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Wulfpack

von

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Besuch

Es vergingen mehrere Tage, in denen Harry vor Allem mit Severus und Fenrir zusammen war, manchmal auch mit Aurora, die er ganz gern mochte. Es ging ihm wesentlich besser, er nahm wieder etwas zu und er konnte inzwischen, wenigstens eine Weile, ohne Hilfe laufen. Was eine riesige Erleichterung war.
 

Er mochte Fenrir wirklich, merkte er dabei.
 

Der einzige Horror waren die Nächte, wenn Nichts ihn mehr vor den Alpträumen beschützen konnte. Vor den Dingen, die geschehen waren und die er sonst immer verdrängte. Doch immer, wenn er schweißgebadet und mit Tränen in den Augen aufwachte, war Jemand da. Severus vor Allem, manchmal auch Fenrir. Sie redeten ruhig auf ihn ein und blieben, bis er wieder eingeschlafen war, als es in der letzten Nacht besonders schlimm gewesen war, war Severus einfach bei ihm geblieben.
 

Sonst verbrachte Harry seine Tage damit, sich auf den nächsten Vollmond vorzubereiten, vor dem er schreckliche Angst hatte. Nur zu gut erinnerte er sich an die Schmerzen bei den ersten beiden Malen, wobei das zweite Mal ihm noch schlimmer vorgekommen war. Da änderten auch Fenrirs Beteuerungen nicht wirklich etwas daran.
 

Langsam ließ Harry das Buch sinken, in dem er gelesen hatte, oder sich selbst vorgegaukelt hatte, eben das zu tun, während er in Wirklichkeit aus dem Fenster gestarrt hatte, auf dessen Sims er gerade saß, angezogen mit einem dicken Pullover und einer Jeans. Draußen fiel wieder dichter Schnee.
 

Es war Mitte Dezember, hatte Harry inzwischen herausbekommen und Vollmond würde in der Nacht vor Weihnachten sein. Das würde ein tolles Fest werden, richtig... eklig. Am Liebsten wäre er nach Draußen gegangen, aber vermutlich würde er es nicht mal bis zur Tür schaffen, außerdem wusste er, dass sich noch Andere im Haus aufhielten, er hörte ihre Schritte, er roch sich manchmal. Aber er war ihnen bis Jetzt nicht begegnet. Einer der Gerüchte war ihm vage vertraut, er nahm ihn vor Allem wahr, wenn er in seiner kleinen, abgeschirmten Ecke in der Bücherei saß.
 

Fenrir hatte ihn mehrfach gefragt, ob er nicht mit zu den Anderen wollte, aber er hatte den Kopf geschüttelt. Es war wirklich peinlich, aber zu viele Leute um ihn herum machten ihm inzwischen regelrecht Angst. Noch jetzt hatte er Alpträume von all den Menschen, die ihn angesehen hatten, bei der Verhandlung gegen ihn. Sie hatten ihn angeschrieen, mehr als ein faules Ei hatte ihn getroffen und da war Niemand gewesen, der ihn geschützt hatte. Nein, er wollte nicht unter Menschen zurück.
 

Es reichte ihm, wenn Fenrir hierher kam und leise mit ihm redete, oder Severus und Aurora, die sich bei den letzten beiden Malen komische Blicke zugeworfen hatten. Sie hatten ihm erzählt, dass sie an einem Weg arbeiteten, das Urteil aufheben zu lassen und Dumbledore aus dem Weg zu räumen und sie bräuchten seine Hilfe. Er hatte zugesagt, aber er hatte Angst. Severus wollte seine Erinnerungen in ein Memorandum kopieren, doch das bedeutete, dass er Alles noch ein Mal durchmachen musste.
 

Sie hatten ihm aber zugesichert, dass das noch Zeit hatte. Worüber Harry wirklich froh war. Er wusste, im Moment hätte er es nicht noch mal ertragen, den sterbenden Remus vor seinen Augen zu sehen. Mehr Bedenken hatte er allerdings vor dem, was die Beiden NICHT gesagt hatten...
 

Er selbst hatte die Hoffnung auf so etwas wie ein normales Leben ohnehin schon lange aufgegeben. Früher hatte er noch geträumt, was er wohl machen könnte, wenn er aus der Schule wäre, oder wieder frei. Quiddich spielen – aber wer ließ schon einen Werwolf in die Mannschaft? Auror – das hatte seinen Reiz schon im dritten Jahr verloren. Vielleicht Heiler. Aber wer würde ihn schon nehmen? Dazu kam, dass er seine Bildung wohl ohnehin nicht mehr nachholen konnte. Wo auch?
 

Das hier war das Beste, was er erwarten konnte, hier hatte er zu Essen und ein warmes Bett, sogar eine ganze Bücherei. Ein eigenes Bad, das er jederzeit nutzen konnte, Kleidung, die ihm passte und Menschen, die für ihn da waren. Er sollte eigentlich wirklich zufrieden sein. Doch träumen war erlaubt. Er konnte von mehr träumen. Von einem anderen Leben. In einem anderen Land, wo man ihn nicht als Verrückten sah.
 

Sein Lieblingstraum war es, dass seine Eltern nie gestorben waren und er mit ihnen und vielleicht ein paar Geschwistern irgendwo lebte, gerade im siebten Schuljahr war und sich auf einen Beruf vorbereiten konnte. Jedes Wochenende in Hogsmaede würde er sich mit Sirius treffen, der ihm neue Scherzzauber beibringen würde und er hätte Freunde, richtige Freunde... Wie wäre sein Leben dann wohl verlaufen?
 

Hätte er trotzdem Fenrir treffen können? Und Snape? Diese Beiden waren irgendwie zu den wichtigsten Personen in seinem Leben geworden. Er wollte gar nicht an die Zeit zurückdenken, wo der Tränkemeister nur sein mies gelaunter, harter Lehrer war, der es liebte, ihm sein beschissenes Leben noch mehr zur Hölle zu machen.
 

„Was ist denn mit dir“, fragte in dem Moment eine Stimme neben ihm, die dafür sorgte, dass Harry sich überrascht umwandte und dann lächelte. „Fenrir,“ stellte er fest, sah dann zu der magischen Uhr. „Schon so spät?“ Es war wieder Zeit zum Abendessen. Der Andere achtete penibel darauf, dass er mindestens vier Mahlzeiten zu sich nahm und immer stand eine Schüssel mit Obst, Nüssen oder Süßigkeiten bereit.
 

Fenrir lächelte etwas und fuhr sanft durch Harrys offene Haare. Er hatte den Jüngeren schon seit einer Weile beobachtet, wie das Gesicht traurig geworden war und der Blick leer, als wäre der Junge ganz woanders. „Du hast mich nicht bemerkt,“ stellte er fest. „Worüber hast du nachgedacht?“
 

„Ich... nicht so wichtig.“
 

Doch damit wollte der Andere sich nicht zufrieden geben. „Sag schon,“ bat er leise.
 

„Ich... wie es wäre, wenn... wenn meine Eltern nicht gestorben wären,“ gab er schließlich zu. „Wenn ich nicht der dumme Junge der lebt gewesen wäre... Wären sie dann trotzdem Alle gestorben?“, fragte er leise und mit gequälter Stimme.
 

Fenrir strich Harry einfach nur über den Rücken. „Es hat keinen Sinn, sich den kopf über diese Dinge zu zerbrechen,“ gab er leise zurück. „Es wird nichts verändern. Sprüche, die mit der Zeit spielen, gehen nie gut und richten großen Schaden an.“ Er zog den Jüngeren ganz in seine Arme, der sich auch an ihn krallte.
 

Nun, wo er nicht mehr ständig schlief, hatte Harry entschieden zu viel Zeit, um nachzudenken, stellte der Werwolf fest. Aber er konnte es dem Jungen schlecht verbieten. Er hatte schon mehrere Versuche gemacht, Harry in das Rudel zu integrieren, doch er Junge hatte eine ausgewachsene Menschenpanik entwickelt. Ein Mal war er bis in den zweiten Stock mitgekommen, bevor er sich abrupt umgedreht hatte und geflüchtet war. Und so gern er es würde, er konnte nicht dauernd um ihn sein. Er hatte Aufgaben und auch Severus steckte bis zum Hals in Planungen und er musste die neuen Tränke aufsetzen. Zu Aurora entwickelte Harry überdies nur sehr, sehr zögerlich eine Bindung.
 

„Komm;“ meinte er dann sanft. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“
 

„Aber... das ist doch nicht...!“
 

Der Werwolf lächelte nur, schüttelte den Kopf und dirigierte Harry zum Tisch, wo inzwischen das Abendessen aufgepoppt war. Belegte Brote und eine Tasse Kaba.
 

Harry blickte den Anderen fragend an, während er an seinem Brot knabberte, er hatte eigentlich keinen Hunger, doch er zwang sich dazu, er wollte nicht, dass der Andere sich sorgen machte, außerdem konnte er die nötigen Tränke nur nehmen, wenn er was im Magen hatte und er wollte nicht jedes Mal vollkommen erschöpft sein, nur , weil er sein Zimmer ein Mal durchquert hatte! Als er fertig war, sah er den Anderen an, der nun eine längliche Schachtel zu ihm schob. „Was..?“
 

„Mach es auf...“
 

Vorsichtig entfernte Harry das Papier, öffnete die Packung und sah überrascht auf. „Ein.. ein Zauberstab?“, fragte er ehrfürchtig.
 

„Du wirst ihn brauchen und ich denke, dass du dich damit sicherer fühlst,“ gab Fenrir sanft zurück. „Nimm ihn raus.“
 

Vorsichtig hob Harry das helle Holz heraus, um dessen Griff sich, wenig überraschend, eine Schlange wand. Sofort explodierte die Spitze und grüner Regen regnete auf ihn herab. „Wow! Der... der fühlt sich toll an!“
 

Der Werwolf nickte lächelnd. Er hatte Harrys Blut getestet und war dann zu einem Stabmacher in Bulgarien gegangen, die hielten, im Gegensatz zu den Engländern, nichts davon, Fertigexemplare zu verscherbeln. Mit Hilfe des Blutes und der Geschichte des Jungen hatte der Mann ihm diesen Stab gemacht. „Es ist Birkenholz,“ erklärte er dann. „Mit einer Basiliskenschuppe, Einhornhaar und einer Werwolfkralle.“ Das es sich um seine handelte, verschwieg er. „Kuck mal,“ meinte er dann und legte Harry den Stab quer über das Handgelenk. Sofort verbog der sich wie ein Armreif. „So kannst du ihn immer bei dir tragen. Wenn du ihn brauchst, leg einfach die Finger auf ihn, dann nimmt er seine eigentliche Form wieder an. Dieser Zauber auf dem Stab lässt auch zu, dass du ihn bei dir trägst, wenn du dich verwandelst,“ fügte er an.
 

„Danke!“, jubelte Harry und fiel dem Anderen um den Hals. Es fühlte sich so gut an, wieder einen Zauberstab zu besitzen, zu wissen, dass er sich im Notfall würde verteidigen können, dass er nicht mehr hilflos und auf magische Ausbrüche angewiesen war, die immer dann kamen, wenn man sie nicht brauchen konnte, so, wie damals bei Tante Marge, die er aufgeblasen hatte und stablose Magie beherrschte er nicht. Leider.
 

„Gern,“ gab Fenrir nur zurück. „Du sollst die Zauber ja nicht nur lernen, du sollst sie auch üben.“
 

Harry lächelte nur gegen die Schulter des Anderen und für den Moment waren seine Sorgen einfach vergessen. Nicht mehr so wichtig. Er wusste, dieser Augenblick würde nicht ewig anhalten, aber er wollte ihn genießen, so lange es eben ging. Für ihn war der Stab ein kleiner Schritt in die Normalität. „Meinst... meinst du, ich kann irgendwann meine Ausbildung nachholen?“
 

„Das tust du doch schon.“
 

„Ich...verstehe nicht...?“
 

„Die Bücher, die Severus dir zusammengesucht hat, das sind Schulbücher, er ist sehr zufrieden, du lernst schnell und gut, du bis deiner Altersklasse gar nicht mehr so weit hinterher. Du musst nur noch mit der Praxis, also mit dem Zauberstab, nachkommen, dann hast du es geschafft.“
 

Der Grünäugige war über diese Neuigkeit wirklich überrascht, doch er freute sich. Wirklich. Zwar schien es ihm noch unwahrscheinlich, dass er je würde ein Zeugnis in der Hand halten können, doch das war nebensächlich. Er konnte lernen, und hier war er sicher. Außerdem hatte Fenrir ihm versprochen, dass er raus durfte, wenn er wieder gesünder war und sein Immunsystem sich erholt haben würde. Es war nicht viel, nur eben hier auf dem Grundstück, doch gerade jetzt war es für ihn mehr als genug.
 

Nach einer Weile allerdings stand Fenrir wieder auf, er küsste Harry, was inzwischen zu einer festen Gewohnheit geworden war, auf die Stirn. „Schlaf gut, Kleiner,“ meinte er sanft. „Ich sehe dich morgen dann.“
 

Harry sah dem Anderen hinterher, seltsam getroffen darüber, wieder allein zu sein, doch dann riss er sich zusammen. Mit einer fast schon ehrfürchtigen Bewegung löste er den Zauberstab wieder von seinem Handgelenk, wog ihn leicht. Und erst dann fiel ihm etwas auf. Phönixfeder. Es war kein Wort darüber gefallen. Darin war keine Phönixfeder, wie in seinem Alten. Wie war das möglich? Er wusste aus einem Buch, dass es normal war, dass man die Hauptessenz eines Zauberstabes immer behalten würde. Aber... warum war es dann keine Phönixfeder? Er verstand es nicht... er sollte Severus mal nach Büchern zu diesem Thema fragen.
 

Nah kurzem Zögern hob er den Zauberstab. „Muto carta,“ flüsterte er und zu seiner größten Verwunderung geschah es: das Stück Papier veränderte sich vor seinen Augen, nahm langsam die Form eines Porzellanvogels mit ausgebreiteten Schwingen an. Vorsichtig nahm er sein Werk auf. Er hatte gespürt, wie die Magie getan hatte, was er wollte, anders als früher. Er hatte sie zum ersten Mal bewusst gespürt, vielleicht wegen des Zauberstabes. Vielleicht hatte er jetzt endlich die Chance, zu lernen, Magie ohne einen Zauberstab zu nutzen.
 

Es war ein seltsames Gefühl, doch es gefiel ihm auch. Er nahm endlich wahr, was ihn so von Anderen unterschied. Sanft strich er über das Hol des Stabes, prägte sich jede Erhebung, jede Unregelmäßigkeit des Holzes ein.
 

„Nox.“
 

Um den Jungen herum bildete sich die tiefste Schwärze, die er je gesehen hatte. Nicht ein einziger Schimmer schaffte es hierher.
 

„Lumos.“
 

In der ersten Sekunde war er geblendet, dann aber wurde es wieder normal.
 

„Ich glaube, du musst noch lernen, die Kraft zu steuern, die du in die Sprüche legst,“ meinte Severus belustigt, seinen eigenen Zauberstab erhoben. „Das war definitiv zu viel des Guten.“ Er hatte noch bei Harry vorbei sehen wollen, bevor der Junge ins Bett ging, doch dann hatte er Angst bekommen, als er gesehen hatte, wie die Dunkelheit sich ausbreitete. Ja, und dann das gleißende Licht. Aber er hatte Harrys magische Signatur wiedererkannt. Auch, wenn sie viel, viel stärker war, als er sie in Erinnerung hatte. Also hatte Fenrir ihm heute den Zauberstab gegeben.
 

Sie hatten ihn schon seit einigen Tagen, wollten aber erst sicher sein, dass er sich damit nicht selbst verletzen würde.
 

„Oh...“, Harry lächelte etwas. „Es... fühlt sich anders an, als früher,“ gab er leise zurück. „Leichter... richtiger.“
 

„Weil dieser Stab dich nicht hemmen kann.“
 

„Ich... verstehe nicht?“
 

„Die Phönixfeder, sie hat deine Magie gehemmt und du hast es nie gemerkt, weil du nicht wusstest, wie es sein muss,“ erklärte er ruhig, während er Aurora zunickte, die hinter ihm eintrat.
 

„Oh...“
 

„Allerdings,“ gab Severus nur zurück und trat zu Harry, strich ihm über die Haare. „Ich habe etwas für dich.“
 

„Was?!“
 

Der Ältere lächelte etwas. „Nur, wenn du es willst. Es ist deine Entscheidung,“ fügte er hinzu und gab Harry eine kleine, rechteckige Schatulle. „Es ist von Aurora und mir.“
 

„Stimmt,“ lächelte die Brünette sanft und setzte sich gespannt wartend auf den Schoß ihres Mannes. Sie hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, ob nur Severus ihn adoptieren sollte, oder ob auch sie das wollte. Doch in den letzten Tagen hatte sie Harry näher kennen gelernt und Alles, was er wollte, war eine Familie. Dasselbe, wie Severus und sie. Er war ein sanfter, lieber und vor Allem loyaler Junge, der nur helfen wollte. Und der sich nach einem normalen Leben sehnte. Nicht nach Ruhm und Reichtum, nein, er wollte nur seine Ruhe und seinen Frieden, ein einfaches Leben in Freiheit.
 

Verwirrt sah Harry zu Beiden dann öffnete er vorsichtig das Papier und klappte den kleinen Karton auf, in dem eine wirklich schöne Phiole stand. Sie schimmerte und die Flüssigkeit darin sah aus, wie flüssiges Perlmut. „Was... ist das?“; fragte er dann leise.
 

Severus lächelte nachsichtig. „Ein Trank, durch den du unser Sohn werden kannst,“ gab er ruhig zurück. „Es ist bereits ein Tropfen Blut von Aurora und mir darin, es muss noch Einer von dir dazu, dann musst du ihn trinken. Dadurch wirst du unser Sohn werden, unauslöschbar,“ erklärte er. „Deine Magie würde sich geringfügig ändern, so, dass sie uns als Eltern anerkennt – und vielleicht wird dein Haar etwas glatter,“ fügte er amüsiert hinzu.
 

„...“, verdattert sah Harry zu dem Tränkemeister, dann auf die kleine Phiole, während Tränen in seine Augen stiegen. Familie! Ihm wurde gerade eine Familie angeboten! Er kannte seine Eltern nur aus Visionen, ausgelöst durch Dementoren und aus Erzählungen Anderer, Sirius und Remus waren ihm weit näher gewesen, als diese beiden Gestalten, oder jetzt Severus und Fenrir. „Ist... ist das... wirklich?“, flüsterte er. Severus lächelte sanft und strich dem Jungen die Träne aus dem Gesicht. „Ja,“ gab er einfach zurück, schloss den Jungen, den er so ins Herz geschlossen hatte, fest in seine Arme. „Wenn du es willst,“ fügte er leise hinzu.
 

Aurora setzte sich auf Harrys andere Seite, legte ihm ein Hand auf die Schulter. „Über so etwas macht man keine Witze,“ fügte sie noch hinzu. „Wir wollen dich als unseren Sohn und Erben.“
 

„W...w... warum?“, fragte der Jüngere, dem die Tränen nun frei über die Wangen rannen, doch diesmal nicht aus Trauer oder wegen Schmerzen, sondern weil er sich seltsam glücklich fühlte.
 

„Weil ich dich mag,“ gab Severus sanft zurück und wischte die Tränen beiseite. „Weil ich denke, dass es das Richtige ist. Nun?“, fragte er leise. „Stimmst du zu?“
 

„Ja! Ja, natürlich,“ brachte er irgendwie heraus. Er konnte es nicht fassen, das war wie ein Märchen, als würde endlich mal etwas für ihn gut werden. Er wusste, jetzt wäre er auch wieder in der Lage, einen Patronus zu rufen.
 

Severus lächelte und küsste den Jüngeren auf die Stirn, nahm dann seine Hand und nickte Aurora zu, die die Phiole entkorkte und unter Harrys Finger hielt, den der Tränkemeister nun anstach. Er ließ einige Tropfen hinein fallen, dann verkorkte Aurora sie wieder und schüttelte sie. Dann öffnete sie sie wieder und hielt sie dem Jugendlichen hin: „du musst nur noch trinken,“ lächelte sie. „Dann ist es offiziell und Niemand kann dich uns wieder wegnehmen.“
 

Ohne zu zögern nahm Harry die Phiole und schluckte deren Inhalt. Kurz fuhr ein Stechen durch seinen Körper, doch dann war es auch schon wieder vorbei. Was blieb, war ein warmes, willkommenes Prickeln.
 

„Willkommen in der Familie, du bist ab jetzt Harry Severus Snape, oder, wie es vorerst sein wird, Prince. Zu deiner Sicherheit, es ist der Name meiner Mutter.“ Er strich über Harrys Gesicht. Die Wangenknochen waren nun etwas höher, die Nase aristokratischer und die Haare etwas länger und glatter. Aber die Augen waren so strahlend grün wie eh und je.
 

Harry lächelte und ließ sich auch von Aurora umarmen. „Danke...“ Er kuschelte sich wieder in die Umarmungen und merkte gar nicht, wie er darüber einschlief.
 

Severus hingegen merkte es sehr wohl und deutete seiner Frau.
 

„Er ist zu süß...“
 

Der Tränkemeister nickte nur und schälte Harry vorsichtig aus seinen Anziehsachen, packte ihn dann unter die Decke. „Danke, Schatz,“ richtete er dann an Aurora. „Du hast keine Ahnung, was mir das bedeutet hat...“
 

„Doch, Sev, ich wusste es,“ gab sie nur zurück. „Du hast seine Mutter geliebt, wie eine Schwester, und dein Lieblingsgesprächsthema war ein gewisser Schüler, der dich in den Wahnsinn treibt, weil du Magengeschwüre bekommst, wenn du auf ihn achten musst. Es ist in Ordnung,“ fügte sie hinzu. „Ich mag den Jungen wirklich. Und er hat etwas Glück und eine Familie verdient.“
 

„Das hat er,“ gab Severus leise zurück, strich eine der langen, jetzt feineren Strähnen aus dem im Schlaf ausnahmsweise entspannten Gesicht. „Und er bekommt Fenrir noch obendrauf. Er könnte keinen besseren Beschützer und Geliebten finden...“
 

Aurora lächelte nur: „Und keinen besseren Vater – komm jetzt, ich möchte noch einen Schluck mit dir trinken und ich denke, ich sollte meiner Mutter und meinen Geschwistern sagen, dass sie einen fast volljährigen Enkel und Neffen bekommen haben.“
 


 


 

Mit hochgezogenen Augenbrauen ging Lucius Malfoy die Akten vor sich durch. Er war mit seiner Familie gerade rechtzeitig nach Amerika geflohen und hatte all seine Konten für Jeden außerhalb seiner Blutlinie sperren lassen, was dazu führte, dass ein tobender, alter Irrer mit Bart nicht an die Sachen ran konnte und er weiterhin reich war. Er hätte beim besten Willen nicht eingesehen, sein Vermögen mit einem Irren wie Dumbledore zu teilen. Es hatte Gründe gegeben, warum er sich Voldemort angeschlossen hatte. Der war vielleicht irre, aber wenigstens immer ehrlich gewesen. Das kleinere – und kontrollierbarere der beiden Übel. Doch dummerweise war er unterlegen.
 

Sein bester Freund Severus hatte schwer zu Leiden gehabt, das wusste er, aber er hatte es auch nicht über sich bringen können, das Land zu verlassen und damit, wie er es ausgedrückt hatte, seine Verantwortung, abstreifen. Er schuldete James Potter eine Lebensschuld, die er zu begleichen gedachte, indem er ausgerechnet versuchen wollte, dessen Sohn mit allen Mitteln am Leben zu erhalten, auch, wenn der Wille des momentanen Machthabers das Gegenteil wollte.
 

Bisher hatte er das für Irrsinn gehalten. Potter war ein Gefangener, dazu noch einer in denkbar schlechtem Zustand, krank, halb verhungert und vermutlich depressiv bis in die letzte Faser seines Körpers, nach dem, was man mit seinem Patenonkel getan hatte, um ihn zu brechen. Laut Severus’ Beschreibung musste dieser Plan aufgegangen sein.
 

Doch nun hatte sich Alles geändert und vielleicht hatte auch er die Chance, irgendwann wieder gefahrlos in sein Heimatland zurückkehren zu können. So nett er Amerika fand, er wollte sicher nicht seinen Labensabend dort verbringen. Er wusste, sein Freund würde bei der ersten Gelegenheit das Land verlassen, um seiner Frau, von der außer ihm vermutlich nur noch Grayback wusste, nach Italien zu gehen. Nun aber musste der erst mal kämpfen, um sein Recht, Potter behalten und schützen zu dürfen.
 

Allerdings hatte er gute Beweise in der Hand. Noch ein Mal ging er einige Stellen der Akten durch. Ja, wenn er seinen Plan durchsetzte und wirklich alle Reporter dazu bekam, das zu drucken, hatte er es praktisch schon geschafft. Wenn alle anderen magischen Gemeinschaften die Engländer du Schotten ausschlossen und ihren Handel und ihre Fahrten einstellen würden, würde die Gesellschaft zu handeln beginnen und das Wizgamont, dass der Alte aufgelöst hatte, würde wieder zusammentreten. Dann hatten sie eine Chance.
 

Wenn sie es schafften, ihren Hauptzeugen, Potter, so lange am Leben zu erhalten. Und da lag der Hase im Pfeffer begraben. Wer wusste, es würde ihn nicht wundern, wäre Potter suizidal oder einfach nur irre geworden. Ein Jugendlicher, den man zwei Jahre in einer dunklen, kleinen, stickigen Zelle hielt – wer wusste schon, was das der Psyche tun konnte!
 

Er sah kurz auf, wo Draco auf einem Stuhl saß und las. Es waren Weihnachtsferien, außerdem ging er hier nur auf eine Schule, in der er abends nach Hause kommen konnte. Er wollte Draco bei sich haben, wenn noch etwas geschehen sollte. Er wusste noch, wie viel Angst er gehabt hatte, bis es Severus gelungen war, seinen Sohn aus Hogwarts zu schmuggeln, damit der Alte nicht mehr an ihn ran kommen konnte. Nein, nicht noch einmal.
 

Sein Sohn liebte seine Freiheit, ihn einzusperren, schon für einen Monat, würde ihn und alle in seiner Umgebung, nebenbei bemerkt, in den Wahnsinn treiben. Oder all die anderen Dinge. Sein Junge liebte es, den Starken zu geben, wie er es gelernt hatte, aber unter der Maske des perfekten Malfoy war immer noch ein Junge, der sich nach der Zuneigung seiner Eltern sehnte. Der viel tat, um ihren Gefallen zu erwecken.
 

„Dad?“
 

“Was ist?“, fragte Lucius mit neutraler Stimme, während er die Akte schloss, sie schrumpfte, vervielfältigte und mit einem Zauber verpackte, bevor er sein Sigel drauf drückte. Er kannte einige Reporter, an die er das weiterleiten würde, sowie mehrere Mitglieder der höheren, amerikanischen Politik.
 

„Stimmt was nicht? Du siehst so... besorgt aus.“
 

„Nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest.“
 

„Geht es um... England?“
 

„Unter Anderem, ja,“ gab der Ältere ruhig zurück.
 

„Worum genau?“
 

„Severus und Grayback haben einen Weg entdeckt, wie man Dumbledore ausschalten kann,“ gab er zurück.
 

„Dann... können wir irgendwann zurück?!“
 

„Vielleicht,“ gab er vage zurück. „Wenn der Plan aufgeht. Es ist ein Risiko, aber wohl generell die einzige Chance. Die Andere wäre ein weiterer, großer Krieg und die wäre weitaus blutiger und hässlicher.“
 

„Onkel Sev?“, fragte Draco aufgeregt. „Was hat er vor?!“
 

„Er hat einen Plan, der eines Slytherins würdig ist.“
 

Draco musterte seinen Vater, doch er wusste, wann er nicht mehr weiter kam. „Ich vermisse ihn,“ meinte er daher nur leise.
 

„Er dich auch,“ gab Lucius zurück. „Ich soll dich von ihm grüßen, außerdem hofft er, dass er, wenn Alles gut geht, bei deiner Abschlussfeier dabei sein kann.“
 

„Das wäre super!“
 

„Du solltest deine Hausaufgaben machen. Wenn er schon kommt, soll er stolz auf dich sein können.“
 

„Natürlich.“
 


 


 

Fenrir lächelte, als er in Harrys Zimmer trat. Der Jüngere war bereits wach und hatte sich in Severus Schoß zusammengekuschelt, hielt aber immer noch verschlafen seinen Teddy fest. Ah, es war also getan. Ja, man erkannte leichte Unterschiede, der Geruch des Jüngeren hatte sich leicht geändert, er roch nun etwas nach dem Tränkemeister und die Haare sahen aus, als würden sie sich endlich zähmen lassen, zumindest doch leichter, als vorher und auch die Knochenstruktur generell schien etwas.. erhabener zu sein. „Guten Morgen, ihr Beiden. Wo ist Aurora? Ich hätte sie bei euch erwartet.“
 

Severus nickte dem Anderen zu und deutete auf den freien Sessel, während er Harry neben sich platzierte. „Sie wurde aufgrund der verschickten Akten nach Italien gebeten,“ erklärte er ruhig. „Vermutlich, um die Dinge zu bestätigen und noch näher zu erläutern. Ich war in der Lage, den Leidensweg einiger anderer, ehemaliger Slytherins zu erforschen und habe ihr diese Dinge gleich noch mitgegeben. Darum ist Harry schon wach. Wir haben sie beide verabschiedet.“
 

„Wach?“, fragte Fenrir mit einem Grinsen im Gesicht.
 

„Hmmm,“ nuschelte der Jüngere, von dem die Rede war, nur und versuchte, sich wieder näher an seinen Vater zu kuscheln. „Wach,“ nuschelte er bestätigend. Es ging ihm nicht so sonderlich, er merkte, dass es auf den Vollmond zuging, doch er fühlte sich ruhiger, hier, bei seinem... Vater. Kaum zu glauben, es kam ihm immer noch wie ein Traum vor, ein Märchen. Nichts, was ihm passieren könnte und doch schien es wahr zu sein.
 

„Sehr,“ bestätigte Severus amüsiert. „Er hat sich nur den Pullover falsch rum angezogen und versucht, den linken Schuh auf den rechten Fuß zu bringen.“
 

„Na, so lange es sonst nichts ist,“ meinte der Werwolf nur belustigt. Dann aber wurde er etwas ernster. „Harry, hier ist Jemand, der dich gern sprechen würde.“
 

Nun blickte der Jüngere doch auf. Es sah zu süß aus, wie er sich über die Augen rieb. „Hu?“, verwirrt blinzelte er. Wer bitte wollte mit ihm sprechen? Er kannte doch Niemanden außer Severus, Aurora und Fenrir, hier und er war sich nicht sicher, ob er jemand Anderen sehen wollte.
 

„Ein.. alter Freund, nein, drei alte Freunde, um genau zu sein, ich habe sie in einem Zimmer neben deinem untergebracht,“ erklärte er. „Zumindest für die nächsten drei Wochen der Weihnachtferien,“ fügte er an. Er griff nach dem Kaffee, der ihm von Severus gereicht wurde, der ihn fragend anblickte.
 

‚Weasley Nummer eins verstehe ich, wer will mir noch die Türen einrennen?’, fragte der ihn auch schon gedanklich.
 

‚Weasley Nummer vier und fünf.’
 

‚Das... ist nicht dein Ernst, oder?’, fragte Severus mit einem bettelnden Unterton in der Stimme.
 

‚Doch. Er braucht Freunde, er muss endlich wieder einen Zugang zur Realität finden.’
 

‚Auf dein Risiko!’, Severus grummelte.
 

„Was... ist?“, fragte Harry nun, doch etwas ängstlich. Severus seufzte nur und strich beruhigend über Harrys Rücken. „Nichts Schlimmes – für dich,“ gab er zurück. „Ich verspreche es.“
 

„Nun denn,“ grinste Fenrir. „Ich überlasse euch mal dem Schicksal, ich muss in einige Hintern treten – und das nicht zu knapp. Ich schicke sie auch gleich rein, wenn nicht, rennen sie mir noch die Türen ein. Viel Spaß.“
 

„Viel Spaß sagt er,“ murrte Severus ungnädig. „Viel Spaß! Ich kann froh sein, wenn meine Haare danach noch ihre ursprüngliche Farbe haben!“
 

„S.. Dad?“, fragte Harry leise. „Wegen... mir muss Keiner kommen...“
 

Der Tränkemeister sah den Anderen erstaunt an, lächelte und strich sanft über dessen Haare. „Oh nein, so sehr es mich schmerzt, Fenrir hat Recht, du kannst dich nicht die ganze Zeit allein hier verstecken.“
 

„Warum?“
 

Severus seufzte leise und hob Harrys Kinn an: „Niemand, der hier an seinem Leben hängt, würde dir hier irgendwas tun, das verspreche ich,“ erinnerte er den Anderen sanft und strich über dessen Handgelenk. „Außerdem hast du auch selbst wieder einen Zauberstab. Du könntest dich immer verteidigen. Aber du kannst dich nicht immer allein hier verkriechen und außer Fenrir und mir Niemanden sehen, immerhin ist bald Vollmond und Werwölfe sind Rudeltiere...“
 

„Ich...“
 

„Harry!“
 

Erschrocken wirbelte Harrys Kopf herum – und dann verlor er alle Farbe. Rot. Rote Haare, Sommersprossen, ein nur zu vertrautes Gesicht. Geschrei. Mörder hatten sei ihn genannt, Versager, neuer Voldemort. Irrer. Zwei Mal war Ron in seinem Kerker gewesen, Ginny oder noch ein paar mal öfter. „Nein!“, rief er nur, warf sich Severus in die Arme. „Mach... mach das sie gehen! Bitte,, bitte, ich tu nichts, bitte! Nicht... nicht schon wieder!“
 

Entsetzt blieben Fred und George stehen, als sie das hörten, sie waren wie vor den Kopf geschlagen, hatten sei sich doch so gefreut, ihren vermissten Freund wieder zu sehen und nun das...
 

Bill nahm die Beiden etwas zur Seite: „Lasst ihm Zeit,“ erinnerte er seine Brüder leise, sah dann zu Severus und wartete auf Erlaubnis.
 

Der Tränkemeister sah die Rotschöpfe kurz warnend an, dann deutete er auf einen Fleck nahe der Tür, bevor er versuchte, den Jungen wieder zu beruhigen. „Was hast du?“, fragte er leise. „Sie haben dir doch nie was getan...“
 

„Doch,“ flüsterte Harry. „Bitte, bitte, schick sie weg, es tut so weh...“
 

Sanft, um ihm nicht weh zu tun, tauchte Severus in den Kopf des Jüngeren ab, suchte nach dem Grund für die Ablehnung und es dauerte auch nicht lange, bis er den gefunden hatte. Er sah den Tag des Prozesses aus Harrys Sicht, der Stein, der auf ihn zugerast kam, Harry, der bis dahin den Geschossen ausgewichen war und der nun entsetzt zu dem Werfer sah, seinem ehemals besten Freund.
 

Das Bild verschwamm, wurde durch die Zelle ersetzt, die er selbst schon so oft gesehen hatte, Harry, der auf dem Boden saß, in dem Haufen Heu, der alles Andere als frisch aussah, seine Kleidung, die die ersten Ränder Grau zeigten – und Ginny, die hämisch lachte und Schneidezauber auf ihn hetzte, er wich noch nicht mal aus.
 

Wieder verschwamm das Bild, als es klar wurde, sah er den Jüngeren bei Dumbledore, in einem einfachen, sonst praktisch leeren Raum, der nur von einer Fackel erhellt wurde, die Gestalt von Ron hinter dem Bärtigen, ein Zauber, das krankhafte Geräusch brechender Knochen, bevor Harry wieder zu Boden sackte...
 

Er hatte genug gesehen, genug, um diese Widerlinge noch mehr zu hassen, als er es ohnehin schon tat. Sanft löste er sich aus Harrys Erinnerung, strich ihm weiter über den Rücken. „Sieh hin,“ bat er den Jüngeren sanft. „Das ist nicht Ronald, oder Ginerva. Das sind die Kravallmacher. Fred und George und Bill. Nutz deine Nase, Bill ist ein Werwolf, er gehört zu Fenrirs Rudel. Denkst du wirklich, er wäre so dumm, dir etwas zu tun? Gegen Fenrir kommt er wirklich nicht an, auch, wenn er recht stark ist. Die Drei haben sich wirklich gefreut, dich sehen zudürfen und Keiner von ihnen hat einen Zauberstab dabei,“ fuhr er leise fort strich über die zitternde Hand, die sich in sein Oberteil gekrallt hatte.
 

Nur sehr langsam verstand Harry und noch länger brauchte er, um seinen Blick wieder zu heben. Nur genug, um wirklich sicher zu gehen, dass da keine Frau und auch nicht Ron stand. Zwei vollkommen identische Gesichter sahen ihn abwartend an und ein inzwischen vertrauter Geruch lag im Raum, den er aus der Bücherei kannte.
 

„Harry?“, fragte Bill nun leise. Er sah, dass der Andere einfach nur Angst vor ihnen hatte, schreckliche Angst und er hatte keine Ahnung, warum.
 

„Harry, es ist gut,“ redete Severus wieder leise auf den Jüngeren ein. „Sie wollen nur mit dir reden, sie haben dich doch immer gemocht, weißt du nicht mehr? Euer erstes gemeinsames Quiddichspiel? Es ist nicht Ron,“ wiederholte er und wischte die einzelne Träne von Harrys Wange.
 

Harry fragte nicht, woher der Andere wusste, wen er fürchtete, sein Griff am Hemd seines neuen Vaters verstärkte sich. „Du... du bleibst...?“
 

„Natürlich,“ gab er leise zurück und nickte den Dreien zu, mit einem kurzen Schlenker des Zauberstabes transformierte er ein Sofa gegenüber von dem, wo er selbst saß.
 

Bill verstand, er machte den Zwillingen ein Zeichen und setzte sich selbst. Er hatte Harry schon gesehen, er hatte auch gesehen, dass es ihm schon entschieden besser ging, als zuvor. Er hatte zugenommen, nicht mehr jeder einzelne Knochen zeichnete sich unter der angespannten Haut ab und die kleineren und größeren Narben waren inzwischen verblasst. Da war noch etwas, was sich in den letzten beiden Tagen getan haben musste, aber er war sich nicht ganz sicher, also sagte er dazu erst einmal nichts. Doch er sah den Schock in den Gesichtern seiner Brüder, die Harry mit großen Augen musterten und vor Allem nicht fassen konnten, bei wem der Grünäugige Schutz vor ihnen zu suchen schien.
 

„Harry?“, fragte schließlich George als Erster, als er seine Stimme wiederfand. Ihr Bruder hatte sei gewarnt, dass Harry sich verändert hatte, dass es ihm nicht sonderlich gut ging, aber dieser Anblick ging ihnen trotzdem durch alle Knochen. Er musste nicht zu seinem Zwilling zu sehen, um zu wissen, dass es ihn genauso getroffen hatte. Das war nicht mehr der fröhliche Junge, mit dem sie mal Quiddich gespielt hatten, das hier war ein verängstigtes Kind. „Harry, was hast du?“
 

Nur sehr langsam richtete der Angesprochene sich auf und sah die Anderen an. „Hi,“ brachte er dann mühsam heraus ohne seinen Griff zu lockern. Es war vor Allem Bills Geruch, der ihn beruhigte, weil er vertraut war. Er wusste nicht, warum sie anderen Beiden hier waren, aber sie schienen nicht vorzuhaben, ihm etwas zu tun.
 

Fred lächelte etwas. „Hi du,“ meinte er dann, stand vom Sofa auf und kam bis auf einige Zentimeter zu dem Jungen, der instinktiv erst mal zurückwich. Vermutlich war es nur seinem ehemaligen Professor zu verdanken, dass Harry nicht versuchte, aus dem Fenster zu springen oder so etwas. „Du siehst schrecklich aus,“ fügte er dann mit einem kleinen Lächeln an.
 

Bei dem Kommentar musste Harry, fast schon gegen seinen Willen, etwas lächeln, er beruhigte sich langsam und lehnte sich wieder gegen die Brust seines Vaters, sein eiserner Griff um dessen Hemd ließ langsam nach.
 

Severus hob nur eine Augenbraue, nickte dem Anderen aber dann zu.
 

„Wir haben gehört, du bist auch ein Werwolf?“, fragte George dann neugierig und kam zu seinem Zwilling. Er hatte im ersten Moment nicht gewusst, was er sagen sollte, doch er wollte wieder mit dem Grünäugigen reden.
 

„Ja,“ gab Harry leise zurück. „Seit fast drei Monaten jetzt... Remmy, er...“ Wieder traten Tränen aus seinen Augen und automatisch drückte er sich fester an den Älteren.
 

„Dumbledore hat Lupin und Harry zu Vollmond ohne Wolfsbann zusammen gesperrt,“ beendete Severus die Erklärung. Er strich leicht über Harrys Haare, um ihn wieder zu beruhigen. „Aber das war nur dass Ende einer...recht unschönen Geschichte, nicht wahr, Kleiner? Und wenn ihr euch über seine Reaktion gewundert habt – fragt doch mal eure beiden jüngsten Geschwister, was sie so getan haben. Harry hat einfach nur rote Haare gesehen und ist sozusagen durchgegangen.“
 

Kurz ballten sich die Fäuste der drei Geschwister, bevor Fred seine Hand ausstreckte und leicht über Harrys Wange fuhr. Der Jüngere zuckte, doch er wehrte sich nicht. „He, Kumpel, du kennst uns doch, wir würden so was nicht tun,“ meinte er in seiner gutmütigen Art. „Wir haben dich vermisst, kleiner Bruder und was Ron und Ginny angeht – die sehen wir schon lange nicht mehr als Teil unserer Familie... Da sind nur noch Bill, Charlie und wir, na ja, und manchmal Percy.“
 

„Warum?“, fragte Harry leise und überrascht.
 

„Weil wir nicht viel davon gehalten haben, dass die Beiden sich Sklaven halten und das Geld ehemaliger Slytherins genommen haben, ohne jedes Recht dazu, nur, weil es eben mal Schlangen waren.“
 

„Wir... arbeiten im Widerstand,“ fügte sein Zwilling noch an. „Wir wollen, dass Dumbles verschwindet. Und zwar für immer! Weißt du, er hat viele Slytherins, deren Eltern Todesser waren, einfach entrechtet, ihnen die Magie genommen und sie dann versteigert! Schlimmer, als man mit Hauselfen umgeht! Pansy Parkinson zum Beispielt! Er hat ihre Eltern umgebracht und hält sie sich als Sklavin! Crabbe und Goyle, um ein Haar Malfoy, aber der konnte abhauen. Bullstrode, fast deinen gesamten Jahrgang an Slytherins, den darüber und den darunter...“
 

Harry starrte Severus schockiert an, der nickte nur bestätigend. „Ja, das hat er getan. Nicht alle Kammern sind so gesichert, wie die deiner Eltern oder die der Malfoys. Viele haben auch ihr Vermögen gegen ihre Freiheit getauscht,“ fügte er an. „Ich habe Draco mit Hilfe eines speziellen Portschlüssels zu seinem Vater bringen können. Sie sind einige der Wenigen, die Dumbledores Massaker entkommen sind, auch, wenn es Narcissa um ein Haar erwischt hätte.“
 

„Warum?“, fragte Harry nur wieder. „Warum tut er all das? Reicht es nicht, was er mit mir gemacht hat?“
 

„Nein, er ist machtbesessen, er war nie besser, als Voldemort, nur verlogener,“ gab Bill nun ruhig zurück, der sich eine Tasse Kaffee von dem Tablett nahm, dass auf dem Tisch aufgetaucht war. „Und leider haben wir Alle zu lang gebraucht, um das zu sehen und zu erkennen.“
 

Der Tränkemeister strich Harry über die Haare. „Warum spielt ihr nicht was?“, schlug er vor und bewegte seinen Zauberstab erneut, so, das eine recht große Auswahl an Brettspielen auf dem Tisch auftauchte.
 

Sofort klammerte Harry sich wieder an den Tränkemeister.
 

„Harry, ich will nicht gehen, nun spiel schon mit ihnen, ich will in der Zeit etwas lesen, ich bleibe hier, das habe ich dir doch versprochen, Kleiner.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Bessere_Haelfte
2008-12-23T21:46:56+00:00 23.12.2008 22:46
ich finde es sooo toll das harry jetzt ne familie hat!!!
das ist echt voll süß!
das war zwar zum teil traurig , aber wirklich irre schön...


Von:  sky74
2008-12-16T20:32:27+00:00 16.12.2008 21:32
Hallo Da-chan,

Du hast es ja doch noch am Sonntag geschafft. *smile* Hoffe Du hattest ein schönes, erfolgreiches Wochenende. Leider habe ich es erst heute geschafft, den Teil zu lesen und es ist so ein wunderbares und auch langes Kapitel. Ich bin begeistert. *freu*

Und der Teil war ja soooo klasse. (Habe ich das nicht schon angedeutet? *grübelnd an Stirn kratz*)

Auf der einen Seite so ... so ... traurig und herzergreifend, dass mir -ungelogen- die Tränen in die Augen gestiegen sind (bei der Szene mit der Adoption, und vorher, wo Harry so nachdenklich war oder als er sich nachher so an Sev geklammert hat ... mein armer Schatz *heul*) und dann so süß (als er sich verschlafen an Sev geschmiegt hat *putzig, schnuffig, knuffig*).

Und ich bin so total glücklich. *Vandra vor Freude um Hals fall* Du erfüllst mir in dieser Story schon jetzt meine größten Wünsche. *Freudentränen aus Auge wisch*

Harry bekommt Eltern, und dann auch noch Sev und Aurora. Luc taucht auch wieder auf und steht offensichtlich auf der "richtigen" Seite und die Twins, Bill und Charlie sind auch mit von der Partie. *jubel*

Mit Fenrir geht es auch noch gut voran. Das ist höchst erfreulich. *grins*

Und ich freue mich schon auf den Teil, wenn Harry hoffentlich etwas von seiner Menschenscheu verliert.

Jetzt fehlt mir im Moment nur noch eins (fürs erste): Meine Rachegelüste wollen gestillt werden und in Gedanken habe ich mir schon die schmerzhaftesten Quälereien für diese fiese Brut (Dumbles, Ron, Ginny und Co.) ausgedacht. *böse lächelnd STUMPFES Messer schwenk*

Bin schon ganz heiß auf den nächsten Teil. *lach*

Also bis dann... *wink*

Bye
sky


Von:  dragoni
2008-12-15T16:22:40+00:00 15.12.2008 17:22
Schönes.Kapitel.!^^Gut.das.Harry
auch.noch.richtige.Freunde.hat.
Freue,mich.aufs.nächste.Kapite
LG
Dragoni

Von:  sann
2008-12-15T15:38:45+00:00 15.12.2008 16:38
tolles kapi
ich finde harry so süß
ich bin froh das die zwillinge und bill auf der richtigen seite sind
schreib schnell weiter
Von:  mathi
2008-12-15T14:50:26+00:00 15.12.2008 15:50
hi,
das kapitel war wieder toll^^
endlich hat harry eine familie
freu mich aufs nächste kap
lg
Von:  Narrenkaiserin
2008-12-15T08:31:12+00:00 15.12.2008 09:31
Du sag mal, brauchst du Dumbi, und die beiden jüngsten Weasleys noch?
Wenn nicht, zeig ich denen nämlich mal, wie beschützend und grausam Muggel werden können!
Aber ein süßes Kapitel, endlich haben die 3 eine Familie! ;)

Ich bin gespannt, wie es weiter geht!
Von:  leewes
2008-12-14T22:28:22+00:00 14.12.2008 23:28
ooooooooooooooooooohhhhhh wie niedlich..*g*
es freut mich so für beide für harry udn für sev das sie nun endlichj eine familie habne können die sie sich so lange gewünscht haben...*g*
ich hoffe doch das es ein schöne spiel sein wird...*g*
bis dann ich freu mich schon
lee
Von: abgemeldet
2008-12-14T22:10:22+00:00 14.12.2008 23:10
Armer Harry so verschreckt, aber wenigstens hat er jetzt eine
Familie. Das mit dem Trank war einfach nur genial. ^^

Dumbi ist doch so ein Arsch und Sadist unglaublich, dass dem noch
welche Folgen.

Mach schnell weiter.

LG
Sevara-Snape
Von:  miaga
2008-12-14T22:06:36+00:00 14.12.2008 23:06
schönes kapi.
Von:  Caratinu
2008-12-14T21:48:58+00:00 14.12.2008 22:48
tolles kapitel


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