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Besuch der roten Dame

8tes Gebot: Du sollst nicht stehlen.
von

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- Intermission 5 -

Stirnrunzelnd parierte Ciel sein Pferd durch und klopft ihm beruhigend den Hals. Was war nur mit dem Tier los? Seit einigen Minuten reagierte es kaum noch auf seine Befehle und uch jetzt tänzelte es unruhig umher. Kam etwa ein Sturm auf?

Ciel sah nach oben, doch das bisschen Himmel, das er zwischen den dichten Baumwipfeln erkennen konnte sah recht hell aus, kaum so als käme ein Unwetter.

Als dem jungen Earl auffiel, dass der Wald ungewöhnlich ruhig war, wurde auch er langsam etwas unruhig und rutschte nervös im Sattel herum.

Zugegeben, es war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen darauf zu bestehen allein auszureiten, aber seine Verlobte und die unfähigen Dienerschaft seines hauses hatten ihm den letzten Nerv geraubt. Sebastians leicht süffisantes Grinsen war es schließlich, das das Fass zum Überlaufen gebracht hatte und er ihm befohlen hatte Ciels Pferd zu satteln.

Eben jenes Pferd warf nun den Kopf hin und her und wieherte wild. Als es sich aufbäumte fiel Ciel fast aus seinem Sattel und konnte sich gerade noch festhalten.
 

Was auch immer hier los war, er musste zurück zum Anwesen, unzwar so schnell wie möglich.

Er trieb seinem Pferd die Sporen in die Seiten und das Tier bäumte sich erneut auf, lief aber nicht los.

"Verdammt, lauf doch!", zischte Ciel und trieb das Tier erneut an, bis er merkte, dass es scheinbar seine Hinterläufe nicht von der Stelle rühren konnte.

"Was zum...?", flüsterte er.

"Dein Pferd wird nirgendwo hinlaufen, junger Earl Phantomhive.", drang es ihm an den Ohren und er erstarrte im Sattel zur Salzsäule. Er kannte diese Stimme.

Schritte drangen durchs Unterholz und stoppten unweit von ihm.

"Ein hübsches Tier, nicht Jungs? Ja ja, Ciel hat wirklich einen guten Geschmack...", giggelte eine weibliche Stimme und der Earl drehte ihr den Kopf zu, ein stummes Flehen im Kopf er möge sich irren.

"Verdammt!", schoss es ihm durch den Kopf, er hatte sich nicht geirrt.

Da stand sie wie einst in seinem Schlafzimmer, diesmal jedoch mit zwei Männern an ihrer Seite. Die beiden sahen jung aus, nicht viel älter als Ciel selbst und schienen indischer Abstammung zu sein. Erst war Ciel sich nicht sicher ob die beiden überhaupt Männer waren, beide glichen einander aufs Haar, hatten die selben feinen, beinahe perfekten Gesichtszüge und gleichgültigen Ausdruck.

Doch diejanige, die dazwischen stand stellt für den jungen Earl wohl das größere Problem.

Unauffällig versuchte er an seine Augenklappe zu fassen, doch die Dame schüttelte nur mit einem kleinen "Mh-mh" den Kopf.

"Ich würde das an deiner Stelle lassen.", sagte sich süßlich und grinste.

"Dann sag mir was du willst.", forderte Ciel.

"Aaah, immernoch keine guten Manieren...aber was solls. Auserdem weist du doch was ich will, Ciel, wir haben doch letztes Mal schon darüber geredet.", säuselte sie und kokettierte etwas.

"Tse. Meine Antwort bleibt die selbe. Mein Vertrag mit Sebastian ist noch nicht erfüllt.", antwortete Ciel abwertend und reckte sein Kinn vor.

Erneut schüttelte die dame den Kopf.

"Falsche Antwort.", sagte sie nur und innerhalb weniger Sekunden hatten die beiden jungen Männer, die sie flankierten, den überraschten Ciel aus seinem Sattel gezogen und drückten ihn auf den schneebedeckten Waldboden.

Er wand sich und versuchte los zu kommen, doch die beiden liesen ihm keine Chance.

Zwischen seinen Befreiungsversuchen sah Ciel wie die Dame vor ihm auf die blanken Knie ging und für einen Moment durchfuhr ihn der absurde Gedanke ob ihr nicht eigentlich kalt sein müsste.
 

"Weist du Ciel....eigentlich mag ich dich, du bist so ein hübsches, entschlossenes Kerlchen. Dabei mag ich eigentlich gar keine Menschen, sie sind so einfältig...", seufzte sie und strich ihm übers Haar. "Aber leider muss ich gerade feststellen, dass auch du diese Einfältigkeit besitzt...warum überlässt du mir deinen Butler nicht einfach? Das würde uns beiden so viel unnötige Scherereien ersparen..."

Voller Unwillen zog Viel seinen Kopf so weit es ging weg.

Sie sah ihn nur kurz schweigend an, schüttelte dann erneut den Kopf und stand wieder auf.

"Es tut mir ja irgendwie leid...wobei...nein, eigentlich nicht. Aber so bringe ich dich sicher zur Vernunft.", sagte sie.

"Lass uns ein Spiel spielen Ciel.", kicherte sie.

"Ein Spiel?", fragte der junge Earl voller Abscheu.

"Hihi, ja...der Einsatz ist dein Butler. Mal sehen ob du gewinnst...", säuselte sie und schnippte.

Auf ihr Signal hin umfasste einer der Männer, die Ciel nun mit ihren Knien auf seinem Rücken zu Boden drückten, seine Hand, spreizte einen Finger davon ab und bog ihn dann so ruckatig nach hinten, dass ein scharfes Knacken ertönte.

Ciel konnte gerade so einen Aufschrei unterdrücken als ein jäher Schmerz seinen ganzen Arm durchfuhr.

"Wie sieht es jetzt aus? Willst du mir Sebasian immer noch nicht überlassen?", fragte die Dame mit einem hörbar sadistischem Lächeln.

"Tse, du träumst wohl.", spottete der junge Earl.

Mit einem leisen Seufzen schnippte die Frau wieder und die beiden Männer fuhren fort.
 

Keuchend lag Ciel vollkommen durchgefroren auf dem Waldboden. Doch die Kälte war im Moment sein geringstes Problem.

Er musste sich bemühen sein freies Auge offen zu halten und sah nur verschwommen, wie Rinnsale aus Blut den Schnee um ihn in hellem Rot färbten.

Als er etwas feuchtes, heißes an seiner Wange spürte wollte er zurückzucken, doch er fand sich unfähig dazu. Doch so schnell wie es kam war es auch wieder gegangen.

Etwas Warmes lehnte sich über ihn und geschickte Finger fädelten den Knoten seiner Augenklappe auf und nahmen sie ab.

Die Dame, die in den letzten Stunden ihr krankes Spiel mit ihm gespielt hatte saß neben ihm und strich ihm lächelnd über die Wange.

"Du bist ein tapferer Junge Ciel. Einfältig aber willensstark, wirklich beneidenswert.", sagte sie und stand auf.

"Du hast unser kleines Spiel gewonnen...vorerst...aber du darfst mir jetzt artig Danke sagen, ohne diese hässliche Augenklappe kannst du deinen Schoßdämon endlich zu dir rufen.", sagte sie und kicherte.

Ciel schwieg vehement.

"Ah, du bist wirklich ein unerzogenes Kind.", schüttelte sie den Kopf und ging ohne weitere Worte von dannen, die beiden jungen Männer folgten ihr nach.
 

Um jeden Atemzug kämpfend, der jedesmal erneut eine Schmerzwelle durch Ciels geschundenen Körper schickte, zog der junge Earl so schmerzlos wie nur möglich und dabei quälend langsam, seine Hand an sein Gesicht und wisperte: "Sebastian...finde...mich..."

Es dauerte nur wenige Sekunden, da hörte Ciel schon seinen Butler neben ihn knien und fühlte dessen zitternde Hand auf seiner Wange.

"Junger Herr...", hörte er das gedämpfe Wispern und fühlte wie starke Arme sich behutsam unter seinen Körper schoben und ihn hochhoben. Ciel unterdrückte einen Aufschrei, als auf seine gebrochenen Rippen ein leichter Druck ausgeübt wurde.

"Bitte junger Herr, haltet noch etwas durch...wir sind bald beim Anwesen...", sprach ihm sein Butler beruhigend zu und beschleunigete seinen Schritt.
 

"Sie hatten wirklich Glück Earl Phantomhive, dass ihr Butler sie gefunden hat. Ein paar Stunden mehr und sie wären vermutlich erfroren.", teilte ihm der alte und recht bärtige Arzt mit, den Sebastian kurzerhand gerufen hatte, und wandte sich an den Butler, der während der gesamten untersuchung neben dem ihm gestanden war.

"Zwei Finger der linken Hand, sowie das rechte Schlüsselbein und vier Rippen sind gebrochen, einige weitere vermutlich angebrochen. Knie und Schulter waren glücklicherweise nur ausgerenkt. Am besten wären erst einmal zwei Wochen absolute Bettruhe bevor der Earl wieder den größten Teil seines Alltags aufnehmen kann. Schonen muss er sich trotzdem mindestens weitere zwei Wochen.

Und gegen die Schwellung, machen Sie am besten kalte Umschläge, aber denken sie daran, das Zimmer immer gut beheizt zu halten.", erklärte er in einem so schleppenden Ton, dass sich Sebastian nur dachte 'Werd endlich fertig!', aber freundlich weiterlächelte.
 

Als er endlich gegangen war setzt sich Sebastian an Ciels Bettkante und sah ihn an.

"Was ist?", fragte Ciel bissig und sah aus dem Fenster.

"Junger Herr, ich bitte euch, lügt mich nicht weiter an. Wer war das?", sagte Sebastian und sah Ciel unverwegt an.

Der junge Earl saß nur da und starrte, weiterhin eisern schweigend, aus dem Fenster.

"Ciel...bitte...", sagte Sebastian, legte seine behandschuhte Hand sachte auf Ciels, die auf seinem Bett lag und drückte sie leicht.

Eine kleine Weile saßen sie so da, da senkte Ciel seinen Blick.

"Es war eine Frau...groß, gelbe Augen, Hörner und mit Schuppen wie ein Reptil. Sie wollte dass ich unseren Vertrag breche und dich ihr überlasse.", erklärte er leise.

Sebastian sah ihn nur stumm und mit leichter Verwunderung an.

"Kennst du sie?", fragte der junge Earl und sah seinen Butler verblüfft an.

"Sozusagen...", sagte er und schüttelte den Kopf. "Ich werde mich nichtmehr weit von euch begeben junger Herr. Sie mag grausam sein, aber es ist ihr unmöglich einen Dämon zu töten."

"Was hast du ihr getan, dass sie dich so unbedingt in ihre Klauen bekommen will?", fragte Ciel und sah seinen Butler herausfordernd an.

Doch Sebastian sah nur zur Tür, zog seine Hand von Ciels und stand auf.

"Ich werde mich um Lady Elizabeths Heimkehr kümmern. Der Vorfall hat sie doch mitgenommen.", sagte er nur und ging.

Ciel sah seinem Sebastian nach und starrte noch eine Weile auf die Tür ehe er seinen Blick wieder zum Fenster hinaus wandte.

"Aber ich darf nicht lügen...?", wisperte er vor sich hin, sein Schlafzimmer erschien ihm mit einem mal grausam leer und düster wie schon lange nicht mehr.



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