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The dark Kid

So missverständlich kann eine Freundschaft sein... Freundschaft? Erzählt das wem, der euch glaubt!!!
von

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Ruhm, Ehre, Pflicht und Qual

Von oben sah Uru Baen klein aus, aber Draco wusste es besser. Vieles wirkte von Menelnarus Rücken winzig.

Der Winterwind war hier oben noch beißender. Sie zog ihren Umhang fester um sich. Die Brüder lagen übertrieben lässig auf ihren Drachen. Sie und Arya aber bibberten im Flugwind. Da flatterte etwas Schwarzes, flog ihr ins Gesicht und nahm ihr die Sicht.

//Was ist das?//

Ein Umhang- wie sich herausstellte. Murtagh lachte und wank ihr. An seiner Kleidung bildeten sich Eiskristalle.

„Der will wohl sterben!“, stellte Draco fest.

„Deine Zähne klappern so laut, dass man es wohl schon unten in der Stadt hört!“, erklärte Menelnaru.

„Oh!“ Draco zog sich noch den zweiten Umhang über.

Ob es nun der Umhang war oder ihre Verlegenheit über ihre Schwäche wusste sie nicht aber Draco wurde es sehr warm.
 

Es war nach der Dämmerung, als die vier Drachen den Hof erreichten. Fanfaren begrüßten sie. Draco wurde nur noch verlegener. Isa erwartete sie auf ihrem Zimmer.

„Lady Draco, ich freue mich euch zu sehen. Wie war die Reise?“

„Sehr gut, danke. Machst du mir ein Bad? Und schicke bitte jemanden zu Menelnaru, ja?“

„Natürlich.“

Bald schon saß Draco in einem Zuber, der mit warmem Wasser gefüllt war, das ihr bis an die Schulter reichte. Sie zuckte zusammen, als eine eiskalte Hand ihr über den Rücken strich.

„Dir dürfte eigentlich nicht kalt sein.“, vermutete Murtagh.

„Hilfe! Musst du mich so erschrecken?“, fragte sie.

„Nein, das mache ich nur zum Spaß.“ Er lächelte. Seine Lippen waren bläulich.

„Du frierst.“

„Ja.“

„Was willst du?“

„Eine Schuld einfordern.“

„Ich schulde dir was für den Umhang?“

„Nur eine Kleinigkeit.“

„Red nicht um den heißen Brei herum!“

„Verwöhnst du mich heute Abend?“

„Was?“

„Du hast schon richtig gehört.“

„Wie weit müsste ich gehen?“

„Nicht weiter als bis jetzt.“ Er grinste schalkhaft.

//Männer!//

„Darf ich mich noch anziehen?“

„Später. Ich glaube ich wasche dir erstmal den Rücken.“

„Ja! Sicher! Was hast du vor? WAHH! Hast du kalte Hände!“

Die Tür ging auf.

„OH! Verzeiht, Mylady.“, Isa wollte wieder aus dem Raum gehen.

„Nein! Isa, richtig? Könnten sie noch ein Bad bringen lassen?“, fragte Murtagh.

„Aber, Mylady…“

„Es ist nicht für sie.“

„Aha, sofort.“

Die Dienerin grinste und verließ den Raum.

„Was hast du vor?“, fragte Draco skeptisch.

„Ich will mich nur entspannen und von einer Frau verwöhnen lassen.“

„Darf ich denn jetzt aufstehen und mich anziehen?“

„Aber sicher doch.“

Er machte einen Diener. Sie sah ihn finster an.

„Dreh dich um!“, knurrte sie. Murtagh grinste und drehte sich um.
 

Bald schon saß er im Zuber und Draco saß an dessen Rand. Sie spielte mit den Fingern im Wasser.

„Mein Rücken.“, sagte er. Murtagh schloss die Augen, als sie ihm den Rücken wusch.

„Schön…“, seufzte er.

„Vielen Dank.“, flüsterte sie. Draco lachte leise.

„Ehre wem Ehre gebührt.“ Sie drückte ihm einen Kuss in den Nacken.

„Wenn alle meine Komplimente so gut ankommen, mache ich dir öfter welche.“

„Einen Versuch ist es Wert.“

„Ich bekomme Hunger.“

„Aber natürlich. Isa!“

„Ja, Mylady?“, fragte Isa.

„Bring bitte was zu essen.“, bat Draco.

„Für zwei!“, ergänzte Murtagh.

Isa fand das ganze sehr komisch. Draco hingegen war langsam verärgert.

„Rutsch bitte etwas weiter zum Rand.“, murrte sie.

„Sehr gern.“

Seine gute Laune war schlichtweg nicht zu ertragen.

„Ich dachte ich sollte eine Schuld abarbeiten.“

„Schon, aber wie bekomme ich dich dazu noch mehr Schulden einzugehen, wenn ich dich nicht gut behandele?“

Das sagte er in so einem Unschuldston, dass sie ihn am liebsten gezwickt hätte. Draco wollte der Versuchung nachgeben. Aber ehe sie sich versah, lag sie im Wasser. Ihr Rücken auf seinem Schoß und ihre Beine hingen über dem Wannenrand. Im ersten Moment war Draco verdutzt, im zweiten kochte sie vor Wut.

„WAS SOLL DAS?“, brüllte sie.

Murtagh besaß die Unverschämtheit zu lachen. Kein hämisches Lachen, sondern ein amüsiertes und auf keinen Fall bösartiges. Dracos Blicke durchbohrten ihn.

„Ich dachte mir, weil ich dich aus der Wanne gejagt habe, darf ich dich auch wieder einholen.“

„Du! Du! …!!!“

„Das sieht reichlich unbequem aus.“

Er rückte sie zurecht, sodass sie vor ihn saß. Wie ein kleiner Junge spielte er im Wasser. Draco rutschte an den äußersten Rand des Zubers.

//Ihm muss das Gehirn eingefroren sein!//

„Geht es dir gut… soweit?“, fragte sie.

„Hmhm!“

„Keine Sehstörungen oder unkontrollierbaren Zuckungen?“

„Nein. Guck mal!“

Er machte eine große Seifenblase. Die schwebte dann durch die Luft. Murtagh strahlte von einem Ohr zum anderen und wartete auf ein Lob. Sie lachte und schubste ihm etwas Wasser zu.

„Ich wollte… huch!“ Isa starrte sie verwirrt an.

„Ja, Isa?“, fragte Draco. Ihre Dienerin hatte nicht leicht mir ihr und in dieser Situation erst recht.

„Sagen, dass das Essen da ist.“, beendete Isa.

„Wir kommen gleich.“ Murtagh bekam einen Lachanfall.

„Hey! Das ist nicht witzig!“, rief Draco.

„Tut mir leid!“, kicherte er.

Es tat ihm nicht leid, nicht im Geringsten!

„Nun wir sollten rausgehen.“, schlug sie vor.

„Das sollten wir.“, bestätigte er. Aber er machte keine Anstalten aufzustehen.

„Was ist?“, fragte sie.

„Ich bin nackt, du nicht.“, erinnerte er sie.

„Ich habe aber keine trockenen Sachen hier.“

„Zieh doch mein Hemd an.“

„Das hast du von Anfang an geplant, oder?“

„Nur ein wenig.“, gab er lächelnd zu.

Draco kletterte aus dem Zuber. Das Nachthemd und Haar klebten an ihr. Murtagh verschränkte die Arme auf dem Zuberrand und legte das Kinn darauf. Er ließ sie nicht auch nur einen Moment aus den Augen und grinste schief, als sie wieder hervor kam. Sein Hemd war alles was sie trug, was sein Grinsen breiter werden ließ.

„Soll ich rausgehen?“, fragte sie.

„Gerne.“
 

Draco verfluchte ihn einige Male, als sie allein in ihrem Zimmer war. Isa hatte Feuer im Kamin gemacht und Kerzen aufgestellt.

//Was denkt die sich?//

„Isa ist sehr zuvorkommend.“, meinte Murtagh und ließ sich mit ihr auf das Bett fallen.

„Was hast du vor?“, fragte Draco.

„Meine Absichten sind absolut ehrenhaft!“, versicherte er ihr.

„Das glaube ich dir aufs Wort.“

„Ach, Draco!“

„Was, Draco?“, wollte sie fragen, aber er steckte ihr etwas in den Mund. Mit zusammengekniffenen Augen kaute sie. Auch er nahm sich etwas Brot. Dann ließ er sich auf den Rücken fallen und sperrte den Mund auf wie ein Vögelchen.

„Ich soll dich füttern?“, fragte sie ungläubig.

Er nickte. So musste Draco ihn mit Brot, Käse und Gemüse füttern.

„Wein!“, krächzte er.

//Despot!//

Um ihn den Wein einzuflössen, hob sie seinen Kopf an, den er anschließend in ihrem Schoss bettete.

„Hast du keinen Hunger?“, fragte er.

„Du lässt mir ja keine Zeit!“, beschwerte sich Draco.

„Das tut mir leid. Leg dich hin, jetzt bist du dran.“

„Ich kann auch alleine essen.“

Er rollte sich auf sie und sah sie mit großen Augen an.

„Draco, bitte.“

Diesem Blick hatte sie noch nie widerstehen können. Ein Stückchen Brot schwebte vor ihrem Mund und verschwand blitzschnell darin. Der Recke grinste. Murtagh ließ sie erst aufstehen, nachdem sie ihre Portion aufgegessen hatte. Schläfrig lagen sie auf dem Bett. Draco spielte mit dem wenigen Haar auf seinem Bauch.

„Du kitzelst mich.“, gähnte er.

„Ich warte.“, sagte sie.

„Ach, ja? Worauf denn?“

„Meine nächste Aufgabe.“

„Hm… ich wüsste da was…“

„Na dann, raus damit!“

„Nein, das ist mir peinlich.“

„Warum?“ „Willst du es hören?“

„Ja.“

„Massier mich bitte noch mal.“

Draco atmete tief durch. „Ich hatte Schlimmeres erwartet.“, gestand sie.

„War das ein Ja?“

„Dreh dich schon auf den Rücken.“

Eilig drehte er sich. Sein Kopf lag auf den Unterarmen. Draco saß auf seinen Oberschenkel und begann ihn durch zu kneten. Nach einer Zeit fuhren ihre Hände auch über die Narbe. Draco hörte ihn seufzen.

„Dir gefällt das.“, stellte sie fest.

„Ja.“, keuchte er.

Es gefiel ihm gut- sehr gut. Zum Glück lag er auf dem Bauch und sein Gesicht in den Armen versteckt. Manche Dinge konnte er aber nicht verbergen, seinen Atem oder die Temperatur seiner Haut.

//Das ignorier ich einfach!//

Draco grinste und drückte fester. Sie unterdrückte den Hang zu kichern, als er zu zittern begann. Plötzlich lag er ganz still. Es ist vorbei.

„Gehst wieder?“, fragte Draco.

„Ja… danke.“ Sie rollte sich neben ihn. Minuten später lag er auch wieder auf dem Rücken und starrte an die Decke.

„Draco…?“

„Schon gut, ich sag es keinem.“

„Danke.“

„Wolltest du dich testen?“

„Ein wenig… in manchen Punkten sind wir alle gleich.“

„Ich wüsste eine Möglichkeit.“

„Welche denn?“

Sie ließ bis auf Mittel- und Zeigfinger alle andern zu einer Faust verschwinden und machte die Bewegung einer Schere nach.

„Danke, aber so … will ich das dann doch nicht.“, erklärte er verängstigt.

„Na dann. Es muss keine Schere sein. Es könnte auch ein Schwert, eine Axt oder eine Lanze sein.“

„DRACO!“

Sie lachte.

„Du Biest!“

Murtagh begann sie zu kitzeln. Da half Draco kein Erbahmen, aber irgendwann in dem Gerangel gelang es Draco sich auf seinen Schoss zu setzen und in nach unten zu drücken. Sie atmeten beide schwer und grinsten finster. Auch die roten Gesichter halfen nicht, als plötzlich die Tür aufging und Senju im Raum stand.

„Draco! Geh... von… dem... Kerl… weg!“, presste er hervor.

„Nein.“, sagte Draco.

„Ich bring ihn um.“ Senjus Ruhe täuschte.

„Das tust du nicht!“

„Warum nicht? Liebst den da etwa?“

„Quatsch!“

//Hey!//

„Für mich sieht das anders aus.“

„Das sieht für jeden anders aus, aber der Schein trüg.“

„Schwörst du es?“

„Ja, ich schwöre es. Würdest du jetzt bitte gehen?“

Draco konnte das stumme versprechen: „Ich behalte dich im Auge, Reiter!“ förmlich hören, als der Dieb das Zimmer verließ. Seufzend ließ Draco ihren Kopf auf Murtaghs Brust fallen, dieser verdrehte die Augen.

„Draco?“

„Hm?“

„Würdest du bitte deinen Kopf heben?“

Sie gab etwas von sich, was verdächtig nach warum klang.

„Weil du deinen Schwur brechen würdest.“

„Ich habe nur geschworen, dass ich dich lieben würde, nicht das ich nicht mit schlafen würde. … Jetzt wirst du rot!!!“ Sie lachte.

„Begraben wir das Thema für die nächsten fünfzig Jahre.“

„Gut, aber nur wenn ich hier oben schlafen darf!“

„Warum sollte ich das zu lassen?“

„Ich würde dir wieder etwas schulden und du würdest mir eine Freude machen.“ Sie sah ihn mit Engelsaugen an.

„Na schön… ich muss wirklich bequem sein…“

„Oh, ja!“ Katzengleich rieb sie die an seiner Brust.

„Draco!“, zischte er.

„Tut mir Leid, hach!“
 

Draco reckte sich am nächsten Morgen genüsslich und gähnte herzhaft.

//Selten so gut geschlafen!//

Auch ihre Matratze schien es überlebt zu haben und grinste sie an.

„Guten Morgen.“, lächelte er.

„Guten Morgen.“

Sie musste auch lächeln. Er sah noch etwas verschlafen aus und sein Haar war verwuschelt.

„War ich dir nicht zu schwer?“, fragte Draco leise.

„Nein, ein solcher Schwächling bin ich dann doch nicht.“

„Nein. Das bist du nicht.“

Mit einer Hand streichelte sie seinen Oberarm bis zum Hals und seine Brust. Als sein Lächeln Breiter wurde, funkelten Dracos Augen auf. Eine seiner Hände legte sich in seinen Nacken und zog sie zu sich. Gerade als sein Atem sie berührte, klopfte jemand.

„Draco? Bist du schon wach?“, fragte die Stimme.

Murtagh und Draco schreckten auseinander. Vor der Tür stand Oromis.

//Was macht der hier? Der soll zurück in seinen Wald!//

Murtagh erinnerte sich mit Schrecken an die Sache mit dem Hämatom an Dracos Hals und die reservierte Haltung seines Meisters. Was würde erst passieren, wenn er das hier sehen würde?

Erschrocken sah er sich um. Ein Kleiderschrank! Ein Klassiker, nicht sehr originell, aber seine einzige Chance. Schnell und leise schlich er in den Schrank. Draco rollte sich unter die Decke und machte einen verschlafenen Eindruck.

„So halb!“, rief sie. Oromis kam rein, den Blick demonstrativ auf die Wand gerichtet.

„Was führt euch nach Uru Baen?“, fragte sie und zog sittsam die Decke höher.

„Ich wollte mir den großen Triumphumzug ansehen. Schließlich feiert man meine Schüler und damit indirekt auch mich.“

„Gut, das macht Sinn. Ist es schon so spät, dass ihr mich wecken kommt?“

„Das und ich wollte euch fragen, ob ihr mit Arya zum Schneider geht.“

„Warum soll ich dahin?“

„Dann hast du ein Ballkleid?“

„Nein? Brauche ich eins?“

„Ja, heute Abend ist ein Jahresball. Das ist eine Pflicht dich.“

„NEIN!!!“

„Doch. So und nun steh auf. Arya!“

Die Elfe tänzelte gut gelaunt herein.

„Ich geh dann mal…“

Der Elfenmeister eilte raus und schloss die Tür. Auch Arya schien auf den großen Knall zu warten und zog den Kopf ein. Als nach drei Minuten die Möbel noch ganz waren, ging sie geräuschlos zum Schrank und…

„WAHHH!!!“, schrieen die beiden.

„MURTAGH!!! WAS MACHST DU IM SCHRANK???“, brüllte Arya.

„Psssst!“, machten Draco und Murtagh.

„Wenn du zu laut bist, hört Oromis dich und ich verliere meine Matratze!“, erklärte Draco.

„Hä?“, fragte Arya.

„Danke für die Bezeichnung Matratze! Ich komme mir vor wie ein Stricher!“, knurrte er.

„Nicht böse sein.“, bat Draco.

Arya räusperte sich. „Murtagh du solltest gehen.“

„Oh ja, stimmt!“

Er eilte verlegen aus dem Raum. Die Elfe Schloss die Tür und sah Draco skeptisch an.

„So! Und zwischen euch läuft nichts?“, fragte sie.

„Nein.“

„Draco!“

„Hand aufs Herz! Da ist nichts.“

„Wer das glaubt!“

„Du glaubst das!“

„Tu ich nicht!“

„Arya, warum denn?“

„Ihr liegt jede Nacht neben einander. Verzeiht aber so viel Selbstbeherrschung besitzen nicht einmal Elfen.“

„Moment mal! Elfen sind nicht viel besser als Menschen.“

„Nein, aber beherrschter. So! Und jetzt zieh dich an wir, müssen los.“
 

Sie spazierten über den Schlosshof. In der Ferne hörte Draco ein Geräusch, welches ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Einige Hofdamen kamen kichernd auf sie zu. Mit Grauen erinnerte sich Draco an ihre saure Gurkenzeit, in der sie diese Monster und ihre gleichen als Leibwächter zum Einkaufen begeleitet hatte. Sie schauderte.

„Was hast du?“, fragte Arya.

„Nichts, aber lass uns…“

„Lady Draco!“

„Verflucht!“

Sie hatten sie entdeckt. Flucht war unmöglich. Die Hofdamen würden sie finden. Also machte Draco eine höfliche Miene und begrüßte die Damen: „Guten Tag.“

„Guten Tag. Ihr seid wieder in der Stadt?“

„Wie ihr seht ja.“

„Wie war es bei den Elfen?“

„Lehrreich.“

„Nun, meine Freundinnen und ich fragten uns, ob ihr uns nicht zum Einkaufen begleiten wollt- um der alten Zeiten Willen.“

//Nur über meine Leiche!//

„Sehr gerne. Lady Arya und ich waren ohnehin auf dem Weg.“

„Entzückend! Lady Arya.“

„Myladies.“

Draco wollte heulen! Den Tränen nahe schlurfte sie hinter den aufgeregt schnatternden Damen her und wünschte sich zurück in ihren Baum. In der Schneiderei war es noch schlimmer! Da waren auch noch hektische Schneider, die herumwuselten.

//ICH WILL HIER WEG!!!//

Sie zog sich in die hinterste dunkle Ecke zurück, die sie fand. Ewigkeiten versteckte sie sich, bis eine hohe Stimme meinte: „Nun fehlt nur noch Lady Draco.“

Draco wünschte sich ein Geist zu sein und durch Wände gehen zu können. Zwei dünne, zarte Arme packten sie und zerrten sie ins Licht. Kaum konnten sie ihre Haar- und Hautfarbe sehen, hielten sie ihr Stoffe an den Körper. Immer weiter drängten sie sie an ein Regal zurück. Beim Aufprall fielen einige Ballen hinunter. Einer nahm ihr die Sicht.

„Das ist es!“, rief ein Schneider.
 

Zornesrot stapfte Draco durch die Gänge in ihr Zimmer. Es war später Nachmittag. Den ganzen Tag hatte sie in dieser verdammten Schneiderei gehangen. Stundenlang hatten alle über Stellen an ihrem Körper diskutiert, die das Kleid betonen sollte. Sie knallte die Tür ihres Zimmers und ließ sich auf das Bett fallen. Mit geschlossenen Augen zählte sie langsam bis zehn, aber ihre Wut verrauchte nicht.

„Herrin? Ich habe mir erlaubt Schmuck für euch heute Abend auszuleihen.“, meinte Isa.

„Was?“, rief Draco. Die Reiterin fluchte und brüllte, bis Isa schließlich das Weite suchte.

„Draco?“, fragte eine bekannte Stimme. Sie setzte sich auf.

„Selena?“

Selena stand lächelnd in der Tür.

„Was machst du hier?“, fragte Draco.

„Nichts Besonderes. Brauchst du Hilfe?“

„Wenn du mit Hilfe eine Ausrede meinst, dann ja.“

„Nein, meine ich nicht. Komm her.“

Sie zeigte auf den Stuhl vor ihr. Geschlagen rutschte auf den kleinen Stuhl. Selena griff nach einer Bürste und kämmte Draco die schweren schwarzen Locken. Es dauerte zwar Zeit und Nerven, aber irgendwann glänzten die Haare. Menelnaru sprach ihr Mut zu. Nachdem sie in das gebrachte Kleid geschlüpft war, webte Selena ihr auf hochglanzpolierte, kleine Silberperlen ins Haar.
 

Murtagh nahm einen Dienstbotengang, weil er schon spät dran war. Ein Diener erschreckte sich maßlos, als er um eine Ecke bog. Im Schatten war er auch nur schwer zu erkennen. Einzig und allein seine Haut und die silbernen Ornamente an Ärmeln und Kragen seiner schwarzen Tunika reflektierten ein wenig des spärlichen Fackelscheins.

Da sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, blendete ihn der strahlend hell erleuchtete Ballsaal. Noch ehe sich die Augen umgestellt hatten, stand ein Vater vor ihm und präsentierte ihm seine Tochter, ein Mädchen von vielleicht vierzehn Jahren. Murtagh kam es vor wie auf einem Markt, wo ihm ein Händler seine Waren anbietet. Kaum hatte er sich von einem losgerissen, tauchte der nächste auf. So ging es stundelang.

Murtagh wurde zunehmend gereizter und mahnte die letzten mit bedrohlicher Stimme ihn in Ruhe zu lassen. Entnervt griff er nach einem Becher Wein. Der Saal hatte sich gefüllt und die Musik spielte schon eine Weile. Gerade klang das Stück aus und mehrere Männer und Jungen eilten zu einer Frau.

Murtagh verschluckte sich, als er die Frau erkannte. Er erstarrte. Erst als ihm schwindelig wurde, bemerkte er, dass er das Atmen vergessen hatte. Draco trug ein schlichtes Kleid in der Farbe von Dorns Schuppen. Ihr Haar glitzerte. Halt suchend stütze er sich auf den Tisch hinter sich. Verwirrt von diesem Moment der Schwäche schüttelte er den Kopf. Dann merkte er die Blicke der anderen Männer und tiefes Grollen drang aus seiner Kehle.

„Ich glaube ich komme später wieder.“, meinte Eragon und wollte kehrt machen.

„Nein! Bleib!“, fauchte sein Bruder.
 

Ängstlich schaute Eragon auf und zuckte zusammen, obwohl Murtagh ihn nicht ansah. Die dunklen Augen seines großen Bruders schleuderten wilde Blitze durch den Raum. Lächelnd erkannte er, dass sein Bruder nicht auf ihn wütend war. Genau genommen war er nicht einmal wütend, nur eifersüchtig. Überrascht lächelte er und lehnte sich entspannt. Murtagh sah einmal kurz zu ihm und wirkte verwirrt.

„Du wurdest eben belagert?“, fragte Eragon beiläufig und schenkte dem Älteren nach.

//Er wird es brauchen!//
 

„Ein wenig.“, antwortete Murtagh knapp.

Er ließ Draco nicht einen Moment aus den Augen.

„Du kommst heute Abend nicht an sich ran.“

Murtagh knurrte erneut.

„Aber sieh es mal so: Jeder der Kerle da tanzt einmal im Leben mit ihr, aber von ihnen wurde jemals in ihrem Schrank gefunden?“

„WAS HAT ARYA ERZÄHLT?“

Murtagh ignorierte die überraschten Blicke der umherstehenden Menschen. Eragon trank gelassen seinen Wein und ließ seinen Bruder zappeln.

„Jetzt sag schon!“

„Sie hat nur gesagt, wo sie dich gefunden hat. Halb so wild!“
 

Weit nach Mitternacht floh Draco mit schmerzenden Füßen nach draußen in den Garten. Sie setzte sich auf eine versteckte Bank und genoss die kalte Nachtluft. Verschwitzt und überhitzt würde sie sicher eine Erkältung bekommen. Langsam übermannte sie der Schlaf. Kühles Metall berührte sie an der Schulter.

//Es ist keine Klinge!//

Es war ein Becher.

„Wein!“, krächzte sie und griff gierig danach.

„Meiner!“, meinte Murtagh und zog ihn zurück.

Verzweifelt schaute Draco auf. Er grinste nur.

„Da nimm.“ Sie strahlte und trank langsam den süßen Wein, der genau ihr Geschmack war. Sein Blick war streng.

„Habe ich was angestellt?“, fragte sie.

„Nein. … Hat dir der Abend gefallen?“, fragte er.

„Er war anstrengend! Ich kann keinen Schritt mehr gehen.“ Sie lächelte müde.

„Geschieht dir recht!“

„Was ist dir für eine Laus über die Leber gelaufen?“

„Keine! Ich bin nur beleidigt!“

„Warum denn das?“

„Ich habe nicht getanzt!“

„Das kann an den Damen nicht gelegen haben, sowie die angeschmachtet haben. Du bist der begehrteste Junggeselle der Nacht.“

Er schnaubte. „Offenbar nicht!“

„Was? Wer hat denn deinen Stolz verletzt?“ Sie streichelte ihm über die Wange.

„Lass das! Sonst kann ich nicht mehr böse auf dich sein!“

„Moment! Ich habe dich gekränkt?“

„Du und die ganzen Kerle mit denen du getanzt hast.“

„Klingt als wärest du eifersüchtig.“

„Bin ich auch … ein wenig.“ Er errötete ein wenig.

„Ich hätte gern mit dir getanzt, aber du hast mich nicht aufgefordert.“

Das traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. „Ich bin so ein Trottel.“, seufzte er.

„Hmhm…“ Draco nickte immer mehr ein.

„Also hier draußen kannst du nicht schlafen.“

„Kann ich doch!“

„Jetzt geht das schon wieder los! Komm ich trag dich.“

„Isch bin schu schwer…“

„Ach was!“

Er hob sie auf die Arme und trug sie über die Dienstbotenwege in ihr Zimmer. Er legte sie auf ihr Bett und als er sich wieder aufrichten wollte, hielt sie ihn im Tiefschlaf fest. Erst da merkte er wie sehr ihn seine Eifersucht erschöpft hatte. Er legte sich so, dass beide bequem lagen.



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