Zum Inhalt der Seite

Thirteen Steps Leading Up to the Gallows

Der Gärtner ist immer der Mörder.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Step 13

Die Angestellten waren in ihren Räumen, Roland spielte im Garten, das Baby lag in seinem Bett und Paul sowie alle ihre Freunde waren auf dem Polizeirevier. Ursprünglich hatte auch Henriette Paul begleiten wollen, aber ihre Anwesenheit war laut Grete nicht nötig gewesen, und so war sie allein mit Fritz im Salon verblieben.
 

Er lächelte sie an, und sie lächelte zurück. Das war alles ganz und gar nicht optimal verlaufen.

„Warum haben Sie dieses Bein, Henriette?“ Fritz strich sich über den Schnurrbart und zwirbelte ihn an den Enden ein wenig. „Mh. Ich schätze, ich muss gehen.“ bot sie ihm als Antwort an, aber während sie sich erhob, ließ ein einziges Wort des Meisterdetektivs sie in der Bewegung verharren, sodass sie gebeugt stehen blieb.

„Seefahrt.“ Sie warf ihm einen misstrauischen Blick über die Schulter zu. „Ist aber recht seltsam für eine Frau ihres Standes. Sie wollten sich nicht den Regeln beugen.“ Er lehnte sich zurück, als hätte er gar nichts mit der ganzen Sachen zu tun.

Henriettes Blick wurde dunkel. „Ach, das ist doch alles schon längst vorbei, alte Lamellen, die man nicht mehr aufwärmen muss...“ Sie versuchte, zuckersüß zu lächeln. Fritz nickte. „Von Ihrem reichen Handelsvater fortgelaufen, um Freiheit zu spüren. Aber... jetzt sind Sie hier.“

Henriette schien zu überlegen, dann setzte sie sich wieder. „Ja. Sie haben Recht. Mit dreizehn Jahren riss ich aus und heuerte an. Aber diese verklärte Jugendphase ist vorbei, ich war froh, als meine Eltern mich gefunden haben. Und dieser Unfall mit meinem Bein, diesen wollte ich nie wiederholen.“

„Mhm.“ Fritz nickte. Stille kehrte ein, dann ergriff er wieder das Wort. Zum ersten Mal schien die Fassade der jungen Frau abzubröckeln. „Wie lange?“

„Vier Jahre. Dover, Valencia, Göteborg, Indien. Als ich einen Fuß in meine Heimat setzte, haben sie mich gefunden. Aber ich bin glücklich mit meinem Mann und meinen Kindern.“

„Mhm.“ Fritz nickte erneut.

„Stillt das Ihre Neugier?“ Sie schien sich wieder erheben zu wollen.
 

„Und Ihnen ist nichts Besseres eingefallen, ihn los zu werden, als ihm einen Mord unterzujubeln?“
 

Wie eingefroren blieb Henriette sitzen, dann fing sie an, zu lachen. Krankhaft zu lachen. „Wie kommen Sie denn bitte auf diese Idee?“ wollte sie wissen. Ihr Gesichtsausdruck war leuchtend.

„Otto wurde von Bernd erschlagen, das ist wahr. Aber die Verfärbungen an der Lippe... eindeutig Gift. Ein sehr starkes Gift. Ein anderes Gift als das, das Albrecht umgebracht hat. Sie kennen sich mit Giften aus, das haben Sie bewiesen, und Sie haben den Schlüssel. Kluges Alibi. Haben Sie auch Maria in den Fluss geworfen? Und dann so getan, als würden Sie sie lieben?“
 

„Entschuldigen Sie bitte,“ entrüstete sich Henriette, „Sie werfen mir doch nicht etwa vor, Otto und Albrecht getötet zu haben?!“

Fritz zuckte mit den Schultern. „Vorwand, uns herzurufen. Den besten Detektiv der Stadt. Aber schlechter Vorwand. Lächerlich, wegen einem Fisch. Und in der Tatzeit waren Sie bei uns, die ganze Zeit. Sie haben Otto vorher vergiftet.“

„Das ist Nonsens.“ erklärte Henriette. „Ich werde mir das nicht länger anhören.“ Dennoch erhob sie sich nicht.

„Albrecht musste nicht sterben. Aber Sie hatten Angst. Wegen Bernds Dummheit, natürlich hatten Sie auch durchschaut, dass er Otto erschlagen hat, bevor das Gift gewirkt hat. Also haben sie in eine beliebige Tasse Gift gestreut, und so starb irgendeiner von ihnen. Und Sie sagten, die Giftsammlung gehört Ihrem Mann. Der Verdacht. Automatisch auf ihn. So, wie Sie mit dem Gift am Anfang den Verdacht auf ihn lenken wollten.“

Henriette sah sich die Wand gegenüber an.

„Otto wurde auch vergiftet, aber Paul hat das nicht gewusst, das wussten Albrecht und ich, und nur deswegen macht die Sache mit Bernd als Täter Sinn.“
 

„Haben Sie Beweise?“ konnte man Henriettes Stimme hören, und sie blickte Fritz kühl an.

Er lächelte die Wand an, die eben noch Objekt der Aufmerksamkeit von Henriette war, und dann sah er sie wieder an. „Ich will keine. Sie wollten das tun, um Paul loszuwerden. Er wird fort gehen. Er hält es nicht mehr an diesem Ort aus.“ Fritz erlaubte sich ein Seufzen und betrübt blickte er die roten Locken an. „Sie sollten glücklich sein. Es ist nicht nach Plan verlaufen. Aber es ist gut.“
 

„Nichts ist gut.“ knurrte sie. „Ich wollte diesen dummen Idioten endgültig aus meinem Leben verbannen, aber ich kann den Kindern nicht ihren Vater töten. Er hat mich an dieses furchtbare Leben gekettet. Sie wissen doch gar nicht, wie es ist, eine Frau zu sein. Wissen Sie es?! Sie haben keine Ahnung. Wir sind Gefangene im goldenen Käfig, aber es ist viel, viel schöner, draußen zu leben. Die Salzwasserluft schmecken, das ist besser als jedes Gänsekeule mit Chardonnay. Und er wird wiederkommen. Mein monatelanger Plan wurde durch diesen dummen Gärtner kaputtgemacht.“
 

Fritz nickte, als spräche sie von etwas, was sie alle schon durchgemacht hatten. „Glauben Sie mir. Er ist fort. Sie können gehen. Weit weg.“

Daraufhin schnaubte sie auf. „Ohne Mann? Wissen Sie denn nicht, dass mein Plan war, den besten Detektiv der Stadt zu verführen, als arme, trauernde Frau, deren Mann als wahnsinniger Mörder entlarvt wurde? Ich wurde einmal geschnappt, ich werde auch ein zweites Mal geschnappt werden, vor allem mit den Kindern im Schlepptau, wenn ich keine Marionette an meiner Seite habe, wenn ich keinen Mann habe, der tut, was ich sage, und macht, was ich will, und mit mir geht, wohin auch immer ich will. Aber ich werde mich niemals von Paul scheiden lassen, selbst wenn er nun fortgeht, werde ich immer als Trauernde hier auf dieser Insel gefangen bleiben.“
 

Wieder nickte Fritz. „Ich könnte Sie begleiten.“ Sie sah ihn aus verengten Augen an, und in der Not fraß der Teufel Fliegen – und die Adelige nahm das verzweifelte Angebot an. „Dann begleiten Sie mich. Ich habe vier Plätze auf einem Schiff reserviert, das innerhalb der nächsten Woche ablegen sollte.“ Fritz nickte verträumt. Zwar war Henriette misstrauisch, und sie blieb es noch eine lange Zeit, aber an diesem Abend nahm sie ihre beiden Kinder, und das Schiff legte am nächsten Morgen ab, und dreißig Jahre später sank die HMS Hamburg mit ihrem Kapitän Fritz und seiner Frau, die das Steuer in der Hand hielt, und brachte die beiden mitsamt von Roland, Hein und all ihren anderen Kindern auf den Grund des Meeres.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück