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House Of Death

unsterbliche Liebe
von

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Das Erbe

Draußen war das Geräusch des klappernden Briefkastens zu hören, als der Postbote einen ganzen Stapel unwichtiger Werbungen, Rechnungen und anderen banalen Dingen hineinschob. Mit einem Klack ließ er die kleine rote Fahne aus Plastik in die Höhe schnellen. Müde blickte Liam aus dem Fenster und beobachtete das Geschehen. Es war gerade halb sechs. Normalerweise eine für ihn unmenschliche Zeit, aber seit Monaten fand er keinen richtigen Schlaf mehr. Entweder lag er stundenlang wach, ohne ein Auge zuzumachen, oder er hatte plagende Albträume. Der Tod seiner sämtlichen Familie nahm ihn immer noch sehr mit und beschäftigte ihn, was sich in seiner nächtlichen Ruhe zeigte. Unzählige Male war er schweißgebadet aufgewacht, hatte sich für paranoid erklärt, wenn er Stimmen hörte, die ihn an die seiner Eltern und seiner Schwester erinnerten. Mit seinen knappen 17 Jahren hatte er es oft mit dem Ordnungsamt zu tu, welches immer wieder versuchte, ihn aus dem Haus zu bekommen. Schließlich war er noch minderjährig und wohnte alleine, da hatte es schon des Öfteren Ärger gegeben. Entweder wollten sie ihn in eine Pflegefamilie stecken oder ins Heim, aber stets hatte er sich wehren können. Mit einfachen Tricks konnte er das Ordnungsamt stets davon überzeugen, dass es ihm gut ging. Leider war das jedoch nicht der Fall. Wenn es gar nicht ging schwänzte er die Schule und fehlte dann für ein paar Tage. Kränklich war Liam eigentlich nie gewesen, aber seine seelische Verfassung machte auch seinem Körper zu schaffen.

Gelangweilt strich er sich die weichen, rot-braunen Haare aus der Stirn. Gedankenverloren zupfte er an ihnen um, während er abwog, die Post reinzuholen, oder es zu lassen. Ohne zu einem Entschluss gekommen zu sein stand er auf und machte sich einen starken Kaffee, um nicht vor Müdigkeit einzuschlafen. Er setzte heißes Wasser auf und lehnte sich an die Theke, ohne den Blick von dem unberührten Briefkasten zu nehmen. Die Sonnenstrahlen fielen matt und trübe durch das kleine Fenster und erhellten den Raum. Es war nicht sehr dreckig, das Ordnungsamt- oder war es das Sozialamt? -hatte es sich nicht nehmen lassen, ihm eine Putzfrau zukommen zu lassen, die das nötigste erledigte. Überflüssig, so empfand es Liam. Er war sehr gut in der Lage das Haus in Ordnung zu halten.

Inzwischen kochte das Wasser in der Kaffeemaschine und durchbohrte die zähe Stille. Mit steinernem Blick sah Liam erneut zum Briefkasten und fasste den Entschluss, die Post zu holen. Lustlos stieß er sich von dem Küchenschrank ab und ging zur alten Holztüre, deren Schloss kaum noch funktionierte. Mit fliegenden Fingern schob er den verrosteten Riegel zurück und öffnete mit einem Knarren die Türe. Die Wärme des Frühlingsmorgens und das Licht ließen ihn einen Moment an der Stelle verharren, ehe er die groben Steinplatten zwischen dem hohen Gras entlang ging. Unachtsam trat er einen kleinen Stein beiseite. Den alten Riegel- komischerweise klemmte er nur beim runtermachen –zerrte er halbwegs nach unten. Mit seinem Werk unzufrieden hämmerte er darauf ein, bis er abbrach. Mit unschuldigem Blick hob er diesen auf und steckte ihn in die Hosentasche.

Was soll´s. dachte er sich.

Ungeschickt zog er die Briefumschläge aus dem seiner Meinung nach viel zu kleinen Gehäuse und begutachtete den Stapel. Mindestens die Hälfte davon waren Rechnungen. Der Rest waren entweder Abmahnungen oder Briefe vom Sozialamt. Mit schleppenden Schritten ging er zurück zum Haus. Die Eingangstüre schob er mit einem Fuß zu und ging weiter zum alten Holztisch. Dort legte er neben einem anderen Stapel die Briefe nieder. Bevor er sich setzte nahm er sich eine Tasse aus dem Schrank und schenkte sich Kaffee ein. Ohne Milch, geschweige denn Zucker hineinzutun nahm er einen Schluck. Dann ging er zurück zum Tisch und setzte sich auf einen der ebenso alten Stühle. Nacheinander begutachtete er seine Post. Der älteste Brief war gute drei Wochen dort drin gewesen. Schnell hatte er den Haufen in drei weitere aufgeteilt. Einer mit Rechnungen und Abmahnungen, ein weiterer mit Werbungen und der Letzte bestand aus Briefen von verschiedensten Ämtern. Den mit der Werbung schob er gleich vom Tisch aus in den daneben stehenden Mülleimer. Dass es in einer abgelegenen Gegend wie dieser zu so viel Reklame kam, war ihm schleierhaft. Anschließend widmete er sich dem Haufen mit den Rechnungen. Geschickt öffnete er einen Brief nach dem anderen und stellte fest, dass sich viele Abmahnungen wiederholten. Nicht mehr lange und seine Frist wäre abgelaufen. Da musste er wohl mal wieder die nächste Bank- wohl gute fünf Kilometer entfernt –besuchen und einen Massenauftrag geben. Seltsam, das übernahm niemand für ihn.

Als er auch diesen Stapel sorgfältig auf zwei Briefe reduziert hatte, widmete er sich dem Dritten.

„Was die wohl diesmal von mir wollen…“, murmelte er und nahm den ersten Brief in die Hand. Nach dem öffnen stellte er fest, dass er einen Zuschuss von 100 Euro bekam, aufgrund der nachlässigen Arbeit des Hausmädchens. Liam lachte. Diese dumme Kuh hatte hier wirklich mehr Zeit damit verbracht ihn anzuhimmeln, als den Besen zu schwingen.

„Kleines Miststück.“, lachte er wieder und stellte sich gerade vor, wie auch das Sozialamt bei ihr seine Spuren hinterließ. Gespannt, ob er noch mehr Geld bekommen würde nahm er den zweiten Brief. Dieser jedoch stellte die monatliche Anfrage auf seinen Einzug ins Heim.

Wann begreifen die es endlich? Fragte er sich in Gedanken und zerriss die Nachricht kurzerhand, ehe er sie wegwarf.

Nach einer Weile hatte er nur noch einen Brief übrig. Das war keiner vom Ordnungsamt, soviel stand fest. Er war ihm DIN A4 Format, was sehr untypisch war. Durch den sperrigen Raum seines zerbeulten Briefkastens war auch dieser Briefumschlag nicht ungeschadet davongekommen. Jedoch war er nicht so beschädigt, das man den Absender nicht hätte lesen können. Es war keine Adresse angegeben, nur der Name.

„Hiroshi Hanamori.“, las Liam laut vor. Wie konnte das denn sein? Waren nicht alle seine Verwandten verstorben oder vermisst? Anscheinend hatte er doch noch einen entfernt verwandten Großonkel oder so etwas in der Richtung. Sichtlich interessiert öffnete er den Umschlag und zog dessen Inhalt raus. Es waren mehrere von Hand geschriebene Blätter. Der Umschlag war jedoch noch nicht leer. Er schüttete den Rest heraus.

„Hm? Ein Schlüssel?“, fragte er verwundert und hatte schon eine Vorahnung. Der Schlüssel war an einer golden glänzenden Kette befestigt, dass man sich ihn um den Hals hängen konnte.

Ohne zu zögern nahm er den Brief. Sein Herz begann schon bei den ersten zwei Worten schneller zu schlagen.

„Geliebter Liam“

Automatisch nahm er einen weiteren Schluck von seinem Kaffee, wendete den Blick dabei nicht von dem abgegriffenen Papier. Wahrscheinlich war derjenige sich nicht sicher gewesen, ob er den Brief abschicken sollte. Mit schnellem Puls verfolgte er die weiteren Zeilen.

„Du wirst es sicher nicht für möglich gehalten haben, aber du bist nicht das Einzige Mitglied der Familie Hanamori. Ich bin Hiroshi, dein Urgroßonkel väterlicherseits. Ich kenne dich schon, seit du auf der Welt bist, wahrscheinlich erinnerst du dich nur nicht an mich.“

Urgroßonkel väterlicherseits… warum hatten seine Eltern ihm nie von seinem Onkel erzählt? Hatten sie etwas zu verheimlichen? Liam wurde schlecht bei dem Gedanken, dass seine Familie ihm verschwiegen hatte, dass er doch noch einen weiteren Verwandten hatte. Und das, wobei sie eine innige Beziehung hatten! Nachdem der Schwall der Übelkeit abgeklommen war, richtete er seinen Blick wieder auf den Brief in seinen inzwischen zittrigen Händen.

„Ich bin mir nicht sicher, ob Sato und Liriell dir von mir erzählt haben, aber es würde mich wundern, wenn du von mir wüsstest. Aber glaube mir, Liam, sie hatten ihre Gründe.

Wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast, schreibe ich diesen Brief nicht, weil ich plötzlich der Meinung bin, du müsstest mich kennen lernen. Ich habe einen bestimmten Grund.“

Hier war ein großer Tintenfleck auf dem Papier. Was war da los gewesen? Warum hatte er so viel Abstand gelassen, bis er weiter schrieb? Vielleicht hatte Hiroshi lange nachgedacht, ehe er weiter schrieb.

„Ich weiß, was mit deinen Eltern passiert ist. Und ich weiß auch über das Unglück deiner Schwester Bescheid. Wenn man solch eine kleine Familie hat, wird kein Mitglied vergessen…“

Liam schluckte, als er diese Sätze las. Glücklicherweise konnte er die schmerzhafte Erinnerung an die Geschehnisse verdrängen, ehe er zusammenbrach.

„Es tut mir von Herzen Leid, dass ich dir erst jetzt schreibe, so kurz vor meinem Tod. Ich spüre, dass mein Leben zu Ende geht. Aber ich habe, genau wie du, niemanden mehr, an den ich mich hätte wenden können. Durch Zufall habe ich in einem alten Brief von Sato deinen Namen gelesen. Er hat mir kurz nach deiner Geburt diesen Brief geschrieben. Du musst wissen, dass mein Gedächtnis sehr schlecht ist, überall sind Lücken, die ich mir gerne wieder füllen würde.

Aber das geht natürlich nicht.

Ich hatte Glück, dass ich den Brief las, denn ansonsten käme es jetzt nicht hierzu.

Ich lebe schon lange nicht mehr dort, wo ich gerne würde. In einem alten Schloss, vielleicht einen Tagesmarsch von deinem Haus entfernt. Aus Gründen, die jetzt zu kompliziert wären zu erklären, hat man mich davon weggebracht. Jedoch das Schloss ist immer noch in meinem Besitz.“

Ein Schloss hier in der Nähe? Warum wusste er nur nichts davon? So langsam hatte er das Gefühl, seine Eltern hatten ihm- vielleicht auch seiner Schwester Haine –vieles nicht erzählt. Oder sie hatten nur auf den richtigen Augenblick gewartet. Dazu war es dann aber wohl nie gekommen.

„Ich habe mich deswegen entschlossen, dir in meinem Testament den Besitz des Schlosses zuzuschreiben. Ich weiß, du dürftest erst 16, vielleicht inzwischen 17 Jahre alt sein, aber du bist nun mal der Einzige Mensch, dem ich noch vertrauen könnte. Wem sonst sollte ich meinen einzigen wertvollen Besitz vermachen?

Meine anderen Besitztümer sind entweder schon verloren gegangen, oder befinden sich noch dort, in meiner alten Heimat. Du wirst vielleicht nichts damit anfangen können, also nehme ich es dir nicht übel, wenn du die Sachen verkaufst. Jedoch bitte ich dich, wenigstens einmal hinein zu gehen und dir deine Familie anzusehen. Dort hängen noch unzählige Bilder, Bücher und Besitztümer deiner schon lange verstorbenen Familie. Ich wünschte, ich könnte dir alles persönlich zeigen, aber dazu ist es zu spät.“

Wieder waren ein paar Tintenflecke auf dem Papier. Auch die Schrift wurde immer undeutlicher. Für ihn war es wahrscheinlich anstrengend, einen solchen Brief zu verfassen. Langsam fühlte er sich mit seinem Urgroßonkel verbunden. Er hatte so viel Liebe in die Worte gelegt, es war unglaublich.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird mein Leben bereits ein Ende gefunden haben, wenn du das hier liest. Ich habe wirklich lange gebraucht, bis ich mich erst einmal dazu gerungen hatte, dir diesen Brief zu schreiben.

Bitte mache dir keine Gedanken darüber, warum du bist jetzt wahrscheinlich noch nichts von dem Erbe wusstest, was deinem Vater zugestanden hätte. Ich möchte nicht, dass du dich durch meine Nachricht verantwortlich für unsere gesamte Familie fühlst, das wäre nicht gerecht Ich will nur, dass du über das Bescheid weißt, was wir den wertvollsten Besitz unserer Familie nennen. Seit bald einem Jahrhundert ist das Schloss in unserem Besitz und es wäre wirklich schön, wenn auch du einmal dort gewesen wärst.

Das ist mein letzter Wunsch, meine letzte Bitte an dich.

Ich weiß, es ist viel verlangt. Aber ich bin sicher, du verstehst meine Gründe und auch die deiner Eltern. Wenn ich nur wüsste, wie es dir geht.

Es tut mir so Leid, dass du von nun an alleine durch dein Leben gehen musst. Das hast du bei weitem nicht verdient. Ich erinnere mich noch vage an früher, als du noch ein kleiner Junge warst. Immer offen, ehrlich, fröhlich und aufgeweckt. Auch deine innere Stärke war unverkennbar. Wir waren alle so stolz auf dich. Und ich bin es immer noch. Es würde mich freuen, wenn ich dir mit meinen letzten Worten einen Einblick in das geben konnte, was du hoffentlich noch weiter erfahren wirst.

In meinem jetzigen leben werde ich gut auf dich Acht geben, genau wie deine Eltern und deine Schwester Haine. Mein Herz erfüllt sich mir Freude, wenn ich daran denke, sie alle wieder zu sehen.

Den Schlüssel zu unserem Schloss habe ich dir dazu gelegt. Trage ihn immer an deinem Herzen.

Ich wünsche dir von nun an viel Glück bei deinem Weg des Lebens. Ich bin sicher, du erreichst deine Ziele. Du hast es so sehr verdient.
 

In Liebe

Dein Urgroßonkel Hiroshi Hanamori“
 

Die letzten Zeilen hatte Liam kaum noch lesen können. Alles war verschwommen vor seinen Augen, es brannte. Ohne es selbst zu merken liefen Liam die tränen die Wangen runter, fielen auf den Schlüssel, den er an sein Herz gepresst hielt.

„Danke…“, flüsterte er.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Haine_Togu
2008-07-29T18:46:40+00:00 29.07.2008 20:46
Huhu^^
Und da bin ich schon!! *kicher*
Also an dem Schreibstil und so kann es wirklich nicht liegen, es ist wieder total suuuuper geschrieben!! Wieso den keine Kommis??? Oo
Der Brief war wirklich toll. Der Onkel hat ihm damit etwas sehr schönes gegeben, finde ich. Das Gefühl, dass er nie allein sein wird, dass jemand auch in seiner letzten Stunde noch an ihn gedacht hat, und jetzt auch noch ein Erbe, dass ihn immer an seine Familie erinnern wird!^^
Der Kleine hat es ja echt nicht leicht, wenn er sich um all die Dinge jetzt allein kümmern muss, das Sozialamt andauernd was möchte, und alles andere. Kein Wunder, dass ihm das alles etwas zu viel ist, dass er nicht schlafen kann und alles!! ^.-
Ui, seine Sis hieß Haine??? Das ist ja ein Zufall!! *g*
Find ich ja toll^^
Und das Kap war auch toll, klingt doch richtig interessant, und scheint auch ein paar schöne Familiengeheimnisse zu beinhalten!^^
*knuddel*
Haine-chan <3
Von:  Selkie
2008-07-09T11:42:55+00:00 09.07.2008 13:42
WOOAS! Noch kein Kommi ;___;
Dabei hassu das Kapi doch soooo tollig gemacht
>___< *protestier*
xD beosnders unser lieber Liam *in anpoke*
Also mach ich jetzt das erste kommi!
°___°" *schmoll*
Ist suppa-krassös geworden ^^~+
wird sicher noch toller *hust*
wenn meine kapis die story nich versauen xD


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