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Watership Down

Schattengesicht
von

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Schattenspiel im Mondlicht

„Lee!“ erklang eine klägliche Stimme unweit von der schwarzen Häsin entfernt „Ich kann nicht mehr!“

Die Bewegungsgeräusche verstummten und Black wurde ebenfalls langsamer. Hinter einem Farngewächs kam sie zum Stehen und lauschte.
 

„Reiß dich zusammen! Es ist nicht mehr weit... Komm schon!“ kam als Antwort.

//Es sind also doch zwei..//

„Du kannst hier jetzt jedenfalls keine Pause einschlagen, Fiver! Die Owsla ist uns auf den Fersen!“

Black verengte die Augen.

Fiver war also mitgekommen.

Sie lauschte noch mal in die Richtung aus der sie gekommen war, aber die anderen Owslas waren noch weit entfernt. Oder sie hatten die Spur ganz verloren. Wie auch immer, sie waren nicht mehr zu hören.

Es leuchtete ihr zwar immer noch nicht ganz ein, wie so ein kleiner Bock wie Fiver schneller sein konnte als ein Efrafa-Owsla, aber wenn es die beiden hier geschafft haben aus Efrafa raus zu kommen, wunderte sie rein gar nichts mehr.

Sie legte die Ohren an.

//Jetzt oder nie...//
 

Sie sprang aus dem Farngewächs hervor und stand jetzt einige Meter von den beiden Ausreißern entfernt.

Fiver sah wirklich erschöpft aus und der größere Rammler stellte sich schützend vor den Kleineren.

„Im Namen von Efrafa, ihr seid verhaftet!“ sprach Black mit fester Stimme.

Der Bock grinste nur.

„Nicht in diesem Leben, meine Teuerste!“ entgegnete der Angesprochene, stieß Fiver mit der Schnauze an und lief mit ihm weiter.
 

Fiver musste sich wirklich zusammenreißen.

Langsam war er am Ende seiner Kräfte. Der lange Marsch im Jagdtempo war mit Abstand die größte Leistung, die sein kleiner Körper jemals hervorgebracht hatte.

//Und ich dachte immer, die Reise zu den Downs wäre die anstrengendste Angelegenheit meines Lebens gewesen...//

Er atmete heftig und sein Hals war trocken. Mit jedem Atemzug, den er tat, schien es seine Lungen fast zu zerreißen. Seine Beine waren taub und er spürte seine Pfoten schon längst nicht mehr. Sein Kopf dröhnte vor Aufregung.

Er rannte einfach nur in die Richtung, die ihm der Größere wies.

Die Bäume wurden weniger, der Wald wurde lichter.
 

Das schwarze Weibchen hetzte hinterher.

Mehr und mehr holte sie auf. Es würde nicht mehr lange dauern und sie würde die beiden Flüchtlinge stellen können.
 

Fiver brach vor einer dichten Farnwand zusammen. Der größere Rammler blieb ebenfalls stehen, drehte sich zu der Marli um und senkte den Kopf in eine Abwehrposition.

„Weißt du... Eigentlich ist es nicht grade meine Art, Pfote an eine Marli anzulegen“ begann der Rammler „Aber du bekommst den Hals ja anscheinend einfach nicht voll!“

Black legte die Ohren an und verengte die Augen.

„Auf mich brauchst du keine Rücksicht zu nehmen. Ich an deiner Stelle würde lieber auf mein vorlautes Mundwerk aufpassen. Das könnte dir schneller zum Verhängnis werden als dir lieb ist!“ kam als Antwort.
 

Entferntes Knistern und Rascheln hinter der Marli ließ darauf schließen, dass die anderen Owslas auf der Spur waren. Für Fiver und den Rammler wurde es eng.

Die Owsla Efrafas bestand aus fähigen Kraftprotzen, das wusste er. Und es würden nicht wenige sein, wenn sie nicht aufpassten, waren sie schneller eingekesselt als sie sich umsehen konnten.

Ihnen blieb also nichts anderes übrig als...

Er drehte sich geschwind um, ging mit der Schnauze unter den kleinen Körper des anderen Rammlers und hebelte ihn auf seinen Rücken. Er sprang durch die Farnwand.
 

Black schnaubte aus und sprang hinterher.

Doch sobald sie über der Farnwand war, fuhr eine kalte Welle durch ihren Körper. Als sie wieder auf dem Boden aufkam, erstarrte ihr Körper in dieser Position und sie schaute mit starrem Blick zu dem Rammler vor ihr hinüber, der ihren Blick mit Verwunderung erwiderte.

Ihr Körper fühlte sich wie taub an und ihr Herz schlug schneller. Sie konnte keinen weiteren Schritt nach vorne tun.

Rauschen.

Das plätschernde Geräusch eines nahe gelegenen, breiten Baches drang an ihr Ohr.

Ihr Nackenfell sträubte sich.

Der Rammler vor ihr zögerte erst, rannte dann aber weiter, als er die anderen Owslas näher kommen hörte.

Ein Plätschern wies darauf hin, dass er in den Bach gesprungen war.

Sie nahm weiter nichts mehr wahr.
 

Der erste Rammler, der über die Farnwand sprang, war Moss, der kurz neben Black stehen blieb und sie fragend ansah.

„Was ist? Wo sind sie hin?!“ fragte er bestimmt.

Die Marli rührte sich nicht.

Der graue Rammler murrte leise in sich hinein, hielt die Nase am Erdboden und folgte der Spur.

Kurz darauf sprangen Avens und Campion herbei und folgten Moss.
 

„Ich wusste, dass die Marli zu nichts zu gebrauchen ist!“

Das schwarze Kaninchen blinzelte.

//Zu nichts zu gebrauchen?!//

Die Lähmung schien wie ein Kiesel von ihr runter gefallen zu sein.

Etwa zwei Meter vor ihr, hinter dichtem Gestrüpp verlief der Bach. Sie hörte, wie die Owslas im Wasser und am anderen Ufer versuchten die Spur der Ausreißer wieder zu finden. Vergebens. Die Drei Rammler teilten sich auf, Moss folgte dem Bach flussaufwärts, Campion flussabwärts und Avens lief grade aus am Ufer weiter.

Black überlegte.

Wenn das Kaninchen schnell weg wollte, war es unwahrscheinlich, dass es dem Bach flussaufwärts durchwatet hatte, denn der Strom hielt nur auf. Hätte es den Bach einfach nur überquert und wäre grade aus über Land weiter gelaufen, hätte man die Spuren gefunden. Also konnte er dem Bach nur abwärts gefolgt sein! So. Und wenn das Ziel des Kaninchens auf dem anderen Ufer wäre, hätte es ja zugesehen, schnell dort anzukommen. Es hätte es den dann Fluss überquert. Hat es aber nicht.

//Das Ziel des Fremden liegt also auf dieser Seite!//
 

Nach einiger Zeit trafen sich die drei Rammler wieder. Zumindest sollten es drei sein.

„Wo ist Hauptmann Campion?!“ fragte Moss.

Avens zuckte die Achseln „Er wird etwas gefunden haben, wenn er nicht hier ist.“

Es folgte ein Nicken als Antwort.

Sie folgten dem Flusslauf abwärts.
 

Das Wasser war kühl und erfrischend bei der warmen Nachtluft. Der Grund des Baches war mit glatten, im Mondlicht silbern schimmernden Steinchen bestückt. Einige funkelten sogar richtig. Ab und an kreuzte ein Frosch ihren Weg, sprang vom Ufer aus und landete mit einem kleinen, plätschernden Geräusch vor ihren Pfoten im Wasser.

Aber von Hauptmann Campion war noch immer nichts zu sehen.

Der Bach verlief um eine Kurve. Sie bogen ein und sahen sich um.

Rechts war das Ufer, zum Bachlauf hin stark abgesenkt und es war ein Leichtes das Gewässer zu verlassen. So gingen Moss und Avens an Land.

Der graue Rammler hielt die Nase auf dem Boden und suchte nach einer Spur.

„Campion ist hier an Land gegangen“ begann er „Er hat sicher irgendwas gesehen...“

Bei diesen Worten schaute er sich misstrauisch aus den Augenwinkeln um. Avens nickte und sah sich ebenfalls einmal um.

Die beiden Kaninchen folgten der Spur und verschwanden im Unterholz.
 

Campion war dem Flusslauf abwärts gefolgt und an Land gegangen.

Er hatte ein Kaninchen gesehen und war ihm gefolgt. Im Wald hatte er jedoch seine Spur verloren.

Gedanklich fluchend hielt er die Nase in die Luft und suchte nach dem kleinsten Anzeichen dieses Kaninchens.

Er roch etwas. Die Spur eines Artgenossen, eindeutig.

Leise schlich er über das weiche Moos, das den Waldboden überdeckte, zu einem dichten Dornenstrauch. Er schaute durch das Blattwerk und verengte die Augen.

Schattenhafte Umrisse in der Dunkelheit der finsteren Bäume. Es war ein einzelnes Kaninchen, jedenfalls konnte er kein anderes erkennen. Oder doch?

Neben den Umrissen des Kaninchens war ein weiterer Schatten, aber der Hauptmann konnte nicht genau ausmachen, um was es sich handelte. Vielleicht ein zweites Kaninchen? Das war gar nicht so unwahrscheinlich, schließlich waren es zwei Ausbrecher.

Er hielt es aber für besser, erst einmal um die fremden Gestalten zu kreisen.
 

Da saßen sie nun, mitten im Wald.

Der vereinbarte Treffpunkt lag noch ein ganzes Stück flussabwärts am Ufer. Aber ehe sie nicht ihre Verfolger abgeschüttelt hatten, konnten sie nicht zu den anderen.

Er schaute einmal ringsherum und lauschte aufmerksam in alle Richtungen. Aber er konnte niemanden sehen, genauso wenig hörte er irgendetwas Verdächtiges.

Der Goldbraune seufzte aus und setzte Fiver neben sich ab.

Sie brauchten erst einmal eine Pause. Auch wenn der Rammler wusste, dass das hier mit Sicherheit nicht der richtige Ort zum Verschnaufen war.

„Ist es noch weit bis zu den anderen?“ fragte Fiver vorsichtig flüsternd.

„Nicht mehr ganz so weit, keine Sorge!“ erwiderte er lächelnd „Aber wir müssen erst mal sehen, dass wir gefahrlos zu ihnen kommen und nicht vielleicht auch noch diese Efrafameute direkt zu ihnen führen.“

Der goldbraune Bock fuhr einmal mit der Vorderpfote über seine Brust, betrachtete sich die Pfote im Mondschein und murrte leise.

Blut an seiner Pfote.

„Ich glaube, ich hab von denen eins abbekommen...“ murmelte er leise.

In diesem Moment musterte er den kleinen Fiver.

„Ist dir denn irgendetwas passie-“ begann er, brachte den Satz jedoch nicht zu Ende.

Ein leises Lauf-Geräusch auf dem Waldboden umgab sie.

Jemand oder etwas umkreiste sie.

Er spannte sich an und starrte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
 

Black hatte die Spur der Flüchtlinge tatsächlich wieder aufgenommen.

Immer noch erstaunt und verwundert über sich selbst war sie den Spuren gefolgt. Sehr bald war sie auf eine kleine Lichtung gelangt und nahm den Geruch einer Stelle vor einem kleinen Baumstumpf auf.

Im Hinterkopf behielt sie immer noch die Frage, wo die anderen Owslas geblieben waren. Sie hatte schon seit sie sich getrennt hatten kein Anzeichen mehr von ihnen wahr genommen.

Aber sie versuchte ihre Gedanken wieder klar auf die Sache zu richten, die momentan im Vordergrund stand. Und zwar, dass sie die Flüchtigen schnappte, bevor diese über alle Berge verschwunden waren.

Sie hörte neben sich ein Knistern.

Das Geräusch, das entsteht wenn man ein vertrocknetes Blatt zertritt.

Sie fuhr zusammen, legte die Ohren an und kauerte nahe dem Erdboden. Konzentriert lauschte sie dem Geräusch.

Es lief einmal im Halbkreis um sie herum.
 

Moss und Avens hatten bald schon die Spuren gefunden, und sie waren noch frisch.

Beinahe lautlos folgten sie ihren Nasen. Avens lief voraus und führte an, der Graue folgte ohne große Widerworte, schließlich war er sein Vorgesetzter.

Avens war ohne Frage ein fähiger Offizier, aber manchmal ein bisschen zu grob den anderen Kaninchen gegenüber, wie Moss fand.

Avens war ein Rammler, der sich seiner Verantwortung, die er zu tragen hatte, durchaus bewusst war. Für ihn gab es immer nur Schwarz oder Weiß. Ein Mittelweg war ausgeschlossen. Und das war der Punkt, der Avens manchmal etwas hart erscheinen ließ. Noch dazu äußerte er immer direkt seine Meinung und das, was er grade dachte. Ganz egal was die anderen Kaninchen davon halten mochten oder ob sie es ihm übel nahmen.

Plötzlich hielt der braune Rammler inne.

Moss blieb daraufhin ebenfalls stehen und schaute gebannt in die Richtung, in die der vor ihm starrte.

Zwei Schatten im Dunkeln vor ihnen.
 

Er war einmal halb um das Objekt herumgelaufen.

Inzwischen war Campion sich sicher, dass es wirklich ein Kaninchen war, mindestens eines. Er sprang aus dem Buschwerk hervor, hinter dem er sich versteckt hatte.
 

Ein Geräusch vor ihnen.

Fiver zuckte verängstigt zusammen.

„I- Ist das die Owsla???“ fragte er flüsternd.

„Pscht!“ zischte der Angesprochene „Bewahre ja Ruhe! Sonst ist’s gleich vorbei.“

Er gab dem Kleineren ein Zeichen, dass er sich dicht am Boden halten solle und wartete.
 

Vor ihr sprang etwas aus dem dichten Blattwerk eines Busches hervor.

Im ersten Moment konnte sie noch nicht so recht registrieren, ob es sich um ein Kaninchen oder vielleicht um Elil[1] handelte. Sie wollte grade kehrt machen und loslaufen, als das Tier vor ihr auf den Boden kam und ins Mondlicht trat.

„Ihr seid festgenommen!“

Black seufzte erleichtert aus und schaute mit Ironie im Blick zu dem Owsla-Hauptmann vor ihr.
 

Campion wartete auf eine Reaktion, aber nichts kam. Jedenfalls konnte er im Schatten vor sich nichts erkennen.

Dann aber bewegte sich das Kaninchen vor ihm im Schatten und kam auf ihn zu. Es trat ins Mondlicht und blickte mit leuchtend grünen Augen zu ihm auf[2]. Er verengte die Augen und sah genauer hin. Es war ein einheitliches, helles Grün und eine vergleichsweise kleine Pupille zu der Größe der Augen. Das wirklich Seltsame war nur, dass sich in den Augen nichts wiederspiegelte. Kein Mondlicht, kein Schatten, gar nichts.

Die schwarze Marli schaute mit einer Mischung aus Verwunderung und Unverständnis zu ihm auf.

Er seufzte und wandte den Blick ab.

„Ich hatte die Spur“ begann er „und bin hier rausgekommen.“

Black nickte.

„Ich hatte sie auch“ erwiderte sie „aber sie endet hier.“

In dem Moment schaute Campion noch mal zu der Stelle, wo das vermeintliche, zweite Kaninchen war. Wie sich nun herausstellte war es lediglich ein Baumstumpf gewesen, von dem sich im Schatten der Bäume nur die umrisse eines Kaninchens abgezeichnet hatten.

Der Hauptmann wollte grade etwas erwidern als ein Schrei zu ihren Ohren drang.
 

„ARGH!“
 

Die beiden Kaninchen folgten dem Schrei.

Sie liefen so schnell sie konnten und blieben in einiger Entfernung an einem etwa einen Meter tiefen Loch stehen und schauten hinab.

Unten saßen Moss und Avens die nach einem Versuch hoch zu klettern wieder runtergerutscht und in die feuchte Erde zurück gefallen waren.

„DIE AUSBRECHER!“ schrie Avens zu den beiden hinauf.

In diesem Moment blickten Campion und Black auf und sahen einige Meter vor sich ein Kaninchen in das Unterholz verschwinden. Sie sprangen hinterher, verfingen sich aber immer wieder in dem dichten Dornengewächs.

Sie folgten dem Geruch der Flüchtlinge noch ein Stück weiter durch den Wald. Sie blieben vor einem hohen Baumstumpf stehen, bei dem auf einer Seite zusätzlich noch die Rinde etwa einen halben Meter in die Höhe ragte. Die Spuren führten links und rechts um den Baumstumpf herum.

Die beiden Owslas waren zuversichtlich. Sie würden die beiden Flüchtige einkreisen und ihnen den Fluchtweg abschneiden.
 

Mit einem Nicken gab Campion der Marli den Befehl links herum zu gehen, er selbst schlich rechts herum. Kurz bevor sie die halbe Runde gegangen waren, blieben sie stehen, duckten sich, sprangen und landeten kurz voreinander auf der Stelle, wo sie die beiden Ausbrecher vermutet hatten.

Die schwarze Häsin blinzelte irritiert und der Rammler erwiderte den Blick.

Sie hielten beide ihre Nasen am Boden und suchten die Spuren. Vergebens.

Campion richtete sich auf und sah sich um.

„Die sind uns wohl entwischt...“ knurrte er.

//Dem General wird das ganz und gar nicht gefallen...//

„Als wären sie vom Erdboden verschluckt“ entgegnete Black und richtete sich ebenfalls auf. Sie hielt die Nase in den sanften Nachtwind, nahm aber nichts wahr, was auf die beiden Gesuchten hätte deuten können.

//Die können sich doch nicht in Luft auflösen...// dachte sie.

Sie liefen wieder um den Stumpf herum zurück. Es war ihnen ein einziges Rätsel wo die beiden Kaninchen hinverschwunden sein konnten.

Black blickte immer noch ununterbrochen um sich herum und lauschte aufmerksam.

„Lass gut sein“ Campion setze sich in Bewegung „Die finden wir jetzt nicht mehr. Jedenfalls nicht allein. Wir müssen dem General Bericht erstatten und erst mal dafür sorgen, dass Avens und Moss nicht als Futter für die Würmer enden.“
 

Der goldbraune Rammler seufzte erleichtert aus, als sich die Geräusche der beiden Owslas entfernten.

Das war wirklich knapp. Er hatte die Ohrenspitzen ihrer Verfolger schon über den Rand des Baumstumpfes gucken sehen.

Er und Fiver waren als letzte Hoffnung auf dieses Holz gesprungen und hatten zu Frith[3] gebetet, dass keiner der beiden Efrafas auf die Idee kommen würde, auf die Stumpffläche zu sehen.

Der Größere blickte noch mal um sich, bevor er von dem Stumpf hinabkletterte.

Sie hatten großes Glück, dass der Stumpf an einer Seite eine Art Schutzwand hatte, die bedeutend dazu beigetragen hatte, dass sie unentdeckt geblieben waren. Dass der Wind dazu auch noch ihnen entgegenwehte, war ebenfalls ein glücklicher Zufall. Ein äußerst glücklicher Zufall.

Er half dem kleinen, fuchsbraunen Bock herunter, lauschte sicherheitshalber noch einmal rings um sich herum und lächelte.

„Das war doch spannend, nicht wahr?“

Fiver schluckte schwer, antwortete jedoch nichts. Sein Herz raste immer noch und zwischenzeitlich hatte er befürchtet, dass die lauten, hallenden Schläge aus seiner Brust sie vielleicht verraten würden.

//Auf die Art von Spannung würde ich lieber für den Rest meines Lebens verzichten!// dachte er bei sich.

„Komm!“ sagte Lee „Gehen wir lieber bevor die Owslas es sich anders überlegen und wiederkommen... Ein zweites Mal wird der Boden sie sicher nicht verschlucken.“
 

„SIE SIND ENTKOMMEN?!“

Hallte es durch die Gänge Efrafas.

„Wie konnte das passieren, Campion?!“

„General“ begann er mit seiner für ihn typischen, monotonen Stimme „Es war, als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Vermutlich waren wir auch zu wenige...-“

„Zu wenig oder zu unfähig?“ warf Vervain ein, der wie immer auf seinem Platz auf der Empore neben dem General saß.

Der kastanienbraune Rammler antwortete nichts und ignorierte seine Worte.

„Ich hoffe jedenfalls, dass so etwas nicht wieder vorkommt!“ erklang die finstere Stimme des Generals wieder „Das würde für euch Konsequenzen haben.“

„Ja, Sir“ antwortete Campion „Wir werden unser Bestes tun.“

„Euer Bestes, hm? Dann tut euer Bestes doch daran, diese beiden Kaninchen wieder her zu schaffen!“ kam es höhnisch von Vervain, auf dessen Gesicht sich ein fieses Grinsen breit gemacht hatte.

Der Hauptmann verengte die Augen.

//Frith... Bitte nimm mir die Versuchung Vervain an die Gurgel zu gehen!// dachte er im Stillen.
 

Woundwort schenkte dem dunkelgrauen Bock einen belehrenden Blich, fand die Idee aber im Nachhinein gar nicht so schlecht.

„Da euer Bestes ja anscheinend nicht gut genug war, werdet ihr die Verräter suchen, finden und hier her bringen, verstanden?!“

„Ja, General!“ erwiderte Campion missmutig.

„Ihr werdet gleich anfangen. Und wehe, du enttäuscht mich wieder, Campion!“

Der General grinste.

„Und Vervain wird euch begleiten“ fügte er anschließend noch hinzu.

Vervain zuckte zusammen als der Satz zu seinen Ohren drang und bewegte seinen Kopf langsam zum General.

Er zögerte einige Augenblicke bis er begann „Aber General! Ich-“

„Keine Widerworte! Du kannst dich auch nützlich machen.“

„Aber Sir-!“ gab er erneut von sich.

Woundwort knurrte „SOFORT, VERVAIN!“

Vervain legte mürrisch die Ohren an und kletterte die Empore zu Campion hinunter. Ein breites, schadenfrohes Grinsen machte sich auf Moss’ Gesicht breit.

„Tja, musst deinen Hintern jetzt auch mal bewegen!“ sagte er.

Der Dunkelgraue knurrte und verengte die Augen zu Schlitzen. Er musterte den Rammler vor sich, der nun mehr braun als grau war und kräuselte die Nase.

„Beweg du deinen Hintern mal besser in das Dreckloch zurück, aus dem du hergekommen bist!“ entgegnete er „Und hüte deine Zunge demnächst gegenüber eines Vorgesetzen!“

Bevor Moss irgendetwas darauf sagen konnte, sprach der General abschließend noch:

„Schickt Patrouillen aus und sucht besonders intensiv in der Umgebung des Flusses!“

„Jawohl, General!“
 

Es vergingen drei Tage und noch immer hatten die Patrouillen keine Spur der Gesuchten gefunden, die weiter ginge als bis zu dem Flussufer. Es wurde vermutet, dass sie entweder Elil zum Opfer gefallen seien oder die Flussströmung sie mitgerissen habe. Die Owsla-Kaninchen waren jedenfalls mehr als erschöpft.
 

Ein dunkles Grollen erklang und der Erdboden begann stark zu vibrieren. Erst in größeren Abständen, dann immer heftiger und schneller hörte man das Geräusch niederprallenden Regens auf Boden und Blättern. Ein starkes Gewitter zog auf.

Campion tappte langsam und in Gedanken versunken einen Gang entlang und war beim Erklingen des Donners auch recht froh, dass er hier unten im Trocknen war. Die Sache mit dem General ließ ihn nicht los und auch rätselte er über das merkwürdige, plötzliche Verschwinden der Ausgebrochenen.

Er näherte sich einem Ausgang und blickte auf, als ein Blitz kurz ein Kaninchen preis gab, welches in dem Loch saß und das Naturschauspiel draußen beobachtete. Als es Campion bemerkte, drehte es sich zu ihm um.

„Cutter..“

Campion gesellte sich zu ihm.
 


 

[1]: Elil = Feind der Kaninchen (allgemeiner Überbegriff für Fuchs, Wiesel usw.)

[2]: Der Vollmond macht sie zur Bestie... Khehe.

[3]: Frith: Gott der Kaninchen (gemeint ist die Sonne)



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  SophMacaulay
2010-03-02T14:32:06+00:00 02.03.2010 15:32
tja, Pech für champion, Lee war einfach zu schlau für ihn und hatte Glück. Pech nur, dass die Oswla jetzt schon drei Tage suchen muss...
Und zur Verfolgungsjagd - mir fehlen die Worte. Einfach nur spitze.
Von:  Thlayli
2009-09-27T20:20:06+00:00 27.09.2009 22:20
*__*

Hab bis jetzt die ersten fünf Kapitel gelesen und muss sagen ich bin begeistert! Ich lese eigentlich keine FF's mehr, aber Deine hat mich in den Fingern gejuckt und ich finde sie wirklich spitze! Sehr guter Stil und wahnsinnig toller Spannungsaufbau! Ich hab mit Fiver mitgelitten und -gefiebert *__*
Black und Kurai mag ich sehr gern, sind tolle Charas ;)
Man merkt, dass Du sich an der Serie orientierst, hab ich aber kein Problem mit =3

Weiter so! ^_^
LG, Thlayli =3
Von: abgemeldet
2008-02-13T15:18:24+00:00 13.02.2008 16:18
Whoaaaa, Spannung!!! Bist du gelähmt, ein absolut geiles Kapitel!!
Hat mich total gefesselt, diese Verfolgungsjagt im Dunkeln. Du schreibst wirklich packend, kann ich nicht anders sagen. Nahendes Unheil, dass dir im Nacken sitzt. Genau SO ein Gefühl habisch grade beim Lesen gehabt.
Hat mich nur etwas verwundert, was Black da so gelähmt hat... Wasserscheu? oO Ich mein, sie hatte die beiden da ja so gut wie sicher, und dann das. Und die Stelle, an der sich Black und Campion (eher unfreiwillig) begegnen, musste ich doc zwei Mal lesen. Hab erst net gepeilt, wer da nu vor wem steht.. *verlegen desu* Aber gedacht hab ichs mir! Jawohl! ^^
Und dann das Ende...na, da hast du ja ne Truppe zusammegestellt. Da steckt ne Menge Potenzial drinne, das KANN einfach net gut gehen mit diesem Arsch anner Backe. Aber andererseits freue ich mich bereits darauf, dass Campion ihm die Flötentöne beibringt!!! *evil grin* Hoffentlich...

Stilistisch wieder total klasse. Finds auch toll, dass die Kapis scheinbar länger werden. *freu*

*anpuka*
Nighty
Von:  cblf
2007-10-10T19:13:44+00:00 10.10.2007 21:13
Also ehrlich ich muss sagen
GENIAL
Normalerweise ist es so das ich ne FF nochmal nachlesen muss um wieder mitzukommen aber bei deiner FF hat sich alles so eingeprägt das ich alles noch weiß. Also Respekt das heißt wasXDDD

ZUm Kappi: Am anfang war ich n bisschen verwirrt was mit Blac auf einmal los war aber ich habs dann doch kapiert. Du setzt die Figuren richtig um, soll heißen= sie sind lebendig und wirken nicht nur wie ein paar zusammengeschusterte eindimensionale Akteure die von A nach B gehen. Und da ich selbst auch FF schreibe weiß ich wie schwer das manchmal ist!!!
Naja wie immer, dein Schreibstil ist gut, die Sätze sind richtig geordnet und du verwendest die richtigen Worte im richtigen Moment.

Tja das wars eigentlich schon wieder!!!
Freu aufs nächste Kappi und

SeeYa in Efrafa
Hokagethe8th (alias VerifXDDD)
Von: abgemeldet
2007-10-09T11:59:15+00:00 09.10.2007 13:59
oke... ich bin platt... meine hände zittern und ich hab n fettes dauergrinsen... *grins* xDDD du hast das einfach perfekt aus blacks sicht umgesetzt das is einfach wahnsin... *erstaund O_O* tut mir leid aber mir fehlen grade die worte... ^^"

die FF wird von kapi zu kapi besser! is echt super!

*flautz*
hab dich lieb
~Soul
Von: abgemeldet
2007-10-09T11:53:50+00:00 09.10.2007 13:53
ERSTA!!!


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