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Accidentally on Purpose

Lily und James.
von

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UNVERGESSLICH.

Es war eine Tatsache, dass Lily Hogwarts liebte.

Sie konnte einfach nicht dieses Gefühl beschreiben, wenn sie durch die Wand trat zum Gleich 9 ¾ und die schwarze Lok sich ihr eröffnete, das Gleis in weißen Rauch umhüllte, der all die unbekannten und doch bekannten Gesichter vernebelte, die alle solch verschiedene Geschichten zu erzählen hatten, dass sie nicht mehr mitkam.

Sie konnte dieses Gefühl nicht beschreiben – es war kein Heimweh und kein Fernweh; war es Freiheit?

Sie hätte sich nie erahnt, eine Hexe zu sein und auf so eine wunderbare Schule gehen zu dürfen und wenn sie daran dachte, welch wunderbares Leben sie dadurch führte, welche Möglichkeiten ihr offen standen – im Gegensatz zu Muggeln -, dann wurde ihr beinahe schwindelig vor Glück.

Und dieses Glück durchströmte sie jetzt, als sie ihren Gepäckwagen vor sich herschob in Richtung der rotschwarzen Lokomotive. Dann blieb sie stehen und atmete noch einmal tief durch, was ein durchaus schweres Unterfangen war, denn der Dampf strömte ebenfalls in ihre Lungen. Sie drehte sich um und lehnte gegen ihren Gepäckwagen und wartete auf Alice, mit der sie sich verabredet hatte, an dieser Stelle zu treffen, denn es war beinahe unmöglich, sich zufällig zu begegnen in der Unmenge von Schülern.

Und doch so unmöglich, wie es war, jemandem zu begegnen, jemanden zu erkennen, den man kannte, geschah es in dem Moment und ließ Lily beinahe vor Überraschung das Herz aus der Brust springen. James Potter – das Unheil, das sie all die Jahre verfolgt hatte – kam auf sie zu, aber irgendetwas war anders. Er war größer geworden, männlicher und… ernster? Etwas in seinen Augen war anders, das Gegenteil zu dem vorherigen Funkeln, dass sie sonst immer zu sehen und spüren bekam. Neben ihm tauchte nun auch Sirius auf, der locker eine Tasche über die Schultern geworfen hatte und offenherzig gähnte; leicht amüsiert stellte Lily bei ihm keine Veränderungen fest.

Mit zusammengepressten Lippen wartete sie darauf, dass die beiden Zauberlehrlinge ihren Weg passierten und sie dennoch nicht ungeschoren davon kommen würde. Das Gedränge wurde dichter und die Rothaarige verlor die beiden aus den Augen, die nun schnell zwischen den Schülern und Schülerinnen Hogwarts nach Alice suchten, aber sie nirgendwo entdeckten.

Und dann stand da plötzlich Sirius vor ihr mit seinem markanten Grinsen, das seine makellosen Zähne zeigte, die scheinbar nur so blitzten. „Miss Evans. Alles fit?“

Sie nickte nur kurz, denn schon drängte er sich an ihr vorbei – sie musste sich noch enger an ihren Wagen pressen, damit dieser nicht ohne sie einen Spaziergang machte und sie nicht ohne ihn mitgerissen wurde. Dabei verpasste sie fast James, denn – zu ihrer großen Überraschung – ging er ohne ein Wort an ihr vorbei, schenkte ihr nur ein kurzes Nicken, als sie ihn anblickte, mit großen grünen Augen.

Und dann war der Moment vorbei. So schnell er auch gekommen war.

Und Lily stand dort alleine. Wie sie es eben schon getan hatte.

Aber das Gefühl war ein anderes. Sie konnte es nicht beschreiben, denn war es war neu, anders, seltsam, raubte ihr fast den Verstand.

Es war geschehen, was sie sich so lange gewünscht hatte – und dies konnte jeder beweisen, der sie auch nur ein Fünkchen kannte – und dennoch schlich sie Beklommenheit in ihr hoch und kein Gefühl des Glücks, das sie hätte verspüren sollen. Müssen.
 

„Oh Lily. Lily! Bin ich endlich zu dir durchgekommen. – Ist alles in Ordnung?“, fragte Alice mit einem besorgten Blick und musterte Lily sorgfältig, die aber in diesem Moment ein Lächeln aufsetzte und all die Gefühle und Gedanken, die um James kreisten, sorgfältig hinter Schloss und Siegel verstaute.

„Natürlich.“, antwortete sie und war froh darüber, endlich von dem Treiben verschwinden zu können, als sie sich mit Alice ein Abteil suchte, weit entfernt von dem der Marauder – denn dies war mit Abstand das Abteil, aus dem der meiste Krach kam – und doch nicht weit genug entfernt, um nicht an James denken zu können.

Sie würde es vergessen. Mit Sicherheit.
 

„Ich freue mich schon auf das erste Hogsmead Wochenende!“

Lily blickte von ihrem Buch auf und schaute Alice an, die sich mit einem freudigen Grinsen einen Schokofrosch in den Mund schob und wohlig aufseufzte. Skeptisch betrachtete sie ihre Freundin, bevor sie sprach: „Wir sind noch nicht einmal in Hogwarts und du denkst schon darüber nach? Außerdem, was ist denn so tolles daran?“

Lily verstand die ganze Aufruhr wegen Hogsmead nicht; sie machte lediglich ab und zu einen Abstecher in Die Drei Besen für ein Butterbier mit ihren Freunden, aber dies war auch nicht etwas, dass sie nicht in ihrem Gemeinschaftsraum haben konnte – dank der Marauder. Zudem hingen ihr die Pärchen beinahe zum Halse raus, die sich dort tummelten oder die sie durch das Fenster zu Madame Puddifoot sehen konnte, wenn sie daran vorbeiging. Oder auch stehen blieb, denn – das musste sie zugeben – manchmal beobachteten sie und Alice, welch neues Pärchen sich gebildet hat, denn diese gingen in den Unmengen an Schülern in Hogwarts unter oder blieben unentdeckt.

„Ich war neulich mit meinen Eltern in Hogsmead und habe im Honigtopf James getroffen.“ Bei dem Namen lief Lily unweigerlich ein Schauer über den Rücken. „Ein sehr schlechtes Ablenkungsmanöver.“, sagte Lily und schnalzte mit der Zunge, da sie durchaus Alices Vorhaben durchschaut hatte. Alice schüttelte ihren hübschen Kopf und grinste übers ganze Gesicht, was Lily irritierte.
 

„Meinst du nicht auch, dass er noch besser aussieht, als vorher? Er ist so erwachsen geworden.“
 

„Ich denke, er ist der gleiche Troll, der er schon immer war.“

Irgendwie fühlte sich das falsch an und in ihrer Magengegend kribbelte es, aber das war sicherlich nur die Wut, die sie verspürte, da er sich zu schade war, ihr ein richtiges Hallo entgegenzubringen und sie nun scheinbar nicht mehr seinem Niveau entsprach – das eindeutig hoch war – und er sie deshalb nicht mehr ausfragte.

Lily beendete das Thema und sagte: „Jetzt rück raus mit der Sprache!“ Ihre Freundin seufzte. „Ach, die haben da so was vor…“, winkte sie ab und nahm einen großen Bissen von ihrem zweiten Schokofrosch und Lily wurde klar, dass sie nichts mehr aus ihre rausbekommen würde, was unweigerlich hieß, dass sie sich hat überraschen zu lassen.
 

Die Fahrt nach Hogwarts schien kürzer als je zuvor und nachdem sie in die nächtlich kühle Septemberluft getreten sind und sich mit den Kutschen dem imposanten Gebäude genähert haben, saßen sie im Warmen der Großen Halle und vor ihnen erstreckte sich – nach der Zeremonie für die Erstklässler – eine breite Palette an verschiedenstem Essen.

Lily genoss die Atmosphäre, die sich ihr eröffnet hat, und die sie umgab; sie genoss es endlich wieder dort zu sein, an dem Ort, nach dem sie sich in den Ferien am allermeisten sehnte.

Alice erzählte ihr und Frank, der sie zu ihnen gesetzt hatte, über ihren Urlaub und lachend griff Lily nach der Schüssel Pellkartoffeln, als ihre Hand etwas berührte und ein kleiner elektrischer Stoß sie durchfuhr. Schnell zuckte ihre Hand zurück und sie blickte auf, direkt in haselnussbraune große Augen – sie wusste wem sie gehörten, doch schienen sie ihr dennoch so fremd.

Ein zartes Lächeln zierte James Lippen, als er mit diesen eine lautlose Entschuldigung formte und ihr die Schüssel entgegenhielt. Aber Lily schüttelte den Kopf. Irgendwie war ihre der Appetit vergangen und ohne einen weiteren Blick zu James zu riskieren, der sich langsam aus seiner Starre löste, drehte sie sich zu Alice, die immer noch munter auf den armen Frank einredete.

Lily war verwirrt über sich selber. Es geschahen Dinge, von denen sie all die Jahre geträumt hatte, auf die sich gehofft hatte, - James ließ sie immerhin in Ruhe -, dennoch schien ihr alles so fremd und falsch. Vielleicht musste sie sich erst dran gewöhnen. An diese neue Situation. An dieses neue Herzklopfen.
 

Es schien, als könne keine einzige Verwandlungsstunde unter der Leitung von Professor McGonagel ohne große Probleme und Vorfälle verlaufen. Eigentlich tat dies keine Unterrichtstunde, in der die beiden am meisten rivalisierten Häuser – Slytherin und Gryffindor – in einem Raum zusammensitzen mussten, mit Ausnahme der Großen Halle.

Besonders gab es Probleme, wenn Slytherins mit den Maraudern zusammentrafen und dies war nun unweigerlich der Fall.

McGonagel hatte den Raum nur fünf Sekunden verlassen, um einen verletzten Schüler in den Krankenflügel zu bringen und schon standen James Potter, Sirius Black und Avery, sowie Mulciber und Serverus Snape auf den Beinen.

Und ganz plötzlich befand sie sich auch auf den Beinen, doch sie durchfuhr ein Schmerz, auf den sie nicht gefasst war, der sie so unglaublich überrumpelte, dass ihr ein Schrei entfuhr, der all Aufmerksamkeit auf sie richtete. Mulciber hatte sie an den Haaren hochgezogen und schaute sie mit einem dreckigen Grinsen an. „Na schau einer an, deine dreckige Liebste scheint sich nicht mehr für deine Eskapaden zu interessieren.“ Lily griff nach seiner Hand und bohrte ihre Fingernägel so stark in sein Fleisch, dass er nun derjenige war, der aufschrie. Er riss seine Hand von ihr los und schubste sie so stark, dass sie keuchend gegen einen der Tische stieß. Bevor Alice sie auffangen konnte, griff James nach ihr und gab ihr eine Stütze, in der sie sich so geborgen fühlte, dass es ihr Angst machte.

„Missratenes Schlammblut!“, schimpfte Mulciber und schaute sie mit einem hasserfüllten Blick an. „Ich warne dich.“, sagte James, der immer noch den Arm um Lily hatte, die sich langsam versuchte aus seinen Fängen zu befreien, denn es war ihr nicht geheuer in so einer Situation in einen Armen zu liegen. Und sie schien so schwach. Und dabei dachte sie doch, er hätte sie verändert, sie hätte sich verändert. Wieso kam sie immer in solche Situationen? Wieso nahm es nie ein Ende? Es machte ihr nichts aus, wenn sie so behandelt wurde, denn sie wusste es besser, doch immer wieder, wenn James in der Nähe war, immer wieder schien alles zu eskalieren. Er mischte sich immer noch ein und ließ sie wie eine schwache Muggelgeborene aussehen. Sie richtete sich unter dem besorgten Blick von James auf und sagte: „Lass das, Potter. Du handelst uns nur Ärger ein.“

Sie blickte in die Reihe der Slytherins und mit verständnislosem Blick wandte sie sich zu Serverus, der sie ohne einen Funken Reue anschaute, oder war da doch etwas Rücksicht, ein kleiner Funken von Hingebung? Sie erhoffte sich eine kleine Hilfe von ihm, er wollte sich doch bei ihr entschuldigen, er war hinter ihr her gekrochen wie ein Hauself, dem es befohlen wurde – und doch tat er nichts. Konnte es sein, dass er einfach vergaß, was zwischen ihnen war? Dass er einfach für seine falschen, bösartigen Freunde sie im Stich lassen würde?

Doch bevor sie es herausfinden konnte – sie hatte allerdings keine Ahnung gehabt, ob sie es überhaupt wissen wollte – stand er nicht mehr auf seinen Füßen und ein Kichern ging durch die Reihen, das unweigerlich verriet, dass Serverus wieder in der Luft hing, wie er es nicht anders kannte. Sie drehte sich mit erhobenem Zauberstab zu James, der sie verwirrt anschaute und doch kein bisschen Gewissen hatte – das wusste sie – und er selber wollte es nicht tun, doch als er sah, wie Lily Serverus angeblickt hatte, dieser lange, nachdenkliche Blick, überkam ihn wieder tiefe Abscheu. Doch sie öffnete den Mund, ohne das ein Ton von ihren Lippen kam.

Sie wollte etwas sagen, sie wollte ihn dazu bewegen, mit dem Unsinn aufzuhören, doch plötzlich schien es nicht mehr so unsinnig was er machte, auch wenn sie es nicht erklären oder beschreiben konnte.
 

„Was bei Merlins Barte ist hier los?“, donnerte eine Stimme durch den Raum, hallte stark und laut an den Wänden wieder und ließ alle hochschrecken und erzittern.

„Oh.“, hörte sie Sirius sagen, der sich zu ihrer Verwunderung – es fiel ihr dabei auch erst in dem Moment auf – nicht hinter oder neben James befand, sondern schaulustig auf seinem Stuhl saß, auf die hinteren Beine gekippt, nun aber mit einem lauten Knall wieder auf alle viere zurückschwang.

Als der Professor mit großen, langen Schritten auf sie zukam, hörte Lily einen dumpfen Aufprall und das Rascheln von Klamotten, nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Serverus sich erhob, doch hatte keine Zeit sich zu ihm zu drehen, denn McGonagel stand nun direkt vor ihr und James.

Lily hatte noch nie diesen Blick auf sich persönlich spüren dürfen und in dem Augenblick war sie auch darüber froh und doch verwundert, dass es James nichts auszumachen schien.

„Ich weiß, dass Sie beide begnadete Zauberer sind, aber unterstehen Sie sich gefälligst, dies auch ständig zeigen zu müssen.“ Lily erhob ihre Stimme. „Aber ich habe – “ „Lily hat nichts getan.“, unterbrach James sie. Lily blickte ihn an, ohne einen Gedanken zu haben oder fassen zu können.

„Sparen Sie sich Ihren Heldentum für die Hauselfen. Die werden sich freuen, Hilfe bei der Arbeit zu haben.“ Sie spitze dabei ihre Lippen und blickte sie über ihre Brille an, mit einem vielsagenden Blick. Dann wandte sie ihren Kopf zu den Slytherins, die noch immer auf den Beinen standen – und leise lachten – und sagte laut: „20 Punkte Abzug für Slytherin, für jeden von euch, wegen aktivem Stören des Unterrichts. Und jetzt bitte ich alle, sich wieder hinzusetzten und still zu sein.“

Und damit schien wieder alles wie immer abzulaufen, doch nicht für Lily, die für das erste Mal in ihrem Leben nachsitzen musste und das Dank einem gewissen Potter, der sich nun von seinen Freunden auf die Schulter klopfen ließ und mit keinem geringen als dem selbigen, der doch einen Ausdruck in den Augen hatte, der ihr hätte zu denken geben müssen, würde sie die Wut, die in ihr aufkeimte nicht dermaßen blind dafür machen – wie sie es so oft tat.
 

„Ich denke, du solltest das nicht so eng sehen.“, versuchte Alice sie zu beschwichtigen, als sie den Klassenraum verließen und Lily den Jungen mit den ungebändigten Haaren, der mit seinen Freunden einige Meter vor ihnen ging, mit ihren Blicken erdolchte. „Eng sehen? Ich sehe gar nichts eng. Ich sehe alles klarer als je zuvor. Pah! Von wegen geändert – der ist noch schlimmer geworden!“, wütete Lily und presste ihre Lippen aufeinander und kniff die Augen zusammen, als könnte sie James damit in Feuer setzen. „Sieh es doch einfach als… als eine Erfahrung!“ „Wie bitte?“, sagte Lily heiser und blickte ihre Freundin verständnislos an, die allerdings nur schmunzelte und mit einem zweideutigen Blick und einem Unterton sagte: „Nun ja, nicht jeder hat die Ehre, mit dem James Potter nachsitzen zu dürfen.“ Lily warf ihre Haare nach hinten und sagte, bevor sie ihre Schritte beschleunigte, sodass Alice fast laufen musste. „Ich tausche liebend gerne.“

Und trotzdem lief sie weg.
 

Noch nie, seit er angefangen hat in Hogwarts Geschichte zu schreiben - mit seinen Heldentaten oder seinen lobenswerten Zauberkünsten – ebenfalls mit Nachsitzen, war er so aufgeregt, als er dazu degradiert wurde, den Elfen eine helfende Hand zu geben. Das war keineswegs der Grund für sein Herzklopfen und seine schwitzigen Hände, aber dafür die Tatsache, dass hinter den Türen eine gewisse Rothaarige auf ihn treffen würde, die ihm komplett um den Verstand brachte, seinen Atem raubte und seinen Kopf leer fegte, sobald sie in seine Nähe trat.

Er übertrieb keineswegs. Solange war er hinter ihr her, ohne sich über die wahren Gefühle im Klaren zu sein, die er für sie hegte. Er hatte nie gelogen, als er ihr sagte, er würde sie lieben, nur war ihm damals selber nicht bewusst, welch Wahrheit dies entsprach, und welche Macht sie dadurch hatte, die sie um seines Leidens Willen auch ausgenutzt hatte. Sie hatte ihm dennoch so die Augen geöffnet, was sie für ihn nur noch begehrenswerter machte. Sie wusste nicht, welch Fäden sie in ihrer Hand hielt, denn alles, was er tat, war so an sie gebunden – er konnte einfach nicht anders, als ständig an sie denken, nur über sie reden, nur sie zu sehen, wenn er in einen Raum trat – doch voll mit Menschen – und nur sie sah, als wären sie alleine.

Sie konnte es nicht verstehen, denn er konnte es nicht erklären.
 

„Geh an die Arbeit, Potter. Du sollst für deine Taten bezahlen.“

Er hatte nichts anderes erwartet, als diesen Tonfall, der so schneidend war, wie die Luft zwischen ihnen, die ihm auf einmal so stickig schien. Sie hatte wirklich keine Ahnung, was sie mit ihm anstellte und er wusste nicht, wie es dem entkommen konnte. Vielleicht wollte er es auch nicht.

„Und was ist mit dir?“, fragte er, als er nach dem Lappen griff, der bereit lag, denn es war ihnen verboten, Zauberei anzuwenden, und richtete seinen Blick weg von Lily auf den Berg Geschirr. Er musste sie nicht anblicken, er hatte immer ein Bild vor seinem inneren Auge, so scharf gestochen wie Foto, und immer, wenn er dies sah, wusste er, wieso er sich nicht beherrschen konnte – doch nun musste. Sie warf mit ihrem Lappen nach ihm, was ihm zum schmunzeln brachte. Es machte ihn selber krank, dass es nichts gab, was dieses Mädchen tun konnte, dass er sie nicht mehr so begehrte, wie er es tat – trotz alledem.

„Bitte?! Ich habe nichts verbrochen oder kaputt gemacht.“ James bespritzt sie mit Wasser. Doch, das hatte sie. Sie hatte sein Herz gestohlen und es dann achtlos gebrochen. Ihr Mund fiel auf und sie blickte an sich runter, und er musterte sie wie sie sich selber, während kleine Wasserperlen ihren Umhang und ihre glänzenden Haare schmückten. Er wusste, dass er damit ebenfalls den Bogen überspannte, aber irgendetwas in ihm schrie einfach danach, dies zu tun. Vielleicht bekam er einfach damit die Aufmerksamkeit, die er sich von ihr wünschte und erhoffte. Sie gab einen frustrierenden Laut von sich und gab damit auf, ihm etwas entgegen zuschleudern, was er verdient hatte. Seufzend widmete er sich einem Geschirrberg. Es gab nichts, was er nicht von ihr wusste. Sie hatten unweigerlich mehr Zeit miteinander verbracht, als es ihr lieb war und weniger, als es ihm je Recht sein konnte.
 

Er hatte aufgehört die Sekunden zu zählen, die sie in Stille verbracht hatten und sein Kopf war wie leergefegt, während er ihren zierlichen Händen zuschaute, nebenbei doch noch seine Arbeit verrichtet. Plötzlich ließ sie ihre Hände sinken und drehte sich zu ihm. „Du solltest das lassen, Potter.“ Er versuchte sie zu ignorieren, versuchte nicht zu bemerken, wie sich ihre doch so süßliche Stimme beinahe in seinen Kopf brannte, doch er scheiterte elendig. Stattdessen drehte er sich zu ihr um. „Was meinst du?“ Und doch wollte er es nicht wissen. Sie seufzte laut. „Hör zu: Ich weiß, dass du es nicht leiden kannst, wenn jemand als Schlammblut beleidigt wird, aber es macht mir nichts aus, okay? Ich bin das gewohnt.“ Er nickte nur leise, doch widersprach: „Aber mir macht es was aus.“
 

„Die Welt dreht sich nicht um dich, Potter.“
 

„Aber meine Welt dreht sich um dich, Evans.“ Dann verstummte sie und starrte ihn mit leerem Blick an, den er nicht deuten konnte und wollte. Er hatte wieder etwas gesagt, was sie nicht hören mochte und wollte, aber er konnte es nicht zurückhalten. So sehr sie ihm wehtat, umso mehr hatte er das Bedürfnis ihr zu bedeuten, was sie für ihn war. Nämlich Alles.

„Hör auf damit.“, flüsterte sie bloß und fuhr fort mit ihrer Arbeit und nachdem er sagte, er würde es versuchen, herrschte wieder Stille über ihren Köpfen und in der Luft, die sie atmeten oder versuchten, denn diese fing ebenfalls an zu knistern und raubte beiden fast den Verstand.
 

Alice hatte Recht. Es war eine Erfahrung, die unvergesslich war. Für sie.

Und auch für ihn, denn trotz allem, was geschehen war, hatte er doch das Gefühl, da war etwas, wo nichts sein konnte und sollte. Doch vielleicht wollte er es zu sehr und sie zu wenig.
 

   Anfang des 6. Jahres.



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von:  Buchruecken
2024-04-26T18:46:25+00:00 26.04.2024 20:46
Hallo,

der Anfang fängt mich ein! Eine wunderbare Beschreibung von Lilys Gefühlen am Gleis <3 kein Heimweh, kein Fernweh, vielleicht Freiheit. I Like.

Und nie weit weg genug, um nicht an James denken zu müssen. Kennen wir. Fluch und Segen von Erinnerung und emotionaler Verbundenheit. Killer und Retter.

Der gleiche Troll wie früher? Uh Evans, selbst verhext: Im letzten Kapitel sagte sie, sie würde lieber mit einem Troll als mit James ein Butterbier trinken. Dann ist sie, laut ihrer eigenen Definition, einem Butterbier mit ihm näher als noch vor den Sommerferien, obgleich sie eine klare Abgrenzung formulierte. Auf der einen Seite will sie ihre Ruhe von ihm und im nächsten Plott ist sie von seiner weniger aufdringlichen Art verletzte. Was für ein innerer Zwiespalt. Heidewitzka.

Ihre Reaktion beim Konflikt mit Slytherin ist nichts für mich. Es ist nichts Neues. Lily scheint nicht gereift, wohingegen James sich seiner Handlungen bewusster zu sein scheint.

Best of:
Sie hatten unweigerlich mehr Zeit miteinander verbracht, als es ihr lieb war und weniger, als es ihm je Recht sein konnte.
(Denn trotz allem, was geschehen war, hatter doch das Gefühl, da war etwas, wo nichts sein konnte oder sollte.) Doch vielleicht wollte er es zu sehr und sie zu wenig. <3

Buchruecken
Von: abgemeldet
2009-12-21T01:36:46+00:00 21.12.2009 02:36
Hey hey hey
Was für ein Kapitel
Hat mir wirklich gut gefallen
Ich muss sagen ich bin begeistert
Die art wie du wieder alles beschrieben hat war genial
Das ende fand ich ganz besonders toll
hat mir gut gefallen
Mach weiter so
bye abgemeldet
Von:  Acrobalena-
2009-08-31T18:36:57+00:00 31.08.2009 20:36
wie du seine gefühle beschrieben hast WOW!!!das ist sooo gut. ganz ganz ganz großes kopliment.
Von:  AliceNakiri
2009-08-29T10:30:25+00:00 29.08.2009 12:30
Ich versteh soo gut, wieso Lily Hogwarts liebt!

"Sie konnte dieses Gefühl nicht beschreiben – es war kein Heimweh und kein Fernweh; war es Freiheit?" .. ich liebe (!) diesen Satz so unglaublich <3. Das, was zwischen Fernweh und Heimweh ist, ist Freiheit.. ich finde das so schön :o.
Sehr schön gemacht!!


MUCHOS LIEBOS <3
Von:  belladonna_lily
2009-08-18T11:47:36+00:00 18.08.2009 13:47
ahhh.... ich glaube ich würde morden für solche komplimente!
genial wie du dieses hin und her der Gefühle beschreibst *.*
ich bin dir verfallen ^^ eindeutig!
geniales Kapi
lg
Bella
Von:  nami-girl85
2009-08-11T17:49:26+00:00 11.08.2009 19:49
es ist einfach nur genial ;]
es ist einfach nur toll wie du schreibst und was du schreibst :]
es liest sich so einfach weich wie butter und
es wird immer besser!

dickes fettes lob an dich =)
es war einfach zu süß wie james lily aufgefangen hat als avery sie geschubst hat und dann die sache mit dem nachsitzen *_*
mein herz schmilzt xD
ich bin eben eine hoffnungslose romantikerin V_V

liebe grüße :)
Von: abgemeldet
2009-08-03T19:18:49+00:00 03.08.2009 21:18
ich mag keine harry potter ffs...ich mag keine komischen liebesgeschichten zwischen den charakteren un generell den ganzen mist,der fasst nichts mit dem eigentlichen buch zutun hat....aber deine ff is einfach genial*-*

ich hab angefangen zu lesen,war eher desintressiert,un jetzt bin ich vollkommen begeistert!dein schreibstil,die art,wie die charakteren denken,ihre gefühle mit worten zum ausdruck bringen..du machst das richtig gut!

am besten war james aussage in diesem kappi"Aber meine welt dreht sich um dich evans..."

bitte ens wenns weiter geht,....freu mich aufs nexte..<3
Von: abgemeldet
2009-07-16T13:13:54+00:00 16.07.2009 15:13
Das Ende ist toll geworden *_*

ich liebe James <3

komm wieder und schreib weiter ♥
Von:  annalina
2009-07-12T13:22:46+00:00 12.07.2009 15:22
„Aber meine Welt dreht sich um dich, Evans.“ ....


Allein diese Zeile war es wert, so lange auf die Fortsetzung zu warten <3
Hammer Kapitel!
Von:  Annea
2009-07-07T12:38:56+00:00 07.07.2009 14:38
WOW *-*
Tolle FF, tolles Kapitel *-* Einfach nur genial!!
Du beschreibst alles so gut, dass man sich wirklich hineinversetzen kann und mitfiebert.. wirklich spannend und rührend!

Es liest sich alles so schnell und fliessend.. ohne langweilige Stellen, einfach nur perfekt!

Armer Jamie.. aber sie kriegen sich ja dann doch noch, oder ^^

Mach weiter so und vor allem schnell ^^

Lg



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