Neue Energie
Lina hatte aufgegeben. Sie lag still und erduldete die Tritte und Schläge des Dämonen.
Dann stand es eben zwei zu eins... war doch nicht so schlimm...
"Scheiße, Lina, steh auf!!"
Eine Stimme... sie mochte die Stimme... Ein drückender Schleier legte sich auf ihr Bewusstsein.
"Lina!! Mach schon!!"
Bekannte Stimme... nette Stimme... netter Junge...
"Mist... so wird das nichts...", murmelte Trunks leise.
"Ich hab' dir ja gesagt, dass dich jeder Trottel fertig machen kann!!"
Was...? Was hatte die Stimme da gesagt?
"Schwächling!!"
Ihr Bewusstsein klärte sich. Das war doch... Trunks? Sie, ein Schwächling?
Das würde sie nicht auf sich sitzen lassen... Sie würde ihm zeigen, was sie konnte, dann musste Trunks einfach stolz auf sie sein und anerkennen, dass sie nicht schwach war!
Sie sammelte alle ihre Kräfte in sich und konzentrierte sie. Sie würde es diesem dummen Dämonen zeigen! Die Wut steigerte ihre Kräfte.
Nach einigen Momenten begann eine stechende Flamme von Lina auszugehen und trieb ihren Angreifer so weit zurück, dass es ihr möglich war aufzustehen.
Aber es war noch nicht genug... Ihr Aussehen begann sich zu verändern... ihre dunklen tiefblauen Augen wechselten in ein sehr helles, kaltes Eisblau. Ihre Haare statt dessen wurden schneeweiß, fast so weiß, dass es blendete.
Sie streckte die Arme aus und schleuderte einen riesigen Eisblitz auf Piriva, der zu überrascht war um auszuweichen und viele Meter weit geschleudert wurde und sich außerhalb des Rings wiederfand.
"Hey!", machte der Dämon ein wenig entrüstet über diese Überraschung.
"Tja, sorry, Sunny. Hast verloren." Vegeta lachte.
Linas flammende Aura erlosch stattdessen, ihre Haare wurden wieder tiefschwarz und ihre Augen bekamen das alte, schöne Blau zurück. Dann sank sie zu Boden. Goten, ganz Gentleman, hüpfte in den Ring und fing Lina auf.
"Tja, ihr drei Torfköpfe. Wie ihr seht, werden sogar die Kinder mit euch fertig... Und da wollt ihr gegen mich kämpfen!", provozierte Vegeta und stand mit einer arrogant wirkenden Bewegung auf.
Die drei kicherten unerwartet. "Ist uns egal. Wir werden zurückkommen und dann machen wir ernst... wir werden uns einfach ideale, perfekte Körper formen und dann müsst ihr leider sterben. Schade, dass ihr bei unserem kleinen Aufwärmtraining hier nicht abgekratzt seid. Naja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Tschüß, ihr Trottel."
Die Dämonen lösten sich vollständig auf und ein kühler Windzug striff die Wangen der Kämpfer.
"Hm? Was hat die Kleine denn?"
Trunks hockte sich neben Goten, der über Lina kniete und an ihrer Stirn herumtastete.
"Sie ist eiskalt, fühl mal."
Trunks tat ihm den Gefallen... Tatsächlich... beunruhigend kalt.
"Nu' grabbelt doch nicht dauernd an dem armen Ding herum", tadelte Vegeta, "Sie hat sich heute zum ersten Mal verwandelt, da darf sie doch mal ziemlich kaputt sein, oder?"
"Du meinst, das war eine...?"
"Eine Verwandlung, ja, seid ihr taub?"
"Nein, ich wusste nur nicht, dass sie das auch kann, Vater."
"Ach bitte!" Vegeta kullerte genervt mit den Augen. "Jedes Volk im Universum kann das, solange nur eine bestimmte Energie-, Willens- und Gefühlsschwelle überschritten wird. Sogar Bulma könnte das... mich würde es nicht wundern, wenn sie bei einem ihrer Anfälle plötzlich auch so... egal." Vegeta kicherte.
"Kannst du laufen, Schwester? Oder fliegen?"
Lina rappelte sich keuchend auf. Die Verletzungen des Dämon machten sich wieder bemerkbar.
"Hmm... geht schon." Der folgende Sturz strafte ihre Reden Lügen.
"Lass ruhig, Goten, ich mach schon. Muss eh noch 'n bisschen schleimen... sie ist sicher noch sauer wegen vorhin." Trunks zwinkerte Goten zu und nahm Lina auf den Arm.
"So, wir fliegen jetzt nach Hause, Schwesterchen, ok? Dann kannst du dich etwas ausruhen und eine Bohne kriegst du auch. Klingt das gut?"
Lina lächelte gequält und hielt sich an Trunks' Hals fest. So wie sie ihn kannte, würde er sie fallen lassen, nur um zu sehen, wie sie reagierte. Da hatte er sich geschnitten.
"Deine Verwandlung sah cool aus, Schwester."
... ...
"Musst du... immer 'Schwester' zu mir sagen?"
"Hm? Macht Goten doch auch. Oder darf er wieder und ich nicht?" Trunks schmollte. Toll, Goten bevorzugte sie immer. Er flog zur Strafe ein wenig schneller, damit der Zugwind ihr die Haare ins Gesicht wehte. Sie hasste das und er wusste das.
"Naja... bei ihm macht mir das nichts... aber bei dir... finde ich das komisch, weißt du?"
Sie atmete erschöpft auf und lehnte den Kopf kraftlos an Trunks' Schulter.
...Das fühlte sich seltsam an. Trunks wurde plötzlich furchtbar warm.
"Entschuldige, dass ich so zickig... gewesen bin."
"Hmpf... keine Ursache."
"Du hast dir nur Sorgen... gemacht, oder?"
"Meinst du? Ich hatte nur keinen Bock, dass du abkratzt! Was denkst du, was Mama dann mit mir gemacht hätte?"
Lina lächelte müde. "Blödmann."
"Und Goten hat's diesem Vieh gezeigt?"
"Und wie!", prahlte Trunks für seinen Freund der zwischen Galda und Bra saß und sich insgeheim wie ein Schneekönig freute.
Trunks hatte etwas gut bei ihm.
"War der sehr stark?", fragte Bra und blickte mit leuchtenden Augen zu SonGoten auf.
"Oh ja, der war seeeehr gefährlich und unglaublich böse", sagte Trunks übertrieben. Lina verkniff sich ihr Lachen mit aller Mühe. Sollte Goten doch vor Bra und Galda als Held dastehen, wenn es ihm Spaß machte.
"Dann hat es sich ja gelohnt, dass ich nicht mit deiner Mutter um Fünf nach Hause bin, sondern hier auf dich gewartet habe."
Goten machte ein Pokerface und freute sich.
Bra küsste Goten auf die Wange. "Du bist mein Held!", schwärmte sie und machte eine übertriebene Verbeugung. Galda zog eine Augenbraue nach oben. ...Ja, Bra und Goten mochten sich, aber das ging nun doch etwas zu weit.
Besitzergreifend legte sie die Arme um SonGotens Hals und küsste ihn mindestens eine halbe Minute sehr innig.
Als sie ihn wieder freigab, schnappte er verzweifelt nach Luft und wurde rot bis über beide Ohren.
"Du bist auch mein Held", setzte Galda hinzu und lächelte Goten zuckersüß an.
Bra verschränkte die Arme vor der Brust und fand das alles sehr blöd. Sie widmete sich beleidigt ihrer Tasse Kakao.
Heimlich war die Zehnjährige in den siebzehnjährigen SonGoten verliebt, aber da er Galda hatte, hielt das Mädchen sich - wie sie wahrscheinlich fand - damenhaft zurück.
Lina seufzte. "Ich gehe dann mal schlafen, denke ich. Bin müde."
"Ja, jetzt wo du's sagst..." Bulma kratzte sich am Kopf. "SonGoten und Galda schlafen ja heute hier... ist ja auch schon spät... ich gehe euch ein Zimmer zurecht machen."
Sie stand auf und verschwand im oberen Stockwerk. Lina sagte allen noch höflich 'Gute Nacht' und verkrümelte sich erst in ihr Bad, dann in ihr Zimmer, packte sich auf das Bett und machte leise ein wenig Musik an.
Es verging eine gute Stunde in der Lina registrierte, wie das Haus langsam zur Ruhe kam und sich alle schlafen legten.
Sie beschloss, noch einmal Trunks zu besuchen und sich bei ihm zu bedanken.
Sie schlüpfte aus ihrem Zimmer und tapste in die Richtung von Trunks' Gemächern, als sie vor Bras Zimmer inne hielt.
Ein seltsames Gefühl überkam sie und sie trat nach leisem Anklopfen in Bras Zimmer ein. Die Kleine saß, den Kopf auf ihren Knien, auf dem Bett. Die ungewollten Bewegungen ihres Körpers zeigten Lina, dass die Kleine weinte.
Sie setzte sich auf Bras Bett. "Hey, Bra... was ist denn los?"
Die Kleine hob den Kopf und blickte Lina an. Dann wischte sie sich hastig über ihre Augen.
"Es ist nichts, danke der Nachfrage..."
Lina seufzte. "Es bleibt unter uns, ok?"
"Schwörst du's?"
Lina legte zwei Finger an die Stirn. "Ich schwöre."
Dann machte sie es sich auf Bras Bett bequem und die Zehnjährige krabbelte auf ihren Schoß.
"Es ist wegen Goten..."
Lina zog ein Taschentuch aus einer Packung auf Bras Nachttisch und wischte vorsichtig über ihr Gesicht.
"War er gemein zu dir, mein Schatz?"
Bra schüttelte heftig den Kopf. "Nein, nein, das verstehst du falsch! Das ist es nicht."
Lina hob ihre Augenbrauen. "Du bist in ihn...?"
Bra nickte schuldbewusst. "Und ich weiß nicht, was ich machen soll!"
"Er ist doch eh zu alt für dich, außerdem hat er doch Galda?"
"Das ist es ja. Sie hat so ein Glück! Ich hab ihn so gern..."
Lina lächelte und strich Bra durchs Haar. "Mach dir keine Sorgen, das vergeht wieder... Als ich klein war, war ich auch jede Woche in einen anderen Jungen verliebt", log sie um die Kleine aufzumuntern.
"Wenn du meinst... danke." Bra seufzte erschlagen, scheuchte Lina mit einer Handbewegung aus dem Bett und machte es sich selbst bequem.
Es klopfte kurz an der Tür.
"Ja?", krächzte Bra und vermischte das Wort mit einem Gähnen.
Trunks betrat das Zimmer. "Ich wollte dir nur Gute Nacht... Äh... Hallo, Schwe... Lina. Was machst du hier?"
"Ich hab der Kleinen Gute Nacht gesagt, nicht, Bra?"
Bra lächelte und nickte.
"Hmpf... du sollst ihr nicht Gute Nacht sagen... Ich bin ihr großer Bruder, nicht du!", schmollte Trunks.
"Ja... Gute Nacht, geht ihr jetzt bitte nach draußen und zankt da weiter? Ich will schlafen."
Lina und Trunks waren sprachlos.
"Kommst wohl doch nach deiner Mama, kleine Zicke", machte Trunks, während er Bra zudeckte und auf die Stirn küsste.
Die zwei schlossen die Tür zu Bras Zimmer und Trunks blieb draußen im Gang stehen.
"Ich bin noch nicht müde... geh'n wir in dein Zimmer und schau'n fern?"
Lina zuckte die Schultern. "Ok."
Die beiden begaben sich in Linas Zimmer, Trunks nahm auf ihrem Bett Platz, während sie den Fernseher einschaltete.
"Hmpf... mach dich nicht immer so breit... los, rück' ein Stück!"
Trunks grummelte, machte sich dann jedoch ein bisschen dünner und Lina quetschte sich neben ihn.
Der Halbsaiyajin freute sich riesig über ein paar Kampffilme im Fernsehen und war selig. Lina langweilten diese dummen Actionfilme und sie unterdrückte ein Gähnen. Sie legte den Kopf müde auf Trunks' Schulter und dachte daran, was diese tollen Ninjakämpfer wohl machen würden, wenn man sie in einen Kessel voll Lava steckte. Wahrscheinlich mit coolen Sprüchen um sich schleudern, damit die Lava gefror und kluge Reden schwingen... Lächerlich.
Trunks drehte langsam den Kopf um zu sehen, was Lina da mit ihrem Schädel zu tun gedachte. Sie war schon niedlich, wie sie da so schläfrig lag... Er strich ihr sanft durch die Haare.
"Was machst du da, Trunks?", fragte Lina ruhig. Er zog seine Hand ruckartig zurück.
"Könnte ich dich genauso fragen..." Lina nahm ihren Kopf blitzschnell von Trunks' Schulter.
"Äh... Das... das ist nicht so wie du denkst!!"
Trunks grinste schelmisch. Sie sah witzig aus, wenn sie verzweifelt nach einer Ausrede suchte. Hehe.
"Was denke ich denn, Schwesterchen?"
"Ich bin nicht dein Schwesterchen", schmollte sie wieder. Trunks näherte sich ihrem Gesicht, grinste herausfordernd und sah ihr tief in die Augen.
"Schau mir in die Augen, Kleines." Er kicherte. "Nein, im Ernst, was bist du denn dann, wenn du nicht mein Schwesterchen bist?" Er hob provokativ eine Augenbraue.
"Äh... ich... keine Ahnung."
Sie geriet ins Stottern. Was zum Teufel geschah hier gerade? Und was sollte Trunks' pseudocooles Gehabe?
"Was willst du denn sein, Prinzesschen?" Sein Pokerface war nahezu albern... Wenn er meinte, sie für dumm verkaufen zu müssen... dann würde sie sich eben rächen!
"Also... da gäbe es etwas, Trunks..." Sie legte eine schüchterne Miene auf und blickte verlegen auf den Boden.
Jetzt war er baff. Sein Spielchen schien diesmal nicht darauf hinauszulaufen, dass sie ihn verprügelte oder anschrie. "Äh... und was wäre das?"
Lina antwortete ihm nicht, sondern küsste Trunks lange und innig. Als sie schließlich von ihm abließ, setzte sie einen Hundeblick auf. "Entschuldige, Trunks... Meine Gefühle... sind wohl mit mir durchgegangen..."
Er sah sie fassungslos an. "Äh... das ist... nicht so schlimm..."
Trunks errötete und biss sich auf die Unterlippe. Das war ja drollig... Lina konnte sich nicht mehr zurückhalten und fing lauthals an zu lachen. "Sorry, du hast zuerst angefangen, mich auf den Arm zu nehmen..." Sie gluckste.
Seine Miene schlug abrupt von einer leichten Röte zu Fassungslosigkeit und Wut um. Das war ja wohl die Höhe!
"Ich wusste, dass du 'ne dumme Kuh bist, aber dass du so mit Gefühlen spielen kannst ist mir neu!"
Er stand auf und trampelte wütend aus dem Zimmer. Lina stutze.
Scheiße... auch wenn er angefangen hatte... sie hatte seine Gefühle nicht verletzen wollen. Sie sprang ebenfalls auf, folgte Trunks und hielt ihn auf der Schwelle zu seinem Raum zurück. "Trunks, es tut mir..."
Er nahm sie am Arm, zog sie ruckartig zu sich heran und küsste sie bedeutungsvoll und lange.
Sie entspannte ihre Muskeln. Was tat sie hier, auf dem Flur mit Trunks? Warum hatte sie nicht das Bedürfnis ihn zu ohrfeigen und stehen zu lassen? Sie legte die Arme um seinen Hals und wunderte sich, warum ihr so seltsam warm wurde...
Nach einigen Momenten, Lina wusste nicht ob es zehn Sekunden oder zehn Minuten gewesen waren, hörte man ein Räuspern.
Die beiden fuhren wie vom Blitz getroffen herum und blickten in Vegetas genervtes Antlitz.
"Hört ihr gefälligst endlich auf, den Gang zu belagern? Ich will auf's Klo, verdammt!"
"Entschuldigung", machte Lina verschämt und verschwand flink in ihrem Zimmer.
Vegeta warf Trunks einen verärgerten Blick zu und ging dann ins Badezimmer.
"Tse... Kinder..."
"Ist das dein Ernst, Bra?"
"Mein voller." Die Zehnjährige machte einen entschlossenen Eindruck, wie man es selten von ihr erlebt hatte.
"Ihr macht doch eh alle, was ihr wollt! Bei Trunks war es genauso! Ich weiß gar nicht, wieso du mich überhaupt noch fragst", knurrte Bulma beleidigt, während sie fortfuhr, sich anzuziehen.
"Ich darf also, Mama?"
"Ja! Und jetzt raus aus dem Bad, ich bin noch nicht fertig!"
Bra stürmte jubelnd die Treppe hinunter und sprang prompt dem "zufällig" dort stehenden SonGoten um den Hals.
"Nicht so stürmisch, junge Lady, was gibt es denn zu feiern?"
"Sie will mit dem Kämpfen anfangen", antwortete Vegeta und stieg gemächlich, die Hände in den Hosentaschen, die Treppe herab.
"Cool. Aus dir wird bestimmt mal ein starkes Mädchen, genau wie Pan."
"Ich werde sogar noch stärker als Pan werden!", prahlte Bra, während Goten sie wieder hinunter ließ.
"Ich kann dich trainieren, wenn du magst."
Vegeta rollte die Augen. Das war wie in einer Talkshow hier, in der andauernd neue Gäste hereinstürmten. Wo um Himmels Willen kam Trunks denn jetzt wieder her?
Auch Bra war unzufrieden. Sie hatte doch Goten bitten wollen sie zu trainieren und jetzt?
Die ihr angeborene Höflichkeit verbot ihr, Trunks' Angebot abzulehnen.
"OK... danke, Trunks", gab sie, mit gespielter Freude und wenig wirklicher Begeisterung, von sich.
Bra und Goten, gefolgt von Vegeta, begaben sich daraufhin zum Frühstückstisch, während Trunks auf seine Mutter wartete um ihr eventuell beim Geschirr tragen behilflich zu sein.
Er wartete geschlagene fünfzehn Minuten, in denen Galda an ihm vorbei stolzierte und sich zu den anderen gesellte, bis erneut Geräusche von oben zu hören waren.
"Hey, Mama, was hast du denn so lange gemacht? Ich hab Hunger!", schmetterte er der Gestalt entgegen.
"So alt wie Bulma bin ich dann doch noch nicht, danke."
"Och, du bist's, Lina. Hast du Mutter gesehen?"
"Oben ist sie jedenfalls nicht mehr", antwortete diese und machte Anstalten, ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Er wich zurück. "Lass das, okay?"
"Hm?"
Trunks ließ sie kurzerhand stehen und trottete jetzt ebenfalls an den Frühstückstisch, an dem sich die anderen schon gierig vollstopften.
"Äh... Wo ist Mutter?"
"Mama ist nach dem Anziehen einkaufen gegangen!", piepste Bra und wischte sich ein paar Brotkrümel aus dem Mundwinkel, "Danach will sie Tante Chichi besuchen!"
Trunks schwieg entgeistert und nahm Platz. Hatte er also umsonst wie ein Depp eine Ewigkeit herumgestanden... Typisch.
Lina erschien ebenfalls zwei Minuten später, verkniff sich jedoch das Essen, als sie Goten und Trunks einen Blick zuwarf. Auch Galda war jeglicher Appetit bei dieser wörtlich zu nehmenden "Fressorgie", die die beiden da veranstalteten, vergangen.
Bra und Vegeta kümmerten sich nicht darum und unterhielten sich über ein paar Trainingsmethoden.
"Also... da ihr sicher eh gleich mit eurem Kung-Fu-Geturne anfangt, gehe ich mal besser nach Hause."
Galda räusperte sich und stand auf.
"Stop, Süße, stop!" SonGoten sprang von seinem Stuhl hoch. "Du kommst mit!"
"Und was soll ich da?"
"Mir zuschauen, ist doch klar!"
Galda lächelte entschuldigend. "Das interessiert mich nicht so, das weißt du doch, Goten."
Goten schmollte etwas beleidigt. "Versprich' mir was, Galda!"
"Was denn?"
"Wenn das nächste Mal ein größerer Kampf ansteht, kommst du mit, ok?"
Galda seufzte erschlagen. "Muss das sein?", fragte sie gedehnt.
"Du redest schon wie Chichi, ist dir das aufgefallen?", bemerkte Trunks trocken.
"Wie bitte?!" Galda warf ihm einen tödlichen Blick zu und wandte sich dann wieder zuckersüß an Goten. "Versprochen, món cheríe!"
Dann verabschiedete sie sich und machte sich mit einem Gleiter auf den Heimweg.
Bra wandte sich bezeichnend an Lina und unterhielt sich mit ihr. Musste ihr Bruder ihr so in den Rücken fallen? Galda und Goten hätten sich sicher gestritten, wenn er nicht...
"Also... Komm' auf meinen Rücken, Bra. Wir fliegen jetzt zu einem guten Trainingsplatz und fangen an."
"Ich kann alleine fliegen!!", gab diese bockig von sich.
"Sei still, Bra, dein Bruder versteht mehr vom Kämpfen als du, also hör' auf ihn", mahnte Vegeta.
"Ja, außerdem kannst du doch im Moment noch nicht fliegen, das muss dir Trunks erst noch beibringen", erklärte Lina ihr und lächelte.
Bra gab sich einverstanden und die fünf machten sich schließlich auf.
Es war ungefähr ein Monat seit dieser bezeichnenden Niederlage vergangen...
Pirivas Stahl glitzerte in der Sonne. Die Kinder, die ihre Würde so in den Schmutz gezogen hatten, würden büßen müssen... Kinder...
Die drei Dämonen waren äußerst zufrieden mit sich selbst. Wenn ein Dämon sich einmal einen festen Körper geschaffen hatte, war es ihm unmöglich, in seinen Ursprungsdämonenkörper zurückzukehren. Aber das war egal... was zählte, war die Rache.
Und nun, da die Dämonen unbesiegbar stark und einen unverwundbaren Körper hatten, würde ihre Rache blutig ausfallen.
Piriva war wohl am seltsamsten anzusehen: Sein Körper bestand aus reinem, harten Stahl, aus dem Arme und Beine und hier und da einige Gesichtskonturen hervorragten. Er war so gut wie unverwundbar... Sollten sie sich ruhig die Fußgelenke im Kampf gegen ihn brechen!
Jirima hatte weniger auf Abwehr, sondern eher auf Spaß gebaut. Wie lustig würde es aussehen, wenn sich die Missgeburten an seinem Flammenkörper verbrannten und wie gut würde der Geruch von verbranntem Fleisch riechen... Sein Körper war eine lodernde, gigantische Flamme, aus der sich, bei genauer Betrachtung, ein Gesicht erahnen ließ...
Girida hatte nicht so auf wirksame Qual, sondern ebenfalls mehr auf Spaß gesetzt.
Sein Körper war der einer gigantischen Giftschlange und anstatt Fingern hatte er kleine, zischende Vipern, mit denen er seine Gegener würgen und vergiften würde...
Die drei sahen sich an und lachten. Dann schickte Piriva den Zettel mit der Herausforderung darauf mit seinen geistigen Kräften auf den Weg zu dem Ort, wo er die Kinder spürte...
In drei Tagen... der Tag der Abrechnung und Rache würde bitter sein. Für die Kinder... oder für sie.
"Was ist das, Trunks?" Lina betrachtete neugierig den Zettel, der Trunks gerade ins Gesicht geflogen war.
Verärgert klaubte er das Papier von seiner Nase und faltete es auseinander.
Er las kurz und sagte dann: "Wie süß. Die drei Deppen von letztes Mal fordern uns erneut heraus... in drei Tagen, um drei Uhr nachmittags... die Koordinaten für den Kampfort sind ebenfalls hier notiert."
"Kämpfen?" Bra legte den Kopf schief. Goten lächelte ihr zu. Das war sein Kampfeslächeln und Goten hatte Mühe daraus nicht ein lautes Lachen zu machen, wenn er an die armseligen Gestalten von vor wenigen Wochen dachte.
"Verhaust du die Kerle dann für mich, Papa?", wandte Bra sich inzwischen an ihren Vater und sprang auf seine Arme, damit er sie nach Hause trug, da sie immer noch Probleme hatte, was das Fliegen betraf.
Vegeta machte ein verächtliches Geräusch. "Ich gehe gar nicht erst mit. Diese Idioten sind so schwach, da macht das Zusehen gar keinen Spaß... Aber du kannst hingehen, Bra, mit denen dürftest sogar du fertig werden."
Bra winkte ab, während der Flugwind ihre Haare zerzauste. "Ich traue mich noch nicht gegen richtige Gegner zu kämpfen, aber zuschauen möchte ich gern!"
"Klar guckst du zu", Goten tauchte neben Vegeta in der Luft auf und lächelte Bra an, was ihr Herz zu einigen Freudensprüngen veranlasste, "Und Galda kommt auch mit. Die drei Deppen stellen schließlich keine Gefahr dar... oder, Schwesterchen?", wandte sich Goten jetzt an Lina, die ein Stück weiter hinten flog. Sie stimmte ihm zu, während Trunks sich mit seinem Vater über die Dämonen und ihre letze Niederlage lustig machte.
"Da seid ihr ja... reichlich spät! Das Essen wäre fast kalt geworden!", ärgerte sich Bulma, als die versammelte Mannschaft schließlich bei ihr eintraf. "Und du gehst besser schnell nach Hause, SonGoten. Chichi hat angerufen... sie macht sich Sorgen."
Goten nickte. "Ja, gleich. Kann ich vorher nochmal fix telefonieren?"
Bulma gab ihm ihr Handy, woraufhin er augenblicklich Galda anrief und seine Freundin, die angesichts so eines Theaters stöhnte, zum Mitkommen an besagtem Tag bewegte.
Anschließend zischte er nach Hause davon und malte sich in allen Details aus, wie seine Freundin ihn in drei Tagen aufgrund seiner Stärke bewundern würde.
Es waren zwei Tage vergangen, in denen die Kämpfer ihr normales Trainingspensum nicht geändert hatten, jedoch trotzdessen gespannt auf den nächsten Tag warteten. Es war Abend.
"Kann ich kurz mit dir reden, Trunks?"
"Hm?"
Lina schummelte sich durch den Spalt in der Tür in Trunks' Zimmer.
"What's up?" Trunks rückte ein Stück auf seinem Bett, damit Lina sich hinsetzen konnte. Sie machte es sich neben ihm bequem.
"Ich mache mir Sorgen um Bra, wegen morgen... Das wird bestimmt kein Zuckerschlecken, denke ich", ließ Lina ihrem Anliegen nach einigen kurzen Momenten freien Lauf.
"Bra? ... Och, mach dir da mal keinen Kopf, wir sind ja bei ihr... außerdem, gefährlich wird es gegen die bestimmt nicht, denk an letztes Mal!" Er lachte leise. "Zur Not pass ich schon auf meine kleine Schwester auf", fügte er schließlich hinzu. Lina nickte. Wenn Trunks das sagte, dann würde es wohl stimmen, beschloss sie und stand wieder auf.
"Dann ist gut. Dann gehe ich wieder rüber. Gute Nacht."
Sie wollte sich genauso unauffällig aus dem Zimmer verabschieden, wie sie darin aufgetaucht war, jedoch machte Trunks ihr einen Strich durch die Rechnung und hielt sie zurück. Wortlos presste er sie gegen die Wand und küsste sie innig für mehrere Minuten.
Das taten die beiden in letzter Zeit häufiger, wenn sie sich ungestört wähnten, darüber reden mochten sie jedoch nicht. Sie taten einfach so, als wäre nie etwas geschehen, wenn andere dabei waren. Auch wenn sie unter sich waren, fiel darüber kein Wort.
Sie waren eben jung und frei und genossen beides. Keiner von beiden wollte sich festlegen oder eingestehen, dass eventuell Gefühle im Spiel waren und so verabschiedete sich Lina nach dem Kuss mit einem einfachen "Gute Nacht" und huschte in ihr Zimmer zurück.
Lina prüfte den Sitz ihrer Kampfkleidung und putzte sich symbolisch den Staub von den Schultern.
"Sind die Damen endlich fertig?", meinte Trunks augenrollend von draußen.
Lina lächelte Bra an, welche sich noch flink durch die Haare fuhr.
"Fertig, Trunks, Onkel Goten!", flötete die Kleine dann und sprang, gefolgt von Lina, nach draußen, wo Goten, Trunks und die ein wenig aufgeregte Galda schon auf die zwei warteten.
Galda war, auch wenn sie sich sonst für das alberne "Kung-Fu-Gehabe" herzlich wenig begeistern konnte, reichlich aufgewühlt.
Sie hatte einmal ein großes Turnier im Fernsehen mitverfolgt, als sie noch etwas jünger war und hatte viele beeindruckende Dinge gesehen... Was würde sie heute sehen und würde es gefährlich werden?
Galda hatte sich von Bulma ein paar magische Bohnen zustecken lassen, auch wenn die Jungs und Lina steif und fest behaupteten, keine zu benötigen, aber ihr Vertrauen in solche Aussagen hielt sich in Grenzen und daher sorgte sie lieber vor.
"Können wir dann? Komm, spring auf meinen Arm, Galda, dann fliegen wir los", gab SonGoten von sich.
Angesprochene tat ihm seufzend den Gefallen, während Bra sich darum bemühte, dem keine Beachtung zu schenken.
"Stop, Kinder... hiergeblieben", mischte sich Vegeta ein und trat heran. "Ich komme doch mit."
"Woher der Sinneswandel, Vater?", erkundigte sich Trunks und zog eine Augenbraue nach oben, überrascht darüber, kurz vor dem Aufbruch noch Gesellschaft zu bekommen.
"Die Gegner werden diesmal stärker sein... So dumm sind selbst die nicht, sie werden hart an ihrer Kraft gearbeitet haben. Und so wie ich euch kenne, könnt ihr ein paar Tipps vom großen Meister gut gebrauchen."
Vegeta setzte ein selbstzufriedenes Grinsen auf und ließ sich, peinlich berührt, von Bulma zum Abschied umarmen und küssen.
Trunks konnte sich später beim Fliegen eine kleine Anspielung und ein Kichern aufgrund dessen nicht verkneifen, wofür Vegeta ihm heftig eins über den Schädel zog.
Seine Familie konnte so peinlich sein!, fand er, während er, Bra auf dem Arm haltend, lässig hinter den anderen her flog.
Die Gefolgschaft traf schließlich am besagten Kampfplatz ein und stellte fest, dass die Herausforderer mal wieder auf sich warten ließen.
"Eure Gegner sind aber nicht sehr pünktlich", merkte Galda, die inzwischen auf einem recht bequemen Felsen Platz genommen hatte, an. Vegeta hatte sich abseits von den anderen, jedoch den Kampfschauplatz noch gut im Blick, postiert. Bra, die lieber so nah wie möglich am Geschehen sein wollte, schließlich würden ihr Bruder und Goten gleich kämpfen, hatte es sich auf Galdas Schoß gemütlich gemacht und verhinderte somit gleichzeitig, dass diese vorzeitig die Flucht ergriff.
Galda und Bra, die dem Ganzen mittlerweile äußerst aufgeregt gegenüber standen, wünschten Trunks, SonGoten und Lina gerade viel Glück, als sich plötzlich ein Vibrieren durch die Wirklichkeit zog...
