den Tag legen muss.”
 

“Von wegen friedliebende Person.” Joshua zeichnet Anführungszeichen in die Luft. “Mir erscheinst du manchmal eher wie eine wildgewordene Furie, die am liebsten jemandem die Augen auskratzen möchte.”
 

“Das ist allein dir zu verdanken”, wehre ich achselzuckend ab. Von ihm lasse ich mich gewiss nicht mehr herumschubsen. Die Zeiten sind vorbei. Herr Hilkers hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass ich immer noch meine eigene Herrin in meinen eigenen vier Wänden bin und Joshua lediglich ein ungern geduldeter Gast. Nach Belieben kann ich ihn vor die Tür setzen und ihn somit aus meinem Leben verbannen. Wenn er glaubt, er habe mit mir ein leichtes Spiel, dann hat er sich gewaltig getäuscht. So leicht lasse ich mich nicht unterkriegen und von ihm schon gar nicht!
 

“Dann warte erst mal ab, was du mir noch alles zu verdanken haben wirst.” Gut gelaunt läuft er an mir vorbei und wartet kurze Zeit später vor der Haustüre auf mich.
 

“Du erwartest doch nicht ernsthaft, dass ich dir jetzt die Türe aufschließe und dich wie einen Gast, über den ich mich riesig freue, behandle?” Ich sehe ihn mit verschränkten Armen stirnrunzelnd an.
 

“Nicht wirklich, aber möchtest du es nicht dennoch tun?”

Er tritt sogar extra einen Schritt zur Seite, um mir Platz zu machen.
 

“Vergiss es.” Ich wende mich ab und schließe stattdessen den Briefkasten auf, der direkt neben dem Eingang steht. Während ich schon wieder nervige Werbung heraushole, höre ich ein Klimpern und dann ein Knacken, und schon schleicht sich ein leises Lächeln auf meine Lippen. Er kann ja doch für sich selbst sorgen, wenn er es muss.

Zufrieden trete ich nach ihm durch die Tür, die er mir seltsamerweise sogar aufhält. Gezwungenermaßen trete ich an ihm vorbei und berühre dabei leicht seinen Arm.
 

“Willst du etwa jetzt schon auf Tuchfühlung mit mir gehen?”, fragt er lasziv hinter meinem Rücken.
 

Langsam wende ich mich um. “Mit dir? So verzweifelt bin ich echt nicht.” Mühsam versuche ich, das tiefe Grün seiner Augen niederzustarren. Als ich merke, dass dies ein fruchtloses Unterfangen ist und ich mich eher in ihm verliere, drehe ich mich wieder um und steige die Treppen hinauf.

Verbal schlage ich mich ja schon ganz gut, jetzt muss ich nur noch an meiner Autorität arbeiten. Ich stelle Schülerlernhilfen her und gebe seit Jahren Nachhilfe, da sollte das doch nicht so schwer sein. Joshua werde ich auch noch unter meinen Pantoffel bekommen... Zum Glück kann keiner den Hohn hören, der in mir ruft, ich solle aufwachen und der Realität ins Auge sehen.
 

“Da bin ich aber erleichtert. Ich dachte schon, ich müsse nächtliche Angriffe von dir befürchten. Allein dir Vorstellung hat mir schon einen Gruselschauder nach dem anderen beschert, seitdem wir Opas Haus verlassen haben.”

Ich gehe durch meine Wohnungstür und schlage sie ihm vor der Nase zu. Wäre sein Fuß nicht blitzschnell dazwischen gewesen, hätte es mächtig geknallt. So ist nur ein leises Aua seinerseits zu vernehmen.

“Ganz schön viel Kraft für so einen kleinen Menschen wie dir.”
 

“Gewöhn dich dran.” Mit diesen Worten streife ich meine Straßenschuhe ab und begebe mich ins Wohnzimmer, wo ich anfange, wichtige Papiere zusammenzusammeln und ein paar Bücher im Regal nach hinten zu verstauen, die ihn eindeutig nichts anzugehen, darunter auch die von mir selbst geschriebenen Geschichten.
 

“Soll ich dir vielleicht ein bisschen helfen?”
 

Mit meinen letzten Kontoauszügen in der Hand fahre ich herum und sehe Joshua in einem meiner Manuskripte blättern.

“Ich wusste ja gar nicht, dass du schreibst.” War da so etwas wie Verwunderung in seiner Stimme? “Hättest du die Teile vorhin nicht herumgerückt, wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, in deinem Regal zu stöbern.”
 

Wenn ich mich jetzt wieder total aufrege, dann hat er nur, was er will. Soll er doch tun, was er nicht lassen kann. Es bringt eh nichts, mein Geschreibsel vor ihm zu verstecken. Bereits meine Deutschlehrer sind einstimmig der Meinung gewesen, dass ich kein Schreibtalent habe, wenn sich Joshua auf ihre Seite schlägt, dann soll es mir nur recht sein. Auf die Meinung anderer was zu geben, hat mir in diesem Fall ohnehin selten was gebracht. Natürlich sehe ich da von Jessi ab, die mich ermutigt hat, meine Gedanken zu Papier zu bringen, und auch von meinen lieben Lesern, die mein anonymes Internet-Ich mit ihren herzlichen Kommentaren kräftig unterstützen.

Ich wende mich wieder meinem Papierkram zu und gehe damit die Treppe zur Galerie hinauf.
 

“Beziehe doch gleich mal mein Bett, wenn du sowieso schon oben bist.”

Der Sarkasmus in seinen Worten ist nicht zu überhören.
 

“Keine Sorge, Joshua, derart auf Tuchfühlung will ich wirklich nicht mit dir gehen”, entgegne ich nonchalant und stopfe alle wichtigen Papiere in meinen Container, den ich anschließend abschließe. Ich vergewissere mich zweimal, dass sich auch wirklich keines der Schubfächer mehr öffnen lässt.

Dann gehe ich wieder runter, hole das Bettzeug für das Gästebett aus meinem Schlafzimmer und drücke es Joshua in die Hand.

“Ein Bett beziehen solltest du wohl gerade noch allein hinbekommen. Wenn nicht, dann schläfst du auf dem Boden. Nicht mein Problem.”
 

Zum ersten Mal erlebe ich Joshua sprachlos und bin verwundert, dass er mitsamt der Zudecke, dem Kissen und der Bettwäsche zur Galerie emporsteigt. Nun bin ich diejenige, der die Worte fehlen und die ihm auch noch perplex hinterherschaut.

Nur nicht zu viel auf die Taten von Männern geben. Diese Devise rettet eine Frau in so manchen Situationen, erst recht dann, wenn sie unglücklich verliebt ist und anfängt, in jede Kleinigkeit, die ihr Schwarm tut, etwas hineinzuinterpretieren. Wenn ich mir eines geschworen habe, dann, dass ich mir nicht mehr über alles den Kopf zermartere, was ein Mann tut, warum er es tut oder warum er es nicht tut. Am besten, man nimmt es einfach hin und gut ist. Das ist wirklich das sinnvollste, was man machen kann.

Also gehe ich in die Küche und schaue, was mir Joshua noch übrig gelassen hat. So langsam knurrt mein Magen und ich sollte wirklich mal wieder etwas essen. Erschrocken lasse ich die Wurstpackung fallen, als mein Handy in meiner Handtasche zu klingeln beginnt. Das Geräusch dringt nur gedämpft an meine Ohren, aber genau in diesem Moment fällt mir ein, dass ich ganz vergessen habe, noch mal Jessi zu kontaktieren. Die SMS hat bei ihr mit Sicherheit keinen positiven Eindruck über meine Lage hinterlassen. Ich hebe das Plastik vom Boden auf, lege es zurück in den Kühlschrank und verschiebe das Essen auf später. Im Flur krame ich mein Handy aus meiner Tasche und sehe, dass die eingegangene Kurznachricht nicht von Jessi stammt. Erleichtert atme ich auf und beschließe, ihr sofort eine E-Mail zu schreiben.

Es dauert immer ewig, bis mein Laptop hochfährt. Daher nutze ich die Zeit, um herauszufinden, wie Joshua sich beim Beziehen des Bettes so schlägt. Ich linse zur Galerie, doch ich sehe nur sein wirres braunes Haar, der Rest liegt irgendwo unter der Decke vergraben, die wohlgemerkt noch nicht komplett bezogen ist.

“Stellst du dich immer so an?” Diesen Kommentar kann ich mir einfach nicht verkneifen. Als Antwort bekomme ich nur ein genervtes Stöhnen, genau das richtige für meine gestresste Seele.
 

##

Hi Jessi,
 

ich würde sagen, der Akku von deinem Handy ist mal wieder leer. Ist ja nichts neues ;-)

Jetzt weiß ich nicht, ob du zuerst die SMS oder diese E-Mail lesen wirst, aber ich versuche es dennoch auf diesem Weg, dir so etwas wie Entwarnung zu geben. Das mit Joshua hat sich zwar nicht erübrigt, aber die ganze Situation hat sich nun aufgeklärt. Sozusagen.

Ähm, wenn ich dir jetzt schreibe, dass ich seit heute einen Untermieter habe, der ungehobelt und arrogant ist, dann würde das für ihn unangenehme Folgen haben, darum füge ich an dieser Stelle hinzu, dass es mir gut geht und ich alles unter Kontrolle habe. Du brauchst dir nicht unnötig Sorgen zu machen. Die kleine Milly lässt sich schon nicht so leicht unterkriegen ;-)

Im Ernst, mir geht es gut und ich habe alles im Griff. Immerhin lenkt er mich von meinen ständigen Schmerzen ab.
 

*drück*

Milly

##
 

Dass das in dieser Form der Wahrheit entspricht, möchte ich jetzt mal nicht unterschreiben, doch ich muss Jessi unbedingt beruhigen. Wer weiß, was sie sonst machen würde, um mich zu schützen.

Erst als die E-Mail als 'gesendet' angezeigt wird, lehne ich mich entspannt zurück.
 

“Du hättest mir ruhig helfen können.” Joshua schaut worwurfsvoll auf dem Bett liegend zwischen den buchenbraunen Geländerstäben hindurch.
 

Zufrieden grinsend begegne ich seinem Blick. “Wie ich sehe, hast du es doch geschafft.”

Das Bett sieht wirklich ganz passabel aus. Das kann ich selbst von hier unten beurteilen.
 

Keine zehn Sekunden später lässt sich Joshua neben mich aufs Sofa fallen und breitet seine Arme auf der Rückenlehne aus, unter anderem direkt hinter mir.

“Was wollen wir heute schauen, Milly?”

Er ruckelt sich noch ein bisschen zurecht und kommt mir dabei immer näher.
 

Während ich zur Seite rutsche, schnappe ich mir die Fernbedienung und quetsche sie zwischen mich und einem Kissen.

“Wer sagt, dass wir überhaupt etwas anschauen?”
 

“Vorhin warst du noch nicht so zickig. Ist es die Tatsache, dass du mich jederzeit rausschmeißen kannst, die dich so sicher macht, oder der Fakt, dass du allen ernstes glaubst, es mit mir aufnehmen zu können? Also, wenn es letzteres sein sollte, dann hast du wirklich ein Problem damit, deine Situation realistisch einzuschätzen. Gib schon her!” Abrupt beugt er sich über mich und fummelt nach der Fernbedienung. Dabei macht er auch keinen Hehl daraus, mit seiner Hand mein Bein auf der Außenseite auf- und abzustreifen.

“Hey, untersteh dich!” Ich stämme mich gegen ihn und umklammere die Fernbedienung nur noch fester. Mit aller Macht versuche ich auszublenden, wie sich langsam eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper ausbreitet. Ein Adrenalinstoß nach dem anderen jagt durch meinen Leib, doch auch das blende ich gekonnt aus.

“Wie war das mit der Tuchfühlung?”, erinnere ich ihn an sein eigenes Statement. “Nun darf ich einen Gruselschauder nach dem anderen erleiden. Soll das die Rache für deine perversen Gedanken vorhin sein?” Wahhh, kann der Kerl sich nicht wieder auf seine Sofaseite begeben? Nun beginnt auch noch mein verdammtes Herz wie wild gegen meine Brust zu schlagen.

Plötzlich umklammert er meine Hand, die die Fernbedienung festhält. Schnell verlagere ich mein Gewicht und klemme uns somit noch weiter ein. Wenn er gedacht hat, dass ich sie ihm so einfach überlasse, dann hat er sich geschnitten.

Sein Haar streift sowohl meine Nase als auch meine linke Wange und ich kann den herben Duft seines Shampoos riechen. Er muss es heute morgen erst benutzt haben, so intensiv dringt der Geruch in meine Nase. Seine rechte Schulter lehnt an meiner linken Schulter und seine rechte Hand steckt zwischen mir und der Sofalehne.

Na toll, in was habe ich mich jetzt schon wieder hineinmanövriert?

Er schiebt sich noch ein wenig nach vorne, sodass er sich nun mit seiner freien Hand an der Seitenlehne abstützen muss, um nicht gänzlich auf mich drauf zu fallen. Dennoch ist er mir viel zu nah.

Um mich abzulenken, beginne ich die einzelnen Haarsträhnen auf seinem Wuschelkopf zu zählen. Eins, zwei, drei, vier, fünf …
 

“Jetzt rück das verdammte Ding heraus.” Ungeduldig zieht er an meiner Hand, doch ich wehre mich. “M-i-l-l-y!” Er klingt allmählich ein wenig gereizt.
 

“Ich denk nicht dran! Das ist mein Fernseher, kauf dir doch deinen eigenen!”

Er dreht seinen Kopf und schaut mich an. Da sind keine zehn Zentimeter mehr zwischen seinem und meinem Gesicht. Mein Herz macht einen unbändigen Sprung in meiner Brust. Ich kann regelrecht fühlen, wie sich in mir alles zusammenzieht, nur um nächsten Moment zu explodieren. Meine Atmung beschleunigt sich und ich presse meine Lippen fest zusammen, um nicht irgendein Geräusch zu verursachen, aus dem er falsche Schlüsse ziehen könnte.
 

“Du willst es nicht anders.”
 

Kaum hat er die Worte gesprochen, da lässt er meine Hand und damit auch die Fernbedienung los, nur um mich beim nächsten Wimpernschlag zu packen und mit sich zu ziehen. Hart lande ich auf seinem Brustkorb und mir entweicht ein kleiner Aufschrei. Während ich dabei bin, alle meine Sinne wiederzufinden, höre ich ein triumphierendes “Ha!”. Dann fuchtelt Joshua mit der eroberten Fernbedienung in seiner Linken herum und hält sie mir dicht vors Gesicht, was zufälligerweise geht, da ich mit der linken Wange auf seiner Brust gelandet bin.
 

“So geht das, Kleine.”

Na toll. Dieser Mistkerl hat es nicht nur geschafft, mich zu überwältigen, sondern auch noch, sich die Fernbedienung zu schnappen. Gleich zwei Niederlagen in einem Atemzug. Prima abend.

“Und jetzt geh runter von mir, ich bekomme kaum noch Luft.”
 

Nichts lieber als das. Unsanft bette ich meine Handflächen auf seinem Oberkörper und stämme mich hoch. Das, was dabei meine Finger ertasten, präge ich mir gut ein, versuche aber, das Bild, das sich vor meinem inneren Auge auftut, gerade nicht allzu sehr zu beachten.

“Na schön. Dieses Mal hast du gewonnen. Aber du weißt, dass das nun Krieg bedeutet.”

Ich stehe auf und streiche meine Kleidung glatt. Soll er doch fernsehen, es läuft ja eh nie was. Wenn er sich zumüllen lassen will, dann bitteschön.
 

“Als ob ich vor dir was zu befürchten hätte.”

Er stützt seinen Kopf ab und schaltet den Fernseher ein.
 

Bunte Bilder erhellen das Wohnzimmer und da merke ich erst, dass es draußen bereits zu dämmern begonnen hat. Jetzt im Mai sind die Tage ja lange hell, aber das heißt, dass es schon nach 20 Uhr ist. Ein Blick auf die Uhr bestätigt meine Vermutung.
 

“Kannst du mal ein Stück zur Seite rücken, ich habe dich immer noch im Blickfeld.”
 

“Kannst du mal aufhören, mich ständig mit deiner unverschämten Art zu nerven?” Ich mache einen Schritt zur Seite und versperre ihm damit vollends die Sicht auf meinen wunderbaren Flachbildfernseher. Ich kaufe mir wirklich selten was Teures, aber dieses Gerät musste ich mir Anfang des Jahres einfach gönnen. Das grieselige und winzigkleine Bild von meinem alten Röhrenfernseher war auf Dauer einfach nicht mehr tragbar.
 

“Komm. Ruf die Bullen doch an. Auf was wartest du denn noch?”
 

Mein Blick fällt auf mein Telefon, doch ich mache keine Anstalten, es zu holen und die 110 zu wählen. Dieser Kerl muss doch auch ohne Blaulicht und Handschellen zu bändigen sein. Ich möchte die Polizei einfach nicht hineinziehen. Vermutlich wird mich, was das angeht, kein Mensch verstehen, aber so grob und arrogant Joshua auch ist, ich empfinde weder Abscheu noch totales Missfallen. Wenn mir ein Mensch zuwider ist, dann spüre ich das meist sofort und wenn nicht, dann spätestens nach den ersten paar gewechselten Sätzen. Mich überfallt dann das Gefühl, diesen Menschen schleunigst für immer aus meinem Leben bekommen zu müssen. Aber bei Joshua ist das anders. Er mag mich aufregen und zur Weißglut bringen, dennoch habe ich nicht das Bedürfnis, ihn mir unbedingt vom Hals schaffen zu müssen.
 

“Was habe ich davon, wenn ich sie rufe?” Ich schaue Joshua an und zucke mit den Schultern. “Beweist das nicht nur, dass ich mit dir nicht klar komme? Möchtest du ernsthaft hier von zwei Polizisten herausgeführt werden und dich der Schmach meiner Nachbarn aussetzen? Wir haben beide nichts davon, wenn ich zu dieser Instanz greife. Dennoch ziehe ich diese Option jederzeit wieder in Betracht, sobald es die Umstände erfordern.”

Ohne auf eine Reaktion seinerseits zu warten, kehre ich ihm den Rücken zu und verschwinde in meinem Schlafzimmer. Dort gibt es schließlich noch etwas zu erledigen, der Schlüssel findet ja leider nicht von selbst ins Schloss.



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