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Belladonna

von

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Kapitel 4

Schon früh am Morgen stand ich in der Schießanlage des Reviers und trainierte. Beim Schießen wurde ich ruhig, entspannte und konnte meine Gedanken sortieren.

In der letzten Zeit war viel zu viel passiert, was ich noch nicht richtig verinnert hatte. Ich hatte Will kennen gelernt und sofort gemerkt, dass er jemand ganz besonderes für mich ist. Schon als er auf meinem Platz im Cafe saß und meine Cola trank, wusste ich, dass ich zu ihm gehören wollte. Wenn er mich anlächelte wurde mir ganz warm ums Herz.

Ich koche vor Wut, wenn Fiona ihm zu nah kam oder als diese Frau gestern seine Hand berührte. Meine Gedanken drehen sich nur noch um ihn. Ich möchte ihn berühren, ihm nahe sein. Nur er machte mich glücklich, bringt die Wärme in jedes Zimmer, die für mich so wichtig geworden ist, wie das Atmen.

So etwas hatte ich noch nie gespürt. Meine Hormone spielen verrückt. Egal wo ich bin, ob bei ihm oder allein ich möchte ihn in meine Arme ziehen, ihn nicht gehen lassen. Ihn jeden Tag sehen. Nicht ohne ihn gehen. Doch ich weiß nicht, wie ich ihn darauf ansprechen soll.

Sicher ist, dass ich es machen musste, sonst kommt Fiona mir zuvor. Verlier ich ihn dann? Das könnt ich nicht ertragen. Sie immer beieinander zu sehen. Jede Faser meines Körpers sehnte sich seit diesem Moment im Cafe nach ihm, dabei kennen wir uns erst wenige Tage.

Hinzu kommt, dass mit den Geistern, Vampiren, Werwölfen usw. Ich möchte nicht wirklich wissen was noch in den dunklen Gassen der Stadt existiert. Ich bin mir aber sicher das Will es nicht dabei belassen wird und wir diese auch kennen lernen. Bei der Besprechung hatte er ja gesagt, dass er hier her kommt, weil hier etwas Paranormales umgeht.

Warum kommt alles immer auf einmal?

„Kein schlechter Schuss.“

Der Satz riss mich aus meinen Gedanken und ich verzog den nächsten Schuss, der genau den Pfosten zwischen den einzelnen Schießanlagen traf.

„Fiona! Erschreck mich nicht so, wenn ich mich gerade konzentrieren will!“, schrie ich und sicherte schnell meine Waffe, bevor ich noch jemanden verletzte.

„Entschuldige, dass wir dich stören. Komm Will lassen wir ihn in ruhe hier versauern!“, sagte sie beleidigt und wollte mit Will, dessen Arm sie umklammert hielt wieder verschwinden.

„Nun bleibt schon hier! Was gibt es denn?“, meinte ich genervt und lehnte mich an die Wand.

„Ich wollte euch mit den Waffen und der neuen Munition vertraut machen. Was für eine Waffe hast du, Sean?“, fragte Will mich und kam näher. Ich zeigte sie ihm.

„Beretta Modell 1934. Die ist besser, als die Browning 9mm Mk1 von Fiona. Bei ihr wird es schwerer mit der Munition.“, sagte Will fachmännisch und zog eine kleine Kiste aus dem Koffer den er mit sich trug.

„Wieso schwer? Passt die Munition in meine nicht rein?“

„Nein. Die Abteilung stellt für jede Art Waffe die Munition her. Ich meine sie wird schwer. Deine Waffe hat eine Länge von 197mm und ein Gewicht von 0,99kg. Seans dagegen hat eine Länge von 152mm und ein Gewicht von 0,65kg. Je weniger die Waffe wiegt, desto besser. Wir können die Munition auf keinen Fall leichter machen, als sie schon ist. Fiona sollte es erst mal mit ihrer probieren. Wenn es nicht geht, können wir ja eine neue anfordern.“

„Oder ich tausche mit ihr.“, sagte ich, während ich meine mit der neuen Munition belud, die genauso aussah wie die alte, mit dem kleinen Unterschied, dass sie wirklich viel schwerer war.

„Was ist da drin?“, fragte Fiona.

„Alles mögliche. Salz, kompakte Flüche, Bannsprüche, Blut…“, zählte er auf, wurde jedoch von mir unterbrochen.

„Blut? Was für Blut?“

„Von Blockern. Sie blockieren die Kräfte von anderen.“

„So wie du?“, fragte Fiona.

„Ja, es gibt auch noch andere wie mich, nur nicht so starke. Wir gehen jeden Monat zu so einer Art Blutspende von der Abteilung. Das Blut wird dann in unsere Munition gemischt. Diese kann die Projektionen von Astralgängern auflösen oder Geister in ihrer Bewegung stoppen.“

„Was passiert, wenn man sie auf normale Menschen abschießt? Und was hast du da noch in deinen Koffer?“, fragte Fiona neugierig.

„Menschen sind dann für einige Stunden außer Gefecht gesetzt. Hier drin hab ich alle möglichen Waffen für alle uns bekannten Wesen. Silber für Werwölfe, Pflöcke für Vampire, die Munition für Geister, Amulette gegen Zauber usw.“

„Habt ihr auch etwas gegen Kobolde oder Wichtel? Ich bin sicher die verstecken bei mir zuhause immer meine Sachen.“, sagte Fiona und beugte sich tiefer über den Koffer.

„So was wie Kobolde oder Wichtel gibt es nicht.“, grinste Will.

„Tja, du solltest wohl lieber besser auf deine Sachen aufpassen, als sie überall rum liegen zu lassen. Bei mir liegt auch noch ein Schal vom letzten Barbecue.“, sagte ich.

„Ich lasse gar nichts liegen.“

„Was ist mit dem Schal?“

„Jason und Doug haben auch schon oft was vergessen. Bei dir und bei mir.“

„Aber sie holen es, wenn sie bemerken, dass es fehlt.“

„Dann gib ihn mir doch während der Arbeit.“

„Dann lernst du nicht aus deinen Fehlern.“

„Wer bist du? Mein Lehrer?“

„Ihr benehmt euch wie ein altes Ehepaar.“, unterbrach Will uns, der die ganze Zeit grinsend zwischen uns hin und her sah.

„Ich hab noch mal über gestern nachgedacht. Wie genau stellst du dir vor, dass wir diesen Astralgänger jagen? Außer dich bei dem nächsten Opfer mit dem Geist in einen Raum zu sperren und die Umgebung zu evakuieren?“, fragte Fiona.

„Kannst du vergessen.“, sagte ich kurz und entschlossen.

„Genau, das bringt nichts. Ich dachte eher daran, dass ihr zusammen mit Jason und Doug den Umkreis von einer Meile untersucht, während ich den Schatten aufhalte.“, meinte Will.

„Sag mal spinnst du? Der macht dich fertig. Hast du nicht gesehen wie leicht der mich gestern weggeschleudert hatte?“, fragte ich und sah Will entgeistert an.

„Keine Angst. Ich schaff das schon. Ach, wie geht es deinem Rücken?“

„Vergiss meinen Rücken. Das ist viel zu gefährlich.“

„Es wird gefährlich, wenn ihr den Täter dann nicht schnell genug findet. Ein paar Minuten halte ich durch. Am besten holen wir noch ein paar Polizisten als Unterstützung dazu.“

„Ja. Die Jungs aus der Sitte haben schon gefragt, ob sie mir helfen können. Die machen das sicher gern für uns. Ich frag gleich mal.“, sagte Fiona und verschwand.

„Fiona ist heute richtig aufgekratzt.“, schüttelte ich nur den Kopf. Mir war das eigentlich egal. Hauptsache Will und ich waren endlich mal allein. Schweigend sah ich ihm zu wie er die Waffen, die er uns zuvor gezeigt hatte sorgfältig wieder zurückräumte.

„Du und Fiona, ihr versteht euch sehr gut. Seit ihr zusammen?“, fragte er ohne von den Waffen aufzusehen. Ich betrachtete ihn kurz und fragte mich wie er das nur fragen konnte.

„Nie im Leben mit dieser Furie, da gebe ich mir lieber die Kugel!“, sagte ich. Will grinste nur und gab mir meine Waffe zurück, in der jetzt die neue Munition war. Sie wog wirklich einiges mehr.

„Versuch mal mit ihr zu schießen.“

Probehalber hob ich sie an und zielte auf das ein paar Meter entfernte Ziel. Plötzlich spürte ich Wills Atem in meinem Nacken und zuckte leicht zusammen. Er stand direkt hinter mir und sah mir über die Schulter.

„Etwas höher. Die Kugeln sind schwerer und sinken beim Flug etwas ab.“, sagte er, legte seine Hand an meinen Ellenbogen und hob diesen höher. Bei dieser kleinen Berührung durchliefen mehrere Schauer. Leicht zitternd schoss ich die Kugel ab. Sie traf Punktgenau in die Mitte.

„Perfekt!“, meinte Will, der keine Anstalten machte sich von mir zu entfernen. Nicht das ich das wollte, aber wir waren immer noch im Revier. Langsam drehte ich den Kopf zu Will herum und sah im in die Augen. Wunderschöne, warme braune Augen sahen mich an. Traurig schaute ich ihn an, wohl wissend, dass dieser Moment nicht ewig halten würde, dass seine Nähe nicht immer da sein würde. Und als ob ich es herauf beschworen hätte, kam Fiona wieder zurück. Will ging zu seinem Koffer und tat unheimlich beschäftigt. Ich holte das Ziel näher ran, um die genaue Punktzahl zu sehen.

„Die Jungs haben zu gesagt. Was ist mit euch?“, fragte sie irritiert und sah zwischen uns hin und her. Ich schüttelte nur den Kopf und wand mich von ihr ab. Nervige Ziege.

„Wir haben die Munition getestet. Du solltest es auch mal versuchen. Aber pass auf sie ist schwerer.“

„Zeigst du es mir, Will?“, fragte sie und klimperte ihn verschwörerisch mit ihren langen Wimpern an.

„Tut mir leid, aber ich muss noch ins Büro und alles für den nächsten Angriff von dem Schatten vorbereiten. Sean zeigt es dir sicher gern.“, sagte Will lächelnd und ging mit seinem Koffer weg. Fiona stand wie versteinert da und sah auf die Stelle wo Will eben noch gestanden hatte. Will gefiel mir von Minute zu Minute immer besser. Das hatte Fiona verdient, dafür dass sie unaufhörlich störte. Grinsend gab ich ihr die Waffe und erhielt gleich darauf einen gezielten Rippenstoß, als sie an mir vorbei zum Schießstand ging.

Der Tag konnte wohl kaum besser werden.
 

Es war kurz vor 20 Uhr.

In der ganzen Stadt waren in regelmäßigen Abständen Posten positioniert, um den Ort des nächsten Angriffs auszumachen. Alle Polizisten waren zu zweit und in zivil, damit sie nicht auffielen und den Angreifer nicht verschrecken.

Sean und Fiona waren sechs Meilen südlich von meinem Posten entfernt, am Hafen in Stellung gegangen.

Jason und Doug hatten sich erst ziemlich gewehrt im Außendienst zu arbeiten, weil sie dafür angeblich nicht geeignet sind, haben sich aber noch überreden lassen. Für ein paar neue Geräte fürs Labor würden sie uns öfter mal beim Außendienst helfen. Sie standen in der Nähe von mir, zwei Meilen weiter südlich.

Alle Posten hatten die ungefähre Entfernung von zwei Meilen, damit vier weitere Teams in kurzer Zeit im Notfall zur Stelle waren, die Umgebung nach dem Täter zu durchkämmen.

Gelangweilt saß ich in meinem Auto und zog an meiner Zigarette. Der Rauch entwich durch den kleinen Spalt des Fensters, durch den kühle Nachtluft hereinwehte.

Ich sah gerade zu dem bereits kalt gewordenen Hühnchen-süß-sauer auf dem Beifahrersitz, als über Funk der Angriff gemeldet wurde, auf den wir schon die ganze Zeit warteten.

„Angriff, in der Place Rd Ecke Hamilton Street. Die Nachbarn riefen die Polizei, als sie laute Geräusche aus der Wohnung 4B hörten.“, sagte die Stimme aus dem Funkgerät.

Das war ganz in meiner Nähe. Schnell startete ich den Wagen und fuhr los. Auf dem Weg achtete ich auf auffällige Personen auf der Straße.

Als ich ankam waren schon einige Polizisten anwesend, die die Umgebung nach Verdächtigen durchsuchte. Ein Polizist kam auf mich zu und führte mich zur Wohnung des Opfers.

„Spezialagent Whittaker! Es tut uns leid, aber wir sind leider zu spät gekommen. Das Opfer ist tot. Als wir in die Wohnung eindrangen, war der Täter bereits verschwunden.“

„Mist. Haben sie in der Umgebung verdächtige Personen festgenommen?“

„Ich werde das sofort in Erfahrung bringen und Ihnen dann mitteilen!“, sagte der Polizist und verschwand. Die Sachen in der Wohnung waren wild durcheinander geworfen. Ich suchte mir einen Weg und ging in den Raum, indem das Opfer getötet wurde. Jason und Doug waren noch nicht da. Die Leiche einer jungen Frau lag auf dem Bett. Mit aufgerissenen, leeren Augen starrte sie mich an. Ich schaute schnell weg und sah mir das restliche Zimmer an. Gegenüber dem Bett stand eine große Coach mit einem kleinen Tisch, auf und um den herum viele Papiere und Hefter verstreut lagen. Ich ging näher heran und sah sie mir genauer an. Bewerbungsunterlagen für mehrere Universitäten in England, aber auch im Ausland. Sie hatte was vor im Leben. Besser gesagt sie wollte leben.

Im Raum war keinerlei Präsenz, ich war viel zu spät am Tatort. Hoffentlich hatten die anderen mehr Glück als ich.
 

Eine Stunde später war ich mit Sean, Fiona, Jason und Doug im Revier, um die Verdächtigen zu vernehmen. Es waren insgesamt Neun, von denen ich sieben gleich wieder wegschicken konnte, da sie kein bisschen übersinnlich waren.

Bei den restlichen Zwei war ich mir nicht sicher.

Der Eine war groß und korpulent, was sich später als Muskel herausstellte die von der Bikerjacke verdeckt wurden. Er sah aus wie ein typischer Biker, mit seinem langen grauen Bart und den vielen Tatoos und Piercings. Auch seine unhöfliche Art mit den Polizisten umzugehen erinnerte mich an einen Biker aus einem schlechten Film aus den sechziger Jahren.

„Warum müssen wir noch mal hier bleiben?“, gähnten Jason und Doug, die sich auf den einzigen beiden Stühlen des Überwachungsraumes breitmachten.

„Weil ihr zum Team gehört und auf dem gleichen Stand wie wir bleiben sollt!“, fauchte Fiona gereizt und lehnte sich müde an das Glas, durch das wir Sean beobachteten, wie er den Verdächtigen vernahm. Auf der anderen Seite war zwar nur ein Spiegel zu sehen, aber ich spürte den stechenden Blick des Bikers auf mir ruhen.

„Das bringt doch nichts! Der beachtet Sean doch gar nicht!“, murrte Doug und seufzte demonstrativ gelangweilt auf.

„Ich sagte doch schon…“, wollte Fiona schon wieder beginnen, als sie von mir unterbrochen wurde.

„Er hat Recht. Das ist nicht der Mann den wir suchen.“, sagte ich, wand mich an die Sprechanlage in der Wand und sagte Sean, dass er wieder zu uns kommen konnte.

„Woran hast du gemerkt, dass er es nicht ist?“

„Er ist es nicht? Was dann? Du hast doch gesagt, dass du was spürst.“, sagte Sean, der gerade durch die Tür zu uns kam und sich ziemlich erschöpft einen Kaffee eingoss.

„Da ist auch was, aber was anderes.“, sagte ich und wand den Blick wieder auf den Biker, der mich immer noch zu beobachten schien.

„Gruselig…es kommt mir fast so vor, als könnte er uns sehen.“, sagte Fiona und verschränkte ängstlich die Arme vor der Brust.

„Das bildest du dir sicher nur ein.“, sagte Sean gelassen.

„Nicht jeder ist so kalt wie du!“

„Ach und das sagst ausgerechnet du?“

„Könnt ihr nicht mal aufhören?“, fragte ich genervt, ging zu Jason und Doug und lehnte mich an die Wand.

„Seht ihr? Da! Er ist Will eben mit seinem Blick gefolgt. Der kann uns sehen. Wie unheimlich!“, meinte Fiona ganz aufgeregt und trat schnell von der Scheibe weg.

„Das macht er schon die ganze Zeit, aber darum geht es nicht. Ich glaube er ist ein Pyronetiker. Seine Alibis von den letzten Bränden sollten geprüft werden.“

„Ein Pyronetiker? Er wirkte ganz normal, naja bis auf die Tatsache, dass er alles locker ignorieren kann. Ich hab sogar seine Mutter beleidigt, aber er hat sich nicht mal gerührt.“, beurteilte Sean und ging näher an die Scheibe ran.

„Was macht so ein Pyronetiker?“, brachte Fiona, die leicht zitterte, hervor.

„Das sind Menschen, die durch Konzentration Feuer entfachen können. Der erste Bekannte war Vincent Van Gogh. Er wusste nichts von seinen Kräften. Bei einem Unfall hat er sein Ohr in Flammen gesteckt und total ruiniert. Man konnte es nicht retten und so wurde es entfernt. Um die Umstände des Unfalls zu vertuschen, hat man gesagt er habe es sich abgeschnitten. Verrückt genug war er ja nach diesem Vorfall.“, ratterte Jason ohne Luft zu holen herunter.

„Woher wisst ihr das?“, fragte Fiona verblüfft.

„Dank dem Code von Will saßen Jason und ich die ganze letzte Nacht über alten Akten und haben ein bisschen gewühlt. Da gab es zum Beispiel einen Fall, bei dem…“, sagte nun Doug und wollte wieder loslegen, als er von mir gestoppt wurde.

„Könnten wir das verschieben? Wir haben noch einen Verdächtigen, oder?!“

Die anderen nickten einverstanden. Sean nahm noch einen letzten Schluck von seinem Kaffe, bevor er wieder das Zimmer verließ, den Biker anderen Polizisten, die ihn in eine Zelle brachten, übergab und den letzten der neun möglichen Täter in den Verhörraum führte.

Dieser war kleiner als Sean und sah auch wesentlich jünger aus, als er war.

„Das ist Markus Stein. Ein deutscher Austauschschüler, der seit drei Monaten auf die Wight University (fiktive Schule) geht. Er ist seit einer Woche neunzehn Jahre alt.“, berichtete Fiona.

„Wo ist der kleine Hungerhacken bitte neunzehn?“, fragte Doug.

„Genau. Ich würde den nicht älter als fünfzehn schätzen. Was meinst du Will?“, meinte Jason, doch ich antwortete nicht. Ich war viel zu sehr mit diesem Jungen beschäftigt. Er machte mich irgendwie nervös. Er hatte schwarzes etwas längeres Haar, das aus einem Seitenscheitel frech in sein Gesicht fiel und blickte mit ebenso schwarzen Augen kalt auf Sean, der gerade seine Personalien abfragte. Mir machte nicht dieser kalte Blick oder die Arroganz in diesem zu schaffen. Nein bei weitem nicht. Er war nur ein Jugendlicher, der keine Lust hatte den Abend auf der Wache zu verbringen und sich demnach störrisch verhielt. Aber da war mehr als das. Er strahlte eine unglaubliche Energie aus, die ich durch die Scheibe durch spüren konnte. Sie ließ mir förmlich das Blut in den Adern gefrieren. Meine Nackenhaare stellten sich auf, bei dem Gedanken was er alles mit soviel Energie anstellen konnte. Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich leicht zusammen fahren. Sean stand hinter mir und warf mir, wie auch die anderen besorgte Blicke zu.

„Alles in Ordnung? Du bist so blass geworden.“, meinte Sean. Mir war gar nicht aufgefallen, dass die Vernehmung schon vorbei war und Sean schon wieder zurück war.

„Äh, ja. Mir geht es gut. War nur in Gedanken.“

„Wenn du meinst?! Der Junge war wahrscheinlich nur zufällig da. Er sagte, dass er in der Nähe auf einer Party war. Das wird noch überprüft, aber so wie er sich verhält, sagt er wohl die Wahrheit.“, vermutete er und lehnte sich neben mir an die Wand.

„Na dann haben wir wohl Feierabend. Lasst uns morgen weitermachen.“, bat Doug gähnend.

„Ja, lasst uns Schluss machen. Ich bin fix und fertig.“, sagte auch Fiona.

Ich stimmte zu. Der Junge wurde von Sean und Fiona weggeschickt, während ich mir seine Akte noch schnell auf den Schreibtisch legte. Mir war er nicht geheuer und das wollte ich Morgen noch mal genauer untersuchen.

Sean stand in der Tür zum Büro und wartete auf mich.

„Wie wäre es wenn wir noch einen Trinken gehen? Du siehst aus, als könntest du was vertragen.“, bedeutete er.

„Ich hab noch was da. Wir könnten uns ein bisschen auf die Veranda setzen?“

„Bin dabei!“, sagte er und verließ mit mir das Gebäude. Da wir mit zwei Autos gekommen waren, verabredeten wir uns bei mir und fuhren getrennt weg.
 

Ich war schneller als Sean zu Hause und hatte schon ein halbes Bier intus, als er zu mir auf die Veranda kam. Der Alkohol hatte mich wieder einiger Maßen beruhigt, doch als Sean so nah bei mir Platz nahm, fing mein Herz wieder schneller zu schlagen an.

„Was war vorhin mit dir los? Der Kleine hat dich irgendwie nervös gemacht, oder?“, fragte Sean neben mir, nahm den Blick aber nicht vom etwas entfernten Strand, an dem die Wellen hin und her schwappten. Es war ein schöner Anblick. Das Meer bei Sonnenuntergang im August.

„Ja. Er verströmte sehr viel Energie.“

„Also ist er ein Medium. So wie du?“

„Nein… und ja…Also, er ist ein Medium, aber ein sehr schwaches.“

„Ich dachte er hat viel Energie?“

„Nein, es ist eher so, als würde er in der Aura eines Anderen baden. Ich möchte mir nicht mal vorstellen wie stark diese Person ist, wenn auf die in seiner Nähe schon so viel abfärbt. Allein bei dem Kerl von vorhin… ich war ganz euphorisch von dieser Energie.“, sagte ich und beobachtete ein Motorrad, dass die Straße zwischen meinem Haus und dem Strand entlang brauste.

„Was meinst du mit euphorisch? Happy? High?“, fragte Sean.

„Naja,…“, fing ich an und spürte wie mir das Blut ins Gesicht schoss.

„Was ist? Ist dir das etwa peinlich?“, bohrte Sean nach, lehnte sich vor, um mir besser ins Gesicht sehen zu können. Leicht verärgert über mich selbst drehte ich meinen Kopf weg. Warum hatte ich bloß damit angefangen? Ich hätte doch einfach sagen können, dass der Kleine mir nicht geheuer war und Schluss. Das hätte keine weiteren Fragen aufgeworfen und die Sache wäre gegessen.

Erschrocken fuhr ich zusammen, als ich eine warme Hand im Nacken spürte, die mich sanft zu Sean zog. Was folgte ließ meinen Atem stocken. Sachte berührten Seans Lippen die meinen, als würde er überprüfen, wie weit er sich erlauben durfte weiter zu machen. Ich spürte wie sich ein leichtes Prickeln in meinem Körper breit machte. Leise seufzte ich in den Kuss hinein und dreht mich nun vollständig zu ihm rüber. Ich vergaß alles um mich herum. Spürte nur noch seine Lippen auf meinen. Wegen des Luftmangels trennten wir uns kurz. Traurig schauten wir uns an, als uns klar wurde, dass dieser Moment nicht ewig halten konnte. Doch dieser Moment hielt nicht lange und wir versanken erneut in einem tiefen und innigen Kuss.

Mir wurde klar, dass ich nie wieder andere Lippen küssen wollte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  feuerregen
2008-03-29T21:23:27+00:00 29.03.2008 22:23
woah, die beiden jungs sind sooooooo....geil(?)!!! xD

schon lustig, wie sie fiona immer wieder abfertigen.
und sie kommen sich endlich näher!
("endlich" nach 4 kappis.... ^^")
der student interessiert mich! =)

lg, feuerregen


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