Zum Inhalt der Seite

Großväterchen Frost

Vorfreude auf Weihnachten
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Achtung, die Gäste kommen!

Ich zog meinen Jogginganzug an. Er war bequem und falls ich mich gleich beim Kochen noch bekleckern würde, wäre das längst nicht so schlimm als wenn ich meine Festtagsklamotten schon trug. Die lagen noch fein säuberlich zusammengefaltet in unserem Schlafzimmer auf dem Bett, neben Yurijs Unterwäsche.

„Soll ich mit dem Kartoffelsalat anfangen?“, rief ich ihm zu.

„Das hab ich schon erledigt.“

„Wann?“

Yurij kam in unser Zimmer und lehnte sich nackt wie er war an den Türrahmen.

„Na hör mal, was denkst du denn? Du bist zwei Stunden weg und ich dreh hier Däumchen? Ich war so gefrustet, ich brauchte etwas zu tun!“

„Du bist großartig!“

„Ja, weiß ich.“

Ich gab ein spöttisches Schnauben von mir und drückte ihm im Vorbeigehen seine Shorts in die Hand.

„Zieh dich an und komm runter. Wir müssen den Tisch im Wohnzimmer noch decken.“

Das Tolle an Yurij war: er war nie nachtragend und wenn ich mich aufrichtig bei ihm entschuldigte, war er sehr schnell wieder besänftigt.
 

In der Küche sah ich auf die Uhr. Es war halb vier. In zwei Stunden mussten wir fertig sein, damit wir uns in Ruhe umziehen konnten. Unsere Liebelei hatte uns viel Zeit gekostet. Ich errötete. Aber es war wundervoll gewesen… Ich ordnete das Essen auf dem Küchentisch. Kutja, Kartoffelsalat, die Äpfel, die wir noch zubereiten mussten und im Kühlschrank befand sich noch die Weißwurst.

„Meinst du, dass 8kg für neun Personen reichen?“, fragte Yurij und suchte in einer Schublade nach dem Apfelentkerner. Ich rechnete kurz nach.

„Muss. Nein, das reicht sogar dicke. Wir behalten bestimmt mehr als die Hälfte über.“

Er hob zweifelnd eine Augenbraue.

„Na hör mal, es gibt ja nicht nur Wurst! Und vergiss das selbstgebackene Brot nicht.“

Yurij schlug sich ächzend die flache Hand vor die Stirn

„Scheiße, das hab ich total vergessen, das steht noch im Vorratsraum!“

„Dann steck’s in den Backofen, ich mach so lange die Äpfel fertig und du bist mit Braten dran.“

So leicht konnte Arbeitsteilung sein!
 

Gegen etwa halb sechs stellte ich die letzte der drei Auflaufformen mit frisch zubereiteten Bratäpfeln in den Backofen. Sie würden fertig sein, wenn wir mit dem Essen fertig waren. Das Brot war noch warm, als Yurij es zusammen mit dem Salat auf dem Tisch im Wohnzimmer anrichtete. Ich brachte ihm die Kutja nach. Danach ging ich nach oben um mich umzuziehen. Meine Entscheidung war nach langem Hin und Her auf eine schwarze, elegante Jeans gefallen, dazu einen roten Stoffgürtel und ein rotes T-Shirt. Darüber trug ich eine graumelierte Sweatjacke mit schwarzem Hahnentritt-Muster. Den Reißverschluss ließ ich offen.

Ein Pfeifen ließ mich herumfahren.

„Yurij!“

Er grinste.

„Hast du mir was rausgelegt?“

„Nein, du meckerst ja immer, wenn ich das tue.“

„Stimmt.“

Er angelte sich eine dunkelblaue Jeans aus dem Schrank, deren Nähte strahlend weiß waren. Dazu suchte er sich einen braunen Pulli mit leichtem V-Ausschnitt aus, der dünne blaue Querstreifen hatte. Darunter zog er ein weißes T-Shirt an. Er patschte sich eine ordentliche Menge Haarschaum ins Haar und entleerte fast eine ganze Dose Haarspray in unserem Schlafzimmer.

Wie oft hatte ich ihm schon gesagt, dass er das lassen und ins Bad gehen sollte?! Genervt verdrehte ich die Augen und riss die Fenster auf. Was seine Haare anging, so war Yurij sehr eitel. Immerhin verzichtete er seit einiger Zeit auf seine betonharte Dreiecksfrisur, die er schon damals bei unserer ersten Begegnung getragen hatte. Stattdessen hatte er sie etwas schneiden lassen und sie fielen offen auf seine Schultern hinab. Trotzdem lagen sie ja nie richtig und er musste jedes einzelne Haar stylen, damit alles seine Richtigkeit hatte. Ich schnaubte spöttisch.

„Yurij? Yurij, wo bist du, es ist plötzlich Nebel aufgezogen, bist du entführt worden?“

Wie ich es liebte, ihn zu ärgern!

„Ha, ha, Kai“, kam es trocken von meinem Liebsten, der auf einem Hocker vor unserem Spiegel saß. Ich legte meine Hände auf seine Schultern.

„Gut, dass deine Großmutter noch diesen alten Toilettentisch aus der Kaiserzeit hatte, nicht wahr?“

Ich küsste sein Ohr und knabberte sanft an seinem Ohrläppchen.

„Gut, dass sie mir auch Opas Gewehr überlassen hat…“, flötete er unschuldig.

„Och Mann, du bist ein Spielverderber.“

„Sagst du…“

Er zog mich auf seinen Schoß und eroberte ohne Gegenwehr meine Lippen.

„Wir müssen uns beeilen…“, wisperte ich und küsste seine Augen. Wann hatten wir das letzte Mal Zeit für solche Zärtlichkeiten gehabt?!

„Leider“, murrte er und schien meine Liebkosungen zu genießen. Wir rafften uns letztlich auf. Eine Wurst briet sich schließlich nicht von allein!
 

Es klingelte.

„Gehst du hin?“, fragte Yurij mich. Er stand in der Küche, vier Pfannen auf dem Herd und passte auf, dass nichts anbrannte.

„Die Schürze steht dir ausgezeichnet!“

„Tиха!“

Ich lachte und lief rasch zur Tür, um Sergei und Ivan zu begrüßen.

„Ihr seid früh dran!“

„Ja, wir haben extra einen Zug früher genommen. Du kennst ja das Problem mit den Zügen…“

Ich nickte und deutete auf die Garderobe.

„Mann, haben wir uns lange nicht mehr gesehen!“

Sergei klopfte mir gönnerhaft auf den Rücken und sprach damit genau das aus, was ich dachte. Er war schon immer der größte von uns allen gewesen, aber jetzt überragte er mich um gut zwei Köpfe, was hieß, dass auch Yurij deutlich kleiner als er sein würde.

„Zwei Jahre, um genau zu sein“, stimmte Ivan zu.

„In denen du deutlich gewachsen bist, Kleiner!“

Grinsend stand Yurij in der Küchentür, eine Zange in der Hand. Er konnte es sich nicht nehmen lassen sie bei der Begrüßung schon zu foppen.

„Yura!“

Sie stürmten auf ihn zu. Natürlich hatten sie zu ihm ein engeres Verhältnis als zu mir. Er hatte ihr Team trainiert und in gewisser Weise war er immer noch ihr Leader.

„Hey, tropf nicht mit dem Fett auf den Boden, Feuermelder!“

Das hätte auch von mir kommen können. Ich drehte mich um und dort in der Haustür stand Bryan, wie selbstverständlich, und griente frech. Er gab mir kurz die Hand zur Begrüßung.

„Bist du nicht mit den beiden gefahren?“, fragte ich und nahm ihm die Jacke ab.

„Doch, aber wir haben uns im Zug verloren. Frag mich nicht, wie das kann.“

Mit einem gekonnten Tritt beförderte er die Tür ins Schloss. Er vergewisserte sich, dass wir – Yurij, er und ich – allein waren. Sergei und Ivan betrachteten im Moment die Jolka.

„Ich hab euch etwas mitgebracht“, flüsterte er verschwörerisch. Verdutzt blickten Yurij und ich uns an.

Bryan drückte uns ein rechteckiges Päckchen in die Hand.

„Für euch – ich würde euch aber nicht raten, es bei Tisch auszupacken…“

Er grinste geheimnisvoll und schritt voran, um Sergei und Ivan zu begrüßen. Yurij schüttelte es neugierig. Gemeinsam öffneten wir es in der Küche, die Neugier war zu groß.

„Was zum…?!“

Es verschlug mir die Sprache. Ein Dildo-Set zum Selbermachen?!

„Hm… DANKE BRYAN!“; brüllte Yurij durch die Küchentür und grinste mich an.

„Ich könnte ja von mir einen Abdruck machen, von meinem…“

Ich schlug ihm die Hand vor den Mund und räumte das Geschenk schleunigst in eine Schublade, in der es nicht so leicht gefunden werden konnte.

„Idiot!“

Wir wussten nicht, ob die anderen außer Bryan von unserer Beziehung wussten. Wie bereits gesagt, wir versteckten uns nicht, aber wir gingen damit auch nicht hausieren. Man konnte nie wissen, wie andere Leute dann auf einen reagierten.

Wir würden uns heute Abend einfach so wie immer geben. Unsere Freunde kannten uns lange genug. Sie hatten es einfach zu akzeptieren, darin waren wir uns einig.

Dennoch war es nicht nötig, dass unsere Gäste dieses spezielle und sehr intime Spielzeug sahen. Zumal wir es ja gerade erst bekommen hatten.

Da hörte ich ein Auto vorfahren.

„Das wird Tyson sein“, meinte ich und just in dem Augenblick klingelte es. Yurij hauchte mir einen kurzen Kuss in den Nacken, dass ich erschauderte. Doch er hatte sich schon wieder dem Herd zugewandt.

Um meine Freunde nicht in der Kälte stehen zu lassen, öffnete ich die Eingangstür.

„Es schneit!“

Lachend klopfte Tyson die kleinen Flocken vom Mantel und fuhr sich durchs Haar. Dann umarmte er mich stürmisch und klopfte mir hart auf den Rücken.

„Mensch, Kai, altes Haus, danke für die Einladung!“

„Hach, weiße Weihnacht ist immer am schönsten!“, meinte Ray, der nach ihm eintrat. Er war gewachsen und jetzt ebenso groß wie ich.

„Schön, dass ihr da seid!“

Ich freute mich ehrlich, sie zu sehen. Als mein Blick nach draußen glitt, staunte ich nicht schlecht.

„Wer von euch fährt denn so einen dicken Wagen?“

Es war Tyson, der sich breit grinsend meldete: „Ich. Hab gedacht, das schindet Eindruck.“

„Ja, bei den Nachbarn vielleicht!“

Ich unterließ es, zu erwähnen, dass wir kein Auto besaßen. Wir hatten ein Haus – und Fahrräder waren eh viel gesünder!

„Wo ist denn deins?“

„Äh… es sollte… in der… äh… Garage sein?!“

„Ist das nicht unser Rummelschuppen?“, raunte Yurij mir zu, eine Augenbraue hochgezogen. Er war gekommen, um mein ehemaliges Team zu begrüßen. Ich zuckte mit den Schultern. Alle nahmen immer an, dass ich reich sein sollte – wusste der Teufel warum. Nur weil mein Großvater eine riesige Firma leitete? Also, von meinem angeblichen Erbe hatte ich noch nichts gesehen.

„Geht ins Wohnzimmer, die anderen sind auch schon da.“
 

"Wörterbuch"

Tиха! – Ruhig! Ruhe! Sei still!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Minerva_Noctua
2009-02-27T18:57:03+00:00 27.02.2009 19:57
Hi!

Die Geschichte gefällt mir.
Schreib schön schnell weiter^^.

Bye

Minerva
Von: abgemeldet
2009-01-09T20:41:56+00:00 09.01.2009 21:41
ahh endlich wieder ein neues kapitel xD
lol hat mir vom schreibstil, rechtschreibung und grammatik her supa gefallen xD
hmm also ich muss sagen das geschenk von bryan vand ich geil, da hatta sich aba ins zeug gelegt xDD
ich stimme Kolibri zu *__* die betonung auf talas dreiecksfrisur war geil xDDD und die beiden auf nen fahrrad *lach* na holla bei schnee und eis errinert mich an mich selbst xDDD
öhm joah dann wieder bis zum nächsten kapi ^^
lg uni
Von: abgemeldet
2009-01-09T18:49:43+00:00 09.01.2009 19:49
Ui, das ist herrlich! Die betonharte Dreiecksfrisur fand ich genial. ^____^ Und die Vorstellung, dass Kai auf so einem alten Hollandrad durch Wind und Wetter kurvt... *lach* naja, das wird bestimmt ein schönes Weihnachten!


Zurück