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Chess

Das königliche Spiel
von

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Nevermore

Sonntag, 20.05.1839
 

Beatrix Cole war verwirrt und trotzdem angetan. Nach dem Tanz führte Chival sie nach draußen. Sie setzten sich auf eine Bank und schwiegen sich an, bis Chival die Stille schließlich beendete: „Miss Cole, ich möchte sie um Verzeihung bitten wenn ich vorhin zu stürmisch auf sie gewirkt habe. Aber ich wollte sie wirklich nicht in Verlegenheit bringen oder sie gar verschrecken.“

„Nein, nein, ich muss mich entschuldigen. Ich habe mich auch nicht sehr angebracht benommen. Mit tut es ebenfalls Leid.“, sagte Beatrix etwas verlegen und wurde rot.

„Sie wollen ihren Vater bloßstellen, nicht wahr?“, fragte Chival und lächelte hämisch ganz so als hätte er ihren Plan durchschaut.

„Was meine sie? Wie kommen sie auf eine solche gemeine Verleumdung?“, Beatrix war irritiert.

„Du willst dich nach der Rede deines Vaters ausziehen und dich nackt vor allen Menschen zeigen. Du willst nicht nur deinen Vater bloßstellen sonder all die Männer mit denen du geschlafen hast. Du willst alles aufdecken, dich selbst in Unehren stürzen und deinen Vater den gesellschaftlichen Tod bringen. Richtig?“

„Lügner! Das ist eine Unverschämtheit, wie können sie es wagen…“

Plötzlich war Chival ganz in ihrer Nähe. Sie konnte seinen Atem spüren und obwohl sein Körper warm war, ging von ihm eine unheimliche Kälte aus.

„Wie ich es wagen kann? Du nennst mich Lügner, wobei du doch diejenige bist, die ihr Vorhaben nicht zugeben will!“

Beatrix war geschockt. „Wer bist du?“, fragte sie mit zittriger Stimme.

„Ich bin der, der niemals liebt,

ich bin der, der nie geliebt,

Ich befinde mich zwischen Tod und Leben,

habe nichts von Gottes Segen,

Ich war schon immer ein böser Bub,

bin der, der anderen die Grube grub,

niemand kann meinen Händen weichen,

denn ich werde dich immer erreichen,

Blitz und Donner kriechen vor mir,

kein Blut der Welt stillt meine Gier.

So ist es, denn jeder fürchtet mich,

so sage mir; wer bin ich?“

Es bedurfte keiner weiteren Worte. Beatrix hatte verstanden, dass Chival kein Mensch war. Er war auch keine Figur oder ähnliches, denn sein wahres Antlitz war einfach nur eine Schwarze Kugel. Ein schwarzes Loch, das die Umgebung brach. Doch als dieses etwas sich in einen alten Greis verwandelte und Beatrix seinen Vorschlag unterbreitete, war sie doch sehr angetan. Der Greis verwandelte sich wieder in Chival und nahm ihre Hand. Dann zog er sie an sich ran und sagte sanft: „Gibt mir einen Kuss und unser Geschäft ist besiegelt.“ Beatrix zögerte nicht lang. Schließlich hatte sie schon längst vergessen, was ein wahrer Kuss war. Doch als sie seine Lippen berührte, machte ihr Herz einen kleinen Sprung. Chival stieß sie dann abrupt von sich. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und er keuchte. „Chival?“, fragte Beatrix besorgt. „So etwas habe ich noch nie gefühlt…“, murmelte er, doch Beatrix hörte es nicht.
 

Am nächsten morgen stürmte Matt in die Klasse hinein. Doch auf den Tisch, den er sich mit Kira geteilt hatte, lag nichts. Sie war fort. Er setzte sich hin und überlegte. Es war so verwirrend, er hatte die ganze Nacht darüber nachgedacht wie er Kira seine Liebe gestehen konnte. Es war ihm auch nichts anderes übrig geblieben. Black Queen war gestern nicht online gewesen und er konnte noch nicht einmal sich mit Schachspielen auf andere Gedanken bringen. Die Schule dauerte sehr lang und in der viel zu kurzen Pause saß Matt ganz alleine unter der Linde und schaute in den Himmel hinauf. Als er nach hause kam und seinen PC anschmiss, wollte er sich einfach nur von Black Queen fertig machen lassen. Er lächelte als er sah, dass sie online war. Merkwürdiger weise schrieb Black Queen nichts. Das ganze Spiel über blieb der Signalton des Chats aus. Was Matt außerdem noch auffiel, war dass mit der Zeit es immer weniger schwarze Spielfiguren wurden. Black Queen spielte schlecht; nein sie spielte sehr schlecht. Ihre Züge waren nicht durchdacht und viel zu schnell ausgeführt.

„Was ist mit dir los, so kenne ich dich gar nicht!“, schrieb Matt schließlich. Doch sie antwortete nicht. Nach fünf Minuten war das Spiel beendet. Auf seinem Bildschirm blickte zum ersten Mal seit Wochen das Wort ‚REMIS’.

„Es war mir eine große Freude dich kennen zu lernen Matthew Freeman.“

Dann war sie off.

In den nächsten zwei Wochen versuchte er Black Queen immer wieder erneut zum Spiel aufzufordern, jedoch kam sie nicht mehr online. Bis sie sich eines Tages komplett aus der Schachplattform ausloggte. Matthew sollte nie wieder von ihr hören.



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