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House Of Death

unsterbliche Liebe
von

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Das Schloss

Noch eine Weile hatte Liam einfach dagesessen und seinen Tränen freien Lauf gelassen. Dann wischte er sich kurz mit dem Handrücken über die Augen und blinzelte die letzten Tränen weg, ehe er den Brief wieder in den zerknitterten Umschlag zurückpackte und sich den Schlüssel um den Hals hängte.

Zufrieden betrachtete er sein Ebenbild im Spiegel und befand den Schlüssel als sehr passend zu seinem Outfit.

Tiefe Dankbarkeit und Ruhe erfüllten ihn. Es war, als hätte der Brief seines Urgroßonkels alle Last Trauer und jeglichen Druck von seinen Schultern genommen, jedenfalls für den Moment, doch das reichte ihm vollkommen. Liam fühlte sich frei wie schon lange nicht mehr. Vielleicht lag es auch mit daran, dass ihm etwas Wunderbares vererbt worden war.

Ein Schloss, dachte er leicht verträumt. Vielleicht sollte ich es mir mal ansehen?

Er sah zu dem wieder eingepackten Brief. „Nein“, berichtigte er sich. „Ich muss es mir ansehen!“ Daraufhin erfasst ihn eine Welle Geschäftigkeit, dass Liam nur so durch die Gegend flitzte. Er suchte sich alles Mögliche zusammen: Schuhe, Jacke, Rucksack. Er hielt kurz inne. Ob er alleine gehen sollte? Immerhin war ein Tagesmarsch nicht etwa bis zum Supermarkt und zurück. Und zweitens ging es durch den Wald. Nicht, dass Liam Angst alleine im Wald hatte. Es war nur sicherer. Man konnte ja auch irgendwo in einen Graben oder so fallen und sich etwas brechen! Auch wenn diese Vorstellung ziemlich übertrieben war, so war sie doch realistisch. Und Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Augenblicklich war er am Telefon und wählte mit flinken Fingern die Nummer seines besten Freundes. Innerlich begann Liam schon zu lachen. Er konnte sich genau vorstellen, wie Eichi, sein bester Freund, reagieren würde.

Nach beinahe 5 Minuten Wartezeit, Liam war es bereits gewohnt, meldete sich eine sehr verschlafen klingende Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Ja..?“

„Guten Morgen Eichi!“, flötete Liam und unterdrückte ein Lachen.

Eichi war ein Morgenmuffel sondergleichen. Wirklich wach wurde er immer erst, wenn es bereits Mittag war. „Liam?“, es hörte sich an, als würde er gleich wieder einschlafen, wenn er nicht schnell eine Antwort bekäme. „Wer denn sonst, Schlafmütze! Oder wartet noch jemand die Zeit ab, bis du ans Telefon geschlurft kommst?“ Als Antwort kam ein leises Grummeln.

„Was willst du? Du rufst doch sicher nicht an, um mir mal wieder mitzuteilen, was für ein Langschläfer und Morgenmuffel ich bin und dass ich gefälligst früher ins Bett gehen soll, anstatt später aufzustehen, oder?“

Liam lachte und zog sich einen Stuhl heran, auf dem er sich niederließ.

„Nein, ich hab etwas viel Besseres! Und zwar habe ich eben einen Brief von meinem Urgroßonkel bekommen, der mir mitteilte, dass er mir ein Schloss vererbt hat. Und jetzt wollte ich...“

„Moment mal!“, unterbrach Eichi ihn. Er schien mit einem Mal hellwach zu sein.

„Du...du hast WAS vererbt bekommen? Ein Schloss??“

Man hörte eine leichte Fassungslosigkeit in seiner Stimme, was Liam veranlasste breit zu grinsen.

„Sieht so aus. Und das wollte ich mir jetzt ansehen. Es soll etwa einen Tagesmarsch von hier entfernt liegen. Zur Schule werde ich heute eh nicht gehen. Und da wollte ich dich fragen...“

„Ob ich nicht mitkommen kann, nicht wahr?“, beendete Eichi den Satz und seufzte hörbar.

„Genau!“ Liam grinste immer noch breit.

„Und nicht nur das: es liegt auch noch mitten im Wald!“ Damit war die Katze aus dem Sack.

Am anderen Ende der Leitung war es ruhig.

Zu ruhig.

So ruhig, dass Liam sich schon beinahe Sorgen machte, Eichi könnte in Ohnmacht gefallen sein.

„Eichi? Bist du noch dran?“, fragte er leicht unsicher. Da hörte man ein leises Röcheln. „Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“, fragte eine krächzende Stimme.

Eichi hasste den Wald. Er hasste ihn so sehr, dass er schon mehrere Male beinahe umgekippt war, als bei verschiedenen Anlässen in den Wald gegangen werden sollte.

Liam wusste das natürlich, doch es bereitet ihm irgendwie immer wieder Spaß, Eichi so einen Schock zu versetzten. Auch wenn man so etwas wohl für gewöhnlich als bester Freund nicht tat.

„Ähm...doch?“, meinte er also nur unschuldig. Eichi hustete. „Du weißt doch, wie sehr ich den Wald hasse! Und da fragst du mich so etwas?? Bist du verrückt geworden?“

„Meines Wissens noch nicht, aber das kann sich ja noch ändern.“, sagte Liam schlicht.

„Ich frage nur, weil ich habe niemanden sonst, den ich fragen könnte und...na ja...alleine ist mir das doch etwas zu...unsicher, verstehst du?“ Keine Antwort.

„Ich meine, ich habe ja keine Angst da alleine hin zu gehen, doch was ist, wenn ich mich irgendwie verletze, in den Graben rutsche, mir was breche...?“

Liam hatte sich schon alle möglichen Argumente zusammengelegt und er konnte sie gut und gerne alle aufzählen, allerdings hoffte er, dass Eichi vorher zustimmen würde. Er wusste nämlich auch, dass Eichi ihn wie einen kleinen Bruder beschützen wollte und so würde er sicher nicht wollen, dass ihm etwas zustoßen würde.

Liam setzte erneut an, doch Eichi hielt ihn auf.

„Ist ja schon gut, ich komme mit! Wann willst du los?“

Liam überlegte. „Hm…ich denke mal...da morgen das Wochenende beginnt und so...wie wäre es, wenn wir uns in einer Stunde bei mir treffen? Meinst du, das schaffst du?“

Gequält stöhnte Eichi auf. Er hätte sich lieber wieder in sein Bett verzogen und wäre so lange liegen geblieben, bis die Sonne langsam wieder unterging, doch das wurde ihm ja leider verwehrt. Denn er befürchtet, dass Liam zur Not auch ohne ihn losgehen würde, auch wenn er ihn jetzt gefragt hatte, ob er ihn begleiten würde. So konnte er Liam nichts abschlagen.

„Okay...in einer Stunde. Bis denn!“ Und schon hatte er aufgelegt.

Liam lehnte sich erst einmal auf dem Stuhl zurück und begann zu lachen.

Es war doch immer wieder ein Spaß!

Dann machte er sich allerdings daran, seine Ausrüstung zu vervollständigen und beinahe genau eine Stunde später stand Eichi mit Regenwetter-Mine, aber fertig und halbwegs wach vor seiner Tür.
 

Der Weg durch den Wald war nicht so schlimm wie gedacht.

Zwar gab es nicht wirklich einen befestigten Weg und so gingen sie einfach den Trampelpfaden nach, doch sie kamen gut voran. Auch wenn Eichi die ganze Zeit über Kommentare von sich gab, wie schlimm der Wald doch wäre und dass man doch besser eine Straße hätte bauen sollen, als die paar Bäume hier stehen zu lassen.

Liam ließ sich daran jedoch nicht stören, da er es ja bereits gewohnt war und zum anderen hatte er beim Zusammenpacken noch eine für ihn höchstinteressante Entdeckung gemacht.

In einer Schublade einen ziemlich alten Schrankes, der einmal von seinen Eltern benutzt worden war, jetzt allerdings nur staubend in der Gegend rum stand, hatte er eine vergilbte Karte gefunden, auf der so etwas wie der Weg zum Schloss eingezeichnet worden war.

Scheinbar hatte sein Vater diese Karte besessen und vielleicht sogar einmal daran gedacht, das Schloss aufzusuchen. Oder vielleicht hatte er es schon einmal betreten?

Auf jeden Fall hatten seine Eltern eine Karte besessen und diese hatte Liam jetzt gefunden.

Während sie also durch den Wald liefen, studierte Liam die Karte genau.

Gegen Mittag machten sie eine kurze Pause um zu verschnaufen.

Als es dann weiterging wurden Eichi´s Kommentare zum Wald auch schon weniger.

Vielmehr hörte man nur noch „Wann sind wir da?“ und „Wie lange noch?“.
 

Langsam ging die Sonne unter, und dann ganz plötzlich blieb Liam wie angewurzelt stehen.

Sein Blick starr geradeaus gerichtet.

Verdutzt fuchtelte Eichi mit einer Hand vor seinem Gesicht herum.

„Hey! Liam? Alles in Ordnung?“

Doch Liam reagierte gar nicht wirklich. „Schau mal da vorne“, wisperte er und ging dann weiter.

Immer noch verwirrt sah Eichi in dieselbe Richtung und erstarrte ebenfalls.

Sofort war er neben Liam, der vor Aufregung Sommersprossen bekommen hatte und sein Tempo immer mehr steigerte.

Schließlich rannten beide nur so und nach etwa 500 Metern blieben sie mit offenem Mund und völlig außer Atem stehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Haine_Togu
2008-08-02T13:14:59+00:00 02.08.2008 15:14
Huhu^^
Na, jetzt wirds langsam wirklich spannend!!! ^.-
Eichi klingt ja auch ganz toll!! *lach* Ein richtig schöner Morgenmuffelt, aber die zwei als Freunde sind schon was. Der eine meckert und der andere hört zu!! *g*
Ich kann mir ja schon fast vorstellen wie die zwei vor so einem riesigem alten Schloß stehen, und es anstarren!!! Bin ja schon mal gespannt wie es ausschaut!!^^
War auch wieder sehr schön geschrieben!!
Macht weiter so!! ^o^
Grüßle
eure Haine-chan <3
Von:  bacino
2008-08-01T21:26:19+00:00 01.08.2008 23:26
hey, hab grad deine ff entdeckt, und finde, wenn auch bis jetzt noch nich sooo viel passiert ist, sie schon spannend, weil ich denke dass sie noch einiges bereit hält. deinschreibstil gefällt mir und die charaktere auch, ich kann mich sehr mich eichi identifizieren was das lange schlafen angeht... meine beste freundin hat es sich zum hobby gemacht bei mir "früh" anzurufen um mich zu wecken, das hat mich sehr daran erinnert xD
freu mich sehr auf weitere kapitel und hoffe dass du noch viele kommis kriegst. es sind noch viel zu wenige^^


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