Zum Inhalt der Seite

Liebe ohne Hoffnung?

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ich bin wie Du

ich bin wie du...
 

Gestern noch war er mit einem guten Gefühl eingeschlafen, es war schön zu wissen, dass Tom sich Gedanken um ihn machte, aber jetzt war das alles einfach falsch. Sicher, es war schön neben ihm aufzuwachen, ihn ruhig atmen zu hören und seine Nähe zu spüren, aber sie waren keine kleinen Kinder mehr, bei denen das okay war. Wenn Georg und Gustav sie so sehen würden, würde es erstmal skeptische Blicke und sarkastische Kommentare hageln. Und das waren noch ihre Freunde, was würden erst andere sagen?

Vorsichtig befreite er sich aus Toms Umarmung und schüttelte ihn danach, bis er wach wurde.

„Hey, jetzt aber raus aus meinem Bett du machst dich zu breit!“

Tom, der noch total verschlafen war, sah ihn ungläubig an, stand dann jedoch kommentarlos auf und legte sich oben noch auf sein eigenes Bett. Für Bill kam schlafen jetzt allerdings nicht mehr in Frage. Sie waren auf der Autobahn, das schränkte seine Möglichkeiten, sich irgendwo ungestört abzusetzen, erheblich ein. Kurzerhand ging er ins Bad und schloss sich ein. Die anderen beiden schliefen noch und Tom würde sicher auch bald wieder eingeschlafen sein, also würde ihn hier vorerst keiner stören. Er zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Das heiße Wasser schien jeden Widerstand zu brechen und alle Gefühle stürzten über ihn hinein. Die Tropfen die sein Gesicht trafen vermischten sich mit den Tränen die nun über seine Wangen flossen. Langsam glitt seine Hand über seinen Bauch, noch bis gerade eben hatte dort die Hand seines Bruders gelegen. Er konnte die Berührung fast noch spüren, sie hatte sich so toll angefühlt und jetzt hatte er ein schlechtes Gewissen, dass er es so genossen hatte. Er musste das verdrängen, am besten vergessen, auch wenn er nicht wusste, wie er das schaffen sollte. Denn das würde keiner verstehen, keiner tolerieren, es durfte einfach nicht sein. Er stellte das Wasser aus, trocknete sich langsam ab und zog sich wieder an. Ratlos betrachtete er sich in dem großen Spiegel über dem Waschbecken. Routiniert griff er nach dem Kajalstift und wollte gerade ansetzen, als er es sich anders überlegte und ihn mit aller Kraft gegen den Spiegel warf, er konnte sein eigenes Gesicht nicht mehr ertragen. Er strich sich die Haare zurück und hielt sie am Hinterkopf fest. „Ich bin wie du“, sagte er traurig. Doch er zwang seine Tränen zurück und verließ das Bad.
 

Er hatte versucht in seinem eigenen Bett wieder einzuschlafen, doch ihm ging die letzte Nacht nicht mehr aus dem Kopf. An Bills Seite hatte er endlich einschlafen können. Tief in sich hatte er die Zufriedenheit seines Bruders und seine eigene gespürt. Es fühlte sich wieder wie früher an, ohne den ganzen Stress dem sie jetzt ausgesetzt waren, ohne den Drang von außen, ein gutes Bild abzugeben. Er hatte seinen Bruder wieder für sich und er dachte Bill hätte das ebenso empfunden. Doch dann hatte Bill ihn rausgeworfen, das hatte ihn völlig verunsichert.

Bill war dann im Bad verschwunden und hatte die Dusche angestellt, doch er hatte ihn trotzdem weinen hören können. Seinen Bruder so zu hören tat sehr weh und auch ihm stiegen die Tränen in die Augen. Warum konnte er ihm nicht helfen?

‚Du bist wie ich’ hatte er gehört, er hatte seinen Bruder nicht sehen können und trotzdem wusste er tief in sich, was er damit meinte. Und Bill hatte Recht. Er wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund schmerzte ihn diese Erkenntnis mehr, als er vermutet hatte. Sie waren Zwillinge…das war schön und klang doch so schrecklich endgültig.

Tom verstand seine eigenen Gedanken nicht mehr, er konnte mit dem Gefühlssturm, der in ihm tobte nichts mehr anfangen.

Nach einer halben Stunde hatte Bill das Bad wieder verlassen. Tom hatte sich schnell ein Stück zurückgezogen und beobachtete seinen Bruder heimlich. Bill griff sich seine Decke und setzte sich auf das Sofa, gedankenverloren sah er aus dem Fenster. Wie schön das aussah. Er hatte sich nicht geschminkt. ~Das ist mein Bill…mein Bill von früher~.

Als ihm klar wurde, was er da eben gedacht hatte, ließ er sich verblüfft in sein Kissen zurücksinken. War es wirklich das? Konnte es tatsächlich so einfach sein?

„Nee, das glaub ich nicht“, ehe er es verhindern konnte, war der Gedanke laut ausgesprochen. Bill sah ihn irritiert an. „Was glaubst du nicht?“

„Nichts, ist schon okay“.

„Dann eben nicht“. Genervt drehte Bill sich um und blickte wieder aus dem Fenster. Und Tom, der jetzt nicht mehr vorgeben konnte zu schlafen, stieg von seinem Bett runter und verschwand auch unter der Dusche. Was hatte Bill eben hier drin zum Weinen gebracht? Was hatte ihn dazu gebracht, von neuem zu erkennen, dass wir gleich sind, zwei Teile eines Ganzen? Und wieder mischten sich die Gedanken von eben zwischen seine Überlegungen. ~Wir sind nicht nur gleich, wir sind Eins, wir gehören zusammen, es gibt kein Bill oder Tom, es gibt nur ein Bill und Tom…~ Er merkte wie seine Hand zu kribbeln begann, die Hand die vorhin noch auf dem Bauch seines Bruders gelegen hatte…doch alle weitern Gedanken wurden von einem dröhnenden Klopfen unterbrochen, gefolgt von Georgs verschlafener Stimme: „Hey, es gibt noch mehr Menschen hier, die lieber mit Wasser als mit Luft duschen. Das hier is nich dein privates Hotelzimmer!“

„Is ja gut“, rief er zurück. Er stellte das Wasser ab, zog sich an und räumte das Bad für die anderen beiden.

Wohin jetzt? Es dauerte zwar nicht mehr lange, bis sie in Hamburg ankamen, aber mit seinen Gedanken konnte er sich seinem Bruder nicht gegenübersetzen. Er musste sie erstmal ordnen. Also ging er in den hinteren Teil des Busses, packte seine Gitarre aus und spielte etwas.
 

Tom hatte zu spielen begonnen, das tat er immer, wenn er nachdachte. Doch die Dusche war so laut, dass Bill nicht wirklich zuhören konnte, also stand er auf und ging langsam zum hinteren Teil vom Bus. Kurz bevor Tom ihn hätte sehen können, blieb er stehen und hörte ihm einfach nur zu wie er Spring Nicht spielte. Langsam wagte er sich ein Stück vor, er wollte nur einen Blick auf seinen Bruder werfen. Da saß Tom, die Augen geschlossen, in Gedanken versunken. Ihm beim Gitarre spielen zuzusehen, war wie ihm in die Seele zu schauen, auf jeden Fall war es für ihn so. Er kannte jeden Gesichtszug von ihm, wusste genau, was welcher Ausdruck bedeutete, konnte an ihnen seine Stimmung deuten. Und beim Spielen verstellte er sich nicht, das was sein Gesicht in den Momenten ausstrahlte, spiegelt sein Innerstes wider.

Bill war wie gefesselt von seinem Bruder, wieder einmal wurde ihm schmerzlich klar, warum er so für ihn empfand.

Tom hatte innegehalten, er bewegte sich nicht, hob den Kopf nicht, spielte aber auch nicht mehr weiter. Plötzlich tropfte eine einzelne Träne von Toms Nasenspitze und landete auf dem Gitarrenkorpus. Bill hatte die Träne bemerkt und er zog sich schnell wieder zurück. Das war einfach zu viel für ihn, er konnte das nicht ertragen, es tat ihm so weh, aber mit seinem Verhalten verletzte er auch Tom, das wollte er nicht...

Er legte sich auf sein Bett und zog den Vorhang zu, bis Hamburg musste er versuchen, Tom so gut es ging, aus dem Weg zu gehen. Wenn sie erstmal zu Hause waren, wäre das kein Problem mehr, er könnte in die Stadt gehen, oder sich einfach in sein Zimmer einschließen.

Wenn sie doch nur endlich da wären.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sumomo_hioru
2008-04-11T22:38:29+00:00 12.04.2008 00:38
das kap war aber ganz schön poethisch^^
aber deshalb hat es mir auch so gut gefallen
*lolly geb*


Zurück