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Besuch der roten Dame

8tes Gebot: Du sollst nicht stehlen.
von

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3.Akt: Mach nie die Tür auf, sei nie daheim

Die folgenden Wochen schlichen qualvoll langsam und zugleich doch rasend schnell vobei. Sie verliefen in seltsamen Wellen, mal zäh wie Sirup, dann wieder schienen Tage vorbeizufliegen ohne dass Grell es bemerkte.

Zwar hatte der Undertaker so oft es ging angerufen, doch aller Beschwichtigungen und süßen Worte seines Liebsten zum Trotz war Grell ein reines Nervenbündel.

Einzig Rückhalt fand er in der Monotonie des Bestattungsunternehmens. Earl Phantomhive und sein Butler waren seit jenem Morgen, an dem er sich doch bis auf die Knochen blamiert hat, nicht mehr sehen lassen und auch sonst war es ruhig, es wurde im Moment wenig gestoben in London.

Grells Verdacht hatte sich in seinen Augen schon nach etwa 6 Wochen bestätigt, als er sich, Zeter und Mortio schreiend, eingestehen musste nicht mehr in seine, recht körpernahe, Lieblingshose zu passen.

Er jammerte und zeterte dem Undertaker beim nächst darauffolgenden Telephonat bestimmt beide Ohren ab, vermut wäre, sofern vorhanden, auch jedes weitere Grell zum Opfer gefallen.

Doch bei allem Klagen, Grell konnte nicht darüber hinwegtäuschen wie sehr er sich über seinen umstand freute.

Immer öfters ging er, wenn er einkaufen war, in Spielzeugläden und ertappte sich sogar einmal dabei eine Rassel zu kaufen.

Vertieft in sein Mutterglück, wie er war, hatte Grell jedoch gänzlich vergessen was dessen Preis war. Dem Sukkubus, dem er seine zeitweilige Euphorie zu verdanken hatte, war sei jenem Morgen nicht mehr erschienen oder hatte in irgendeiner anderen Form Grells Gegenleistung eingefordert. Und selbst wenn sie es getan hätte, für Grell zählte im Moment nur, dass der Undertaker nach Hause kam.
 

Das war auch der Grund, warum der Rotschopf schon seit dem vergangenen Abend hinter dem massiven Holzschreibtisch im Verkaufsraum des Bestattungsunternehmens saß und nägelkauend auf die Tür starrte, nie nur still und düster in ihren Angeln hing.

bei jeder vebeifahrenden Droschke, bei jedem Passanten schreckte er auf, in Erwartung die Tür würde gleich aufgehen.

Mittlerweile war es Abend und Grell hundemüde. Er hatte Hunger, Durst, jeder Knochen im Leib tat ihm vom langen Sitzen weh und er musste seit Stunden verdammt dringend aufs Klo. Aber er wagte es nicht aufzustehen, in der Befürchtung, dass wenn er im Badezimmer oder der Küche war der Undertaker kommen könnte.

Also saß er einfach da, mit abgeknabberten Nägeln, knurrendem Magen und gewaltigem Druck auf der Blase und wartete. Zu seiner eh schon unangenehmen Situation kam noch hinzu, dass es bereits Ende August und somit drückend schwül in London, speziell in dem kleinen Verkaufsraum war.

Gedanklich wanderte Grell gerade in seiner Lieblingshose, der er mehr nachtrauerte als er sich eingestand, in die Küche und macht sich ein belegtes Brot, da wehte ein angenehm kühler Luftzug durch die stickige Luft des Raumes und riss den Rotschopf weniger unangenehm aus seinen Tagträumen. Zog es etwa?
 

Grell sah sich kurz um, zuckte dann etwas mit den Schultern und wollte sich gerade wieder seinen Tagträumen zuwenden als vor ihm auf dem Schreibtisch jemand saß.

Grell, ohnehin schon ein nervenbündel sondergleichen an diesem Abend, erschrak dermaßen, dass er gleichzeitig so viel Platz als irgend möglich zwischen den Schreibtisch und sich zu bringen suchte und aufstehen wollte, was im Endeffekt darin resultierte, dass er mit lautem RUMMS Hintern vorran zu Boden ging.

Doch als wäre das plötzliche erscheinen des Gastes nicht genug gewesen, nein, von der nun erhöhten Position aus grinste ihn eben jene rote Dame an, die er das letzte mal vor rund drei Monaten sah. Ihre spitzen, raubtierartigen Zähne, den seinen nicht ganz unähnlich, verliehen ihrem Grinsen etwas beängstigendes, das bedingt durch den Rest ihres Erscheinungsbild nicht unbedingt gemildert wurde. Lediglich ihre Augen, in denen angesichts des überrumpelten Grells Belustigung lag, nahmen ihr ihren Schrecken etwas.

"Es ist ein Weilchen her, nicht Grell?", fragte sie.

Grell, immer noch leicht paralysiert von ihrer jähen Erscheinung, nickte nur stumm und mit offenem Mund.

Sie kicherte und kokettierte ein wenig auf dem Schreibtisch ehe sie fortfuhr: "Du scheinst mein Geschenk ja gut zu vertragen. Also hab ich mir gedacht, warum schau ich nicht bei dir vorbei und hol mir meine versprochenen Aufeichnungen ab?"
 

Grell schluckte. Die Aufzeichnungen. Er hatte sich bis jetzt noch nicht einmal darüber Gedanken gemacht wie er es anstellen sollte Sebastians Buch zu holen, dass er die Aufzeichnungen direkt von dem Dämon holte war auser Frage, das hätte seinen sicheren Tod bedeutet. Wobei Grell ihn vermutlich so oder so auslieferte, denn er traute es diesem Dämonenweib durchaus zu selbst aus Sebastians langweiligen Aufzeichnungen noch irgendetwas herauszufiltern dass ihr von Nutzen war, immerhin war sie im Stande einen Mann zu schwängern.

Während Grells Gedanken Schleifen schlugen und sich die unmöglichsten Szenarien ausmalten, eins grausiger wie das andere, verdunkelte sich die Miene des Sukkubus zusehends.

"Du hast sie nicht.", stellte sie nach einer kleinen Weile angespannten Schweigens trocken fest. Ihre Stimme hatte jegliche Belustigung verloren.

Erneut schluckte Grell nur. Warum war sein Mund so trocken?

Der Sukkubus tippte sich mit dem Zeigefinger ein wenig auf die Unterlippe und fuhr fort: "Weist du, solangsam glaube ich ich hab mich in dir getäuscht. Vielleicht sollte ich mein Geschenk jemand anderem zuteil werden lassen, jemand der mich nicht so enttäuscht."

Ihr beinahe schon unbekümmert wirkender Ton weckte Grells Lebensgeister wieder und er schlang sich schnell die Arme um den Bauch.

"Nein! Ich bringe sie dir, ich schwöre es!", sagte er, rief schon fast, mit deutlich verzweifeltem Unterton. "Bitte, gib mir nur noch ein klein wenig mehr Zeit! Nimm es mir nicht weg!"

Tränen stiegen in Grells beissend grünen Augen hoch und begannen sich ihren Weg über seine schreckblassen Wangen zu bahnen, je länger der Sukkubus ihn abwägend ansah.

Es verstich eine Minute, zwei, drei...die Zeit schien sich wieder einmal ins Unendliche zu dehnen.

Doch dann: Der Sukkubus grinst wieder, schlug kichernd die Beine übereinander und kokettierte wieder ein wenig auf dem Tisch.

"Nagut", meinte sie, "Weil du es bist. Aber merk dir eins Grell, ich bin keine sehr geduldige Person."

Es dauerte einige Momente bis zu Grell durchsickerte dass sie ihm nocheinmal Zeit gewährt hatte und er seufzte zittrig vor Erleichterung auf.

Sie würde ihm das Kind nicht wegnehmen, dem Himmel sei Dank. Gerade wollte Grell ihr versichern er würde sie nicht erneut enttäuschen, da klingelte die Ladentür.



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