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Minoru

Seltsame Krankheit
von

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Albtraum

Als der kleine Trupp das Lager der Kitsune erreichte, tauchte die Sonne den Wald bereits in ein schummriges Dämmerlicht. Erschöpft ließ sich Minoru an einem Baum neben einer kleinen Feuerstelle sinken und auch Kazuya und Yumi waren dankbar, dass der lange Fußmarsch nun vorbei war. Für die Dämonen schien es weniger anstrengend gewesen zu sein, obwohl sie sogar voll bewaffnet waren. Kasumi gab den übrigen ein paar Anweisungen, woraufhin sich ein paar Männer von der Gruppe lösten und in verschiedene Richtungen ausschwärmten. Anschließend setzte sich Kasumi zu Minoru, Kazuya und Yumi. Nur einen Augenblick später eilte ein weiterer Dämon herbei, um ein kleines Feuer zu entfachen und dann, nachdem er sich respektvoll vor Kasumi und den drei Menschen verneigt hatte, wieder zu dem Rest der Truppe zurückzukehren. Minoru beobachtete aus dem Augenwinkel, dass zwei weitere Feuer entzündet wurden und sich die anderen Dämonen in kreisförmiger Anordnung um die wärmenden Flammen herumsetzten. „Seid ihr hungrig?“, fragte Kasumi in die Stille hinein. Minoru, Kazuya und Yumi nickten stumm. „Ich habe gerade schon ein paar Männer losgeschickt, es sollte nicht mehr allzu lange dauern.“, versprach die hübsche Fuchsdämonin. Kazuya räusperte sich. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber…na ja…vorhin auf der Lichtung haben uns die Wilderer gezwungen, unsere Waffen abzulegen. Das Schwert, das ich bei mir trug, bedeutet mir sehr viel. Es gehörte unserem Vater.“, er deutete mit einer knappen Kopfbewegung auf Minoru. „Besteht die Möglichkeit, dass ich es zurückholen kann?“, bat Kazuya. Kasumi nickte. „Natürlich, wenn dir so viel daran liegt. Ich werde sofort jemanden schicken.“, entgegnete Kasumi und erhob sich. Sie wechselte ein paar Worte mit einem Dämon, der daraufhin nickte und davoneilte.
 

Das Tageslicht zeichnete sich mittlerweile nur noch als schmaler, goldgelber Streifen am Horizont ab. Yumi hatte sich gleich nach dem Essen – die Dämonen hatten zwei Rehe erlegt, welche gerade so für die gut zwei bis drei Dutzend Dämonen und drei Menschen reichte - ihrer Erschöpfung und Müdigkeit hingegeben und lag schlafend am Lagerfeuer. Kasumi hatte den schwarzen Fellumhang über sie gelegt, damit Yumi nicht kalt wurde. Minoru und Kazuya zwangen sich selbst wach zu bleiben. Auch sie waren sehr erschöpft, ließen sich jedoch nichts anmerken. Es hatte nicht lang gedauert, bis der von Kasumi ausgesandte Dämon wieder zurückkehrte und Kazuyas Schwert und Minorus Bogen – oder besser gesagt dessen Überreste – zurückbrachte. „Was ist passiert?“, fragte Minoru und sah leidvoll auf die zwei Hälften seines zerbrochenen Bogens. „Verzeih, aber einer der Wilderer hat ihn bei seinem Fluchtversuch zertrampelt.“, entgegnete der Dämon entschuldigend. Minoru seufzte traurig. „Sobald wir zu Hause sind, lasse ich dir einen neuen anfertigen.“, versprach Kasumi. Minoru runzelte zweifelnd die Stirn. „Mein Vater hat ihn für mich gemacht…“, murmelte er traurig. Kasumis feine Augenbrauen zogen sich sorgenvoll zu einer Linie zusammen. „Das tut mir sehr leid. Ich werde sehe, was sich tun lässt. Wenn wir morgen früh losgehen, können wir es bis zum Einbruch der Nacht bis zum Reisberg schaffen.“, meinte sie. „Reisberg?“, fragte Kazuya flüsternd, um Rücksicht auf die schlafende Yumi zu nehmen. Auch die anderen sprachen leise. „Ja. Am Fuße des Reisberges lebt mein Stamm. Auf seiner Spitze, einer kleinen Hochebene, halten wir wichtige Versammlungen ab. Außerdem sprechen die Schamanen dort zu dem ehrwürdigen Inari, unserem Beschützer. Dies hier ist nur ein kleines Lager, wo wir Rast halten oder Späher positionieren können.“, erklärte Kasumi. Kazuya nickte. Zwar war der flackernde, rötliche Schein des Feuers das einzige Licht, doch Minoru konnte in Kazuyas Augen dennoch lesen, dass er eigentlich noch viel mehr wissen wollte. Kazuya schien jedoch zu müde zu sein, um jetzt seinen Wissenshunger und seine Neugierde zu stillen. Minoru ging es ähnlich. Auch Kasumi schien dies zu erkennen. Ein lächeln umspielte ihre Lippen, als sie meinte: „Ihr solltet euch lieber auch ein wenig ausruhen. Falls wir es in einem Tag zum Reisberg schaffen wollen, müssen wir morgen früh aufbrechen. Ich lasse euch Felle bringen.“
 

***

„Sie kommen! Kazuya, nimm deinen Bruder und flieh!“, brüllte Masao panisch und riss das Schwert von der Wand, welches er einst für den Hauptmann der Garde geschmiedet hatte. Minoru wollte widersprechen, doch da hatte Kazuya ihn schon am Arm gepackt und mit sich gerissen. „Mach schon, Minoru, wir müssen zum Fluss!“, rief Kazuya und hastete Richtung Waldrand. „Aber was ist mit Vater?!“, schrie Minoru und wollte sich aus dem eisernen Griff seines Bruders losreißen. „Es ist zu spät.“, entgegnete Kazuya mit unbewegter Miene. Plötzlich glaube Minoru den stechenden Geruch von Rauch in der Nase zu spüren und drehte erschrocken den Kopf um. Er schrie vor Entsetzen auf, als er sah, dass das Haus, in dem sie sich gerade noch befanden – und in dem sich sein Vater noch immer befinden musste! – in Flammen stand. Wie betäubt von einem stechenden, inneren Schmerz ließ er sich von Kazuya mitreißen. Zweige peitschten an seine Wangen und Arme und hinterließen blutige Striemen. Im nächsten Moment befanden er und Kazuya sich auf einer Lichtung nahe dem Fluss, die ihm sehr bekannt vorkam. Kazuya ließ ihn nun los und Minoru sackte keuchend zu Boden. „Was…ist passiert?“, fragte er mit monotoner Stimme. „Sie sind alle tot!“, ertönte plötzlich Yumis Stimme. Das Mädchen stolperte gerade auf die Lichtung – ihr weißer Kimono war blutbefleckt und rußgeschwärzt. Ihre Augen waren gerötet und verheult. „Aber…“, Minorus konnte den Satz nicht beenden, er konnte es kaum fassen. „Keine Sorge, Junge, du wirst deinen Vater bald wiedersehen!“, grollte eine tiefe Stimme. Erschrocken schaute Minoru auf und blickte in das dreckbeschmutzte Gesicht des Wilderers. Er hatte seine Armbrust auf Minoru gerichtet und sein Mund war zu einem grausamen Lachen verzehrt. Yumi schrie auf und wurde im gleichen Moment von einem anderen Wilderer gepackt, ebenso wie Kazuya. „Weg von den Kindern!“, rief eine Stimme. Diese Szene kam Minoru ebenfalls sehr bekannt vor. Die drei Wilderer stolperten zurück und ergriffen schreiend die Flucht. Der Unbekannte trat nun hervor: sein Gesicht war von einer schrecklich aussehenden Maske verdeckt und er trug einen schwarzen Umhang. „Sie sind weg! Wir sind gerettet!“, rief Yumi dankbar auf. „Ja. Vertraut mir, es wird alles gut.“, versprach der Fremde. Doch seine Stimme erinnerte Minoru an keinen Helfer und Retter. Yumi wollte dem Mann die Hand reichen und auch Kazuya ging vertrauensvoll auf ihn zu. „Nein!“, schrie Minoru, doch es war zu spät. Plötzlich war alles schwarz. Nur die Stimme des Fremden durchdrang die Dunkelheit. „Ihr könnt mich nicht täuschen! Ihr könnt mich nicht besiegen! Ihr könnt mir nicht entkommen!“, lachte die Stimme. „Wer bist du?“, fragte Minoru verzweifelt. Jetzt wurde die Dunkelheit von einem Feuerschein erhellt. Die Luft war rauchgeschwängert, man konnte kaum atmen. Minoru rieb sich die Augen, der Rauch brannte furchtbar darin. Er erkannte verschwommene Gestalten, die reglos auf dem Boden lagen und mehr und mehr von dem Feuer eingeschlossen wurden. „Kazuya! Yumi! Vater!“, schrie Minoru entsetzt und rannte auf die Gestalten zu. Auch die leblosen Körper von Chiyoko und Kasumi lagen dort. Doch ehe Minoru sie erreichen konnte, versperrte das Feuer ihm den Weg. Die Flammen schnappten nach ihm wie ausgehungerte Wölfe und griffen mit ihren langen roten Fingern nach seinen Armen und Beinen. Minoru wankte zurück und sank auf die Knie. „Das darf nicht sein…“, stammelte er. „Es ist so! Und das alles nur, weil ihr euch in Angelegenheiten eingemischt habt, die euch nichts angehen!“, lachte die Stimme wieder. „Wer ist da?!“, schrie Minoru wütend und verzweifelt. Eine Gestalt zeichnete sich aus den Flammen ab und kam auf ihn zu. Es war wieder der Mann mit der Maske und dem Umhang. Doch er gehörte sicher nicht zu Kasumi und ihrem Stamm. Der Mann blieb einige Schritt weit vor ihm stehen. „Jetzt bin ich der Herrscher dieses Waldes! Jetzt, wo mich niemand mehr aufhalten kann. Nicht du. Nicht dein Bruder. Nicht einmal die verdammten Dämonen. Niemand!“, entgegnete der Mann und lachte erneut auf. Es war ein wahnsinniges, böses Lachen und es erfüllte Minoru mit Hass und Hilflosigkeit. Nun nahm der Mann die Maske vom Gesicht. Minoru stockte der Atem. „Itachi!“, keuchte er, als er in das Gesicht des Mannes blickte. Er war Itachi noch nicht oft begegnet, doch es war zweifellos der Bruder des Dorfherrn. „Ja ganz recht! Ich bin es! Ihr habt wohl gedacht, ihr könntet mich mit eurer kleinen Aktion aufhalten?! Tja, da muss ich euch leider enttäuschen! Aber keine Sorge, du darfst deinem Bruder und deinen Freunden bald Gesellschaft leisten! Ich habe die Kitsune ausgelöscht und mein Bruder ist ebenfalls tot, jetzt steht mir nichts mehr im Weg.“, sagte er und zog sein Schwert. Minoru erkannte sofort, dass es das Schwert seines Vaters war. „Du Mörder! Ich werde nicht zulassen, dass das passiert!“, schrie Minoru, sprang auf und wollte sich auf Itachi stürzen. Doch im selben Moment drehte sich alles um ihn herum. Itachis Gesicht verzog sich zu einer hässlichen Fratze und auch die Flammen verschwammen zu einer einzigen, flackernden Masse. Dann wurde alles schwarz.
 

***

Schweiß gebadet fuhr Minoru hoch und schnappte nach Luft. Kasumi, die neben ihm hockte, sah ihn besorgt an. „Alles in Ordnung? Du hast im Schlaf gesprochen. Hattest du einen Albtraum?“, fragte sie. Minoru sah sie verwirrt an. Er ließ seinen Blick herumschweifen und realisierte erst jetzt, dass er geträumt hatte. Einige der Dämonen waren wach und sahen ihn verwundert an. „Äh…ja, alles in Ordnung. Ja, ich habe nur…schlecht geträumt. Es geht schon, danke.“, versicherte Minoru. Innerlich fiel ihm ein Stein vom Herzen und er hätte laut losjubeln können, dass das alles nur ein furchtbarer Traum war. Kasumi schien nicht ganz davon überzeigt zu sein, dass es Minoru gut ging, doch sie ließ ihn in Ruhe. „Versuch, noch mal einzuschlafen. Es wird bald Morgen, dann brechen wir auf.“, meinte Kasumi. Minoru nickte und obwohl ihm jetzt überhaupt nicht nach Schlafen war – genau genommen wollte er nie wieder einschlafen! – drehte er sich noch ein Mal um, schloss die Augen und hoffte, dass dieser Traum ihn nicht noch ein Mal heimsuchen würde. Doch eines war klar: Dieser Traum bestärkte ihn mehr denn je, das Heilmittel für Sasuke zu finden!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-05-23T15:18:30+00:00 23.05.2007 17:18
Hi du geniale Buchautorin. Das las sich ja wieder mal super.
Einfach nur genial. Mehr kann man da gar nicht zu sagen!
Der Traum kam mir bald so vor, als wäre er eine Vision gewesen.
Bin gespannt wie es weiter geht.
*15 Punkt geb*
Von: abgemeldet
2007-05-20T18:45:25+00:00 20.05.2007 20:45
Das war doch mal stark!
Der arme Minoru!
Es wird Zeit das Itachi das Handwerk gelegt wird!

was passiert denn weiter? Bewahrheitet sich der Traum?

lg
Mei
Von:  japaneseangel
2007-05-20T15:42:22+00:00 20.05.2007 17:42
das war mal wieder ein geniales kappi!
das war wirklich ein schrecklicher traum...ich kann ihn verstehn, dass er nicht mehr schlafen will...
es wird jetzt immer dringlicher, dass sie das heilmittel finden, der traum war so realistisch, da muss was wahres dran sein...
bin schon total gespannt, was weiterhin passiert^^

*wink*
cu^^


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