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Accidentally on Purpose

Lily und James.
von

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ESKAPADEN.

Lily Evans war betrunken.

Sie wusste es. Er wusste es. Alle wussten es. Denn Alkohol war das Einzige, was die dazu bringen konnte, sich dermaßen zu verhalten. Es war nicht so, dass sie nicht mit Alkohol umgehen konnte, es war lediglich die Tatsache, dass sie die Wirkung kannte und genau diese sich zu Nutzen machen wollte.

Sie wollte einfach mal den Abend genießen, denn dazu – und das war nicht nur ein Gerücht – war sie oftmals zu prüde. Es war eine traurige Tatsache, dass jeder wusste und es von ihr erwartete, sich gebildet und still zu verhalten, während andere sich von einer in die nächste Eskapade ritten. Ihr Verhalten hielt sich allerdings dennoch in Grenzen. Alice war schon mit Frank Longbottom verschwunden und Lily hatte sie seit ungefähr einer Stunde nicht mehr gesehen, was sie weiterhin dazu trieb, etwas mehr über den Durst zu trinken, denn sie war nicht gerne alleine und wenn sie es war, wurde ihr schnell langweilig. Normalerweise würde sie dann anfangen zu lernen, doch auf einer Party war das nicht angesagt, also vergriff sie sich am Punsch, der, wie sich herausstellte, zum größten Prozentteil aus Alkohol bestand. Der Höhepunkt war, als sie ihre Vorliebe für Feuerwhiskey entdeckte, denn das brennende Gefühl in ihrem Hals konnte fast das in ihrem Herzen überdecken.
 

Denn, und dafür verdammte sie sich, warf sie James Potter verstohlene Blicke zu, der zu ihrer Missgunst - und das gefiel ihr ebenfalls kein bisschen - nicht davon abgeneigt war, anderen Mädchen Aufmerksamkeit zu schenken und mit ihnen zu liebäugeln. Es war sicherlich nicht so, dass sie nichts von seinen Liebschaften wusste, die er die ganzen Jahre über in Hogwarts hatte und wahrscheinlich immer noch zu pflegen wusste, was ihr natürlich auch nichts ausmachte, aber dennoch verspürte sie den starken Drang, ihren Feuerwhiskey, den sie in ihrer Hand drehte, in sein Gesicht zu schütten, doch kam sie zu dem Entschluss, dass ihr dieser viel zu schade war und sie ihn lieber genoss – den Whiskey, nicht James. Vielleicht würde ihr all das weniger ausmachen - es machte ihr auch so wenig aus, davon war sie überzeugt -, würde James nicht immer wieder beteuern sie wäre etwas Besonderes, gar Einzigartiges für ihn, würde er sie nicht immer wieder nach einem Date fragen und manchmal sogar seine Liebe beteuern. Er war ein elender Lügner und genau damit hatte sie große Probleme. Sie hasste es angelogen zu werden und besonders von jemandem, der so großkotzig und hochnäsig und arrogant war, wie James Potter, der sich was auf seinem guten Aussehen – das konnte sie leider Gottes nicht abstreiten – und seinem Quidditchtalent einbildete.
 

Lily wollte keineswegs so viele Gedanken an den jungen Zauberer verschwenden, aber immer wenn er in ihr Blickfeld trat - und bei Merlin, das tat er an diesem Abend oft -, bekam sie diese rasende Wut auf ihn. Es war einfach sein Auftreten und die Art, wie er versuchte, die anderen mit seinen Zauberkünsten zu beeindrucken oder unlustige Späße machte, wobei sich selbst ihr ein Lächeln auf die Lippen schlich, aber das war dem Alkohol zu verdanken, der ihr oft die klare Sicht auf viele Dinge nahm, und sein überhebliches Grinsen, wenn er ihr einen Blick zuwarf und bemerkte, dass selbst Lily Evans, ihm Aufmerksamkeit zu schenken schien. Aber das war bloß Einbildung, denn Lily war einfach nur langweilig, weshalb sie ihr Augenmerk auf selbst belanglose Dinge, in dem Fall James Potter, richtete. Dass es sich etwas darauf einzubilden schien, war nicht ihr zu verdanken.
 

Und ihr Verhalten war ganz Eindeutig dem Alkohol zu verdanken, denn Lily würde niemals unter klarem Verstand, davon war nicht nur sie, sondern auch der ganze Rest überzeugt, mit James Potter tanzen. Ihr Verstand war genauso vernebelt wie ihr Blick und ihre Beine zitterten genauso stark wie ihr Herz und dennoch war es ihr möglich solche Gedanken zu fassen. Und James wusste mit großer Wahrscheinlichkeit, dass das Ihrige Verhalten nur auf die vielen Whiskeys zurückzuführen war, denn ihre Beine waren so schwach, dass sie sich beinahe mit ihrem gesamten Gewicht an seine muskulöse Brust drückte und in seinen Armen lag. Für Lily war das bloß eine – durchaus angenehme – Abwechslung zu dem Sofa, auf dem sie die meiste Zeit verbracht hatte. Sie vergrub ihre Nase in James Brust und zog seinen Duft ein. Er roch so unwiderstehlich. Dann legte sie ihr Ohr an seine Brust und ließ sich sanft von ihm zu der Musik bewegen.
 

Unter normalen Zuständen hätte sie dies niemals getan – aber das Schlimmste an der Situation war, neben der Tatsache, dass sie sich zu James angezogen fühlte, in verschiedenen Weisen -, dass sie diejenige war, die beide dazu gebracht hatte, zu tanzen. Irgendwann im Laufe des Abends und viel zu vielen Feuerwhiskeys später war sie aufgesprungen, was dazu führte, dass sie beinahe eine Sechstklässlerin umgeworfen hatte, die gerade an ihr vorbeiging, denn in ihrem Kopf drehte sich ihr Blickfeld, und war auf James zugestürmt und hatte ihm ihren Zeigefinger in die Brust gebohrt, an der in diesem Moment ihr Kopf verweilte. Ihr war durchaus nicht entgangen, dass sie und amüsierten Blicken beäugt wurde, aber dennoch ließ sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen, welches dieses in dem Moment war, war ihr in diesem Augenblick immer noch nicht klar geworden. Es war einfach ein Impuls, der sie plötzlich überkommen hatte. „Du“, hatte sie genuschelt und den Druck auf seine Brust etwas verstärkt, „was fällt Dir eigentlich ein?“
 

Was sie damit meinte, wurde ihr dann in dem Moment erst bewusst. Er hatte sie den ganzen Abend über nicht beachtet, wenn man die zahllose Blicke nicht bedachte, die er ihr zugeworfen hatte, aber seine Fragen haben gefehlt, ob sie mit ihm etwas trinken möchte, oder mit ihm ausgehen, oder mit ihm tanzen. Als James lachte, blickte sie ihn erst an, bis dahin war ihr Blick auf ihren Finger und seine Brust gerichtet. „Evans, ich denke, du bist betrunken.“ Seine Stimme war fest, während ihre schon leicht zu lallen begann, als sie sagt: „Sei still, du großkotziger Mistkerl!“ Selbst ihr Repertoire an Beleidigung schien mit ihrem klaren Verstand zu schwinden. „Was fällt dir ein, mich nicht um einen Tanz zu bitten, huh?!“ Lily kniff die Augen zusammen und fixierte James, der sie verwundert anschaute. Natürlich, sagte sie das nur, weil sie sich in ihrer Ehre verletzt fühlte, nachdem er ihr Ego so lange gepuscht hatte – es war doch unvermeidliche zu behaupten, dass dies nicht geschehen wäre, denn wer würde nicht etwas überheblich werden, wenn der große James Potter einen jeden Tag nach einer Verabredung fragte und sogar seine Liebe beteuerte. „Bestehst du darauf, Evans?“, fragte er überrascht. Sie nickte nur leicht, als er sie schon zur Tanzfläche zog und seine Arme um ihre Taille legte.
 

Dann wurde ihr, ihm und allen anderen klar, dass Lily Evans nicht ganz bei sich zu sein schien. Aber vielleicht führten einfach viel zu viele Sachen dazu, dass sie sich so verhielt. Nicht nur der Alkohol.
 

   Anfang des 5. Jahres.

VERSTECKSPIEL.

Ihr war nach weinen zumute, wenn sie daran dachte.

Drei Jahre lang hatte sie es geschafft, unbemerkt zu bleiben, wenn sie unbemerkt sein wollte – ihre hervorragenden Arbeiten im Unterrichten machten dies manchmal schwer, doch genoss Lily oft genug ihre Einsamkeit -, doch plötzlich mit einem gewissen Zauberlehrling stellte sich das komplett auf den Kopf und fälschlicherweise bekam sie mehr Aufmerksamkeit, als ihr lieb war. Seit geraumer Zeit – wenn sie sich nicht täuschte, beinahe drei ganze Schuljahren – raubte James ihr den letzten Nerv und, selbst wenn es ihr schwer fiel, auch manchmal den Verstand.

Und manchmal verdrehte er ihr sogar den Kopf – was sie wirklich, wirklich ungern nur zugab -, das dazu führte, dass sie solch ein Verhalten an den Tag legte, wie vor einigen Wochen.

Sicherlich war es nicht so schlimm, dass man trauern musste, gar weinen, denn eigentlich hatte sie sich doch wohl gefühlt und eigentlich war da immer noch dieses warme Gefühl in ihr, und dennoch verschnürte es ihr gleichzeitig das Herz so zu, dass ihr nach weinen zumute war.

James saß weit weg von ihr, zu weit weg, um die Nähe und diese Gefühle zu spüren, die sie den Abend zu vor überkommen sind, aber dennoch nah genug, um sie durcheinander und nachdenklich zu stimmen – für sie war diese Nähe schon beinahe tödlich, für ihn war es nie nah genug. Lily beobachtete, wie Sirius seinem besten Freund – Bruder wie sie darauf bestanden in Verbindung gebracht zu werden – lachend auf die Schulter klopfte, sodass dieser beinahe vorneüberkippte. Sie beobachtete dieses Leuchten in seinen Augen, als er laut auflachte und sich durch seine schwarzen Haare fuhr – bei Merlin, sie spürte dieses verdammte Verlangen, es selber bei ihm auszuprobieren – und sie beobachtete, wie er ihr einen kurzen sehnsüchtigen Blick zuwarf.
 

„Lily, Lily, Lily. Pass auf, dass dir deine Augen nicht herausfallen von dem ganzen Starren.“
 

„Ich starre ihn nicht an.“, sagte sie säuerlich und schaute zu, wie Alice sich neben ihr auf dem Sofa niederließ, das prasselnde Feuer verdeckend, das ihr zuvor viel Wärme gespendet hat, wie es gerade einmal das Lächeln von James schaffte.

Wo kamen eigentlich diese Gedanken her?
 

Alice lachte und verstummte mit einem Mal, als ihr beim Auspacken ihrer Schulbücher klar wurde, welch Unmengen an Hausaufgaben auf sie warteten. Sie war wie Lily eine tüchtige Schülerin, auch wenn sie nicht halb so viel arbeiten musste, wie sie es dennoch tat, denn sie war talentiert und stammte aus einer ausnahmslos reinblütigen Familie. Aber sie fand es bemerkenswert von Alice, dass sie trotz allem nichts dem Zufall überließ, anders, als ein gewisser Potter, der sich nun ein weiteres Mal von der Menge feiern ließ. Was stellte er bloß immer an, dass er trotz einer arroganten, eingebildeten und absolut albernen Art so gemochte wurde?

Sie warf ihm wieder einen Blick zu und ihr Gesicht verzerrte sich zu einer angewiderten Miene, als sie sah, wie sich eine Sechstklässlerin unglaublich reizvoll angezogen und mit einem unwürdigen Benehmen zu James begab, der sie mit einem interessierten Blick musterte.

„Was für ein Idiot.“, grummelte sie und reckte ihre Nase in die Höhe, um ihre Abneigung offen zu tragen. Alice blickte verwirrt von ihrem Aufsatz hoch und versuchte sich ein Bild von der Situation zu verschaffen, was ihr durchaus schnell gelang, denn Lily hatte seit längerem oft die Angewohnheit, James und all seine Machenschaften aus sicherer Entfernung zu beobachten und zu kommentieren.
 

„Ich denke, du stehst genauso auf ihn, wie er auf dich.“
 

Dass sie darauf einen Klaps auf den Hinterkopf, der in keinem Sinne liebevoll gemeint war, bekam, wunderte sie nicht sonderlich stark. Lily warf sich mit einer galanten Handbewegung ihr Haar über die Schultern.
 

„Du redest ganz schön viel Schwachsinn, Alice, weißt du das?“
 

„Nein, aber danke, dass du mich darüber aufklärst.“
 

Es war ihr klar, dass Lily es nicht so meinte, wie sie es sagte, doch wenn man auf dieses Thema zu sprechen kam, das ganz eindeutig James Potter beinhaltete, fühlte sie sich schnell angegriffen und wurde manchmal beinahe rasend. Nun griff Lily seufzend nach dem Buch für Verwandlung und vergrub ihren Kopf soweit rein, wie es nur möglich war, um sich davon abzuhalten, James weiterhin zu beobachten. Es war natürlich nicht so, dass sie es tat, um ihn zu sehen, sie war lediglich daran interessiert, ob er nicht wieder etwas anstellte, was absolut gegen jede Moral war und vor Ungerechtigkeit strotzte. Sie blickte nun doch über den Rand ihres Buches hinaus und sah, was ihr - nach ihrer Meinung – hätte lieber verborgen bleiben sollen.
 

James Potter starrte sie an.
 

Es war nichts neues, nicht im Geringsten, aber dennoch hasste sie es wie die Pest, wenn er das tat. Wenn er sie mit seinen großen rehbraunen von dichten Wimpern umrahmten Augen anstarrten und manchmal dabei dieses klitzekleine Lächeln auf dem Gesicht hatte, aber nur manchmal, denn oftmals war es dieses überhebliche Grinsen, was sie hasste – denn irgendwie musste sie zugeben, dass es verdammt attraktiv war -, doch in diesem Augenblick war es doch diese leicht angehobenen Mundwinkel, die sie dazu brauchten, sich sofort wieder hinter ihrem Buch zu verstecken.
 

Sie wusste haargenau, was er dachte, was sich in seinem unumstritten hübschen Köpfchen abspielte, denn nach dem kurzen Tanz – sie hatte sich nicht mehr lange auf den Beinen halten können, denn der Feuerwhiskey war verdammt stark – hatte er sie beinahe bis zu ihrem Bett auf Händen tragen müssen, doch wessen Mädchentraum war es nicht schon immer gewesen, von einem Prinzen auf Händen getragen zu werden? Wobei James Potter vielleicht nicht das verkörperte, was einen Prinzen ausmachten würde.

Verschwommen erinnerte sie sich noch daran, dass sie ihre Nase noch ein letztes Mal in seinem Hemd gebettet hatte, um seinen betörenden Geruch einzuatmen, der ihr jetzt noch in Gedanken schwebte, bevor sie ein ‚Danke‘ genuschelt hatte. Wage drangen Erinnerung zu ihr, in denen James ihr sanft durch die Haare gestrichen hatte, doch sie konnte sie bei Merlin nicht daran erinnern, ob dies wirklich geschehen oder es nur ein Hirngespinst von ihr war.
 

„Du verhältst dich so kindisch, Lils!“, sagte Alice und schaute zu, wie Lily sich zögernd zu ihr wandte, als wäre sie vertief in ihr Buch gewesen. Lily schaute sie mit einem fragenden Blick an und hoffte innerlich, dass ich Verhalten allen anderen verborgen geblieben war. „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“ Mit den Worten versuchte sie einem Gespräch zu entgehen und vergrub ihren Kopf wieder hinter dem großen Buch mit den bereits verblichenen Seiten. Alice rollte mit den Augen und erhaschte dabei einen Blick auf die Rumtreiber, die scheinbar etwas auszuhecken schienen. Da hätte Lily mal wieder genug Stoff, um zu explodieren und ihrer Laune freien Lauf zu lassen. „Selbst ein blindes Huhn würde merken, dass du Gefühle für Potter hast.“

„Dann muss das Huhn aber verdammt blind sein, so etwas nur ihn Erwägung zu ziehen.“, zischte Lily, als sie mit einem Ruck wieder ihren Kopf zu ihrer Freundin drehte, die nur leicht genervt dreinblickte und dann mit den Schultern zuckte. Lily hob ihren Kopf leicht in die Höhe und sagte mit einer festeren und lauteren Stimme: „Ich hasse James Potter.“

Dass sie damit Aufmerksamkeit auf sich zog, war ihr durchaus bewusst, aber niemand kümmerte sich großartig darum, was sie zu dem Thema zu sagen hatte, denn so spektakulär viele ihrer Kämpfe waren, genauso müde waren sie, dass sie dies sich ständig wiederholte, und Lily entging auch nicht, dass James‘ Kopf in die Höhe schnellte und er sie mit einem wehmütigen Blick fixierte. Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Magen, riss sie ihre Augen von ihm weg – sie hatte ihn aus dem Augenwinkel beobachtet – und blickte nun wieder Alice an, die sie skeptisch musterte.
 

„Wie du meinst.“
 

„Und wie ich das meine!“ Mit einer kurzen Handbewegung unterstrich Lily ihre Aussage und versuchte sich diesmal wirklich auf ihr Buch zu konzentrieren, wenn nicht bei jedem gelesenen J und P ihre Gedanken wieder dem jungen Zauberlehrling gehören würden, was sie wütend machte, dass sie mit einem frustrieten Ton das Buch auf den Tisch warf und die Arme vor ihrer Brust verschränkte und aus dem Fenster starrte, der Ausblick auf einen dunkelgrauen Wolkenhimmel ließ.
 

„Hey hey, Evans. Nun aber mal sachte.“, hörte sie eine tiefe Stimme sagen und sie blickte auf zu Sirius Black, der mit einem überheblichen Grinsen zu ihr niederschaute. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute sie ihn an und wartete auf eine Erklärung seitens seiner, wieso er sie ansprach, denn dies war mit Abstand eins der Dinge, die nicht ohne einen guten und großen Grund passierten. Er fuhr sich lässig durch die Haare und setzte sich auf den Tisch sie nicht aus seinen Augen lassend. „Evans, Evans, Evans.“, leierte er und machte eine Handbewegung, die sich nicht einordnen konnte und blickte dabei kurz zur Seite. „Du weiß, ich bin ein viel beschäftigter Mann“, Lily schnaubte verächtlich und sagte: „Was willst du, Sirius?“ Seine Miene hellte sich auf. „Danke, dass du dich so anbietest. Slughorn hat immer solche Anforderungen - “

Lily stand auf und schaute auf ihn nieder, was durchaus schwer war, denn er war ein Riese – im anderen Sinne als Hagrid - und sie ziemlich klein, und dass er saß änderte nicht viel an dieser Tatsache. „Ich würde sogar eher mit Potter ausgehen, als dir meine Hausaufgabe zu überlassen.“
 

„Oh, warte nur bis ich das James erzähle.“ Sirius grinste überheblich und stand ebenfalls auf, sodass Lily ihn nun anschauen musste. „Tu, was du nicht lassen kannst, Black. Alice, lass uns essen gehen.“, sagte sie nun, ohne den Blick von Sirius zu wenden, der nun arrogant auf sie niederschaute. „Was für eine Schreckschraube.“ Es war durchaus in seiner Absicht, dass sie das hörte, denn er hegte seit langem eine leichte Abneigung gegen sie, denn so sehr er ihr Verhalten oftmals amüsant fand, so sehr verabscheute er auch, wie sie sich seinem besten Freund gegenüber verhielt, der sie beinahe vergötterte. Lily erdolchte ihn beinahe mit ihren Blicken, doch er drehte sich ohne ein weiteres Wort um und schritt zu seinen Freunden zurück, bei denen James sah, der die beiden mit einem interessierten Blick beobachtete. Lily drehte sich um, als James‘ Kopf sich in ihre Richtung drehte und ging demonstrativ davon, Richtung Potraitloch, wo sie auf Alice wartete, die noch ihre Sachen zusammenpackte und ihr dann hinterherlief.
 

Das Mittagessen entpuppte sich als nicht wirklich erholsam, auch wenn Lily sich vorgenommen hatte, James möglichst aus dem Weg zu gehen.

Dies erwies sich durchaus als schwer, wie Lily hatte schon feststellen dürfen. Hogwarts war groß, keine Frage, und die Gänge endlos und unzählig, dennoch war es beinahe unmögliche, James nicht zu begegnen. Lily wurde buchstäblich vom Unglück verfolgt und es trieb sogar so sehr in den Wahnsinn, dass sie sogar daran dachte, es könnte an ihr liegen, dass sie ihm ständig begegnete, aber diese Idee war dermaßen absurd, dass sie sich selbst nur belächeln konnte. Niemals würde sie sich dies selber antun.

Was sie durchaus glücklich stimmte war, dass es immer noch Zeiten gab, an denen sie sich sicher sein konnte, dass sie Ruhe vor James hatte. Zum Beispiel ließ sie sich so gut wie nie mehr bei Quidditchspielen blicken, dann machte sie es sich im Gemeinschaftsraum gemütlich und machte ihre Hausaufgaben. Ebenfalls eine schöne Zeit zum Entspannen waren die Zeiten, in denen James Training hatte. Oftmals war das sehr oft, denn er war passionierter Spieler, was sie wunderte, denn für diesen Sport konnte sie sich kein bisschen begeistern, was vielleicht einfach daran lag, dass sie lieber ihr Köpfchen benutzte, als Muskeln, denn diese halfen einem in misslichen Lagen nicht weiter.

Oft trennten sie Welten, doch beim Essen waren sie immer noch zwei Hogwartsschüler, zwei Gryffindors, die sich immerhin einen Tisch teilen müssten, und das Schicksal wollte sie einfach nicht in der Menge untergehen lassen.
 


 

„Jamie.“, hörte er eine quirlige Stimme über dem Wirrwarr der anderen in der Großen Halle rufen. Er ignorierte es gekonnt, schenkte Sirius seine ganze Aufmerksamkeit, der ihm grinsend von seiner neuesten Eroberung vorschwärmte – und einige Details ausplauderte, die eigentlich nicht von seinem Interesse waren -, doch schon drang ein weiteres Mal sein entstellter Name an sein Ohr. „Jamiiiiie.“, er blickte genervt hinüber zu dem Übeltäter, und - selbst wenn er zugeben musste, dass sie keinen schlechten Anblick bot, mit den blonden Korkenzieherlocken, die lang über ihren Rücken fielen und den strahlend blauen Augen, die ihn groß und glänzend anschauten - hob geringschätzig seine Augenbrauen. Beatrice, soweit er ihren Namen behalten hatte – ja, verdammt, er war nicht stolz darauf, dass er so abgehoben war, was seine Liebschaften anging -, hielt ihm ein Messer und einen Apfel hin und schaute ihn erwartend an. „Hilf mir, Jamie.“, jammerte sie und wedelte noch etwas mit ihren Händen vor seinem Gesicht herum, was sie von ihm erwartete, blieb ihm immer noch verschlossen.

Sirius stieß ihm den Ellbogen in die Seite und äffte seine neue, alte Errungenschaft – er hatte nicht in Träumen daran gedacht, die Beziehung mit ihr zu vertiefen, denn sie war nicht das, was er sich erhoffte (ein kurzer Blick glitt hinüber zu Lily Evans, die lachend ihre Freundin spielerisch auf die Schulter schlug) – nach: „Ja, Jamie. Hilf ihr!“
 

Er warf seinem besten Freund einen vernichtenden Blick zu und wandte sich dann an Beatrice, die ihre hübschen Lippen zu einem Schmollmund verzog. „Du machst doch Witze.“, sagte James und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Bei Merlin, niemand konnte von ihm erwarten, dass er einer kleinen, sinnlosen Affäre, die nur dazu diente, dass er sich auf andere Gedanken brachte, den Apfel schälte – sie hatte da wohl etwas falsch verstanden. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung etwas und ihr Mund fiel etwas auf. „James!“, quietschte sie heißer und ließ den Apfel dumpf auf den Tisch aufkommen und das Messer klirrend auf ihren Teller fallen.

Damit zog sie die Aufmerksamkeit einiger Gryffindors auf sich, die nun neugierig in ihre Richtung blickten. Einige schüttelten den Kopf, denn dies war nicht das erste Mal, das etwas mehr in die Beziehung zu dem großen James Potter interpretiert wurde, dabei müsste jeder, der noch klar bei Verstand war merken, dass er erst oftmals nicht so ernst meinte, was wohl auch Lilys Verhalten ihm gegenüber erklären und ebenfalls entschuldigen würde.

Sirius schüttelte den Kopf und sagte mit eines ausfallenden Handbewegung: „Wirklich James. Nur weil sie nicht Evans ist und über einen erschreckend kleinen Wortschatz verfügt, musste du sie doch nicht so behandeln.“ Auf James Gesicht war nun ein Grinsen zu entdecken, dass bei der beleidigten Miene des Mädchens ihm Gegenüber größer wurde. Neben ihm prustete Peter lachend los, während Remus, sein Gesicht in den Händen versteckend, leise vor sich hin lachte.

James haselnussbraune Augen huschten durch die Reihen, über Teller und Essen hinweg, zu Lily, die bei ihrem gefallenen Namen auf das Gespräch aufmerksam wurde. Er musterte ihren leicht geneigten Kopf, wie sie ihren Mund pikiert etwas spitze und mit blitzenden Augen auf den weiteren Verlauf des Gesprächs wartete.
 

„Schade eigentlich, dass sie nicht Evans ist.“, sagte James ohne den Blick von der Rothaarigen zu lassen, die ihn nun verwundert musterte. „Die ist wenigstens nicht zu blöd zum Essen und weiß wie man einen Zauberstab in der Hand hält.“ Leises Lachen ging durch die Reihen, während Beatrice Tränen in die Augen schlugen. Er hörte, wie Sirius sich über ihr Verhalten abließ und ignorierte mit gekonnt fehlendem Mitleid, dass er sie verletzte – immerhin hatte er keinen Vertrag unterschrieben, in denen er verdammt werden würde, wenn er dies wagte, also, was hatte er zu verlieren? Immerhin fühlte er sich erheblich in seinem Stolz verletzt, wenn sie ihn mit merkwürdigen Kosenamen ansprach. Nur Remus‘ Lachen erstarb und er wartete mit ernster Miene darauf, dass die Situation eskalieren würde – für ihn war der Spaß inzwischen vorbei.

Beatrice Gesicht lief puterrot an und warf ihre Haare über die Schulter und starrte James an, als hätte er ihr veröffentlicht, dass er sie jahrelang betrogen hätte; was für sie durchaus mit der Situation zu vergleichen war. „Nun, dann geh doch mit ihr aus, wenn ich deine Zeit vergeude.“
 

Lily, die alles aus sicherer Entfernung beobachtete – wie es ihr schien -, bekamt plötzlich mehr Aufmerksamkeit, als sie es gewollt hätte, denn einige Köpfe drehten sich neugierig in ihre Richtung, als erwarteten sie, dass Lily mit einem Kampfschrei über den Tisch auf James losgehen würde; diesen Gefallen würde sie ihnen nicht tun, auch wenn James nichts anderes als eine Tracht Prügel verdient hätte, wenn er sie so öffentlich bloß stellte und in Verlegenheit brachte.

Besagter zuckte mit den Schultern und drehte sich plötzlich in ihre Richtung. „Evans.“, rief er zu ihr hinüber, was noch mehr Schaulustige anlockte. „Wie wär’s – “
 

„Träum weiter, du Spinner.“, fauchte sie und registrierte das wohlwollende Grinsen, zu dem sich Beatrices Lippen sich verzogen. „In all meinen Träumen spielst du die Hauptrolle, Evans.“, säuselte er und Lily stieg Röte ins Gesicht, aus Wut verständlicherweise, denn nun saßen um sie herum nur belustigte Gesichter, was sie noch zorniger machte.

„Und du in all meinen Albträumen, du eingebildeter, arroganter, nichtsnutziger Idiot!“, rief sie heraus und schlug mit den Händen auf den massiven auf und ihr Geschirr machte einen kleinen Sprung, als wäre es erschrocken über ihre Tat – ebenso wie das Gesicht von James, das sich leicht verwundert verzog. Sirius neben ihm prustete los.

Doch als James sich durch seine schon abstehenden Haare fuhr und sie noch unordentlicher machten, kam auch sein Grinsen wieder an seinen Platz zurück. „Welch lieblichen Worte aus deinem Mund. Mhm, du bist sehr hübsch, Evans, weiß du das? Na komm schon, nur ein Butterbier zusammen.“ Lily sprang auf und ihre Haare fielen über ihre Schultern als sie herumwirbelte und James mit ihren Blicken zu erdolchen versuchte.

Dieser stellte fest, dass sie hinreißend aussah, selbst wenn sie fast vor Wut explodierte, was eindeutig der Fall war.
 

„Ich trinke lieber zehn Butterbier mit einem Troll, als ein einziges mit dir, Potter!“
 

„Ah, du spielst also die Unerreichbare.“ Gemurmelt und leises Gelächter füllte wieder den Raum und Lily schrie frustrierend auf, als sie davonbrauste, mit Alice, die ihr schnell hinterherlief, und ließ James zurück, der ihr hinterher schaute. Oh ja, sie war großartig!

„Ich frag mich, was sie so wütend gemacht hat.“, sagte Sirius und führte schulterzuckend sein Essen fort und James stimmte in sein Lachen mit ein.
 

Vielleicht merkte er selber nicht, wie ernst ihm die Sache war.
 

   Mitte des 5. Jahres.

GEFÜHLSREGUNG.

 „Er hat wieder diesen irrsinnigen Blick in den Augen.“
 

Lily richtete ihren Kopf auf, nur um – was sie keinesfalls überraschte – James zu erblicken, der sie anstarrte, dann wandte sie sich sofort zu Alice, die sie mit einem erwarteten Blick anschaute, als rechnete sie mit einem anormalen Verhalten von Lilys Seite. Doch ihre Erwartung erfüllte sich nicht, denn Lily verdrehte bloß ihre hübschen grünen Augen, bevor sie sich wieder ihrem – noch immer – unvollendeten Aufsatz widmete, denn dies schien ihr um einiges wichtiger, als solche banalen – aber durchaus hübschen - Dinge wie James. Innerlich seufzte sie bedauernd auf. Da waren sie wieder, diese Gedanken, die plötzlich über sie herfielen, denen sie nicht entkommen konnte und nun kam es von ihr selber, dass sie einen Blick zu James warf, der inzwischen – mehr oder weniger zu ihrem Glück – seine Aufmerksamkeit seinen drei Freunden widmete.

Lily war jedesmal – trotz der Tatsache, dass sie Störenfriede waren und sie manchmal zur Verzweiflung trieben – berührt von der Loyalität und unbegreiflich stark scheinenden Freundschaft der vier Gryffindors.
 

Remus war ihr am vertrautesten, was durchaus seine Gründe hatte, denn er war durchaus verantwortungsbewusst und nicht so abgehoben wie manch anderer, und sie mochte es, Zeit mit ihm zu verbringen, auch wenn es nur in Stille und fürs Lernen war.

Peter konnte sie nicht einschätzen, er war ihrer Meinung nach nicht erwähnenswert, denn – das musste sie zugeben, davon abgesehen, dass sie ein Mensch war, der nie voreilig Schlüsse zog, mochte man James ausschließen – er ließ nichts großartiges von sich hören und war ebenfalls verschlossen und sehr zurückgezogen.

Sirius war die Verkörperung allen Übels, wie sie durchaus immer wieder Feststellen musste. Nicht, dass es ihr leicht fiel, dies einzusehen, denn sie war durchaus geprägt von Idee, dass er aus einer berühmten Familie stammend einfach dazu geboren war, ein fabelhafter Zauberer zu sein, doch es war eine unumstrittene Tatsache. Dazu führte nicht nur sein abschätziges Verhalten gegenüber anderen, denn er hielt sich für was Besseres – mag er es auch sein -, allerdings war da doch manchmal dieses Fünkchen Menschlichkeit in seinen Augen, dass Lily doch einige, sehr seltene, Male stutzen ließ.

Und schlussendlich war da James Potter – das Grauen aus ihren Träumen (ungern gab sie zu, dass sie tatsächlich von ihm zu träumen wagte) und ein übles Vergehen an jeder guten Manier.

Dass er hübsch war, mochte sie keinesfalls bezweifeln, doch wurde der Blick doch getrübt, da viele ihn viel hübscher einschätzen und beschrieben als er doch wirklich war.

Aber eines musste sie zugeben, mit zusammengekniffenem Kiefer und trotzigem Blick, dieses Lächeln, was manchmal seine Lippen umspielte, so ironisch, doch erfreut und heiter, raubte ihr den Verstand – unter normalen Umstände würde sie sicherlich auch nicht davon angetan sein.

Aber was konnte sie schon als normal ansehen, wenn sie es mit James in Verbindung brachte, denn selbst allein die Gedanken, die sie an ihn verschwendete – und die Tatsache, dass sie es überhaupt tat – zeugte schon von einer seltsamen Begebenheit, von der sich inständig hoffte, dass sie niemand bemerkte. Denn nach außen hin zeugte nichts von dem Gefühlschaos, das in ihr herrschte. Ihr größtes Problem bestand eigentlich nur in einer Sache: James Potter.

Unter die zehn Dinge, die sie hasste, fiel James Potter auf den allerersten Platz, er verdrängte sogar Lord Voldemort von dem Spitzenplatz.

Es wäre alles in Ordnung würde dieser Plagegeist aus ihrem Leben und ihren Gedanken verschwinden, aber das war ihr natürlich nicht vergönnt. Seit geschlagenen fünf Jahren kämpfte sie nun darum, endlich ihre Ruhe zu haben, seit dieser Zeit war das einzige Problem in ihrem Leben nur James Potter gewesen.
 

„Es ist immer dasselbe mit euch.“, hörte sie Alice sagen, doch diesmal hob sie ihren Kopf nicht. Sie war es Leid, ebenso wie Alice scheinbar, dass sich die meiste Zeit alles um James drehte – im Unterricht wurde sein Name wohl am meisten genannt, sowohl auch beim Quidditch und ebenfalls auch im Gemeinschaftsraum und es war sicherlich auch der Name, den Lily unübertroffen am lautesten schrie. Es war auch der Name, der ihr am meisten Herzklopfen bereitete – sicherlich aber nur, da ihr Puls in die Höhe schoss, wenn sie wütend wurde.

„Das liegt nicht an mir.“, antwortete sie und diesmal widmete sie sich vollends ihrem Aufsatz, der ihr Kopfschmerzen bereitet. Sie war eine gute Schülerin – das würde keiner jemals abstreiten -, doch mit Verwandlung konnte sie sich einfach nicht anfreunden. Ihren Zaubertränkeaufsatz hatte sie im Nu fertig gehabt – Slughorn lobte sie nicht umsonst in den Himmel – aber dieser zwei Fuß langen Aufsatz, der nun vor ihr lag, nur zu einer Hälfte bearbeitet - auch wenn es ihr selber nicht klar war, wieso es ihr schwer fiel, darüber zu schreiben, wie ein lebendes Geschöpf in etwas Lebloses verwandelt wurde -, wollte sich leider einfach nicht vervollständigen.
 

Und dann plötzlich, unerwartet und so überraschend, dass ihr Herz für den Moment stehen blieb und erst wieder schlug, als sie sah, dass er derjenige war, der sie berührt hatte, aber so schnell, dass es schmerzte – nur weil er seine Hand auf ihrer Schulter hatte.

„Na Lily, alles fit?“, sagte er in all seiner Lässigkeit, während sie unter seine Berührung komplett verrückt spielte. Ihr Kopf, noch vor einigen Sekunden voll mit Verwandlung, war komplett leergefegt und spielte verrückt, die Welt auf dem Kopf gestellt. Und dann kam da wieder dieses Gefühl, das warm in ihr hochkroch und ihren Verstand wieder benebelte und sie nicht denken lassen konnte, so rational wie sie es sonst immer tat, dass sie vor Wut zu kochen begann. „Was willst du, Potter?“ Dann schlich sich dieses Grinsen auf sein Gesicht, dass ihr so verhasst war, weil es ihr doch gefiel auf diese merkwürdiger Weise, die sie wiederrum nicht verstehen und erklären konnte, und genau dies machte sie wütend, rasend – aber was trieb sie dazu, dass sie ihn am liebsten küssen mochte? „Bloß deine wohl geschätzte Aufmerksamkeit. Aber wie wäre es - ?“ Und dann schubste sie ihn von der Lehne ihres Sessels, auf der er gesessen hatte, seine Hand glitt von ihrer Schulter, ihr Herz machte eine Pause, eine lange Pause. Durchatmen. Schlagen.

Seine so glänzenden Augen verloren sich kurz, er schloss sie, doch seine Lippen verbogen sich immer noch zu diesem Ansatz eines Lächelns, dass er trotz aller Dinge, die sie ihm an den Kopf war und ihm antat – und bei Merlin, die waren verletzend und böse – und seine Augen öffneten sich wieder, als er sich gefangen hatte – im Gegensatz zu ihr, denn ihr Herz schlug so laut, alle anderen Geräusche verblasten -,nur noch das Rauschen in ihren Ohren konnte sie vernehmen und seine Stimme, die sagte: „Ich hätte nichts anderes von dir erwartet, Evans.“ Und dann war da dieses Gefühl, weder Hass noch Zuneigung – gar Liebe -, das sie kurz denken ließ, er habe etwas besseres verdient, vielleicht war es Rücksicht, Liebenswürdigkeit für den Jungen, der nun sein Leuchten in den Augen verloren hatte – welche sonst so strahlend, von Glück gesprenkelt -, und dann war es wieder weg, verflogen, wie ein Blatt im Herbstwind.
 

„Wieso fragst du sie dann noch?“

Beide drehten sich zur Seite und da stand Beatrice – zu Lilys großer Verwunderung –, die Arme in die Hüfte gestemmt mit hochgezogenen Augenbrauen auf die Szenerie niederschauend. Lily spitze pikiert die Lippen, als sie beobachtete, wie James sich nun lachend durch die Haare fuhr und einen Arm um die Schultern von Beatrice legte, eigentlich davon überzeugt gewesen, dass James‘ Verhalten am vorherigen Tage die Beziehung zu Grunde gerichtet hätte – scheinbar hatte sie falsch gelegen. Wie schaffte James es bloß, trotz seines Verhaltens, immer wieder so unsagbar beliebt und begehrenswert zu sein? Es war ein Rätsel, das so unmöglich zu lösen erschien und dennoch zerbrach Lily sich ihren kleinen Kopf darüber.

„Ach Bea, nimm’s dir nicht zu Herzen.“ Und Lily konnte in ihrem Gesicht ablesen, dass sie dies auch nicht tat, bevor sie James einen kurzen Kuss auf den Mund legte, aber dafür nahm sie es sich zu Herzen, dass er es wagte, sie auszufragen und das obwohl er - scheinbar – vergeben war. Es trieb sie zur Weißglut, sie spürte, wie sie langsam ihre Glieder hochkroch und sie dazu brachte ihre Hände krampfhaft zu Fäusten zu ballen.

Es war nicht so, dass es das erste Mal war, keineswegs, denn James hatte Freundinnen am laufenden Band gehabt, vielleicht etwas harmloser als Sirius, aber dies war unter anderem auch ein Grund für die Abscheu, die Lily für ihn hegte. Gefühle waren für ihn unwichtig, reine Zeitverschwendung, so schätze sie ihn ein und sie war sich sicher, dass sie ebenfalls richtig lag, denn anders konnte sie sein Verhalten nicht erklären und verstehen.

Aber während er die Liebe vieler Mädchen genoss, musste sie damit leben, dass sie als einzige noch nicht diese Gefühle mit jemandem teilen konnte, da James, sobald ein männliches Geschöpf ihr Blicke zuwarf und Gespräche führte, die zweideutig waren oder mit Hintergedanken verknüpft, kurzer Hand aus dem Weg schaffen wollte und so geschah es, dass Lily oft ihre Verehrer – wenn man diese Schwärmer so nennen konnte – oftmals kopfüber in der Luft hängen sah.
 

„Verschwinde endlich, Potter.“ „Was auch immer du wünscht, Lils.“, sagte er, ein Grinsen zierte sein Gesicht, das Lily nicht einordnen konnte und ebenfalls nicht wollte, als er sich umdrehte und mit Beatrice unter seinem Arm zurück zu seinen Freunden ging.

Sie hasste es. Sie hasste ihn. Weil es sie verletzte. Weil er sie verletzte.

Sie mochte es sich nicht eingestehen, denn das war eine Sache, die sie noch verwundbarer machte, es zeugte von Schwäche und Lily Evans mochte es nicht, Schwäche zu zeigen, oder einsehen zu müssen, dass sie nicht so stark war, wie sie vermutet hatte.

Vielleicht war es auch alles nicht so tragisch, wie sie dachte. Vielleicht fühlte sie aber genau das, wovor sie so lange weglief. Aber das konnte und würde nicht so sein. Und sie würde auch nicht wegen ihm weinen, das hatte er nicht verdient, das hatte sie nicht verdient, das war es die Sache nicht wert.

Denn damit würde sie – unweigerlich – eingestehen, dass es ihr wirklich etwas ausmachte. Und das tat es doch nicht wirklich.
 

Sie hatte kein Auge zu kriegen können, was erklärte, dass sie Mr. Binns, der zu viele unwichtige Details der Zaubereigeschichte hinunter leierte, kaum zuhören konnte, ohne dass ihr Kopf, welcher so schwer wie Blei war, auf die Tischplatte niedersank und sie sich endlich ergab und den Schlaf sie übermannen ließ. Dies würde sie sicherlich auch zulassen, wäre sie keine tüchtige Schülerin, die darauf angewiesen war im müden als auch wachen Zustand, einem selbst totlangeweiligen Unterricht zu folgen.

All dies wäre kein Problem hätte sie gestern wenigstens einige Stunden Schlaf abbekommen, aber sie hatten nicht schlafen können. Sobald sie die Augen gewagt hatte zuzumachen, tanzte das Bild von James vor ihr und trieb sie dermaßen in den Wahnsinn, dass sie sofort wieder die Augen aufschlug und in die öde Dunkelheit starrte.

Sie hätte es nie für möglich gehalten, denn das war absolut unmöglich gewesen, doch sie fing tatsächlich an, James noch mehr zu hassen, als sie es die letzten Tage, Monate, Jahre gewagt hatte.

Mit einer Sicherheit, die sie vielen Dingen nicht entgegenbrachte – und sie wusste und kannte wirklich ungemein viele Dinge, das wagte keiner zu bezweifeln – konnte sie das behaupten.

Als Lily ein leises Lachen vernahm, drehte sie sich – sensationsfreudig wie eh und je – um, mit gewagtem Blick zu James erkennend, dass er wieder einmal die von ihm gewünschte Aufmerksamkeit bekam, die ihr doch so sehr verhasst war. Neid wollte sie das nicht nennen, aber Gram darüber, dass er mit seinen kindischen Albernheiten bewunder wurde, wie um seine nichtsdestotrotz vorhandenen bewundernswerten – dies konnte sie um keines Willen abstreiten – Zauberkünsten, die er wieder an den Tag legte.

Das Pergament, das vor ihm auf dem Tische gelegen hatte, hob sich in die Luft und formte sich durch einen Schwenker seines ebenholzfarbenden Zauberstabes in Tiere, Gegenstände und sogar Menschen, wie sie missmutig feststellen musste, als sich die Figur, die vor James Augen umher schwebte, in Serverus Snape verwandelte und Sirius mit gestellter Stimme kindisch wie eh und je Unsinn redete.

„Und damit“, erhob mit einem Male Mr. Binns seine Stimme, sodass alle Schülerinnen und Schüler unweigerlich zusammenzuckten und mit geschocktem Blick ihren Lehrer musterten, der doch tatsächlich dazu im Stande war, sich vom Fleck zu bewegen. „kommen wir zu einem weiteren wichtigen Ereignis der Zaubereigeschichte!“ Langsam ebbte die Euphorie in seiner Stimme wieder ab und die altbekannte Ödheit kehrte wieder ein. „Was ist dem Troll schon unwichtig in seiner öden Erzählerei.“, maulte Alice und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Lily erhob den Finger und ermahnte Alice sowie sich: „Die Geschichte der Zauberei ist keinesfalls öde. Man muss sich nur damit beschäftigen.“

„Und deshalb liegst du beinahe auf deinem Tisch und schläfst?“, hörte sie jemanden höhnen. Mit einem Blick, der funken sprühte und jemanden erdolchen konnte, drehte sie sich um und erblickte Avery, der sie - hochnäsig wie er war - versuchte von oben herab anzusehen. Sie öffnete ihren Mund, um Avery den seinigen zu verbieten, und eine freche und kecke Antwort zu geben, schon hörte sie einen Stuhl über den steinernen Boden knarren und plötzlich schien es still und nur eine Stimme war zu vernehmen.

„Spricht da etwas der Neid aus einem Reinblut, der zu nichts fähig ist?“ Lilys Kopf schnellte zu James, der ein Grinsen auf dem Gesicht hatte und einen herausfordernden Blick Avery schenkte. Dieser rümpfe die Nase und machte eine abwertende Bewegung mit der Hand. „Als ob ich, Avery, es nötig hätte, Neid auf dieses dreckige Schlammblut zu haben.“

Der nächste Augenblick geschah so schnell, dass Lily ihn beinahe verpasste, und doch schien er in Zeitlupe abzulaufen. Sie sah, wie James wutentbrannt aufsprang, sein Stuhl mit solch einem Krach zu Boden fiel, dass es in ihren Ohren schmerzte, und sein Zauberstab war direkt auf Avery gerichtet, dessen Miene sich schlagartige verhärtete - man wagte nie mit James‘ Drohungen leichtfertig umzugehen, denn man wusste nie, wie ernst er es meinte.

Nun stand ebenfalls Sirius auf den Beinen, doch Remus hielt ihn an einem Ärmel fest, um ihm zu bedeuten, dass er sich nicht in diese Situation reinreiten sollte, denn es war ungewiss, wie sie enden sollte und Sirius hatte bereit genug Probleme mit seiner Familie und den restlichen Slytherin.

„Nimm das auf der Stelle zurück.“, hallte James Stimme durch den Raum, der sonst in Stille getaucht war. „Mr. Potter, setzten Sie sich wieder hin.“, wagte Binns den jämmerlichen Versuch, James von seinem Vorhaben abzubringen. Doch der genannte rührte sich nicht, schien nicht mal mehr zu atmen, sondern nur noch darauf zu warten, dass Avery sich entschuldigte.

Lily war in diesem Moment nur eines wichtig. Diese eine Frage, die sie plötzlich plagte. Wieso tat er das? Wieso kämpfte er so für sie, wenn sie ihn nicht einmal darum gebeten hatte, gar wollte, dass er das tat. Sie schien so schwach neben ihm, als müsse er sie beschützen, als wäre das ihr Wille, und das war ein weiterer Punkt, den sie verabscheute, wenn James in ihrer Nähe war und etwas passierte, das nicht nach seiner Nase ging – und bei Merlin, das waren ein Haufen von Dingen!

Avery wagte es, auf den Boden zu spucken, und warf Lily einen Blick zu, der all die Abneigung gegen Muggelstämmige beinhaltete, die er hätte aufbringen können.
 

Lily war das gewohnt. Avery war keinesfalls der Erste, der solch ein Verhalten ans Licht brachte, wenn es um sie ging, deshalb verhielt sie sich so ruhig wie möglich, ging meist sogar einfach nicht auf die Provokation ein, denn – und das wussten eigentlich alle, bis auf James scheinbar – die Slytherins lebten davon, andere, die ihnen nicht angehörten, in den Dreck zu ziehen. Sie ließ sich dadurch nichtsdestotrotz kein bisschen beeinflussen, in dem, was sie tat; denn zu mehr als Provokation waren sie nicht fähig.

Ihre Augen huschten durch den nun wieder stillen Raum und erblickten Serverus, der sich selbst nicht sicher war, wem er mehr Abscheu entgegen bringen sollte. Ihr, dem Schlammblut, das doch so viel für ihn getan hatte, oder Avery, einem seiner Todesser Freunde, der sie auf solch unwürdige Weise behandelte.

Während sie ihren Kopf wieder umher drehte und ihr langen, roten Locken sanft über ihre Schulter fielen, trat James einen Schritt vor – in ihrem Blick ein Schrecken und eine leichte Angst, die sich einschlich – und kniff seine Augen zu zwei Schlitzen zusammen. Bevor er die Drohung, die in seinen Augen wiedergespiegelt wurde, in die Tat umsetzen konnte, packte Remus ihn von hinten und selbst Sirius, der sich scheinbar wieder beruhigt hatte, und auf Mr. Binns Wunsch, zerrten sie ihn aus der schweren Holztür. James kämpfte nicht stark dagegen an, doch sein Widerwille lag so spürbar in der Luft, als könnte man ihn anfassen.

Als er den Raum verlassen hatte, langsam wieder die Stille einkehrte – nur das leise schwere Atmen einiger Schüler, die mit einem großen Szenario gerechnet hatten -, nutze Avery den Moment, um sich schnaubend über die Marauder auszulassen, von denen nur noch einer im Raum saß, doch jedem war bewusst, dass Peter nicht im Stande war, etwas auszurichten, war er alleine.

„Was für eine missratene Brut.“ Ein leises Raunen ging durch die Reihen der Slytherins, die allesamt von einem tödlichen Blick Lily Seitens gestraft wurden, doch ihr keine weitere Beachtung schenkten.
 

„Was machst du bloß immer für ein Theater?“, schimpfte Remus, als er endlich von James ablassen konnte, denn dieser – und damit war nicht zu scherzen – hatte sich nicht abregen wollen und war wild umhergelaufen, gegen die steinerden Wände von Hogwarts tretend, um bedauerlicherweise feststellen zu müssen, dass deren Widerstand ihm Schmerzen zufügte. „Du verstehst das scheinbar nicht Remus!“, jammer James und fuhr sich durch die Haare, eigentlich eine Geste, die meist anderen Zwecken diente – er hatte unzählige Male Mädchenherzen dadurch schmelzen können –, und nun völlig fehl am Platze schien. „Es geht nicht mehr um Lily, sondern ums Prinzip.“

„Na wenn das so ist, dann behalte deine Prinzipien für dich, solange es mich betrifft.“ James wirbelte herum und sah Lily, die ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte und einen Blick in ihren Augen, der mehr verriet als tausend Worte. Würde sie ihn jemals mit anderen Augen ansehen?

Sirius, der still seine Wut abklingen lassen hatte, gab einen zischenden Laut von sich und stöhnte leise auf, als James nervös seine Geste wiederholte und seine Haare wieder zu einem wilderen Durcheinander wurden. „Nimm das nicht so persönlich Lils - “ „Behalte deine dümmlichen Kosename für dich, Potter!“ Er zuckte kurz zusammen, als ein stechender Schmerz durch seinen Brustkorb stieß wie ein Dolch, doch ignorierte dies gekonnt. „Ich habe deine Kindereien satt, Potter. Ich sage nur noch ein letztes Mal: wenn es um mich geht, halte dich gefälligst so weit es geht von allen Angelegenheiten fern!“

Langsam öffneten sich die schweren Holztüren der Klassenzimmer und die Schüler traten heraus, gefolgt von lautem Stimmen-Wirrwarr. Doch James verdrängte dies, genauso wie die letzten Worte von Lily, denn so oft hatte sie dergleichen gesagt, und ebenso oft ließ er es auf taube Ohren stoßen, denn unzählige Male wäre sonst sein Herz zerbrochen. Und Lily war sein Herz. „Dann müsste ich mich von dir fernhalten und das ist unmöglich.“

Sie lachte auf und warf mit einer galanten Handbewegung ihr feuerrotes Haar nach hinten. „Mach das Unmögliche möglich, Potter. Das ist doch sonst eine deiner Stärken, nicht? Des ach so perfekten Potters. Soll ich dir etwas sagen, hm? Deine Perfektion ist ein Hirngespinst, nichts weiter. Komm runter auf den Boden der Tatsachen; du glaubst doch nicht etwa, dass die hier alle“ Sie streckte die Arme aus, um ihre Aussage zu unterstreichen. „dich tatsächlich mögen?! Ha! Mach deine Äugelein auf, Potter – für die bist du einfach nur der Clown, der Dinge tut, zu denen sie selber nicht den Mumm haben.

Aber nur damit du eines weißt, ich gehöre nicht zu den Leuten. Ich brauche weder dich, noch deinen ganzen kindischen Kram, den du und deine Freunde – Remus ausgenommen – hier fabrizieren. Und wage es ja nicht, noch einmal in meine Nähe zu kommen, dann Gnade dir nur noch Merlin, denn ich werde es nicht tun und dein verdammtes Herz in Stücke reißen!“ Lily holte tief Luft, die Luft, die ihm wegblieb und somit seine Lungen verkrampften, so stark wie sein Herz, das plötzlich still stand, und der Verstand, der wie weggeblasen schien.

Nur noch zu einem war er mächtig. Dieses kleine Lächeln. Gebrochen und doch mit einem Hauch Amüsement – über seine eigene Dummheit.

„Was auch immer du wünscht… Evans.“
 

Sie wusste nichts mit seinem Gesichtsausdruck anzufangen, mit dem Lächeln, das sein Gesicht zierte, oder verunstaltete? So wie seine Augen, die so traurig schienen, es taten? Sie wusste es nicht.

James Potter war ihr einziges Problem gewesen.

Und nun war es auch die Tatsache, dass sie wusste, wäre ihr all dies so egal, würde sie nicht so viele Gedanken daran verschwenden.
 

   Ende des 5. Jahres.

UNVERGESSLICH.

Es war eine Tatsache, dass Lily Hogwarts liebte.

Sie konnte einfach nicht dieses Gefühl beschreiben, wenn sie durch die Wand trat zum Gleich 9 ¾ und die schwarze Lok sich ihr eröffnete, das Gleis in weißen Rauch umhüllte, der all die unbekannten und doch bekannten Gesichter vernebelte, die alle solch verschiedene Geschichten zu erzählen hatten, dass sie nicht mehr mitkam.

Sie konnte dieses Gefühl nicht beschreiben – es war kein Heimweh und kein Fernweh; war es Freiheit?

Sie hätte sich nie erahnt, eine Hexe zu sein und auf so eine wunderbare Schule gehen zu dürfen und wenn sie daran dachte, welch wunderbares Leben sie dadurch führte, welche Möglichkeiten ihr offen standen – im Gegensatz zu Muggeln -, dann wurde ihr beinahe schwindelig vor Glück.

Und dieses Glück durchströmte sie jetzt, als sie ihren Gepäckwagen vor sich herschob in Richtung der rotschwarzen Lokomotive. Dann blieb sie stehen und atmete noch einmal tief durch, was ein durchaus schweres Unterfangen war, denn der Dampf strömte ebenfalls in ihre Lungen. Sie drehte sich um und lehnte gegen ihren Gepäckwagen und wartete auf Alice, mit der sie sich verabredet hatte, an dieser Stelle zu treffen, denn es war beinahe unmöglich, sich zufällig zu begegnen in der Unmenge von Schülern.

Und doch so unmöglich, wie es war, jemandem zu begegnen, jemanden zu erkennen, den man kannte, geschah es in dem Moment und ließ Lily beinahe vor Überraschung das Herz aus der Brust springen. James Potter – das Unheil, das sie all die Jahre verfolgt hatte – kam auf sie zu, aber irgendetwas war anders. Er war größer geworden, männlicher und… ernster? Etwas in seinen Augen war anders, das Gegenteil zu dem vorherigen Funkeln, dass sie sonst immer zu sehen und spüren bekam. Neben ihm tauchte nun auch Sirius auf, der locker eine Tasche über die Schultern geworfen hatte und offenherzig gähnte; leicht amüsiert stellte Lily bei ihm keine Veränderungen fest.

Mit zusammengepressten Lippen wartete sie darauf, dass die beiden Zauberlehrlinge ihren Weg passierten und sie dennoch nicht ungeschoren davon kommen würde. Das Gedränge wurde dichter und die Rothaarige verlor die beiden aus den Augen, die nun schnell zwischen den Schülern und Schülerinnen Hogwarts nach Alice suchten, aber sie nirgendwo entdeckten.

Und dann stand da plötzlich Sirius vor ihr mit seinem markanten Grinsen, das seine makellosen Zähne zeigte, die scheinbar nur so blitzten. „Miss Evans. Alles fit?“

Sie nickte nur kurz, denn schon drängte er sich an ihr vorbei – sie musste sich noch enger an ihren Wagen pressen, damit dieser nicht ohne sie einen Spaziergang machte und sie nicht ohne ihn mitgerissen wurde. Dabei verpasste sie fast James, denn – zu ihrer großen Überraschung – ging er ohne ein Wort an ihr vorbei, schenkte ihr nur ein kurzes Nicken, als sie ihn anblickte, mit großen grünen Augen.

Und dann war der Moment vorbei. So schnell er auch gekommen war.

Und Lily stand dort alleine. Wie sie es eben schon getan hatte.

Aber das Gefühl war ein anderes. Sie konnte es nicht beschreiben, denn war es war neu, anders, seltsam, raubte ihr fast den Verstand.

Es war geschehen, was sie sich so lange gewünscht hatte – und dies konnte jeder beweisen, der sie auch nur ein Fünkchen kannte – und dennoch schlich sie Beklommenheit in ihr hoch und kein Gefühl des Glücks, das sie hätte verspüren sollen. Müssen.
 

„Oh Lily. Lily! Bin ich endlich zu dir durchgekommen. – Ist alles in Ordnung?“, fragte Alice mit einem besorgten Blick und musterte Lily sorgfältig, die aber in diesem Moment ein Lächeln aufsetzte und all die Gefühle und Gedanken, die um James kreisten, sorgfältig hinter Schloss und Siegel verstaute.

„Natürlich.“, antwortete sie und war froh darüber, endlich von dem Treiben verschwinden zu können, als sie sich mit Alice ein Abteil suchte, weit entfernt von dem der Marauder – denn dies war mit Abstand das Abteil, aus dem der meiste Krach kam – und doch nicht weit genug entfernt, um nicht an James denken zu können.

Sie würde es vergessen. Mit Sicherheit.
 

„Ich freue mich schon auf das erste Hogsmead Wochenende!“

Lily blickte von ihrem Buch auf und schaute Alice an, die sich mit einem freudigen Grinsen einen Schokofrosch in den Mund schob und wohlig aufseufzte. Skeptisch betrachtete sie ihre Freundin, bevor sie sprach: „Wir sind noch nicht einmal in Hogwarts und du denkst schon darüber nach? Außerdem, was ist denn so tolles daran?“

Lily verstand die ganze Aufruhr wegen Hogsmead nicht; sie machte lediglich ab und zu einen Abstecher in Die Drei Besen für ein Butterbier mit ihren Freunden, aber dies war auch nicht etwas, dass sie nicht in ihrem Gemeinschaftsraum haben konnte – dank der Marauder. Zudem hingen ihr die Pärchen beinahe zum Halse raus, die sich dort tummelten oder die sie durch das Fenster zu Madame Puddifoot sehen konnte, wenn sie daran vorbeiging. Oder auch stehen blieb, denn – das musste sie zugeben – manchmal beobachteten sie und Alice, welch neues Pärchen sich gebildet hat, denn diese gingen in den Unmengen an Schülern in Hogwarts unter oder blieben unentdeckt.

„Ich war neulich mit meinen Eltern in Hogsmead und habe im Honigtopf James getroffen.“ Bei dem Namen lief Lily unweigerlich ein Schauer über den Rücken. „Ein sehr schlechtes Ablenkungsmanöver.“, sagte Lily und schnalzte mit der Zunge, da sie durchaus Alices Vorhaben durchschaut hatte. Alice schüttelte ihren hübschen Kopf und grinste übers ganze Gesicht, was Lily irritierte.
 

„Meinst du nicht auch, dass er noch besser aussieht, als vorher? Er ist so erwachsen geworden.“
 

„Ich denke, er ist der gleiche Troll, der er schon immer war.“

Irgendwie fühlte sich das falsch an und in ihrer Magengegend kribbelte es, aber das war sicherlich nur die Wut, die sie verspürte, da er sich zu schade war, ihr ein richtiges Hallo entgegenzubringen und sie nun scheinbar nicht mehr seinem Niveau entsprach – das eindeutig hoch war – und er sie deshalb nicht mehr ausfragte.

Lily beendete das Thema und sagte: „Jetzt rück raus mit der Sprache!“ Ihre Freundin seufzte. „Ach, die haben da so was vor…“, winkte sie ab und nahm einen großen Bissen von ihrem zweiten Schokofrosch und Lily wurde klar, dass sie nichts mehr aus ihre rausbekommen würde, was unweigerlich hieß, dass sie sich hat überraschen zu lassen.
 

Die Fahrt nach Hogwarts schien kürzer als je zuvor und nachdem sie in die nächtlich kühle Septemberluft getreten sind und sich mit den Kutschen dem imposanten Gebäude genähert haben, saßen sie im Warmen der Großen Halle und vor ihnen erstreckte sich – nach der Zeremonie für die Erstklässler – eine breite Palette an verschiedenstem Essen.

Lily genoss die Atmosphäre, die sich ihr eröffnet hat, und die sie umgab; sie genoss es endlich wieder dort zu sein, an dem Ort, nach dem sie sich in den Ferien am allermeisten sehnte.

Alice erzählte ihr und Frank, der sie zu ihnen gesetzt hatte, über ihren Urlaub und lachend griff Lily nach der Schüssel Pellkartoffeln, als ihre Hand etwas berührte und ein kleiner elektrischer Stoß sie durchfuhr. Schnell zuckte ihre Hand zurück und sie blickte auf, direkt in haselnussbraune große Augen – sie wusste wem sie gehörten, doch schienen sie ihr dennoch so fremd.

Ein zartes Lächeln zierte James Lippen, als er mit diesen eine lautlose Entschuldigung formte und ihr die Schüssel entgegenhielt. Aber Lily schüttelte den Kopf. Irgendwie war ihre der Appetit vergangen und ohne einen weiteren Blick zu James zu riskieren, der sich langsam aus seiner Starre löste, drehte sie sich zu Alice, die immer noch munter auf den armen Frank einredete.

Lily war verwirrt über sich selber. Es geschahen Dinge, von denen sie all die Jahre geträumt hatte, auf die sich gehofft hatte, - James ließ sie immerhin in Ruhe -, dennoch schien ihr alles so fremd und falsch. Vielleicht musste sie sich erst dran gewöhnen. An diese neue Situation. An dieses neue Herzklopfen.
 

Es schien, als könne keine einzige Verwandlungsstunde unter der Leitung von Professor McGonagel ohne große Probleme und Vorfälle verlaufen. Eigentlich tat dies keine Unterrichtstunde, in der die beiden am meisten rivalisierten Häuser – Slytherin und Gryffindor – in einem Raum zusammensitzen mussten, mit Ausnahme der Großen Halle.

Besonders gab es Probleme, wenn Slytherins mit den Maraudern zusammentrafen und dies war nun unweigerlich der Fall.

McGonagel hatte den Raum nur fünf Sekunden verlassen, um einen verletzten Schüler in den Krankenflügel zu bringen und schon standen James Potter, Sirius Black und Avery, sowie Mulciber und Serverus Snape auf den Beinen.

Und ganz plötzlich befand sie sich auch auf den Beinen, doch sie durchfuhr ein Schmerz, auf den sie nicht gefasst war, der sie so unglaublich überrumpelte, dass ihr ein Schrei entfuhr, der all Aufmerksamkeit auf sie richtete. Mulciber hatte sie an den Haaren hochgezogen und schaute sie mit einem dreckigen Grinsen an. „Na schau einer an, deine dreckige Liebste scheint sich nicht mehr für deine Eskapaden zu interessieren.“ Lily griff nach seiner Hand und bohrte ihre Fingernägel so stark in sein Fleisch, dass er nun derjenige war, der aufschrie. Er riss seine Hand von ihr los und schubste sie so stark, dass sie keuchend gegen einen der Tische stieß. Bevor Alice sie auffangen konnte, griff James nach ihr und gab ihr eine Stütze, in der sie sich so geborgen fühlte, dass es ihr Angst machte.

„Missratenes Schlammblut!“, schimpfte Mulciber und schaute sie mit einem hasserfüllten Blick an. „Ich warne dich.“, sagte James, der immer noch den Arm um Lily hatte, die sich langsam versuchte aus seinen Fängen zu befreien, denn es war ihr nicht geheuer in so einer Situation in einen Armen zu liegen. Und sie schien so schwach. Und dabei dachte sie doch, er hätte sie verändert, sie hätte sich verändert. Wieso kam sie immer in solche Situationen? Wieso nahm es nie ein Ende? Es machte ihr nichts aus, wenn sie so behandelt wurde, denn sie wusste es besser, doch immer wieder, wenn James in der Nähe war, immer wieder schien alles zu eskalieren. Er mischte sich immer noch ein und ließ sie wie eine schwache Muggelgeborene aussehen. Sie richtete sich unter dem besorgten Blick von James auf und sagte: „Lass das, Potter. Du handelst uns nur Ärger ein.“

Sie blickte in die Reihe der Slytherins und mit verständnislosem Blick wandte sie sich zu Serverus, der sie ohne einen Funken Reue anschaute, oder war da doch etwas Rücksicht, ein kleiner Funken von Hingebung? Sie erhoffte sich eine kleine Hilfe von ihm, er wollte sich doch bei ihr entschuldigen, er war hinter ihr her gekrochen wie ein Hauself, dem es befohlen wurde – und doch tat er nichts. Konnte es sein, dass er einfach vergaß, was zwischen ihnen war? Dass er einfach für seine falschen, bösartigen Freunde sie im Stich lassen würde?

Doch bevor sie es herausfinden konnte – sie hatte allerdings keine Ahnung gehabt, ob sie es überhaupt wissen wollte – stand er nicht mehr auf seinen Füßen und ein Kichern ging durch die Reihen, das unweigerlich verriet, dass Serverus wieder in der Luft hing, wie er es nicht anders kannte. Sie drehte sich mit erhobenem Zauberstab zu James, der sie verwirrt anschaute und doch kein bisschen Gewissen hatte – das wusste sie – und er selber wollte es nicht tun, doch als er sah, wie Lily Serverus angeblickt hatte, dieser lange, nachdenkliche Blick, überkam ihn wieder tiefe Abscheu. Doch sie öffnete den Mund, ohne das ein Ton von ihren Lippen kam.

Sie wollte etwas sagen, sie wollte ihn dazu bewegen, mit dem Unsinn aufzuhören, doch plötzlich schien es nicht mehr so unsinnig was er machte, auch wenn sie es nicht erklären oder beschreiben konnte.
 

„Was bei Merlins Barte ist hier los?“, donnerte eine Stimme durch den Raum, hallte stark und laut an den Wänden wieder und ließ alle hochschrecken und erzittern.

„Oh.“, hörte sie Sirius sagen, der sich zu ihrer Verwunderung – es fiel ihr dabei auch erst in dem Moment auf – nicht hinter oder neben James befand, sondern schaulustig auf seinem Stuhl saß, auf die hinteren Beine gekippt, nun aber mit einem lauten Knall wieder auf alle viere zurückschwang.

Als der Professor mit großen, langen Schritten auf sie zukam, hörte Lily einen dumpfen Aufprall und das Rascheln von Klamotten, nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Serverus sich erhob, doch hatte keine Zeit sich zu ihm zu drehen, denn McGonagel stand nun direkt vor ihr und James.

Lily hatte noch nie diesen Blick auf sich persönlich spüren dürfen und in dem Augenblick war sie auch darüber froh und doch verwundert, dass es James nichts auszumachen schien.

„Ich weiß, dass Sie beide begnadete Zauberer sind, aber unterstehen Sie sich gefälligst, dies auch ständig zeigen zu müssen.“ Lily erhob ihre Stimme. „Aber ich habe – “ „Lily hat nichts getan.“, unterbrach James sie. Lily blickte ihn an, ohne einen Gedanken zu haben oder fassen zu können.

„Sparen Sie sich Ihren Heldentum für die Hauselfen. Die werden sich freuen, Hilfe bei der Arbeit zu haben.“ Sie spitze dabei ihre Lippen und blickte sie über ihre Brille an, mit einem vielsagenden Blick. Dann wandte sie ihren Kopf zu den Slytherins, die noch immer auf den Beinen standen – und leise lachten – und sagte laut: „20 Punkte Abzug für Slytherin, für jeden von euch, wegen aktivem Stören des Unterrichts. Und jetzt bitte ich alle, sich wieder hinzusetzten und still zu sein.“

Und damit schien wieder alles wie immer abzulaufen, doch nicht für Lily, die für das erste Mal in ihrem Leben nachsitzen musste und das Dank einem gewissen Potter, der sich nun von seinen Freunden auf die Schulter klopfen ließ und mit keinem geringen als dem selbigen, der doch einen Ausdruck in den Augen hatte, der ihr hätte zu denken geben müssen, würde sie die Wut, die in ihr aufkeimte nicht dermaßen blind dafür machen – wie sie es so oft tat.
 

„Ich denke, du solltest das nicht so eng sehen.“, versuchte Alice sie zu beschwichtigen, als sie den Klassenraum verließen und Lily den Jungen mit den ungebändigten Haaren, der mit seinen Freunden einige Meter vor ihnen ging, mit ihren Blicken erdolchte. „Eng sehen? Ich sehe gar nichts eng. Ich sehe alles klarer als je zuvor. Pah! Von wegen geändert – der ist noch schlimmer geworden!“, wütete Lily und presste ihre Lippen aufeinander und kniff die Augen zusammen, als könnte sie James damit in Feuer setzen. „Sieh es doch einfach als… als eine Erfahrung!“ „Wie bitte?“, sagte Lily heiser und blickte ihre Freundin verständnislos an, die allerdings nur schmunzelte und mit einem zweideutigen Blick und einem Unterton sagte: „Nun ja, nicht jeder hat die Ehre, mit dem James Potter nachsitzen zu dürfen.“ Lily warf ihre Haare nach hinten und sagte, bevor sie ihre Schritte beschleunigte, sodass Alice fast laufen musste. „Ich tausche liebend gerne.“

Und trotzdem lief sie weg.
 

Noch nie, seit er angefangen hat in Hogwarts Geschichte zu schreiben - mit seinen Heldentaten oder seinen lobenswerten Zauberkünsten – ebenfalls mit Nachsitzen, war er so aufgeregt, als er dazu degradiert wurde, den Elfen eine helfende Hand zu geben. Das war keineswegs der Grund für sein Herzklopfen und seine schwitzigen Hände, aber dafür die Tatsache, dass hinter den Türen eine gewisse Rothaarige auf ihn treffen würde, die ihm komplett um den Verstand brachte, seinen Atem raubte und seinen Kopf leer fegte, sobald sie in seine Nähe trat.

Er übertrieb keineswegs. Solange war er hinter ihr her, ohne sich über die wahren Gefühle im Klaren zu sein, die er für sie hegte. Er hatte nie gelogen, als er ihr sagte, er würde sie lieben, nur war ihm damals selber nicht bewusst, welch Wahrheit dies entsprach, und welche Macht sie dadurch hatte, die sie um seines Leidens Willen auch ausgenutzt hatte. Sie hatte ihm dennoch so die Augen geöffnet, was sie für ihn nur noch begehrenswerter machte. Sie wusste nicht, welch Fäden sie in ihrer Hand hielt, denn alles, was er tat, war so an sie gebunden – er konnte einfach nicht anders, als ständig an sie denken, nur über sie reden, nur sie zu sehen, wenn er in einen Raum trat – doch voll mit Menschen – und nur sie sah, als wären sie alleine.

Sie konnte es nicht verstehen, denn er konnte es nicht erklären.
 

„Geh an die Arbeit, Potter. Du sollst für deine Taten bezahlen.“

Er hatte nichts anderes erwartet, als diesen Tonfall, der so schneidend war, wie die Luft zwischen ihnen, die ihm auf einmal so stickig schien. Sie hatte wirklich keine Ahnung, was sie mit ihm anstellte und er wusste nicht, wie es dem entkommen konnte. Vielleicht wollte er es auch nicht.

„Und was ist mit dir?“, fragte er, als er nach dem Lappen griff, der bereit lag, denn es war ihnen verboten, Zauberei anzuwenden, und richtete seinen Blick weg von Lily auf den Berg Geschirr. Er musste sie nicht anblicken, er hatte immer ein Bild vor seinem inneren Auge, so scharf gestochen wie Foto, und immer, wenn er dies sah, wusste er, wieso er sich nicht beherrschen konnte – doch nun musste. Sie warf mit ihrem Lappen nach ihm, was ihm zum schmunzeln brachte. Es machte ihn selber krank, dass es nichts gab, was dieses Mädchen tun konnte, dass er sie nicht mehr so begehrte, wie er es tat – trotz alledem.

„Bitte?! Ich habe nichts verbrochen oder kaputt gemacht.“ James bespritzt sie mit Wasser. Doch, das hatte sie. Sie hatte sein Herz gestohlen und es dann achtlos gebrochen. Ihr Mund fiel auf und sie blickte an sich runter, und er musterte sie wie sie sich selber, während kleine Wasserperlen ihren Umhang und ihre glänzenden Haare schmückten. Er wusste, dass er damit ebenfalls den Bogen überspannte, aber irgendetwas in ihm schrie einfach danach, dies zu tun. Vielleicht bekam er einfach damit die Aufmerksamkeit, die er sich von ihr wünschte und erhoffte. Sie gab einen frustrierenden Laut von sich und gab damit auf, ihm etwas entgegen zuschleudern, was er verdient hatte. Seufzend widmete er sich einem Geschirrberg. Es gab nichts, was er nicht von ihr wusste. Sie hatten unweigerlich mehr Zeit miteinander verbracht, als es ihr lieb war und weniger, als es ihm je Recht sein konnte.
 

Er hatte aufgehört die Sekunden zu zählen, die sie in Stille verbracht hatten und sein Kopf war wie leergefegt, während er ihren zierlichen Händen zuschaute, nebenbei doch noch seine Arbeit verrichtet. Plötzlich ließ sie ihre Hände sinken und drehte sich zu ihm. „Du solltest das lassen, Potter.“ Er versuchte sie zu ignorieren, versuchte nicht zu bemerken, wie sich ihre doch so süßliche Stimme beinahe in seinen Kopf brannte, doch er scheiterte elendig. Stattdessen drehte er sich zu ihr um. „Was meinst du?“ Und doch wollte er es nicht wissen. Sie seufzte laut. „Hör zu: Ich weiß, dass du es nicht leiden kannst, wenn jemand als Schlammblut beleidigt wird, aber es macht mir nichts aus, okay? Ich bin das gewohnt.“ Er nickte nur leise, doch widersprach: „Aber mir macht es was aus.“
 

„Die Welt dreht sich nicht um dich, Potter.“
 

„Aber meine Welt dreht sich um dich, Evans.“ Dann verstummte sie und starrte ihn mit leerem Blick an, den er nicht deuten konnte und wollte. Er hatte wieder etwas gesagt, was sie nicht hören mochte und wollte, aber er konnte es nicht zurückhalten. So sehr sie ihm wehtat, umso mehr hatte er das Bedürfnis ihr zu bedeuten, was sie für ihn war. Nämlich Alles.

„Hör auf damit.“, flüsterte sie bloß und fuhr fort mit ihrer Arbeit und nachdem er sagte, er würde es versuchen, herrschte wieder Stille über ihren Köpfen und in der Luft, die sie atmeten oder versuchten, denn diese fing ebenfalls an zu knistern und raubte beiden fast den Verstand.
 

Alice hatte Recht. Es war eine Erfahrung, die unvergesslich war. Für sie.

Und auch für ihn, denn trotz allem, was geschehen war, hatte er doch das Gefühl, da war etwas, wo nichts sein konnte und sollte. Doch vielleicht wollte er es zu sehr und sie zu wenig.
 

   Anfang des 6. Jahres.

IRRSINN.

Sie hatte ihn verloren, wie sie ihren Verstand verloren hat. Oder hatte sie ihn achtlos weggeschmissen in dem Wissen, dass ihr Herz doch gesiegt hatte? Ihr Verstand war immer wachsam gewesen, darauf bedacht, nichts falsch zu machen und vergrub damit, was ihr Herz wollte und wonach es schrie, doch irgendwie waren die Schreie doch an die Oberfläche gedrungen und schmerzten sie nun. Doch so sehr sie es versuchte, sie konnte und wollte nicht auf ihr Herz hören und das verzweifelte Herzklopfen anhören, wenn er den Raum betrat.

Lily rieb sich die Augen in der Verzweiflung, die sie dabei ebenfalls versuchte wegzuwischen, wie die kleinen Tränen, die sich in ihren Augen bildeten.

So viele Gefühle überrumpelten sie, dass sie einfach nicht mehr ein und aus wusste, alles verdrehte und wendete, nur um dann zu bemerken, dass sie auf keine Lösung kam.

Seitdem sie nachsitzen musste, haben sie kein Wort mehr miteinander geredet, nur stumme Blicke ausgetauscht, eine Begrüßung vergeben und waren wieder in ihre eigene kleine Welt verfallen, in der der jeweils andere keinen Platz finden konnte, ob gewollt oder ungewollt.

Es war das, was sie sich immer gewünscht hatte und sie versuchte es zu genießen – es gelang ihr einige Male -, doch oft dachte sie so viel nach, dass es ihr unmöglich schien, wie ein Traum so irreal und vielleicht würde er genauso verblassen. Vielleicht war es das – sie musste einfach warten, es würde von alleine verschwinden.

„Lily, beglückst du mich mit Aufmerksamkeit?“, hörte sie eine amüsierte männliche Stimme und drehte sich zu ihrer Rechten, wo Remus saß, über ein Buch der Verteidigung gegen die Dunklen Künste gebeugt und vor sich hin zu grübeln schien. Sie lachte leise. „Natürlich.“ Er strich sich einige Strähnen seiner aschblonden Haare aus dem müden Gesicht und runzelte die Stirn, als er Lily sein anblickte, als wolle er etwas sagen. Sie legte ihren Kopf schief und blickte ihn an, doch er schüttelte nur seinen Kopf und wandte sich wieder ab. „Ach, nicht so wichtig.“, murmelte er leise und blätterte eine der vergilbten Seiten um. „Ist etwas los?“ Abermals schüttelte er seinen blonden Kopf und setzte ein kleines, zartes Lächeln auf, das ihn ihr so sympathisch machte, wie selten jemand.

Sie war froh, dass sie ihn als Freund hatte, trotz der Tatsache, dass er der beste Freund war von den größten Unruhestiftern, die ihr je zu Augen gekommen sind, aber dies verdorr ihn keineswegs und genau das erfreute sie. Sie schloss ihr Buch und bedeutete damit, dass ihr Aufsatz für Zaubertränke endgültig fertig war und seufzte laut auf, als sie sich in dem hölzernen Stuhl nach hinten lehnte.

Sie saßen in der Bibliothek und Lily ließ ihren Blick durch den großen Raum streifen, an den großen bunten Büchern vorbei, an all den still und fleißig arbeitenden Schülern vorbei, bis ihr Blick hängen blieb, an niemand gewisseren als Sirius Black. Doch dies nur, weil eines klar war: Wo Black war, war Potter nicht weit. Und wo die beiden sich trafen, gab es gewiss Reibereien oder Unruhen. Madame Pince hatte schon ein wachsames Auge auf die beiden geheftet, als wolle sie verhindern, dass sie auch nur einen Mucks von sich gaben oder etwas mit den Büchern anstellten, wofür sie nicht geeignet waren – Lily erblickte nämlich sogleich James, der sich mit gerunzelter Stirn mit seiner Feder am Kinn kratze.

Vielleicht hatten sie doch nichts vor, fuhr es Lily durch den Kopf, der sogleich zur Seite ruckte, als James aufblickte und sie ansah, als er bemerkte, dass ihr Augenmerk auf ihn gerichtet war. Wider ihren Willen blickte Lily ihn ein weiteres Mal an – diesmal nur aus dem Augenwinkel, um nichts zu riskieren – und beobachtete, wie er auf seiner Lippe kaute, bevor er sich wieder seiner Aufgabe widmete.
 

Irgendwo ganz tief in ihrem Inneren, wenn sie lange genug grub und suchte, fand sie diese Gedanken, dass sie ihn vielleicht doch verletzt hatte, dass sie sich hätte anders verhalten sollen, denn er tat es – und das fiel ihr unweigerlich auf – wirklich, seitdem das neue Schuljahr begonnen hatte. Aber sobald sie diesen Gedanken fasste, vergrub sie ihn schnell wieder, denn nun war es nicht mehr von Wichtigkeit, denn was wollte oder sollte sie ändern? Sie redete nicht mehr miteinander, sie tauschten nur noch zaghafte Blicke aus – es war absolut belanglos, was sie nun dachte oder fühlte.

„Hast du schon mal versucht, mit ihm zu reden?“ Lily blickte zu Remus, der sich nun voll und ganz ihr zuwendete, mit einem warmen Blick in den Augen, der so voll Verständnis schien, dass sie den Kloß in ihrem Hals runterschlucken musste. „Was und wen meinst du?“, fragte sie, in der stillen Hoffnung, dass er nichts von ihren konfusen Gedankengängen bemerkt hatte, von denen sie sicher war, dass scheinbar einige beinahe auf ihrem Gesicht abzulesen waren. Er lächelte wieder, als schien er sie zu verstehen. „Ich meine James. Er verhält sich in letzter Zeit anders.“ Die Rothaarige seufzte und lehnte sich auf den Tisch, den Kopf auf ihren Händen abstützend, als sie kurz die Augen schloss. „Ja, das weiß ich. Aber nicht, was ich mit ihm bereden sollte. Da gibt es nichts.“

Und da würde es auch nie was geben, und das war es und würde es auch immer sein.

„Nun ja, ich dachte, ihr könntet euch vielleicht endlich mal näher kennenlernen. Freunde werden…“, sagte Remus langsam, während er Lily wachsam beäugte. Lily lachte laut auf. „Remus, das ist unmöglich. Außerdem hab ich nicht das Bedürfnis - “

„Aber es wäre vernünftig.“ Sie knallte laut ihr Buch zu, doch ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und schaute Remus mit einem starren Blick an. Ungewollt kroch leichte Wut in ihr hoch, dessen Ursprung sie nicht erklären konnte. „Du versuchst mir zu sagen, was vernünftig wäre? Er scheint es aber immer noch nicht bemerkt zu haben, falls es dir aufgefallen ist. Also fang zu allererst bei ihm an.“ Remus hob die Hände an und sagte zu seiner Verteidigung: „Ich wollte dich nicht kritisieren, Lily. Ich will doch auch bloß helfen.“

„Ich brauche keine Hilfe.“, zischte Lily und fuhr sich wütend durch die Haare und fing an ihre Sachen in die Tasche zu packen. Sie wusste nicht womit, aber Remus hatte den Bogen einfach überspannt und dieses Gespräch wurde ihr zu persönlich und holte Gedanken und Gefühle hervor, die sie nicht denken und fühlen wollte. „Lily, nimm es doch nicht so persönlich. Ich dachte nur, es wäre an der Zeit, dass ihr euch versteht.“

Sie stand auf und warf die Tasche über ihre Schulter und bevor sie davon brauste, flüsterte sie zu ihm: „Ich will ihn nicht verstehen und er wird mich nie verstehen – so wie ich dachte, dass du mich verstehst. Aber ist nicht das erste Mal, dass ich mich in diesem Jahr in einer Person täusche.“

Sie mochte ihn, immer noch, aber es gab Dinge, die nicht er mal sich erlauben durfte – und diese Dinge waren jegliche, die in Verbundenheit mit James Potter standen, der – sobald sie aufgestanden und davongebraust war – einen verwunderten Blick zu Remus schickte, der nur mit den Schultern zuckte und sich zu ihnen gesellte, um sich über das Gespräch mit Lily auszuschweigen.

Denn ein Freund war er noch immer.
 

„Ohnegleichen!“, rief Alice verzückt, als sie ihren Zaubertrankaufsatz vor Lilys Nase hielt, die dieselbe Note in den Händen hielt, doch zu keiner Mannes verwundern, denn nicht nur Slughorn war sich im Klaren, dass Lily unübertrefflich war in diesem Fach.

Lily zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht und las sich eine kleine Anmerkung von Slughorn durch, die sie dazu brachte, ihre Stirn zu runzeln. Sie wusste durchaus, dass sie gut war, aber ein extra Lob hatte sie sicherlich nicht verdient und nötig, aber es wunderte sich nicht mehr sonderlich, seit sie sogar seinen Treffen beitrat, die er manchmal im kleinen Kreise für nur Ausgewählte hielt. Sicherlich eine durchaus ehrenvolle Tatsache.

„Dank deiner Hilfe, Lily.“, hörte sie Alice sagen und nickte nur kurz. Sie freute sich über ihr Ergebnis, das war es keineswegs, aber schon seit Anbruch des Tages war ihr so mulmig zumute – es war ein widerliches Gefühl, das in ihr hochkroch und sich festklammerte und sie einfach nicht abschütteln konnte, dabei wollte sie es einfach loswerden und die letzten Wochen in Hogwarts genießen. Aber so leicht schien das nicht, vielleicht brauchte sie etwas Abwechslung, doch die schien so schwer zu finden, denn nichts schien sinnvoll und zu etwas zu führen und Lily war nicht der Mensch, der sich einfach ohne Sinn und Grund treiben ließ.

„Du scheinst in letzter Zeit immer so abwesend, Lils.“ Die Rothaarige blickte verwundert ihre beste Freundin an und schüttelte dann lächelnd ihren Kopf. „Tut mir Leid. Ich bin mit den Gedanken immer ganz wo anders.“
 

„Wohl doch bei unserem geliebten Potter, oder nicht?“
 

Lily verzog das Gesicht. Es war kein Wunder, dass sie ständig an ihn dachte, denn wenn sie es gerade nicht tat, erinnert sie jemand an die Existenz dieses Übels und machte damit all ihre Sorgen und Gedanken schlimmer. „Bis gerade eben nicht, nein.“, grummelte Lily und verschränkte die Arme vor der Brust, als sie den langen Korridor mit Alice hinunterging. Alice pfiff leise vor sich hin und sagte dann, mit federleichten Schritten, als könnte sie fliegen: „Ich weiß nicht, wo dein Problem liegt.“

„Potter an sich ist das Problem, okay?“, fuhr Lily sie an und strich sich durch ihre langen Haare. Alice blickte sie schmollend an. „Sei doch nicht gleich so.“ Seufzend entschuldigte sich Lily bei ihr, doch setzte gleich wieder an. „Wieso dreht sich der größte Prozentteil unsere Gespräche eigentlich um James?“
 

„Weil du ständig an ihn denkst.“
 

Lily öffnete ihren Mund, um laut zu protestieren, doch gab mit einem Schnauben auf und verdrehte die Augen. Sie wollte widersprechen, doch ihr fielen keine Worte ein, die das Gegenteil beweisen konnten, denn zum größten Teil – und dies war ein beträchtlich großer Teil – entsprach dies der Wahrheit, auch wenn sie es sehr, sehr, sehr ungern zugab. Wie so vieles.

Immerhin dachte sie so oft an seine Augen, sie wusste, wie warm es sie durchflutete, wenn er sie an blickte und es konnte nicht sein, dass man das nicht bemerkte, und das hasste Lily. Vielleicht war es das, was sie dazu brachte, ihm immer aus dem Weg zu gehen. Sie wollte einfach nicht, dass sie diese Gefühle hatte und sie wollte einfach nicht, dass er es auch bemerkte oder jemand anders.

Außerdem musste sie in letzter Zeit oft an Serverus denken – er war ihr bester Freund gewesen und immer noch versuchte er manchmal mit ihr zu reden, doch sie wollte es nicht. Er hatte sie dermaßen enttäuscht, dass sie ihm nicht mehr verzeihen konnte. Aber in einem hatte er immer Recht: Sie musste anfangen sich von James Potter fernzuhalten. Es tat ihr wirklich nicht gut. Nicht in dem Sinne, wie Serverus es vielleicht gemeint hatte, aber in dem Sinne, dass es ihr einfach zu sehr wehtat. Und das, was ihr wehtat, das wollte sie nicht.
 

Selten hatte sie solche Momente, in denen sie einfach allein sein konnte und denken und tun konnte, was ihr gerade gefiel oder in den Sinn kam. Lily ließ sich nach hinten fallen, die Füße baumelten im See, während das satte, grüne Gras ihre Haut kitzelte und sie sachte mit der Hand drüber fuhr. Die Augen waren auf die Wolken geheftet, die wie Watte im Himmel schwebten, in den schönsten und seltsamsten Formen, die man sich vorstellen konnte.

Vergessen war so leicht. Wenn es nichts in der Nähe gab, dass einen an etwas erinnern konnte – und vielleicht war sie deshalb alleine dort hingekommen. Einfach, um versuchen, zu vergessen, was sie so lange immer beschäftigte und keine Ruhe gab. Sie schloss seufzend die Augen, beobachtend wie die bunten Flecken in der Dunkelheit tanzten, bis ihr beinahe schlecht wurde; weit entfernt hörte sie leise Stimmen von Menschen, sie dachte Lachen und Schreie wahrzunehmen, doch nichts schien in ihrem Kopf Sinn zu ergeben.

Ein leiser Hauch ließ sie erzittern und sie spürte wie die Sonne, die zuvor auf sie schien, verschwand und sich ein dunkler Schatten über sie legte. Die Hand über die Augen, die sie in dem Moment öffnete, half ihr im nächsten Moment sich abzustützen, als sie beobachtet, wie sich die Gestalt neben ihr niederließ und die schwarzen Haare im sanften Wind tanzten. „Potter!“, sagte sie heiser, verwirrt über sein plötzliches Auftauchen. Er drehte sich lächelnd zu ihr. „Evans.“

Er hatte sie oft schon mit ihrem Nachnamen angeredet, doch seit letzter Zeit klang es so kühl und seltsam, einfach ungewohnt – wie neulich alle Situationen in die er sie brachte. „Was machst du hier?“, fragte sie – sich umblickend -, unsicher, ob sie vielleicht ein Streich erwartete, oder sie etwas verpasst hatte, was eine Antwort auf seine plötzliche Präsenz liefern konnte.

Ein leises, heiseres Lachen verließ seine Lippen und sie wand wieder die Aufmerksamkeit auf ihn. „Eigentlich…“, fing er an und fuhr sich durch die Haare, „bin ich mir selber nicht so sicher.“

„Dann kannst du ruhig wieder gehen. Ich wollte alleine sein.“ Eigentlich hatte sie gedacht, endlich von diesen Gedanken befreit zu sein, sie hatte gedacht, bis zum Ende des Jahres, nicht mehr so wirres Zeug zu denken, eigentlich hatte sie gedacht, sie wäre ihn endlich los. Aber er kam immer wieder. Und sie konnte sich nicht erklären, wieso. Was sie noch tun musste, um das zu ändern. Aber vielleicht wollte sie es eigentlich auch nicht wirklich tun.

„Wie wäre es, wenn ich hier einfach still sitze und du tust so, als wäre ich nicht da. Dann bist du so gut wie alleine.“

Lily blickte ihn verwundert an. Warf einen kleinen, schweifenden Blick auf seine Lippen, die sich zu seinem typischen Lächeln verformten und sie konnte beinahe den Blick nicht mehr davon reißen. „Red‘ doch keinen Unsinn, Potter! Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ Irgendwie hatte sie gedacht, sie hätte sie oft genug deutlich ausgedrückt, doch immer wieder schien er ihr das Gegenteil zu beweisen. Oder er wollte es einfach nicht wahrhaben – dabei waren seine Gefühle doch nicht einmal von solch einer Ernsthaftigkeit, wie er ihr vorspielte.

„Ich hab’s versucht.“, sagte er, blickte dabei auf den See und hinüber zu dem Verbotenen Wald.
 

„Ich weiß einfach nicht, was du von mir willst, Potter.“
 

Er mochte so vieles von ihr haben, dass er es nicht einmal mehr in Worte fassen konnte. Er wollte einfach nur sie, Lily Evans, haben, für immer und ewig, sie sein eigen nennen – ihre Liebe würde ihm auch nur genügen, aber nichts von alle dem schien er je bekommen zu können, es schien ihm verwehrt. „Ich weiß es selber nicht.“, log er stattdessen und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sie ihre Sachen zusammenpackte und aufstand. Kurz bewegte sie sich nicht von der Stelle, schien wie angewurzelt, ohne Worte fassen zu können, doch vielleicht war dies auch nur alles Einbildung, als er sie anblickte. „Bis dann.“, sagte sie schlicht und ohne auf sein Wort von im zu warten, lief sie in Richtung schloss. Lief von ihm davon – von Gefühlen zu ihm, die ihre nicht geheuer waren.

Die Gespräche zwischen ihnen wurden immer kürzer, immer schmerzhafter – für ihn – und deshalb immer besonderer und gefühlvoller, als sie jemals waren.
 

Und vielleicht war das das letzte Gespräch in diesem Jahr, was mit ihr führte, was er noch mit ihr führen konnte, ohne dass es ihn unendlich schmerzte, die Tatsache, dass sich nächstes Jahr wohl nichts ändern würde.

Könnte er das Schicksal ändern, würde er alles dafür geben.
 

   Ende des 6. Jahres.

AUGENBLICKE.

Das war das letzte gewesen, womit sie dieses Schuljahr gerechnet hätte.

Dachte sie, bis zu dem Augenblick, als sie die Plakette in der Hand hielt, die verdeutlichte, dass sie Schulsprecherin war der Hogwarts Schule für Zauberei und Hexerei und doch war es eingetreten und bescherte ihr einige glückliche Moment. Sie hatte immer viel gelernt und hart gearbeitet, besonders als sie Vertrauensschülerin war, und nun schien es sich gelohnt zu haben, mehr als sonst, und das machte sie glücklich. Am liebsten hätte sie Freudensprünge gemacht und wäre sofort nach Hogwarts gefahren, aber sie hatte noch warten müssen bis zum 1. September.

Welcher doch schneller kam, als sie es gedacht hätte und sie schneller ihr letztes Jahr in der Schule begann, als es ihr lieb war.

Doch als sie das Schulsprecherabteil betrat, änderte sie ihre Meinung schlagartig, denn das war das letzte, womit sie dieses Schuljahr gerechnet hätte.

„Potter?! Was machst du hier?“ Mit stolz angeschwollener Brust deutete er auf dieselbe Plakette, die auf ihrem Mantel zu sehen war. „Dumbledore hat scheinbar einen über den Durst getrunken.“, hörte sie Sirius hinter sich murmeln und sprang fast vor Schreck aus ihren Klamotten. Sie drehte sich verwundert um und erblickte Remus neben Sirius, der ihr lächelnd zuwinkte. Lily fasste sich an die Stirn und fragte verwirrt: „Wieso nicht Remus? Das kann doch nicht wahr sein.“

Sirius lachte. „Das dachten wir auch, aber Prongs hat es trotz allem verdient, nicht wahr?“ Er erntete ein Kopfschütteln von der Rothaarigen und ein Nicken des Angesprochenen, der trotz aller Verwirrtheit, denn selbst er hätte nicht damit gerechnet, stolz darauf war, sich Schulsprecher nennen zu können. Und das Beste an der ganzen Sache war: Lily und er waren jetzt ein Paar – wenn auch nur ein Schulsprecherpaar.
 

Diesen Augenblick, in dem ihr Schicksal unweigerlich eine Kehrtwende machte, würde sie nie vergessen.
 

„Kannst du das fassen?“, sagte sie schrill, als sie mit Alice und Frank in der Großen Halle saß und frühstückte, wie es fast die restliche gesamte Schülerschaft tat, unter einem Wolkenverhangenen Himmel, der deutlich durch die verzauberte Decke zu sehen war und die Erstklässler ins Staunen versetzte, wie jedes Jahr aufs Neue. Alice blickte sie an und sagte: „Nun ja, er ist ein begnadeter Zauberer. Außerdem hat er sich wirklich gebessert, auch wenn du es nicht wahrhaben willst.“ Lily biss von ihrem Apfel ab und blickte, ohne einen einzigen Gedanken, ins Leere. „Man kann doch nicht alles vergessen, was davor war.“ „Außerdem“, fügte Alice noch hinzu und strafte sie mit einem Blick, den Lily nicht einordnen konnte, „musst du jetzt mit ihm klarkommen, ob du willst oder nicht. Würde dir vielleicht mal gut tun.“ Die Rothaarige lachte heiterlos auf. „Gut tun? Du wirst schon sehen, wie gut es mir tun wird, wenn ich in einer Nervenklinik lande.“

Alice ließ von Frank ab, der Lily ebenfalls verwundert anschaute, ungläubig, dass sie in ihrer Meinung so festgefahren war. „Lily, meinst du nicht, dass du übertreibst?“ Sie wusste, dass ihre Freundin recht hatte – doch wollte sie einfach nicht wahrhaben, dass sie vielleicht normal mit James reden konnte, dass sie einfach alles vergraben und vergessen konnte. Vielleicht wollte sie es auch einfach nicht vergessen. Sie warf einen verstohlenen Blick zu James, der sich lachend mit seinen Freunden unterhielt, als gäbe es sie nicht, der sich durch die Haare fuhr, ohne einen Hintergedanken an sie, der warm lächelte, ohne ihr auch nur einen Blick zu schenken.

Auch wenn es in diesem Augenblick klar wurde, wollte sie einfach nicht wahrhaben, dass er sich verändert hatte und sie anfangen konnte, ihn zu mögen.
 

Diesen Augenblick verdrängte sie, denn er schmerzte zu sehr.
 

Als sie an der kühlen Wand gelehnt in dem menschenleeren Korridor auf ihn wartete, stieg Wut in ihr hoch, dass selbst die kühle Luft, die durch den Gang zog, ihr keinen Hauch antun konnte, denn ihr wurde warm und fuhr sich schnaubend durch die Haare.

Egal, wie unglaublich gut man in der Zauberei sein mochte, und ob man Schulsprecher war oder nicht, all dies hatte nichts zu bedeuten, wenn man unpünktlich war und somit seine Verpflichtungen in den Dreck warf und mit Füßen trat – und genau das tat James Potter ihrer Meinung nach, als er unpünktlich, wie er nur sein konnte, doch mit einem Lächeln neben ihr auftauche, endlich bereit für die Patrouille. „Du bist zu spät, Potter.“, sagte Lily wütend und ging, ohne auf ihn zu warten, den Korridor hinunter und nun machte sich die kalte Luft bemerkbar und ließ sie erzittern. Er tauchte wieder neben ihr auf – immer noch zierte ein Lächeln sein Gesicht – und sagte, die Hände in seinen Taschen verschwindend: „Tut mir Leid.“

Sie wusste daraufhin nichts zu sagen und nun liefen sie schweigend nebeneinander her und plötzlich überschlugen sich ihre Gedanken und Gefühle und sie wollte am liebsten wegrennen.

„Hattest du schöne Ferien?“ Seine Frage riss sie so auf den Gedanken, dass sie erschrocken etwas zusammenzuckte und bemerkte seinen verwunderten Blick auf ihr, doch mit Mühe versuchte sie alles zu kaschieren. „Äh, ja. Und wie waren deine?“, fragte sie ohne ihn anzusehen, denn irgendwie gefiel ihr so unglaublich gut, was sie in dem fahlen Licht zu sehen bekam, dass es ihr Angst machte, sich ihm zuzuwenden.

Am liebsten wollte sie, dass er nichts mehr sagte, dass er einfach nur still versuchte zu fühlen, was sie in dem Augenblick fühlte, dass er versuchte zu spüren, was durch ihren Körper ging, wenn sein Handrücken ausversehen ihren streifte.

„Ach nichts besonderes, aber ziemlich schön. Aber ich glaube, nicht so schön wie Hogwarts.“

Sie gingen um die nächste Ecke herum, um die nächste Hürde herum.

„Nichts ist so schön wie Hogwarts.“, flüsterte Lily leise, doch im klaren, dass in dieser Stille jedes Geräusch zu hören war – weshalb sie Angst hatte, dass er bemerkte, wie schnell ihr Herz auf einmal schlug, als er sie mit solch einem Blick durchbohrte, dass ihr heiß und kalt wurde. Sie sah ihm an, dass er etwas sagen wollte, dass er doch mit sich selber kämpfte, als wüsste er nicht, ob es richtig oder falsch war – und sie wünschte sich, dass er sich dafür entschied, dass es richtig war.

Doch er schien sich lächelnd von der Idee zu verabschieden und blickte wieder nach vorn. „Es gibt etwas, das noch schöner ist.“ Unweigerlich fing sie an, seine Worte zu mögen.

Sie fing an, viele Dinge an ihm zu mögen. Da waren seine Augen, die so zart wie Schokolade schienen und doch glitzerten wie Diamanten, wenn er lachte. Und dieses Lachen schien wie Gift, das in jede einzelne Faser ihres Körpers glitt und sich dort verankerte und sie erzittern ließ.

Sie mochte seine Haare und wenn er durch diese fuhr, wenn er dieses nervöse Lächeln auf den Lippen hatte.

Doch am meisten mochte sie, wenn er diesen Ausdruck in den Augen hatte, den sie nicht beschreiben konnte, der ihr doch warme Schauer über den Rücken laufen ließ; wenn er dieses warme Lächeln auf den Lippen hatte, wenn sie etwas sagte, dass ihn keineswegs amüsierte und ihm doch zu gefallen schien.
 

In diesem Augenblick fing sie an, einzelne Sachen an ihm zu mögen. Und plötzlich mochte sie alles an ihm.
 

Sie wusste nicht, wieso sie plötzlich mit ihm auf diesem Turm stand, dem Astronomieturm, der die Sicht auf die glitzernden Sterne so eröffnete, das man sich mit dem Gedanken anfreundete, dass man einfach seine Hand nach ihnen strecken musste, um sie zu berühren, um diese unglaublich Distanz zu überbrücken. Sie beobachtete die funkelnden Sterne der Milchstraße, die zwei kleinen Wolken, die leise im Himmel umherflogen und dann blickte sie zur Seite und beobachtete ihn, der in diesem fahlen Mondlicht saß, seine Arme nach hinten abgestützt und die Augen geschlossen. Vielleicht erkannte sie sogar ein kleines Lächeln, das auf seinen Lippen lag.

Sie erfasste mit aufmerksamen Augen, wie eine warme, kleine Brise seine ungebändigten Haare zum Zittern brachte, wie die Luft um sein weißes Hemd streifte und dann wie er bemerkte, dass sie ihn anstarrte und sich mit einem deutlichen Grinsen zu ihr drehte, ihr Herz zum Rasen brachte.

„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er spitzbübisch und ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihr Gesicht und sie blickte davon. Er verstand ihre Antwort nicht, trotz der Tatsache, dass er sah, wie sie ihren Mund stumm bewegte. Sie setzte sich neben ihn und starrte stumm hinauf.

Es war ein schöner Moment. Sie wusste nicht wann, zwischen den endlosen Streitereien und den Treffen der Vertrauensschüler, sie es geschafft haben, normal mit einander zu reden, stumm nebeneinander zu sitzen, ohne sich anzufahren, aber sie hatten es geschafft. Und es machte ihr nichts aus. Er machte ihr nichts mehr aus. Weil er doch plötzlich so vieles für sie war.

Sie mochte es nicht, sich dies eingestehen zu müssen, das gefiel ihr nicht. Denn sie mochte sie nicht als Freunde bezeichnen, dass stimmte nicht – und es tat irgendwie weh.

„Weißt du, James…“, fing sie an und ließ ihre Worte in der Luft hängen, genoss seinen Namen über ihre Zunge gleiten zu lassen, wie sie es noch nie getan hatte. Lily mochte seinen Namen, er umrundete sein Auftreten und seine Art perfekt. Er hatte sich zu ihr gedreht, kostete den Anblick aus, der sich ihm bot – ihre langen Haare, die lang geschwungenen Wimpern, die ihre wunderschönen Augen umrandeten, die ihm nur mit einem Blick den Atem rauben konnten. Doch sie vollendete ihren Satz nicht.

„Was ist, Lily?“

Sie schaute ihn wieder an und lächelte. Selten lächelte sie ihn so an, doch heute tat sie es. Scheinbar hatte sie eine ihrer guten Launen. Er lachte innerlich über sich selbst. Es tat weh zu wissen, dass sie ihn nur akzeptierte, wenn sie ausgesprochen gute Laune hatte. Sie schüttelte ihren Kopf. „Vergiss es.“

„Wenn das so leicht wäre.“, murmelte er und wandte sich wieder den Sternen zu und der unendlichen Weite des Universums. Dieser Turm war einer seiner liebsten Plätze – er liebte es, so weit oben zu stehen, es überkam ihn das Gefühl, dass nichts und niemand ihn erreichen konnte und er glücklich sein konnte; dieses Gefühl bescherte ihm nur noch der Flug auf seinem Besen, was ihm noch lieber war, denn der Wind, der ihm entgegen kam, schien alles mit sich zu nehmen, was auf seiner Seele lag, bis er wieder zu Boden kam.

Doch sein liebster Platz war der neben Lily.

„Weißt du eigentlich, Lily, dass wir hier nicht sitzen würden, wenn Dumbledore nicht so verrückt wäre?“, sagte er mit einem amüsierten Ton. Er hörte sie leise lachen, bevor sie antwortete. „Oh ja, glaub mir, das weiß ich. Hätten wir nicht diese Ehre, Schulsprecher zu sein, würden wir hier nicht sitzen.“

Sie hatte Recht. Und das tat weh. Er hatte gedacht, dass sie vielleicht endlich mit ihm reden konnte, ohne dass sie ihn wie einen Aussätzigen behandelte, dass sie vielleicht geschafft hatte, über ihre Pflichten hinwegzusehen und freiwillig mit ihm zu reden – weil sie es wollte und nicht, weil man es von ihr erwartete.

„Kannst du wenigstens nicht einmal so tun, als würdest du mich wirklich mögen?“ Überrascht blickte sie ihn an und bemerkte den Ausdruck in seinen Augen. Er war verletzt. Sie könnte es, das wusste sie, doch sie hatte Angst – Angst davor, dass sie ihn schlussendlich wirklich zu sehr mochte – wenn sie von den kleinen ihr sympathischen Dingen absah. Vielleicht war das von Anfang an das einzige Problem gewesen; ihre Angst, von ihm verletzt zu werden.

„Ich kann mir doch nicht einfach einreden, dich zu mögen. Das kann ich nicht tun.“

Sagte sie verwundert und versuchte nicht auf seinen Gesichtsausdruck zu achten, nicht darauf zu achten, wie schnell ihr Herz schlug, wenn er ihr direkt in die Augen sah, wenn er so nah neben ihr saß, dass sie ihn mit nur einer kleinen Bewegung anfassen konnte.

„Nicht einmal für mich? Kannst du nicht für mich so tun, als ob? Es macht mir nichts aus, dass es eine Lüge ist.“ Immerhin log er sich selber an – schon immer und jetzt.

„Potter! Hör auf damit, das ist doch lächerlich.“ Sie sprach ihn wieder mit seinem Nachnamen an, so fiel es ihr viel leichter, nicht das zu sagen, was doch auf ihrer Zunge lag, was sie viel lieber aussprechen wollte. Er lachte, freudlos. „Du hast wahrscheinlich Recht. Meine Gefühle für dich sind bloß lächerlich, nicht mehr.“ Sie erstarrte und konnte ihre großen Augen nicht mehr von ihm wenden. Das hatte sie nicht sagen wollen und sie konnte ihn… ja, sie konnte ihn verstehen. Seine Gefühle waren wirklich nicht lächerlich, sie war es, die lächerlich war.

Und als er aufstand und sie alleine ließ, wurde ihr plötzlich so viel klar – denn die ganze Zeit log sie ihn schon an, so wie sich selber, denn – und das wurde ihr mit einem Mal klar, als sie sich umdrehte und seinen Namen rief – sie hatte schon immer die Gefühle gehabt, sie musste nicht nur so tun als ob.

Er war stehen geblieben und wartete auf sie, ließ sie auf sich zukommen – denn das tat sie so selten -, ließ sie sagen, was sie ihm zu sagen hatte – das war nie sehr viel gewesen -, doch sie zögerte, stand zwei Meter von ihm entfernte, öffnete ihren Mund, doch kein Laut schien ihre Lippen zu verlassen. Einen Moment lang suchte sie die schlagfertige Lily in ihr selber, doch sie schien wie verschwunden, sobald sie in James‘ Augen blickte. Und sie konnte nur noch mit dem Herzen sprechen.

„Ich muss nicht so tun, als würde ich dich mögen. Ich mag dich wirklich.“

Und das wurde ihr mit dem Mal klar, als sie auf ihn zuging, in dem Moment, als sie ihn das erste Mal richtig umarmte, als sie ihn zum ersten Mal richtig ansah, mit diesen Augen, die sonst nie für ihn bestimmt waren, als sie ihn zum ersten Mal küsste.
 

Denn in diesem Moment war alles andere egal – nur er und sie und dieses prickelnde Gefühl zählten in diesem Augenblick.
 

   Anfang des 7. Jahres.

EWIGKEIT.

Lily Evans hatte endlich die Augen geöffnet.

Mit diesen grünen Augen schaute sie ihn an, mit solch einem Funkeln, als er ihr einen Kuss auf die Nasenspitze setzte, der sie kitzelte, der ihr Herz kitzelte. Sie fuhr ihm durch die Haare, hörte auf sein leises Flüstern – im Hintergrund das leise Knistern war das einzige Geräusch, was sie noch begleitete -, sein warmer Atem kitzelte ihr Ohr und sie spürte die Gänsehaut, die über ihren Körper lief. „Das fühlt sich an wie ein Traum.“

Sie legte ihren Kopf auf seine Brust, hörte seinem unaufhörlichen, gleichmäßigen Herzschlag zu, der sie beruhigte und aufseufzen ließ. „Aber es ist zum Glück wahr.“, antwortete sie leise, kaum hörbar, doch als sich sein Griff verstärkte, als er sie näher an sich drückte, war ihr bewusst, dass er sie gehört hatte.

Sie mochte nicht beschreiben, welch Gefühle sie in ihrem Inneren hegte, denn es war so unbeschreiblich, so stark, dass sie Angst hatte, es nicht in Worte fassen zu können – und doch wusste sie, dass James diese Worte nicht hören brauchte, denn er schien alles zu fühlen, was in ihr vorging, alles zu sehen, was sie ihm mit unsichtbaren zu zeigen versuchte.

Es schien ihr, als hätte ihr Leben gerade erst begonnen, und dabei hatte sie sieben Jahre hinter sich, sieben ihrer schönsten Jahre, die so unvergesslich und wunderbar waren.

„Wie schnell die Zeit doch vergeht.“, flüsterte sie. Doch sobald sie seine nächsten Worte hörte, die er sprach, als er ihr einen leichten, zärtlichen Kuss gab und sanft über ihr Gesicht strich, schlug ihr Herz schneller, denn genau das wünschte sie sich auch. Das wusste sie. Das wusste er. Das wussten alle.
 

»Lass uns nicht an die vergangene Zeit denken, sondern an die, die uns noch bevorsteht, die wir miteinander teilen. Und das ist eine Menge Zeit. Eine Ewigkeit.«



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Von:  Buchruecken
2024-04-26T19:25:11+00:00 26.04.2024 21:25
Hallo,

das Kapitel ist arg kurz. Du hast in den vorherigen Kapiteln Gefühle mit Metaphern und Bildsprache stark zum Ausdruck gebracht. Die Schmetterlinge im Bauch scheinen weniger Fokus zu bekommen, als die dramatischen Ups and Downs auf dem Weg hierher.
Der Prolog ist und bleibt kein Favorit und hätte sich für mich als OneShort auch gut gelesen. Möglich mit den Epilog, mit mehr Details und Schmückung, in Kombi

Buchruecken
Antwort von:  Buchruecken
26.04.2024 21:25
Mein statt kein
Von:  Buchruecken
2024-04-26T19:20:38+00:00 26.04.2024 21:20
Hallo,

der Twist ging jetzt schnell.

~[...]als wüsste er nicht, ob es richtig oder falsch war – und sie wünschte sich, dass er sich dafür entschied, dass es richtig war. <3

~"Vergiss es." "Wenn das so leicht wäre." Ich fühle dich >.<

Er war stehen geblieben und wartete auf sie, ließ sie auf sich zukommen-denn das tat sie so selten. Gänsehaut.

Buchruecken
Von:  Buchruecken
2024-04-26T19:02:51+00:00 26.04.2024 21:02
Hallo,

das Kapitel ist bisher das schwächste von allen. Lily lässt sich von ihrer Unsicherheit und Wut sowie die Vermeidung und dem Unverständnis ihrer Gefühle für James vollkommen auffressen und ihre Laune, Gedanken und Verhaltensweisen davon beeinflussen. Diese Unzufriedenheit bringt viel Traurigkeit und Verletzlichkeit auf ihrer und James' Seite mit.

Die Veränderung der Geschichte sagt mir weniger zu. Das erste Kapitel war bisher das stärkste. Der darin schwingende, teils bissige Humor sagte mir sehr zu. Auch, wenn diese Gefühlswelten ebenso als Lebensabschnitte normal sind, schmälern sie meine Begeisterung für die gesamte Geschichte gerade.

Vielleicht sind meine Themen zu nah an denen der Inhalte hier oder ich bin raus gewachsen oder beides anteilig.

Buchruecken
Von:  Buchruecken
2024-04-26T18:46:25+00:00 26.04.2024 20:46
Hallo,

der Anfang fängt mich ein! Eine wunderbare Beschreibung von Lilys Gefühlen am Gleis <3 kein Heimweh, kein Fernweh, vielleicht Freiheit. I Like.

Und nie weit weg genug, um nicht an James denken zu müssen. Kennen wir. Fluch und Segen von Erinnerung und emotionaler Verbundenheit. Killer und Retter.

Der gleiche Troll wie früher? Uh Evans, selbst verhext: Im letzten Kapitel sagte sie, sie würde lieber mit einem Troll als mit James ein Butterbier trinken. Dann ist sie, laut ihrer eigenen Definition, einem Butterbier mit ihm näher als noch vor den Sommerferien, obgleich sie eine klare Abgrenzung formulierte. Auf der einen Seite will sie ihre Ruhe von ihm und im nächsten Plott ist sie von seiner weniger aufdringlichen Art verletzte. Was für ein innerer Zwiespalt. Heidewitzka.

Ihre Reaktion beim Konflikt mit Slytherin ist nichts für mich. Es ist nichts Neues. Lily scheint nicht gereift, wohingegen James sich seiner Handlungen bewusster zu sein scheint.

Best of:
Sie hatten unweigerlich mehr Zeit miteinander verbracht, als es ihr lieb war und weniger, als es ihm je Recht sein konnte.
(Denn trotz allem, was geschehen war, hatter doch das Gefühl, da war etwas, wo nichts sein konnte oder sollte.) Doch vielleicht wollte er es zu sehr und sie zu wenig. <3

Buchruecken
Von:  Buchruecken
2024-04-26T16:45:15+00:00 26.04.2024 18:45
Hallo,

mir gefällt die Szene zwischen James und Lily, als sie unter sich waren, während er auf der Lehne des Sessel Platz genommen hatte. Die Beschreibung ihrer Empfindungen bringst du für mich spürbar rüber, indem du das Herz in verschiedenen Formen zum Einsatz bringst. Wiederkehrend und nun etwas detaillierter sind die Träume, die Lily ungewollt von James hat.

Ich bin verwirrt über Lilys Verwunderung, als James für sie Avery gegenüber Stellung bezieht. Ja, er datet andere Hexen und wahrscheinlich lässt dieses Verhalten Unsicherheit in ihr aufkeimen und bestehen und gleichzeitig sollte es sie nicht wundern, dass er nicht still und harrend auf sie wartet. Er bekundet nach wie vor sein Interesse und sie geht nicht darauf ein, beschreibt sogar sehr reflektierend ihr Verhalten, nachdem sie seine Hand von ihrer Schulter geschlagen hat, als gemein und hart. Seine Positionierung bräuchte daher nicht für dergleichen Verwunderung sorgen.

Ah, am Punkt des Zwiespalts! Wäre ich nicht selbst anteilig zeitweise selbstbewusst und dann wieder selbstzweifelnd, würde es mich hart nerven, dass Lily sich selbst als schwach neben James bezeichnet bzw auch schwach in seiner Nähe fühlt. Immerhin wurde sie zu Beginn des Kapitels und auch in den vorherigen als unabhängige, schlaue Person beschrieben und gehe nicht auf Provokationen ein. Wahrscheinlich triggert mich das innere Kind an dieser Stelle :D

Ihre Reaktion empfinde ich als hoch emotional. Bin gespannt, ob sie sich im nächsten Kapitel reflektiert. Auch an dieser Stelle im Übrigen ein schöner Rahmen, indem du zu Beginn ihre Gefühle bildlich mit der Beschreibung ihres Herzen dargelegt hast und am Ende das ganze aus seiner Sicht.
Buchruecken


Von:  Buchruecken
2024-04-26T15:54:22+00:00 26.04.2024 17:54
Hallo,

ich mag, dass das erste Kapitel ebenso wie der Prolog einen ersten, versetzten Satz als Einstieg hat, der mich als Leserin direkt im ein Kopfkino schickt. Im Prolog das Szenario einer betrunkenen Person und in diesem Kapitel von einer Person mit möglicherweise Kloß im Hals, Kopf schüttelnd, das Gesicht in den Händen, versteckend, die Augen zukneifend, laut fluchend in Erinnerung an das eigene Verhalten.

Am besten gefällt an diesem Kapitel gefallen mir die Absätze, in denen du Lilys Auffassung und einhergehenden Gefühle beschreibst, die sie auf Nähe und Distanz mit James empfindet. Die Zeilen holen mich sehr ab.

Béatrice, blonde, lange Locken, blaue Augen, schrille Stimme, als wortarm beschrieben und OneNightStand vorgestellt - gar nicht mein Fall. Ich weiß, dass die FF schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und Erlebnisse damals anders wahrgenommen wurden, trotzdem stört mich das Stigma, welches genutzt wird, um Lily im Vergleich besser / besonders dastehen zu lassen. Ebenso passt nicht in meine Denkstruktur, dass Lily ein Date mit James, dem Teilen ihrer Hausaufgaben mit Sirius vorzieht und zum Ende hin sagt, sie würde eher mit einem Troll als mit James ausgehen und ein Butterbier trinken. Beide Sätze entkräften sich in der Gegenüberstellung und ich fände bei dem Abschnitt mit Sirius eine andere Alternative sinnvoller.

Ich bin neugierig, wie sich das Verhältnis zum Ende des 5. Schuljahres entwickelt haben wird.
Buchruecken
Von:  Buchruecken
2024-04-26T11:03:07+00:00 26.04.2024 13:03
Hallo,

ich mag den roten Faden deines Prologs: Er beginnt und endet mit dem Verweis auf die Wirkung des Alkohols auf Lily.
Das Paring Lily und James sagt mir zu. Dein Schreibstil lässt sich für mich fließend lesen, er ist verständlich und ich mag deinen Humor.

Deine Beschreibungen sind in meinen Augen genauso stark wie die Gesprächsinhalte zwischen Lily und James. Die ausführliche Beschreibung von der Wirkung des Alkohols auf Lily und ihre daraus resultierenden Gedanken und ihr zielorientiertes Handeln sind interessant und witzig.

Freue mich auf das 1. Kapitel.
buchruecken


Von: abgemeldet
2009-12-21T01:55:05+00:00 21.12.2009 02:55
Ende?
NEIN!
Das darfst du nicht >_<
das will ich nicht *jammer*
Das war so schön
Ich muss zugeben, es hat mir sehr sehr gut gefallen
Mach immer nur so weiter
bye abgemeldet
Von: abgemeldet
2009-12-21T01:53:26+00:00 21.12.2009 02:53
Hey
Na endlich
Man ich dachte die zwei schaffen es nie -.-
War ein wirklich tolles Kapitel
Ich bin froh das es jetzt anfängt zwischen den beiden zu rollen
Ich fand das mit den schulsprecherpaar genial, die raktion von lily genial
Mach weiter so
bye abgemeldet
Von: abgemeldet
2009-12-21T01:46:00+00:00 21.12.2009 02:46
Hey
was für ein Kapitel
Gottchen ich leide richtig mit James mit
Ich würde an seiner stelle wahnsinnig werden
ich frage mich, wie lily nur so kalt ihm gegenüber sein kann.
wieso können die zwei nicht jetzt endlich zusammen kommen?
*jammer*
War ein tolles Kapitel
Hat mir sehr gut gefallen
Mach weiter so
bye abgemeldet


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