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Die Blutfehde der Youkaifürsten

von

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Rache!

Mit gleichmütiger Miene kniet Arashitsume auf einem Sitzkissen in seinen Gemächern. Er verschwendet kaum einen Gedanken, an seine eifrigen Bediensteten, die sich mit geschickten Fingern bemühen, Frisur und und Gewandung ihres Herren in eine aufwendige und perfekt konstruierte Ordnung zu bringen. Seine Leibdiener sind fähig und erfahren; alles wird zu seiner Zufriedenheit sein, wenn das Bankett beginnt. Eine leidige Pflicht, dieses Essen, und völlig überflüssig, aber das Protokoll muss gewahrt bleiben, zumindest noch so lange wie nötig.

Arashitsume lächelt. Alles fügt sich so, wie er es eingefädelt hat. Tenmaru gehört nun ihm und damit auch schon bald Yarinuyuki und Sesshomaru wird bald schon tot sein! Es könnte gar nicht besser laufen! Sein kleiner Spion hat gute Arbeit geleistet! Sich seine Dienste zu sichern, war von unschätzbarem Wert bisher, ebenso wie die Dienste dieser Miko. Wenn Sesshomaru erst mal aus dem Weg ist, werde ich Tenmaru adoptieren und mit der Fürstin des Nordens verloben. Dieses unmündige Mädchen wird dieser verlockenden Witterung nichts entgegenzusetzen haben. Es wird nicht lange dauern und sie wird mir aus der Hand fressen. Dann kann ich endlich mit ihr machen, was ich will!

Nein, Yarinuyuki, du hast mich zum letzten Mal verhöhnt! Schon bald bist du meinem Neffen hilflos verfallen und Tenmaru wird genau das tun, was ich von ihm verlange! Er hat gar keine Wahl! Der Norden ist mir damit praktisch schon sicher und der Westen hat keinen Erben; es wird ein Kinderspiel werden, ihn einzunehmen! Keiner von den Ratsleuten dort hat das Zeug zum Herrscher und diesem Hanyou überlassen sie das Reich bestimmt nicht. Mit dem Norden als Verbündeten, wird es nicht lange dauern, bis wir auch den Westen eingenommen haben. Dann setze ich Tenmaru als Verwalter ein und dann gehört das Land mir!

Arashitsumes Lächeln wird breiter. Vielleicht sollte er einmal in Erfahrung bringen, wie weit die Lage schon ist. Mit jahrhundertelanger Erfahrung leert er seinen Geist und dann konzentriert er sich. Es bedarf für ihm kaum noch einer Anstrengung, den Klang seiner Stimme an einen anderen Ort zu schicken. Hin zu der Person, die er zu sprechen wünscht.

„Kossoridoku!“, raunt die Stimme.

Es dauert nicht lange und er erhält eine Antwort in seinen Gedanken. „Wie kann ich Euch zu Diensten sein?“

Arashitsume lächelt noch immer. Diese Art der Kommunikation ist doch wesentlich stilvoller als lautes Geschrei oder Gerenne. „Ich habe einen Auftrag für dich. Ich erwarte Tenmaru bereits seit einer Weile zurück. Sieh doch einmal nach wo er steckt und schick ihn dann zu mir!“

„Ja, edler Fürst!“, kommt die Antwort.

„Ach ja, noch etwas“, fügt Arashitsume hinzu, „Ich wüsste gerne, wie es um Sesshomaru steht. Bring auch das in Erfahrung! Aber halte dich bedeckt! Es ist noch nicht an der Zeit deine Tarnung abzulegen!“

„Ihr kennt mich doch, mein Fürst! Habe ich Euch jemals enttäuscht?“

Arashitsume legt die Stirn leicht in Falten. „Es war sehr bedauerlich, dass du dich damals hast von Sesshomaru erwischen lassen. Einen geeigneteren Spion hatte ich nie zuvor im Westen. Es ist wahrlich ein Jammer, dass mir nach deiner Flucht diese Informationsquelle verschlossen blieb!“

„Das tut mir aufrichtig leid, mein Fürst!“

Arashitsumes Gesicht glättet sich wieder. „Es ist schon in Ordnung! Auch an deinem neuen Platz hast du mir gute Dienste geleistet. Es war wohl eine weise Voraussicht, dass ich dich in das Rudel meiner Schwester geschickt habe.“

„Ich bin froh, wenn ich dienlich sein konnte!“

„Das weiß ich und ich bin sehr zufrieden mit dir!“

„Habt Dank, mein Fürst!“

„Was macht deine Verletzung?“

„Sie ist nicht der Rede wert, mein Fürst!“

Arashitsume schmunzelt. „Ein geschickter Zug, dich selbst zu verletzen.“

„Ich überlasse ungern etwas dem Zufall.“

„Keine halben Sachen! Du bist ein Mann nach meinem Geschmack!“

„Es ehrt mich, dass Ihr so große Stücke auf mich haltet!“

Arashitsume hebt den Kopf etwas. „Doch nun genug mit dem Geplänkel! Tu worum ich dich gebeten habe!“

„Wie ihr befehlt, mein Fürst!“ Dann bricht der Kontakt ab.

Nun gibt Arashitsume seinen Dienern einen Wink und sofort lassen sie von ihm ab, knien sich zu Boden und der Fürst des Ostens erhebt sich. Mit erhobenem Haupt verlässt er nun seine Gemächer und begibt sich auf den Weg zum großen Speisesaal. Nicht mehr lange und Yarinuyuki wird eintreffen und sobald Tenmaru ebenfalls eingetroffen und Sesshomaru tot ist, kann das Fest beginnen.
 

Nachdenklich blickt der kräftige, hochgewachsene Nordyoukai mit den schneeweißen Haaren und den wasserblauen Augen in die Richtung, in der seine Fürstin verschwunden ist. Wenn er doch nur dahinter kommen könnte, was die aufbrausende Daiyoukai so aus der Bahn geworfen hat. Fast schien es als hätte sie Schmerzen. Gerne würde er ihr folgen und sich von ihrer Unversehrtheit überzeugen, wie es seine Pflicht ist. Doch sie hat ja klar und deutlich gesagt, dass er hier bleiben soll. Ob sie eine Bedrohung wittert, der sie sich lieber alleine stellen möchte? Doch was könnte so schlimm sein, dass dafür ihre persönliche Aufmerksamkeit erforderlich ist? Nun, es ist nicht an ihm, ihre Befehle in Frage zu stellen.

Yarinuyuki-hime ist bei ihren Untertanen beliebt, fast mehr noch als es ihr Vater war. Niemand hat Einspruch erhoben, als sie nach seinem Tod, den Thron für sich beansprucht hatte, obwohl jeder wusste, dass es nicht in Inu Taihyougas Sinne gewesen wäre. Doch einen anderen Anspruch gab es nicht und der Nordclan ist es gewöhnt, Autoritäten nicht in Frage zu stellen. Solange sie sich ihrem Erbe als würdig erweist, werden ihre Krieger ihr folgen!

Nun wendet sich Itakouri an seine Soldaten: „Ihr habt sie gehört! Ihr haltet euch von dort fern!“ Die acht anderen Youkais in diesem Lager nicken als Zeichen, dass sie verstanden haben. Dabei kauen sie weiter genüsslich an drei Kühen, die sie sich über ihr Lagerfeuer zum rösten gehängt haben und von denen sie gelegentlich mit ihren Dolchen einen Fetzen abschneiden. „Faules Pack!“, grummelt Itakou mürrisch, „Habt ihr eigentlich sonst nichts zu tun, als hier rumzusitzen und zu fressen?“

„Wasch will't du, Ita'oui, scholln wia edwa vom Fleisch fall'n?“, nuschelt einer der Krieger und schaut seinen Hauptmann in aller Seelenruhe an.

Der Nordyoukai fletscht die Zähne. „Muss ich euch eigentlich ständig daran erinnern, dass wir diese verdammten Streuner suchen sollen, ihr elenden Fresssäcke?“

„Krieg dich wieder ein, Itakouri!“, meint ein anderer gelassen, „Wir sind schon den ganzen Tag auf der Suche gewesen, gönn uns ne Pause!“

„Ich hab mich wohl verhört!“, schnaubt Intakouri ärgerlich, „Was seid ihr doch für Schlappschwänze!“

„Komm, Itakouri, setz dich zu uns und nimm dir auch was!“, meint ein dritter nun, „Du hast seit vier Tagen nichts gegessen. Nicht, dass du noch einen Schwächeanfall bekommst! Seit dir der eine Streuner neulich entkommen ist, hast du ständig schlechte Laune!“

„Was geht dich das an?“, faucht der Befehlshaber, „Es ärgert mich halt, dass das kleine Wiesel mir abgehauen ist! Aber denn krieg ich schon, warte nur ab!“ Er ballt die Faust.

„Ja, wart nur ab!“, grinst einer der Krieger, „Vielleicht erspart er dir die Mühe und kommt direkt hierher in unser Lager!“

In diesem Moment zucken die Krieger zusammen und sämtliche Köpfe gehen in die selbe Richtung. „Damit könntest du vielleicht sogar recht haben!“, grollt Itakouri, „Er kommt tatsächlich hierher!“ Augenblicklich ist der Braten vergessen. Die Nordyoukais springen auf und greifen zu ihren Waffen. Auch Itakouri packt seinen Speer fester. Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Augenblick hört man ein heftiges Knacken im Unterholz, begleitet von einen wütenden Knurren und dann schießt eine gewaltige Hundegestalt zwischen den Bäumen hervor und wetzt direkt auf den Befehlshaber zu; ihre Augen glühen hellviolett vor Wut.

Mit einem geschickten Sprung weicht Itakouri der Bestie aus, die gerade mit ihren mächtigen Kiefern nach seinem Kopf geschnappt hat. Doch der drei Meter hohe Hund, fährt augenblicklich herum und schnappt erneut zu. Wieder weicht der Nordyoukai aus, doch diesmal erwischt ihn einer der scharfen Zähne am Arm und hinterlässt eine unschöne Wunde. Die erste Überraschung hat Itakouri nun überwunden und ein amüsiertes Kampflächeln zieht auf sein Gesicht. Mit einem heftigen Schlag seines Handrückens schlägt er den Kopf des Hundes beiseite. Das Ungeheuer taumelt für einen Moment.

„Nicht schlecht, Streuner!“, grinst Itakouri verwegen, dann leckt er sich das Blut vom Arm und greift seinen Speer wieder fester. Mit tiefem Grollen steht der riesenhafte Hund vor ihm und belauert ihn. Itakouri winkt ihn zu sich: „Komm nur! Darauf habe ich nur gewartet! Ich mach dich nieder wie deinen fetten Freund!“

Ein tiefes Knurren entfährt Raiukos Kehle und dann vernimmt man schaurig klingende, kehlige Worte aus seinem Rachen: „Er war mein Bruder!“ Und mit diesen Worten stürzt sich der Streuner auf seinen Gegner.

Der Befehlshaber der Nordyoukais grinst noch breiter: „Um so besser, heute rotte ich eure ganze Sippe aus!“ Und dann stürmt auch er auf den Streuner zu.

Mit einem mächtigen Satz landet Raiuko dort wo Itakouri gerade gestanden hat, doch der Nordyoukai ist gerade noch ausgewichen und rammt dem Hund hart die Spitze seines Speers in die Schulter. Die Bestie jault kurz auf doch dann schnappen ihre Kiefer blitzschnell nach seinem Gegner und diesmal erwischt er den Arm. Itakouri unterdrückt einen Schmerzensschrei, doch er schafft es sich loszureißen und seinen Arm zu behalten. Er blutet stark.

„Itakouri!“, ruft einer seiner Gefährten und schon wollen ihm die anderen zu Hilfe eilen.

Bleibt wo ihr seid!“, faucht Itakouri giftig, „Den erledige ich selbst!“ Vor ihm steht Raiuko und seine Lefzen sind zu einem gemeinen Grinsen verzerrt; aus seinem Maul tropft roter Speichel.

Itakouris Kehle entfährt ein boshaftes Grollen. Er packt seinen Speer wieder fester. „Dafür bezahlst du mir, Köter! Wertloses Stück Dreck!“ Bei diesen Worten leuchten Raiukos Augen wieder auf und blitzschnell springt er auf den Befehlshaber zu. Ein kräftiger Hieb seiner Pranke kegelt den Youkai einmal quer über den Platz. Mit bitterbösem Blick rappelt sich Itakouri wieder auf, sein Atem geht heftig und seine Zähne sind gefletscht. „Du bist so was von tot!“, und nun verzerren sich auch seine Gersichtszüge und nehmen immer animalischere Formen an. Nur wenige Augenblicke später steht ein zweiter riesiger, wenn auch schneeweißer Hund vor seinem dunkelgrauen, zottigen Gegner.

Ein tiefes Knurren entfährt ihm und im nächsten Augenblick springt er vor und fällt den Streuner an. Eine wilde Balgerei beginnt wobei der inzwischen verkohlte Rinderbraten, zusammen mit einigen der umstehenden Bäume, unter den mächtigen Körpern plattgewalzt wird. Beide Tiere bemühen sich mit grimmiger Entschlossenheit die eigenen Kiefer um die Kehle des anderen zu schließen, doch bisher gelingt es keinem. Ein wütender Kampf entbrennt, bei dem die anderen Nordyoukais nur mit grotesker Begeisterung mitfiebern. Doch keiner wagt, in den Zweikampf mit einzugreifen.

Durch den Tumult angelockt, haben sich inzwischen noch weitere Nordyoukais eingefunden. „Was ist hier los?“, fragt einer.

„Der Hauptmann, bringt gerade den Streuner um!“, kommt die hämische Antwort. In der Tat. Raiuko wehrt sich nach besten Möglichkeiten, doch er muss immer mehr Hiebe und Bisse einstecken. Der weiße Hund überragt ihn um fast einen halben Meter und er ist wesentlich muskulöser. Aber Raiuko denkt nicht im Traum daran, aufzugeben. Verbissen kämpft er weiter. Wieder erwischt ihn der Nordyoukai am Hinterbein und er jault unwillkürlich auf.

Ein kehliges Lachen entfährt Itakouri: „Tut's weh?“ Raiuko fletscht die Zähne. Er humpelt, einige Sehnen sind gerade in Mitleidenschaft gezogen worden. Diese Gelegenheit nutzt der kampferprobte Nordyoukai und stürzt sich wieder auf seinen Gegner. Tief graben sich seine Pranken und Zähne in Raiukos Seite. Der Streuner winselt. Sein Kopf fliegt herum und erwischt seinen Gegner an Schulter und Ohr. Doch der Nordyoukai lässt nicht los. Noch immer halten seine Kiefer ihn fest. Ein Zittern geht durch Raiukos Körper.

Mit einem heftigen Ruck löst sich der Nordyoukai von ihm und nimmt dabei einen Mund voll seines Gegners mit. Wieder jault Raiuko auf und dann bricht er zusammen. Warme Ströme dunklen Blutes rinnen aus seiner Seite und sein Atem rasselt. Sein Kopf fällt auf die Seite und im selben Moment beginnt seine mächtige Gestalt zu schrumpfen. Nur wenige Augenblicke vergehen und er hat wieder seine menschliche Gestalt angenommen. Sein Gesicht ist nun schmerzverzerrt und sein Atem geht stoßweise. Das Leuchten in seinen Augen ist verschwunden und die Farbe seiner Iris wirkt wie ausgebleicht.

„Elender Bastard!“, presst er unter heftigem Keuchen hervor. Er kneift die Augen zu und versucht verzweifelt sich hochzustemmen, doch ihm knicken immer wieder die Arme weg.

Boshaft steht der gewaltige Nordyoukai über ihm und blickt verächtlich auf ihn herab: „Jämmerlich!“, knurrt die riesenhafte Gestalt, „Genau wie dein Bruder!“

„Gib ihm den Rest!“, hört man nun von den Umstehenden, „Mach ihn alle, den Köter!“ Raiuko fletscht die Zähne. Wieder versucht er sich hochzustemmen, doch nun setzt der riesige Hund seine Pranke auf seinen Brustkorb. Raiuko stöhnt schmerzerfüllt auf.

Itakouri grinst boshaft: „Das war's jetzt für dich! Grüß mir deinen Bruder in der Hölle!“

„Ist das ne Privatangelegenheit, oder dürfen wir mitmachen?“, tönt auf einmal ein lauter Ruf über den Platz. Augenblicklich wenden sich dem Verursacher sämtliche Blicke zu. Am anderen Ende des Platzes stehen zwei kräftige, weißhaarige Youkais mit hüftlangen Pferdeschwänzen, zerschlissener Kleidung und einem missgünstigen Grinsen im Gesicht. Ihre Augen sind eisblau und über ihre Wangen ziehen sich dunkelblaue Sprenkel.

Schwach blickt Raiuko zu ihnen hinüber. „Samushi? Kegawa?“, murmelt er.

Ein bedrohliches Knurren entfährt dem riesigen Hund. „Ihr?“, offenbar hat auch er nun die Neuankömmlinge erkannt.

Die beiden Streuner aus dem Norden behalten ihn wachsam im Auge. Samushis Blick ist jetzt todernst. „Itakouri! Geh auf der Stelle von ihm weg, oder ich werde dir wehtun müssen!“

Der Befehlshaber entblößt seine Reißzähne. „Ihr habt wirklich Nerven hier wieder aufzutauchen! Das werdet ihr noch bereuen!“

„Nicht so sehr wie du!“, grollt Kegawa und von einer Sekunde zur nächsten stoßen sich die beiden Streuner ab und keinen halben Moment später sind sie schon bei ihm und versetzen dem gewaltigen Hund einen derartigen Schlag mit der Faust, dass er ein ganzes Stück zur Seite fliegt. Ihre Augen funkeln eisblau vor grimmiger Wut.

Samushi hat nun seinen Speer vor sich gestreckt und behält Itakouri aufmerksam im Auge und Kegawa beugt sich zu dem verletzten Raiuko hinunter und zieht ihn hoch. „Warum tut ihr das?“, fragt der schmächtige Streuner mit schmerzverzerrtem Gesicht, „Ihr hättet mich sterben lassen sollen!“

„Sei nicht albern, Raiuko!“, schnaubt Samushi ernst, ohne seinen Gegner aus den Augen zu lassen. „Dieser miese Köter hat bereits unseren Otouto (jüngerer Bruder) auf dem Gewissen! Unseren Ani (älterer Bruder) bekommt er nicht auch!“

Sprachlos starrt der Ostyoukai seine Gefährten an. Dann flüstert er: „Danke, Kyoudai (Brüder)!“

„Genug Sentimentalitäten ausgetauscht!“, grollt der riesige Hund, „Kommen wir zu dem Punkt, wo ihr für euren Verrat bezahlt und sterbt!“ Mit einem mächtigen Satz springt er auf sie zu. Es vergehen kaum zwei Sekunden, da stehen alle drei Streuner in ihrer wahren Gestalt da, bereit, ihn zu empfangen. Raiuko blutet zwar noch immer stark und er wankt, aber verbissen hält er sich aufrecht. Mit der Wucht einer Naturgewalt wirft sich Itakouri gegen Samushi und kaum, dass die mächtigen Körper aufeinander prallen, rollen sie sich auch schon in einem wütenden Gerangel am Boden. Und diesmal ist es Samushi, der seinen Gegner um ein gutes Stück überragt und ihm mit kräftigen Bissen und Prankenhieben zusetzt.

Bis hierher tatenlos, haben die anderen Youkais zugesehen, doch nun, da ihr Hauptmann bedroht ist, greifen auch sie ein. Mit wütenden Mienen stürzen sie sich auf Kegawa und Raiuko und versuchen ihnen den Gar aus zu machen. Doch Kegawa gibt ihnen keine Gelegenheit. Wachsam verteidigt er seinen schwer verletzten Kameraden gegen die gegnerischen Angriffe, während Samushi mit Itakouri kämpft. Ein heißes Gefecht entbrennt auf der Lichtung.

Unbarmherzig schlägt Samushi auf seinen Gegner ein. Seine mächtige Pranke verpasst Itakouri links und rechts heftige Hiebe und seine Kiefer sind jedes Mal nur ein kleines Stück von seiner Kehle entfernt. Doch der Befehlshaber der Nordyoukais kämpft verbissen weiter. Schließlich gelingt es ihm, Samushi abzuschütteln. Seine Wunden ignorierend belauert er sich nun mit dem Streuner.

„Du hast nachgelassen, alter Mann!“, grollt Itakouri hämisch.

Samushis Grinsen ist zum Fürchten: „Nein, du bist nur besser geworden, Welpe! Aber das hilft dir auch nichts!“

Wachsam umkreisen sie sich, während um sie her Kegawa und Raiuko weiterhin versuchen, ihre Gegner auf Abstand zu halten. „Gibt auf, Samushi!“, knurrt Itakouri, „Ihr seid hoffnungslos in der Unterzahl! Ihr könnt nicht entkommen!“

„Wer redet hier von entkommen?“, kommt es verächtlich zurück, „Hast du vergessen, mit wem du sprichst?“

„Mit einem feigen Verräter!“, grollt Itakouri.

Samushis Miene verzerrt sich zu einer hasserfüllten Fratze: „Junge, du weißt gar nichts!“

Mit diesen Worten stürzt er sich auf den Befehlshaber der Nordyoukais und der Kampf beginnt von neuem. Das Geschehen ist kaum noch überschaubar. Ein ausgewachsenes Kampfgetümmel hat sich inzwischen daraus entwickelt. Raiuko und Kegawa werden von inzwischen über dreißig Nordyoukais bedrängt, was den Vorteil hat, dass der Platz etwas begrenzt ist und sich nicht alle auf einmal auf sie stürzen können, ohne sich gegenseitig ins Gehege zu kommen. Der Kampf zwischen den beiden Hundeyoukais läuft allerdings bisher nur zwischen den beiden ab; die Soldaten respektieren die Würde ihres Befehlshabers. Sie beschließen stattdessen, ihren eigenen Auftrag zu erfüllen.

Eine gefühlte Ewigkeit wogen die Kämpfe hin und her, dabei sind kaum fünf Minuten seit dem ersten Angriff vergangen. Immer wütender schnappt Itakouri nach seinem Gegner, den er jedoch immer knapp verfehlt. Wieder umkreisen sich die beiden riesigen Hunde mit einem grimmigen Knurren in der Kehle. Itakouri blutet aus mehreren Wunden, doch auch Samushi hat einige Bisse einstecken müssen. Beide warten nur auf einen Moment der Unachtsamkeit des anderen, um erneut zum Angriff überzugehen.

In genau diesem Moment hört man Kegawa aufjaulen, dem einer der Nordyoukais einen Speer tief in die Flanke gebohrt hat. Für einen Sekundenbruchteil zucken Samushis Augen hinüber zu seinem Kameraden, doch dieser kurze Moment genügt Itakouri. Mit unglaublicher Geschwindigkeit katapultiert er sich nach vorne und stürzt sich auf den Streuner. Doch kurz bevor er ihn erreicht, stellen sich reflexartig seine Ohren auf und sein Instinkt befiehlt ihm, zur Seite zu blicken.

Im selben Augenblick taucht eine gewaltige, dunkle Gestalt neben ihm auf, packt mit messerscharfen Zähnen seine Schulter und reißt ihn mehrere Meter mit sich, ehe er recht begreift, wie ihm geschieht. Schon fühlt er sich mit unbändiger Kraft in die Luft gehoben und dann schleudert ihn der riesige, graue Hund mit der langen, zottigen Mähne und einem einzelnen, violettfunkelnden Auge hart zu Boden. So hart schlägt er auf der Erde auf, dass die Erschütterung die Umstehenden fast von den Beinen holt.

Zornesfunkelnd und mit einem angsteinflößenden, tiefen Knurren steht der mächtige Hund nun über ihm. Itakouri, noch immer etwas irritiert durch den unerwarteten Angriff, fletscht wütend die Zähne.

Yaeba!“, bellt Samushi nun verärgert. „Was mischst du dich ein? Ich habe mit dem Kerl noch eine Rechnung offen!“

Mit zornigem Funkeln schaut Yaeba ihn an: „Nein, jetzt ist Schluss damit!“, donnert er und seine Stimme hallt bedrohlich über den ganzen Platz, „Ihr habt schon genug Unheil angerichtet!“

Die anderen Youkais haben nun innegehalten und beobachten den Neuankömmling hasserfüllt aber abschätzend. Der Anführer der Streuner ist groß! Sehr groß sogar! Die eindrucksvolle Erscheinung misst gut und gerne ihre fünf Meter Körpergröße und ihr Blick ist wahrlich zum Fürchten. Langes, graues Fell überzieht seinen Körper und sein Schwanz ist buschig und starr in Drohhaltung nach hinten gestreckt!

Samushi fletscht die Zähne. „Yaeba! Er gehört mir!“

Doch der mächtige Streuner ist unerbittlich. „Kein Blutvergießen mehr!“, knurrt er. Unwillig tritt Samushi ein wenig auf der Stelle; es ist ihm deutlich anzusehen, wie ihm dieser Befehl missfällt. Angespanntes Schweigen liegt über der Lichtung, was geschieht nun?

Schließlich hat sich Samushi zu einer Entscheidung durchgerungen. Unter den wachsamen Augen seines Anführers macht er ein paar Schritte auf den noch immer am Boden liegenden und bedrohlich knurrenden Itakouri zu. Nun steht Samushi über ihm und entblößt seine Fänge, dabei funkelt er den Nordyoukai hasserfüllt an. Tief grollt das Knurren aus seiner Kehle. Itakouri verstummt. So wie es aussieht ist der Kampf wohl entschieden; der Rest ist eher eine Formalität.

Mit wütender Miene reckt der Nordyoukai den Hals und Samushis Kiefer schließen sich einmal wie beiläufig um seine Kehle, dann lässt er wieder von ihm ab und trottet zu seinem verwundeten Kameraden hinüber. Noch im Gehen verwandelt er sich in seine menschliche Gestalt zurück. Nun tut Itakouri es ihm gleich.

Hasserfüllt hockt er auf dem Boden und funkelt dem Streuner aus dem Norden hinterher. „Ich mach dich fertig, Samushi!“, macht er seinem Zorn Luft, „Eines Tages wirst du mir nicht mehr entkommen! Ich reiß dich in Stücke! Ich zerfetz dich in der Luft!“

Aus den Augenwinkeln schielt Samushi zurück. „Noch nicht!“, sein Blick ist ernst, „Vielleicht irgendwann, aber noch nicht!“

Itakouri stößt einen grimmigen Wutschrei aus und mit seiner Klaue schlägt er einmal so heftig wie er es vermag auf den Boden. „Verdammte Scheiße!“

In genau diesem Moment wird die Aufmerksamkeit sämtlicher Youkais auf den Rand der Lichtung gerichtet. Nur wenige Augenblicke später taucht das Subjekt dieser Ablenkung auch schon auf. Mit erhobenem Haupt tritt Yarinuyuki auf den Platz des Geschehens und es bedarf nur weniger Sekunden für sie, um die Situation zu erfassen. Ein bedrohliches Knurren entfährt ihr, als sie den Anführer der Streuner bemerkt. „Was ist hier los!“, faucht sie wütend. Abschätzend mustert Yaeba sie. Hat er eine Chance, wenn er es auf einen Kampf mit ihr ankommen lässt? Die Chancen stehen nicht gut; die Daiyoukai hat alle Vorteile auf ihrer Seite. Ein taktischer Rückzug ist sicher das Beste, besonders mit seinen verletzten Untergebenen.

Ohne die Fürstin aus den Augen zu lassen, knurrt er seinen Leuten zu: „Samushi, Kegawa, nehmt Raiuko und verschwindet von hier!“

„Aber, Yaeba...!“, setzt Kegawa an.

„Das ist ein Befehl!“, bellt Yaeba scharf.

Doch er hat die Rechnung ohne Yarinuyuki gemacht. „Ihr geht nirgendwo hin!“, grollt sie, „Es war ein tödlicher Fehler hierher zu kommen! Hier kommt ihr nicht mehr weg!“ Grimmig beginnen ihre Augen zu leuchten und und sie zieht ihr Schwert.

Yaeba duckt sich zum Sprung. Er wird wohl kämpfen müssen. „Worauf wartet ihr noch?“, knurrt er den anderen zu, „Seht zu, dass ihr verschwindet!“ Doch nur ein flüchtiger Blick von Yarinuyuki und die Nordyoukais schließen die Fluchtwege ab. Nun sind die vier Streuner von fast zweihundert grimmigen Kriegern aus dem Norden umzingelt, bereit, beim kleinsten Befehl kurzen Prozess mit ihm zu machen.

Wachsam drängen sich die drei verletzten Streuner mit dem Rücken an ihren Anführer der seine Gegner aufmerksam im Auge behält.

Auch Itakouri hat sich wieder aufgerafft und steht nun neben seiner Fürstin. Hämisch funkelt er Samushi an. „Das Blatt hat sich gewendet!“, sagt er gehässig, „Ich sagte doch, ihr kommt hier nicht mehr weg!“

Samushi und Kegawa schauen sich flüchtig an. „Hätte nicht gedacht, dass wir mal so sterben werden, eingekesselt wie die Ratten!“, raunt Kegawa seinem Kameraden zu. Noch immer stützt er den halb besinnungslosen Raiuko mit seiner Schulter.

„Wer redet hier von sterben!“, meint Samushi zurück, „Ich habe vor ewig zu leben!“

„Sieht schlecht damit aus“, bemerkt Kegawa grinsend.

„Stimmt, irgendwann erwischt die Youkai-Räude jeden!“, grinst der zurück.

Klappe!“, schnappt Yaeba ärgerlich, „Ich mach euch den Weg frei und ihr versucht zu entkommen!“

„Vergiss das lieber gleich wieder, Streuner!“, ruft nun Yarinuyuki gefährlich. Mit erhobenem Haupt und gezücktem Schwert tritt sie vor. „Schmutzige Verräter! Wenn ich mit euch fertig bin, wird von euch nicht mal mehr etwas zum bestatten übrig sein!“ Bedrohlich macht sie einen Schritt auf die Streuner zu. Doch in genau diesem Augenblick verpufft das eisige Leuchten in ihren Augen und die Wut in ihrem Gesicht weicht einer fassungslosen Miene.

„Oh nein, verdammt!“, zischt sie und verzieht das Gesicht. Unwillkürlich muss sie husten. „Ich hatte ihm doch befohlen, fern zu bleiben!“ Mit urplötzlich gequälter Miene blickt sie sich um. „Das büßt er mir!“, grollt sie ärgerlich und dann springt sie über die Köpfe ihrer Leute hinweg auf die andere Seite des Lagers. Verständnislos schauen ihre Untertanen ihr hinterher.

„Yarinuyuki-hime?“, fragt Itakouri verwirrt.

Wütend funkelt Yarinuyuki ihn an: „Na los, macht sie nieder! Worauf wartet ihr noch?“ Dann dreht sie sich um und verschwindet zwischen den Bäumen.

Noch immer etwas verdattert schauen die Nordyoukais sich an. Dieses Verhalten ist äußerst untypisch für ihre Anführerin. Was mag sie in die Fluch geschlagen haben, oder wie soll man dieses Verhalten sonst deuten? Doch diese Verwirrung kommt den Streunern zugute. Für einen Moment sind die Nordyoukais abgelenkt und die Gelegenheit nutzt Yaeba um plötzlich blitzschnell seinen mächtigen Körper gegen einige der Krieger zu rammen, sodass sie hart auf dem Rücken zu liegen kommen.

Sofort reagieren Samushi und Kegawa und nur Augenblicke später haben sie den Kreis verlassen. Nun kommt auch wieder Bewegung in die Nordyoukais. „Lasst sie nicht entwischen!“, schreit Itakouri ungehalten und seine Leute reagieren prompt. Doch noch ehe sie ihrer habhaft werden, bauen sich plötzlich zwei Gestalten vor ihnen auf und haben ihre Waffen gezogen.

Kaze no Kizu!“, schreit Inu Yasha und die gewaltigen Energieentladungen prasseln mitten unter die Nordyoukais. Erschrocken reagieren diese und stieben augenblicklich auseinander.

„Versucht, sie nicht zu töten, Inu Yasha-sama!“, ruft Tenmaru neben ihm, dessen schlanke Dolche gerade zwei weitere Youkais niedergestreckt haben, noch ehe sie Gelegenheit hatten, auszuweichen.

„Als wenn das so einfach wäre!“, faucht Inu Yasha zurück, „Ist doch nicht meine Schuld, wenn die nichts abkönnen!“

Die erste Überraschung ist rasch überwunden und nun wenden sich die Nordyoukais wütend den beiden Neuankömmlingen zu. Itakouri bebt vor Zorn, als er Tenmaru erkennt. „Das ist er!“, grollt er, „Das ist der dreckige Köter, der unseren Fürsten auf dem Gewissen hat! Tötet ihn! Tötet sie beide!“

„Komm her und versuch's doch!“, meint Inu Yasha verwegen.

„Haltet Euch zurück, Inu Yasha-sama! Lasst mich das regeln!“, ruft Tenmaru ihm zu, „Ihr repräsentiert den Westen. Wenn Ihr sie angreift, riskieren wir einen Krieg!“

Ernst blickt Inu Yasha zu ihm hinüber. „Mach die Augen auf, Tenmaru! Dafür ist es inzwischen längst zu spät! Nun müssen wir das Beste aus der Situation machen!“

Einen kurzen Moment lang scheint Tenmaru mit sich zu ringen, dann lenkt er ein. „Ihr habt recht Inu Yasha-sama. Es ist zu spät!“ Fast zweihundert grimmige, gut bewaffnete Nordyoukais stehen ihnen jetzt gegenüber, ihnen voran Itakouri, und machen sich bereit, sich auf sie zu stürzen.

Inu Yasha wendet sich an Yaeba: „Hey, nimm deine Leute und verschwinde! Und nimm Kagome mit!“

Das Mädchen steht ein Stück hinter ihnen bei einem Baum und schaut ein wenig furchtsam zu ihnen hinüber. Doch nun kommt wieder Leben in sie und sie packt ihren Bogen fester. „Auf keinen Fall! Ich werde dich unterstützen!“, ruft sie empört.

Inu Yasha fletscht die Zähne: „Kommt nicht in Frage! Ich bring dich nicht noch einmal in Gefahr!“

Genau diesen Moment hat Itakouri abgewartet und nun gibt er den Angriffsbefehl. „Los, auf sie!“ Im selben Moment stürmen sämtliche Nordyoukais auf Inu Yasha und die Streuner zu.

Doch der Hanyou reagiert geschickt. „Kaze no Kizu!“, ruft er und eine weitere Energiewelle rollt über die Ebene; die meisten der Nordyoukais weichen ihr geschickt aus. „Yaeba!“, ruft Inu Yasha erneut und wehrt mit Tessaiga die ersten beiden Youkais ab, die an ihm vorbei wollen. Neben ihm kämpft auch Tenmaru verbissen und mit blitzschnellen Streichen seiner Dolche, wehrt er jeden der Krieger ab, der ihn passieren will. Bisher hat es noch keiner geschafft, die verletzten Streuner hinter ihnen zu erreichen.

Yaeba, verdammt! Beeil dich gefälligst!“, ruft Inu Yasha einmal mehr.

In diesem Moment verwandelt sich Yaeba wieder in seine menschliche Gestalt zurück und tritt auf Kagome zu. „Komm, kleiner Mensch!“, sagt er, „Du bist hier nicht mehr sicher!“ Mit diesen Worten schnappt er sich das verblüffte Mädchen und schwingt sie sich über die Schulter.

Kagome kreischt auf. „Hey, lass mich sofort runter! Das kannst du nicht machen! Inu Yasha, sag ihm er soll mich runterlassen!“

Doch ihr Freund ist noch immer schwer damit beschäftigt die angreifende Horde solange zurückzuhalten, bis seine Untergebenen entkommen können. Dabei muss er höllisch aufpassen. Die Nordyoukais sind ausgezeichnete Kämpfer. Wenn auch nur einer von ihnen durchbricht, sind seine Freunde in Gefahr. Das kann er nicht zulassen! „Bring dich in Sicherheit, Kagome! Du kannst hier nichts tun!“, ruft er, „Sucht Sango und Miroku und dann verschwindet von hier!“

„Was ist mit dir?“, kommt die bange Frage zurück.

„Kümmer dich nicht um mich!“, schnaubt er verbissen und schlägt einen weiteren Nordkrieger nieder, „Ich komme nach! Seht zu, dass ihr verschwindet!“

Nun wendet sich Yaeba an Inu Yasha: „Wir bringen sie und die Verletzten in Sicherheit und dann kommen wir zurück und helfen Euch!“

„Ihr seid ja immer noch hier!“, faucht Inu Yasha, „Verschwindet, das ist ein Befehl!“

Nun wenden sich Yaeba und die anderen zum Gehen. Yaeba trägt die strampelnde Kagome und Kegawa hat sich den bewusstlosen Raiuko über die Schulter geworfen. Ohne weitere Worte setzen sie sich in Bewegung und verschwinden zwischen den Bäumen. Nur aus der Ferne hört man noch Kagome schimpfen: „Nein, lasst mich runter! Er braucht meine Hilfe! Sie werden ihn umbringen! Inu Yasha!“ Dann verstummt auch das.

Ernst packt Inu Yasha nun sein Schwert fester. „So, nun brauchen wir keine Rücksicht mehr nehmen!“ Grimmige Entschlossenheit funkelt in seinen Augen. Ein kurzer Blick geht hinüber zu Tenmaru und der Streuner nickt. Unverzüglich gehen die beiden zum Angriff über. Eine wilde Flut an Hieben und Schlägen geht auf die Nordyoukais nieder, doch durch ihre große Menge behindern sie sich gegenseitig.

„Wir müssen den anderen nur genug Zeit geben, zu entkommen“, ruft Tenmaru, „Dann folgen wir ihnen. Wir werden sie nicht alle besiegen können!“

Inu Yasha nickt. „Es ist zwar nicht meine Art, einfach davon zu laufen, aber du hast wohl recht!“

Plötzlich taucht Itakouri direkt vor ihm auf. Wutschnaubend funkelt er den Hanyou an. „Das denkst du dir so! Du glaubst doch nicht wirklich, dass wir euch noch entkommen lassen! Wir machen euch hier an Ort und Stelle nieder oder hetzen euch zu Tode. Such es dir aus, Hanyou!“

„Mein Name ist Inu Yasha!“, grollt der Angesprochene, „Und wenn selbst mein Bruder mich nicht erledigen konnte, was rechnest du halbe Portion dir dann für Chancen aus?“

Mit einem wilden Stoß, versucht Itakouri Inu Yasha seinen Speer in die Seite zu rammen, doch der Hanyou pariert den Schlag mit Tessaiga, nur um dann gleich wieder zu einem anderen Youkai hinüberzuspringen, der die Richtung seiner Freunde einschlagen will. „Oh nein, hiergeblieben!“, ruft er und mächtig rollt das Kaze no Kizu über die Ebene. Der Nordkrieger bricht getroffen zusammen, gemeinsam mit noch zwei weiteren. Doch an seine Stelle treten sofort wieder fünf Neue. Es nimmt einfach kein Ende!

Nun haben sich Inu Yasha und Tenmaru wieder zwischen den Nordyoukais und der Fluchtrichtung ihrer Freunde aufgebaut. Doch es gelingt ihnen immer schwerer, die Angreifer zurückzuschlagen. Schon beginnen die Krieger sie einzukreisen. Inu Yasha und Tenmaru stehen mit dem Rücken zueinander und wehren verbissen jeden Angreifer ab, doch die Flut der Krieger ist unerschöpflich. Wenn sich erst der Kreis um sie schließt, gibt es kein Entkommen mehr.

Wieder schlägt Inu Yasha zwei Angreifer nieder und auch Tenmaru erwehrt sich geschickt seiner Haut, doch die Lage scheint aussichtslos. Doch urplötzlich dringt eine bekannte Witterung in Inu Yashas Nase und ein kurzer Blick zu Tenmaru lässt ihn wissen, dass auch er den Geruch erkannt hat. Auch die Nordyoukais scheinen für einen kurzen Moment zu zögern und dies nutzen die beiden, um sich wieder freizukämpfen.

Doch die Erleichterung ist nur von kurzer Dauer, denn in genau diesem Augenblick, triff der Verursacher dieser Witterung auf der Lichtung ein. Es ist Sesshomaru und seine Miene verheißt alles andere als Gelassenheit. Im Gegenteil, unverhehlte Wut steht ihm ins Gesicht geschrieben und es bedarf kaum eines Blickes, dass er die beiden Unruhestifter bemerkt.

„Sesshomaru!“, ruft Inu Yasha aus, „Ich kann verstehen, dass du sauer bist, aber...!“

„Sauer ist gar kein Ausdruck!“, grollt der Fürst des Westens mit Grabeskälte, „Zu behaupten, ich wäre sauer, ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts!“

Inu Yasha wirft Tenmaru einen unbehaglichen Blick zu: „Verdammt, ich glaube diesmal ist er wirklich wütend!“ Dann wendet er sich wieder an seinen Bruder: „Na schön, du bist stinksauer und du hast auch allen Grund dazu, aber ich kann dir alles erklären!“

„Ich will nichts hören!“, schreit Sesshomaru und seine Augen leuchten gefährlich rot. Die Nordyoukais haben inzwischen erst einmal innegehalten und mustern den Neueingetroffenen wachsam. Niemand möchte sich mit dem ärgerlichen Daiyoukai anlegen ohne eindeutigen Befehl.

„Du hast mich einmal zu viel der Lächerlichkeit preisgegeben!“, grollt Sesshomaru tödlich und kommt bedrohlich auf Inu Yasha zu, „Das werde ich nicht länger tolerieren!“

„Verdammt!“, schnaubt Inu Yasha ärgerlich und streckt seinem Bruder sein Schwert entgegen, „Das ist jetzt nicht der geeignete Moment, mit mir abzurechnen! Wir sind hier mitten in einem Kampf!“

„Den du selbst verursacht hast!“, grollt Sesshomaru.

„Das war nicht meine Schuld!“, schreit Inu Yasha.

„Du trägst die Verantwortung seit du für die Streuner gebürgt hast!“, fletscht Sesshomaru die Zähne, „Also trägst du auch die Konsequenzen! Kaum ein paar Schritte trennen ihn noch von den anderen Nordyoukais die noch immer zwischen ihm und Inu Yasha stehen.

„Willst du nicht mal wissen, was passiert ist?“, ruft Inu Yasha empört.

„Inu Yasha-sama!“, meint Tenmaru neben ihm, „Es hat keinen Sinn! Er hört Euch nicht zu. Wir sollten fliehen solange wir noch können! Die anderen dürften genug Vorsprung haben.“ Nur sehr widerwillig lässt Inu Yasha sich von Tenmaru mitziehen, doch schließlich sieht er ein, dass die augenblickliche Situation zu verfahren ist und rasch verschwinden die beiden im Gebüsch.

Aus Sesshomarus Kehle dringt ein tiefes Knurren, als er seinen Bruder entkommen sieht. Schon will er mit einem geschmeidigen Sprung über die Köpfe der Youkais hinwegsetzen um ihn zu verfolgen, doch in eben diesem Moment schiebt sich eine andere Gestalt in seinen Weg. Es ist Yarinuyuki.

Sesshomaru!“, grollt sie und ihre Augen glühen eisigblau.

Der Daiyoukai hällt inne und fletscht die Zähne. „Yarinuyuki-sama! Geht aus dem Weg!“

Doch die Miene der Fürstin ist eisern: „Das hättet Ihr wohl gerne! Aber ich garantiere Euch, Ihr kommt hier nicht vorbei, ehe wir nicht einiges geklärt haben!“

„Ich wiederhole mich ungern!“, knurrt er. „Und ich schon gar nicht!“, zischt sie erbost. „Ich dachte Euer Bruder hätte für diese Streuner gebürgt. Warum greifen sie dann meine Leute an? Und was hat Euer Bruder hier zu suchen, wo er doch sein Wort gab, dass er in Eurem Quartier bleiben würde? Standet nicht auch Ihr für die Glaubwürdigkeit seines Wortes ein? Was soll das, Sesshomaru? Wollt Ihr mich mit Euren Lügen verhöhnen? Wollt Ihr den Krieg?“

Wütend glühen Sesshomarus rote Augen zu ihr hinüber. „Diese Anschuldigungen, höre ich mir nicht länger an! Hättet Ihr mich nicht aufgehalten, hätte ich meinen Bruder und sein Gefolge schon längst für ihren Verrat zur Verantwortung gezogen!“

„Spart Euch diese billigen Ausflüchte!“, schreit Yarinuyuki, „Ihr versucht nur Eure dreckige Haut zu retten, so wie schon auf dem Rat! Verrat ist doch alles, was vom Westen zu erwarten ist! Ja, Ihr macht sogar gemeinsame Sache mit dem Osten. Weder Arashitsume noch Ihr nehmt mich ernst. Ihr schmiedet Pläne hinter meinem Rücken und verheimlicht mir diese verheerende Witterung dieses Streuners. Gebt zu, dass Ihr davon wusstet und mich wissentlich im Unklaren gelassen habt. Ihr wolltet mich demütigen und in Misskredit bringen! Ihr habt mich verraten und lächerlich gemacht, das ist mit nichts zu entschuldigen!“

Nun kann man sehen wie Sesshomaru hart die Kiefer aufeinanderbeißt. All seine Selbstbeherrschung ist von Nöten um sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Das Leuchten in seinen Augen verschwindet, doch seine Miene ist nach wie vor eisig. „Yarinuyuki-sama“, sagt er zwischen zusammengebissenen Zähnen, „Es war niemals meine Absicht Euch zu demütigen! Ich versichere Euch jedoch, meine Verschwiegenheit über diesen Streuner hatte gute Gründe. Was meinen Bruder betrifft, so hat er den Bogen nun deutlich überspannt und sich einmal zu viel über meine Anweisungen hinweggesetzt. Er wird seiner Strafe nicht entgehen. Also geht mir aus dem Weg!“

Doch das Gesicht der Nordfürstin ist ungerührt. „Ich glaube Euch nicht! Glaubt Ihr, eine solche Erklärung stellt mich zufrieden? Um die Streuner werden sich meine Leute kümmern und Ihr werdet Euch keinen Schritt vom Fleck rühren, ehe ich nicht eine zufriedenstellende Erklärung bekommen habe!“

„Ich habe jetzt keine Zeit für lange Debatten!“, grollt Sesshomaru.

„Ich denke aber doch!“, entgegnet sie herablassend, „Ich wüsste nicht, was Ihr für eine andere Wahl habt. Seht Euch nur um! Ihr seid umringt von meinen besten Kriegern. Selbst Ihr könnt es unmöglich mit ihnen allen aufnehmen. Nicht zuletzt, da auch ich Euer Gegner sein werde!“, sie streckt ihm ihr Schwert entgegen, „Seht es ein! Die Zeit der Verhandlungen sind vorbei! Über zweihundert meiner tapfersten Soldaten sind mit mir hier und Ihr seid allein! Auch wenn Ihr ein Daiyoukai sein mögt, gegen diese Übermacht, seid selbst Ihr machtlos! Der Krieg wird kommen und wir werden ihn gewinnen, daran besteht kein Zweifel!“

Nun richtet sich Sesshomaru zu seiner vollen Größe auf und blickt in die Runde. Dann blickt er die Fürstin des Nordens direkt an. „Wir beide wissen, was ein Krieg bedeuten würde. Seid Ihr wirklich bereit, es darauf ankommen zu lassen?“

Verächtlich schnaubt sie auf. „Das liegt längst nicht mehr in meiner Hand! Nicht ich habe das Kämpfen begonnen, aber ich werde es beenden! Doch so wie ich das sehe, wird es gar nicht erst zum Krieg kommen, nun da Ihr uns ausgeliefert seid!“

Langsam atmet Sesshomaru durch, dann hebt er den Kopf wieder und blickt sie mit klarem Blick an: „Yarinuyuki-sama! Diese Situation war schon zu Beginn äußerst angespannt. Der Ausbruch eines Krieges stand jederzeit zu befürchten. Wie kommt Ihr also darauf, ich wäre allein? Glaubt Ihr allen Ernstes, ich wäre der einzige Fürst, der ohne sein Heer angereist sei?“

In eben diesem Augenblick beginnen sich die Büsche und Sträucher um das Lager herum zu bewegen und die Nordyoukais reißen sprachlos die Augen auf. Auch Yarinuyuki blickt sich verwirrt um. Aus dem Dunkel der Nacht schieben sich nun Youkais aus dem Wald hervor. Unzählige, goldene Augenpaare mit dazugehörenden, kampfbereiten Westkriegern füllen immer mehr den Platz hinter Sesshomaru und um das Lager. Immer mehr Youkais versammeln sich nun hier und mit grimmigen Mienen behalten sie die Nordkrieger wachsam im Auge. Fast dreihundert von ihnen sind nun zu sehen und jeder von ihnen trägt eine elegante, bezahnte Rüstung und ist bewaffnet mit einem Schwert oder einer anderen Klingenwaffe.

Ganz vorne zwischen zwei noch etwas eleganter gerüsteten Youkais, ist nun eine kleine, grüne Gestalt zu sehen die sich ein wenig furchtsam zwischen all den großen Westyoukais hindurchgedrückt hat und sich nun vor dem beachtlichen Heer aufbaut. „Ich habe sie hergebracht, Sesshomaru-sama!“, ruft der kleine Gnom mit stolzgeschwellter Brust, „Genau wie Ihr es befohlen habt, haben wir uns versteckt gehalten bis zum geeigneten Augenblick!“

Auch ohne sich umzudrehen, ist die Zufriedenheit des hochgewachsenen Youkaifürsten zu erkennen als er sagt: „Das hast du gut gemacht, Jaken!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Yvibel
2015-01-04T16:08:56+00:00 04.01.2015 17:08
So und wieder ein Stückchen weiter.^^ Hui da gings ja ganz schön rund jetzt. Und wie´s scheint is auch noch kein Ende in Sicht. Wie ich letztes Mal schon sagte, hauptsache es gibt was zum ordentlich drauf kloppen. *g* Ganz schön verzwickt die Angelegenheit aber spannend. Ich habe ziemlich um den Ausgang dieser Kämpfe gebangt. Aber zum Glück hat Inu mir mit seinen Kommentaren dazwischen noch Grund zum lachen gegeben. Tja dann, auf in den Krieg. Anders gehts ja wohl jetzt nicht mehr. Wunderbar...und weiter wird gekloppt...XD
Yvi
Von: abgemeldet
2011-05-24T15:45:23+00:00 24.05.2011 17:45
So, ich muss mit meinen Kommentaren ja auch mal nachkommen, also mach ich mich mal dran, wenn ich eh schon unproduktiv zuhause hocke, anstatt in die Schule zu gehen -.-
Puh, ich sollte nicht immer so lange Pausen dazwischen machen, irgendwie ist mein Hirn gerade nicht wirklich in der Lage Zusammenschlüsse zu erkennen DX

Uh, da eskaliert ja eine Situation ganz gewaltig, eieiei, wenn das mal gut geht ...

>Na, schln du bist STINKsauer
xDDD Das fand ich grad wirklich lustig :D

Oh Mann, und wenn das nicht genug wäre, stehen sich Inu Yasha uns Sesshômaru ausgerechnet jetzt gegenüber, da kommt wohl grad alles zusammen x.x

YAY, die Westkrieger sind auch da jetzt kann ja richtig die Post abgehen :D
Von: Kupferschweif
2010-12-19T17:00:43+00:00 19.12.2010 18:00
Wusst ichs doch! Dieser Kossoridoku arbeitet also wirklich für Arashitsume. Linke Ratte. Und böses Genie. v.v
Du hast es schon wieder geschafft, eine super spannende Kampfszene zu schreiben und bei deinem Schreibstil macht es auch wirklich Spaß, das zu lesen. ^^
Und die Westarmee ist auch da. Ich würde mal sagen, dass Yarinuyuki sich das mit dem Kampf noch mal überlegen sollte, jetzt ist sie unterlegen...
Bin ja mal gespannt, wie das weiter geht.
Bis denne
Jenny
Von:  Vanilla_Coffee
2010-02-01T18:01:58+00:00 01.02.2010 19:01
Hui hui da gings aber ganz schön zur Sache was^^ Aber tolle Kampfszene mal wieder^^
Also so viele Intrigen gibts hier, damit hätteste ja glatt ne ganze Daily Soap füllen können XD ^^

LG Mila
Von:  KilluahZaoldyek
2009-12-29T21:18:08+00:00 29.12.2009 22:18
Na da ging es ja zur Sache. xD
Aber was ich auf jeden Fall erwähnen muss: Jaken rules! *fahneschwenk* Freut mich für ihn, dass er so eine große Aufgabe zur Zufriedenheit Sesshomarus erledigt hat. Das hat er doch wirklich verdient. *g*
Arashitsume wird wohl auch Augen machen, wenn er von der Sache erfährt. *fg*
Was Kossoridoku betrifft, der ist ziemlich hinterhältig, wird ja immer schlimmer. o_Ô
Was mich verwundert hat, dass Sesshomaru doch noch nicht auf die Miko getroffen ist. Jetzt ist nur die Frage, wo Sango und Miroku abgeblieben sind. xD
Und Inuyasha wird noch einiges zu hören oder zu spüren bekommen, wenn Sesshomaru ihn in die Finger bekommt. ^_~
Aber vorher muss die Sache zwischen ihm und Yarinuyuki geklärt werden und ob das überhaupt passiert? ^-^;
Da ergibt sich wieder einiges für den kommenden Verlauf. Bin gespannt.

LG
Kill ^^
Von:  Hotepneith
2009-12-29T08:59:12+00:00 29.12.2009 09:59
Was für eine nette Überraschung....
Auch der gute Ostfürst wird nciht sondelrich begeistert sein über das nette Treffen da direkt vor seiner Haustür - udn wird wohl mal ein ernstes Wort mit seiner militärischen Aufklärung halten müssen^^.
Inuyasha und die Streuner sind also in die gestellte Falle getappt - und es scheint im Mometn mehr als fraglich zu sein, ob der Herr Halbbruder noch großartig willens ist, auch nur eine Erklärung anzuhören. Sollte er aber wohl besser, damit er weiß, wer welche Laus in sein Fell gesetzt hat.

Die Kampfszenen waren übrigens schön,. ich glaube, du hast keine der handelden Personen vergessen.

bye

hotep

udn einen guten Rutsch ins neue Jahr


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