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Break the Rules

[Zibbs]
von

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Rule No. 36: Erwarte immer das Unerwartete

Tony sah den Chefermittler erwartungsvoll an, als dieser zurück zu den Schreibtischen ging. Gibbs sagte jedoch kein Wort und aufgrund seines wütenden Gesichtsausdrucks fragte der Italiener auch nicht nach, sondern warf nur einen verwirrten Blick zu McGee, der das ganze mit einem Schulterzucken kommentierte. Es dauerte noch eine Weile, bis Ziva zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehrte. Ohne jemanden anzusehen setzte sie sich an ihren Schreibtisch und nahm die Arbeit wieder auf. Nicht einmal Tony traute sich jetzt noch nachzufragen, was passiert war und wieso sie so lange zum Kaffee holen gebraucht hatte. Nachdem Gibbs die fertigen Berichte bei der Direktorin abgeliefert und noch einige mehr oder weniger wichtige Dinge mit ihr besprochen hatte, war Zivas Arbeitsplatz schon wieder leer.

Fragend blickte er DiNozzo an. „Wo ist Ziva?“ „Ach weißt du Boss, sie fühlte sich nicht gut…. außerdem ist eh gleich Feierabend, meinst du nicht, da können wir auch schon mal Schluss machen?“ Gibbs seufzte. Ziva machte es ihm wirklich nicht leicht. Nach einem prüfendem Blick auf die Uhr antwortete Gibbs: „Ich werde Schluss machen, du erledigst noch die restlichen Akten!“ „Aber Boss!“, protestierte Tony lautstark und sprang auf. „Das dauert doch noch ein paar Stunden!“

„Ich weiß.“, meinte Gibbs, als er seine Sachen zusammenpackte. „Du hast ja auch noch ein bisschen was nachzuarbeiten, so oft wie du in letzter Zeit schon wieder zu spät gekommen bist.“ Ein strenger Blick reichte aus, damit sich Tony zurück auf seinen Stuhl fallen ließ. Missmutig machte er sich wieder an die Arbeit, während sein Boss das Büro verließ. Das Date für diesen Abend konnte er wohl vergessen. Er wollte gar nicht drüber nachdenken, was passieren würde, wenn die fertigen Akten am nächsten Morgen nicht auf Gibbs Schreibtisch liegen würden.

Inzwischen war Gibbs nach Hause gefahren. Müde warf er seine Jacke über einen Stuhl, machte sich dann einen Kaffee und ging wie jeden Abend hinunter in den Keller. Als er die Treppe hinunter stieg, betrachtete er einen Moment lang nachdenklich das Bootsskelett und machte sich dann fast automatisch an die Arbeit. Die Bewegungen waren ihm inzwischen so vertraut, dass er das Boot wohl schon fast im Schlaf bauen konnte. Er brauchte sich nicht sehr zu konzentrieren, sondern konnte einfach mal die Gedanken schweifen lassen. Und wie sollte es auch anders sein, dachte er an diesem Abend an Ziva. Sie hatte sich so schnell in das Team eingefunden und die Arbeit mit ihr war schon nach einigen Wochen zur Routine geworden, sodass er es anfangs gar nicht gemerkt hatte, wie wichtig sie für ihn geworden war.

Er brauchte sie einfach in seinem Team. Er brauchte ihr Lächeln, wenn sie ihm zu Beginn eines neuen Tages einen Guten Morgen wünschte. Er brauchte ihre kleinen Sticheleien mit Tony, ihren rasanten Fahrstil auf den Weg zu den Tatorten, den Anblick ihrer glänzenden schwarzen Locken, wenn er sie an ihrem Schreibtisch bei der Arbeit beobachtete. Er konnte sich den Tagesablauf nicht mehr ohne sie vorstellen. Selbst wenn sie nur mal einen Morgen fehlte, wegen einem Arztbesuch zum Beispiel, kam ihm das Büro ungewohnt leer und trist vor. Einfach nur langweilig. Umso mehr freute er sich jedes Mal, wenn sie dann schließlich aus dem Aufzug trat und mit dem Lächeln, das er so liebte, zu ihrem Arbeitsplatz ging.

Langsam hielt Gibbs in der Bewegung inne und schüttelte leicht den Kopf. Was machte er eigentlich noch hier, warum verschwendete er noch Zeit mit Nachdenken, anstatt endlich zu handeln? Sein Boot konnte warten, für ihn gab es jetzt wirklich wichtiges! Entschlossen warf er die Werkzeuge beiseite und ging, oder rannte schon eher, die Treppen hinauf. Und schon saß er im Auto auf dem Weg zu Zivas Wohnung.
 

Gibbs parkte nur ein paar Meter von ihrer Haustür entfernt. Das Motorengeräusch erstarb. Nachdenklich blickte er hinaus in die Dunkelheit und stellte erleichtert fest, dass er Ziva nicht schon wieder verpasst hatte: ihr Auto stand direkt vor dem Haus und in einem der Zimmer brannte Licht. Etwas zögernd nahm er das chinesische Essen, das er vorher besorgt hatte, um nicht mit ganz leeren Händen dazustehen und ging auf die Haustür zu. Er drückte den runden Klingelknopf, aber niemand öffnete. Mit gerunzelter Stirn klingelte er nochmals und wartete. Anfangs war wieder nichts zu hören, doch dann wurde die Tür einen Spalt geöffnet.

Ziva blickte ihn überrascht an. „Hey.“, begrüßte Gibbs sie. „Ich dachte, du möchtest vielleicht etwas essen?“ Er hob die Tüten hoch, die er in den Händen hielt, von denen bereits ein verführerischer Duft ausging. Ziva, völlig überrumpelt, zögerte einen Moment und ließ ihn dann wortlos hinein. „Warum bist du gekommen?“, fragte sie, als sie die Tür hinter ihm wieder schloss und mit ihm den Flur entlang ging.

„Ich wollte nur nachsehen, wie es dir geht. Tony sagte dir…“ Gibbs stockte, als er Ziva in der Küche endlich bei vollem Licht sehen konnte. Ihre Augen waren gerötet, das Make-up leicht verschmiert: es war offensichtlich, dass sie geweint hatte. Er hatte mit vielem gerechnet, doch das überraschte ihn trotzdem. Es war zwar klar für ihn gewesen, dass irgendetwas nicht stimmte, aber dass ausgerechnet Ziva deswegen Tränen vergießen würde, das hatte er nicht erwartet.

Ziva bemerkte seinen Blick, wandte sich schnell ab und holte Geschirr und Besteck aus den Schränken. „Es geht mir gut, du hättest nicht herkommen müssen.“, meinte Ziva und Gibbs hätte am liebsten laut aufgelacht, es war schließlich eindeutig, dass eher das Gegenteil der Fall war. Ohne ein Wort folgte er Ziva ins Wohnzimmer und setzte sich ihr gegenüber in den Sessel. Langsam begannen sie zu Essen. Der Chefermittler schwieg, in der Hoffnung die junge Israeli würde ein Gespräch beginnen, doch Ziva sah ihren Boss nicht an und schien vor allem nicht mit ihm ins Gespräch kommen zu wollen.

Irgendwann legte dieser dann das Besteck beiseite. „Ziva… du weißt, du kannst mir und dem Team vertrauen.“ Ziva sah ihn an und nickte. „Ja, das weiß ich.“ „Warum tust du es dann nicht?“ Sie schwieg eine Weile, bevor sie antwortete. „Du weißt, dass mir das schwer fällt. Ich habe es beim Mossad nun mal nicht anders gelernt. Außerdem… mein Vertrauen wurde schon zu oft missbraucht.“

„Ari?“, fragte Gibbs nach einer kurzen Pause und Ziva nickte langsam. Wie immer wenn sie daran dachte, fiel es ihr schwer, die Trauer um ihren Bruder zu verstecken, auch Gibbs entging das nicht. Er stand von dem Sessel auf und setzte sich neben sie auf die Couch. „Bereust du es, ihn getötet zu haben?“, fragte er leise. Diese Frage hatte er sich schon so oft gestellt, jetzt endlich hatte er es geschafft sie zu stellen. Er beobachtete, wie Ziva unsicher den Kopf schüttelte. „Es wäre nicht richtig gewesen, hätte ich anders gehandelt.“ „Das beantwortet aber nicht meine Frage.“ Gibbs hob seine Hand, strich ihr vorsichtig über die Wange und drehte ihren Kopf dann in seine Richtung, sodass sie gezwungen war ihn anzusehen. „Nein, ich bereue es nicht.“, sagte sie langsam. „Schließlich wärst du sonst tot. Und Ari hat mich eh nur für seine Zwecke benutzt. Er hat mich bei dem Mord an Caitlin belogen und es würde mich doch sehr wundern, wenn es das einzige Mal gewesen wäre. Ich will gar nicht wissen, wie viele Terroranschläge ich ihm ermöglicht habe, indem ich ihm immer geholfen habe.“ Nur langsam verließen diese Worte ihre Lippen.

„Du darfst dir nicht die Schuld dafür geben. Du konntest wirklich nicht wissen, dass er eigentlich ein Terrorist war. Niemand würde so etwas bei seinem eigenen Bruder vermuten. Das ist kein Grund, uns jetzt zu misstrauen.“ Ziva strich sich durch die schwarzen Locken und seufzte. „Das weiß ich“ „Warum vertraust du dich mir dann nicht an?“, fragte Gibbs eindringlich. „Das mit Ari ist doch nicht der wahre Grund, weshalb es dir so schlecht geht, das merke ich doch.“ „Ich kann es dir nicht sagen.“, erwiderte Ziva leise, schon fast flüsternd. „Ist es etwas mit deinem Vater?“ Erschrocken sah die Israeli auf. „Wie kommt du darauf?“ „Du hast mit der Person am Telefon Hebräisch gesprochen, da fallen mir im Moment nicht gerade viele andere Personen ein.“ „Mein Vater würde mich wahrscheinlich umbringen, hätte ich so mit ihm gesprochen.“, meinte Ziva sarkastisch und verzog den Mund zu einem gezwungenen Lächeln. „Aber… du hast Recht, es ging um meinen Vater.“



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