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Crashed the Wedding

Kou²?
von

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Scheiß Ex-Freundin

Kouji lag in seinem Bett und hätte eigentlich schlafen sollen. Konnte er aber nicht, denn er wurde abgelenkt von einigen kleinen und absolut unbedeutenden Tatsachen, wie zum Beispiel, dass er hier zusammen mit Kouichi in einem Bett lag, der ausschließlich mit Boxershorts bekleidet war, sich an ihn gekuschelt hatte und ihn fest umklammert hielt. Er war Kouji so nahe, dass dieser sogar seinen Geruch wahrnehmen konnte. Er roch nach einer Mischung aus Rasierwasser, Seife, noch irgendwas, was Kouji nicht genau definieren konnte, und auch etwas nach Schweiß. Alles in allem war es ein absolut wunderbarer Geruch. War so was überhaupt erlaubt? Diese Behandlung fiel doch bestimmt unter Folter. Klar, er wusste, dass Kouichi keine Ahnung hatte, was er ihm damit antat, aber trotzdem. Hatte er in den letzten Tagen nicht schon genug gelitten? Wenigstens ein bisschen Mitleid hätte man doch wohl von Gott oder auch einfach nur dem Schicksal [1] erwarten können!
 

Kouichi bewegte sich etwas und Kouji stieg sein Geruch noch etwas intensiver in die Nase. Wie um alles in der Welt sollte er diese Nacht durchstehen, ohne über ihn herzufallen?!? Gab es einen Gott, und wenn ja, warum hasste er Kouji?
 

Kouichi bewegte sich wieder und strich dabei – natürlich nicht mit Absicht, aber sehr zu Koujis Leidwesen - mit seiner Hüfte an Koujis Becken entlang. Es handelte sich nur um eine minimale Bewegung, aber sie jagte Kouji Schauer über den Rücken. Seine Selbstbeherrschung nahm rapide ab. Er musste hier weg, und zwar schleunigst.
 

Er befreite sich aus Kouichis Klammergriff und stand auf. Kouichi knurrte leise, als seine Wärmequelle verschwand. “Wo gehst du hin?”, murmelte er schläfrig.
 

“Ich muss mal zum Klo”, behauptete Kouji und verließ eilends das Zimmer.
 

Im Bad sank er auf dem Klodeckel nieder, zog die Knie an und umschlang sie mit den Armen. Verdammt, verdammt, verdammt!! Warum denn immer er?
 

Er hatte Glück im Unglück, denn als er sich nach knapp zwanzig Minuten wieder ins Zimmer zurück traute, verriet gleichmäßiges Atmen seitens Kouichi, dass der mittlerweile eingeschlafen war.
 

Wenigstens etwas! Kouji kletterte vorsichtig ins Bett, darauf bedacht, seinen Bruder bloß nicht wieder zu wecken. Er legte sich auf die äußerste Bettkante, also so weit wie irgendwie möglich von Kouichi weg, und schloß die Augen.
 

~~~~~
 

Er erwachte davon, dass jemand laut gegen die Tür hämmerte. Schlaftrunken richtete er sich auf.
 

“Wer ist da?”, fragte er müde.
 

“Ich bin’s!”
 

Rebecca? Was wollte die denn schon wieder, noch dazu so früh am Morgen. Konnte sie ihn denn nicht einen einzigen Tag in seinem Leben in Ruhe lassen? Auf eine ihrer Moralpredigten konnte er jetzt gut und gerne verzichten. Nur würde sie sich wahrscheinlich nicht abwimmeln lassen. Um wenigstens etwas Zeit zu schinden, fragte Kouji: “Wer ist ‘ich‘?”
 

“Rebecca!”
 

“Und was willst du?” Kouji war sich vollends bewusst, dass er unhöflich klang, aber das störte ihn herzlich wenig.
 

“Es gibt da ein Problem!”
 

“Problem?” Kouji raffte sich schließlich doch noch auf, sie wenigstens herein zu lassen. “Was für ein Problem?”
 

“Das hier”, erwiderte Rebecca und hielt ihm eine Zeitung unter die Nase.
 

Das erste, was Kouji ins Auge fiel, war ein riesiges Foto von ihm selbst, das ungefähr die halbe Seite ausfüllte. Darunter war noch ein kleineres, von einer jungen Frau – Kouji schätzte sie auf Anfang Zwanzig – und dazwischen stand in großen, penetrant roten Lettern: #Berühmter Filmstar zerstörte mein Glück! Eine Frau klagt an!#
 

“Was zum Teufel...” Kouji ließ den Satz unbeendet und starrte nur auf die Zeitung.
 

“Das würde ich gerne von dir wissen”, sagte Rebecca trocken.
 

“Ehrlich, Rebecca, ich hab keine Ahnung.”
 

“Dann lies dir den Artikel durch. Auf den Seiten 2, 5 und 6.”
 

Kouji schlug die genannten Seiten auf. #“Kouji Minamoto hat mein Glück zerstört!”#, stand dort. #Eine schwere Anschuldigung, die Sayuri D. erhebt.# Moment mal! Stand da gerade eben Sayuri? Allmählich ging Kouji ein Licht auf. Seine Ahnung bestätigte sich, als er weiterlas. Da wurde ausführlich über die geplatzte Verlobung und die Trennung berichtet, sowie über Sayuris Vermutung, was Kouji betraf. Auf den hinteren Seiten kamen dann noch Fotos von Sayuri und Kouichi zusammen (unter der Überschrift: Der Beginn der Romanze, wo man sich dann auch gleich über alles vom Kennenlernen bis hin zum ersten Kuss informieren lassen konnte.)
 

Kouji musterte Sayuri auf den Bildern sehr aufmerksam. Wenn das Kouichis Typ war, dann hatte er wohl ziemlich schlechte Karten. Sie war – soweit er erkennen konnte - ungefähr alles, was er selbst nicht war. Klein, zierlich, mit blonden Haaren und riesigen braunen Bambiaugen. Allein der Anblick verursachte bei ihm Brechreiz. Er schlug die Zeitung zu.
 

“Niveaulos!”, war sein einziger Kommentar.
 

“Was ist niveaulos?”, ertönte eine verschlafene Stimme von der Seite. Auch das noch! Kouichi war aufgewacht. Es hatte Kouji ja eigentlich sowieso schon gewundert, dass er bei dem Krach, den Rebecca veranstaltet hatte, einfach hatte weiterschlafen können, aber dieser Moment war zum Aufwachen doch einfach nur ungeeignet. Kouichi brauchte wirklich nicht zu erfahren, was Sayuri jetzt angestellt hatte. Da würde er sich nur wieder Vorwürfe machen.
 

“Nichts!”, erwiderte Kouji deshalb und versteckte die Zeitung hinter seinem Rücken.
 

Kouichi hätte das eventuell sogar noch hingenommen – wahrscheinlich, so mutmaßte Kouji später, war er doch noch nicht ganz wach – aber Rebecca machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
 

“Nichts? Nichts?!? Kouji, ist dir klar, was das für dich bedeutet? Erinnerst du dich auch nur noch vage an all das, was ich dir stundenlang zu verklickern versucht habe? Wie kannst du behaupten, das sei nichts? Negative Presse ist für jemanden in deiner Position absolut tödlich.”
 

“Reg dich ab! Es gibt um jeden Star mal Skandale. Und noch lange nicht jeder stürzt deshalb ab. Das ist noch nicht das Ende.”
 

“Aber du kannst es von hier aus sehen”, konterte Rebecca düster.
 

“Würde mich freundlicherweise mal jemand aufklären, worum genau es hier eigentlich geht?”, fragte Kouichi, der mittlerweile schon um einiges wacher schien.
 

“Ich sag doch, es ist nichts”, fauchte Kouji. Die ganze Sache drohte außer Kontrolle zu geraten. “Leg dich wieder hin und schlaf weiter.”
 

“Was ist das Problem?” Diesmal fragte Kouichi gleich Rebecca.
 

“Deine Ex ist das Problem!”, knurrte diese. Sie riss Kouji die Zeitung aus der Hand und hielt sie Kouichi hin. “Sieh dir das an.”
 

Kouichi erbleichte, als er die Zeitung sah. “Das darf doch nicht wahr sein”, murmelte er.
 

“Da, siehst du?”, wandte sich Rebecca triumphierend an Kouji. “Genau meine Meinung. Der Junge versteht wenigstens, wovon wir hier reden. Da bin ich mir bei dir noch nicht so ganz sicher.”
 

“Rebecca!”, sagte Kouji mühsam beherrscht. “Wenn das alles ist, was du mir zu sagen hattest, wäre ich dir dankbar, wenn du jetzt einfach wieder verschwinden würdest. Wenn es unbedingt sein muss, können wir später weiterreden, aber so früh am Morgen ist meine nervliche Belastbarkeit noch nicht sehr hoch.”
 

“Aber...”
 

“Auf Wiedersehen!” Mit diesen Worten schob Kouji Rebecca auf den Gang und schloß die Tür hinter ihr. “O Gott!” Er seufzte. “Wie spät ist es?”
 

Kouichi sah auf die Uhr. “Kurz nach sieben!”
 

Kouji stöhnte auf. “Und ich hätte heute ausnahmsweise mal ausschlafen können.”
 

“Hör mal, Kouji, es tut mir wirklich leid. Ich verstehe nicht, wie Sayuri...”
 

“Hey! Das ist doch nicht deine Schuld.” Kouji ging zurück zum Bett und verkroch sich wieder unter seiner Decke. “Du konntest nicht wissen, dass sie so reagieren würde.”
 

“Ich fühle mich trotzdem schlecht. Ich weiß auch nicht.” Kouichi setzte sich auf den Bettrand.
 

“Weißt du, Kouichi”, Kouji richtete sich wieder auf, “meine, entschuldige, unsere Großmutter, Dads Mutter, hat immer gesagt: Wenn du die Möglichkeit hättest, die Zeit zurück zu drehen und bestimmte Situationen noch mal zu erleben, aber mit dem Wissen von heute, würdest du es dann anders machen? Und wenn du merkst, dass eine ehrliche Antwort nein lauten müsste, dann hör auf zu jammern und leb dein Leben weiter. Denn dann hast du es nicht besser verdient [2]. Ich meine, ich will jetzt nicht sagen, dass du es vielleicht nicht besser verdient hast, aber wenn du noch mal die Möglichkeit hättest, würdest du immer noch mit Sayuri Schluß machen?”
 

“Ja...Ja, ich denke schon.”
 

“Siehst du? Das meine ich. Es bringt nichts, jetzt über den Zeitungsartikel zu jammern, denn offenbar war das nötig.”
 

“Und was ist mit dir?”
 

“Mit mir?” Kouji ließ sich in die Kissen zurückfallen. “Mach dir um mich mal keine Sorgen. Das wird jetzt vielleicht ein paar Wochen für Aufsehen sorgen, aber das geht auch vorbei. Rebecca muss immer maßlos übertreiben.”
 

“Gut, aber das meinte ich eigentlich gar nicht.” Kouichi legte sich neben Kouji und sah ihn an. “Würdest DU etwas anders machen, wenn du könntest?”
 

Darüber dachte Kouji lange nach. “Ich weiß es gar nicht”, sagte er dann. “Vielleicht. Ein guter Freund von mir – auch Schauspieler, wir haben mal zusammen einen Film gedreht – hat mal gesagt: Wenn du jahrelang darum gekämpft hast, berühmt zu werden und es dann endlich geschafft hast und plötzlich feststellen musst, dass die besten Tage in deinem Leben jetzt die sind, die du so verbringst, wie du alle Tage verbracht hast, bevor du berühmt wurdest, dann kannst du davon ausgehen, dass du irgendwas falsch gemacht hast.” Er zögerte. “Ich weiß nicht, ich würde nicht direkt sagen, dass ich etwas falsch gemacht habe, ich meine, ich bin Schauspieler, das wollte ich schon immer sein und das will ich auch jetzt noch, nur...das ganze Drumherum müsste nicht sein. Ich wäre vollkommen zufrieden, wenn ich am Set einfach nur mein Ding durchziehen könnte und auf der Straße würde mich trotzdem keiner erkennen. Kouji seufzte. “Aber das Problem ist, das geht nicht. Denn mich würde nur dann keiner erkennen, wenn sich niemand die Filme ansehen würde, die ich drehe und wenn das der Fall wäre, würde ich keine neuen Angebote erhalten. Und dann könnte ich kein Schauspieler sein.” Kouji seufzte erneut. “Die Frage ist nur, ob mich das alles nicht irgendwann so sehr nerven wird, dass ich lieber die Schauspielerei an den Nagel hänge, nur um wieder meine Ruhe zu haben. Und ehrlich gesagt bin ich im Augenblick von diesem Punkt gar nicht mehr so weit entfernt.”
 

“Und was ist mit Theater?”, fragte Kouichi.
 

“Was soll damit sein?”
 

“Hast du schon mal daran gedacht, Theater zu spielen? Dann wärst du immer noch Schauspieler, aber um die am Theater gibt’s keinen solchen Rummel.”
 

“Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich weiß nicht, auf die Idee bin ich einfach noch nicht gekommen. Aber ich glaube, das wäre eine Überlegung wert. Danke!” Kouji lächelte Kouichi an. Dann richtete er sich auf. “Ich glaub, ich geh jetzt erst mal duschen, ich kann eh nicht mehr schlafen.”
 

“Okay, mach das”, murmelte Kouichi und vergrub sein Gesicht in den Kissen. Er hörte Kouji aufstehen und dann, wie die Tür zum Badezimmer geöffnet und wieder zugeschlagen wurde. Plötzlich kam ihm eine Idee. Er richtete sich auf und griff zum Telefon.
 

“Hi, Rebecca, hier ist Kouichi, Koujis Bruder”, sagte er, als sie sich meldete. “Hören sie, wegen der Sache mit meiner Ex-Verlobten...Ich habe eine Idee, wie wir das Ganze wieder in den Griff kriegen können.”
 

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[1] oder auch von der Autorin...Aber ich glaube, ich weiss nicht mal, was Mitleid ist *evil grins*

[2] Falls das irgendjemandem irgendwie bekannt vorkommen sollte, hat diese Person vollkommen recht. Das ist nämlich wirklich nicht von mir, sondern von Charlotte Link aus ihrem Roman ”Wilde Lupinen”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MissSilverspoon
2008-02-23T18:40:26+00:00 23.02.2008 19:40
Heyho^^
Klasse Kapitel^^
Bin mal gespannt, wie Kouji mit der Anklage umgehen wird... <.<
Und das mit dem zeit zurückdrehen sagt meine Oma immer .__. Des nervt xD

X-Sroboda


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