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Final Fantasy 8 - Dawn of the Guards

Artemesias Untergang war nur der Anfang
von

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Die SEED-Prüfung

So!

Als erstes möchte ich mich für dieses rieige Kapitel entschuldige.

Anfangs hatte ich vor, es in mehrere Teile zu splitten...

Was mir dann doch nicht so recht gelingen wollte ^^°

Wünsche euch trotzdem viel Spaß beim lesen.
 

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Sanft wog das Schiff im Wellengang und das Surren des Motors hallte durch die Kabine.

Verzweifelt versuchte Ash das Geräusch auszublenden. Erfolglos, denn es war das einzige, was die Stille durchbrach.

Erneut ließ er seinen Blick durch das, doch recht komfortable Ausgestattete, Innenleben der Kabine gleiten. Bequeme Sitzgelegenheiten, ein großer Tisch mit einem Bildschirm als Tischplatte und in der einen Wand entdeckte er ein Wartungszeugnis.

Dann lies er seinen Blick über die seine Kameraden wandern. Er hatte wirklich Glück gehabt bei seinem Team. Jade, die nachdenklich in ihrem Stuhl saß, Duran, der zu Schlafen schien und Vine, die ihn auch ansah. Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen.

Den anderen Anwärtern war er sicherlich im Garden schon einmal begegnet, jedoch sagte ihm keines dieser Gesichter etwas.

Der Platz war mehr als gering. Sie saßen Schulter an Schulter, bis auf den Schützen und den begleitenden SEED, die jeweils an den Stirnseiten des Tisches saßen.

„Habt ihr Angst?“, fragte Irvine beiläufig.

Aber er erhielt keine Antwort. Mit einem schwachen Nicken nahm er die Antwort an.

„Wisst ihr, mir geht es auch nicht anders.“, begann er ruhig, „Bei jedem Auftrag habe ich Angst zu sterben. Einen Fehler zu machen und zu erkennen, dass alles umsonst war.“

Dann beugte er sich vor und die Anwärter durchdringend an.

„Und wisst ihr was? Das ist der Grund warum ich noch Lebe.“

„Wie meinen, Sir?“, fragte einer der unbekannten Anwärter.

„Durch die Angst bleibst du Vorsichtig.“, erklärte er Fachmännisch, „Denn ohne Angst stirbt die Vorsicht und macht dem Leichtsinn Platz. Und dann ist man nur einen kleines Stück von der Kiste entfernt.“

Ash musste bei dieser Ehrlichkeit Lächeln. Aber das war einer der Gründe, warum er auch Froh war, Irvine als Begleiter auf dieser Fahrt zu haben. Denn sein Ausbilder hätte wahrscheinlich keine Ruhe gegeben und wäre die ganze Zeit herum getigert. Und das wäre für seine Nerven das Ende gewesen.

Ein erlösender Seufzer entfuhr Irvine, als er sich streckte und den Hut wieder aufsetzte. Es kam Ash fast so vor, als würde er sich darüber freuen, mit in den Kampf ziehen zu können.

„Sir?“, fragte Ash vorsichtig.

„Lass das Sir weg, das heißt Irvine.“, erwiderte er lächelnd.

„Irvine.“, setzte Ash erneut an, „Darf ich eine Frage stellen?“

„Immer doch.“

Ash sah sich langsam in der Kabine um. Alle Augen ruhten auf ihm. Und in den Augen der anderen konnte er die Selbe Frage sehen, die er gleich Aussprechen würde.

„Wie schaffen sie das so einfach?“, fragte er hastig.

Der Cowboy sah ihn fragend, dann schien er zu verstehen. Nachdenklich sah er sich in der Kabine um und schien nach einer passenden Antwort zu suchen.

„Um ehrlich zu sein“, begann er schwer, „Gar nicht.“

Fragende Blicke trafen den sonst so lebensfrohen Mann.

„Ich komme nicht wirklich damit klar, dass ich das tue was ich tue, wenn ihr versteht.“

Auch wenn Ash gerade gar nichts verstanden hatte, glaubte er es doch zu wissen.

Langsam schloss er die Augen und schaltete ab. Seine Gedanken drifteten zurück zum Garden.
 

Da standen sie nun, in Reih und Glied. Einundzwanzig Anwärter, achtzehn aus Balamb und drei Schützen aus Galbadia. Squall schritt langsam die Reihe ab und musterte jeden von oben bis unten. Ab und an richtete er einen Kragen oder korrigierte die Haltung.

Als er die Reihe abgeschritten hatte, stellte er sich vor sie, atmete tief ein und seufzte genervt.

„Ich hasse es Reden zu halten.“, meinet er missmutig.

Ash konnte das Grinsen, was durch die Reihe ging fast körperlich spüren. Ihm erging es nämlich nicht anders.

„Erst einmal möchte ich zwei Regeländerungen mitteilen.“, begann er locker, „Nummer eins, Kontakt zu den anderen Gruppen ist gestattet. Regel Zwei: Unterstützung und zusammenwirken der Teams ist gestattet. Der Rückzugsbefehl hat weiterhin Vorrang, sowie die Anweisungen der SEEDs oder dem dortigen Befehlshaber.“

Ein zustimmendes Raunen kaum von den Anwärtern.

Erneut seufzte Squall und schritt die Reihe ab, die Stirn in Falten gelegt.

Während Ash seinen Direktor betrachtete, konnte er deutlich die Augenringe sehen und den matten verschlafenen Gesichtsausdruck. Rinoa, die sich ein wenig abseits hielt sah nur ein wenig besser aus.

„Ihr wisst, ihr seid Söldner, Profis, aber eines möchte ich euch mit auf den Weg geben.“, meinte Squall plötzlich, „Ihr seid keine hirnlosen Killer. Setzt euren Verstand ein, handelt Verantwortungsvoll und lasst euch nicht verrückt machen.“

Ein Anflug von einem Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.

„Ich bin stolz auf euch. Auf jeden einzelnen von euch. Denn dass ihr, hier und heute, vor mir steht bedeutet, dass ihr zu den Besten gehört. Lasst euch ja nichts anderes erzählen!“, meinte er mit einer warmen Stimme, die an einen Vater erinnert, der mit seinem Sohn spricht, „Und das ihr mir ja alle in einem Stück wiederkommt.“

Ein Ruck ging durch die Anwärter und nur eine Sekunde später standen sie Stramm und vollführten den SEED-Gruß.

Anerkennend betrachtete Squall die Anwärter und in seinem Gesicht trat ein eigensinniger Ausdruck von Stolz.

Er klatschte in die Hände und wie auf Kommando entspannten sich die Anwärter.

„Dann wollen wir mal zurück zur Tagesordnung.“, meinte Squall zuversichtlich, „Und zwar der Teamzusammenstellung.“

Aus einer Hosentasche holte er einen mehrfach gefalteten Zettel hervor.

„Ihr seid für den Zielort Timber ausgewählt.“, meinte er und studierte weiter den Zettel.

Ashs Herz schien still zu stehen. Er sollte wirklich zurück in seine Heimat, zurück an den Ort der Segen und Fluch für ihn war. Schlagartig waren Bilder aus seinem Kindheitstagen vor seinen Augen. Wie er mit anderen Kindern gespielt hat, mit seinen Eltern gelacht und mit seinem Bruder so viel unternahm.

Ash nahm nur noch das nötigste war, Welches Team wo agieren würde und wer dieses Team bilden würde. Jedoch waren seine Gedanken immer noch in der Vergangenheit gefangen.

Erst als er seinen Namen hörte kehrten seine Gedanken in die Gegenwart zurück.

„Team F, bestehend aus Ash Timber, Jade Nekoi und Duran Splendor, wird die Innenstadt übernehmen.“, meinte der Direktor gelassen.

„Eine Frage Sir“, meldete sich Duran zu Wort, „Warum so ein großes Gebiet?“

„Euer Truppenführer ist in Timber aufgewachsen und trotz der zahlreichen Feindkontakte hat sich die Innenstadt nicht verändert. Dadurch habt ihr einen Heimvorteil.“, erklärte Squall ruhig.

Laut seinem Wissen, hatte sich Timbers Innenstadt wirklich nicht verändert. Der Vorteil wäre zwar nur minimal, aber es wäre wenigstens etwas.

Mit einem Mal war da ein anderes Wort, welches ihn traf wie ein Schlag: Teamführer.

Ash konnte nicht glauben, dass Squall das ernst meinte. Er hatte bis jetzt noch nie eine Führerrolle gespielt, sondern mehr den Einzelgänger.

„Die Schützen werden sich im Fernsehturm sammeln und dort auf Unterstützungsrufe der Teams warten. Bei Feindkontakt ist sich entsprechend der Situation zu verhalten.“

Squall erntete Stille Zustimmung.

Wieder ließ er seinen Blick wandern. Aber in seinen Augen lag Stolz, Hoffnung und Zuversicht. Und Ash merkte, wie diese auf ihn überging.
 

„Noch zehn Minuten, dann müssten wir da sein, wenn alles nach Plan läuft.“, verkündete Irvine und riss Ash aus seinen Gedanken.

Hastig warf er einen Blick auf die Uhr und stellte entsetzt fest, dass er fast fünfzehn Minuten in Gedanken versunken war. Er musste sich das schleunigst abgewöhnen.

„Dann wollen wir doch mal sehen, was die Esther-Luftaufklärung geleistet hat.“, meinte Irvine leise und seine Finger flogen über die Tischplatte.

Dann erschien ein Bild des östlichen galbadianischen Kontinents. Eine rote Linie zeigte ihre Kurs und ein gleichfarbiger Punkt ihre Position, ein Kreuz ihre Zielposition. Ihre Fahrt führte sie an der Enge zwischen der Monday-Küste und der Nantacket-Insel hindurch führen und sie würden am Strand der Lanker-Ebene landen. Der Weg nach Timber wäre nur noch ein kurzer Fußmarsch nach Norden. Leider über offenes Gelände.

„Ragnarok, wie sieht es aus?“, fragte Irvine durch das Funkgerät.

„Hier Ragnarok, haben mehrere feindliche Stellungen entlang der Küste gesichtet.“, meldete sich das Schiff, „Könnten euch Schwierigkeiten bereiten.“

Einen Moment überlegte Irvine.

„Könnt ihr euch darum kümmern?“, fragte er vorsichtig.

„Sind schon auf dem Weg.“, verkündete der Gegenüber ruhig, „Wenn ihr ankommt, stolpert nicht über den Müll.“

Dann war die Verbindung still.

„Wenn wir angekommen sind, werdet ihr eure Positionen beziehen und die Stadt sichern. Oberste Priorität hat dabei der Schutz der Zivilbevölkerung.“, wiederholte Irvine ihre Befehle, „Den Rest kennt ihr ja.“

Ash hatte weiterhin auf den Schirm gesehen. Ein neuer Punkt war aufgetaucht, blau. Er zog in gerader Linie über die Monday-Küste zum Strand. Dort kreiste er zwei, dreimal, dann zog er sich über denselben Weg zurück.

„Hier Ragnarok, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.“, erklang die Stimme aus dem Lautsprecher, danach war die Verbindung wieder erloschen.

Ruhe kehrte in die Kabine ein. Die wohlbekannte Ruhe vor dem Sturm, dachte Ash besorgt. Er hatte das Gefühl, dass es noch viel schlimmer werden würde.

Ein leiser Dreiton, wie er im Garden üblich war, hallte durch die Kabine.

„In fünf Minuten sind wir da.“, meldete der Kapitän.

Ash spürte wie die Spannung in der Kabine stärker wurde, beinahe fühlbar.

„Dann wollen wir uns mal an die Arbeit machen.“, verkündete Irvine und stand elegant auf.

Ash und die anderen folgten seinem Beispiel und folgten ihm zur Schleuse, welche die Kabine von dem Flügeltüren-ähnlichem Bog trennte.
 

Die Nacht lag sanft über dem Land. Doch da war irgendetwas. Etwas, was dort nicht hingehörte. Langsam öffnete die ehemalige Hexe ihre Augen. Auch wenn sie ihre Kräfte verloren hatte, so blieben doch einige Fähigkeiten erhalten. So auch das Gefühl für die Anomalität der Magie. Und eben jene befand sich in ihrer Nähe.

Schlaftrunken schälte sie sich aus der Decke. Langsam schritt sie durch das Schlafzimmer. An der Tür angekommen sah sie noch einmal zurück. Ihr Ehemann lag ungerührt im Bett und schlief friedlich. Mit einem liebevollen Lächeln wandte sie sich wieder der Tür zu und ihre Züge wurden härter.

Mit leisen Schritten ging sie die Treppe herunter, die Sinne geschärft. Als sie die Hälfte der geschwungenen Treppe bewältigt hatte, konnte sie den schwachen Schein erkennen, der aus der Wohnstube kam. Auch ein leises Knistern war zu hören und mit jedem Schritt wurde es wärmer.

Jemand benutzt den Kamin, dachte sie irritiert.

Vorsichtig betrat sie das Wohnzimmer, bereit jeden Angreifer zu bezwingen.

Entgegen ihrer Erwartungen wurde sie nicht angegriffen, sondern nur von zwei schwarzen Gestalten gemustert.

„Guten Abend.“, meinte die eine mit freundlicher Stimme, „Oder viel besser gute Nacht.“

Verwirrt betrachtete Edea die Gestalten. Sie sahen in ihren Schwarzen Laken identisch aus.

„Das hast du jetzt davon.“, fuhr die andere Gestalt kratzig ihren Gefährten an, „Nur weil du mal wieder unter Leute willst.“

„Warum denn so sauer? Noch hat sie weder geschrien noch irgendwas nach uns geworfen.“

„Nur weil noch niemand etwas nach uns geworfen hat, uns versucht hat zu erschießen oder mit einem Zauber angegriffen hat, heißt das nicht, dass wir willkommen sind.“, brauste die Kratzige auf.

„Jetzt hab dich doch nicht so.“, meinte die andere beschwichtigt, „Nicht jeder wird versuchen uns gleich umzubringen.“

Nach ihrem kleinen Disput wanden sie sich wieder der Hausbesitzerin zu. Ungläubig hatte sie die Szene verfolgt. Auch wenn sie von ihrem Aussehen her nicht zu unterscheiden waren, so waren es doch zwei komplett verschiedene Persönlichkeiten.

„Der Tee ist großartig.“, meinte die eine Gestalt plötzlich und nippte an einer Tasse.

„Da muss ich dir Recht geben, Kleiner.“, erwiderte die Kratzige Stimme, „Aber wir hätten vorher fragen sollen.“

Der „Kleine“ sah ertappt zu Boden.

„Ich hoffe es ist nicht schlimm, dass wir uns bedient haben.“, fragte er vorsichtig.

Die Hexe konnte aus diesen Beiden einfach nicht schlau werden. Sie waren so menschlich, auch wenn ihr Hexengefühl ihr sagte, dass sie es nicht waren.

„Warum seid ihr hier?“, fragte sie direkt und sah beide durchdringend an.

„Dem Kleinen war langweilig und er hat Gesellschaft gesucht.“, meinte die Kratzige Stimme trocken.

„Wo wir herkommen gibt es nicht viele Möglichkeiten. Nur wir beide und eine ewige graue Einöde.“, erklärte die angenehme Stimme traurig.

„Also seid ihr nur hergekommen um zu reden?“, fragte sie verwirrt.

Diese Beiden waren wirklich sonderbar. Dennoch wusste sie, dass sie nichts zu befürchten hatte. Erneut betrachtete sie ihre nächtlichen Besucher.

„Kann ich euch noch ein paar Kekse anbieten?“, fragte sie höflich.

„Hausgemachte Kekse?“, meinte die Stimme neugierig, „Da sag ich nicht nein!“

Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Es war, als wäre eines Ihrer Kinder nach einer Ewigkeit wieder nach Hause gekommen.
 

Endlich hatten sie das Haupttor erreicht.

Die Landung am Strand war ohne Zwischenfälle abgelaufen. Aber sie mussten wirklich aufpassen wohin sie traten. Der ganze Strand war aufgewühlt und Krater zogen sich über den gelben Sand, gepaart mit Altmetall und Trümmern.

„Die Jungs haben echt ganze Arbeit geleistet.“, hatte Irvine gemeint.

Aber das war schon ein paar Minuten her. Jetzt mussten sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Aufgabe vor ihnen richten.

„Diese Terroristen sind gut ausgebildet und gut ausgerüstet.“, meinte er ernst, „Also seht euch vor und geht keine Risiken ein.“

Ein zustimmendes Nicken ging durch die Anwärter. Dann meldete sich Xell zu Wort.

„Ihr habt eure Gebiete. Also zieht los und tretet ihnen in den Hintern.“, meinte er schalkhaft.

Die Beiden konnten nicht unterschiedlicher sein. Während Irvine scheinbar in seiner Söldnerrolle aufging blieb Xell gelassen und schien sie mit seinen Sprüchen beruhigen zu wollen.

„Team A wird hier Stellung beziehen und wird, im Falle eines Rückzugs, den Fluchtweg sichern. Team B wird zum Bahnhof Richtung Balamb vorstoßen, Team C, Galbadia-Bahnhof.“, begann er aufzuzählen, „Trupp D wird den Fernsehsender sichern und den Schützen Rückendeckung geben. Das E-Team wird das Timber-Maniacs-Gebäude sichern und dort eine Sammelstelle für die Zivilisten einrichten.“

Dann wandte er sich an Ash und seinen Trupp. Seine Augen waren hart und kalt, nicht wie sonst warm und freundlich. Innerlich schien er den verantwortungslosen Cowboy an den Nagel gehaben und sich den Profil-Söldner angezogen zu haben.

„Team F, die Restliche Stadt gehört euch.“, meinte er hart, „Macht das Beste draus.“

„Jawohl, Sir.“, meinte Ash knapp.

Einen Moment kehrte Ruhe ein. Nur ein Moment um sich noch einmal innerlich auf den Kampf vorzubereiten. Und vielleicht sogar auf den Tod.

„Lasst die Prüfung beginnen.“, meinte Xell.

Und mit einem Handzeichen gab er den Marschbefehl.

Nacheinander begaben sich die verschiedenen Teams durch das Stadttor. In vielen Blicken konnte Ash Angst und Zweifel erkennen. Auch ihm ging es nicht anders.

Diese Situation war auch für ihn neu. Die Missionen und Trainingseinheiten, die er absolviert hatte, beinhalteten immer einen genauen Weg, einen gezielten Ablauf, den sie zu folgen hatten. Von A nach B, dabei bestimmte Bedingungen erfüllen.

Aber das hier war anders. Es war der Krieg. Das Leben eines SEEDs.

„Vine.“, meinte Irvine plötzlich.

Ashs Trupp wandte sich dem Scharfschützen zu und die Genannte trat einen Schritt vor.

Er kramte kurz in der Tasche und hielt ihre dann die zur Faust geballte Hand hin.

„Glücksbringer.“, meinte er noch kurz, bevor er die Hand drehte und öffnete.

Im Handteller lag eine bläulich schimmernde Patrone.

„Sir!“, entfuhr es der Rotäugigen entsetzt.

„Die anderen haben auch schon eine.“, meinte er knapp, „Hebt sie euch für das Schlimmste auf.“

Schier ehrfürchtig nahm sie die Patrone an sich. Einen Moment betrachtete sie sie wie hypnotisiert, dann nickte sie und verstaute sie an ihren Gürtel.

Ash wandte sich in Richtung der Stadt.

„Dann wollen wir mal.“, meinte er und versuchte dabei ruhig zu klingen, „Vine, du gehst mit zum Fernsehsender. Duran und Jade folgen der Hauptstraße. Und seid ja Vorsichtig.“

„Und du?“, fragte Vine leise.

„Ich werde mich ein wenig in den Gassen umsehen.“, erklärte er und merkte wie sein Blick in die Ferne glitt.

Im Kopf ging er die einzelnen Gassen durch, welche er als Kind wie ein zweites zuhause empfand. Er war zwar noch Jung, als er zusammen mit seinem Bruder durch die Stadt zog. Dennoch hatten sich die Wege in seinem Kopf eingebrannt.

„Los.“, meinte er knapp und schritt durch das Tor.

Kaum hatten sie es hinter sich gebracht bog er nach rechts, in eine kaum sichtbare Gasse ein. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte ihm sein restliches Team, welches wie befohlen der Hauptstraße folgte.

Er wartete noch einen Moment, dann ging er tiefer in das Dunkel der Gasse. Jeder Schritt war sicher und unheimlich vertraut. Jede Tür war noch an ihrem Platz, jede Schwelle und jede Ecke.

Einem unsichtbarem Pfad folgend ging er tiefer in die Stadt und tiefer in die Dunkelheit.
 

„Das war eine beschissene Idee!“, fluchte Duran laut.

Er lehnte an einer Wand, geschützt vor den todbringenden Kugeln der AGM-Soldaten, die plötzlich auf der Straße aufgetaucht waren.

„Das zeigt nur, dass er uns vertraut.“, meinte Vine von der anderen Straßenseite.

„Und wir kommen auch so klar, dafür brauchen wir ihn nicht.“, sagte Jade überzeugte und grinste Duran an, „Oder soll ich rüberkommen und dich bei der Hand nehmen.“

„Klar.“, meinte Duran und erwiderte das Grinsen, „Aber nur wenn du das Hotel bezahlst.“

„Sau.“, erwiderte sie gelassen.

Vine konnte sich ein Grinsen auch nicht verkneifen. Die beiden waren schon ein Kaliber, niemals um einen witzigen Spruch verlegen.

Vorsichtig schlich sie sich an die Ecke. Und nur für einen Wimpernschlag lugte sie herum. Kaum hatte sie ihren Kopf wieder in Sicherheit gebracht traf ein Kugelhagel die Mauer und lies den Putz von der Wand rieseln.

„Wie sieht’s aus?“, hörte sie Duran fragen.

„Sie doch selber nach.“, erwiderte sie ruhig, „Ungefähr ein Dutzend. Vier oder fünf Schützen, Rest Nahkampf.“

„Wenn es weiter nichts ist.“, meinte Duran und hob seine Gun-Dagger.

Vine verstand den Wink und brachte sich an der Hausecke ebenfalls in Position.

„Jade, dein Part.“, meinte Vine leise zu ihr.

Die Trabia-Anwärterin nickte Kurz und umfasste ihr Doppelschwert fester.

Nach einem tiefen Durchatmen schoss sie um die Ecke, in Richtung der Soldaten. Nur einen Wimpernschlag später stürmte Duran aus seiner Deckung, seine Waffen wie Pistolen nach vorn gerichtet. Im selben Moment lehnte sich Vine aus ihrer Deckung, das Gewehr im Anschlag. Es dauerte nur einen Bruchteil einer Sekunde, bis sie ihr Ziel gefunden hatte.
 

„Hier Jade, sind auf der Hauptstraße einem gegnerischen Trupp begegnet.“, meldete sie Ash über Funk.

„Kommt ihr zurecht?“, fragte er besorgt.

Sofort bereute er seine Entscheidung sie über die Hauptstraße zu schicken.

„Ja, Papa, wir kommen schon klar.“, mischte sich Duran witzelnd ein, „Kümmere du dich lieber um die Ecken wo wir nicht hinkommen.“

Ash konnte es nicht begreifen. Sie blieben so ruhig und scherzten auch noch herum. Wie in aller Monster Namen konnten sie die Prüfung so auf die leichte Schulter nehmen?

„Wir machen uns an die Arbeit.“, meldete sich auch Vine über Funk, „Pass auf dich auf, ich halt hier für dich die Stellung.“

Mehr als ein „Danke“ brachte Ash aber auch nicht hervor. Dafür überschlugen sich seine Gedanken zu sehr. War er denn überhaupt bereit für die Prüfung? Warum kamen die anderen so gut klar?

Aber für langes Nachdenken blieb keine Zeit. Er raffte sich zusammen und begann sich wieder durch die engen Gassen zu schieben. Wohin genau, wusste er auch nicht. Es war, als würde gerufen und folgte diesen Ruf nun.

Er schlich weiter unbemerkt durch die engen Gassen und Hinterhöfe. Immer darauf erpicht, seinen Feinden vorerst auszuweichen. Kämpfen würde er heute garantiert noch genug.

Dann erreichte Ash einen hellen Korridor. Die Straße lag ruhig vor ihm, kein Kampflärm, keine Schreie. Aber etwas daran gefiel ihm nicht. Vorsichtig schob er sich an der Wand vorwärts. Weiter in Richtung des Lichts, welches die Straße erhellte.

Ein Schrei ließ ihn zusammenzucken und sich näher an die Wand pressen.

Hilferufe hallten in die Gasse, panische Schreie um Gnade. Er war nur noch zwei Meter von der Straße entfernt, als sie plötzlich auftauchte.

Das rosa Kleid war an mehreren Stellen Opfer von Stürzen geworden. Das braune Haar war zerzaust und unordentlich. In seiner Brust krampfte sich alles zusammen.

Dann erschienen zwei Soldaten des AGM in seinem Blickfeld. Langsam, siegessicher gingen sie auf das vielleicht zehn-jährige Mädchen zu.
 

„Sir! SIR!“, rief der Soldat beinahe panisch.

„Was gibt es denn?“, fragte der Gesuchte von einem der Tische.

Im Schatten war er kaum zu sehen, aber als er sich bewegte und aufsah, funkelten die Waffen und die Rüstung in der Sonne.

„Was schreist du denn hier rum?“, fragte der Kommandant erneut.

Dem Soldaten fiel sofort die resignierende Stimme auf. Seit sie sich dem AGM angeschlossen hatten, klang er öfter so. Nicht mehr wie sein alter Vorgesetzter, der keine Mühen und Arbeit gescheut hatte, nur um ihn zu Pisaken.

„Der zweite Teil des Plans tritt in Kraft, Sir.“, meinte er leise.

Sein Vorgesetzter nickte langsam, dann schien er wieder in Gedanken versunken zu sein.

„Es ist also so weit.“, meinte er resignierend, „Ich wünschte zwar, dass es nicht so gekommen wäre, aber nun können wir es nicht mehr ändern.“

Der Soldat betrachtete immer noch seinen alten Vorgesetzten. Langsam stand er auf und der Stuhl ächzte erlösend, als das Gewicht verschwand.

„Was tun wir jetzt, Sir?“, fragte der Soldat unsicher.

„Wir folgen „unseren“ Befehlen.“, erwiderte er gelassen.

„Zu Befehl, Sir!“, bestätigte der Soldat.

Sein Kommandant sah ihn durchdringend an. Er merkte, wie er, mal wieder, einen Fehler gemacht zu haben schien.

„Wedge, wie oft habe ich dir gesagt, dass du das „Sir“ lassen sollst?“, fragte er verärgert.

„Oft genug, Biggs.“, meinte Wedge ertappt.

Biggs seufzte tief, meinte dann aber mit einem schwachen Lächeln: „Na, komm, die Stadt macht sich nicht von selbst sauber.“
 

Ash betrachtete wie betäubt die Szenerie. Die beiden Soldaten standen nun bei dem Mädchen.

„Tut mir leid, Kleine.“, meinte der eine sarkastisch, „Ich hab nichts gegen dich, aber so ist nun einmal der Auftrag.“

Dann nickte er dem anderen zu. Langsam und bedächtig zog dieser das Schwert von der Hüfte. Noch immer winselte und bettelte das Mädchen, doch ihre Worte schienen an den beiden abzuprallen.

Ash ballte die Fäuste. Er wusste, dass er etwas unternehmen musste, aber die folgenschwere Frage war: Wohin mit dem Mädchen, wenn er sie gerettet hatte.

Der Soldat hob langsam das Schwert und umfasste den Griff mit beiden Händen. Doch dann zögerte er. Die Sekunden schienen wie Honig zu fliesen. Ash hatte schon mit dem Gedanken gespielt aus der Gasse zu stürmen und die beiden auszuschalten.

Doch plötzlich ließ er das Schwert sinken.

„Ich kann es nicht, Sir.“, meinte er leise.

Das Blut schien in den Adern des Anwärters zu gefrieren. Das war eine Frau und nach der Stimme zu urteilen war sie vielleicht in seinem Alter.

„Schwächling!“, blaffte der Vorgesetzte sie an, „Los, mach schon! Zeig mir, dass du stark bist!“

Sie hingegen schüttelte den Kopf und meinte leise: „Nein.“

Ohne Vorwarnung schlug der Soldat der gerüsteten Frau vor den Helm, dass sie torkelte.

„Dann mach ich es selber!“, schrie er erbost.

Im nächsten Moment hatte er das Schwert aus der Scheide gerissen und gehoben. Ein wahnsinniges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er auf das Mädchen herunter sah.

„Hier Team E, Maniacs gesäubert.“, klang die Stimme aus seinem Headset.

Mit einem Mal war sein ganzer Körper in Bewegung. Die Spannung der letzten paar Minuten entlud sich schlagartig. Noch bevor sein Kopf es wirklich bemerkte, war er schon auf der Straße und sprintete in Richtung des Soldaten.

Er konnte die Verwunderung über sein plötzliches auftauchen durch das Visier sehen. Aber da war es schon zu spät.

Mit einem Satz sprang Ash über das am Boden liegende Mädchen und prallte gegen den Soldaten. Mit der Linken packte er die Schwerthand und bog den Arm durch. Noch in derselben Bewegung hämmerte er ihm den Ellenbogen in den Magen.

Ein schmerzhaftes Keuchen entfuhr dem Soldaten. Aber da traf auch schon Ashs zweiter Schlag, direkt vor den Helm. Und der Soldat fiel nach hinten.

Hastig drehte er sich um und zog das Mädchen auf die Beine. Panisch sah sie ihn an und schien noch nicht bemerkt zu haben, dass sie gerettet war.

„Lauf, Kleine!“, meinte Ash leise und eindringlich, „Lauf zum Maniacs, dort sind Freunde von mir die auf dich aufpassen. Lauf durch die Gassen, halte dich in der Dunkelheit und sieh nicht zurück.“

Dann lies er das Mädchen los. Aber sie sah ihn wie versteinert aus verwässerten, blauen Augen an.

„Los!“, brüllte Ash sie an.

Die verbale Ohrfeige ließ sie aus ihrer Starre zusammenfahren. Nur Sekunden später war sie in der Gasse verschwunden.

Plötzlich vernahm er ein Stimmengewirr. Er sah auf und sah einen Trupp Soldaten, die hastig auf ihn zuliefen. Ein Kommandant und vier Soldaten.

„Das wird übel.“, murmelte Ash leise und versuchte sich auf den Kampf zu konzentrieren.

Kaum fünfzehn Meter vor ihm blieben sie stehen, die gezogenen Schwerter in der Hand, während der Anführer des Trupps mit seinen Armwaffen auf ihn zielte.

Er hatte von diesen Waffen immer nur gehört, sie aber zu sehen, war mehr als beunruhigend. An den Unterarmen waren zwei Schnellfeuergewehre eingebaut und sie sollten ebenfalls als Schutz fungieren können.

Auf einmal waren hinter ihm weitere Geräusche zu hören. Ash sah hastig über die Schulter.

Der Niedergeschlagene rappelte sich unter schmerzhaftem Stöhnen wieder auf. Zu Ashs Leidwesen hatte sich noch ein Soldat dazugesellt. Auch konnte er die Soldatin sehen, die ihn mit offenem Mund ansah.

Ein Klacken vor ihm zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Langsam schritt der Kommandant auf ihn zu, die Waffen noch immer gehoben.

„Vine, bist du schon am Zielpunkt?“, fragte er leise in den offenen Funkkanal.

„Ja, aber ich hab keinen Sichtkontakt.“, antwortete sie traurig.

Hastig ging Ash die Möglichkeiten durch. Angriff würde höchstwahrscheinlich sein Ende sein. Flucht war eine Option, aber dann hätte er garantiert noch mehr von diesen Typen auf den Fersen. Und Aufgeben war keine Option.

Erneut betrachtete er den Anführer des Fünfertrupps. Bedächtig legte er die beiden Waffen an und Ash wusste, dass gleich die Hölle losbrechen würde.

„Runter!“, schrie er auf einmal.

Auch wenn Ash die Worte hörte und verstand, konnte er doch nichts damit anfangen. Und im nächsten Moment war er schon in der Luft. Aus den Augenwinkeln sah er die Soldatin. Dann hörte er schon die Schüsse. Verblüfft sah er zu dem Kommandanten. Die Schüsse galten nicht ihm. Sie waren an die Soldaten hinter ihm Adressiert. Plötzlich fuhr einer der Soldaten herum. Aus der Bewegung heraus zog er sein Schwert und lies es über den Bauch der drei anderen Tanzen. Dann war die Klinge auch schon auf den Rückweg und schnitt sich tief in deren Brustpanzer.

Die Landung verlief alles andere als Sanft. Für einen Moment sah er die Sterne tanzen.

„Los, lauf, ich halte sie auf.“, hörte er die Soldatin.

Noch als sie das sagte, zog sie ein Messer und fuhr herum. Doch kaum hatte sie sich gedreht erschien der Soldat, den Ash vorher bearbeitet hat. Mit einem Ruck riss er sie herum. Sie stürzte und der Helm löste sich. Er brauner Pferdeschwanz kaum zu Vorschein und ein paar verängstigte grüne Augen.

Dann hatte er das Schwert gehoben.
 

„Verdammt noch mal!“, fluchte Sam laut.

Die AGM in Dollet war verdammt gut ausgerüstet. Wären es nur Soldaten, hätten sie schon alles erledigt. Aber sie hatten auch Biomechanische SAM08G, echsenähnliche Wesen, mit schweren Maschinengewehren auf den Schultern und andere technische Spielereien dabei.

Er hatte sich zusammen mit seinem Trupp und Selphie Tilmitt gerade noch in eines der Häuser retten können, bevor die Echsen die Luft mit Blei gespickt hatten.

„Hier Tilmitt an Alle. Seid ihr unverletzt?“, fragte die SEED und ehemalige Ausbilderin per Funk.

Die Antworten waren leise aber an ihrem Gesicht erkannte er, dass alle wohlauf waren.

Sam spähte durch das Fenster der Bar. Noch immer warteten der Kommandant und Spielzeuge auf die Anwärter. Und irgendwann mussten sie schließlich herauskommen.

„Verdammt!“, fluchte Sam erneut und schlug auf den Parkettboden.

„Sei leise!“, fauchte Quistis ihn an, „Wenn du weiter so einen Krach machst, brauchst du nicht mehr lange zu warten!“

Sie hatte ja Recht, dass wusste Sam auch, aber er konnte es nicht aushalten. Sie saßen wie die Ratten in der Falle. Aber immerhin waren sie bissige Ratten.

„Hört ihr mich, ihr Versager?“, rief der Kommandant höhnisch.

Aber sie schwiegen. Alles andere war nahezu Selbstmord.

„Hörst du mich du rothaarige Schwuchtel?“; rief er erneut.

Verdutzt sah Sam in eine der Scherben die am Fenster lagen. Er hatte wirklich eine auffällige Haarfarbe.

„Komm endlich raus!“, schrie er erneut, „Warte nur ab, bis wir in Balamb sind!“

Jetzt hatte der Typ wieder Sams volle Aufmerksamkeit.

„Wenn ich da bin, wird ich deine Freundin finden!“, begann er zu drohen, „Und es wird mir eine Freude sein, ihr deine Überreste zu bringen, bevor ich meinen Spaß mit ihr habe!“

„OK, jetzt hat er es geschafft.“, meinte Sam ruhig.

„Was?“, fragte die braunhaarige SEED.

„Jetzt bin ich stink Sauer.“, erklärte er ruhig.

Doch er hatte seine Hände schon eine ganze Zeit lang zu Fäusten geballt und sie wieder entspannt. Dieser Kerl ging ihm schon seit dem ersten Augenblick auf die Nerven. Und jetzt hatte er noch einen Grund ihn ungespitzt in den Boden zu rammen.

„Sorry.“, meinte er mit einem entschuldigenden Lächeln.

Aber er sah die verwirrten Blicke nicht mehr, denn im selben Moment stürmte er auf die Tür zu. Er konnte noch die aufgebrachten Rufe hören, und auch die eine oder andere Beleidigung.

Kaum hatte er sie durchquert bog er scharf nach links ab, in Richtung des Schreihalses.

Nur einen Moment machte sich die Überraschung auf dem Gesicht des Galbadianers breit, dann hatte er sich wieder gefangen.

Mit einem lauten Schrei gab er den Feuerbefehl. Dann begannen die MGs loszuröhren. Sam zog den Kopf noch ein Stück weiter ein und legte noch einen Zahn zu. Meter um Meter schienen im Sekundentakt zu verschwinden.

Und dann war es still. Die Maschinen hatten das Feuer eingestellt. Er war einfach zu Nah. Und mit einem Grinsen dachte sich Sam, dass er ihnen gleich noch viel näher sein würde.

Einen Haken schlagend stürmte er auf die erste Maschine zu.

Sie sahen schon furchterregend aus. Der Körper mit einem schweren metallischen Panzer versehen und anstelle des Kopfes ein riesiges Maul, in dessen Mitte der rote Punkt des Sensors war, der ihnen als Augen diente. An Händen und Füßen befanden sich messerscharfe Krallen.

Aber diese würden ihnen auch nicht helfen.

Sam war mehr als stinksauer. Er hatte nichts dagegen, beleidigt oder bedroht zu werden, darüber konnte er hinwegsehen. Aber das er Caro, SEINE Caro, bedrohte ließ ihn aus der Haut fahren.

Dann war das erste Monster in Reichweite. Und ohne seinen Schritt zu verlangsamen ließ er seine Rechte nach vorn schießen. Und diese traf das SAM wie ein Dampfhammer. Das Metall des Schädels gab unter gequältem Ächzen nach. Leblos sank das Monster zusammen.

Sam ließ seinen Blick rasch über die Straße gleiten und fand auch schon die zweite Maschine. Und nur Sekunden später fiel auch diese unter einem gezielten Hieb.

Erneut sah er die Straße hinauf. Und er entdeckte auch den Kommandanten. Jedoch hatte er sich Verstärkung geholt. Ein eher menschlicher Kampfroboter, Typ GIM52A, stand schützend vor ihm.

„Komm endlich her!“, forderte der Galbadianer ihn heraus, „Je eher du blutend vor mir liegst, desto eher komm ich zu meinem Spaß.“

Allein wie er es gesagt hatte, lies Sams Blut kochen. Aber noch schlimmer war der Ausdruck auf dessen Gesicht. Ein Ausdruck den er ihm aus der Visage tilgen würde.

Und mit einem Schrei war Sam wieder auf dem Weg. Plötzlich winkelte das GIM die Arme an und nur einen Augenblick später schossen Raketen aus dessen Rücken.

Zum Glück war Sam wendig genug den ersten Drei auszuweichen, doch dann kamen die letzten fünf wie eine Wand auf ihn zu.

Binnen Sekunden hatte Sam sich seine Chancen ausgerechnet und musste feststellen, dass sie mehr als Schlecht standen. Doch mit einem Mal kam ihm die rettende Idee.

Noch ein paar Schritte rannte er auf seine Feinde und die explosiven Geschosse zu, dann stieß er sich vom Boden ab. Nur wenige Zentimeter trennten ihn von der Arbeitsunfähigkeit und dem Dasein als Krüppel.

Noch im Sprung riss er beide Arme über den Kopf und verschränkte die Finger ineinander. Gespannt wie ein Bogen landete er vor der Maschine. Als seine Füße den Boden berührten löste er die Spannung. Und mit einer, ihm selbst erschreckenden Kraft, traf der Schlag. Aber anstatt einfach nur den mechanischen Schädel zu zertrümmern faltete er die ganze Maschine zusammen. Und er musste sagen, der Vergleich mit der Fliege und dem Smoking war ganz passend. Nur das bei der Fliege keine zuckenden, in den letzten, hydraulischen Zügen liegende Gliedmaßen dabei waren.

Und noch immer auf den Schrotthaufen blickend meinte er leise: „Wer wird hier blutend vor wem liegen?“
 

Der Soldat stand vor seiner Retterin und das Wahnsinnige Grinsen war wieder auf seinem Gesicht. Er würde sie töten, das war Ash klar.

„Verrecke!“, schrie er wutentbrannt.

Ash sprang auf seine Füße und schaffte es im letzten Moment sich zwischen die beiden zu drängen. Noch bevor er richtig Stand ließ er den linken Arm hervorschnellen und bekam den Schwertgriff zu fassen. Wie ein Schraubstock legte sich seine Hand darum und lies dem Soldaten trotz allem Zerren und reißen keine Chance.

Ash spannte seinen Körper und sah seinen Gegenüber kalt an. Dieser ruckelte und wollte sein Schwert unter keinen Umständen los lassen. Das konnte Ash nur recht sein. Er drehte seinen Oberkörper und lies seine Rechte mir aller Kraft in die Magengrube seines Gegners rasen.

Der lies blitzschnell sein Schwert los und legte die Hände auf die getroffene Stelle. Unter schmerzhaftem Keuchen ging er schließlich auf die Knie.

Dann hob er den Arm, die Hand zur Faust geballt.

Doch er hielt inne. Er hatte vor einen Menschen zu töten.

„Wenn du mich nicht tötest, werde ich dich jagen.“, keuchte der Soldat vor ihm, “Und ich werde jeden Töten, dem du auch nur auf der Straße begegnet bist. Einschließlich diesem Gör und dem Verräter.“

Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden lies der Anwärter die Faust auf den Hals seines Gegenübers krachen. Und er konnte das Brechen des Genicks in seiner Hand fühlen und das Knacken der Wirbel hallte wie ein Echo in seinem Kopf nach.

Ungläubig betrachtete er den Toten vor sich und blickte dann auf seine Hand.
 

„Warum haben die das ganze Spielzeug und wir nicht?“, fragte einer der Esther-Anwärter in die Runde.

Sie waren ihnen gänzlich in die Falle gegangen. Obwohl Winhill ein recht unwichtiger Ort war, hatten sie hier eine unglaubliche Schlagkraft organisiert. Zwei Spinnenroboter vom Typ X-ATM und einen Kampfpanzer. Hinzu kamen noch gut zwei Dutzend Soldaten. Wobei letztere keine größere Herausforderung waren. Aber die selbstreparierenden Spinnen waren schon eine andere Sache.

„Wir werden Angreifen und sie vertreiben!“, meinte der galbadianische Kommandant, der für die Verteidigung des Ortes zuständig war.

„Wir sind hier um euch zu helfen, nicht um uns abschlachten zu lassen.“, erwiderte Cifer ernst.

„Was soll das heißen?“, fuhr der Mann auf, „Ihr seid hier um Befehlen zu folgen!“

„Wir sind hier um den Ort zu befreien!“, erklärte Fu-Jin.

„Hat denn einer von euch einen besseren Plan?“, fragte er den SEED und seine Begleitung wütend.

Nein, dass hatten sie nicht, und das wusste er auch.

„Ich hätte eine Idee.“, meldete sich ein anderer Esther-Anwärter zu Wort, „Aber ich bräuchte Hilfe dabei.“

Sofort hatten alle die Ohren gespitzt. Auch Niko König, der die ganze Szenerie still verfolgt hatte.

„Und wie sieht dein Plan aus?“, fragte Niko den anderen neugierig.

„Wir müssen es nur schaffen einen dieser Roboter auf die Bretter zu schicken.“, erklärte er gelassen.

„Und dann?“, fragte der Galbadianer gespannt.

„Lass dich überraschen.“, grinste er ihn selbstsicher an.

„Da wird doch keiner mitmachen!“, schrie er erbost.

Und nur ein paar Minuten Später standen Niko und der Esther draußen, bereit diesen Irrwitzen Plan in die Tat umzusetzen.

Und lange mussten sie nicht warten, bis das X-ATM sie gefunden hatte. Mit langsam, schweren Bewegungen stampfte es um die Hausecke. Die beiden Parallel laufenden Sensoren hatten sie binnen Sekunden gefunden. Schon war es auf dem Weg.

Kaum hatte es die Hälfte der Strecke überwunden ging Niko zum Angriff über. Auch wenn diese Maschinen nahezu unzerstörbar waren, hatten sie doch einen entscheidenden Nachteil: Sie waren langsam, da sie immer mit drei Beinen auf dem Boden bleiben mussten. Und diese Schwäche nutzte Niko ohne Gnade aus.

Mit schnellen und kräftigen Tritten bearbeitete er in den Angriffspausen den Kopf mitsamt den Sensorenleisten, während der andere Anwärter auf seinen Auftritt wartete. Und nach einen gefühlten Ewigkeit brach die Maschine zusammen. Die Hydraulischen Gelenke arbeiteten auf Hochtouren und die Turbinen auf seinem Rücken begannen sich schneller zu drehen.

Das war das Signal, auf das der andere gewartet hatte. Kaum war die Maschine in die Knie gegangen, hastete er aus seinem Versteck heraus, ein dünnes Schwert in der Hand. Mit einem Satz war er auf dem Kopf der Spinne und setzte die Spitze darauf. Im nächsten Moment umschloss er mit der freien Hand den Griff und stemmte das Schwert nach unten.

Scheinbar ohne Widerstand glitt das Schwert durch die Panzerung. Allerdings nur ein paar Zentimeter. Aber es reichte. Die Maschine brach komplett zusammen und die Sensorenleisten erloschen.

„Was hast du gemacht?“, fragte Niko nach Luft ringend.

„Da drunter saß die Hauptplatine des CPUs.“, meinte er und deutete auf die Stelle wo das Schwert sich durch die Panzerung gebohrt hat, „Und die ist, für Wartungsarbeiten Dünner gehalten, da die Ingenieure sie sonst kaum öffnen können.“

Langsam ging Niko näher an die Maschine und betrachtete den massiven, metallischen Körper.

„Und jetzt?“, fragte er neugierig.

„Werd ich ihn neu verkabeln und schon haben wir einen X-ATM auf unserer Seite.“, erklärte der Esther-Anwärter offen.

Ein fieses Grinsen breitete sich auf Nikos Gesicht aus und in seinem Kopf tüftelte alles an einem Plan, wie sie dieses Monstrum am besten einsetzen könnten.

„Wie heißt du überhaupt?“, fragte Niko den Anwärter beiläufig.

„Nefarius.“, antwortete er in Gedanken, „Nefarius Lamia.“

Und als Nefarius ihn ansah, glaubte Niko eine andere Person vor sich zu sehen.

Seine Augen waren komplett Rot.
 

„Was habe ich getan?“, fragte sich Ash leise.

Noch immer flogen seine Blicke zwischen dem Toten und seiner Hand hin und her. Nur nebenbei bemerkte er den galbadianischen Kommandanten und seinen Gefolgsmann, wie sie auf ihn zukamen.

„Hey, Kleiner.“, meinte der Kommandant plötzlich und legte ihm die Hand auf die Schulter, „Gute Arbeit.“

„Gute Arbeit?“, fauchte Ash, „Ich habe einen Menschen getötet!“

Erschrocken fuhr der Galbadianer zurück. Anscheinend hatte er mit so einer Reaktion nicht gerechnet. Als er sich wieder gefangen hatte, wurden seine Züge hart. Langsam und vorsichtig streifte er den Helm vom Kopf. Und zum Vorschein kam ein brauner Kurzhaarschnitt und zwei braune Augen die ihn musterten.

„Versteh mich nicht falsch.“, begann er ruhig, „Du sollst nicht stolz darauf sein, einen Menschen getötet zu haben, sondern ein Monster.“

„Er war trotz allem ein Mensch!“, beharrte Ash.

„Er war ein kranker Psychopath, der keine Gelegenheit zum Morden ausgelassen hat. Er war nur dabei, um töten zu können.“, erklärte der Kommandant ruhig, „Und hättest du ihn nicht erledigt, wäre die Kleine und Jesse jetzt tot.“

Langsam sah Ash zur Seite und betrachtete die junge Frau.

„Jesse!“, rief der andere Soldat und eilte zu der jungen Frau.

Noch im Laufen riss er sich den Helm vom Kopf. Ebenfalls braunes, kurzes Haare, aber besorgte blaue Augen.

Jesse sah erleichtert in seine Richtung und kämpfte sich auf die Beine. Kaum war er bei ihr, hatte er schon seine Arme um sie geschlungen und presste sie an sich.

„Bist du verletzt?“, fragte er leise mit zittriger Stimme.

„Nur ein paar blauen Flecken.“, antwortete sie leise.

So verharrten die beiden einen Moment. Ash war unfähig seine Augen von dieser Nähe abzuwenden. Aber auch dem Kommandanten ging es so.

„Danke, Wedge.“, flüsterte sie und wandte sich dann an die anderen beiden, „Und auch dir Biggs. Und natürlich auch an dich. Ganz schön stark für einen Zivilisten.“

Ein breites Grinsen machte sich auf Biggs Gesicht breit, was auch Wedge schnell ansteckte. Irritiert sah Ash zwischen den beiden hin und her. Aber Jesse ging es nicht anders.

„Was grinst ihr so?“, fragte sie verwundert.

„Der Junge hier kommt vom Garden aus Balamb.“, erklärte kurz und sah Ash wissend an, „Erkennst du an dem Muster auf den Schulterpolstern.“

„Wir hatten früher mal mit den Balamb-Anwärtern zu tun.“, erklärte Wedge, als er Jesses fragenden Blick bemerkte, „Und du weißt doch was für ein gutes Gedächtnis Biggs hat.“

Dann kehrte eine Bedrückende Stille ein.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Jesse ängstlich.

„Ganz einfach, Süße.“, meinte Wedge und lächelte sie an, „Wir ergeben uns und bitten um Schonung.“

Hastig griff Ash an das Funkgerät und stellte eine Verbindung zu Xell und Irvine her.

„Was gibt es?“, hörte er Xells gelassene Stimme.

„Habe hier drei galbadianische Überläufer.“, meldete Ash kurz.

„Bring sie zum Maniacs. Dort können sie in Gewahrsam genommen werden, bis sich die Situation geklärt hat.“, meinte sein Ausbilder ruhig.

Damit unterbrach Ash die Verbindung und musterte die drei Galbadianer. Und in ihren Augen konnte er erkennen, dass sie es wirklich ernst meinten.

„Ich bringe euch zum „Timber Maniacs“ – Gebäude. Dort werdet ihr erst mal unterkommen.“, erklärte er ruhig.

Biggs und Wedge nickten Stumm, aber er konnte ihre Erleichterung spüren.

Stumm nickte Ash und folgte mit den dreien der Straße in Richtung des Zeitungsverlages.

Ein Knacken in seinem Ohr ließ ihn zusammenzucken.

„Ash!“, schrie ihm eine Panische Vine ins Ohr, „Wir stehen unter schwerem Beschuss. Die haben uns eingekesselt! Zwei Anwärter wurden verletzt.“

„Bin schon auf dem Weg!“, antwortete er schnell und sah sich nach seinen Begleitern um.

Diese nickten nur knapp und gingen an ihm vorbei.

Nur eine Sekunde sah er ihnen nach, dann begann er zu rennen, bog in die nächste Gasse ein und lies seinem Instinkt freien Lauf.

„Duran! Jade! Drei Überläufer auf dem Weg zum Maniacs.“, meldete er kurz, „Zwei Männer eine Frau, alle drei ohne Helm!“

„Sind nahe dem Maniacs und passen auf sie auf.“, erklang Jades besorgte Stimme.

„Kümmere dich um dein Mädchen!“, rief Duran von hinten.

Mit einem schwachen Grinsen legte er noch einen Zahn zu. Jede Sekunde war vielleicht schon eine zu viel.

Die Gassen und Straßen flogen nur so an ihm vorbei. Er achtete nicht mehr darauf, sich im Schatten zu halten, passierte Straßen und rannte durch einen AGM-Trupp. Diese Jedoch sahen ihm nur verwirrt nach.

„Wie sieht es aus?“, fragte er Vine.

„Keine Besserung.“, meldete sie gehetzt, „In einem Hinterhof. Wenn die Weg wären hatten wir keine Probleme.“

Ash ging den Stadtplan in seinem Kopf durch. Hastig suchte er nach einem Hinterhof der zum Fernsehsender führte. Seine grauen Zellen quälten sich, eine Antwort zu finden. Und immer wieder sah er zwischen den Straßen und Gassen Vines rote Augen und ihren leblosen Körper.

Dann machte es Klick und er wusste welchen Weg er einschlagen musste. Er bog um die nächste Ecke und stieß mit einem AGM-Soldaten zusammen.

„Was soll die Scheiße?“, fluchte dieser laut.

„Keine Zeit!“, rief Ash zurück, bevor er um die nächste Ecke bog.

Er war so froh, dass sein Bruder ihn damals mit auf die Erkundungstouren genommen hatte. Er kannte fast jede Gasse auswendig. Einen detaillierten Plan der Stadt im Kopf. Als er um die nächste Ecke bog, konnte er schon das riesige Gebäude sehen.

„Halte durch.“, flüsterte er, „Ich bin gleich da.“

Doch dann kam der ungemütliche Teil Das letzte Stück des Weges führte über freies Feld. Jedoch konnte diese Erkenntnis seine Beine auch nicht aufhalten. Ohne nachzudenken rannte er auf die Straße, schlug einen Haken und rannte in Richtung der Bar, in dessen Hinterhof ein Aufgang zum Fernsehsender war.

Doch das Glück schien ihm wenigstens einmal an diesem Tag hold zu sein. Die Straße war frei. Weder Anwohner noch Militär waren weit und breit zu sehen. Hastig ließ er seinen Blick über die Treppe wandern, die er gleich herunter musste. Wieder war alles frei.

Kaum hatte er die erste Stufe erreicht, stieß er sich ab und flog über die restlichen zehn Stufen. Unten angekommen rollte er sich instinktiv über die Schulter ab.

„Status?“, rief er ins Headset.

„Sie kommen hoch!“, schrie Vine fast panisch.

Als er aufsah konnte er die geschlossene Tür vor sich sehen. Aber Ash wusste, dass sie ihm nicht standhalten würde. Mit aller Kraft warf er sich dagegen. Mit einem lauten Knall riss sie aus den Angeln und fünf Augenpaare richteten sich auf die Türöffnung.

„Perfekt!“, fluchte Ash leise.

Sechs Soldaten hatten hier drinnen Stellung bezogen. Fünf waren aber nur noch aufnahmefähig. Der Sechste lag mit dem Gesicht auf dem Tresen und einem fast vollen Glas brauner Flüssigkeit in der Hand.

Ohne Warnung stürmte er auf sie zu. Sie halten dich nur auf, hallte es in Ash Kopf. Ein gezielter Schlag mit dem Ellenbogen riss den ersten zu Boden. Kaum hatte er ihn passiert sprang er und riss sein Bein herum. Der Tritt lies den Getroffenen Kreisel spielen, bevor er zu Boden ging. Da stand er schon vor dem Dritten. Hastig sah er sich im Raum um. Zwei Soldaten standen noch am Tresen und flankierten ihren schlafenden Kameraden.

Noch bevor der Dritte reagieren konnte schnellte Ashs Arm nach vorn und seine Hand griff in die Halsöffnung des Brustpanzers. Mit einem Schrei riss er seinen Körper herum und zog den Unglücklichen mit sich. Das Letzte, was Ash von ihm sah, war das er in der Horizontalen auf seine Beiden Kameraden zuflog. Und das mehrfache Bersten und Splittern sagte ihm auch, dass er getroffen hatte. Schnell warf er noch einen Blick über die Schulter. Der Spiegel hinter dem Tresen war nur noch Stückchenweise vorhanden und von den beiden Soldaten fehlte jede Spur.

Nur einen Moment war Ash bei dem Gedanken, sich für diesen hervorragenden Wurf auf die Schulter zu klopfen. Plötzlich vernahm er Gewehrfeuer und schnell hatte er die Quelle gefunden. Die Geräusche drangen aus der halb geöffneten Hintertür.

Schnellen Schrittes war er an der Tür und spähte hinaus. Der Hinterhof war sauber. Aber das Gewehrfeuer wurde mit jedem Schritt lauter.

„Knallt sie endlich ab!“, konnte er den Ruf eines Mannes hören.

Schüsse halten vom Boden her und ab und zu erklang ein Schuss aus der Ferne.

„Vine? Wie viele sind es?“, fragte Ash und schlich an der Wand weiter nach vorn.

„Vier oder Fünf.“, erklang ihre Antwort, gefolgt von zwei Schüssen.

Dann erreicht er die letzte Ecke und spähte herum. Auf dem Platz sah er drei Soldaten, die Läufe ihrer Waffen nach oben, auf die Brüstung gerichtet.

Ash ließ seinen Blick nach oben wandern. Dort erkannte er die Schützen des Galbadia-Garden. Nur ab und zu wagten sie es, aus ihrem Versteck herauszuschielen oder blind eine Salve auf die Feinde abzufeuern.

„Vine, sag deinen Kollegen, sie sollen das Feuer einstellen.“, erklärte Ash.

Nur Sekunden später schwiegen die Schützen auf der Brüstung.

„Denen muss die Munition ausgegangen sein!“, hörte er einen Mann aufgebracht rufen.

„Das ist doch nur ein Trick!“, rief ein anderer.

Ash erkannte seine Chance und hastete hinter seiner Deckung hervor. Plötzlich drehte sich einer der Soldaten um. Aber da war es auch schon zu Spät. Ash Schlag traf ungebremst auf den Brustkorb. Das leise Brechen von Knochen und das Keuchen, als die Luft aus seinen Lungen wich, vermischten sich zu einem Geräusch. Er taumelte kurz, dann brach er zusammen. Erst jetzt hatten seine Kameraden ihn bemerkt. Einen Haken schlagend schnellte Ash auf den nächsten zu. Gerade hatte der Soldat angelegt, als Ash sich vom Boden abstieß. Ash musste sich selbst loben. Perfekter Absprung und perfekte Höhe. Noch in der Vorwärtsbewegung streckte er die Beine nach vorne aus. Der Tritt traf den Soldaten und riss ihn von den Beinen. Aufgekommen rollte Ash nach vorn in Richtung seines Gegners. Der letzte im Bunde war ein paar Schritte nach hinten gewichen und stand nun nur noch einen Schritt von der Wand weg.

Ash wusste was er zu tun hatte, auch wenn er es schon jetzt bereute.

Aus der Hocke heraus schnellte er auf seinen letzten Gegner zu. Dieser hob die Waffe, jedoch war Ash mit einem Satz zur Seite schon wieder außerhalb des Gefahrenbereichs. Wieder hielt er direkt auf seinen Gegner zu. Nur noch wenige Meter trennten die beiden, als er die Waffe herumriss. Der Soldat hielt sie in der Hüfte und zog den Abzug durch. Sofort schoss die tödliche Ladung aus dem Lauf und in Ashs Richtung. Jedoch war kaum Präzision dabei, aber auch er hatte Glück gehabt, dass keine verirrte Kugel ihn erwischte. Und endlich war er bei dem Soldaten. Mit einem gezielten Griff hatte er den Helm des Galbadianers in der Hand. Mit dem nächsten Schritt riss Ash seinen Kontrahenten mit sich und als er einen festen Stand hatte, streckte er den Arm mit aller Kraft. Der Helm krachte lärmend gegen die massive Mauer und der hintere Teil splitterte mit einem quälenden Aufschrei. Erschöpft ließ er den Leblosen Körper los.

„Endlich geschafft.“, keuchte Ash und bemerkte erst jetzt das Brennen in seiner Seite.

Ein kurzer Blick genügte um einen Treffer auszuschließen. Ein erleichterter Seufzer entfuhr im und sein Blick wanderte zur Brüstung.

Doch auf halben Weg erstarrte er. Auf der Treppe stand noch ein Soldat, das Gewehr im Anschlag, und grinste ihn siegessicher an. Ash überlegte Krampfhaft, wie er aus dieser Situation herauskommen sollte. Egal welche Möglichkeit er auch nahm, er würde sich immer wenigstens eine Kugel einfangen.

Ein Knall zerriss die Luft. Zuerst dachte Ash der Galbadianer habe Geschossen. Nur einen Wimpernschlag später realisierte er, dass der Soldat zur Seite gerissen wurde und über das Geländer in die Tiefe stürzte.

Ashs Blick suchte den Schützen und fand Vine, mit dem Gewehr in der Hand an der Brüstung stehend. Aus dem Lauf drang noch eine kleine Dampfwolke.

„Guter Schuss.“, meinte Ash ehrlich beeindruckt über das Headset.

Sie sagte nichts, sondern lächelte ihn nur an. Sofort spürte er ein Kribbeln, was seine Wirbelsäule hoch und runter wanderte. Ein plötzlich aufbrausender Wind lies ihr Haar im Wind flattern und gab ihr den Ausdruck von etwas Übernatürlichen.

„Geht’s euch gut?“, fragte Ash vorsichtig, da er sich noch an die beiden Verletzten-Meldungen erinnern konnte.

„Keine Toten und die beiden anderen sind versorgt.“, meldete sie erleichtert.

Ein Seufzen entfleuchte Ash. Er hatte sich die Folgen weitaus schlimmer vorgestellt. Vorsichtig ließ er seinen Blick noch einmal über den Schauplatz wandern. Für ihn war dieser Tag aber schon schlimm genug.

Erneut hatte er Menschen getötet. Leben ausgelöscht. Vielleicht hatten sie Frauen und Kinder, Familien die sie brauchten, vermissten. Und ihn hassen würden, für das, was er getan hat. Er war auch nichts weiter als ein Mörder. Ein Mensch, dem das Leben anderer egal war.

„Ash? Alles OK?“, hörte er Vine über das fragen.

Ihre Stimme klang nervös, besorgt. Er sah erneut zu ihr hinauf und erkannte die Sorge, die aus ihrem Blick lag. Und mit einem Mal erkannte Ash, dass es das war, was ihn weitermachen lies.

„Soweit so gut.“, erwiderte er mit einem schwachen Lächeln.

Seine Freunde. Sie brachten ihn dazu das Unmögliche möglich zu machen. Immer weiterzugehen, zu Kämpfen und alles zu riskieren. Sie waren es, sie ihn zu einem Menschen machten. Die ihn davon abhielten, zu einem Monster zu werden.

Und in Gedanken dankte er ihnen von ganzem Herzen.

„Duran? Jade? Wie sieht es bei euch aus?“, fragte er über das Headset.

„Sind am Maniacs und warten auf die Überläufer.“, meldete Jade ruhig, „Und alles klar bei euch?“

„Alles bestens.“, erwiderte Ash gelassen.

„Gut. Dann lass sie...“, plötzlich schwieg sie.

„Jade?“, fragte Ash besorgt.

„Feindkontakt. Sie jagen unsere Überläufer.“, meldete sie die Situation, „Wir reden Später.“

Ash sah auf zu Vine. Diese sah ihn ernst an und nickte. Er wollte gerade den ersten Schritt machen, als es erneut in dem Headset knackte.

„Hier Irvine an alle Teams! Sammeln am Timber Maniacs!“, erklang die ernste Stimme des SEED, „Ich wiederhole! Alle Teams am Maniacs sammeln!“

Das konnte nichts Gutes bedeuten. Vielleicht waren es zu viele Feinde. Ein letztes Aufgebot der Besetzer.

„Vine, komm lass uns los!“, rief er zu ihr hoch.

Und als er zu ihr aufsah, konnte er sie Grinsen sehen. Sie stand auf dem Geländer, das Gewehr an Schaft und Lauf über den Kopf haltend. Im ersten Moment wollte er sie anschreien, was dieser Scheiß soll. Doch dann erkannte er das Stahlseil, welches sich vom Sender bis zu einem der benachbarten Gebäude zog.

Und dann sprang sie. Ash Herz schien stillzustehen, als sie das erste Stück fiel. Doch dann begann der Funkenregen, als das Gewehr über das Stahlseil glitt, begleitet von einem freudigen Schrei Vines. Er sah sie heranrasen, dann war sie über ihm und im nächsten Augenblick auch schon vorbei. Über dem nächsten Dach angekommen, lies sie den Schaft los und rollte sich gekonnt ab. Als sie sich herumdrehte, hatte sie das Gewehr schon wieder einsatzbereit in der Hand.

„Komm schon, du lahme Ente!“, rief sie ihm mit einem Lächeln entgegen.

Ash setzte ein beleidigtes Gesicht auf und zeigte mit dem Finger auf sie.

„Du!“, meinte er gespielt wütend, begann dann aber zu Lächeln, „Das war Unfair!“

Sie antwortete nicht, sondern streckte ihm die Zunge entgegen. Dann war sie auch schon wieder aus seinem Blickfeld.

Kopfschüttelnd begann Ash loszutraben.

„Diese verrückte Mädchen.“, flüsterte er und konnte sein Lächeln nicht unterdrücken.

Und wieder hatte sich ein Bild wie Napalm in sein Gehirn gebrannt.
 

Gehetzt sah sich Jesse um. Die Soldaten waren wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatten sofort das Feuer auf sie eröffnet. Sie war wie versteinert und verdankte ihr Leben zum wiederholten Male ihrem Freund Wedge. Er hatte sie an der Hand gepackt und mit sich gezogen. Biggs rannte, wie von einem Beiskäfer angeknabbert, hinter ihnen her. Ab und an fuhr er herum und schickte eine Salve aus seinen Armwaffen zurück. Trotz dieser Gegenmaßnahmen folgten sie ihnen weiter.

Wedge zog sie um die nächste Ecke.

„Da ist es!“, rief er laut.

Und da sah sie es. Wie eine Festung erhob sich das Timber-Maniacs-Gebäude vor ihnen. Und da wären sie auch in Sicherheit. Das hoffte sie zumindest. Plötzlich erklangen hinter ihr wieder Schüsse. Instinktiv zog sie den Kopf ein und hoffte, dass sie alle aus dieser Situation herauskommen würden. Und zwar lebend.

Doch dann ertönte hinter ihr ein Schrei. Entsetzt riss sie sich von Wedge los und fuhr herum.

Biggs lag am Boden und hielt sein Bein. Und sie konnte erkennen, wie das Blut sich langsam einen Weg zwischen seinen Fingern hindurch bahnte.

„Biggs!“, schrie sie entsetzt und wollte zurücklaufen.

„Lauf weiter, Idiot!“, schrie er zurück und rollte sich auf die Seite.

Noch in der Rolle hatte er seine Arme ausgestreckt und zielte auf ihre Verfolger. Ein weiterer Schuss wurde abgefeuert und traf Biggs Arm. Unter einem Schmerzschrei wälzte er sich herum. Er hatte die Gegenwehr aufgegeben und versuchte jetzt nur noch die Blutung zu stoppen.

„Komm! Wir müssen weiter!“, brüllte Wedge sie an.

„Nein! Ich kann ihn nicht zurücklassen!“, erwiderte sie aufgelöst, „Er ist mein Bruder und die einzige Familie die ich noch habe!“

Wedge funkelte sie wütend an. Im nächsten Moment hatte er sein Schwert gezogen und rannte auf Biggs zu.

„Dann bring dich in Sicherheit!“, rief er ihr zu, „Ich kümmere mich um ihn.“

Ohne zu Antworten folgte sie Wedge, zu dem am Boden liegenden Freund.

„Was hab ich dir gesagt?“, fuhr er sie wütend an.

„Ich hab keine Lust meinen Bruder und meinen Freund zu verlieren!“, schrie sie ihn ebenso wütend an.

Biggs hingegen, der die Streiterei stumm verfolgt hatte, begann zu Lächeln.

„Ich hab dir doch gesagt, dass sie verdammt stur sein kann.“, meinte er gepresst.

Ungewollt mussten die beiden auch Lächeln. Dann stand Jesse auf und zog ihr Messer.

„Wenn wir schon sterben müssen, dann wenigstens zusammen.“, meinte sie leise.

Erst jetzt erkannte Jesse den erst der Situation. Sechs Soldaten mit Schwertern kamen auf sie zu, flankiert von zehn Schützen. Und mit trauriger Gewissheit wusste sie, dass dies ihr Ende sein würde.

„Wedge?“, fragte sie leise und tastete nach seiner Hand.

Er hatte ihre Geste mehr erahnt als gesehen und streckte langsam die Hand nach ihr aus. Vorsichtig umfasste sie die seine und drückte sanft zu.

„Ich liebe dich.“, flüsterte sie leise und sah ihn an.

Seine Augen waren, wie blauer Stahl, tödliche Blicke auf seine Gegner richtend.

„Ich liebe dich auch.“, erwiderte er leise.

Und Jesse erkannte eine einzelne Träne, die seine Wange herunterlief.

Dann waren die Soldaten stehen geblieben. Zu weit um anzugreifen.

„Erschießt sie!“, schrie einer der Soldaten.

Die Schützen folgten wortlos der Aufforderung. Langsam hoben sie ihre Waffen und spannten ihre Muskeln.

Es ist aus, hallte es in Jesses Kopf.

Dann ertönten Schüsse. Aber anders als sie erwartet hatte, waren es nicht die AGM-Mitglieder. Jemand hinter ihr hatte Geschossen. Im nächsten Moment brachen die Schützen tödlich getroffen zusammen.

Jesse konnte es einfach nicht fassen. Sie wusste beim besten Willen nicht, wer da geschossen haben könnte. Doch die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Denn jetzt kamen die Soldaten auf sie zu. Und es stand immer noch sechs zu zwei, da Biggs sich in seinem Zustand nicht wehren konnte.

Geschlossen, in einer Reihe kamen sie auf die beiden zu. Wedge hatte sie inzwischen losgelassen und beide Hände um den Schwertgriff gelegt. Sie selbst ging ein wenig in die Knie und hielt das Messer schützend vor sich.

Siegessicher schritten die Soldaten langsam weiter. Doch plötzlich war da eine weitere Person. Braunes Haar wirbelte herum und ein tödlicher Wirbel aus Stahl war über ihrem Kopf. Dann griff sie in den Wirbel und schlug mit einer tödlichen Präzision zu. Drei ihrer Feinde gingen zu Boden, tiefe Schnitte zogen sich über ihre Brustpanzer.

Die anderen Drei hatten die Situation unglaublich schnell erfasst und wanden sich der neuen Gefahrenquelle zu. Dann ertönten erneut zwei Schüsse, aber nicht hinter ihnen, sondern aus einer der seitlichen Gassen. Und noch während zwei weitere getroffen zu Boden gingen stürmte der Schütze aus der Gasse. Ungläubig betrachtete sie ihn und die beiden Gun-Dagger in seiner Hand. Der letzte Soldat schien mit der sich abrupt geänderten Lage mehr als belastbar und fiel nur Sekunden später, als die beiden Kurzschwerter ihr Ziel trafen.

„Ihr müsst die Überläufer sein.“, hörte sie plötzlich eine weibliche Stimme.

Sie schaffte es endlich die junge Frau zu betrachten. Die braunen Haare waren zu einem ordentlichen Zopf gebunden. In ihrer Hand trug sie ein Doppelklingenschwert. Aber das bekannteste an ihr war ihre Kleidung. Sie ähnelte sehr der, die ihr Retter getragen hatte, nur die Verzierungen waren anders. Dann Gesellte sich auch der andere Kämpfer zu ihnen.

„Hat es einen von euch erwischt?“, fragte er und sah zu Biggs herunter, „Bis auf ihn.“

„Nein, keine Verletzungen.“, sagte Wedge wie aus der Pistole geschossen.

„Duran, dein Job.“, meinte die junge Frau und zeigte auf ihren verletzten Bruder.

Kommentarlos half er Biggs auf und stützte ihn.

„Wir sollten endlich weiter.“, meinte er schließlich und ging langsam los.

„Warum habt ihr uns gerettet?“, fragte Jesse ungläubig.

„Order vom Truppenführer.“, meinte sie lächelnd.

„Jade, können wir den Smalltalk auf Später verschieben?“, fragte Duran Gepresst, „Der Gute hier trägt sich nicht von alleine.“

Kaum hatte er es ausgesprochen erschien Wedge neben ihm und packte mit an.
 

Ash und Vine hasteten durch die Gassen. Auch wenn beide noch Fit waren wollten sie doch keinen Kampf riskieren. Da Ash die Straßen wie seine Westentasche kannte übernahm er die Führung. Vine folgte mit nur wenigen Schritten Abstand. Nach einer Gefühlten Ewigkeit hatten sie die erste Hälfte des Weges hinter sich gebracht. Nur noch eine Ecke und sie wären auf der Straße. Von der anderen Seite aus würden sie wieder in den Gassen verschwinden und so einen, hoffentlich, sicheren Weg zum Maniacs finden.

Abrupt hielt Ash inne, so dass Vine in ihn hineinrannte. Aber sie beschwerte sich nicht. Dann wusste Ash, was ihn zum Anhalten bewegt hatte.

Vor ihnen herrschte eine hitzige Diskussion.

„Wir können sie doch nicht so davon kommen lassen!“, rief ein Mann, „Sie sind verdammte Verräter! Und bei allem Respekt, Sir, wir müssen sie aufhalten.“

„Bitte, Sir, vergessen sie nicht, dass auch ein Kommandant unter ihnen ist.“, meinte ein Zweiter, „Und die Informationen, die er hat, könnten unsere Pläne vereiteln.“

„Das weiß ich auch.“, meldete sich ihr Anführer zu Wort, „Aber sie haben sich im Maniacs verschanzt, zusammen mit diesen verfluchten SEED-Anwärtern. Und das Gebäude anzugreifen wäre reiner Selbstmord.“

„Und wenn wir die Maschine schicken?“, erkundigte sich ein anderer.

„Würde ich gerne, aber ich habe keine Steuereinheit.“, gab der Kommandant wütend zurück, „Oder denkst du wirklich, dass ich dann noch hier stehen und mit euch streiten würde?“

Sie schwiegen einen Moment. Scheinbar eine Denkpause. Vine hatte sich inzwischen in einem Hauseingang versteckt und war bereit das Feuer zu eröffnen. Jedoch hielt Ash sie mit einer Handbewegung zurück. Da das Gespräch noch interessant zu werden schien, wollte er auf keinen Fall dazwischenfunken.

„Da besorgt uns der gute Herr Garth schon so ein Spielzeug und wir können es nicht benutzen.“, jammerte einer der Soldaten.

„Komm schon, Freddy kann auch nichts dafür.“, erwiderte der Kommandant nun ruhiger.

„Und was machen wir jetzt, Sir?“

Schweigen. Dann ein Seufzen.

„Ich würde sagen, wir verschwinden.“, meinte er geschlagen, „Leise und Unsichtbar.“

Dann vernahm Ash Schritte. Er wartete noch eine Minute um ganz sicher zu gehen, dass sie wieder alleine waren, dann schlich er zu Vine.

„Sagt dir der Name was?“, fragte er sie neugierig.

„Gehört habe ich ihn schon mal, aber mir fällt einfach nicht ein wo.“, antwortete sie betreten.

Vorsichtig legte Ashs eine Hand auf ihre Schulter und nickte ihr aufmunternd zu.

Nur Minuten später konnten sie aus ihren Schleichwegen schon den Zeitungsverlag sehen.

Wie ein Bollwerk stand es auf dem sonst leeren Platz. Ash musterte die Gegend gründlich. Zum Glück konnte er keine Feinde entdecken.

„Hier hat sich kaum was verändert.“, meinte er gedankenverloren.

„Was meinst du?“, fragte Vine neugierig.

„Die Stadt.“, erwiderte Ash Lächelnd, „Die Gassen und Straßen, die Häuser und Wege. Ja sogar die Pflastersteine da vorne sind dieselben.“

Ungläubig betrachtete sie Ash.

„Du bist komisch.“, meinte sie leise, „In so einem Moment an so was zu denken.“

Er zuckte mit den Schultern und meinte leise: „Das lenkt ein wenig vom Tag ab.“

Ohne eine Reaktion abzuwarten ging er aus dem Schatten auf die Straße. Hastig sah er sich um. Sein Blick glitt über den Platz und über die Dächer der angrenzenden Gebäude. Nirgendwo war auch nur ein Feind zu sehen.

„Hier Team E, sehen euch.“, meldete plötzlich sein Headset, „Straße und Platz sind frei.“

Mit einem Wink beorderte Ash Vine zu sich und zusammen huschten sie zur Eingangstür des Maniacs.

Noch einen letzten Blick über die Schulter werfend öffnete er die Tür und lies Vine zuerst eintreten.

„Seid ihr auch endlich da.“, meinte eine Männerstimme, „Wurde aber auch langsam mal Zeit.“

Ash sah aus dem Augenwinkel nach rechts und konnte, wo normalerweise der Empfang war, einen Schützen mit angelegter Maschinenpistole sehen.

„Wo sind die anderen?“, fragte er freundlich.

Der Anwärter antwortete nicht, sondern zeigte mit dem Finger nach oben.

Ash hatte den Wink verstanden und bog scharf recht ab. Dicht gefolgt von Vine. Schon nach einigen Metern erreichten sie die Tür zum Treppenhaus, die sie in die erste Etage führte. Hinter der Flurtür begegnete er noch vier Schützen, jeder an einem Fenster. Ohne seinen Blick von der Straße abzuwenden hob der erste die Hand. Ash erwiderte die Geste und im Nächten Moment zeigte besagter Schütze weiter in den Gang hinein. Ashs Augen folgten dem Fingerzeit und erkannten einen Schützen, der auf die Tür hinter sich zeigte.

Sofort folgten beide Anwärter dem Wink und betraten den Raum. Alle Teams schienen Anwesend zu sein. Auch Irvine und Xell waren da, sowie die drei galbadianischen Überläufer.

„Hey, ihr habt euch aber Zeit gelassen.“, hörte Ash Jades Stimme. Sie saß zusammen mit Duran an einem Tisch, eine Wasserflasche vor sich.

„Lass den beiden doch mal Privatsphäre.“, meinte Duran plötzlich.

„Irgendwie konnte ich dich mehr leiden, als du mich umbringen wolltest.“, meinte Ash gespielt ernst.

Er war wirklich froh, die beiden hier sitzen zu sehen. Sie waren unverletzt, aber erschöpft. Ihm selbst ging es nicht anders. Hastig griff er sich eine Wasserflasche und stürzte das kalte Getränk hinunter.

Nachdem der gröbste Durst gelöscht war, wandte er sich den Galbadianern zu. Sofort sprangen ihm die Verbände an Biggs Arm und Bein ins Auge. Jedoch schien nichts darauf zu schließen, dass er ernsthaft verletzt wurde. Er saß, an die Wand gelehnt, und neckte Wedge und Jesse, als wäre gar nichts passiert.

„Warum seid ihr so spät?“, fuhr Irvine ihn an.

„Wir mussten noch ein kleines Gespräch belauschen.“, erwiderte Ash ruhig.

„Ach ja?“, fragte Irvine neugierig, „Und um was ging es?“

„Um einen Gewissen Freddy Garth.“, antwortete Ash ruhig.

Mit einem Schlag waren alle grauen Zellen in Irvines Kopf angesprungen und schienen verzweifelt nach diesem Namen zu suchen.

„Frederick Garth.“, meinte Biggs auf einmal.

Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet.

„Der Minister für Innere Sicherheit.“, erklärte Biggs ruhig, „Er hat erst sein ein paar Wochen seinen Posten und ist kaum jemanden bekannt.“

„Und was war mit diesem Garth?“, erkundigte sich Irvine interessiert.

„Die Soldaten hatten von Maschinen und Spielzeug geredet.“, berichtete Ash.

„So ist das also.“, meinte Wedge schließlich.

Neugierige Augen sahen ihn an.

„Das AGM hat einen anonymen Wohltäter, der uns mit Waffen und Ausrüstung versorgt.“, erklärte der Soldat seinen Gedankengang, „Und er soll auch einen Zug mit einem Dutzend ausrangierten Kampfmaschinen beschafft haben.“

Schweigend lag schwer im Raum. Jetzt war Ash auch klar, wie sie es geschafft hatten, die drei Städte so schnell zu übernehmen. Aber eine Frage spukte noch immer in seinem Kopf herum.

„Warum Winhill?“, fragte er in den Raum, „Ich meine es liegt irgendwo im Nirgendwo und es gibt keinen Grund dafür, einen solchen Ort als Ziel zu wählen.“

„Raketenbasis.“, meinte Biggs gepresst, „Wenn sie die gesamte Ostküste besetzen würden, müsste Galbadia die Truppen aus andren Teilen abziehen um die Städte zu befreien.“

„Und dann wäre es ein leichtes für sie, die Raketenbasis einzunehmen.“

Langsam nickte Ash. Das machte wirklich Sinn.
 

„Ich hoffe es geht den Kleinen gut.“, meinte Rinoa nachdenklich und sah aus dem Fenster.

„Ihnen wird schon nichts passieren.“, versuchte Squall sie aufzumuntern.

Als sie sich zu ihm umdrehte konnte er tief in ihre besorgten Augen sehen. Und es brach ihm fast das Herz. Er wusste zwar, dass ihr die Anwärter alle samt ans Herz gewachsen waren, aber dass es so schlimm werden würde hatte er auch nicht kommen sehen.

„Süße.“, meinte Squall leise, „Sie sind doch in ein paar Stunden zurück.“

„Und wenn nicht?“, fragte sie leise.

Langsam drehte sie sich wieder zum Fenster und sah hinaus.

„Ich glaube, jetzt verstehe ich sie.“, meinte sie plötzlich.

„Wen meinst du?“, erkundigte sich Squall neugierig.

„Edea.“, flüsterte die weiße Hexe.
 

„Warum melden die sich nicht?“, fuhr Xell wütend auf, „Ich hab den Idioten doch gesagt, dass sie hierher kommen sollen!“

„Sie werden sich schon melden.“, entgegnete Irvine ruhig, „Der Galbadia-Bahnhof ist doch nicht weit weg.“

„Deswegen verdammt!“, brüllte er und fuhr zu den Anwärtern herum, „Wer hat den letzten Kontakt mit Team C gehabt?“

„Team E, Sir, Sie hatten sich kurz nach dem Sammelbefehl gemeldet.“, berichtete er Anwärter, „Sie meldeten ungewöhnliche Geräusche und wollten nachsehen.“

„Idioten!“, brüllte Xell erneut.

Ash konnte die Verwandlung seines Ausbilders vom ewig gut gelaunten Menschen zum brüllenden und schreienden Befehlshaber immer noch nicht fassen.

„Habt ihr eine Ahnung, was das sein könnte?“, richtete der blonde SEED seine Worte an die drei Galbadianer.

Diese schüttelten jedoch nur mit dem Kopf. Doch plötzlich sprang Jesse auf.

„Doch!“, rief sie eine Eingebung habend, „Als ich mit meinem Trupp hier angekommen bis, haben wir ein großes Objekt mitgebracht.“

„Und was war es?“, fragte Irvine neugierig um Xells Stimme eine kleine Auszeit zu gönnen.

„Ich weiß es nicht. Eine Plane war darüber gespannt.“, erklärte sie ruhig.

„X-AAM.“, meinte Biggs plötzlich, „Ich kann nicht glauben, dass sie das Ding hergebracht haben.

„X-AAM?“, fragte Xell neugierig.

Seufzend stand Biggs auf und lehnte sich an die Wand.

„Das X-AAM ist eine Weiterentwicklung des X-ATM.“, begann Biggs zu erzählen, „Das X-AAM hat eine höhere Prozessorleistung und somit eine schnellere Reaktion. Die Selbstreparatur Funktion, sowie die Beweglichkeit blieben erhalten.“

„Also nur ein besseres X-ATM.“, meinte Irvine nachdenklich, „Aber wo ist der Haken?“

„Das X-AAM wurde dafür entworfen mächtigen Monstern die Stirn zu bieten.“, erklärte er und mit jedem Wort wurde seine Stimme düsterer, „Und zum Kampf gegen fliegende Gegner.“

Biggs machte eine künstlerische Pause und lies die Worte erst einmal wirken.

„Der Roboter hat einen Schweif, an dessen Spitze ein Hochleistungslaser angebracht ist. Dieser wurde entworfen um Rubrum-Drachen vom Himmel zu holen.“, erklärte er weiter.

„Und du glaubst, dass dieses Ding hier ist?“, fragte Xell ungläubig.

„Ja.“, meinte Biggs kurz.

„Und wie sollen wir das Ding besiegen?“, fragte Irvine beunruhigt.

„Ich weiß es beim besten Willen nicht. Ich habe noch keine Berichte erhalten, dass jemand ein AAM besiegt hat.“, meinte Biggs bedrückt.

Ash sah sich im Raum um. Fast alle Augen waren auf Biggs gerichtet. Nur Jade, Duran und Vine sahen ihn an. Fragend blickte er in ihre Gesichter und sie antworteten mit einem Nicken.
 

„Hat echt geklappt.“, meinte Niko beeindruckt.

„So überrascht über deinen eigenen Plan?“, fragte Nefarius während er das dreibeinige X-ATM liebevoll am Kopf streichelte.

Es war verrückte gewesen, dass musste Niko zugeben, aber im Endeffekt war alles glatt gelaufen.

Nachdem Nefarius das X-ATM neu programmiert hatte, kehrten sie zu ihren Kameraden zurück. Dort versuchten sie ihren nächsten Zug zu planen. Was jedoch mehr schlecht als Recht funktionierte, da keiner eine Ahnung hatte, wie sie zu ihren Gegnern kommen sollten, ohne in Schweizer Käse verwandelt zu werden.

Dann hatte Niko einen Geistesblitz. Und in seinem Kopf baute er den Plan weiter aus.

„Und hat noch jemand eine Idee?“, fragte Cifer geschlagen.

„Warum lassen wir uns nicht zu ihnen jagen?“, fragte Niko spontan in die Runde.

„Und wie hast du dir das vorgestellt?“, erkundigte sich der galbadianische Verteidiger.

„Wir lassen das X-ATM hinter uns her laufen. Und wenn wir nah genug dran sind, kann es über uns springen und das andere X-ATM ausschalten.“, erklärte Niko zuversichtlich, „In der entstehenden Verwirrung könnten unsere Schützen den Gegner unter Beschuss nehmen und wir könnten uns den Rest schnappen.“

„Das ist mal was brauchbares.“, gratulierte Cifer und klopfte Niko auf die Schulter, „Jetzt müssen wir das nur noch überleben.“

Kaum waren die letzten Ungereimtheiten beseitigt machen sie sich auf den Weg. Da Winhill ein gut überschaubares Fleckchen Land war, mussten sie schon kurz nach Verlassen der Stadt anfangen zu rennen. Das X-ATM folgte ihnen auf dem Fuße mit nur ein paar Metern Abstand.

Cifer und Fu-Jin bildeten die Spitze, flankiert von Niko und Nefarius, der für die Koordinierung des Roboterangriffs zuständig war.

Nach gefühlten zehn Minuten konnten sie ihre Gegner auf einem Hügel stehen sehen. Alle starrten zu ihnen herunter. Und nur ein paar Meter weiter konnten sie auch das zweite X-ATM sehen.

„Wie weit kann dein Haustier springen?“, fragte Cifer im Laufen.

„Weit genug.“, erwiderte der Esther-Anwärter mit einem Lächeln.

Mit einem schnellen Handgriff hatte Nefarius seine Steuereinheit heraus gekramt. Noch im Laufen tippte er darauf herum. Nach mehreren, verschiedenen Piepsen verstaute er das Gerät wieder.

„Sobald wir in Reichweite sind, wird meine Spinne die andere Ausschalten.“, erklärte er ruhig.

„Und wann wird das sein?“, erkundigte sich Cifer neugierig.

Nefarius begann über beide Ohren zu Grinsen, richtete seinen Blick nach vorn und schrie: „Jetzt!“

Und mit einem Sprung war das X-ATM in der Luft. Nur um Sekunden später auf der anderen Maschine zu landen. Sofort packte ihre Spinne mit den, am Kopf befindlichen Greifarmen zu, und hämmerte den schweren Schädel mehrfach herunter. Dann erst konnte das andere X-ATM reagieren. Schnell hatte es sich befreit und ging zum Gegenangriff über. Und während die Spinnen in ihrem tödlichen Kampf verwickelt waren, blieben die Anwärter auch nicht untätig.

Schon als Nefarius das Signal gegeben hatten, waren die Schützen in Position gegangen. Und jetzt wo alle Aufmerksamkeit auf den beiden Spinnen lag nutzten sie ihre Chance.

Ein Kugelhagel ging auf die Soldaten nieder und riss die meisten von den Füßen. Die wenigen, die den ersten Angriff überstanden hatten, waren schnell besiegt.

Niko hatte währenddessen die beiden Spinnen nicht aus den Augen gelassen. Und ihm bot sich ein unglaubliches Spektakel. Oftmals konnte er, trotz des Abstandes, die Schützende Metallrüstung brechen hören, das Pfeifen der bis aufs äußerste strapazierten Hydraulik. Sie rollten über den Platz, und sofort wenn eine auf dem Rücken gefallen war, schossen die Beine zurück und beförderten sie sofort wieder in Kampfposition. Nach einer gefühlten Ewigkeit war es soweit. Die Gegnerische Spinne brach zusammen und der Selbstreparatur-Modus schaltete sich ein. Doch schon im nächsten Moment war ihr X-ATM darüber und hob das Bein. Mit einem nicht zu überhörenden Pfeifen krachte der spitze Fuß auf den Schädel ihres Gegenübers. Und unter dem Schreien und Brechen von Metall starb die andere Spinne.

Freudenschreie hallten über den Platz. Sie hatten gewonnen!

Doch schlagartig fiel es Niko wieder ein.

„Wo ist der Panzer?“, schrie er über den Platz.

Hektisch suchte er den Platz ab. Und dann sah er ihn. Die Strahlenwaffe, die fast die komplette Front einnahm, leuchtete in einem hellem blau. Feuerbereit, echote es in Nikos Kopf. Doch dann erkannte er, dass die Waffe nicht auf ihn oder einen der anderen gerichtet war, sondern auf das X-ATM.

„Nefarius!“, schrie er dem Rotäugigen zu, „Lass deine Spinne springen.“

Noch während er es rief zeigte er auf den Panzer. Sofort verstand der Esthar-Anwärter. Wild hämmerte er die Befehle in die Kontrolleinheit. Und dann sprang die Spinne. Nur einen Wimpernschlag später raste der Laserstrahl los und riss das Bein des Spinnenroboters ab.

Doch dann war es für den Panzer zu spät. Das X-ATM schlug ungebremst auf dem Panzer auf. Flammen schlugen auf und vermehrten sich, als die Spinne begann den Panzer zu zerlegen.

Und nun saßen sie hier und wartete auf ihr Taxi.

„Wenn du mal in Balamb bist, kommst du mich mal besuchen.“, meinte Niko freudig.

„Dito.“, erwiderte Nefarius lächelnd.
 

„Seid ihr Wahnsinnig?“, brüllte Xell durch das Headset.

„Nein, aber wir wollen wissen, was mit unseren Leuten passiert ist.“, meinte Ash beruhigt.

„Ich will es auch wissen, aber wenn dieses Ding wirklich so gefährlich ist, seid ihr in ernsthafter Gefahr.“

Ash sah zu seinen Freunden. Diese Lächelten nur und schüttelten den Kopf. Er wusste, dass sie jedes Hindernis beseitigen konnten.

„Wir kommen schon zurecht.“, meinte Ash abschließend und deaktivierte das Headset.

„Man hat der eine scheiß Laune.“, meinte Duran locker.

„Würdest du auch, wenn deine Schützlinge einfach verschwinden würden.“, erwiderte Jade.

„Wir wollen uns nur umsehen, sonst nichts.“, sagte Ash.

Aber irgendwo in sich wusste er, dass es nicht beim nachsehen bleiben würde. Aber diesen Gedankengang schob er weiter nach hinten. Oberste Priorität hatte das Finden der vermissten Anwärter.

Ohne ein weiteres Wort ging Ash weiter, wohl wissend, dass seine Freunde ihm folgen würden.

Diesmal folgten sie der Straße. Sie konnten war wieder durch die Gassen und Hinterhöfe, aber aufgrund der Gruppengröße und der geringen Ausweichmöglichkeiten war es eher die schlechtere Option. So bewegten sie sich, eng an die Wand gepresst, die Straße entlang. Der Galbadia-Bahnhof war nur einen Katzensprung weit entfernt.

Aber je näher sie kamen, desto schlimmer wurde das Gefühl, dass Ash beschlich.

„Hier stimmt etwas nicht.“, meinte er gerade so laut, dass seine Freunde es hören konnten.

Jedoch schienen sie davon keine Notiz zu nehmen.

Dann, endlich, erreichten sie die letzte Ecke. Der Bahnhof lag dahinter. Auf der anderen Seite konnte er die automatischen Planken sehen, die Ausfuhren, sobald ein Zug gehalten hatte.

Vorsichtig sah er um die Ecke. Und vor ihm lag ein Bild des Schreckens. Zwei Mitglieder des C-Teams lagen Regungslos am Boden. Eine Blutlache hatte sich unter ihnen zu sammeln. Der dritte lehnte an der Wand, nur zwei Meter von ihnen entfernt.

Mit einem schnellen Handgriff hatte er sein Headset so eingestellt, dass es nur sendet.

„Team C wurde ausgelöscht.“, meinte er ruhig, obwohl sein Inneres Aussah wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch.

Langsam und vorsichtig schob er sich um die Ecke, auf den an der Wand Lehnenden zu. Nach kurzen betrachten war klar, dass er auch tot war.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Duran, der sich zu ihm gesellt hatte.

„Wir räumen das Feld und lassen den Rest das Militär machen.“, antwortete Ash ruhig.

„Du willst diese Killermaschine einfach ignorieren?“, erkundigte sich der Gun-Dagger-Träger wütend.

Ash sah ihn an und Duran zuckte leicht zusammen.

„Nein, das will ich nicht.“, erwiderte Ash und hörte seine Stimme beben, „Ich will dieses Ding in seine Einzelteile zerlegen.“

Plötzlich stürzte eine Wand weiter vorne ein.

Sofort waren Duran und Ash kampfbereit in Position. Aus der Staubwolke vor ihnen schon sich langsam der Skorpion. Die Scheren schnappten herausfordernd, während es langsam näher kam. Noch einmal sah Ash zu seinen gefallenen Kameraden, dann aktivierte er sein Headset.

„X-AAM hat uns gefunden.“, meinte er ruhig.

„Rückzug!“, schrie Xell durch den Ohrknopf.

„Negativ.“, meinte Ash ruhig, „Flucht ist keine verfügbare Option.“

Schnell hatte er das Headset abgeschaltet. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte war ein schreiender, panischer Ausbilder.

„Jade!“, rief er, die Augen auf die Maschine geheftet.

Nur eine Sekunde später war sie neben ihm, ihr Schwert fest in der Hand.

„Ihr beide begebt euch hinter dieses Ding.“, befahl er und sie gehorchten.

Sekunden später war er allein mit seinem Gegner. Er wusste, spürte, dass Vine noch da war, aber sie verhielt sich ruhig.

„So, du großer, hässlicher Schrotthaufen, noch irgendwas was du los werden willst?“, fragte er die Maschine, wissend, dass er keine Antwort bekommen würde.

Noch einmal zog er an seinen Handschuhen, dann war er bereit für das Massaker.

Aus dem Stand heraus stürzte er nach vorne. Blitzschnell schossen die geöffneten Scheren auf ihn zu, doch er konnte mühelos ausweichen. Sofort wusste er, dass er Angriff keinesfalls treffen sollte. Vielmehr schien die Maschine seine Fähigkeiten auszutesten.

„Dann lass uns spielen.“, flüsterte Ash und bereitete sich für seinen nächsten Angriff vor.

Erneut ging er auf das X-AAM los. Aber diesmal würde er sich von den Scheren nicht aufhalten lassen. Schon im nächsten Augenblick schossen sie heran, bereit ihn sauber in der Mitte zu zerquetschen. Ash jedoch duckte sich unter dem Angriff durch und schlug mehrfach auf den Kopf und die Sensorleiste. Aus dem Augenwinkel sah er schon den Schweif heranrasen und schaffte es im letzten Moment nach hinten zu springen, so dass die Spitze sich in die Straße bohrte. Jedoch war Ash immer noch in Reichweite und nutzte diesen Vorteil schamlos aus. Aus einer Drehung heraus ließ er deine Ferse auf die Gelenke das Schweifs krachen. Auch wenn es nur Millimeter waren, so gab die Konstruktion doch nach.

Nun schien die Maschine den Kampf doch ernster zu nehmen. Der Schwanz, den es mit einem Ruck aus der Straße befreite, blieb angriffsbereit erhoben.

„Duran! Jade!“, brüllte er über den Platz, „Kümmert euch um diesen verdammten Stachel!“

Er wusste nicht, wo sie waren, aber er wusste, dass sie ihn gehört hatten. Das einzige, was er nun noch zu tun hatte, war sich einfallen zu lassen, wie er dieses Ding möglichst schnell ausschalten konnte.

„Vine, irgendeine Idee, wie wir das Ding verschrotten können?“, fragte er laut.

„Ja, aber dafür muss der Stachel Weg. Wenn das Ding keine Fernkampfmöglichkeit mehr hat, kann ich es wegpusten.“, erwiderte sie hitzig.

Ash streckte sich und schüttelte die Glieder aus, ohne seinen Blick von seinem Gegenüber zu nehmen.

„Lässt sich arrangieren.“, entgegnete er ruhig und überlegte seinen nächsten Schritt.
 

„Ihr bringt mich noch alle ins Grab!“, schrie Xell mehr als wütend.

Irvine konnte ihn auch verstehen. Die drei handelten gegen Befehle. Somit würden sie durch die Prüfung fallen und zwar alle vier. Aber hatte Ash nicht gemeint, dass es keine Option zur Flucht gab?

„Könnten sie überhaupt entkommen?“, richtete Irvine seine Frage an die Überläufer.

„Mehr als unwahrscheinlich.“, meinte Biggs kopfschüttelnd, „Diese Dinger sind aufs Zerstören ausgelegt und verfolgen ein Ziel bis zur Vernichtung.“

„Also könnten sie nicht entkommen?“

„Nicht ausgeschlossen, aber wie gesagt, fast unmöglich.“, wiederholte Biggs, „Diese Maschinen sind absolute Hi-Tech. Dagegen sieht sogar ein ATM alt aus.“

Scheinbar gab sich Xell mit dieser Antwort zufrieden, denn er tigerte nicht mehr auf und ab, sondern setzte sich seufzend.

„Wenn sie zurück sind versohl ich ihnen solange ihren Hintern, bis sie ein Jahr nicht mehr sitzen können.“

Ein Lächeln stahl sich auf Irvines Gesicht. So grob und ungeschickt Xell auch manchmal war, so ein gutes Herz hatte er auch.
 

Wieder und wieder hatte Ash die Maschine mit Schlägen und Tritten bearbeitet. Diese schienen aber wirkungslos an ihm zu verpuffen. Duran und Jade waren in der Zwischenzeit in den Kampf eingestiegen und hatten hinter der Maschine Position bezogen. Sie versuchten auch bei jeder Gelegenheit anzugreifen, jedoch machte ihnen der Schweif arge Probleme. Wenn sich auch nur einer in Reichweite befand schoss der Stachel herunter, oder der ganze Schweif fegte über die Straße.

Ash griff erneut an, musste allerdings zurückweichen, als die Scheren sowie eines der Beine auf ihn zugerast kamen.

Uns muss dringend etwas einfallen, dachte Ash besorgt.

Ewig konnten sie das nicht durchhalten. Aber die einzige Möglichkeit für die beiden anzugreifen war, wenn der Stachel auf ihn zeigte.

„Bereithalten!“, rief er den anderen zu.

Dann schoss er auf seinen Gegner zu. Schon wieder versuchten die scheren Ihn zu packen. Dieses Mal jedoch sprang er darüber. Jetzt war er außerhalb der Scheren und Beine. Und die Maschine würde nur noch eine Möglichkeit haben.

Und so kam es auch. Nur Sekunden bevor Ash auf dem Kopf aufsetzte hob sich der Schweif, bereit ihn zu durchbohren. Doch dann war das laute Kreischen von Metall zu hören und eine Fontaine schwarzer Flüssigkeit schoss aus dem Schweif. Im nächsten Moment fiel der Schweif nach hinten und schlug der Länge nach auf den Boden.

Ein freudiges Grinsen breitete sich auf Ash Gesicht aus. Er stieß sich mit aller Kraft vom Kopf ab und landete drei Meter vor der Killermaschine.

„Vine! Dein Part!“, rief er laut.

Als er auf dem Boden aufkam rolle er sich zur Seite weg. Aus den Augenwinkeln konnte er Vine erkennen. Grimmig sah sie ihr Ziel an, das Gewehr im Anschlag.

„Linie Räume!“, rief sie Laut, „Pulsarschuß!“

„Frei!“, hörte sie Duran und Jade hinter diesem Monster rufen.

Und im nächsten Moment zog sie den Abzug durch. Ash hatte eigentlich mit einer kleinen Kugel und einer großen Explosion gerechnet, aber was er sah raubte ihm den Atem. Ein Laserstrahl, halb so groß wie Vine selber, verließ den Lauf. Die Hitze und die Luft, die er verdrängte, schlugen Ash erbarmungslos ins Gesicht.

Das AAM begann zu zucken und schien sie gegen den Stahl wehren zu wollen. Aber schon nach ein paar Sekunden verschwand die Lichtsäule und lies das wahre Ausmaß an Zerstörung erkennen.

Es waren nur noch die Beine und ein Stück der Oberen Panzerung vom AAM vorhanden. Qualmend und ächzend ging die Maschine in die Knie. Augenblicklich schwieg die Hydraulik und auch sonst war keine Reaktion mehr zu erkennen.

„Wir haben es geschafft.“, sagte Ash außer Puste.

Nun kamen auch Jade und Dran hinter dem rauchenden Schrotthaufen hervor.

„Hey, Vine!“, rief Duran freudig, „Von den Dingern musst du mir ein paar besorgen!“

„Musst du Irvine Fragen, der hat mehr als Genug!“, rief sie zurück.

Als Ash sie ansah konnte er ihre Erleichterung sehen. Verständlich, wenn man darum besorgt sein muss, seine Freunde mit dem nächsten Schuss in Luft aufzulösen.

„Alle in Ordnung?“, fragte er als sie wieder bei ihm waren.

„Einfach nur Fertig.“, meinte Jade und unterdrückte ein Gähnen.

Ash war froh, alle unverletzt wieder um sich zu haben. Und er musste Jade recht geben. Der Tag war anstrengender als gedacht geworden, Viel aufregender und fordernder.

„Wir haben es ja endlich geschafft.“, meinte er aufmunternd und aktivierte sein Funkgerät.

„Hier Team F. Ziel ausgeschaltet.“, meinte er mit einer Spur von Stolz.

„Verdammt gute Arbeit.“, meinte Xell hörbar beeindruckt.

„Und was machen wir nun?“, erkundigte sich Ash bei seinem Ausbilder.

„Rückzug zum Strand und dann ab nach Hause.“, erklärte Xell ruhig, „Wir sollen uns zurückziehen, da eine galbadianische Einheit hierher unterwegs ist. Sie kümmern sich um alles Weitere.“

„Verstanden, Sir, sind schon auf dem Weg.“, meldete Ash und unterbrach die Verbindung.

„Endlich nach Hause!“, jubelte Duran plötzlich, „Und endlich in die Wanne!“

Ungewollt musste Ash Grinsen. Aber er stellte schnell fest, dass es ihm und den anderen auch so ging.

Sie alle würden sich viel besser fühlen, wenn sie erst einmal wieder in Balamb wären, oder wenigstens im Schnellboot.

Und mit der Neuen Hoffnung machten sie sich auf den Weg. Aufmerksam beobachteten sie ihre Umgebung, falls sie doch noch einem Soldatentrupp begegnen sollte. Ash hingegen nutzte die Zeit dazu, sich seine alte Heimat anzusehen und Geschichten über seine Vergangenheit zu erzählen, was er mit seinen Eltern unternommen hat, die Streiche die er mit seinem Bruder gespielt hat und wo welche Läden waren.

Ash hatte fast das Gefühl eine Besichtigung zu leiten, als hier seine Söldnerprüfung abzuschließen. Aber auch nur fast.

„Hier Team A, da kommt was Großes auf uns zu.“, erklang die besorgte Stimme über das Headset.

Die Freunde sahen sich vielsagend an und wussten, dass es mit der frühen Heimreise doch nichts werden würde.

„Xell an alle! Sammeln am Haupttor!“, befahl der SEED, „Und zwar schnell!“

Seufzend sah Ash sich ein letztes Mal um.

„Dann lasst uns los.“, sagte er ruhig.

Und dann rannten sie los.

„Team A, könnt ihr erkennen was es ist?“, erkundigte sich Irvine ruhig.

„Hier Team A, optischer Erfassung! Ein Behemot!“, schrie der Anwärter durch das Funkgerät.

Ashs Herz schien für einen Augenblick auszusetzen. Er hoffte und betete zu allen Göttern und Heiligen, dass sich seine Befürchtung nicht realisieren würde.

„Hier Irvine, bitte bestätigen.“, klang seine Stimme durch das Headset.

„Team A bestätigt optische Feinderkennung.“, meinte der Anwärter nun ruhiger, „Ein Behemot, Sir.“

Dann hörte er Xell durch das Funkgerät Lauthals fluchen. Und Ash schloss sich an. Ein Behemot wäre eine ganze Nummer zu groß für sie.

„Sir, dass Monster ist Schwarz.“, klang die fassungslose Stimme des Anwärters.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  DeliaMay
2010-06-05T21:18:29+00:00 05.06.2010 23:18
klasse wie immer :)
freue mich schon aufs nächste kapi :) mach weiter so :)
Von:  fahnm
2010-05-17T22:24:21+00:00 18.05.2010 00:24
Jetzt geht es los.
Ich bin mal gespannt wer am Ende noch stehen kann.
Freue michs chon aufs nächste kapi!^^


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