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Une Affaire De Cœr

von

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Back to Work

Am nächsten Morgen wurde Grell früh wach. Auf dem Flur waren zwei Stimmen zu hören. Die eine Stimme war unverkennbar Undertakers Stimme. Die zweite... Grell konzentrierte sich und lauschte genauer. Irgendwoher kam ihm die auch bekannt vor. Erst nach einer Weile machte es bei ihm Klick und er wusste, zu wem die andere, ebenfalls vertraute, Stimme gehörte. William T. Spears. Sein Chef, wenn man ihn so nennen konnte. Was hatte der hier zu suchen? Wie spät war es? Grell sah sich nach einer Uhr um und stellte verwirrt fest, dass es erst acht Uhr zehn war. Er hatte nicht verschlafen. Also wegen ihm konnte William ja kaum hier sein. Außerdem: Woher sollte der auch wissen, dass der Rothaarige hier war? Seufzend stand Grell auf und fuhr sich durchs Haar. Danach strich er sich seine Kleidung etwas glatt. Langsam ging er in Richtung Küche, in der Undertaker und William nun saßen. Grell hörte ein leises Klirren. Einer der beiden musste wohl eine Teetasse abgesetzt haben.

„Wie dem auch sei...“, hörte der Rothaarige William sagen und blieb an der Tür stehen, die einen kleinen Spalt breit offen stand.

Er lugte hinein.

„Es ist natürlich nur eine Bitte. Du musst nichts. Gar nichts...“, versicherte Will dem grauhaarigen Todesgott.

„Oh aber ich bestehe darauf... Es wird mir ein Vergnügen sein...“, kam die Antwort und Undertaker sah nachdenklich auf seine Tasse.

William nickte zufrieden und erleichtert.

„Also dann elf Uhr in der Bibliothek?“, fragte William und Undertaker nickte.

„Ach und... bring den Nichtsnutz Grell Sutcliff mit.“

Undertaker nickte erneut.

„War das alles?“

William biss sich auf die Unterlippe. Er nahm noch einen Schluck Tee und nickte. „Das war alles...“

Er stellte die leere Tasse wieder ab und erhob sich.

„Wünsche noch einen angenehmen Morgen.“, sagte der dunkelhaarige Todesgott und deutete eine Verbeugung an.

Dann ging er zur Tür. Grell hatte sein rechtes Ohr wissbegierig an die ebene Holztür gedrückt, um dem Gespräch der beiden besser folgen zu können. So hatte er keine Zeit zurückzuweichen, als William die Tür aufstieß. Er landete auf dem Boden.

„William!“

„Grell Sutcliff! Hast du etwa gelauscht?“, fragte der etwas empört und hob eine Augenbraue an.

Als Grell ihn daraufhin nur verlegen angrinste, beließ er es jedoch bei einem verständnislosen Blick und ging einfach an dem Rothaarigen vorbei zur Haustür, durch die er dann auch endgültig verschwand.

Schnell rappelte Grell sich auf. Was war das denn bitteschön für eine Aktion gewesen? Was hatte William denn mit Undertaker zu tun? Es hatte fast schon danach geklungen, als hätte er den Bestatter um etwas Wichtiges gebeten. Steckte er in Schwierigkeiten? Gab es etwa einen neuen Auftrag? Aber warum konnte William Grell dann nicht damit beauftragen? Was konnte der Bestatter schon tun?

Nachdenklich betrat der Rothaarige die Küche. Er sah auf, genau in Undertakers Richtung.

„Guten Morgen.“, sagte dieser nur leicht abwesend wie immer.

„M-morgen!“, stotterte Grell. Irgendwie fühlte er sich ertappt. Undertaker wusste, dass er gelauscht hatte. Wusste er es denn nicht? William hatte immerhin genug Trara darum gemacht...

Na danke! Dabei hatte er Undertaker doch grade erst kennen gelernt und wollte nicht von Anfang an einen schlechten bzw. allzu unhöflichen Eindruck machen. Mal davon abgesehen, dass Grell sich am vorherigen Tag sowieso etwas daneben benommen hatte, weil er wieder nur Augen für Sebastian gehabt hatte.

Der Rothaarige seufzte, was Undertaker wiederum zum Anlass nahm sich seiner Gegenwart bewusst zu werden.

„Darf ich dir einen Tee anbieten?“, fragte er höflich.

Überrascht nickte Grell. Wenn man mal von Undertakers düsteren Wohnung, seiner dunklen Kleidung, seiner gedehnten Grabesstimme, seinem oft gruseligen Auftreten und seinem nicht minder seltsamen, fast schon verrücktem, Benehmen absah, so konnte man alles in allem sagen, dass dieser doch eigentlich recht nett schien. Wohlgemerkt schien... Aber vielleicht konnte er nun mal auch nett sein. Manchmal. Wenn er wollte...

Grell lächelte. Undertaker hielt ihm eine Tasse Tee vor die Nase, die Grell verwirrt annahm. Das war ja schnell gegangen...

„Setz dich doch...“, meinte Undertaker beiläufig und ging zurück an den Herd, um sich selbst ebenfalls eine Tasse einzugießen.

Grell hatte derweil Platz genommen.

„Was möchtest du frühstücken?“

Verwirrt sah Grell ihn an, wobei sein Magen bei der freudigen Erwartung eines Frühstückes ein leises Grummeln von sich gab.

„Nanu...“, machte Grell etwas verlegen und sah zu seinem Bauch, ehe er sich grinsend am Kopf kratzte.

„Da hat wohl einer hunger...“, bemerkte der Undertaker und stellte eine Pfanne auf die Herdplatte. Er krempelte die Ärmel hoch und machte sich ans Werk. Grell trank seinen Tee, doch ab und an sah er neugierig von seine Tasse auf und linste heimlich zu dem Bestatter, um ihn zu beobachten.

Dieser bereitete Speck und Ei zu und schon nach kurzer Zeit roch es einfach fantastisch. Grell sog den Geruch des leckeren Essens genussvoll ein, was sein Magen wiederum zum Anlass nahm, sich noch mal mit einem Knurren zu melden.

Keine Minute später drehte sich Undertaker zu ihm um und servierte ihm das Zubereitete mit einer Scheibe Brot.

Grells Gesicht spiegelte seine momentane Vorfreude wieder.

Undertaker setzte sich Grell gegenüber. Dieser hatte nur darauf gewartet, dass dieser sich auch endlich an den Tisch setzte. Er wollte schon zugreifen, da fiel ihm auf, dass der Grauhaarige gar kein Essen vor sich hatte.

„Isst du nichts?“, fragte er überrascht und verwirrt zugleich.

Der Bestatter schüttelte den Kopf und nippte an seinem Tee.

Fragend sah Grell ihn an, aber es kam nichts weiter.

„Warum denn nicht? Wenn ich fragen darf...“

Undertaker zuckte mit den Schultern.

„Ich esse morgens nichts.“, meinte er nur, woraufhin Grell fassungslos den Kopf schüttelte.

Er entschied sich jedoch das gute Essen nicht länger zu verschmähen und langte zu. Nicht, dass sein Magen nachher noch rebellierte.

Beim ersten Bissen stellte er fest, dass das Ei gut gesalzen war. Es schmeckte aber nicht schlecht und fiel nach wenigen Sekunden gar nicht mal so sehr auf.

Undertaker wartete bis Grell aufgegessen hatte, dann räumte er sein Geschirr ab und fing an zu spülen.

„Hey, du musst dir nicht so viel Mühe machen, ich kann dir auch helfen~“, jammerte Grell, der sich auf einmal so untätig fühlte.

Undertaker machte sich jedoch nicht mal die Mühe zu antworten.

Grell bließ beleidigt seine Backen auf. Dann halt nicht...

Dann lächelte er jedoch und lehnte sich entspannt zurück. So wurde er ja noch nie verwöhnt. Das musste er auskosten. Zumindest für diesen Moment.

Es war viertel vor elf, als Grell sich schließlich aufraffte. Nach dem Essen hatte er sich auf Erkundungstour gemacht, da der Bestatter anscheinend irgendwas in seinem Laden zu erledigen hatte, und es sich letztendlich im Wohnzimmer bequem gemacht.

Undertaker hatte ihm schon gesagt, dass er ruhig schon mal zur Bibliothek vorgehen konnte. Also hatte er gehört, dass Grell ihn und William belauscht hatte. Für sein Alter hatte er echt noch gute Ohren!

Grell sah sich noch kurz im Laden um. Keine Spur vom Undertaker. War er schon losgegangen? Grell wusste es nicht, aber es interessierte ihn auch nicht wirklich, immerhin würde er das ja gleich erfahren. Er fragte sich nur, warum sie nicht zusammen zur Bibliothek gegangen waren...

Als Grell vor der Bibliothekstür stand, war es kurz nach elf. Der Rothaarige stieß die große Tür auf. Es war totenstill, wie es sich in einer Bibliothek gehörte.

Es war ja auch niemand da. Normalerweise kam man schließlich nur in die Bibliothek um seinen Auftrag abzuholen, und das war um zehn. Anscheinend war also noch niemand von seinem Auftrag zurück und holte sich seinen nächsten ab. Wunderte Grell jedoch auch nicht. Diese langweiligen Todesgötter waren nichts besonderes. Sie waren keine Überflieger. Nicht das er jeden Auftrag in weniger als einer Stunde erledigen könnte...

Grell sah sich um und suchte nach Undertaker und William. Er musste nicht weit gehen. Hinter einem Regal fand er die beiden schließlich.

Scharf sog er Luft ein. Es verschlug ihm glatt die Sprache, die beiden zu sehen. Nicht, dass an William irgendetwas ungewöhnlich war. Er sah so aus wie immer. Aber Grell musste zwei mal hingucken, um Undertaker zu erkennen. Er blinzelte.

Wieso zur Hölle hatte so ein gutaussehender, attraktiver, fantastischer Mann seinen Körper nur all die Zeit in eine dunkle, unvorteilhafte Robe gehüllt? Was hatte er denn zu verstecken gesucht?

Ein verträumter Seufzer entglitt Grells Lippen. Er war schwer beeindruckt. Niemals hätte er gedacht, dass Undertaker so gut aussah.

„Undertaker-sama! Wieso kannst du nicht immer einen Anzug tragen?“, baggerte er ihn schließlich schamlos an und überbrückte die Distanz zwischen ihnen.

Nur wozu trug der Grauhaarige eine Brille, durch die man grade mal seine Augenfarbe erkennen konnte? Sicher hatte er auch wunderschöne Augen. Wie konnte er nicht, bei diesem tollen Körper, bei dem sich die leichten Muskeln männlich an seinem Anzug abzeichneten. Auch der dämliche Hut war endlich verschwunden und seine Haare verdeckten nicht mehr sein Gesicht. Das einzige, was an diesem ebenfalls perfekten Gesicht störte, war die große Narbe, die immer noch quer über seinem Gesicht prangte. Das sie so groß war, war Grell vorher gar nicht so aufgefallen. Immerhin hatte vorher der Pony des Grauhaarigen ziemlich viel davon verdeckt. Es erschrak ihn schon etwas. Aber nicht nur die Narbe, Undertakers gesamtes Erscheinungsbild ließ ihn auf einmal ungeheuer ernsthaft erscheinen. Grell schluckte und machte respektvoll wieder einen Schritt zurück.

Gerade noch rechtzeitig, denn William erdolchte ihn fast mit seinen Todesblicken.

„Wie kannst du es wagen, einen legendären Todesgott so ungebührlich zu behandeln?“, fuhr er Grell auch gleich an.

Dieser wich Williams Blick beschämt aus.

William wollte schon zu einer neuen niedermachenden Triade ansetzen, da hob Undertaker die Hand und schnitt ihm mit einer einzigen Geste das Wort ab.

Sofort verstummte William. Er schluckte. Sein wütender Gesichtsausdruck wandelte sich in einen Respekt zollenden, fast schon unterwürfigen.

„Verzeihung.“, sagte er kleinlaut.

Grell konnte es nicht fassen. Wie mächtig musste Undertaker sein, dass er einem schon so mächtigen Todesgott wie William den Mund verbieten, ihm fast schon Befehle erteilen konnte?

Grell sah den Grauhaarigen einfach nur mit großen Augen an.

Das war er also. Der legendäre Todesgott von dem niemand sprach, den aber alle im Stillen bewunderten.

Ein verrückter Bestatter.

Undertaker.

„Zu meiner Bitte.“, fand William schließlich die Sprache wieder.



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