Zum Inhalt der Seite

Besuch der roten Dame

8tes Gebot: Du sollst nicht stehlen.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

6.Akt: Nicht ganz planmäßig

"Grell, ich bin wieder da.", schallte es an die Ohren des Rotschopfes, der wie ein Stück Gemüse im Bett lag und sich die Bettdecke über den Kopf zog.

Er hörte wie der Undertaker im Erdgeschoss umherlief, wie hier und da ein Sargdeckel klapperte oder eine Tür geöffnet oder geschlossen wurde, bis die Treppe knarrte.

Grell klammerte sich an seiner Decke fest als der Undertaker leicht daran zupfte.

"Ach komm schon Grell...lass mich dein hübsches Gesicht sehen. Ich hab auch eine Überraschung für dich.", kicherte er düster und zupfte wieder an der Decke, diesmal energischer.

Mit unverständlichem Gemurmel streckte Grell seinen Kopf bis zur Nase unter der Decke hervor und sah den Undertaker erwartungsvoll an.

Der zupfte wieder an der Decke und schließlich gab Grell auf, schob die Decke weg und setzte sich im auf.

"Deine Nachtschichten nerven...was hat Will nur gegen dich?", fragte Grell und rieb sich die Augen.

"Hihi, schon viel besser...hier.", sagte der Undertaker und zog eine Akte hinter seinem Rücken hervor.

Grell zog nur eine Augenbraue hervor und fragte: "Was ist das?"

"Ich hab ein paar Beziehungen spielen lassen - naja, eigentlich nur zu Gladis aus der Buchhaltung - und dir eine unbefristete Suspendierung zwecks Krankheit besorgt. Ich glaub übrigens sie mag dich, hat sich gleich erkundigt was dir denn fehlt.", erklärte der Undertaker mit seinem breitesten Grinsen im Gesicht, als würde ihn dieser Umstand furchtbar amüsieren.

"Gladis? Ist das nicht diese alte Schrulle mit den Platzdeckchen am Schalter?", erkundigte sich Grell und blätterte die Akte durch.

"Khihihi, genau.", kicherte der Undertaker und fügte noch hinzu: "Sobald du die Formulare ausgefüllt hast übernimmt übrigens ein anderer deinen Dienst. Also hab ich auch wieder mehr Zeit für dich, mein Vögelchen."

Grell seufzte leise und legte die Akte neben sich aufs Bett. Der Undertaker strich seinem Liebsten eine rote Strähne aus dem Gesicht und betrachtete ihn schweigend.

"Du machst dir immer noch Vorwürfe, nicht wahr?", fragte er, "Grell, das ist jetzt bald zwei Monate her und nichts ist passiert. Warscheinlich ist sie einfach nur übergeschnappt und kann nichts mit den Aufzeichnungen anfangen."

Grell seufzte, wühlte sich mühsam aus der dicken Decke und stand umständlich und gefährlich schwankend auf, mit seinem 'Übergewicht' hatte er in letzter Zeit einige Gleichgewichtsprobleme.

"Lass uns erstmal frühstücken, ja?", wich er der Frage seines Liebsten aus und wackelte Richtung Treppe, den Gang zum Kleiderschrank sparte er sich, denn darin befand sich im Moment eh nicht was ihm gepasst hätte.

Der Undertaker konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen als er zusah wie Grell im Nachthemd und um die Mitte kugelrund die Treppe hinunter staktse.
 

"Wolltest du nicht frühstücken?", fragte der Undertaker und sah zu, wie Grell lustlos in einem Ei herumrührte und das Eigelb auf dem ganzen Teller verteilte, als wäre er ein gelangweilter Künstler und das Essen seine Farbe.

"Mh, ich weis nicht...das Kleine strampelt schon seit gestern Abend wie wild...und es beruhigt sich einfach nicht.", sagte Grell und schob das angebratene Eiweiß jetzt in der Soße herum.

"Hast du zuviel Kaffee getrunken?", kicherte der Undertaker und kassierte dafür ein böses Funkeln.

"Nein, ganz im Ernst", sagte er, "Du musst was essen, Grell."

Der Rotschopf hob wackelte mit seiner Gabel und wollte wohl gerade zu einer Retourkutsche ansetzten, da verzog sich sein Gesicht und die Gabel fiel klappernd zurück auf den Teller und bespritzte beide, Grell wie den Undertaker, mit Eigelb.

"Grell, was hast du?", fragte der Bestatter und sah ihn verblüfft an.

Der Rotschopf presste nur die Lippen fest zusammen und legte mit hilfesuchendem Blick die Hände auf seinen enormen Bauch.

Unsicher stand der Undertaker auf und ging um den Tisch herum zu Grell, legte seine Hände neben die des Rotschopfes und erschrak. Was er da spürte waren nicht die Bewegungen, die er bisher gespürt hatte, das Kind strampelte so heftig als wolle es einfach aus Grell rausbrechen.
 

Und da verstand der Undertaker, genau das war die Absicht dieser Aktion. Dieses Ding wollte raus aus Grell und weil es nicht die Möglichkeit wie bei einer Frau hatte, wollte es den nächstbesten Weg nehmen: Direkt durch Grells Bauchdecke.

Starr vor Schock starrte der Undertaker seinen Liebsten an, der ihn weiterhin nur hilfesuchend ansah.

"Taker...Taker was passiert mit mir?", flüsterte Grell und sah ihn mit tränenden Augen an.

"Ich...ich glaube es kommt.", stammelte der Undertaker und versuchte umständlich Grells Schlafhemd hoch zu ziehen, ein Akt der Unmöglichkeit, da der vor Schmerz zusammengekauerte Rotschopf keine Anstalten machte aufzustehen. Also riss er das Hemd kurzerhand entzwei und zog zischend Luft ein als der Stoff zur Seite rutschte.

Grells Haut hatte sich stellenweise bereits bläulich-violett verfärbt und immer wieder sah man die Schläge die von Innen kamen.

Der Rotschopf hatte mittlerweile die Augen zugekniffen und wimmerte bei jedem Schlag, jedem Tritt auf.

Fluchend hob der Undertaker seinen Liebsten auf die Arme und brachte ihn ins Wohnzimmer um ihn auf das Sofa zu legen.

Er kam sich grausam nutzlos vor, verdammt zur Hilflosigkeit, was sollte er tun? Er hatte gewusst, dieses Ding müsse irgendwann aus Grell raus, doch er hätte nicht gedacht, dass es so ablaufen würde.

In seinem Kopf summte es wie in einem Bienenstock, er hatte keine Ahnung, wie er Grell helfen sollte. Würde dieses Wechselbalg wirklich wortwörtlich aus dem Rotschopf herausbrechen, der Bestatter sah keine Möglichkeit ihm dann noch in irgendeiner Form zu helfen. Verdammt, er hätte wissen müssen, dass es auf sowas hinaus läuft!
 

Jäh wurden die Gedanken des Undertakers unterbrochen als Grell markerschütternd aufschrie und ein Knacken ertönte.

Schnell besann sich der Undertaker wieder auf den Rotschopf und versuchte die Quelle des Knackens auszumachen. Scheinbar hatte dieses Ding ihm beim um sich treten eine Rippe angeknackst.

Grell klammerte sich haltesuchend fest als der Undertaker eine Hand in die seinen nahm und versuchte ein erneutes Schreien zu unterdrücken, was allerdings nur mit mäßigem Erfolg gekrönt war. Mittlerweile ging seine Atmung stoßhaft und schnell, immer und immer wieder überrollten ihn Wellen aus Schmerz als das Kind ihn trat.

Grell erschrak, als der Undertaker seine Hände plötzlich aus dem festen Griff wand und er hörte wie er aus dem Zimmer die Treppe hinauf stürmte.

"Nein!", schrie alles in ihm, und er wollte es seinem Liebsten auch nachrufen, doch es ging in einem weiteren Schmerzensschrei unter.
 

"Gott verdammte Scheiße! Wo ist es?!", fluchte der Undertaker vor sich hin und durchwühlte seine Kommode.

Er suchte ein Fläschchen, das sie ihm gegeben hatte als er gerade aus Frankreich zurückkam. Sie hatte nicht gesagt was es war, noch war die kleine Phiole beschriftet, doch meinte der Undertaker ihr Blick hätte Bände gesprochen.

Ein markerschütternder Schrei von unten lies ihn zusammenfahren und noch hektischer suchen, bis seine Finger endlich auf das kühle Glas stießen. Schnell schnappte er sich das Gefäß und rauschte wieder die Treppe hinunter, durch den Flur ins Wohnzimmer.
 

Grell krümmte sich vor Schmerz als die Tritte noch heftiger wurden, für einen Moment glaubte er das Bewusstsein zu verlieren, doch die erleichternde Schwärze der Ohnmacht streifte ihn nur kurz als wollte sie ihn verhöhnen und er wurde mit einem erneuten Tritt zurück in die Realität beförderte.

Er hörte wie der Undertaker wieder ins Zimmer kam, mit wenigen schnellen Schritten bei ihm war und neben dem Sofa auf die Knie ging.

Die sicherlich gut gemeinten, aufmunternden Worte seines Liebsten verschmolzen in Grells Ohren zu einem einzigen Summen, längst hatten sich seine Sinne zum größten Teil verabschiedet.

In diesem Moment zählte nur noch der Schmerz und ihm zu entfliehen. Alles hätte Grell in diesem Augenblick dafür gegeben, hätte es nur aufgehört. In diesen Sekunden war alles was seine Gedanken beherrschte dieser unsägliche, brennende und stechende Schmerz.

Bilder zogen an ihm vorbei, Empfindungen, wie er und der Undertaker sich das erste mal näher kamen...wie sie zusammen badeten...wie er sich jeden Abend darauf freute, dass seine Schicht vorbei war und er zu ihm konnte...

Dann riss es ab und alles wurde wieder von Schmerz beherrscht. Er hörte noch wie der Undertaker seinen Namen rief, spürte ein Reissen, dann wurde alles schwarz um Grell.
 

"Grell!", rief der Undertaker, doch es war zu spät.

Grells Bauchdecke wurde einfach wie von einer unsichtbaren Macht von innen aufgerissen und eine Unmenge Blut und einer wässrigen Flüssigkeit schwappten dem Undertaker entgegen.

Dann hörte er es. Ein durchdringendes Babygeschrei klingelte in den Ohren des Undertakers und er sah ein kleines Wesen, bedeckt mit Blut und einer weißlichen Schmiere, wie es aus Grell heraus auf dessen Brust krabbelte und sich an ihn schmiegte.

Doch er hatte nicht mehr als einen kurzen Blick für es übrig, war zu sehr damit beschäftigt die Hände auf Grells offenen Riss zu pressen und die Blutung zu stoppen.

"Oh, bitte lass das funktionieren!", dachte er bei sich, entkorkte die Phiole mit den Zähnen und verschüttete ihren leicht klebrigen und furchtbar stinkenden, grünlich-braunen Inhalt auf Grells Wunde.

Langsam schloss sich die Wunde wie von selbst und hinterließ nur eine feine weiße Linie wo zuvor ein grausiger Riss geprangt hatte. Doch etwas stimmte nicht. Grell lag immer noch leblos auf der Couch.

Tränen stiegen dem Undertaker hoch, bahnten sich ihren Weg über seine Wangen und fielen auf den dunklen Holzboden, um sich mit dem Blut zu vermischen. War er zu langsam gewesen?
 

Da kam plötzlich wieder Leben in Grell, er hustete auf und öffnete langsam die Augen.

"Taker?", wisperte er heißer und hob die zittrigen Hände langsam zu dem kleinen Wesen, dass immer noch auf seiner Brust lag und leise vor sich hinquängelte.

"Ich bin hier Grell...es ist alles gut...", antwortete der Undertaker tränenerstickt. Er zog mit fahrigen Bewegungen sein blutverschmiertes Hemd aus und wickelte es etwas um das kleine Ding, dass sich da an seine 'Mutter' schmiegte. Das Kind quängelte etwas als der Undertaker es in seine Arme holte und näher zu Grell rückte.

"Sieh mal Grell...das...das ist deine Tochter...", sagte er, brachte die Worte vor Glück und Tränen kaum hervor.

Der Rotschopf lächelte erschöpft und nahm die Kleine von seinem Liebsten entgegen in die zitternden Arme.

"Na du?", wisperte er und strich ihr mit einem Finger über die Wange, nach dem sie mit fröhlichem Glucksen griff, ihre verblüffend grünen Augen blitzen freudig auf.

Mit dem glückseeligsten Lächeln das der Undertaker je gesehen hatte strahlte Grell ihn an und fragte: "Ist sie nicht wunderschön?"

"Sie kommt ganz nach ihrer Mutter.", wisperte er und küsste Grell sachte.

"Ich hoffe du meinst mich...", nuschelte der Rotschopf zwischen zwei Küssen.

"Wen könnte ich sonst jemals so wunderschön finden, wenn nicht dich, mein Vögelchen?", antwortete der Undertaker und strich Grell ein paar Strähnen aus dem schweißverklebten Gesicht ehe er hinzufügte: "Ich hatte so furchtbare Angst um dich..."

"Du weist doch, ich würde dich nie verlassen.", neckte ihn Grell und fing die Lippen des Undertakers wieder in einem Kuss ein, ehe dieser antworten konnte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück