12. Türchen - Biss
12. Türchen von Tintenfeder007
Bis(s) zur Weihnachtsstunde
„Edward, bitte...“
„Nein, ich verrate dir nicht, was du bekommst. Und du musst Alice gar nicht fragen, ich habe mich nämlich noch nicht entschieden.“
Er kannte mich einfach zu gut. Eigentlich bin ich ja wirklich nicht der Weihnachtstyp, aber Edward macht es so furchtbar spannend, dass ich nicht widerstehen kann, immer wieder zu versuchen, herauszufinden, was er mir schenken will.
Aber eigentlich könne ich es auch lassen. Ich weiß, ich habe keine Chance, es herauszufinden, aber vielleicht kann ich ihn doch noch weich klopfen.
Das Schlimme ist, dass Charlie zu wissen scheint, was es ist und erstaunlicherweise ist er auch immer noch standhaft und sagt keinen Mucks, wenn es um mein Geschenk geht.
Das ist zum verrückt werden!
Anscheinend steht mir auf die Stirn geschrieben, was ich denke, denn Edward lacht sein wunderbares schiefes Lächeln und zieht mich an seine Brust.
Er ist kalt und hart, aber ich schmiege mich trotzdem an ihn und lege meinen Kopf auf seine Brust. Würde sein Herz noch schlagen, ich könnte es jetzt hören.
„Du erfährst schon noch, was es ist...“, sagte er zärtlich und streicht mir übers Haar.
Ich grummle nur und schließe die Augen. Es ist mitten in der Nacht und eigentlich bin ich ziemlich müde, aber ich will jetzt nicht schlafen, ich will wach bleiben und wissen, dass er bei mir ist!
Aber ich bin wohl doch eingeschlafen, denn als ich meine Augen wieder öffne, ist es furchtbar hell und Edward sitzt wieder in meinem Schaukelstuhl und beobachtet mich.
Natürlich springe ich auf und setzte mich auf seinen Schoß.
„Guten Morgen mein Engel. Hast du gut geschlafen?“
„Hmm... Ich habe geträumt, du überhäufst mich mit Geschenken... Das war ein bisschen beängstigend, aber sonst habe ich ganz wunderbar geschlafen.“
Er gab mir einen leichten Kuss und lächelte dann versonnen.
Seine Bernsteinaugen waren aus dem Fenster gerichtet und so folgte ich seinem Blick.
Es hatte geschneit und jetzt sah alles aus, als wäre es mit dicker Zuckerglasur überzogen.
Wenn man bei so einem Wetter nicht zur Schule musste, konnte man es wirklich schön finden und da Weihnachtsferien waren, fand ich es auch wirklich schön.
„Morgen ist Weihnachten und dann noch so ein Schnee, wie passend“, sagte Edward und grinste mich wieder an.
Schon war sie wieder da, die Neugierde.
Aber ich wollte jetzt gar nicht darüber nachdenken... also überwand ich mich und stand auf, lief ins Bad und duschte erst einmal.
Dann gesellte ich mich zu Charlie hinunter. Das ganze Haus war mit Lichterketten und allem möglichen Weihnachtskitsch dekoriert. Das war Alices Werk, aber sie hatte Dad so oder so um den Finger gewickelt, also hatte er natürlich keine Einwände.
„Morgen.“
„Morgen. Gut geschlafen?“
„Ja, und du Dad?“
„Ja, ganz gut...“
„Morgen Abend gehst du dann zu den Cullens“, sagte er und ging schon Richtung Wohnzimmer. „Wie? Du erlaubst mir...“
„Ja das tue ich... Aber es ist eine einmalige Ausnahme!“, nuschelte er und warf sich jetzt tatsächlich vor den Fernseher.
Ich stand erstmal fassungslos rum und konnte mein Glück kaum begreifen.
Seit drei Tagen weigerte er sich standhaft, dass ich den Weihnachtsabend bei ihm verbringen würde und jetzt plötzlich durfte ich doch?
Ich sauste die Treppe hoch und sah schon Edwards Lächeln.
„Ich wusste, er würde noch zustimmen...“
Mein Lächeln war ebenso breit wie seines und so verging der Tag in einer glücklichen Traumwolke, zusammen mit Edward an meiner Seite.
Am vierundzwanzigsten Dezember saßen wir dann endlich in seinem Volvo auf dem Weg zu den restlichen Cullens.
Ich war ganz furchtbar aufgeregt und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Was Edward wiederum seine Hände fester um das Lenkrad greifen ließ.
Ich wollte jetzt wirklich unbedingt wissen, was ich bekam und konnte es kaum noch erwarten.
Als wir die Einfahrt zum Haus empor kamen, glänzten und glitzerten tausende Lichter aus den von Schnee bedeckten Bäumen und überall hingen rote Schleifen.
Alice hatte ganze Arbeit geleistet...
Wir standen jetzt vor der Haustür und er ergriff meine Hand.
Schon öffnete Alice die Tür, sie hatte sicherlich schon längst gewusst, dass wir da waren, aber wollte uns taktvoll erst einmal zur Tür kommen lassen.
„Schnell, ich will sehen, was du dazu sagst...“, schon zog sie mich hinein und plötzlich stand ich vor einem riesigen Weihnachtsbaum.
Hunderte rote und goldene Kugeln glänzten an ihm, lange schillernde Girlanden waren um ihn herum gezogen, Zuckerstangen, Lebkuchenmännchen, kleine Engelsfiguren und an seiner Spitze thronte ein großer goldener Stern.
Es war das Beeindruckenste, was ich je gesehen hatte und so schön.
„Es gefällt dir...“, stellte Alice stolz fest.
Ich konnte nur nicken und nicht widerstehen, zum Baum hinzugehen und ihn mir näher zu betrachten.
Einige Geschenke lagen darunter und auch sie schillerten in schönem Geschenkpapier.
Jetzt kam auch Esme und umarmte mich zur Begrüßung. Carlisle hielt sich ein wenig im Hintergrund und Rosalie, Jasper und Emmett standen noch ein bisschen mehr abseits, aber das kümmerte mich jetzt nicht.
Es war so wunderschön hier, dass ich alle Probleme der letzten Wochen vergessen konnte.
Nur für mich gab es einen Weihnachtsbraten, doch ich aß nicht viel. Beim Essen ganz allein zu zuschlagen war nicht besonders schön.
„Gut, dann kommen wir jetzt zu den Geschenken!“, flötete Alice und wieder wurde ich ins Wohnzimmer gezogen.
Zuerst gab es die Geschenke von allen anderen - außer dem von Edward für mich.
Einen Sammelband von Jane Austen Romanen von Esme und Carlisle, eine CD meiner Lieblingsband von Rosalie und Emmet und einige neue Kleider von Alice und Jasper, die ich wahrscheinlich nie im Leben tragen werde.
„Dann bist du jetzt dran...“, meinte Esme und lächelte sanft.
Er lächelte und ich war zum zerreißen gespannt.
Eine schwarze Schachtel, mit schwarzem samt überzogen lag plötzlich in seiner Hand und als ich sie öffnete funkelte mir eine Schneeflocke aus Kristall – zumindest hoffe ich, dass es nur Kristall ist – entgegen.
Sie hing an einer silbernen Kette und war wirklich wunderschön.
Wieder fiel mir nichts ein, aber ich versuchte mit meinen Augen das auszudrücken, was ich fühlte.
Er küsste mich unverhofft und legt dann seine kühle Stirn an meine.
Es ist ein fantastischer Abend geworden und ich werde ihn immer in meinen Gedanken behalten...