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Spiegelbilder

Makato x Taro
von

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W wie Würde

Hallo!
 

Hier ist also das zweite Kapitel. Wahrscheinlich kommt das dritte erst am 13.04. Ich glaube nicht, dass ich es zum 3. schaffe.
 

Na ja, erst einmal viel Spaß mit diesem!
 

LG Zyra
 

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W wie Würde
 

Seit ich diesen Zweifel in mir gespürt habe, beobachte ich Taro eingehender. Nicht absichtlich. Es ist nicht so, dass ich es wollte. Ich bin mit der jetzigen Beziehung zwischen ihm und mir zufrieden. Aber es passiert einfach. Immer wieder stelle ich fest, dass ich ihn mustere – ihn analysiere. Auch in diesem Moment.
 

Wir bekommen unsere Matheklausuren zurück. Und faul wie Minamoto – der Leerkörper, wie wir zu sagen pflegen – ist, dürfen wir vorne bei ihm antanzen und sie uns abholen. Samt irgendeines Kommentars, der in den meisten Fällen absolut mies ausfällt. Dabei ist es egal, wie gut die Arbeit ist.
 

Minamoto hat augenscheinlich irgendeinen Narren an Taro gefressen. Wir können auch nach mehreren Jahren nicht sagen, was genau es ist – es wurmt mich, dass ich es immer noch nicht auf die Reihe bekommen habe, es zu analysieren. In jedem Fall äußert es sich in Perversion.
 

In einer Situation ist er mit Begeisterung für Taro, in einer anderen macht er ihn mit eben dieser Begeisterung fertig. Die Rückgabe einer Mathematikklausur fällt eindeutig in letztere Kategorie.
 

Schon seit bestimmt drei Minuten macht er nicht nur Taros Arbeit, sondern auch Taro selbst runter. Ich weiß, dass die Klausur nicht so schlecht sein kann. Immerhin habe ich mit ihm gelernt. Und ich höre immer erst dann auf, ihm Aufgaben zu geben, wenn ich mir sicher bin, dass er das Thema verstanden hat. … Manchmal auch erst später. Hin und wieder bereitet es mir einen perfiden Spaß, Taro mit mathematischen Problemen zu überhäufen. Zugebenermaßen ist das nicht nett, aber wer ist schon immer nett. Selbst zu Taro bin ich das nicht. Vielleicht muss er manchmal sogar meine nervigsten Launen ertragen.
 

In diesem Moment hat er andere Probleme. Vordergründig steht er zwar ganz locker da und erweckt den Eindruck, dass diese ganze Triade zum einen Ohr rein und zum anderen sofort wieder rausgeht, aber ich sehe die unterschwellige Anspannung. Ich weiß, wie wütend er auf Minamoto ist und, dass es ihn mehr mitnimmt, als er zeigt.
 

Als es sollte, denke ich. Auch in mir brodelt die Wut. Niemand hat das Recht meinem besten Freund zu sagen, dass er schlecht in Mathe ist – abgesehen von mir. Ganz besonders dann nicht, wenn ich vorher mit ihm gelernt habe. Danach kann er es nämlich.
 

Ich verberge meine Wut ebenso wie Taro. Er gönnt es Minamoto nicht, zu sehen, wie sehr ihn dessen Verhalten ärgert. Er ist zu stolz dazu. Man sieht es ihm an. In diesem Augenblick geht es allerdings noch darüber hinaus. Er wirkt geradezu würdevoll, obwohl er eine Strafpredigt über sich ergehen lassen muss.
 

Eigentlich paradox, schießt es mir durch den Kopf.
 

„Sie haben sicherlich nichts dagegen, wenn Makato meine Arbeit mit seiner vergleicht, nicht wahr, Minamoto-sensei?“, fragt Taro schließlich zuckersüß, als der Lehrer endlich seine Klappe hält.
 

Es ist eine rhetorische Frage. Minamoto weiß das. Vielleicht sagt er deshalb nichts dazu. Ich habe Taros gesamten, letzten Mathearbeiten „nachkorrigiert“. Ein paar Mal sind wir mit der Arbeit auch schon beim Direx gewesen. Es ist jedes Mal eine Genugtuung, Recht zu bekommen, auch wenn es eine Farce ist, dass es überhaupt notwendig ist.
 

Taro nimmt die Klausurbögen entgegen, dreht sich um und verdreht vor der Klasse erst einmal demonstrativ die Augen. Ich lächele. Wo er Recht hat …
 

Noch bevor er sich setzt, reicht er mir seine Arbeit. Ich sehe die Wut in seinen Augen. Es muss aber auch ein scheiß Gefühl sein, zu lernen und zu lernen, es zu verstehen und trotzdem angeschissen zu werden, wie dumm man eigentlich ist.
 

„Mach ihn fertig!“, raunt er mir zu, bevor er in einer elegant-fließenden Bewegung auf seinen Stuhl gleitet.
 

Ich runzele die Stirn. Was habe ich da gerade gedacht? Wie habe ich seine Bewegung beschrieben?
 

Ehe ich genauer darüber nachdenken kann, fragt Taro, der anscheinend mein Stirnrunzeln bemerkt hat: „Was ist los?“
 

Da ich das selbst nicht weiß, werfe ich schnell einen Blick auf die Note und lüge: „Ich begreife nicht, wie der dumme Trottel dir nur ein D geben kann.“
 

„Vielleicht, weil er ein dummer Trottel ist!“
 

„Argument“, murmele ich und lächele ihn leicht an. Währenddessen krame ich nach meinem Block und reiße ein Blatt heraus. Dann beginne ich seine Arbeit mit meiner zu vergleichen und gegebenenfalls Aufgabenteile nachzurechnen.
 

Ich habe ein A in der Arbeit. So wie eigentlich in allen Arbeiten. … Okay, ich präzisiere: Wie eigentlich in allen Arbeiten in allen wichtigen Fächern. In Kunst hab ich mir ein D geleistet.
 

Man gönnt sich ja sonst nichts, wie Taro ironisch kommentiert hat.
 


 

***

„Ich hasse diesen Kerl“, murmelt Taro, als wir zu Hause angekommen sind. Ich bewundere, dass er so ruhig bleibt. Ich an seiner Stelle würde inzwischen wohl fluchen wie ein Rohrspatz. Jedenfalls würde ich es nicht mit solch einer … Würde ertragen.
 

Minamoto ist wieder einmal uneinsichtig gewesen. Wir sind also weiter zum Direktor und haben dort die Unstimmigkeiten vorgetragen, die ich in unseren Arbeiten gefunden habe. „Folgerichtig“ hat Minamoto mehrmals nicht gegeben. Abgesehen davon hat er von Taro an etlichen Stellen „weitere Erklärungen“ verlangt, obwohl er es genauso gerechnet hat wie ich.
 

Ende des Liedes: Taro muss einen weiteren Test schreiben. Unter Aufsicht von Direktor Yamaguchi.
 

Zugebenermaßen nicht die schlechteste Lösung, aber von der besten war es ebenso meilenweit entfernt.
 

„Na ja, immerhin hast du jetzt die Chance, es Minamoto gehörig zu zeigen“, versuche ich ihn aufzumuntern.
 

Taro lächelt bitter. „Ja, immerhin. Hast du den Nachmittag Zeit, mit mir zu lernen?“
 

„Hm, klar.“
 


 

***

Mit Taro zu lernen, ist immer wieder amüsant. Für mich versteht sich. Nicht für ihn. Er gibt sich Mühe, aber besonders in den Momenten, in denen wir aneinander vorbeireden, kann er kaum vor mir verbergen, wie genervt er ist. Und selbst dann ist seine Reaktion gemessen an der Situation noch gelassen.
 

Auch jetzt, drei Tage später, würde ich an seiner Stelle toben vor Wut. Zumindest würde ich meckern. Allerdings scheint Taro trotz seiner Lage noch so rational denken zu können, dass er das als zwecklos befindet und sich nicht unnötig in seinen Ärger hineinsteigert. Dass es ihn ärgert, steht außer Frage. Er zeigt es nur selten.
 

Ich bewundere das. Mir ist bewusst, dass ich meine Schwierigkeiten damit haben würde. Meine Gefühle verbergen kann ich. Sie in einem solchen Maß zu kontrollieren, ist mir eher nicht möglich. Ich will es auch gar nicht. Meistens zumindest.
 

In diesem Augenblick frage ich mich jedoch, wie er es die letzte Stunde geschafft hat, vor mir zu verbergen, wie schlecht es ihm geht. Natürlich ist mir aufgefallen, dass es kränkelt. Nur hab ich es für eine einfache Erkältung gehalten. Ernsthaft krank wird Taro selten.
 

Ich seufze und breche das Lernen ab. „Wir lassen es für heute gut sein“, bestimme ich. „Du wirst immer unkonzentrierter. Vielleicht solltest du dich etwas ausruhen, dann können wir morgen mehr machen.“
 

Taro gibt nur ein leises „Hm“ von sich und räumt seine Sachen zusammen. Das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass es ihm wirklich dreckig geht. Normalerweise protestiert er sofort, wenn ich versuche, das Lernen abzubrechen, bevor wir unser Tagesziel erreicht haben.
 

„Ich mache mir Tee. Möchtest du auch?“, fragt er heiser.
 

„Ja“, antworte ich knapp. Kaum dass er sich umgedreht hat, mustere ich ihn kritisch. Er wirkt erschöpft. Besonders seine Bewegungen drücken eine gewisse Müdigkeit aus. Allerdings haben sie dabei noch nicht ihre … ich stocke, wundere mich über meinen eigenen Gedanken. Ihre was verloren, frage ich mich und schüttel über die Wörter, die mir spontan einfallen, den Kopf.
 

Anmut, Eleganz, Flüssigkeit.
 

Ich seufze. Was denk ich da nur? Und warum?
 

„Was ist los?“, fragt mich Taro, ehe ich weiter darüber sinnieren kann. Das ist vielleicht auch besser so. Ich bezweifele, dass ich die Antwort wirklich wissen will.
 

„Nichts weiter“, erwidere ich. „Nur unsinnige Gedanken.“
 

Taro mustert mich kurz. Seine sonst so klaren dunkelgrünen Augen erscheinen mir trüb. Fiebrig, schießt es mir durch den Kopf. Nach einem Moment seufzt er und wendet sich wieder um. Ein weiteres Zeichen. Sonst bohrt er bei solchen Antworten mit Vergnügen nach. Wir amüsieren uns gern über Unsinnigkeiten.
 

Das „Teegespräch“ bleibt oberflächlich. Generell reden wir nicht viel. Kurz spekulieren wir über unseren neuen Sozialkundelehrer, bei dem wir morgen unsere erste Stunde haben werden, aber uns beiden fehlt der Elan.
 

Nachdem wir ausgetrunken haben, verschwindet Taro aus der Küche. Ich höre, wie sich die Schlafzimmertür öffnet und schließt.
 

Er legt sich hin, denke ich.
 

Ich gehe ins Wohnzimmer und versuche mich mit Gedanken über ein Computerprogramm, das ich schon länger schreiben will, abzulenken. Es will mir nicht gelingen. Immer wieder schweifen meine Gedanken zu Taro ab. Irgendetwas zieht mich hinüber zu ihm. Meine Sorge? Es fühlt sich anders an.
 

Ehe ich mich versehe, sitze ich schon mit der Deutschschullektüre in meinem Bett. Taro liegt in seine Decken gekuschelt neben mir. Er mustert mich kritisch.
 

„Seit wann liest du Schullektüren?“, fragt er stirnrunzelnd.
 

„Mir ist langweilig“, murmele ich. „Und mit meinem Programm komm ich grad nicht weiter.“
 

Es ist nicht gelogen, aber es erscheint mir so. Vielleicht, weil es nicht die Antwort auf die Frage ist, die ich mir im Moment stelle.
 

Warum bin ich zu ihm gegangen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Inan
2011-03-23T17:07:24+00:00 23.03.2011 18:07
Tolliges Chap =)


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