Zum Inhalt der Seite

Grief

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

5

Nach dem Eisessen brachte Die mich nach Hause. Meine Eltern waren schon zu Hause.

“War lustig mit dir.“, sagte Die. „Ich hätte auch gerne so ein großes Haus wie du.“ Er sah sich das Haus an, das ich nicht besonders toll fand.

„Ich mag’s nicht.“

“Wieso?“

Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht weil ich fast immer allein war.“ Und vielleicht auch, weil ich jedes Mal in diesem schrecklichen Haus meinen Kummer irgendwie verarbeiten musste. Ganz ohne die Hilfe meiner Eltern. Immer musste ich alles alleine hinbekommen und der gute Junge mit den guten Noten sein.

„Hast du nie Freunde eingeladen?“

“Welche Freunde denn?“ Ich hatte den unwiderstehlichen Drang Die alles zu erzählen. „Wollen wir vielleicht noch irgendwo hingehen? Ich muss dir was erzählen.“

„Na klar. Wohin?“, fragte Die und wir setzten uns einfach in das nächst beste Café, wo ich Die meine ganzen Erlebnisse erzählen wollte. Doch schon beim ersten Satz über die Beleidigungen, die mir an den Kopf geworfen wurden, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Anfangs hatte ich nicht gedacht, dass es mich immer noch so mitnahm und ich hatte auch nicht erwartet, dass ich anfangen würde zu weinen. Ich dachte, dass ich das alles weggesteckt hatte. Wie sehr man sich doch in sich selbst täuschen kann.

Ein paar andere Leute sahen mich an. Ich hasste es, angestarrt zu werden. Deshalb ging ich raus und wollte so schnell wie möglich irgendwo hin, wo mich niemand sehen konnte. Der einzige Ort, der mir einfiel war mein verhasstes Zuhause.

„Toto?“ Ich beachtete Die nicht. Ich wollte nicht, dass er mich so sah. Ich rannte zur Haustür und kramte nach meinem Schlüssel, bis mir einfiel, dass ich den gar nicht mithatte, als Die mich einholte.

„Hey. Wieso läufst du denn weg?“ Er klang ziemlich besorgt. Doch ich antwortete ihm nicht. Vielleicht weil ich ihm nicht antworten wollte, vielleicht aber auch, weil ich das Gefühl hatte, nichts mehr sagen zu können, weil ich sonst schon wieder wie ein Schlosshund heulen würde.

Und plötzlich geschah etwas, womit ich niemals gerechnet hätte: Die nahm mich in den Arm. „Du brauchst doch nicht vor mir wegzulaufen. Du tust ja so, als ob ich nie gesehen habe, wie jemand weint. Außerdem ist das doch völlig verständlich.“

Einen Moment später öffnete meine Mutter die Tür und sah uns mit großen Augen an. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die loslassen wollte ich nicht, aber meine Mutter würde mir bestimmt verbieten ihn jemals wieder zu sehen, wenn ich weiterhin an ihm kleben würde. Kaum hatte ich meinen Gedanken abgeschlossen, wurde ich auch schon von Die weg und ins Haus gezogen. Meine Mutter knallte die Tür zu, schrie mich an und gab mir eine Ohrfeige.

„Was hast du da gemacht? Du bist doch nicht schwul! Ich will nicht, dass du diesen Jungen je wieder siehst. Er hat anscheinend einen schlechten Einfluss auf dich. Ist er auch auf deiner Schule? Ich melde dich sofort ab!“, schrie sie und lief zum Telefon. Ich wusste nicht wieso, aber ich sagte nichts dagegen. Ich brach einfach nur weinend zusammen. Meine Mutter beachtete mich nicht.

Als sie auflegte, drehte sie sich zu mir um. „Jetzt reiß dich zusammen! Und sowas schimpft sich mein Sohn. Warte nur, bis dein Vater das erfährt.“ Sie ging weg und kam mit meinem Vater zurück, der mir auch noch mal sagte, was für ein abnormaler Junge ich doch war. Dass ich eine Schande für die Familie wäre, und dass ich Die nie wieder sehen durfte. Dann gingen beide nach oben. „Geh uns aus den Augen.“, waren die letzten Worte, die sie sagten. Ich saß immer noch weinend auf dem Boden und konnte mich einfach nicht beruhigen. Ich hasste mein Leben, meine Eltern und in dem Moment hasste ich wirklich alles!

Ich ging auf mein Zimmer, packte ein paar Klamotten in eine Tasche und ging dann in die Küche, um mir etwas zu Essen einzupacken. Ich hatte wirklich vor abzuhauen, obwohl ich nicht wusste, wohin. Ich hatte keine Verwandten in der Nähe. Also beschloss ich ziellos durch die Gegend zu laufen. Ich packte mein Geld ein und verließ das Haus ohne zu zögern und ohne mich zu fragen, was meine Eltern sagen würden.

Draußen stieß ich mit Die zusammen. „Du bist noch da?“, fragte ich.

„Natürlich. Ich wollte eigentlich klingeln und mich bei deiner Mutter entschuldigen, aber jetzt bist du ja schon draußen. Hast du schon wieder geweint? Und was soll die Tasche?“

Ich sah den Boden an. Es war mir irgendwie peinlich, dass ich weglaufen wollte.

„Hast du vor abzuhauen?“, fragte Die dann. Ich nickte. „Wieso?“

Zum dritten Mal an diesem Tag rannen mir Tränen über die Wangen. Ich antwortete nicht. Die nahm mich an die Hand und führte mich von zu Hause weg. Wir redeten gar nicht. Nach ein paar Minuten hielten wir an. „Du wohnst einfach ein paar Tage bei uns.“, sagte Die. „Das macht niemandem was aus. Wir mögen dich schließlich alle und ich denke auch, dass meine Mutter und meine Schwester dich verstehen. Du wirst bei uns nicht rausfliegen.“ Er schloss die Tür auf und schickte mich auf sein Zimmer. „Wir haben kein Gästezimmer, deshalb musst du bei mir im Zimmer schlafen.“

Ich ging in sein Zimmer, stellte meine Tasche auf den Boden und setzte mich auf Dies Bett. Mein Kopf war leer. Ich war müde. Und ich hatte keine Ahnung, ob ich wirklich bei Die bleiben sollte. Die Tür wurde geöffnet und Die kam rein, mit einer dampfenden Tasse in der Hand. Er setzte sich neben mich und drückte mir die Tasse in die Hand.

„Kakao. Schokolade macht schließlich glücklich.“, sagte er und lächelte mich an. Ich war ihm dankbar, dass er versuchte mich aufzuheitern.

„Möchtest du erzählen, warum du abgehauen bist?“, fragte er nach einer Weile. Ich hatte den Kakao nicht angerührt. Ich hatte keinen Durst und mir ging es mies. Am liebsten wäre ich in dem Moment eingeschlafen… meinetwegen auch ohne aufzuwachen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Toshiya_XD
2007-03-20T17:24:58+00:00 20.03.2007 18:24
oh mann armes toto T^T
aber ein tolles kappi^^


Zurück