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Asylum

Die Wahrheit über den Wahnsinn
von

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II.XVI

Akt II: Enjoy the Aslyum

Szene XVI
 

An Weihnachten veranstaltet die Klinik eine Art Familienfeier.
 

Alle, die nicht nach Hause dürfen, können von ihren Angehörigen besucht und nach Herzenslust abgeküsst wahlweise mit Geschenken überhäuft wahlweise aus gebührendem Abstand misstrauisch beäugt werden.
 

Bela weiß das.
 

Farin nicht.
 

Die Schwester, die Farin eine gut auswendig gelernte Entschuldigung vorträgt und ihm ein riesiges Geschenk überreicht, macht Bela darauf aufmerksam, dass seine Schwester auf ihn wartet.
 

Bela strahlt.
 

Farin zieht einen Mundwinkel hoch und mustert das Geschenk.
 

„Was denkst du, was ist’s?“ fragt Bela, der auf heißen Kohlen sitzt.
 

„Ein Fernseher. Eine Playstation. Eine Zimmerpflanze. Eine Leinwand und Wasserfarben. Irgendwas, Hauptsache, es zeigt nicht, dass sie mich kennen.“
 

„Deine Eltern haben einen seltsamen Sinn für Humor“, verkündet Bela lachend, „und ich geh jetzt mal meine Schwester abholen, die friert sich noch irgendwelche Körperteile ab, die sie später vielleicht braucht…“
 

Farin senkt den Blick wieder auf sein Heft, und Bela macht sich hüpfend auf zur Eingangshalle, wo Diana frierend mit verschränkten Armen und hochgezogenen Schultern auf ihn wartet.
 

„Schwesterherz! Liebes, das ist toll, dass du da bist! Frohe Weihnachten!“ Er zieht sie in eine Umarmung, widerstrebend löst sie ihre verschränkten Arme, macht aber keine Anstalten, die Hände auf seinen Rücken zu legen oder ihn gar an sich zu drücken.
 

„Hey, Bela.“ Ihre Stimme klingt unsicher, als hantiere sie mit einer Bombe. Bela stört sich nicht daran.
 

Nur ein ganz kleines bisschen. So, wie man sich eben an etwas stören kann, wenn man sich gerade im ‚Himmelhoch jauchzend‘ Stadium befindet.
 

„Kalt draußen, oder? Komm in den Gemeinschaftsraum, oder schrecken dich Alkis, Junkies, Mager-suchtis, Schizos und ein großer blonder Burnout ab?“ Bela kichert vor sich hin, greift nach ihrer Hand, deren eisige Finger sich nicht um seine schließen. Er schiebt es auf die Eisesstarre.
 

„Nein, ist schon okay.“ Bela deutet es als ‚Nein, schreckt mich nicht ab‘ und nicht als ‚Nein, das mit der Kälte ist schon okay, lass uns hierbleiben‘. Er zieht Diana kurzerhand hinter sich her, erzählt ihr von Kat, von Farin, von der resoluten Pflegerin, die ihm partout nicht den Schlüssel zum Musikraum geben will, von dem eingeworfenen Kirchenfenster, von Rod und von Emilie, die ja jetzt in die Geschlossene abgetaucht ist. Diana lächelt, erwidert nichts, traut sich nur, kurz über die Kirchenfenstergeschichte zu lachen.
 

Bela fühlt sich wohler in Farins Gegenwart, sein Lächeln wird noch eine Spur freundlicher, auch wenn Farin nicht einmal aufblickt.
 

„Und die Familie, was machen die, warum sind sie nicht da?“ fragt er, um den heißen Brei herumreden ist noch nie sein Ding gewesen.
 

„Hm, die sind auf eine Weihnachtsfeier eingeladen… ist was Geschäftliches.“ Diana sieht ihn nicht an, betrachtet ihre Hände, die sie ihm rasch wieder entzogen hat, als wolle sie untersuchen, ob sie jetzt angesteckt ist.
 

Bela folgt ihrem Blick. Gepflegte, hübsche Hände, Kinderhände am Körper einer Frau.
 

„Achso“, erwidert er leichthin und lächelt sie an, „und ich dacht schon, die haben mich vergessen, die Verräter! Krieg ich wenigstens ein Geschenk?“
 

Das ist das Stichwort. Diana kramt in ihrer Handtasche, endlich auch lächelnd, und zieht ein kleines Päckchen heraus, das sie Bela mit großer Geste überreicht.
 

„Von uns allen“, erklärt sie.
 

Bela öffnet es mit einer Ungeduld, die ansonsten kleinen Kindern vorbehalten ist. Er liebt das Knistern des Papiers, wenn es seine Überraschung preis gibt, mehr als alles, was er bisher geschenkt bekommen hat.
 

Rasch dreht er den silbernen Gegenstand in der Hand, bis er entdeckt hat, was er darstellt: Einen Ring mit Mickey Mouse Totenkopf.
 

Entzückt lacht Bela auf, streift den Ring über und fällt Diana um den Hals. „Danke danke danke danke! Ihr seid fantastisch, alle drei!“
 

Diana kaut auf ihrer Unterlippe herum. „Ich hab… den so im Laden gesehen und dachte mir, dass er dir gefällt…“
 

„Und wie! Woah, Schwester Maria wird mich ansehen, als hätte ich ihr höchstpersönlich eine Katze an die Tür genagelt! Oder eine Jungfrau genagelt…“
 

Seine Schwester sieht betreten zur Seite und schweigt. Gerade, als Bela den Mund öffnen will, um die peinliche Stille nicht unnötig in die Länge zu ziehen, steht Farin auf und baut sich vor Diana auf.
 

Bei ihm hat sie keine Probleme, ihm in die Augen zu sehen, stellt Bela mit einem Anflug von Frustration fest.
 

„Was ist eigentlich dein Problem?“ fragt Farin, seine Stimme klingt gepresst, „Wovor hast du Angst? Bela einen Down zu bescheren, wenn du nicht aufpasst, was du sagst? Oder dich selbst in ihm wiederzuerkennen, feststellen zu müssen, dass er dir nicht unähnlich ist? Dass du nicht ganz so normal bist, wie du es gern wärst? Dass die Grenze, die du zwischen Verrücktheit und geistiger Gesundheit gezogen hast, nicht so klar ist, wie du dachtest?“
 

Diana starrt ihn einen Moment lang an, nach Luft schnappend, als wolle sie gleich loslamentieren, was für eine Frechheit es doch sei, sich in die Gespräche fremder Menschen einzumischen, dann beißt sie sich auf die weiß gewordene Unterlippe und stürmt ohne ein weiteres Wort, aber mit trockenem Schluchzen, an ihm vorbei in Richtung Eingangshalle.
 

„Wow“, sagt Bela und sieht ihr hinterher. Dann dreht er sich zu Farin und schenkt ihm sein breitestes Grinsen. „Boah, klasse, wo hast du so reden gelernt? Meine Schwester – meine Schwester in die Flucht zu schlagen! Dazu braucht es schon einiges! Warum diskutierst du nicht öfter so? Du bist toll, Mann, du bist mein Held! Es sollte echt nen Diskussionskurs geben, du würdest die alle in Grund und Boden reden, sag ich dir!“ Farin wendet sich ab, aber Bela entdeckt den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht. Er beugt sich zu ihm hinüber, um zu sehen, was er gerade geschrieben hat.
 

Warum gibt es in dieser ganzen Einrichtung hier eigentlich keinen Kamin?
 

Bela braucht einen Moment, ehe er verstanden hat, worum es geht, dann steht er auf und beugt sich vor. „Ich fürchte“, flüstert er, „wenn du das Geschenk in einen Kamin werfen würdest, würde nur das Feuer ausgehen und du jämmerlich an Kohlenmonoxidvergiftung krepieren, wegen dem ganzen Rauch, weißt du. Du müsstest es kleinhacken. Und nach einer Axt darfst du nun wirklich nicht verlangen, hier, in einer Psychiatrischen Klinik!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  YouKnowNothing
2009-11-06T20:10:33+00:00 06.11.2009 21:10
ahhh, das kapitel hab ich schon auf LJ gleich zweimal geleseen, weil ich es so genail finde... XD
Farins großer Auftritt, ich habe mich dermaßen gefreut, das ist unglaublich *lacht*
richtig gut, immer noch
*g*
Außerdem ist weihnachten toll *-*
*allen lesern eine nikolaus-mütze aufdrück*
*______*
Suuu~per tolles kapitel!!

LG S-M ;)
Von:  Toozmar
2009-11-06T20:09:51+00:00 06.11.2009 21:09
Er kann reden ^^
das Kapitel ist richtig toll. Farin mal ganz anders, fast schon beschützend irgenwie...
taut Farin jetzt etwa auf?
Mitten im Winter??
Und wird er jetzt wohl öfter reden???
Fragen über Fragen ^^
Von:  aerith_rikku
2009-11-06T14:45:32+00:00 06.11.2009 15:45
Aw..das ist einfach nur schrecklich niedlich :)
Diana tut mir allerdings irgendwie leid.warum weiss ich selbst nicht so genau. obwohl ich irgendwie verstehen kann wie sie sich fühlt. Hätte ich einen bruder der zu solchen stimmugnsschwankugnen neigt würde ich ihn auch behandeln wie ne tickende zeitbombe. aaaber...sie ist trotzdem kacke xD
*bela fähnchen schwenk"

farin:+2 in der belinetheitsskala xD

LG
Caro :)
Von:  -Gwenny-
2009-11-06T10:14:01+00:00 06.11.2009 11:14
Genial!!!!
xDDDDD~
Ich finds echt gut, es geht wieder aufwärts mit meienr Leselust was die FF angeht *-*
Obwohl sie nie wirklich weg war nur etwas...verscharrt, aber das heir iss toll ich liebe Weihanchten und Farin macht auch mal wieder den Mund auf *ggg*

Ich freu mich aufs nächste Kap ^^

Liebe&Frieden
-Gwenny-
Von: abgemeldet
2009-11-05T23:29:55+00:00 06.11.2009 00:29
Wenn ich ebenso lange ungestört schreiben könnte wie Farin, fände ich auch ein unlustiges Irrenhaus gut. ;)

Und dann möchte ich auch noch so einen Helden haben, der mir unliebsame Besucher vom Hals schafft. Das ist sehr süß von ihm.




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