Regen
Regen. Es regnet immer, wenn wir uns treffen. Wenn wir diese sinnlosen Unterhaltungen führen. Wenn wir unsere Feindschaft in den Hintergrund stellen und einfach nur zwei Schüler sind. Und es regnet noch, wenn wir wieder zu den Menschen werden, die mit einer aufgezwungenen Rolle leben und handeln müssen.
Der Regen wäscht alles fort. In sanften Tropfen fällt er der Gravitation wegen vom Himmel und spült die Spuren unseres Zusammentreffens weit weg, dorthin, wo niemand sie finden kann. Nur wir wissen von unseren Gesprächen, von unseren Problemen. Und das ist auch gut so. Andere könnten uns nicht verstehen. Sie sind zu oberflächlich, sehen nur das, was sie sehen wollen, hängen uns Charakterzüge an, die sie nur durch Beobachtung rausfinden, sie versuchen nicht, tiefer in uns zu blicken. Ihnen reicht es zu wissen, was sie von außen sehen. Dich als Helden und mich als eiskalten, unnahbaren Slytherin. Es macht mir nichts aus, solange du weißt, wie ich wirklich bin.
Ich hab den Regen gehasst. Er hat mich einsam gemacht, mich zugeschnürt, mich eingesperrt. Ich hab mich versteckt, wollte ihn weder sehen noch hören. Ich bin so tief wie möglich gegangen, um ihn auszublenden.
Wie du mich gefunden hast, bleibt ein Rätsel. Ich wusste meist selbst nie, wo ich war, Kerker bleibt Kerker. Doch du fandest mich. Und du warst anders zu mir, du hast dir Sorgen um mich gemacht, etwas, dass ich nie von dir erwartet hatte. Du hast Verständnis gegenüber mein Verhalten zum Regen gezeigt. Er hat dich auch einsam gemacht, nicht? Doch durch dich spürte ich keine Angst mehr, meine Einsamkeit war wie fortgeweht. Weil du da bist, wenn es regnet, mag ich den Regen.