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Hated, doomed, Deified - Gehasst, Verdammt, Vergöttert

von

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Sad but true oder: Wenn Fassaden bröckeln und Mauern einstürzen

Name: Hated, Doomed, Deified – gehasst, verdammt, vergöttert

Autor: DaddysNightmare

Kapitel: 8/15

Warnung: keine

Song: Metallica – Sad but true
 

http://youtube.com/watch?v=2PsbT9r51PM
 


 

‘I'm your dream, mind astray

I'm your eyes while you're away

I'm your pain while you repay

you know it's sad but true

sad but true’
 


 


 

Chap 8: Sad but true

oder:

Wenn Fassaden bröckeln und Mauern einstürzen
 

„Ach nein, schau mal einer an, Georg. Dein Bruder und die Berliner Filzlaus. Nackt. “

Mit einem gehässigen Grinsen hockte Gustav vor Bill und Tom, die immer noch seelenruhig, eng aneinander gekuschelt, schliefen.

Georg, der mit Gustav morgens um acht, nach erfolgreicher ‚Erkundungstour’ in Venlo an der Lagerhalle eingetroffen war, ging schnellen Schrittes auf die Drei zu, stoppte und musterte seinen kleinen Bruder und Tom kurz, ehe er dem Dreadhead unsanft gegen sein Bein trat.

„He! Aufstehen! Was glaubstn du eigentlich?“

„Oh Georg, bitte. Bill ist keine fünf mehr, lass ihm doch seinen Spaß.“

Müde und mit einem ziemlich verwirrten Blick wurde Tom wach, rieb sich die Augen und schaute dann direkt in das, leicht sauer aussehende, Gesicht des Braunhaarigen.

„Komm mal klar Georg. Du hast nur gesagt, ich soll ihm nicht das Herz brechen. Und das hab ich auch nicht getan. Bill hat’s genauso gewollt. Also was regst du dich so auf?“

Grummelnd öffnete nun auch der Schwarzhaarige seine Augen. Seine Haare standen wild in alle Himmelsrichtungen ab und der Gesichtsausdruck war auch eher verknautscht anstatt ansehnlich.

„Georg was soll das? Ich bin alt genug um zu wählen, um Auto zu fahren, alt genug zum Trinken und auch alt genug um zu vögeln. Also bleib geschmeidig.“

Eher mühselig richtete er sich auf, klaubte seine Sachen zusammen, versuchte sein Äußeres ein wenig zu richten.

Auch Tom hatte sich derweil von der Matratze erhoben und sammelte seine Klamotten ein, wobei Gustav ihn eingehend musterte.

„Hast ja auch ganz schön was zu bieten. Lecker.“

Eben Angesprochener grinste nur süffisant, stellte sich, so wie Gott ihn schuf, ganz dicht vor Gustav.

„Geil, oder? Aber nur gucken, nicht anfassen. Du hast dein Spielzeug.“

„Zieh.Dich.An.!“

Kam es knurrend aus der anderen Ecke der Halle von Georg.

„Eifersüchtig?“

Gustav wandte seinen Blick von Tom nicht ab, während er mit seinem Freund sprach.

„Könnten wir dann jetzt? Ich hab noch Anderes zu tun, als hier hirnfreie Diskussionen über die Schwanzlänge von unserem ‚Freund’ hier zu führen.“

Der Älteste wollte gerade noch etwas hinzufügen, wurde aber durch das nervtötende Klingeln seines Handys unterbrochen.

Entnervt zog er es aus seiner Hosentasche und sah auf das Display.

„Dad.“

Schnellen Schrittes verließ er die Halle, damit sein kleiner Bruder nicht mitbekam, was ihr Vater nun wieder im Schilde führte. Wobei sich dieser und Gustav sich genau denken konnten, warum er seinen Ältesten anrief.

Wütend trat Gustav gegen eine der leeren Blechtonnen, woraufhin Georgs kleiner Bruder zusammen zuckte.

„Irgendwann… irgendwann wenn euer ‚Vater’ mal nicht damit rechnet…“

Den Rest ließ er unausgesprochen, denn der Schwarzhaarige konnte sich denken, was der Blonde meinte. Ihm standen die Tränen in den Augen.

„Ja genau, das ist auch ne super Lösung. Wirklich. Was willst du machen? Ihm die Füße in Beton gießen und dann in die Rur schmeißen?“

Leicht pikiert blickte Gustav ihn an, lehnte sich lässig gegen die Hallenwand und zündete sich eine Zigarette an.

„Ich bitte dich. Bin ich nen zweitklassiger Mafioso aus Italien? Der Pate?

Wenn ich jemanden kalt mache, dann mit Stil und vor allem schnell. Und die Überreste landen beim Bauern im Schweinestall. Schweine fressen bekanntlich alles, was ihnen vor den Zinken kommt.“

Tom, der das Ganze von weitem beobachtet hatte, ging nun langsamen Schrittes auf Bill zu, nahm ihn zögerlich in die Arme. Dem Dreadhead wurde bei Gustavs Worten, die er eiskalt und ohne jegliche Gefühlsregung aussprach, doch ganz anders.

Sicher, Bill hatte ihm erzählt, wer der Freund Georgs war und wo er her kam, aber dennoch oder vielleicht gerade deswegen hatte er ein mulmiges Gefühl.

„Wir sollten langsam mal zurück. Nachher gibt meine Tante wirklich noch ne Vermisstenanzeige auf wenn ich nicht langsam da mal eintrudle.“

„Scheiße. Stimmt. Komm, ich bring dich zurück. Und…Gustav? Lass ihn. Bitte. Er ist trotz allem unser Dad. Und wir haben doch nur noch ihn.“

Resignierend seufzte eben Angesprochener nur, winkte ab.

Er konnte und vor allem wollte Georg und Bill nicht verstehen. Ein Anruf, zwei Minuten voller Adrenalinkick und die Sache mit ihrem Vater wäre für immer erledigt.

„Bill? Du weißt schon, dass er das alles nur für dich macht, oder?“

Tom horchte auf. Alles nur für Bill?

„Gustav. Wenn ich es noch genau wüsste, würde es mir schwerer fallen, ihn zu hassen. Aber leider Gottes fehlt mir nen halbes Jahr meines Lebens. Also kann ich nur das glauben, was ihr mir erzählt habt.“

Schon fast hektisch ließ Tom nun den Blick abwechselnd zu Gustav und Bill wandern.

„Meint ihr nicht, dass ihr mich mal so langsam aufklären solltet, was da bei euch daheim abgeht? Bill? Gustav?

Ich hab schon zuviel mitbekommen, als dass ihr mir weiter vorheucheln könntet, dass alles okay ist. Also?“

Bill schlang schützend die Arme um seinen Körper, während Gustav sich auf einen Stapel Paletten setzte, sich eine Zigarette anzündete, den ersten Zug tief inhalierte und seufzte.

„Okay. Das Ganze ist etwa zwei Jahre her.

Wir Drei, also Georg, Bill und ich sind bei einem Rennen gewesen, wo ‚Daddy’ auch mitgefahren ist.

Der Einsatz damals war der Wagen des Verlierers plus 10000 Euro.

Natürlich hat Paps haushoch verloren.

Alles, der dicke Daimler plus die Kohle waren also weg und er stinkwütend.

Und wir haben uns köstlich amüsiert, was ihm aber nicht verborgen blieb.

Er zog dann aber ab in irgendeine Kneipe und wir gingen davon aus, dass er sich so dermaßen die Kante geben würde und danach, mal wieder, nichts mehr auf die Reihe bekommen würde.

Sonst hätten wir Bill nie daheim allein gelassen.

Paps kam besoffen nach Haus, aber war noch Herr über seinen Körper und sein Handeln. Und, logischer Weise, immer noch rasend vor Wut.

Dann ging wohl alles ziemlich schnell.

Er hat Bill aus seinem Zimmer gerissen und ihn nach Strich und Faden verprügelt.

Gehirnerschütterung, Rippenbrüche, diverse schwere Gesichtsverletzungen und, und, und.

Tja, und eben eine Art Amnesie.

Georg hat sich damals solche Vorwürfe gemacht, dass er nicht für ihn da war.

Und von dem Zeitpunkt an hat Paps dann wohl beschlossen, seine Wut an seinen Söhnen, vorzugsweise an Georg auszulassen.

Sicher ist Georg ihm körperlich überlegen, keine Frage, aber er drohte ihm immer, wenn er sich wehren wollte oder aufmuckte, damit, dass er Bill wieder so zurichten würde, wie er es damals getan hatte. Und das will Georg um jeden Preis verhindern.

Selbst wenn er dabei vor die Hunde geht.

Bill fehlte von dem Tag an die Erinnerungen des kompletten vergangenen halben Jahres. Es kam nie wieder zurück. Bis heute nicht.

Das meint er damit, wenn er sagt, ihm fehle ein halbes Jahr.

So siehts aus.“

Tom schluckte schwer und war unfähig, irgendeine Reaktion zu zeigen.

Bill hatte sich in die hinterste Ecke der großen Halle verzogen, kauerte auf dem kalten Boden. Lediglich ein leises Schluchzen war von ihm zu hören.

Gustav schnippte die Zigarette weg, erhob sich von seinem Sitzplatz und ging auf den kleinen Bruder seines Freundes zu, zog ihn sacht wieder auf die Beine.

„Na komm schon, Kurzer.

Wir bekommen das schon irgendwie hin. Sollten mal langsam los.

Mr. Berlin, kommst du?“

Erst jetzt erwachte Tom aus seiner Starre, folgte den Beiden hinaus an die frische Luft.

„Ach Tom? Könnte Bill mit zu dir. Ich mein… ich möchte ihn nur ungern…“

Den Rest brauchte Gustav gar nicht erst auszusprechen, denn Tom wusste genau, warum er Bill mit zu sich nehmen sollte.

„Klar, kein Problem. Tante Josi mag Bill schließlich. Denk ich jetzt einfach mal.“

Gustav nickte, setzte Bill und Tom dann in seinen Wagen.

Den Lupo würde er dann irgendwann später aus dem Versteck holen.
 


 

Zitternd vor Wut über seinen Vater saß Georg im hinteren Teil der Werkstatt, wo er und Gustav sich in einem ehemaligen Büro ihr Zimmer eingerichtet hatten, auf dem Bett und tupfte sich das Blut von den Lippen.

Er bemerkte Gustav zunächst gar nicht, als dieser den Raum betrat, sich zu ihm aufs Bett setzte. Erst als dieser ihm das Taschentuch aus der Hand nahm und damit vorsichtig das restliche Blut von Georg Lippen entfernte, realisierte er seinen Freund.

Behutsam legte er seine Lippen auf die geschundenen seines Geliebten.

„Georg, bitte. Du weißt doch, dass das so nicht weiter gehen kann. Soll er dich erst so zurichten wie er es mit Bill getan hat, bevor du merkst, dass was passieren muss? Muss er dich erst tot prügeln? Verlang bitte nicht von mir, dass ich ihm dabei tatenlos zusehen werde. Bitte tu das nicht.“

Doch der Ältere sagte nichts, zeigte keinerlei Reaktion sondern schaute seinem Gegenüber einfach nur in die Augen.

„Komm her. Leg dich hin, ruh dich aus.

Ich werde schon auf dich aufpassen.

Schlaf ein wenig, okay?“

Gustav zog ihn mit sich aufs Bett, legte beschützend einen Arm um ihn.

Georg bettete seinen, inzwischen schmerzenden, Kopf auf die starke Brust seines Freundes und schloss die Augen.

„Entspann dich einfach. Dir passiert schon nichts. Ich bin ja da.“

‚Und sei dir sicher, dass das heut das letzte Mal war, dass er dir so etwas angetan hat.“

Fügte der Blonde noch in Gedanken hinzu.

Das würde er nicht noch einmal zulassen.
 


 


 

Josephine begrüßte Tom und Bill überschwänglich.

„Na und? Wie wars? Was habt ihr euch angeschaut?

Also ich warte ja sehnsüchtig darauf, dass sie endlich ‚Sweeney Todd’ auf DVD raus bringen.

Dieser Johnny Depp ist einfach nur…hach ja.

Ich ärgere mich heute noch, dass ich nicht ins Kino gegangen bin um ihn mir anzuschauen.

Habt ihr Hunger?

Ich hab Frühstück gemacht. Wollt ihr Kaffee oder doch lieber Kakao zum Frühstück?

Und wo sind eigentlich dein Bruder und dieser Emil?“

Tom musste schmunzeln.

Dass seine Tante sich auch nie merken konnte, dass er Gustav, und nicht Emil, Egon oder Walter hieß.

Oder aber sie machte es mit Absicht. So ganz genau konnte er die Situation noch nicht einschätzen.

„Gustav.

Er heißt Gustav, Frau Schneider.

Ich hab keine Ahnung, wo die Beiden sind. Bestimmt zu Hause.

Sie sind ja gestern feiern gewesen.

Schlafen bestimmt noch. Und ich hätte gern einen Kaffee, wenns keine Umstände macht.“

Bill lächelte, spielte seine Rolle des unbeschwerten, glücklichen, jungen Mannes sehr gut.

Lediglich Tom durchschaute ihn. Und das schon vom ersten Tag an, und das obwohl Bill seine Rolle verdammt gut beherrschte.

Bill wollte nicht, dass irgendjemand erfährt, wie es wirklich in ihm aussah.

„Ihr seht verdammt müde aus. Schlaft noch ne Runde. Ich mach das hier schon alles. Hast heut ausnahmsweise frei, weil ich sehe, dass du wirklich versuchst, dich zu ändern, Tom. Aber nächste Woche hilfst du mir hier wieder, okay? An den Wochenenden, wenn es gut geklappt hat, kanns dann gern immer so laufen, wie es dieses Wochenende lief. Allerdings nur, wenn du dich von jeglichem Ärger fern hältst.“

Das war ein Kompromiss, mit dem Tom, wenn auch manches Mal noch zähneknirschend, leben konnte.

Okay, das mit dem Ärger… was Tante Josi nicht weiß, macht Tante Josi auch nicht heiß.
 

Nachdem beide eher schlecht als recht das gemeinsame Frühstück mit Josi und ihren Schwärmereien für einen gewissen Herrn Johnny Depp überstanden hatte, haben sie sich in Toms Zimmer zurückgezogen.

Bill setzte sich dort auf die Fensterbank, zog die Knie dicht an seinen Körper und schlang seine Arme darum, als ob er versuchen würde, sich selbst Schutz und Halt zu geben.

Tom hatte sich derweil auf sein Bett nieder gelassen, hatte ebenfalls die Knie an seinen Körper gezogen und spielte nervös mit seinen Fingern, suchte krampfhaft nach den passenden Worten um Bill zu sagen, was ihm auf der Seele brannte.

„Bill ich…ich bin nicht sonderlich gut in so etwas. Ich versteh auch absolut nicht, wie du deinen Dad nach alledem was er mit euch macht, noch so verteidigen kannst.

Okay, Gustavs Variante das Problem Daddy aus der Welt zu schaffen, ist vielleicht nicht wirklich das non plus ultra, und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wie ein Dad zu sein hat. Schließlich hatte ich nie einen.

Aber eines weiß ich; so sollte ein Vater bestimmt nicht sein.

Was habt ihr denn von ihm außer einen verdammt schlechten Ruf und öfter mal ein blaues Auge?

Sicher, der Hof, das Haus, die Hallen… das gehörte alles eurer Mum und es erinnert euch auch an sie.

Aber ist es das wert?

Ist es das wirklich wert, sich so tyrannisieren zu lassen?

Ich glaub kaum dass es eure Mutter freuen wird, wenn sie sieht, um welchen Preis ihr versucht, dass alles zu halten.“

Eben Angesprochener wandte sich nun dem Dreadhead zu.

„Du hast es doch schon gesagt. Du kannst das nicht verstehen. Du kennst uns und die Situation eben nicht. Er ist trotz alledem immer noch unser Vater.

Er ist der Einzige aus der Familie, den wir noch haben.“

„Bill, ich bitte dich! Ihr habt euch doch! Du hast Georg und er dich! Und SO WAS wie deinen Dad braucht ihr garantiert nicht!“

Tom war derweil aufgesprungen, tigerte unruhig und mit den Händen wild gestikulierend durch den Raum.

Bill schloss kurzzeitig die Augen, rieb sich mehrfach über die schmerzenden Schläfen.

„Tom ich sollte jetzt nach Hause gehen und noch ein wenig schlafen. Ich will auch nicht mehr darüber reden. Du wirst es eh nie verstehen.“

Bill erhob sich von der Fensterbank, war gerade im Begriff zu gehen als Tom ihn am Arm fest- und somit zurückhielt.

Er wollte nicht, dass Bill nun in diesem Zustand heimging.

Zumal er auch nicht wusste, wie es mit Georg aussah.

„Nicht doch. Bleib hier. Bleib bei mir. Bill, es tut mir Leid. Okay, wir reden nicht mehr darüber und pennen noch ne Runde.

Dann sieht die Welt nachher eh besser aus.

Nun komm schon.“

Zunächst noch widerwillig ließ er sich von dem Jüngeren zurückhalten und in dessen Arme ziehen. Jedoch verflog diese Abwehrhaltung sehr schnell und er merkte, dass er alles andere als allein sein wollte.

Tom zog Bill auf das große Bett, legte einen Arm um ihn.

„Schlaf jetzt. Wir werden nachher weiter sehen. Okay?“

Eben Angesprochener nickte nur, kuschelte sich an Toms Brust und schloss die Augen.

Doch Tom kam innerlich nicht wirklich zur Ruhe.

Die ganze Sache nahm ihn mehr mit, als er es sich selbst eingestand.

Seine Gedanken kreisten eine ganze Weile noch um Gustavs Worte, um Bill und natürlich auch um Georg. Darum, wie es ihm gerade ging und wie sehr er seinen kleinen Bruder doch lieben musste, wenn er all das immer und immer wieder in Kauf nahm nur um Bill zu schützen.

Doch irgendwann wurde dieses Gedankenchaos zuviel für Tom und er fiel in einen unruhigen Schlaf.
 


 

„Ich hab wirklich nichts dagegen, dass wir gleich in die Kneipe fahren und mit deinem Bruder, von mir aus auch mit Mr. Filzlaus Berlin was unternehmen aber…“

Gustav sah seinen Freund, der sich gerade aus den Federn geschält hatte, verwundert beim Anziehen zu.

Sonst war er doch immer derjenige, der Georg aus seinem mentalen Tief nach einer solchen Sache holen musste, damit er sich nicht weiter den Kopf über die Zukunft zerbrach.

„Gustav, ich habs so satt mir ständig das Hirn zu zermatern. Und ich habs auch satt, dass der werte Herr Listing da drüben im Wohnzimmer sitzt und sich von seinen Saufkumpanen feiern lässt, weil er es wieder einmal geschafft hat, mich vor ihren Augen zu vermöbeln. Den Triumph, dass ich hier liege und im Selbstmitleid versumpfe, gönn ich ihm nicht mehr.

Was der kann, kann ich schon lange.

Wo ist Bill?

Und ist der Lupo schon wieder hier?“

Gustav, der sich ebenfalls aus dem Bett bequemt hatte und sich ein frisches Shirt überzog, musste bei Georgs Worten schmunzeln.

„Der Lupo ist wieder brav an seinem Platz zwischen meinem Super Daimler und deinem Jetta.

Bill hab ich bei Tom abgesetzt. Ich dachte, dass wäre besser so.

Hach und Babe, da isst noch etwas.

Ich hab Tom gestern mal eure ‚Lebenslage’ hier mit Paps nahe gebracht.

Hat den Guten ziemlich aus der Bahn geworfen. So, du kannst mich jetzt dafür hassen. Obwohl ich genau weiß, dass du das eh nicht lange durchhältst. Aber Tom hat einfach zuviel mitbekommen.“

Georgs Augen weiteten sich.

„Du hast bitte ‚WAS’ getan? Gustav begreifst du eigentlich noch die Zusammenhänge? Was geht es ihn an?“

„Beruhig dich, okay? Ich sagte doch bereits, dass er einfach zuviel mitbekommen hat. Und ich dachte, bevor er Bill nachher mit diesen Fragen quält, sag ich es ihm. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass Toms ich mit irgendeiner dämlichen Ausrede hätte abspeisen lassen.

Georg, der Typ ist nicht auf den Kopf gefallen.“

Der Ältere schnaubte, schüttelte den Kopf.

„Okay, ich wird meinen Luxusarsch dann mal rüber zu Josi schwingen und die Beiden holen. Die wird sich ja mächtig freuen, mich zu sehen.

Fahr du derweil schon mal Richtung Kneipe, mach dich an einem Tisch breit. Wir treffen uns dann da, okay?“

Der Blonde grinste frech, zog seinen Freund dicht ans ich und versiegelte dessen Lippen mit den Seinen zu einem feurigen Kuss.

„Du gefällst mir viel besser, wenn du wütend oder leicht angesäuert bist.

Das macht dich unwahrscheinlich sexy.“

Das nervtötende Piepsen von seinem Handy wegen einer eingegangenen SMS zwang Gustav dazu, sich von seinem Freund zu lösen.

Georg musste schmunzeln, schüttelte bloß den Kopf.

„Idiot.“

Murmelte er und machte sich auf den Weg um seinen Bruder nebst neuem Spielzeug einzusammeln.

Dass Gustav das nicht mehr mitbekam, weil der Inhalt der SMS ihn stutzen ließ, bemerkte der 20 Jährige nicht.
 

Halte dich besser aus Geschäften heraus

die zu groß für einen so kleinen Möchtegern Mafioso sind.

Sergej wäre nicht begeistert,

seinen Neffen in Einzelteilen wieder zu sehen.

Wir sind gnädig und warnen dich einmal vor.
 


 

Kopfschüttelnd löschte er diese SMS.

Als wenn er sich von Jemandem, der auch noch zu feige war ihm gegenüber zu treten, einschüchtern lassen würde.

Doch dass dies ein fataler Fehler war, diese Drohung nicht ernst zu nehmen, würde Gustav bald noch erfahren müssen.
 


 

Dass Georg auch Tom dabei haben wollte, hatte den Grund, dass er ihn endlich in die Sache mit den Hardware Transportern einweihen wollte.

Immerhin brauchten sie noch einen Komplizen und er war sich sicher, dass er Tom zu dieser Schandtat überreden konnte.

Welcher 17 Jährige hätte nicht gern ein großes Stück von diesem Kuchen ab?

Schlussendlich war es auch die Situation, die Georg dazu brachte, die Sache so schnell und vernünftig wie möglich durchzuplanen.

Er wollte einfach nur in Ruhe im Haus seiner Mutter leben können und das ohne den Erzeuger.

Vielleicht könnte er seinen Vater mit einem gewissen Sümmchen dazu bringen, für immer das Weite zu suchen.
 


 

Josi war zunächst nicht wirklich begeistert, Georg im Haus zu haben. Aber nachdem Tom sie dann beiseite genommen und darum gebeten hatte, ihm noch eine zweite Chance zu geben, hatte sie sich erweichen lassen und dieses getan.

„Tante Josi bitte. Er ist nicht so übel wie alle sagen. Und du hast selbst gesagt, dass hier viel getratscht wird und nur ein viertel, wenn überhaupt, davon wahr ist.“

„Du bringst mir Tom aber heile so gegen Mitternacht heim, okay Georg?

Und gib ihm kein Alkohol. Er ist noch keine 18!“

Eben Angesprochener schaute Josephine gespielt empört an.

„Ja wo wird ich denn? Als wenn ich Tom je so etwas verleiten, geschweige denn ihm so etwas zu trinken geben würde.

Also bitte. Selbst Bill bekommt keinen Alk von mir. Und der ist schon volljährig.

Keine Bange, ich hab nen Auge auf den Kleinen hier.“

Ja, nicht nur Bill beherrschte die Kunst des Schauspielens gut.

Schließlich hatte er einen guten Lehrer.

Zusammen verließen die Drei, nachdem Tante Josi sie nochmals ermahnt hatte, das Haus.

Bill hatte sich derweil wieder berappelt und lächelte seinen großen Bruder an.

„Alles okay soweit?“

„War es je anders, Kurzer? Als wenn er mich jemals klein bekommt.“
 

Als Georg, Tom und Bill die kleine Dorfkneipe betraten, saß Gustav schon vor seinem, mittlerweile dritten Bier und umgarnt von zwei jungen, weiblichen Dorfschönheiten in der hintersten Ecke des Raumes.

„Oops. Muschis.“

Tom schaute kurz zu Georg, dessen Mine sich verfinsterte.

Zielstrebig steuerten sie den Tisch an.

„Mädels. Nix zu tun heute? Tja, schade. Wir wollen auch nicht mit euch spielen.

Und ER ganz bestimmt nicht. Also macht nen Abflug. Hier, habt ihr zwei Euro, kauft euch nen Eis oder geht den Stallburschen vögeln. Aber hier seit ihr falsch. Adios!“

Beleidigt und unter eher gedämpften Protest räumten die Zwei das Feld.

„Das du mir auch jeden Spaß verderben musst. Wär bestimmt noch lustig geworden.“

Mit einem gewissen Grinsen auf den Lippen nahm Gustav einen großen Schluck von seinem Bier.

„Schatz, merkst du eigentlich noch was? Hallo?

Das waren Muschis!“

Doch bevor Georg sich noch weiter aufregen konnte, kam auch schon der Wirt um die Bestellung von vier Bier aufzunehmen.

Ohne sich weiter aufzuregen kam Georg dann auch direkt auf den Punkt und erklärte Tom genau, was er, Gustav und Bill vorhatten.

Die Augen des Dreadheads wurden bei jedem Wort, das der Ältere sprach, immer größer.

Doch bevor er sich dazu äußern konnte, stürmte Tante Josi, sichtlich außer Atem, in die Kneipe.

„Georg! Bill! Eure Halle, Scheune, was auch immer, da wo ihr immer an den Autos rumbastelt, steht in Flammen!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  mademoiselle_a
2008-11-23T20:01:10+00:00 23.11.2008 21:01
aiii
wieder so toll.. xDDDD

maaa ich das lieben
ich seien größter Fan
mein deutsch is beste

love u violetüü
Von:  Ito-chan
2008-11-21T23:14:53+00:00 22.11.2008 00:14
So und zum vierten Mal für heute...
Lucy... ich glaubs nicht, wo is Kapi 9 und darf ich den Vater killen?
Ja, danke...
*mal eben die Leiche einbetoniert*
So also mal vorab... Du hast nen klasse Spannungsbogen. Ich lese echt ungern TH FFs, aber die is genial ^^
*grinst*
Ich mag sie voll ^^
Und vor allem, wenn es so spannend und so klasse gemacht ist. Es kommt irgendwie keine Langeweile auf ^^


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