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Nah am Herzen

Original-Only Wichteln 2011 - Wichtelgeschichte für Prussia
von

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Nie wieder Sehnsucht

Alex hatte gesagt, er würde halb acht bei ihm zu Hause auftauchen. Für Lukas hieß das, dass bis dahin alles tippitoppi sein musste. Oder besser gesagt: Der überfüllte Mülleimer musste geleert werden, es musste provisorisch Staub gewischt werden, das Bett mussten aufgeschüttelt und die dreckige Wäsche weggeräumt werden.

Das war zumindest der einfache Teil. Lukas begann sich Panik zu machen, als er feststellte, dass ein kleines Haarbüschel auf seinem Kopf in die vollkommen falsche Richtung zeigte und dass er eine hässliche kleine tiefe Falte am rechten Auge hatte. Er kam sich merkwürdig vor, als er sogar sein heiß geliebtes Parfüm auftrug. Er hatte doch kein Date… aber egal. Laut dem Internet war er sowieso schwul, also was sollte es schon!

Alex kam tatsächlich genau halb acht bei ihm an. Er brauchte noch nicht einmal klingeln, weil Lukas ihn vom Fenster bereits gesehen hatte, die Tür aufriss und in seine Arme schloss.

„Äh. Was zum…?!“, bekam Alex nur heraus.

Lukas fing an zu lachen und grinste ihn an, als er ihn wieder los ließ. „Tut mir leid, aber ich hab dich vermisst.“, erklärte er leichtfertig sein Verhalten. Damit wusste Alex nicht, was er antworten könnte, er war lieber damit beschäftigt, sich keine eindeutige Gefühlsregung deswegen anmerken zu lassen.

„Das ist ja lieb von dir, aber nicht so stürmisch, mein Lieber…“, sagte er schließlich.

„Bei dir doch immer“, erwiderte Lukas keck. Mittlerweile war ihm egal, was er heute in diesem markanten Video gesehen hatte. Er tat das, was er für richtig hielt. „Ich bin froh, dass du heute Abend noch nichts vorhattest. Ein Filmabend alleine wäre langweilig geworden.“

„Mich wundert es eher, dass du dich nicht verabredet hast für heute Abend“, antwortete Alex, während er dem Blonden in sein Zimmer folgte.

„Keine Ahnung. Mir war heute nach etwas Ruhigerem. Außerdem wollte Finn sich heute einen schönen Abend mit Anna machen, sie hatte ihn wohl zu genörgelt, dass sie das lange nicht mehr getan haben.“, erklärte er, „Ich schätze, wir setzen uns aufs Bett. Das ist angenehmer und gemütlicher zum Fernsehen.“, fügte er hinzu und zeigte auf sein Bett, dass mindestens eine Breite von anderthalb Metern haben musste. Alex konnte wetten, dass der andere nachts manchmal quer darauf lag.

Lukas drehte den Fernseher etwas nach rechts, Richtung Bett, damit es sich besser gucken ließ. Dann winkte er den Braunhaarigen zu sich und fragte, welchen Film sie zuerst gucken wollten. „Du hast eine große Auswahl“, meinte er nur noch.

„Da hast du nicht ganz Unrecht“, sagte Alex und warf einen großzügigen Blick auf den vollständig ausgefüllten DVD-Schrank. Plötzlich fing er heftig an zu lachen – Lukas blickte ihn fragend an. „Was zum… Warum zum Geier steht hier Brokeback Mountain?!“, fragte er dann unter Lachen.

Und zum ersten Mal sah er, wie Lukas errötete. „Ähm“, begann er, „Frag mich nicht, warum der hier steht, aber der gehört meiner Schwester.“ Grinsend zog Alex eine Augenbraue hoch. „Wirklich! Das kannst du mir glauben!“

„Ja, ja… ich verstehe schon.“

Lukas räusperte sich. „Was möchtest du gucken? Wie wär’s mit The Fast and The Furious?“

„Immer wieder gerne“, bejahte Alex und ließ sich auf Lukas‘ Bett fallen, während er die DVD in den Player schob. Er wollte ihm auch noch Chips oder dergleichen andrehen, doch Alex verneinte, nicht zuletzt, weil er vor kurzem erst zu Abendbrot gegessen hatte.

Typisch für die beiden Jungs kannten sie diesen einfach genialen Film fast in- und auswendig. Sie grinsten schon im Vorneherein, wenn sie wussten, dass nun irgendein Witz gerissen würde und sie waren schon vorher gespannt, wenn sie wussten, dass es gleich spannend werden würde. Sie lachten an denselben Stellen und spannten sich in denselben Momenten an. Es war ein Angenehmes, mit dem jeweils anderen den Film zu sehen.

Und sie hatten beide dieselbe lästige Angewohnheit: Sie konnten beim Film gucken nicht still sitzen. Ständig änderten die beiden ihre Sitzposition beziehungsweise ihre Lage, bis sie irgendwann beide auf dem Bauch dicht an dicht lagen. Alex konnte Lukas‘ Körper vibrieren spüren, wenn er lachte.

Es war kurz vor halb zehn, als der Film zu Ende ging. „Schauen wir noch einen?“, fragte Alex sofort, als die Credits bereits angezeigt worden waren.

„Aber wo denkst du hin? Natürlich, der Abend hat ja noch nicht mal wirklich angefangen. Lass und Brokeback Mountain gucken!“, schlug Lukas begeistert vor.

Stille. Alex blinzelte ihn an. „Nicht dein Ernst, oder?“

„Nein, eigentlich nicht.“

„Gut, das beruhigt mich.“

„Wie wär’s hiermit?“, fragte Lukas stattdessen und zeigte eine DVD-Hülle hoch, auf der Bad Boys 2 stand. Der andere grinste.

„Perfekt. Woher kennst du meinen Filmgeschmack?“, fragte er aus Spaß nach.

„Keine Ahnung, das ist eigentlich meiner. Möchtest du jetzt etwas zu essen haben?“

„Hm, ich denke, etwas zu knabbern wäre schon ganz gut, ja.“

„Bierchen?“

Alex lachte. „Nee, lass mal, ich stink dann immer so.“

„Okay“, meinte Lukas und grinste zurück, „Dann werd ich auch keines trinken.“ Er verschwand kurz, um etwas zu essen zu holen. Alex sah ihm nach, und wunderte sich, dass er so zuvor kommend war. Er war der Meinung gewesen, dass der wenig Ältere gerne mal ein bisschen Alkohol trank. Unterließ er das jetzt nur wegen ihm? Der Gedanke brachte ihn zum Lächeln.

In dem Moment kam Lukas zurück. „Was ist?“, fragte er, als er Alex‘ glückliches Gesicht sah.

„Ach, weißt du, ich hab einfach nur dich gesehen.“, spaßte er, aber irgendwie war es doch wahr. Das würde er Lukas aber bestimmt nicht sagen.

„Trottel“, kommentierte dieser das nur und setzte sich mit einer Schüssel Chips zurück neben Alex auf das Bett und ließ den Film starten.

Es war genauso angenehm wie die letzten zwei Stunden. Alex hatte es noch nie so genossen, einen Film gemeinsam mit jemandem zu schauen… was für eine merkwürdige, aber schöne Erfahrung. Er liebte es, zusammen mit Lukas zu lachen, denn es machte ihn nur noch glücklicher und es war befreiend.

Dann kam die Szene, in der Sydney, die Schwester des Detective, aus dem klarblauen Wasser des Strandes von Miami stieg. Sie war lediglich mit einem Bikini bekleidet. Das Wasser perlte an ihr herab.

Alex schielte zu Lukas herüber, der zwar auf den Bildschirm sah, aber man konnte nicht genau definieren, was es für ein Blick war – zumindest konnte Alex das nicht, bis Lukas wie immer seine linke Augenbraue nach oben zog.

„Warum kriegen eigentlich fast alle Männer bei sowas fast ‘nen Steifen?“, murmelte Alex vor sich hin, die Frage nicht wirklich ernst gemeint. Dennoch bekam er eine Antwort.

„Weil sie primitiv sind.“, sagte Lukas monoton. Alex sah den Blonden an. Blinzelnde Augen starrten ihn so an, dass er nicht anders konnte, als zu grinsen. „Was denn? Ist doch so.“

Alex konnte sein Lachen nicht unterdrücken. „Sowas habe ich einen Jungen selten hören gesagt. Eigentlich noch nie.“, meinte er und lachte weiter, bis er es einzustellen versuchte, damit sie weiter den Stimmen des Filmes zuhören konnten. Als ihm noch einmal das Bild der halbnackten Frau, die aus dem Wasser schritt, in den Sinn kam, musste er abermals an Lukas denken. Er hatte fast genauso ausgesehen – davon abgesehen, dass er keine Brüste besaß und irgendwie hübscher war…

Den Rest des Filmes bekam er fast gar nicht mit. Wenn er erstmal seine Gedanken Richtung Lukas gelenkt hatte, war er nicht mehr zu retten, das war ihm bereits die letzten Tage aufgefallen.

Der Blonde schaltete den Fernseher aus, als der Film schließlich endete. Alex bemerkte es erst, als es dunkler in dem Zimmer wurde. Mittlerweile war es kurz vor Mitternacht und ohne das Licht des Fernsehers wurde Lukas‘ Raum nur durch das spärliche Licht der Laternen und des Mondes draußen durch das Fenster erhellt.

Sie sagten beide nichts. Irgendwann lehnte sich Alex aufgrund der angenehmen Atmosphäre an Lukas‘ Schulter. Es war bequem, weil Lukas mindestens sechs Zentimeter größer war als er.

„Mutti hat mir gestern Abend erzählt, dass sie Vati eine Paartherapie vorgeschlagen hat“, begann er von alleine zu erzählen, „Sie konnte mir nicht beschreiben, wie Vatis Reaktion war. Er scheint gar keine gezeigt zu haben…“

„Eine Therapie?“, fragte Lukas nach und wieder spürte Alex den Körper des anderen vibrieren, wenn er sprach, „Was hältst du davon?“

„Ich weiß nicht“, sagte er wahrheitsgemäß, „Mir erscheinen diese Therapien meist unnütz. Aber Mutti meinte, sie hätte von Paaren gelesen, die dadurch wieder zusammen gefunden hätten. Wahrscheinlich wirkt sich das auf jeden anders aus.“

„Wahrscheinlich… ich muss sagen, dass ich persönlich gar nichts davon halte. Aber wer weiß, vielleicht schaffen deine Eltern es ja. Vielleicht sogar ohne eine komische Therapie.“

„Mir wäre es zumindest lieber.“, stimmte Alex zu und atmete tief aus. Er hoffte es von ganzem Herzen.

„Geben wir die Hoffnung einfach nicht auf.“, sagte Lukas abschließend dazu und bettete daraufhin seinen Kopf auf den von Alex, der auf seiner Schulter ruhte. Da waren nun die weichen Haare, die er unbedingt hatte berühren wollen. Sie rochen sogar gut, stellte er fest.

„Was für ein Shampoo benutzt du?“, murmelte er, bevor er darüber nachgedacht hatte, was er sagte. Alex entfuhr ein kleiner Lacher.

„Was? Eines mit Kräuterextrakten – wieso fragst du?“

„Keine Ahnung, sie riechen gut.“, antwortete Lukas peinlich berührt.

„Danke. Du riechst aber heute auch gut, das ist mir vorhin schon aufgefallen. Ist das das Parfüm von Davidoff?“

„Ich muss sagen, du hast eine gute Nase.“

„Natürlich, ich würde dich schon drei Meilen gegen den Wind riechen.“

„War das gerade eine Beleidigung?“, hakte Lukas skeptisch nach.

„Nee, ich meinte eher, dass du so gut riechst.“

„…Schleimer.“
 

„Aber ehrlich gesagt – Karolina ist das einzige Mädchen, mit dem ich klar komme. Meine Mutter zählt nicht. Ansonsten habe ich manchmal das Gefühl, die Weiber haben alle einen Knall. Besonders Karos Freundin Lara ist manchmal total… abgedreht. Ich kapier’s nicht. Ich glaube, die brauchen Aufmerksamkeit.“, meinte Alex.

Aus irgendeinem Grund waren sie wieder bei dem Thema Mädchen beziehungsweise Frauen angelangt. Alex meinte sich erinnern zu können, dass Lukas noch mal seinen Kommentar bei der Szene mit Sydney am Strand angesprochen hatte.

„Ich komme noch nicht mal mit einem Mädchen klar.“, stellte Lukas fest.

„Warum eigentlich? Ich dachte immer, die Mädchen würden auf dich fliegen.“

„Bestimmt nicht“, lachte Lukas, „Zumindest seit der sechsten Klasse nicht mehr.“ Überrascht hob Alex beide Augenbrauen. Das war ihm nie wirklich bewusst gewesen.

„Wieso, was ist passiert?“

„Na ja“, begann er, „Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber meine erste und einzige Beziehung war eine zwei Tage lange Beziehung mit Wiebke.“

„Wiebke? Unsere Wiebke Fokuhl?“

„Oh ja.“

„Das passt doch nicht.“

„Nein, ganz und gar nicht. Jedenfalls hat sie Schluss gemacht, nachdem ich nach einer Umarmung zu ihr meinte, sie wäre mir irgendwie zu weich.“

Nach diesem Satz brach Alex in einen Lachanfall aus. „Nicht dein Ernst?“, brachte er zwischendurch hervor, doch hauptsächlich war er damit beschäftigt sich über das Bett zu kugeln.

„Oh doch. Jedenfalls war Wiebke denn total angepisst mir gegenüber, das hat sich auf die anderen Mädchen übertragen und meine Mutter hat sich totale Sorgen gemacht, warum sie so schnell wieder Schluss gemacht hatte.“, erzählte Lukas zu Ende und musste schließlich selbst grinsen.

„Apropos Mutter und Sorgen machen… Mutti wird sich fragen, wo ich bleibe und wann ich nach Hause komme.“

„Du willst doch nicht etwa jetzt noch nach Hause gehen?“

„Lukas, ich bin kein Mädchen!“, entrüstete Alex sich.

„Trotzdem.“, beharrte er, „Du kannst hier schlafen.“ Alex wollte widersprechen, doch der Blick des anderen ließ es absolut nicht zu, also ließ er es und schnappte sich sein Handy, um seiner Mutter eine SMS zu schicken, in der Hoffnung, das würde sie beruhigen.

Lukas gähnte kurz und stand auf, um sich zum Schlafen bis auf die Boxer auszuziehen. Der Braunhaarige tat es ihm gleich, ließ jedoch wie gewöhnlich sein Shirt an. „Ich bin enttäuscht von dir, Alex, du ziehst dich noch nicht einmal für mich aus…“, sagte der Blonde aus Spaß zu ihm, als er ihn ansah, während er sich zurück ins Bett legte.

„Ich wusste doch, dass du nur darauf aus warst.“, führte Alex den Spaß weiter. Wenn sie wüssten, wie ernst die diese Späße teilweise meinten. Doch sie sagten nichts und blieben still auf Lukas‘ Bett liegen.

„Wir können nachher das Sofa für dich ausziehen“, warf er ein, und Alex nickte zustimmend.

„Aber ich hätte nicht gedacht, dass du… sagen wir, unbeliebt bei den Mädchen bist.“, sagte er eine Weile später. Lukas zuckte mit den Schultern.

„Der Schein trügt. Mir soll es gleich sein. Ich bin froh, wenn ich meine Zeit mit Menschen wie dir verbringen kann.“, erwiderte er und drehte sich nach links um, um Alex ins Gesicht zu schauen. Er lächelte ihn an.

„Das hast du schön gesagt.“, sagte Alex ehrlich. Sein Gesicht schien schon wieder fast zu strahlen. „Aber mir ist das hier auch alles ziemlich wichtig… ich hätte nicht gedacht, einen so guten Freund in dir zu finden, als du mich am Montag mit Fragen belagert hast.“

Lukas lachte kurz. „Musste sein. Dennoch ist es merkwürdig, wie sich alles in so kurzer Zeit entwickelt hat, obwohl wir uns schon lange so nah sind, nicht?“

„Schon. Aber ich finde es in keinster Weise schlimm.“

„Ich auch nicht.“

Sie sahen sich an und lächelten einander zu. Glücklicher hätten sie in dem Moment nicht sein können, doch keiner von beiden erwähnte es. Die Spur der Freude blieb auf ihren Gesichtern, als sie auf einem Bett schließlich einschliefen.
 

So wie sie am vorherigen Abend zusammen eingeschlafen waren, so wachten sie am nächsten Morgen gemeinsam auf, doch es war nicht genauso wie gestern Abend. Alex hielt die Augen geschlossen, als er spürte, dass seine Hand umschlossen war von einer warmen, von einer größeren. Er erinnerte sich an den letzten Moment des gestrigen Abends und konnte demnach schlussfolgern, dass es Lukas‘ Hand war – eine andere konnte es nicht sein, denn keine Hand fühlte sich so weich, aber doch kräftig zugleich an. Dann spürte er ein leichtes Rascheln neben sich. War Lukas etwa schon wach? Er traute sich nicht, die Augen zu öffnen, und blieb auf dem Rücken liegen und versuchte alles mit seinen übrigen Sinnen zu erfassen.

Lukas war tatsächlich wach. Und im Gegensatz zu Lukas hatte er die Augen fast erschrocken geöffnet, als er spürte, dass er Alex‘ festhielt. Aber als er auf ihre beiden Hände sah, stellte er fest, dass es ungezwungen aussah, sogar nach ehrlicher Zuneigung… Alex sah im Schlaf selbst sehr friedlich aus. Er könnte ihm ewig zusehen, wie er still da lag und sein Körper sind regelmäßig hob und senkte. Welch angenehmer Augenblick es für ihn doch war, Alex von nahem zu begutachten, ohne sich dabei merkwürdig zu fühlen – er würde es nicht bemerken.

Einige dunkelbraune Haare fielen ihm ins Gesicht. Wahrscheinlich pflegte er sie gut, denn sie sahen aus wie frisch gewaschen. Hätte er die Augen geöffnet, hätte Lukas wunderschöne dunkelbraune Augen sehen können, doch auch geschlossen sahen sie hübsch aus. Eine gerade Nase und ein schöner Mund…

Alex spürte trotz seines im Moment fehlenden Sinn des Sehens, dass er beobachtet wurde. Es war eine Mischung aus schlechten und guten Gefühlen. Sicher, Lukas sah ihn an… aber gefiel ihm auch das, was er sah? Er hoffte es. War es denn nicht wahrscheinlich, wenn seine Hand immer noch in der von Lukas verweilte?

Lukas begann mit seinem Daumen über die weiche Handfläche der etwas kleineren Hand in seiner zu streichen. Noch nie hatte er das Gefühl von Nähe so genossen wie jetzt. Er wollte es auskosten. Noch einmal wanderten seine Augen über Alex‘ Gesicht, und schließlich stieg in ihm ein Verlangen auf, das so leicht nicht gestillt zu werden vermochte. Doch es war ihm egal, und er folgte dem Verlangen.

Er küsste ihn. Leicht und vorsichtig legten seine Lippen sich auf die von Alex, pressten leicht dagegen. In diesem Moment war er unfähig zu denken, und so war es Alex auch, der sich nun von dem Sturm seiner Gefühle berieseln ließ und ihn schließlich sanft zurück küsste.

Lukas spürte, wie die Lippen des anderen ihm entgegen kamen, und genoss diesen vielleicht nur kurzen Moment, denn es waren wohl nur wenige Sekunden, als sie schließlich von einander abließen und sich anstarrten. Alex hatte nun die Augen geöffnet und blickte ihn an.

Dann blinzelte Lukas plötzlich überrascht. „Ich-…“, begann er zuerst stockend, weil er etwas heiser war, „Ich weiß, warum du dich am Mittwoch nicht konzentrieren konntest.“

„Ach so?“, sagte Alex leise.

„Das Bild mit der Frau im Handtuch hat dich an mich erinnert. Als ich aus Versehen halbnackt in mein Zimmer gestürmt bin, in dem du drin saßt. Habe ich Recht?“, erläuterte er seine Vermutung.

Alex grinste erwischt. „Ja, hast du. Jetzt hast du einen Wunsch frei.“

„Stimmt…“, erwiderte er und sah dem Kleineren in die Augen, „Darf ich mir auch noch einen Kuss von dir wünschen?“

„Ich hätte nichts dagegen…“, murmelte Alex und beugte sich zu ihm rüber, um ihn noch mal leicht auf die Lippen zu küssen. Er genoss es. Es war nicht merkwürdig, einen Jungen zu küssen, denn es war Lukas… mit Lukas war alles möglich, so war ihm zumindest in diesem Moment. Er ließ von ihm ab und seufzte wohlig auf, während er in seine Augen schaute. „Ich hätte nie gedacht, dass ich je so fühlen würde wie jetzt. Es ist verwirrend. Ich meine, meine Gefühle sind verwirrend, aber ich glaube, sie sind echt…“

„Ich weiß“, antwortete Lukas lediglich flüsternd.

„Woher?“

„Ich seh es in deinem Blick.“, war die Antwort zusammen mit einem weiteren Kuss. Alex wünschte sich, dieser Augenblick würde nie vergehen. Es war etwas unbeschreiblich Schönes, einfach nur glücklich zu sein, ohne etwas zu vermissen oder sich zu sehnen, für einen Moment alle anderen Sorgen vergessen. Am liebsten würde er ewig hier liegen und die Küsse und Berührungen von Lukas genießen. „Wie könnten sie nicht echt sein?“, flüsterte der Blonde in dem Moment, und streichelte seine Wange.

„Ich habe keine Ahnung…“, wisperte Alex, „Aber eines weiß ich: Jetzt, wo ich hier bei dir liegen darf, jetzt, wo ich weiß, dass du dir in den letzten Tagen eventuell auch viele Gedanken gemacht hast, wo ich weiß, dass du dasselbe zu fühlen scheinst wie ich, bin ich mir sicher, dass sie echt sind.“

„Willst du mir damit sagen, dass du mich liebst?“, fragte Lukas mit einem verschmitzten Grinsen.

„Ich glaube schon.“

Er küsste ihn. „Ich dich auch.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mel_Vineyard
2011-04-24T14:51:15+00:00 24.04.2011 16:51
es sind ja noch gar keine kommentare da, dabei ist die ff doch richtig toll!

mich haben die vier kapitel richtig gut gefallen. natürlich auch mit den beiden jungs.

warum haben sie denn jetzt nicht brokeback mountain geschaut?? ;DD

lg
Mel


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