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Die Liebe eines Keepers

Ken x Genzo
von

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Teil 1

Hallo!
 

Hier haben wir nun meine erste FF zum Thema Captain Tsubasa! ^^

Ich hoffe, es gefällt euch!
 

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Titel: Die Liebe eines Keepers

Teil: 1/6

Fanfiction: Captain Tsubasa

Warnung: Lemon, OOC

Disclaimer: Keine der hier auftretenden Personen aus dem CT-Universum gehört mir und ich verdiene auch kein Geld mit dieser Fanfic. Sie dient nur zu unterhaltenden Zwecken. ^^

Kommentar: Dank an Nessi-chan (und ihren Hund (Du weißt schon, warum. ^.~)) für ihre Unterstützung bei dieser FF. Ohne sie wäre ich manchmal echt verloren gewesen. ^,^ *verbeug*

Pairing: Ken x Genzo
 

Teil 1
 

„Tsubasa! Spiel den Ball zu Misaki! Er steht vollkommen frei!“
 

Ken wedelte mit den Armen in Richtung Misaki, während er seine Mitspieler über den ganzen Platz hinweg anschrie.

Genzo beobachtete, wie Tsubasa aufs Tor zustürmte und im Begriff war, ein Tor zu schießen.
 

„Los, Leute, macht hinten dicht! Lasst ihn nicht zum Tor vordringen!“
 

Seine Mitspieler gehorchten ihm aufs Wort und versuchten, Tsubasa durch Eingrätschen den Ball abzunehmen.

Tsubasa wäre aber nicht Tsubasa, wenn er sich davon beeindrucken lassen würde. Er sprang über seine Gegner hinweg und kam in genau dem Moment wieder auf, als vor ihm ein weiterer Spieler aus Genzos Mannschaft auftauchte. Ein kleiner, verdammt schneller Japaner, vor dem man sich in Acht nehmen musste: Shingô Aoi!

Shingô hatte Tsubasas Taktik sofort durchschaut und nahm ihm nun mit Leichtigkeit den Ball ab, nur um im selben Augenblick, wie er den Boden berührte, wie vom Teufel gejagt aufs Tor zuzurennen, in dem Ken stand.
 

„Los, Leute, haltet ihn auf!“
 

„Ja!“
 

Tsubasa rannte Shingô hinterher und hatte Mühe, ihn einzuholen. Er fragte sich, woher der Kleine seine Energie nahm. Er selbst war jetzt schon fast am Ende, obwohl er es sich nicht anmerken ließ. Mit Shingô in der Mannschaft hatten sie ein wahres Ass im Ärmel.

Tsubasa freute sich schon auf das Spiel gegen die Holländer. Sie würden ihnen schon zeigen, was die Jugend im japanischen Fußball alles drauf hatte.
 

Shingô lief weiter zielstrebig aufs Tor zu und ließ sich von nichts und niemandem aufhalten. Selbst als Tsubasa ihn einholte, musste dieser den Kürzeren ziehen.

Ken machte sich bereit, den Ball zu halten, schließlich wusste er seit gestern, wie er Shingô einschätzen musste.
 

Shingô schoss – und Ken hielt.
 

„Gut gemacht, Wakashimazu!“
 

Ken lächelte und schoss den Ball weit in die andere Hälfte. Misaki war sofort da, um ihn anzunehmen und auf Genzos Tor zuzulaufen.
 

Gerade wollte er schießen, als der Trainer das Spiel abpfiff und das Training beendete.
 

„Gut, Leute, genug für heute. Wir sehen uns morgen wieder.“
 

Genzo nahm sein Käppi ab und wischte sich mit dem Ärmel seines Shirts den Schweiß von der Stirn.

Ken beobachtete ihn dabei und merkte, wie er leicht rot wurde.
 

Während alle anderen in der Umkleide verschwanden, half Ken Genzo dabei, die Trainingsausrüstung einzusammeln und wegzupacken.
 

„Danke, Ken. Hast du dich inzwischen wieder beruhigt?“
 

Ken blickte beschämt zu Boden. Mittlerweile war ihm sein Verhalten von gestern richtig peinlich.
 

„Ja, es tut mir auch ehrlich Leid, dass ich mich so aufgeführt habe. Aber ich fühlte mich in dem Moment ein wenig fehl am Platz.“
 

„Schon okay. Ging mir in Deutschland nicht anders. Aber du solltest den Kopf nicht hängen lassen. Ich denke nicht, dass ich wesentlich besser bin als du.“
 

Ken sah erstaunt auf und sein Blick traf Genzos, der ihn aufmunternd anlächelte. Zum wiederholten Male spürte Ken das Kribbeln im Bauch, das ihn, seit sie hier im Trainingslager waren, immer wieder überkam, wenn sie unter sich waren.
 

„Ken?“ Misstrauisch beäugte Genzo sein Gegenüber und wartete auf eine Reaktion.
 

Ken errötete und wandte seinen Blick ab. Genzo bedachte ihn mit einem überraschten Blinzeln.
 

>Was ist denn los mit ihm? Ich wüsste nur zu gerne, woran er gerade gedacht hat.< dachte Genzo bei sich.

Um die peinliche Situation zu beenden, schlug er vor, reinzugehen, da es langsam kühl wurde. Ken nickte und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum, wo sich die anderen bereits versammelt hatten. Alle waren in ihre Gespräche vertieft, nur Jun bemerkte Kens Unsicherheit. Als Ken dem gewahr wurde, entschuldigte er sich bei Genzo und verschwand auf sein Zimmer.

Wenig später folgte dieser ihm nach.
 

Ken lag auf dem Bett und war so in eine Sportzeitschrift vertieft, dass er Genzos Eintreten zunächst nicht bemerkte. Erst als dieser sich neben ihm räusperte und sich auf sein eigenes Bett fallen ließ, schrak Ken hoch und wäre beinahe aus dem Bett gefallen.
 

Genzo lachte leise über diesen unverhofften Zwischenfall, während sich Ken aufrappelte und sich im Schneidersitz aufs Bett setzte.
 

„Was machst du hier?“
 

„Es ist auch mein Zimmer. Schon vergessen?“
 

Ken schnitt eine Grimasse und beide lachten. Ken erklärte ihm daraufhin, dass er nur so reagiert hatte, weil er in der Zeitschrift gerade einen Artikel über Genzo gelesen hatte und dieser dann so überraschend aufgetaucht war.
 

Während sie sich über das Trainingsspiel unterhielten, veränderte Genzo seine sitzende Position und stützte sich auf einem Arm ab. Sein Blick folgte kurz seiner Hand. Als er den Blick wieder auf Ken richtete, realisierte er, was er gerade gesehen hatte, sprang wie von der Tarantel gestochen auf und hechtete neben Ken auf dessen Bett. Er kauerte sich neben den anderen Keeper. Auf die Frage Kens, warum er sich plötzlich so aufführte, streckte Genzo nur einen Arm aus und wimmerte: „Daaaa… da ist …“

Ken folgte seinem ausgestreckten Arm und entdeckte eine kleine Spinne, die über Genzos Kopfkissen krabbelte.
 

„Sag nicht, dass du Angst vor Spinnen hast?!“
 

Genzo verbarg den Kopf hinter Kens Rücken und nickte.
 

„Mach sie weg! Bitte!“
 

Ken lachte leise. Der großartige Genzo Wakabayashi hatte Angst vor einer kleinen, harmlosen Spinne?
 

„Was gibt es da zu lachen? Mach sie schon weg!“
 

Ken stand auf und betrachtete Genzo belustigt.
 

„Ich bin mir sicher, dass sie mehr Angst vor dir hat, als du vor ihr!“
 

„Woher willst du das wissen? Hast du sie gefragt??“
 

Ken lachte laut auf und konnte die Tränen kaum noch zurückhalten. Er schnappte sich ein Stück Papier und wartete, bis die Spinne darauf geklettert war, bevor er das Fenster öffnete und sie vom Papier abschüttelte.
 

„So, Problem gelöst.“
 

Genzo sah ihn immer noch verängstigt an.
 

„Was ist? Du kannst dich wieder auf dein Bett setzen. Die Spinne ist weg.“
 

Genzo aber schüttelte den Kopf.
 

„Ich kann nicht. Ich hab das zwar noch nie jemandem erzählt, aber diese Angst ist eine richtige Phobie. Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?“
 

Ken errötete.
 

„Dafür ist mein Bett wohl kaum groß genug. Soll ich vielleicht dein Bett benutzen?“
 

Genzo schüttelte den Kopf.
 

„Ich kann nicht alleine schlafen, wenn ich ständig befürchten muss, dass jederzeit wieder so ein Vieh auftauchen kann.“
 

Ken setzte sich wieder auf sein Bett und musterte Genzo eine Weile stumm. Schließlich nickte er jedoch. Dieser Vorfall schien Genzo wirklich zugesetzt zu haben. Er wirkte wie ein verstörtes Kind.
 

Unbewusst führte er eine Hand an Genzos Wange und strich sanft darüber. Genzo schloss die Augen und schien sich tatsächlich zu beruhigen. Als er schließlich einschlief, beschloss auch Ken, sich schlafen zu legen. Er zog sein Shirt aus und legte sich neben Genzo ins Bett. Er deckte sie beide zu und drehte Genzo den Rücken zu.

Er dachte noch lange über das Ereignis nach und fiel schließlich in einen unruhigen Schlaf.
 

Am nächsten Morgen wurde Genzo als erster wach. Im ersten Moment wusste er nicht, wo er war. Als er sich umdrehte, entdeckte er Ken, der ihm sein schlafendes Gesicht zuwandte. Seine Nasenspitze berührte Kens. Dieser wurde durch die Bewegung wach. Sie starrten sich daraufhin eine Weile wortlos an. Ken stützte sich auf einen Arm und ließ seinen Blick weiterhin auf Genzo ruhen.
 

„Alles wieder in Ordnung?“
 

Genzo nickte benommen, während er sich mit den Händen durch die Haare fuhr.
 

„Habe ich mich sehr daneben benommen?“
 

Ken schüttelte leicht den Kopf.
 

„Tut mir leid, dass ich dir solche Umstände gemacht habe.“
 

„Schon okay.“
 

Genzo setzte sich auf und bedankte sich leise. Ken legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Rücken. Als Genzo ihn daraufhin ansah, waren ihre Gesichter erneut kaum mehr eine Handbreite voneinander entfernt. Ken wurde schlagartig klar, dass er schnellstens von hier verschwinden sollte, aber sein ganzes Innerstes schrie danach, endlich den Schritt zu wagen, von dem er schon so lange träumte.

Genzo sah ihn scheu lächelnd an und schien auf eine Reaktion Kens zu warten.

Dieser nahm all seinen Mut zusammen und fragte Genzo vorsichtig:
 

„Genzo, darf ich … dich …“
 

„Ja?“
 

„Darf ich dich küssen?“
 

Genzo blickte ihn kurz überrascht an, nickte dann aber langsam.

In Kens Bauch begannen tausende von Schmetterlingen umher zu fliegen. Sein Herz begann zu rasen und er wusste nicht wie ihm geschah, als schließlich Genzo die Augen schloss und seinen Kopf ein wenig nach vorn bewegte, um Kens Lippen zu berühren. Ken spürte, wie sein ganzes Blut plötzlich in seine Lendengegend wanderte.

Er legte seine andere Hand auf Genzos Schulter und drückte ihn an sich. Genzo seinerseits umarmte Ken.
 

Sie verharrten einige Zeit in ihrem Kuss. Schließlich war es jedoch Ken, der den Kuss löste und Genzo lächelnd ansah.
 

„Ich glaube, ich verliebe mich gerade in dich.“
 

Genzo errötete lächelnd.
 

„Geht mir genauso.“
 

Sie umarmten sich und hielten sich fest, bis es schließlich an der Tür klopfte.
 

„Aufstehen! Trainingsbeginn in 15 Minuten!“
 

Sie fuhren auseinander, als hätte man sie bei etwas Unanständigem erwischt. Beide waren hochrot geworden und zogen sich nun an, ohne den jeweils anderen weiter zu beachten. Gemeinsam betraten sie schließlich den Trainingsplatz.

Wieder war es Jun, der Ken interessiert musterte. Ken, der seinen Blick nicht zu deuten wusste, wandte sich beschämt ab.
 

Während des Trainings spähten Ken und Genzo immer dann unauffällig zum anderen Tor hinüber, wenn sie gerade nichts zu tun hatten. Ken war selbst überrascht, dass seine Gefühle für Genzo plötzlich so die Oberhand gewannen. Er wollte ihn genau jetzt im Arm halten und die Tatsache, dass er es nicht durfte, machte ihn ganz und gar nervös. Er hielt nur ungefähr die Hälfte aller Torschüsse. Seine Teamkollegen bedachten ihn mit mitleidigen Blicken. Wahrscheinlich vermuteten sie, dass er noch an den Ereignissen vom vorgestrigen Tag zu knabbern hatte.
 

Kojiro war es schließlich, der nach dem Training zu ihm kam und auf ihn einredete. Genzo beobachtete ihre Unterredung aus sicherer Entfernung. Er sah, wie Ken Kojiro schuldbewusst anblickte, kurz bevor er ihn mit seinem Blick fixierte. Kojiro legte ihm die Hand auf die Schulter, Ken nickte und ihre Wege trennten sich. Dann kam Ken lächelnd auf Genzo zu.
 

„Hast du auf mich gewartet? Wie lieb von dir!“
 

Genzo lächelte ebenfalls.
 

„Das ist doch kein Problem. Was hattet ihr denn zu besprechen?“
 

„Er hat mir nur ins Gewissen geredet. Das Übliche halt.“
 

„Achso. Was hast du jetzt vor?“
 

„Keine Ahnung. Was möchtest du denn tun?“
 

„Ich würde gerne mit dir ins Kino gehen. Hast du was dagegen?“
 

„Nein, aber dürfen wir denn einfach so hier abhauen?“
 

„Wahrscheinlich nicht, aber wir tun es einfach!“, erwiderte Genzo mit einem Zwinkern.
 

Ken lächelte.
 

„Eine gute Idee.“
 

Nachdem sie sich geduscht und umgezogen hatten, schlichen sie sich aus dem Gebäude und suchten in der Stadt nach einem Kino. Nach einer halben Stunde Suchen fanden sie schließlich auch eines. Die Filmauswahl war allerdings eher begrenzt, sodass sie beschlossen, stattdessen lieber in ein Café zu gehen.

Sie plauderten über alles Mögliche und vergaßen dabei die Zeit vollkommen. Als schließlich einer der Kellner an ihren Tisch kam, um ihnen mitzuteilen, dass das Café in Kürze schließen würde, entschuldigten sie sich in aller Form für ihre Unachtsamkeit.

Genzo ließ es sich nicht nehmen, Ken einzuladen, was dieser erst natürlich ablehnte. Er stimmte am Ende doch zu, weil Genzo ihn mit einem derartigen Schmollmund ansah, dass er nicht widerstehen konnte.
 

Sie verließen das Café und schlenderten langsam zum Trainingslager zurück. Kurz bevor sie das Eingangstor erreichten, zog Ken Genzo mit sich zu einem kleinen Park, der an das Gelände des Lagers angrenzte.
 

„Ken? Was hast du vor?“
 

„Warts ab!“
 

Er führte Genzo zu einem kleinen See inmitten des Parks.
 

„Den habe ich letzte Woche zufällig entdeckt. Wie gefällt es dir?“
 

Genzo setzte sich an das Ufer und sah sich eine Weile schweigend um.
 

„Sehr schön hier. Und so friedlich.“
 

„Ja. Perfekt zum Entspannen“, erwiderte Ken und setzte sich neben Genzo ins Gras. Wie zum Beweis legte er sich dann neben ihn und schloss die Augen. Eine Weile verharrten sie so schweigend.

Die Grillen zirpten, ein lauer Wind wehte, während wie aus weiter Ferne Motorengeräusch an ihre Ohren drang.
 

„Ken?“
 

„Hmm?“
 

„Wann äh, wann hast du gemerkt, dass du mehr als nur Freundschaft für mich empfindest?“
 

Genzo blickte verschämt zum See, während er auf Kens Antwort wartete. Doch er wartete vergeblich. Ein kurzer Seitenblick verriet ihm, dass Ken ihm scheinbar gar nicht zugehört hatte. Genzo beugte sich über ihn und hörte ihn regelmäßig atmen. War er etwa eingeschlafen? Genzo musste unwillkürlich grinsen. Er beobachtete Ken eine Weile und weckte ihn dann mit einem sanften Kuss auf die Lippen.
 

Als Ken die Augen öffnete, glaubte er zu träumen. War das tatsächlich Genzo, der sich da über ihn beugte? Also war es doch kein Traum?

Er schlang seine Arme um Genzos Hals und intensivierte den Kuss.
 

„Hmm…. Ken … ich ersticke.“
 

Ken ließ leise lachend von seinem Freund ab und sah ihm tief in die Augen.
 

„Du hast mich zuerst überfallen. Hat dir denn niemand beigebracht, dass man Schlafende nicht stören soll?“
 

„Muss mir wohl entfallen sein.“
 

Ken lächelte und strich Genzo sanft über die Wange. Dieser lehnte sich dagegen und musterte Ken eindringlich.
 

„Findest du es nicht auch unglaublich, was hier im Moment zwischen uns passiert?“
 

„Ja, allerdings. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich dir ausgerechnet wegen deiner Spinnenphobie näher kommen würde.“

Genzo errötete leicht.
 

„Musst du mir das jetzt unter die Nase reiben? Es ist mir auch so schon peinlich genug.“
 

Er vergrub seinen Kopf an Kens Schulter und versuchte, seine Scham zu verbergen. Ken lachte laut auf und drückte ihn an sich.
 

„Schon gut. Tut mir leid.“
 

Als es kühler wurde, beschlossen die beiden, in ihr Zimmer zurückzukehren. Dort angekommen, setzten sie sich gegenüber auf ihre jeweiligen Betten. Etwas verlegen starrten sie zu Boden.
 

Ken ergriff als erster das Wort: „Was sollen wir jetzt machen?“
 

Genzo zuckte mit den Achseln.
 

„Keine Ahnung.“
 

„Sollen wir schlafen gehen? Morgen müssen wir schließlich wieder früh raus.“
 

Genzo schüttelte langsam den Kopf.
 

„Ich würde gerne noch ein bisschen aufbleiben, wenn du nichts dagegen hast.“
 

„Natürlich nicht.“
 

Ken begann sich auszuziehen, während Genzo ihm stumm und mit offenem Mund dabei zusah.
 

„Ken? Was hast du vor?“, fragte er schließlich verwirrt, als Ken die Decke seines Betts zurückschlug und sich hineinlegte.
 

„Ich gehe schlafen. Vergiss später aber nicht, das Licht auszumachen, okay?“
 

Genzo nickte perplex. Er hatte das doch ganz anders gemeint! Ein paar Minuten später stand er von seinem Bett auf und hockte sich neben das Kopfende des anderen.
 

„Ken?“
 

Der Angesprochene drehte sich abrupt um, als er Genzos Stimme so dicht neben seinem Ohr vernahm.
 

„Was ist denn?“
 

Genzo blickte ihn bedrückt an.
 

„Genzo?“
 

„Darf ich heute Nacht wieder bei dir schlafen?“
 

Ken errötete und fragte ihn nach dem Grund, woraufhin Genzo ihm nur einen Kuss auf die Nasenspitze gab. Ken hob die Decke leicht an und antwortete: „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich passe schon auf, dass dir keine Spinne zu nahe kommt!“
 

Genzo lächelte plötzlich schüchtern und zog sich bis auf die Boxershorts aus. Er stieg über Ken hinweg auf die andere Seite des Bettes.
 

„Ich darf doch an der Wand schlafen, oder?“
 

„Wenn du dich dann besser fühlst.“
 

Ken deckte ihn behutsam zu, löschte das Licht und drehte ihm dann den Rücken zu. So lagen sie eine Weile schweigend im Dunkeln nebeneinander, bis Genzo sich aufstützte und seinen Kopf auf Kens Schulter legte.
 

„Ken? Schläfst du schon?“
 

„Nein … was gibt’s denn?“
 

„Willst du … ah … gar nicht mit mir schlafen?“
 

Abrupt setzte sich Ken auf und machte das Licht wieder an. Er starrte Genzo ungläubig an. Dieser aber schenkte ihm nur einen unschuldigen Blick.
 

„Meinst du das ernst?“
 

„Ja. Ich habe dich wirklich sehr gern.“
 

„Hast du überhaupt eine Ahnung, was du da von mir verlangst?“
 

Mit einem Satz sprang Ken aus dem Bett. Er tigerte unruhig im Zimmer auf und ab und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.

Genzo sah ihn mit einer Mischung aus Enttäuschung und Verwirrung an.
 

„Ich fasse es nicht! Hast du dir das wirklich gut überlegt? Weißt du, was auf dich zukommt?“
 

Genzo schüttelte leicht den Kopf. Als Ken dem gewahr wurde, musste er sich ein Grinsen verkneifen. Er ging zum Bett zurück und beugte sich vor. Die Hände auf Genzos Schultern gelegt, sah er diesem ernst in die Augen.
 

„Lass es uns nicht gleich übereilen, in Ordnung? Wir haben alle Zeit der Welt. Glaub mir. Wenn wir es jetzt tun würden, wirst du dir später wünschen, wir hätten uns noch mehr Zeit gelassen.“
 

Genzo nickte kaum merklich. Die Enttäuschung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben.

Ken war von seiner Unschuld so gerührt, dass er ihn an seine Brust zog und ihn fest an sich drückte.
 

„Nicht enttäuscht sein. Wir werden uns ganz langsam vorwagen, okay? Ich will dir nicht wehtun. Denn das würde ich heute sicherlich, weil das alles für dich noch neu ist.“
 

Genzo musterte ihn plötzlich interessiert.
 

„Woher willst du das wissen? Hast du schon mal mit einem Mann …?“
 

Ken nickte leicht.
 

„Aber es war keine Erfahrung, die ich weiterempfehlen kann. Ich kannte ihn kaum und er hat mir sehr wehgetan. Deshalb will ich dir nicht dasselbe antun.“
 

Genzo lächelte leicht.
 

„Was genau meinst du mit ‚langsam vorwagen’?“
 

Ken gluckste.
 

„Na ja, erstmal küssen, dann ein bisschen fummeln bis hin zum gegenseitigen Befriedigen.“
 

Er stellte mit Genugtuung fest, dass Genzo bei seiner Aufzählung leicht rot geworden war.
 

„Können wir die ersten beiden Schritte nicht kombinieren?“
 

Der Karate-Keeper nickte und ließ sich dann von Genzo küssen. Nach dem ersten zurückhaltenden Kuss am Morgen und dem Intensiveren vor ein paar Stunden taute Genzo nun langsam auf und wurde forscher. Er zog Ken zu sich ins Bett und begann damit, über seinen Rücken zu streichen.

Ken entfuhr ein leises Stöhnen, als Genzo unbeabsichtigt mit dem Knie seinen Schritt berührte. Genzo bemerkte verlegen, was er bei Ken auslöste. Ohne einen Kommentar fuhr er fort, ihn zu streicheln, während sie sich immer wilder küssten.

Ken löste schließlich den Kuss und fuhr mit seinem Mund an Genzos Hals entlang. Dieser stöhnte auf.
 

»Er ist verdammt empfindsam.« dachte Ken bei sich.
 

Vorsichtig, und um ihn nicht zu verschrecken, wagte sich Ken zu Genzos unterer Körperhälfte vor. Er platzierte kleine Küsse auf seinen Bauch und schob eine Hand langsam unter den Bund seiner Boxershorts.
 

„Ah … Ken … was tust du da?“
 

„Lass mich bitte weitermachen. Es wird dir gefallen. Vertrau mir.“
 

Genzo nickte halb benommen und ließ seinen Kopf wieder aufs Kopfkissen zurücksinken. Er war so damit beschäftigt, diese ganzen neuen Empfindungen zu ordnen, dass er nicht mitbekam, wie Ken ihn von seiner Boxershorts befreite. Erst als sich etwas Feuchtes und Warmes um sein empfindlichstes Körperteil schloss, öffnete er die Augen und blickte erschrocken an sich herunter. Er konnte den Anblick aber nur für ein paar Sekunden genießen, da Ken in genau jenem Augenblick begann, daran zu saugen.

Genzo stöhnte auf. Eine Welle der Erregung überschwemmte ihn und trug ihn mit sich fort, bis er glaubte, explodieren zu müssen.
 

„Schon okay, Liebling, komm ruhig.“
 

Kens zärtliche Worte in den Ohren ließ er sich vollkommen fallen. Nie zuvor hatte er einen solch intensiven Höhepunkt erlebt. Ermattet und zufrieden atmete er schneller als gewöhnlich. Ken kam wieder in sein Blickfeld. Er wischte sich gerade den Mund ab, als er Genzo grinsend ansah.
 

„Und? Wie hat es dir gefallen?“
 

„Es war … unglaublich!“
 

„Besser als Fußball?“
 

Genzo musste grinsen.
 

„Da bin ich mir noch nicht sicher.“

„Ich weiß nicht, ob ich das jetzt als Kompliment auffassen darf.“

Genzo zog ihn in seine Arme und kuschelte sich an ihn.

„Tut mir leid.“
 

Die nächsten Tage verbrachten die beiden jungen Männer so oft wie möglich allein. Meistens gingen sie nach dem Training zu ihrem Lieblingsplatz am See. Dort entspannten sie sich eine Weile, bevor sie zu ihrem Zimmer zurückkehrten und dort mit den besonderen Privatstunden weitermachten. Ken war überrascht, wie schnell Genzo seine Hemmungen verlor und selbst tätig wurde. Einen Tag vor Ende des Trainingslagers beschlossen sie, nichts Unüberlegtes zu tun und ihr Erstes Mal noch zu verschieben.
 

Das Ende des Trainingslagers kam für die beiden viel zu schnell und so bot Ken Genzo an, noch einige Zeit bei ihm zu wohnen, bevor er nach Deutschland zurückkehren würde.

Genzo nahm seine Einladung dankend an.

So kam es, dass sie drei Tage später, als sie „sturmfreie Bude“ hatten, endlich zum ersten Mal miteinander schliefen. Genzo versicherte Ken zwar immer wieder, dass alles mit ihm in Ordnung sei, doch die Schmerzen drohten ihn fast zu überwältigen, bevor sie sich endlich in Lust verwandelten. Er klammerte sich an Ken und ließ ihn erst los, als sie beide gekommen waren und erschöpft nebeneinander einschliefen.
 

Genzo blieb noch einen ganzen Monat in Japan und genoss die Zeit, die er mit Ken verbringen konnte, in vollen Zügen. Er vermisste ihn schon, wenn er nur in einem anderen Zimmer war.

Ken gefiel die Zeit mit Genzo zwar auch sehr und er schwebte auf Wolke Sieben, doch an manchen Tagen wünschte er sich fast, er hätte ihn nicht bei sich wohnen lassen. Die räumliche Nähe bekam Genzo scheinbar nicht gut, denn er fing schon nach zwei Wochen an, Ken leise Vorwürfe zu machen, wenn dieser mal zu spät zu einer Verabredung kam. Ken fand seine Besorgnis am Anfang noch süß, doch als es in Klammern umzuschlagen drohte, zog er die Notbremse und wagte einen leisen Widerstand.
 

Als er eines Nachmittags, einen Monat nach Ende des Trainingslagers, ein paar Minuten später nach Hause kam, bemerkte Genzo angesäuert, dass er ihm ja auch hätte Bescheid sagen können. Ken antwortete darauf ungewöhnlich gereizt: „Kann ich nicht mal 10 Minuten zu spät kommen, ohne dass du mir ne Szene machst?“

Genzo wurde davon so überrumpelt, dass er für einige Minuten sprachlos war.
 

„Hast du etwa schon genug von mir?“
 

Ken fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Nein, das wollte ich damit nicht sagen! Tut mir leid. Es ist nur so …“
 

„Ja?“, fragte Genzo auffordernd und mit verschränkten Armen.
 

„Seit du hier wohnst, konnte ich nicht einmal ein paar Minuten später nach Hause kommen, ohne dass du mich gefragt hast, wo ich war. Hast du Angst, ich würde dich betrügen? Oder wovor hast du Angst, hmm?“
 

Genzo sah beschämt zu Boden. Ken hatte mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen, doch er hasste es, wenn er ihn durchschaute. Eine unsichtbare Mauer um sich errichtend, drehte sich er sich weg und ging zur Couch.
 

„Hey, du hast meine Frage noch nicht beantwortet! Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede!“
 

Ken packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn zu sich herum. Was er sah, ließ seine Entschlusskraft, ihm die Wahrheit zu entlocken, auf Null sinken. In Genzos Augen glitzerten Tränen. Bevor er jedoch darauf eingehen konnte, klingelte das Telefon.
 

„Entschuldige mich bitte.“
 

Er verließ das Zimmer und nahm das Gespräch im Flur entgegen.
 

„Hallo, hier Wakashimazu?!“
 

Einen Moment war es still, dann sagte Ken mit hörbar fröhlicherer Stimme: „Du bist's! Hi! Lange nichts von dir gehört. Hab dich zuerst gar nicht erkannt. Wie geht’s dir so?“
 

Noch während er sprach, ging er in das Zimmer, das neben dem Wohnzimmer, in dem Genzo sich befand, lag.

Genzo hörte nur noch eine gedämpfte Stimme.
 

Ein paar Minuten später wurde er neugierig. Ken telefonierte immer noch angeregt mit dem oder der Unbekannten. Er musste der Sache auf den Grund gehen. Was, wenn er ihn angelogen hatte und doch eine Affäre hatte? Das könnte er ihm niemals verzeihen!
 

Genzo schlich sich wie ein Einbrecher aus dem Wohnzimmer. Als er an dem Nebenzimmer vorbeikam, entdeckte er, dass die Tür noch einen Spalt breit offen stand.

Mit jedem Fetzen, den er beim heimlichen Lauschen aufschnappte, erhärtete sich sein Verdacht.
 

„ … du kennst ihn doch. Er kann richtig eifersüchtig werden.“ … „Nein, er wird nichts merken. Ich sag ihm einfach, dass ich noch was vorhabe.“ … „Okay. Dann bis später.“
 

Genzo beeilte sich, wieder ins Wohnzimmer zurückzukehren, als Ken das Gespräch beendete. Er setzte sich auf die Couch und legte seinen unschuldigsten Blick auf.

Ken kehrte sich am Kopf kratzend zurück und wirkte ein wenig unsicher.
 

„Hör mal, ich weiß, es ist jetzt nicht der beste Zeitpunkt, aber hast du was dagegen, wenn ich heute Abend noch mal kurz weggehe?“
 

Genzo zitterte leicht vor Wut. Nur mit Mühe konnte er sich für die nächsten Worte zurückhalten: „Was hast du denn noch so Wichtiges vor?“ Dennoch klangen sie ein wenig ungehalten, was auch Ken nicht entging.
 

„Ich denke, es ist besser, wenn du dich erstmal beruhigst. Ich gehe jetzt. Bis später. Ich versuche, bis zehn Uhr zurück zu sein.“
 

Er verließ die Wohnung ohne ein weiteres Wort.

Genzo warf sich auf die Couch und ließ seinen Tränen freien Lauf. Also hatte er doch Recht. Ken hatte scheinbar genug von ihm und hatte eine Affäre begonnen, noch während er mit ihm zusammen gewesen war. Eine andere Erklärung gab es nicht.
 

Nach dem kurzen Heulkrampf beruhigte er sich und beschloss, Ken unauffällig zu folgen. Er musste sich mit eigenen Augen von der Richtigkeit seiner Annahme überzeugen.

Zu Genzos Glück war Ken noch nicht sehr weit gekommen. So konnte er ihm heimlich folgen.

Er folgte ihm bis zu einem kleinen Café. Aus sicherer Entfernung beobachtete er, wie Ken plötzlich lächelte und einer anderen Person kurz zuwinkte. Genzo folgte Kens Blickrichtung und entdeckte die Person, mit der er sich scheinbar verabredet hatte.
 

>Kojiro?<
 

Von seiner Entdeckung noch vollkommen überrumpelt, musste er mit ansehen, wie die beiden sich freundschaftlich umarmten und dann in dem Café verschwanden.
 

Genzo blieb noch kurz in seinem Versteck, bevor er wutentbrannt nach Hause zurückkehrte. Flüche vor sich hinmurmelnd kramte er seine Koffer hervor und packte seine Sachen zusammen. Er schleppte sie nach getaner Arbeit ins Wohnzimmer und wartete dort auf Kens Rückkehr.
 

Als dieser schließlich um halb elf zurückkehrte, hatte sich Genzos Wut weiter hochgeschaukelt.
 

Ken, der sofort ins Wohnzimmer ging, staunte nicht schlecht, als er Genzo zwischen seinen Koffern auf der Couch sitzen sah.
 

„Willst du verreisen?“
 

Genzo wandte ihm das Gesicht zu. Ken erschrak, als er seine wutverzerrte Miene sah.
 

„Hey, Genzo, was ist denn los?“
 

Er ging vorsichtig auf seinen Schatz zu, doch dieser hielt ihn zurück.
 

„Bleib, wo du bist! Du elender Verräter! Was bin ich eigentlich für dich?“
 

Ken, der immer noch nicht wusste, wovon Genzo eigentlich sprach, setzte sich zu ihm.
 

„Hey, hey. Beruhig dich erstmal wieder. Und dann erklärst du mir bitte, weswegen du eigentlich so aufgeregt bist.“
 

Genzo sprang auf und schrie: „Erstens: Du bist zu spät! Und zweitens betrügst du mich nach Strich und Faden und tust noch so verständnisvoll. Ich bin doch kein Ersatz, bis du was Besseres findest!“
 

Ken seinerseits wurde angesichts der ungeheuren Anschuldigungen nun auch wütend. Er stand auf und lief um die Koffer herum zu Genzo, gab ihm eine schallende Ohrfeige, bevor dieser sich davor schützen konnte, und packte ihn an den Armen.
 

„Ich dich BETRÜGEN??? WOVON REDEST DU DA BITTE??? Ich liebe dich, Genzo! Und zwar NUR dich!“
 

Genzos Augen füllten sich mit Tränen. Er wandte seinen Blick von Ken ab und sah zu Boden.
 

„Ich habe dein Telefongespräch belauscht und bin dir dann gefolgt. Und dann … und dann … hab ich dich mit Kojiro gesehen!“
 

Kens Gesichtsausdruck wurde mit einem Schlag milder.
 

„Ach Genzo. Du hast das völlig falsch verstanden. Wir haben uns nur auf einen Kaffee getroffen, weil Kojiro gerade in der Gegend war.
 

„Und warum hast du mich nicht gefragt, ob ich mitkommen möchte? Hyûga ist auch mein Freund!“
 

„Er wollte aber nur mich und Takeshi treffen. Tut mir leid.“
 

Genzo schlug Kens Hand beiseite.
 

„Das sind doch alles nur Ausreden! Ich glaube dir kein Wort!“
 

„Na schön. Ich kann dich natürlich nicht dazu zwingen, mir zu glauben, aber wenn du mir nicht vertraust, ist es wohl besser, wenn wir uns nicht mehr sehen.“
 

„Ja, genau! Ich habe dir sowieso noch nie richtig vertrauen können! Ständig graben dich irgendwelche Mädchen an und du flirtest auch noch ungeniert mit ihnen! Ich ertrage das nicht länger! Ich gehe wieder nach Deutschland zurück. Dann muss ich dich nicht mehr sehen!“
 

Er packte seine Koffer und war im Begriff, Kens Wohnung zu verlassen, als Ken ihn mit plötzlich emotionsloser Stimme fragte: „Ist das dein letztes Wort? Wegen so einer Lappalie verlässt du mich? Wenn dem so ist, bin ich von mir selbst enttäuscht, dass ich dachte, wir würden uns lieben und uns vertrauen. Scheinbar hast DU in mir nur ein Ventil gesehen, um deinen Frust – egal, in welcher Hinsicht – abzulassen.“
 

Ken drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ das Zimmer.
 

Genzo nahm stumm seine Sachen und verließ die Wohnung. Mit einem Taxi fuhr er zu dem Anwesen seiner Eltern zurück.
 

In den nächsten Tagen bekam ihn niemand zu Gesicht. Nicht einmal die Bediensteten, die das Anwesen in Ordnung hielten, solange die Herrschaften im Ausland waren, wussten, was er in seinen Zimmern tat.
 

6 Tage nach ihrer Trennung versuchte Ken, sich mit Genzo zu versöhnen, weil er ihn so schrecklich vermisste. Doch schon an der Tür wurde ihm mitgeteilt, dass Genzo niemanden zu sehen wünschte. Als er dann eine Woche später wiederkam, war Genzo bereits nach Deutschland abgereist.
 

Ihr Wiedersehen sollte erst sechs Jahre später stattfinden.
 

Fortsetzung folgt~

Teil 2

Hallo!
 

Da bin ich wieder! Sorry, dass die Veröffentlichung des zweiten Teils so lange gedauert hat, aber es gab da noch einige Unklarheiten auszuräumen. ^^
 

Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich für die lieben Kommentare und hoffe, dass euch der zweite Teil auch gefällt! ^^
 

Viel Spaß!
 

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Teil 2
 

Schweißgebadet erwachte Genzo aus einem sehr unruhigen Schlaf. Schon zum hunderttausendsten Mal in dieser Woche hatte er ein und denselben Traum gehabt. Warum nur? Warum?
 

Insgeheim fragte er sich, ob auch Ken solche Träume quälten, oder ob er der einzige wäre, der ständig darüber nachdenken musste. Über ihre Trennung.
 

Sechs Jahre waren inzwischen vergangen, doch es schmerzte Genzo immer noch, wenn er an die glückliche Zeit dachte, die sie miteinander verbracht hatten.

Jeder Tag war schöner als der andere gewesen, solange sie zusammen gewesen waren.
 

Genzo umklammerte sich mit seinen Armen und ließ seinen Tränen freien Lauf. Leise begann er zu schluchzen, als sich vor seinem geistigen Auge Kens markante Züge abzeichneten. Nein! Er wollte jetzt nicht an ihn denken. Denn wenn er einmal damit anfing, konnte er nicht einschlafen. Er brauchte den Schlaf aber dringend, da ihm der Arzt bis auf weiteres verboten hatte, Fußball zu spielen, wenn er nicht mehr auf seine Gesundheit achtete.
 

Wann hatte es eigentlich angefangen, so schmerzhaft zu werden? Genzo wusste es nicht mehr. Kurz nach ihrer Trennung war noch alles in Butter gewesen, immerhin hatte er sich von Ken getrennt, doch schon einige Wochen später bereute er seine voreilige Tat.
 

Seit diesem Tag hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen, dabei war es nur ein Missverständnis gewesen und Genzo schämte sich mittlerweile sehr für sein Misstrauen.
 

Wie gern würde er nach Japan fahren und sich mit Ken versöhnen. Doch er wusste nur allzu gut, dass dieser sehr nachtragend sein konnte. Bestimmt würde er ihn nur verachtend ansehen und ihn dann kurz und bündig abservieren. Das könnte er nicht ertragen. Also blieb er in Deutschland und weinte sich Nacht für Nacht in den Schlaf. Wenn er dann wieder wach wurde, begann das Ganze von neuem, wobei er sich wünschte, er könnte es kontrollieren. Die Tränen kamen aber leider von ganz allein, ohne dass er etwas dazu beitrug.
 

Am nächsten Morgen schlurfte er vollkommen gerädert ins Bad und stellte sich unter die kalte Dusche. Wie gern würde er nicht nur Ken, sondern auch alle seine anderen Freunde in Japan wieder sehen. Er war gerade im Begriff, sich im Internet einen Flug zu suchen, als es an der Tür klingelte. Er zog sich einen Morgenmantel über und schleppte sich gähnend zur Tür. Wer störte ihn denn schon so früh am Morgen? Seine Teamkollegen waren es sicher nicht, denn die wussten, dass er momentan nicht trainieren durfte.
 

Durch den Türspion konnte er niemanden sehen, also öffnete er resignierend die Tür.
 

„Hallo Genzo! Lange nicht gesehen!“
 

Genzo schluckte. Er kannte diese markante Stimme. Aber das konnte nicht wahr sein. Das war sicher nur ein Traum!
 

Minutenlang starrte er die Gestalt vor sich an, bis diese sich räusperte und ihn um Einlass bat.
 

Genzo trat beiseite und ließ Ken ein. Er schloss die Tür hinter ihm und sah ihn dann zum ersten Mal richtig an. Er war noch ein paar Zentimeter gewachsen und überragte Genzo nun um gute zehn Zentimeter. Er war auch wesentlich muskulöser als damals.
 

Warum sah er so gut aus, während er selbst unrasiert und im Morgenmantel herumlief?
 

„Entschuldige meinen Überfall.“
 

Genzo schüttelte den Kopf, konnte aber immer noch nicht antworten.
 

„Ich wollte eigentlich gar nicht kommen, aber ich habe gehört, dass es dir nicht gut gehen soll, und mir Sorgen gemacht.“
 

Er hatte sich Sorgen gemacht? Das stimmte doch sicher gar nicht!
 

„Wirk … wirklich?“
 

Ein Nicken. Dann sah er sich in Genzos Wohnung um.
 

„Schön hast du’s hier.“
 

„Da… danke.“
 

Ken wandte sich wieder an Genzo und sein Blick wurde traurig, als er ihn näher betrachtete. Er sah wirklich nicht gut aus. So, als ob er sehr lange schon nicht mehr richtig geschlafen hatte. Immerhin schien das aber nicht seinen Ordnungswahn zu beeinflussen.
 

„Warum bist du wirklich hier?“, fragte Genzo nun gefasster.
 

Ken musterte ihn aufmerksam, doch eine Antwort gab er ihm nicht.

Minutenlang starrten sie einander an und schienen begreifen zu wollen, dass sie sich tatsächlich gegenüberstanden.
 

Ken löste den Blick als erster und trat ans Fenster. Gedankenverloren sah er hinaus.
 

„Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich mich gerne frisch machen.“
 

Ken schüttelte den Kopf.

Genzo verschwand so schnell er konnte im Bad und lehnte sich dort an die Tür. Tränen begannen, seine Wange herunter zu laufen. Was tat der Idiot hier? Warum nur? Warum quälte er ihn so?
 

Genzo rasierte sich und zog sich dann an. So trat er aus dem Bad und sah, dass Ken sich inzwischen auf seine Couch gesetzt hatte.

Als er Genzo erblickte, rang er sich ein gequältes Lächeln ab und bemerkte:
 

„Du siehst gut aus. Du hast dich kaum verändert.“
 

Genzo blieb stehen und sah ihn verwirrt an.
 

„Sieh mich nicht so entsetzt an. Bitte, setz dich zu mir. Ich habe dir was zu sagen.“
 

Genzo folgte seiner Aufforderung, setzte sich aber ihm gegenüber in einen Sessel.

Ken lächelte und fuhr dann fort: „Du fragst dich sicher, warum ich hier bin, nicht wahr? Nun ja, die Sache ist Folgende: Es mag egoistisch von mir klingen, aber …“, er kratzte sich verlegen am Kopf, „ … ich hab es einfach nicht mehr ohne dich ausgehalten.“
 

Genzo verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn gleichgültig an.
 

„Bist du hier, um mich flachzulegen? Soll ich jetzt beeindruckt sein?“
 

Ken sprang auf.
 

„Nein! Nein, du hast das vollkommen falsch verstanden! Ich bin hier, weil ich DICH sehen wollte und nicht, um meine Lust zu stillen.“
 

Er blieb unschlüssig vor der Couch stehen und sah auf Genzo hinunter, der sein Gesicht abgewandt hatte.
 

„Bist du immer noch sauer auf mich wegen damals? Meinst du nicht, wir sollten diese Kindereien vergessen und noch mal von vorne anfangen?“
 

„Ich kann diese Sache aber nicht so einfach vergessen. Du weißt gar nicht, wie schlecht es mir in den letzten Jahren deswegen ging. Wahrscheinlich hast du dich in der Zeit amüsiert und keinen Gedanken mehr daran verschwendet, hab ich Recht?“
 

Ken schüttelte energisch den Kopf.
 

„Das stimmt nicht. Ich habe auch sehr gelitten. Vielleicht habe ich es nur nicht so nah an mich rankommen lassen wie du. Bis zu einem gewissen Punkt klappte die Taktik mit der Verdrängung auch ganz gut. Aber dann habe ich einen Bericht über dich und deine Probleme in der Zeitung gelesen. Ich musste sofort herkommen und mich vergewissern, dass es dir gut geht.“
 

„Und jetzt, da du dich vergewissert hast, fliegst du wieder nach Japan?“
 

„Wenn du das wünschst. Außer dir gibt es für mich keinen Grund, hier zu bleiben.“
 

Genzo lockerte langsam seine verschränkten Arme, was Ken als positives Zeichen aufnahm. Hatte er seinen Widerstand durchbrochen? Er wagte es kaum zu hoffen.
 

„Hast du Lust, einen kleinen Spaziergang zu machen? Ich würde gern an die frische Luft.“
 

Ken nickte. Er wäre für jeden Vorschlag seitens Genzo dankbar gewesen, solange es bedeutete, dass er bei ihm bleiben konnte.
 

Gemeinsam verließen sie die Wohnung und schlenderten eine Weile schweigend nebeneinander her, bis Genzo sich plötzlich an den Kopf fasste und sich auf einer nahegelegenen Bank niederließ.

Ken war sofort an seiner Seite und fragte ihn besorgt, ob alles in Ordnung sei.
 

„Schon okay. Nur ein kleiner Schwächeanfall. Ich war einfach zu lange nicht mehr draußen.“
 

Ken betrachtete ihn mit ernster Miene. War sein Gesundheitszustand doch besorgniserregender als er vorgab?

Er setzte sich neben Genzo und ließ sich diesen erstmal wieder ein wenig erholen.

Genzo betrachtete Ken nachdenklich von der Seite, während sie schweigend nebeneinander saßen.

Vielleicht hatte Ken Recht. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen und einen Neuanfang zu wagen. Wenn er jetzt so neben ihm saß, bemerkte er, wie sein Herz immer schneller schlug. Am liebsten würde er sich an den Größeren lehnen, doch er brachte es einfach nicht über sich. Sie hatten sich so lange nicht mehr gesehen. Er schämte sich für sein unreifes Verhalten.
 

Genzo rückte näher zu Ken und legte den Arm des Karate-Keepers um sich. Ken war davon so überrumpelt, dass er den Arm fast schon wieder weggezogen hätte.
 

Den Kopf an Kens Schulter gelehnt, flüsterte Genzo: „Ich glaube, ich möchte noch mal von vorne anfangen. Ich liebe dich immer noch, Ken. Verzeih mir mein unreifes Verhalten.“
 

Ken schüttelte lächelnd den Kopf.
 

„Schon okay. Ich bin froh, dass du dich so entschieden hast.“
 

Genzo wandte ihm seinen Kopf zu und erwartete scheinbar, dass Ken ihn küsste, doch dieser wand sich urplötzlich aus ihrer gemütlichen Position und stand auf. Sich räuspernd streckte er Genzo eine Hand entgegen.
 

„Lass uns weitergehen.“
 

Genzo, sichtlich enttäuscht, ließ sich aufhelfen. Verlegen gingen sie nebeneinander her, bis Ken seine Hand ergriff und ihm zuflüsterte: „Ich möchte dich auch gerne küssen, aber wenn ich erst einmal damit anfange, kann ich vielleicht nicht mehr aufhören.“
 

Genzo lächelte schüchtern. Hand in Hand gingen sie weiter. Zwei Stunden später kehrten sie in Genzos Wohnung zurück. Ken befahl dem Kleineren liebevoll, sich hinzusetzen, während er ihnen etwas zu essen machte.
 

„Du solltest dich noch schonen. Ich mach dir einen Vorschlag: Ich koche und dann legst du dich schlafen. Ich werde dann morgen wiederkommen.“
 

Ken verschwand in der Küche und Genzo blieb kurzzeitig im Wohnzimmer stehen. Doch weil es ihm dort schnell zu langweilig wurde, folgte er Ken in die Küche. Er schlich sich von hinten an den Hochkonzentrierten heran und umarmte ihn. Ken fuhr herum und betrachtete ihn erschrocken.
 

„Genzo! Du kannst mich doch nicht so erschrecken!“
 

„Tut mir leid. Ich hab dich vermisst“, erwiderte er mit einer Unschuldsmiene, die Ken zum Schmunzeln brachte.
 

Er umarmte Genzo und drückte ihn fest an sich.
 

„Warte noch ein paar Minuten. Ich bin gleich fertig, okay?“
 

Ihn loslassend wandte er sich wieder dem Essen zu. Genzo kehrte perplex ins Wohnzimmer zurück und setzte sich auf die Couch. Wenige Minuten später war er auch schon eingeschlafen.
 

Als Ken ihn so vorfand, musste er lächeln, auch wenn er enttäuscht war, dass sein Geliebter sein liebevoll zubereitetes Essen nicht probieren würde.

Doch er wollte ihn jetzt nicht aufwecken. Er hatte den Schlaf dringend nötig.

Nachdem er das Essen wieder in die Küche zurückgebracht hatte, hob er Genzo vorsichtig hoch und trug ihn ins Schlafzimmer. Wie leicht er geworden war! Bestimmt hatte er nicht nur nicht geschlafen, sondern auch wenig gegessen.

Das würde sich aber ab sofort wieder ändern. Und wenn er selbst ihn dazu zwingen würde!
 

Genzo wurde wach, als Ken ihn zugedeckt hatte und im Begriff war, zu gehen.
 

„Wo willst du hin?“
 

„Ich gehe jetzt besser. Du musst schlafen!“
 

Genzo griff nach Kens Hand.
 

„Kannst du nicht hier bleiben?“
 

Ken lächelte.
 

„Wenn du willst.“
 

Er setzte sich auf die Bettkante und betrachtete ihn.

Genzo schlug die Decke zurück und rückte ein Stück zur Seite.
 

„Soll ich wirklich?“
 

Genzo nickte.
 

„Bitte.“
 

„In Ordnung.“
 

Er entledigte sich seiner Schuhe und seiner Hose und schlüpfte zu Genzo ins Bett. Dieser schmiegte sich sofort an ihn und war ein paar Sekunden später schon wieder eingeschlafen.

Ken seufzte und versuchte ebenfalls zu schlafen.
 

Am nächsten Morgen erwachte Genzo von einem ungewohnten Geruch, der seine Wohnung erfüllte. Es war der Geruch von frischen Brötchen und frisch gepresstem Orangensaft, was ihm Ken auf einem Tablett ans Bett brachte. Wie sexy er doch war!

Genzo lächelte über seinen eigenen Gedanken.
 

„Was ist so lustig?“
 

„Nichts.“
 

„Komm schon. Keine Geheimnisse.“
 

„Versprich mir aber, dass du mich nicht auslachen wirst.“
 

„Ich versprech's.“
 

„Ich musste nur gerade daran denken, wie sexy du geworden bist. Zum Anbeißen!“
 

Ken konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
 

„Danke für das äußerst schmeichelhafte Kompliment. Aber ich denke, dass du erstmal das hier essen solltest, bevor du mich anknabberst!“
 

Genzo lächelte und machte dann Platz für Ken, der sich mit dem Tablett neben ihn setzte.
 

„Das ist jetzt das zweite Mal, dass du mir das Frühstück ans Bett bringst. Nur dieses Mal ist es deutsches Frühstück.“
 

Er gab ihm einen Kuss auf die Wange.
 

„Danke.“
 

„Gern geschehen.“
 

Sich gegenseitig fütternd frühstückten sie in aller Ruhe. Doch bevor Ken dazu kam, das Tablett in die Küche zurückzubringen, klammerte sich Genzo von hinten an ihn.
 

„Geh jetzt nicht. Das kannst du auch später noch machen.“
 

Ken stellte das Tablett auf dem Boden ab und wandte sich dann an Genzo.

Er nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn stürmisch. Darauf hatte er so lange verzichten müssen. Es war irgendwie ein seltsam neues und doch zugleich sehr vertrautes Gefühl, Genzo wieder in seinen Armen zu wissen.

Sie klammerten sich wie zwei Ertrinkende aneinander. Genzo fuhr gierig Kens Rücken entlang und ließ seine Hände unter dessen Boxershorts verschwinden.

Ken aber wich zurück.
 

„Warte, Genzo“, sagte er atemlos, „ich denke, das ist keine gute Idee. Lass uns nichts überstürzen.“
 

Genzo aber schüttelte den Kopf.
 

„Ich kann nicht länger warten. Bitte – es geht mir gut! Wirklich!“
 

Ken aber drückte ihn von sich.
 

„Nein. Das kann ich nicht verantworten. Du wärst gestern beinahe umgekippt. Nimm das nicht auf die leichte Schulter.“
 

Genzo sah ihn enttäuscht an.
 

„Ich weiß deine Rücksicht sehr zu schätzen, aber du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen.“
 

Mit einem Blick auf Kens Leistengegend fügte er lasziv lächelnd hinzu: „Dein kleiner Freund hier hat jedenfalls nicht so viele Bedenken.“
 

Ken errötete.
 

„Lass den da raus. Du weißt ganz genau, wie er auf dich reagiert.“
 

„Oh ja. Da hast du Recht.“
 

Mit einer Unschuldsmiene strich er zärtlich über die Wölbung der Boxershorts.
 

„Hör auf damit. Ich meins ernst.“
 

Genzo fuhr fort, darüber zu streichen, bis er Ken ein Stöhnen entlockte. Mit eiserner Selbstbeherrschung versuchte dieser weiterhin, Genzos Charme zu widerstehen. Doch seine Gefühle waren stärker als seine Vernunft. Er drückte ihn ins Kissen zurück und begann ihn von den störenden Kleidungsstücken zu befreien.
 

„Na schön. Du hast es nicht anders gewollt. Aber beschwer dich hinterher nicht.“
 

„Keine Sorge. Ich bin Fußballspieler. Ich muss einiges aushalten können, das solltest du wissen.“
 

Ken küsste Genzo verlangend, während er ihn weiter auszog. Ein Kleidungsstück nach dem anderen landete auf dem Boden vor dem Bett. Bald sah es aus, als hätte ein Tornado gewütet. Ihre lange Enthaltsamkeitsphase zeigte nun deutliche Spuren. Wie zwei Tiere fielen sie übereinander her, obwohl sie noch versuchten, ihre Leidenschaft zu zügeln. Doch sechs Jahre waren eine lange Zeit und beide waren sich treu gewesen, obwohl sie kein Paar mehr gewesen waren.
 

Nach dem doch recht kurzen Akt lagen sie da - eng aneinandergekuschelt und nach Atem ringend.
 

„Hat es dir überhaupt gefallen?“, fragte Genzo vorsichtig.
 

„Na ja, es war ein bisschen kurz, aber trotzdem schön. Beim nächsten Mal lassen wir uns mehr Zeit.“
 

„Wie wäre es mit jetzt gleich?“
 

Ken gluckste.
 

„Du bekommst wohl nie genug, oder? Nein, lass es uns verschieben. Du musst dich ausruhen.“
 

Er küsste Genzo zärtlich auf die Schläfe und strich ihm beruhigend über den Rücken. Genzo schloss die Augen und genoss die Streicheleinheiten. Nichts und niemand würde ihn jetzt aus dieser angenehmen Position loseisen können - nichts außer einer Spinne.
 

Als Genzo dem Tier gewahr wurde, das 3 Meter von ihm entfernt an der Wand hochkrabbelte, schrie er entsetzt auf und sprang aus dem Bett. Er kauerte sich an die gegenüberliegende Wand und Ken musste erstaunt mit ansehen, wie er am ganzen Körper zu zittern begann.
 

„Hey, Genzo, was ist denn los?“
 

Er stieg ebenfalls aus dem Bett und ging vor seinem Freund in die Hocke.
 

Genzo aber streckte nur einen Arm aus und wimmerte: „Da.“
 

Ken folgte seinem Arm und entdeckte die Spinne, die sich nun auf der Wand niedergelassen hatte.
 

„Hast du das Problem immer noch nicht überwunden?“
 

„Phobie, es ist eine Phobie, kein Problem!“, schluchzte Genzo.
 

„Okay okay. Soll ich sie wegmachen?“
 

Genzo nickte zustimmend.
 

Ken nahm sich wieder ein Stück Papier und beförderte die Spinne aus dem Fenster.
 

„Siehst du? Sie ist weg.“
 

Genzo atmete einmal tief ein und aus, bevor er sich in Kens Arme warf.
 

„Danke. Was würde ich nur ohne dich tun?“
 

Ken kratzte sich verlegen am Kopf. Musste Genzo es gleich so übertreiben?
 

„Entschuldige die Frage, aber … Was hast du mit den Spinnen gemacht, als ich nicht da war?“
 

Genzo errötete, ging zu seinem Nachtschränkchen und zog eine Visitenkarte hervor, die er Ken reichte.
 

„Wenn du mir auch verrätst, was da drauf steht, wäre ich dir sehr dankbar.“
 

Ken musste laut auflachen, als Genzo es ihm ins Ohr flüsterte.
 

„Das ist nicht dein Ernst, oder? Du willst mir nicht sagen, das du jedes Mal, wenn du so ein kleines, harmloses Tier entdeckt hast, gleich einen KAMMERJÄGER gerufen hast???“
 

Genzo funkelte ihn wütend an.
 

„Ich habe dir doch damals schon gesagt, dass es eine Phobie ist. Was kann ich denn dafür?“
 

„Schon okay. Nicht aufregen. Ich entschuldige mich. Ich hätte nicht lachen dürfen.“
 

Er nahm Genzo in den Arm und drückte ihn fest an sich.
 

„Jetzt bin ich ja da. Ich werde jede Spinne vertreiben, die es auch nur wagt, dich anzusehen.“
 

Genzo schloss die Augen und lehnte sich an die starke Brust Kens. Ja, von nun an würde er ihn vor diesen Viechern beschützen.

Aber halt. Wie lange war von nun an genau?

Ein leiser Schmerz bohrte sich in Genzos Herz, als er daran dachte, dass Ken vielleicht bald wieder abreisen würde und er dann von neuem ganz allein wäre.
 

Ein paar Tage später gingen sie Hand in Hand durch die Stadt. Genzo hatte sich inzwischen so weit erholt, dass der Arzt sein Okay gegeben hatte und er ab dem nächsten Tag wieder trainieren durfte.

So genossen die beiden den letzten freien Tag, indem sie durch die Straßen Hamburgs schlenderten und ein bisschen Einkaufen gingen.
 

Als sie später jedoch keine Lust mehr hatten, schlug Genzo vor, sich in ein Café zu setzen und zu entspannen. Ken stimmte dem mit Freuden zu und so kam es, dass Genzo ihn mit sich fortzog und nach dem Bestellen eines Café au Laits für Ken und einer heißen Schokolade für sich selbst sofort anfing, über den morgigen Tag zu sprechen. Ken freute sich mit ihm, schließlich konnte er sich für sich selbst nicht vorstellen, so lange kein Fußball spielen zu dürfen, wie es bei Genzo der Fall gewesen war.
 

Nachdem die Bedienung ihre Getränke gebracht hatte, nippte Ken vorsichtig an seinem Kaffee und hörte Genzo weiter aufmerksam zu. Dieser lächelte unvermittelt und bemerkte: „Dass ich jetzt wieder spielen kann, habe ich nur dir zu verdanken, Ken. Ich wüsste nicht, was ich gemacht hätte, wenn du nicht hier aufgetaucht wärst und mich aus meiner Einsamkeit geholt hättest.“
 

Ken lächelte.
 

„Ich war aber auch Schuld, dass es erst so weit gekommen ist. Dennoch war ich auch sehr einsam ohne dich.“
 

Genzo errötete und widmete sich wieder seiner heißen Schokolade. Unvermittelt fragte er: „Sag mal, vermisst du Japan?“
 

Ken sah ihn erstaunt an. Er überlegte eine Weile, um die richtigen Worte zu finden und antwortete: „Na ja, ein bisschen. Hier ist vieles anders. Nicht nur die Sprache.“
 

„Ja. Aber das ist nicht so schlimm, wie man vielleicht denken würde. Die Gesellschaft hier ist in manchen Bereichen jedenfalls sehr viel toleranter als in Japan.“
 

Er sah ihn bedeutungsvoll an. Ken ahnte, dass er an ihre Liaison dachte und nickte.
 

Etwa eine Stunde später kehrten sie in Genzos Wohnung zurück und kaum, dass die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, versanken sie auch schon in einem leidenschaftlichen Kuss.
 

Am nächsten Morgen war Genzo schon sehr früh auf den Beinen. Als er Ken die Decke wegzog, grummelte dieser ins Kissen und drehte sich auf die andere Seite.
 

„Hey Ken! Steh schon auf! Heute habe ich wieder Training!“
 

„Hmm… ich weiß, aber musst du deswegen schon so früh so gut drauf sein? Komm lieber noch mal ins Bett!“
 

Er schnappte nach Genzos Hand und zog ihn zu sich in die horizontale Lage.
 

„Wah, Ken! Nicht!“
 

Genzo landete unsanft auf Ken und entlockte diesem damit ein schmerzerfülltes Stöhnen. Er stützte sich auf und betrachtete Ken schadenfroh.
 

„Selbst Schuld! Du hast es ja nicht anders gewollt.“
 

Genzo begrub Ken komplett unter sich und küsste ihn, bis ihm die Luft wegblieb und er den Kleineren von sich stieß.
 

„Du bist gemein, meine Schwäche so auszunützen!“
 

Genzo rollte sich lachend aus dem Bett. Er stellte sich dann davor und wartete darauf, dass Ken ihm folgte. Dieser betrachtete ihn jedoch noch eine Weile schläfrig, bevor er seufzte und aus dem warmen Bett stieg.
 

„Na gut. Du hast mich überredet. Ich steh ja schon auf.“
 

Während des Trainings saß Ken am Spielfeldrand und beobachtete voller Stolz, wie Genzo einen Ball nach dem anderen hielt. Er war wirklich sehr gut geworden. Und so schmerzlich es auch war, so musste Ken doch zugeben, dass Genzo immer noch viel besser war als er selbst. Aber das machte ihm nichts aus. Dafür liebte er ihn viel zu sehr.
 

Genzo sah zu ihm herüber und lächelte ihn liebevoll an. Ken lächelte zurück und dachte daran, wie glücklich er sich schätzen konnte, dass Genzo ihm seine Liebe schenkte. Und nur ihm allein. Eine innere Zufriedenheit breitete sich in ihm aus.
 

Nach dem Ende des Trainings wartete Ken geduldig auf Genzo. Dieser schlug ihm dann vor, noch etwas trinken zu gehen.
 

„In Ordnung. Ich würde jetzt zwar lieber mit dir allein sein, aber wenn du mich einlädst, komme ich gerne mit.“
 

Genzo ein hinterhältiges Grinsen schenkend, griff er nach seiner Hand und zerrte ihn an eine Stelle, die neugierigen Beobachtern verborgen blieb. Er zog Genzo an sich und küsste ihn stürmisch. Ein Bein zwischen seine Beine schiebend, erwiderte Genzo seinen Kuss.
 

„Ah…. Genzo … das ist nicht fair!“
 

„Du willst mir was von Fairness erzählen, indem du mich hier SO küsst?“
 

Ken lächelte matt.
 

„Ich glaube, ich kann nicht mehr warten, bis wir allein sind.“
 

Genzo blickte sich unsicher um.
 

„Du willst es ja wohl nicht HIER tun, oder?“
 

„Hast du eine bessere Idee?“
 

Genzo ließ von seinem Geliebten ab und ergriff seine linke Hand.
 

„Komm mit. Es tut mir ja sehr leid für dich, aber du wirst jetzt warten müssen, bis wir zu Hause sind.“
 

Ken stöhnte geräuschvoll auf und bedachte ihn mit einem äußerst enttäuschten Blick.
 

„Das ist nicht dein Ernst. Dann gib mir wenigstens noch einen Kuss, damit ich die Wartezeit ertragen kann.“
 

Genzo seufzte und drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. Noch bevor Ken sich beschweren konnte, zog er ihn hinter sich her.
 

„Das war doch noch nicht alles, oder? Was bist du herzlos!“
 

Genzo drehte sich lachend um und erwiderte: „Den Rest bekommst du, wenn wir zu Hause sind. Sei doch nicht so ungeduldig!“
 

Ken schmollte den ganzen restlichen Heimweg und Genzo musste sich ein herzhaftes Lachen schwer verkneifen. Erst als sie wieder in seiner Wohnung waren, bemerkte er: „Du wirkst wir ein kleines Kind, das zum Geburtstag nicht das bekommen hat, was es sich so sehnlichst gewünscht hat!“
 

„So fühle ich mich auch! Ich bin mal gespannt, wie du das wieder gut machen willst!“
 

Genzo stellte seine Sporttasche im Bad ab und lehnte sich dann lasziv an den Türrahmen.
 

„Wir könnten mit einem entspannenden Bad anfangen. Ich wasche dir auch den Rücken!“
 

Ken war mit zwei Schritten bei ihm.
 

„Nur den Rücken? Ich fürchte, das wird nicht reichen!“
 

Er grinste lüstern und drängte Genzo ins Bad, während er an seinem T-Shirt zerrte.
 

„Da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen!“
 

„Hmm… wie wäre es mit Haarewaschen?“
 

„Immer noch zu wenig!“
 

„Rückenmassage?“
 

„Schon besser, aber immer noch nicht genug.“
 

„Sag mir, was du dir wünschst.“
 

„Eine Ganzkörpermassage würde es für den Anfang wohl auch tun.“
 

„Wenn’s weiter nichts ist.“
 

„Und anschließend gehen wir ins Bett und ich verwöhne dich ein bisschen.“
 

„Hmm… das hört sich gut an, aber wo ist da meine Strafe?“
 

„Das wirst du dann schon merken.“
 

Genzo ließ Wasser in die Wanne laufen, während sie sich gegenseitig auszogen und ein wenig romantische Atmosphäre durch das Aufstellen von Kerzen schafften. Genzo ließ Ken zuerst ins Wasser steigen, bevor er selbst folgte und sich rittlings auf Kens Oberschenkel setzte. Er beugte sich vor und küsste ihn zärtlich, bevor er sich wieder erhob und hinter Ken Platz nahm. Dieser lehnte sich zurück und schloss die Augen. Genzo strich ihm sanft über die Brust und die Schulter.
 

„Du musst dich schon ein bisschen vorbeugen, damit ich dich waschen kann!“

Ken aber schüttelte langsam den Kopf.
 

„So gefällt es mir im Moment ganz gut. Und dir spürbar auch.“
 

Genzo errötete.
 

„Musst du immer so peinliche Sachen sagen?“
 

„Warum? Was ist denn peinlich daran? Hört doch außer dir niemand!“
 

„Na und? Das reicht ja auch schon. Ob du es denkst, oder ob du es sagst, da besteht noch ein himmelweiter Unterschied.“
 

„Aber wenn ich nur daran denke, sehe ich ja nicht, wie du rot wirst. Und das macht dich unheimlich anziehend!“
 

Er drehte den Kopf zu Genzo und zog dessen Kopf zu einem Kuss zu sich herunter.
 

„Du bist unmöglich, Ken.“
 

„Ich weiß. Aber das liebst du doch sicher sehr an mir, oder?“
 

Genzo lächelte.
 

„Na sicher doch.“
 

In den nächsten Stunden übersprangen sie das gegenseitige Waschen vorerst und gingen gleich zur Ganzkörpermassage über. Ken vergaß dabei sogar Genzos „Strafe“ und trug ihn schließlich – als das Wasser kalt geworden war – ins Schlafzimmer.

Er ließ ihn sanft darauf gleiten und beugte sich dann gierig über ihn.
 

„Sieht aus, als kämst du noch mal ungeschoren davon. Du Glückspilz!“
 

„Du kannst mir eben nicht lange böse sein.“
 

„Das stimmt…“
 

Ken fuhr Genzos Bauchmuskeln mit der Zunge langsam nach und streichelte gleichzeitig die Innenseiten seiner Oberschenkel. Genzo wand sich unter seinen Berührungen und voller Genugtuung beobachtete Ken, wie seine Bemühungen langsam Früchte trugen.
 

Genzo war es schließlich, der Ken von sich stieß, ihn auf den Rücken drehte und sich auf sein erigiertes Glied setzte.
 

„Genzo, was … was tust du da?“
 

„Das … ah … siehst du doch! Und jetzt sei still!“
 

Er stützte sich neben Kens Kopf ab und begann sich langsam zu bewegen. Ein Stöhnen entrang sich sowohl seiner als auch Kens Kehle.

Sich gegenseitig zum Höhepunkt treibend vergaßen beide Zeit und Raum um sich herum. Irgendwann in der Nacht schliefen sie ermattet und aneinandergekuschelt ein.
 


 

Am Sonntag zwei Wochen später – Genzos erstem freien Tag seit Langem – beschlossen die beiden, sich ein wenig der deutschen Kultur zu widmen. Genzo hatte ihnen zu diesem Zweck zwei Karten für ein Musical gekauft. Obwohl Ken kein Wort von dem verstand, was dort gesungen und gesprochen wurde, fand er es dennoch interessant und spendete wie alle anderen Zuschauer am Ende begeistert Beifall. Sich darüber unterhaltend gingen sie danach noch ein wenig spazieren, als Genzo plötzlich einen Irish Pub entdeckte. Er schlug Ken vor, noch etwas trinken zu gehen. Ken nahm das Angebot nickend an und eine Viertelstunde später nippte er vorsichtig an einem Irish Coffee.
 

„Da ist Alkohol drin, nicht wahr?“, fragte er Genzo dann skeptisch.
 

„Ja, aber nur ein bisschen.“
 

„Hättest du das nicht vorher sagen können?“
 

„Mach dir keine Gedanken. Ich werde schon nicht so viel trinken, dass ich nicht mehr fahren kann.“
 

„Na, wollen wir es mal hoffen.“
 

Doch schon nach dem dritten zierte Genzos Wangen eine leichte Röte.
 

Ken bemerkte dies, als er seinen zweiten Drink ausgetrunken hatte.
 

„Genzo? Bist du etwa betrunken?“
 

Genzo schüttelte langsam den Kopf.
 

„Mir ist nur ein bisschen schwindelig.“
 

„Ich hab das Gefühl, du verträgst nicht viel, stimmt's?“
 

„Möglich“, säuselte Genzo, der nun seinen Kopf auf beiden Händen abstützte.
 

Ken lächelte leicht, auch wenn ihm Genzos Zustand Sorgen bereitete. Sollte er etwa fahren?
 

„Meinst du, du kannst noch fahren?“
 

„Klar. SO betrunken bin ich dann auch nicht.“
 

„Sicher?“
 

Genzo blickte ihn beleidigt an.
 

„Natürlich!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Okay und damit das so bleibt, bezahle ich mal lieber.“
 

Ken winkte der Serviererin, die einige Minuten später lächelnd an ihren Tisch trat.
 

„Zahlen Sie getrennt oder zusammen?“
 

Mit einem Seitenblick auf Genzo sagte Ken: „Zusammen.“
 

„Das macht dann vierzehn Euro.“
 

Ken gab ihr einen zwanzig Euro-Schein und ließ sich sechs Euro zurückgeben. Nachdem sie ihren Tisch verlassen hatte, beugte Genzo sich vor und fragte leise: „Warum hast du ihr kein Trinkgeld gegeben?“
 

„Hätte ich das tun sollen?“
 

Genzo nickte und Ken zuckte mit den Achseln. „Zu spät.“
 

Sie erhoben sich, wobei Ken reaktionsschnell nach Genzos Arm fasste, als dieser stolperte.
 

„Hoppla. Soll nicht doch lieber ich fahren?“
 

„Nein nein. Das geht schon.“
 

Er nahm bereitwillig Kens dargebotenen Arm und ließ sich von ihm zu seinem Auto führen.
 

Als sie aber auf dem Parkplatz ankamen, entdeckten sie in nicht allzu weiter Entfernung eine Polizeikontrolle. Die Polizisten wandten sich ihnen kurz zu, sie sahen erst Ken und dann Genzo an und richteten ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf den Verkehrssünder vor ihnen. Ken bemerkte, wie der junge Mann in ein Röhrchen pustete.
 

„Der macht einen Alkoholtest“, soufflierte Genzo, der Kens neugierigem Blick gefolgt war.
 

Ken nickte und ließ dann seine Hand um Genzo herum zu dessen Hosentasche wandern. Mit einem geschickten Manöver stibitzte er ihm die Autoschlüssel.
 

Als Genzo das Klappern hörte, wandte er sich ihm schmollend zu.
 

„Was soll das? Ich hab doch gesagt, dass ich noch fahren kann.“
 

„Willst du vielleicht auch in diese Kontrolle geraten? Ich fahre lieber!“, sagte Ken bestimmt und mit einer keinen Widerspruch duldenden Stimme.
 

Genzo war augenblicklich ruhig und schmiegte sich stattdessen an seine Schulter. Schweigend gingen sie dann weiter zum Auto. Ken hielt Genzo galant die Beifahrertür auf, bevor er selbst auf der Fahrerseite einstieg. Er hoffte inständig, dass die Polizisten sie nicht anhielten.

Als er den Wagen vom Parkplatz lenkte, waren sie immer noch mit dem Jungen von eben beschäftigt, sodass er ohne Schwierigkeiten an ihnen vorbeifuhr.
 

Während er den Wagen Richtung Autobahn lenkte, schmiegte sich Genzo plötzlich wieder an ihn und flüsterte mit schläfriger Stimme: „Das machst du gut, Ken.“
 

„Na ja, es ist ja immerhin erst das dritte Mal, dass ich auf einer deutschen Straße fahre.“
 

„Dafür machst du es aber phantastisch.“
 

Genzo ließ seine Hand über Kens Nacken wandern, was diesen unwillkürlich zusammenzucken ließ.
 

„Was tust du da?“
 

„Ich möchte dir nur nahe sein.“
 

„Können wir das nicht auf später verschieben? Ich muss mich jetzt wirklich konzentrieren.“
 

Genzo nickte ein wenig enttäuscht und zog seine Hand zurück.
 

„Sag mal, Ken, wann hast du vor, zurück nach Japan zu fliegen?“
 

Genzo blickte ihn an, doch Kens Blick war starr auf die Straße vor ihm gerichtet. Seine Miene wurde ernst.
 

„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber ich denke, dass ich bald zurückkehre.“
 

Genzo ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken, während ein kurzes Schweigen sich über sie senkte.
 

Als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme ernst: „Warum bleibst du nicht hier bei mir?“
 

Ken umfasste das Lenkrad fester.
 

„Du meinst, ich soll nach Deutschland ziehen?“
 

„Ja. Ich bin mir sicher, dass wir hier schon einen Verein finden werden, in dem du spielen kannst.
 

„Ja, schon, aber …“
 

„Was spricht für dich dagegen?“
 

„Alle meine Freunde leben in Japan. Außerdem kann ich die Sprache hier doch gar nicht.“
 

„Das macht doch nichts. Ich helfe dir beim Lernen.“
 

„Warum kommst du nicht mit mir zurück nach Japan?“
 

Wieder schwieg Genzo eine Weile.
 

„Ich kann nicht. Das hier ist mein großer Traum gewesen, verstehst du? Ich kann ihn nicht einfach aufgeben.“
 

Kens Züge wurden milder und er legte die rechte Hand auf Genzos, der sie im Schoß verkrampft hatte. Er drückte sie leicht und sagte dann liebevoll: „Natürlich versteh ich dich und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit dir zusammenzuleben, aber ich kann nicht in Deutschland bleiben.“
 

Genzo seufzte schwermütig.
 

„Das heißt wohl, dass es für uns keine Chance gibt, oder?“
 

Ken schwieg. Was sollte er dazu sagen? Er liebte Genzo von ganzem Herzen, daran gab es keinen Zweifel, aber er hatte nie darüber nachgedacht, für seine Liebe in ein vollkommen fremdes Land zu ziehen, dessen Sprache er nicht einmal beherrschte.
 

Er musste unwillkürlich an Sanae denken, die Tsubasa nach Barcelona gefolgt war. Die beiden lebten dort glücklich und wie er aus verschiedenen Quellen gehört hatte, waren sie inzwischen sogar stolze Eltern zweier kleiner Söhne.
 

Er dachte über seine Äußerung nach, alle seine Freunde würden in Japan leben. Im Prinzip stimmte das gar nicht, da Kojiro schließlich auch in Europa Fußball spielte. Ihn hatte Ken auch seit einigen Jahren nicht mehr gesehen. Von Deutschland aus wäre es möglicherweise einfacher, ihn mal wieder zu treffen. Vielleicht war es endlich an der Zeit, einen kleinen Wandel in seinem Leben zuzulassen.
 

Genzo, der immer noch überlegte, wie er Ken dazu überreden konnte, hier zu bleiben, fiel schließlich etwas ein.
 

Er wurde rot und sah Ken schüchtern aus den Augenwinkeln an.
 

„Ken?“
 

„Hmm?“
 

„Was würdest du davon halten, wenn wir heiraten würden? In Deutschland ist die Ehe zwischen zwei Männern erlaubt, weißt du?“
 

„HEIRATEN? Warum? Ich meine, wie kommst du jetzt auf die Idee?“
 

„Ich möchte mein Leben mit dir teilen, verstehst du? Ich liebe dich, Ken!“
 

Ken sah Genzo verwirrt an, bemerkte dann aber den flehenden Ausdruck in dessen Augen und lächelte unwillkürlich.
 

„Das möchte ich auch. Heißt das, wir sind dann offiziell verlobt?“
 

Genzos Gesicht hellte sich augenblicklich auf und er lehnte sich im Überschwang der Gefühle zu Ken herüber und versperrte diesem kurz die Sicht.
 

„Genzo, nicht! Pass auf!“
 

Ken, der nichts mehr sehen konnte, verriss im Reflex das Lenkrad und als er schließlich wieder freie Sicht hatte, war er bereits auf der Gegenfahrbahn.
 

Er versuchte noch, den Wagen wieder auf die eigene Spur zu lenken, doch genau in diesem Augenblick tauchte hinter ihm ein Auto auf, dass wild hupend rechts an ihm vorbeizuziehen versuchte.
 

Ken, der dies aber erst im letzten Moment gesehen hatte, erschrak und rammte den Wagen dann mit dem rechten Kotflügel. Bei dem Versuch, das Auto wieder unter Kontrolle zu bringen, überdrehte er das Steuer aber, sodass sie quer über die Fahrbahn schlitterten und schließlich mit der Beifahrerseite an einen Baum stießen.
 

Der Airbag ging im letzten Augenblick auf und bewahrte Ken vor allzu großem Schaden. Aber noch während er langsam das Bewusstsein verlor, wanderte sein Blick zu Genzo, um zu sehen, ob es diesem der Situation entsprechend gut ging.
 

Doch alles, was er noch sah, war Genzos blutüberströmtes Gesicht. Ken versuchte noch, nach seinem Geliebten zu rufen, doch in diesem Augenblick verlor auch er das Bewusstsein.
 

Fortsetzung folgt

Teil 3

Hallo! ^^
 

Da bin ich wieder! Ganz viele liebe *knuddelz* an alle, die diese FF lesen + kommentieren! ^^

Ich freue mich, dass sie euch gefällt, obwohl ich da anfänglich (noch vor der Veröffentlichung ^^) ja so meine Zweifel hatte. ^^'

Nu ja, eigentlich sollte das Ganze ursprünglich auch nur 3 Teile haben (deswegen sind die Teile auch länger als sonstige Kapitel meiner FFs), aber irgendwie war mir das noch zu wenig. *hüstel*

Also wird sie euch noch ein wenig erhalten bleiben. (^,^)v
 

Genug der Vorrede, viel Spaß mit Teil 3!
 

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Teil 3
 

Vor Schmerzen stöhnend kam Ken langsam zu sich. Bei einer leichten Bewegung seines rechten Armes spürte er einen Fremdkörper, vermutlich eine Infusionsnadel, in seiner Armbeuge. Er öffnete langsam die Augen und kniff sie sofort wieder zusammen, als grelles Tageslicht sich einen Weg in seine Augen bahnte.
 

„Ken! Endlich bist du aufgewacht!“
 

Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen, als er die Stimme seiner Mutter erkannte. Wo war er?
 

Bei einem erneuten Versuch gelang es ihm, seine Augen so lange aufzuhalten, bis er seine Eltern erkannte, die sich über ihn beugten.
 

„Wo bin ich?“, flüsterte er mit schwacher Stimme.
 

„In einem deutschen Krankenhaus.“
 

„Warum?“, fragte er.
 

„Der Arzt sagt, du darfst dich nicht aufregen. Wir erklären dir alles, wenn es dir besser geht.“
 

Ken seufzte leise, was die Umstehenden als Okay werteten.
 

Dann vernahm er nur noch, wie eine Tür geöffnet wurde und ein Mann leise mit seinen Eltern sprach, bevor er wieder einschlief.
 

Ein paar Tage später wachte Ken mit dem Gefühl auf, etwas sehr Wichtiges vergessen zu haben. Bisher hatte er sich noch nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, wie er hierher gekommen war, doch als er sich jetzt in seinem Zimmer umsah und die vielen Blumen bemerkte, die man für ihn abgegeben hatte, fiel es ihm schlagartig wieder ein. Seine Augen weiteten sich entsetzt, als er die Klingel betätigte, die eine Schwester in sein Zimmer rufen würde.
 

Als die Schwester auftauchte, fragte er besorgt, aber so ruhig wie möglich, was mit Genzo passiert sei. Die Schwester schüttelte aber nur bedauernd den Kopf und verließ das Zimmer wieder. Ken war außer sich. Was hatte das zu bedeuten? War Genzo etwa …? Ken weigerte sich, an so etwas zu denken.
 

Wenige Augenblicke, nachdem die Schwester das Zimmer verlassen hatte, öffnete sich die Tür erneut und seine Eltern betraten das Zimmer.
 

„Ken! Wie geht es dir?“
 

„Ich bin immer noch ein bisschen müde, aber ansonsten geht’s mir gut. Wisst ihr, was mit Genzo ist? Und wie lange bin ich schon hier?“
 

„Du und Genzo, ihr hattet vor ungefähr zwei Wochen einen schweren Verkehrsunfall. Laut Aussage der Ärzte ist es ein Wunder, dass dir nicht mehr passiert ist.“
 

„Und was ist mit Genzo? Wo ist er?“
 

Seine Eltern sahen sich hilflos an, bevor seine Mutter bedrückt den Kopf senkte.
 

„Mama! Was ist mit Genzo?“
 

Kens Stimme wurde fast schrill. Er war außer sich vor Sorge und alles, was er als Antwort erntete, waren nur mitleidige Blicke.
 

Sein Vater trat näher ans Krankenbett heran und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.
 

„Beruhig dich, mein Sohn. Wakabayashi-san liegt auf der Intensivstation. Der Airbag auf der Beifahrerseite hat nicht richtig funktioniert, so dass er viel schwerere Verletzungen davongetragen hat als du. Die Ärzte sagen, dass es nicht gut aussieht, man die Hoffnung aber nicht aufgibt, dass er durchkommt. Alles, was wir jetzt tun können, ist warten und beten.“
 

Ken setzte sich, die Schmerzen in seiner Schulter ignorierend, auf und war schon im Begriff, aus dem Bett zu springen, als ihn sein Vater wieder zurückdrückte.
 

„Was hast du vor?“
 

„Ich muss zu ihm!“
 

„Das geht nicht.“
 

„Lass mich sofort los! Genzo darf nicht sterben!“
 

„Natürlich darf er das nicht, aber es gibt im Moment nichts, was du tun könntest.“
 

Kens Augen füllten sich mit Tränen.
 

„Das ist alles meine Schuld.“
 

„Ken, mach dir doch keine Vorwürfe. Bitte, beruhige dich.“
 

Ken bat seine Eltern, ihn allein zu lassen. Sie sahen sich hilflos an, folgten seiner Bitte aber. Wie hatte es nur dazu kommen können? Warum musste das ausgerechnet Genzo passieren? Ken wartete die nächste Visite ab, bis er den Arzt bat, zu Genzo zu dürfen.

Dieser schüttelte aber nur den Kopf und sagte, es dürften nur Familienmitglieder zu ihm.

Als Ken daraufhin erwiderte, dass er und Genzo verlobt seien, sah ihn der Arzt erst verwirrt an, lächelte dann aber leicht.
 

„Dann ist das wohl was anderes. Aber nicht länger als 5 Minuten. Er braucht absolute Ruhe.“
 

Ken nickte langsam.
 

„Ich schicke Ihnen morgen eine Schwester vorbei, die Sie zu Ihrem Verlobten bringt.“
 

„Warum nicht heute?“
 

„Weil die Besuchszeit vorüber ist.“
 

„Wie geht es ihm denn?“
 

„Er schwebt immer noch in Lebensgefahr, aber wir sind zuversichtlich, dass er es schaffen wird. … Er ist aber noch nicht über den Berg“, fuhr der Arzt fort, als er Kens hoffnungsvollen Blick sah.
 

Ken konnte in der folgenden Nacht kein Auge zutun, weshalb er am nächsten Tag wiederholt gähnen musste, während ihn die Schwester zur Intensivstation fuhr. Dort wurde er dann in einen Kittel gekleidet und zu Genzo geschoben, der an Schläuchen hing und künstlich beatmet wurde. Ken musste hart schlucken, um nicht wieder in Tränen auszubrechen. Vorsichtig nahm er Genzos Hand und strich sanft mit dem Daumen darüber.
 

„Genzo?“, flüsterte er leise. „Ich bin’s. Siehst du, es geht mir gut. Bitte, mach die Augen auf. Du kannst mich nicht im Stich lassen.“
 

Seinen Tränen freien Lauf lassend, flüsterte er Genzo immer wieder zu, wie sehr er ihn liebte und wie schrecklich leid es ihm tat, was passiert war.
 

„Wenn du wieder gesund wirst, verspreche ich dir, dich nie mehr allein zu lassen.“
 

In dem Moment, in dem er Genzos Hand küsste, trat die Schwester wieder ein und bat ihn sichtlich verlegen, sich nun von Genzo zu verabschieden.

Ken folgte ihrer Bitte, wenn auch widerstrebend.
 

In den nächsten Tagen wurde Ken an jedem Nachmittag zu Genzo gebracht, wo er dann kurz mit ihm sprach und ihm jedes Mal einen Handkuss zum Abschied gab. Eine Woche später konnte er den Weg zur Intensivstation dann zum ersten Mal selbst bestreiten. Genzos Zustand hatte sich seit Kens erstem Besuch zwar verbessert, aber er war immer noch gefährdet. Auf dem Weg zur Intensivstation begegnete er Karl-Heinz Schneider, der sich nach Genzos Gesundheitszustand erkundigen wollte. Doch wie jedem anderen sagte der Arzt auch ihm nichts.
 

Ken dachte sich nichts weiter dabei und ging weiter.

Als er wieder an Genzos Bett saß, hatte er das Gefühl, dieser würde heute glücklich aussehen. Und weil er sich so um ihn bemühte, erlaubten ihm die Ärzte sogar, heute ein wenig länger bei ihm zu bleiben.

Ken hielt die ganze Zeit über Genzos Hand und erzählte ihm, dass er bald würde entlassen werden können.
 

„Du musst auch bald gesund werden, hörst du?“
 

Er küsste Genzos Hand und streichelte ihm danach sanft über die Wange.
 

„Ich liebe dich, Genzo.“
 

Danach betrachtete er Genzo schweigend. Das einzige Geräusch bildete Genzos Herzschlag, der regelmäßig über den Bildschirm des EKGs flimmerte.

Ken war so darin vertieft, Genzo zu betrachten und ihm mit einer Hand über die Wange zu streichen, dass er nicht bemerkte, wie sich Genzos Hand in seiner anderen plötzlich leicht bewegte.

Erst, als er sie loslassen wollte, um wieder zu seinem Zimmer zurückzukehren, bemerkte er, dass sich Genzos Finger um seine Hand geschlossen hatten.
 

„Genzo?“
 

Freudig erregt klingelte er nach der Schwester. Diese holte umgehend einen Arzt, als Ken ihr die Lage erklärte.

Genzos Hand ließ er dabei keine Sekunde los.
 

Doch außer der kurzen Regung seiner Finger wurde man von Genzo an diesem Tag nicht mehr gewahr. Ken wurde irgendwann zurück in sein Zimmer gebracht, obwohl er sich darum bemühte, noch länger bei Genzo bleiben zu können.
 

Nach einer schlaflosen Nacht kehrte er am darauffolgenden Tag zu Genzo zurück und hielt weiter ununterbrochen seine Hand, immer darauf hoffend, dass dieser irgendwann die Augen aufschlug und ihn anlächelte, so wie er es in seinen Träumen schon tausendmal gemacht hatte.
 

Als der Arzt zur Visite kam, bat er Ken um ein kurzes Gespräch, was dieser besorgt und widerstrebend annahm.
 

„Herr Wakashimazu. Ich kann Ihre Besorgnis verstehen, aber Sie sollten auch ein wenig auf sich selbst achten. Wenn Sie nicht bald ein bisschen Ruhe bekommen, kann ich Sie nicht entlassen.“
 

„Das macht nichts. Ich will bei Genzo bleiben!“
 

„Ja, aber trotz allem braucht er absolute Ruhe. Das gestern hat leider noch nichts zu bedeuten. Tun Sie sich und ihm einen Gefallen und ruhen Sie sich aus.“
 

Ken schüttelte den Kopf, sodass ihm der Arzt eine Hand auf die Schulter legte und ihn eindringlich ansah.
 

„Herr Wakashimazu! Ich bitte Sie! Setzen Sie Ihre Gesundheit nicht leichtfertig aufs Spiel!“
 

Ken gab schließlich resignierend nach und bat den Arzt noch um einen kurzen Abschied von Genzo. Der Arzt nickte und ließ ihm 10 Minuten Zeit, wenn Ken ihm dafür versprach, sich etwas hinzulegen. Als Ken auf sein Zimmer zurückkehrte, warteten dort schon seine Eltern auf ihn.
 

„Der Arzt sagt, dass du bald entlassen werden kannst. Stimmt das?“
 

Ken nickte, wirkte aber traurig.
 

„Eine Krankenschwester hat uns heute die persönlichen Sachen von euch übergeben, die noch im Auto gefunden wurden.“
 

Seine Mutter überreichte ihm einen kleinen Beutel, den er aber achtlos auf den Nachttisch stellte.
 

„Würdet ihr mich jetzt allein lassen? Der Arzt sagt, ich soll mich ein wenig ausruhen, damit ich bald entlassen werden kann.“
 

Seine Eltern nickten und warfen ihm mitleidige Blicke zu.
 

„Mach dir nicht so große Sorgen. Wakabayashi-san wird schon wieder auf die Beine kommen. Er ist stark!“
 

Ken nickte und seine Eltern verließen das Zimmer. Leise Tränen rannen daraufhin seine Wange hinunter. Er war stark, ja, aber was, wenn er nun nie mehr aufwachte?

Ken schluckte die Tränen hinunter und schloss die Augen. Vielleicht sollte er einfach versuchen zu schlafen.
 

Ein paar Tage später saß Ken wieder an Genzos Bett und betrachtete ihn schweigend und voller Sorgen. Wenn er doch endlich aufwachen würde! Er hob Genzos Hand an seinen Mund und küsste sie sanft.
 

»Bitte, Genzo, wach auf!«
 

Als hätte er seine stumme Bitte gehört, zuckten Genzos Finger plötzlich und Ken schrak auf. War das Einbildung gewesen? Hatte er das nur geträumt? Doch als er dann bemerkte, dass auch Genzos Augenlider leicht zu flattern begannen, rief er sofort eine Schwester herbei.
 

Genzo, der langsam zu sich kam, vernahm nur einige wenige Bruchstücke von dem, was die Schwester und der Arzt sagten. Wo war er hier? Warum piepste im Hintergrund immer etwas? War er etwa in einem Krankenhaus? Aber wie war er hierher gekommen? Er erinnerte sich nicht daran. Die Schwester und der Arzt schienen mit jemand anderem zu sprechen, da sie nun die Sprache gewechselt hatten. Wer war noch im Raum?

Langsam versuchte er die Augen zu öffnen, um besser zu verstehen, was hier vor sich ging, doch das war sehr anstrengend. Plötzlich hörte er eine Stimme, die seinen Namen rief.
 

„Genzo!“
 

Aber er kannte diese Stimme nicht. Wieder und wieder versuchte er die Augen zu öffnen, bis er schließlich vor Erschöpfung wieder einschlief.
 

Ein paar Stunden später war es sehr ruhig im Zimmer, als er wieder zu sich kam. Diesmal fiel es ihm etwas leichter die Augen zu öffnen, doch der plötzliche Lichteinfall zwang ihn dazu, die Augen sofort wieder zu schließen. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an das Licht und genauso langsam wurden die Umrisse der Person, die sich über ihn beugte und ihm immer wieder etwas zuflüsterte, klarer. Die Stimme dieser Person hatte er vorhin schon einmal gehört. Wer war es? Er sprach nun eine andere Sprache, als die, über die er mit dem Arzt und der Schwester kommuniziert hatte und doch verstand er jedes einzelne Wort von dem, was ihm zugeflüstert wurde.
 

Als er schließlich wieder klar sehen konnte, erkannte er die Person, die bei ihm war, als Japaner. Aber kannte er diesen jungen Mann? Dieser schien ihn jedenfalls zu kennen, denn er hatte Tränen in den Augen und flüsterte immer wieder: „Endlich bist du aufgewacht! Endlich! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“
 

Genzo bemerkte, dass der junge Mann die ganze Zeit seine Hand hielt. Was für eine Verbindung bestand zwischen ihnen? Er wollte sich erinnern, aber alles, was er sah, war ein großes, schwarzes Loch. Und dennoch – der Anblick des Mannes stimmte ihn irgendwie glücklich und die Erleichterung, die diesen befiel, weil er wieder aufgewacht war, sprang auch fast auf ihn über.
 

Doch noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, trat auch schon ein Arzt an ihn heran und fragte ihn: „Wie fühlen Sie sich, Herr Wakabayashi?“
 

Der junge Mann schien den Arzt nicht verstanden zu haben, weil er ihn nun fragte, was er gefragt hatte. Der Arzt wiederholte es für ihn. Genzo sah abwechselnd den Arzt und dann den jungen Mann an, den er nicht erkannte. Er musste die Frage einfach stellen, auch wenn sie ihn vielleicht verletzen würde.
 

„Wer bist du?“
 

Kens Gesicht wurde urplötzlich aschfahl. Der Arzt fragte ihn besorgt, was er gefragt worden sei und Ken wiederholte es auf Englisch. Der Arzt nickte wissend und bat dann die Schwester, Ken hinauszubegleiten.
 

„Herr Wakabayashi. Erinnern Sie sich nicht an den jungen Mann?“
 

Genzo wandte langsam den Kopf hin und her.
 

„Nun, das ist bedauerlich, aber Sie werden sich bald wieder erinnern. Sie wissen doch, wer Sie sind, oder?“
 

Genzo nickte und erwiderte: „Genzo Wakabayashi, 26 Jahre alt und Torwart beim Hamburger SV.“
 

„Das stimmt. Können Sie sich auch noch daran erinnern, was vor dem Unfall passiert ist?“
 

Genzo dachte kurz nach.
 

„Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich mich zu Hause ausruhen sollte, weil ich zu schwach zum Fußballspielen geworden war.“
 

„Erinnern Sie sich auch an den Grund?“
 

Genzo schüttelte leicht den Kopf.
 

„Können Sie mir etwas aus Ihrer Jugend in Japan erzählen?“
 

Genzo versuchte sich zu erinnern, doch es klappte nicht. Wieder war da nur dieses große schwarze Loch. Bevor der Arzt sich von ihm verabschiedete, musste er es wissen.
 

„Wer war der junge Mann, der bis eben hier gewesen ist?“
 

„Sein Name ist Ken Wakashimazu. Soweit ich weiß, ist er Ihr Verlobter. Aber daran erinnern Sie sich sicher nicht.“
 

Genzo war überrascht. Er war verlobt? Mit einem Mann? Aber seit wann? Und was noch viel schlimmer war: Warum erinnerte er sich nicht an die scheinbar wichtigste Person in seinem Leben? Er hatte ihm mit seiner Frage sicher sehr wehgetan. Aber auch wenn es ihm Leid tat, so konnte er sich doch nicht an ihn erinnern.
 

„Könnten Sie ihn noch einmal zu mir bringen? Ich möchte mich bei ihm entschuldigen. Auch, wenn ich mich nicht an ihn erinnern kann.“
 

Der Arzt lächelte und erwiderte: „Morgen. Sie sollten sich jetzt ausruhen.“
 

Genzo nickte und schloss dann die Augen. Das Sprechen hatte ihn sehr viel Mühe gekostet.
 

Ken saß regungslos auf seinem Bett und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster, als der Arzt sein Zimmer betrat.
 

„Herr Wakashimazu?“
 

Doch Ken zeigte keine Reaktion.
 

„Es war sicher sehr schmerzlich für Sie, dass er sich nicht an Sie erinnert hat, aber geben Sie die Hoffnung nicht auf! Er wird sich bald wieder erinnern können. Er bat mich, Ihnen auszurichten, dass er Sie morgen gerne wiedersehen würde.“
 

„Was hat das denn für einen Sinn, wenn er sich doch nicht an mich erinnert?“
 

„Aber Sie können ihm dabei helfen, sich zu erinnern. Erzählen Sie ihm etwas über seine Jugend. Sie kannten ihn doch früher schon, oder?“
 

Ken nickte kaum merklich, hatte sich aber immer noch dem Fenster zugewandt.
 

„Das wird schon wieder. Glauben Sie mir!“
 

Ken legte sich nach dem Gespräch mit dem Arzt ein wenig hin und versuchte zu schlafen, doch immer wieder baute sich vor seinem inneren Auge Genzos Bild auf, wie er ihn wie einen Fremden gemustert und ihm schließlich die unvermeidliche Frage gestellt hatte. Sein Herz war bei seinen Worten für einen Augenblick stehen geblieben. Er versuchte ja, Genzos Situation zu verstehen, doch das wollte einfach nicht klappen.
 

Die nächsten Tage zog sich Ken vollkommen zurück und ließ sich auch nicht von den Aufmunterungsversuchen des Arztes überreden, zu Genzo zu gehen. Er ertrug es nicht, wenn dieser ihn ansah, als hätte er ihn noch nie in seinem Leben gesehen.
 

Genzo versuchte währenddessen seine Erinnerungen zurück zu bekommen, indem er einige Spieler seines deutschen Vereins zu sich kommen ließ. Unter ihnen war auch Karl-Heinz Schneider, der Genzo die ganze Zeit besorgt musterte, ohne etwas zu sagen.

Genzo war selbst erstaunt, dass er sich noch an so vieles von dem erinnerte, was sie erzählten. Warum hatte er dann nur den jungen Mann und seine Vergangenheit in Japan vergessen? Hatte der junge Mann auch dort schon eine wichtige Rolle in seinem Leben gespielt? Er wollte unbedingt mit ihm sprechen, aber so wie es aussah, wollte Ken, wie er hieß, ihn nicht sehen. Von den Schwestern und dem Arzt hatte er erfahren, dass Ken sich seit Tagen nicht aus dem Bett bewegt hatte und nur stumm aus dem Fenster starrte. Hatte er ihn mit seiner Frage derartig verletzt? War das Band zwischen ihnen so fest gewesen? Genzo wollte sich unbedingt erinnern, aber da war nur dieses große Loch. Warum blockte sein Gehirn nur jeden Gedanken an Ken systematisch ab?
 

Als seine Mitspieler sich verabschiedeten, um zum Training zu gehen, blieb nur Karl-Heinz im Zimmer zurück.
 

„Du bist Karl-Heinz Schneider. Aber du spielst schon seit Längerem nicht mehr in meiner Mannschaft.“
 

„Ich bin froh, dass du dich noch an mich erinnerst.“
 

Genzo sah den blonden Mann plötzlich erleichtert lächeln.
 

Er schob sich einen Stuhl an das Bett des Torwarts und nahm dann dessen Hand in seine.
 

„Weißt du, ich hätte nicht gewusst, was ich machen sollte, wenn du gestorben wärst. Ich war so froh, zu hören, dass du wieder aufgewacht bist!“
 

Genzo betrachtete ihn schweigend und hatte das ungute Gefühl, dass Karl-Heinz ihm nun etwas sagen würde, dass er aber lieber nicht hören sollte.
 

„Ich kann diesem Ken Wakashimazu nicht verzeihen, dass er dich in eine so gefährliche Lage gebracht hat. Wenn er nicht noch verletzt wäre, würde ich ihn auf der Stelle zur Rede stellen.“
 

„War er auch an dem Unfall beteiligt?“
 

„Weißt du das nicht? Er hat den Wagen gefahren, mit dem ihr verunglückt seid. Nur seinetwegen bist du jetzt hier!“
 

„Der Arzt sagt, er wäre mein Verlobter. Wusstest du davon?“
 

„Er ist WAS? Davon wusste ich nichts. Das hat der Arzt sicher falsch verstanden. Du hast mir nie erzählt, dass ihr zusammen seid. Und wir sind ja nun beste Freunde, oder?“
 

„Ja, das stimmt wohl.“
 

Genzo war verunsichert. Warum sollte ihm der Arzt eine falsche Information geben? Was für einen anderen Grund, als den, dass sie zusammen waren, sollte es denn sonst dafür geben, dass Ken so bleich geworden war, als er ihn gefragt hatte, wer er sei?

Er musste unbedingt mit ihm sprechen.
 

„Entschuldige, aber würdest du mich jetzt allein lassen? Ich bin ein bisschen müde.“
 

Karl-Heinz nickte und ließ dann widerstrebend Genzos Hand los.
 

„Ich komme morgen wieder, wenn ich darf.“
 

Genzo nickte leicht und schloss dann die Augen. Das „kleine“ Problem, dass er schon kurz nach dem Aufwachen bemerkt hatte, wurde ihm nun wieder bewusst.
 

Er hatte es zunächst auf die Nachwirkungen der Schmerzmittel abgeschoben, doch als es jetzt selbst nach einigen Tagen nicht besser geworden war, machte er sich doch langsam Sorgen. Morgen würde er den Arzt um Rat fragen müssen.

Dass er seinen rechten Arm und sein rechtes Bein nicht bewegen konnte, war sicher nur ein vorübergehender Zustand.

Für heute hatte er jedenfalls genug Aufregung gehabt. Sein Kopf schmerzte schon von der ganzen Denkerei.
 

Mitten in der Nacht wurde er von dem leisen Knarren seiner Zimmertür geweckt. Er öffnete langsam die Augen und wandte dann seinen Kopf zur Tür. Licht fiel durch einen Spalt herein und im Gegenlicht konnte er nicht erkennen, wer sich in sein Zimmer schlich, doch diese Person schien noch nicht bemerkt zu haben, dass er aufgewacht war. Leise trat sie an sein Bett heran und setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett. Genzo erkannte die Person dank des hereinfallenden Mondlichtes als den jungen Mann, mit dem er scheinbar verlobt war.
 

Dieser schien immer noch nicht bemerkt zu haben, dass er wach war, denn er nahm nun seine Hand und hob sie an seine Lippen. Dass er sie danach küsste, konnte Genzo nur mehr erahnen, da er es nicht spürte.
 

„Bitte, werde schnell wieder gesund. Ich warte auf dich, solange es sein muss. Noch einmal lass ich dich nicht gehen. Das schwöre ich.“
 

Genzo war gerührt von seinen Worten. Er wünschte sich so sehr, sich erinnern zu können. Plötzlich drang ein leises Schluchzen an seine Ohren. Weinte Ken etwa? Seinetwegen?
 

Ken hatte Genzos Hand wieder zurückgelegt und seinen Kopf darauf gebettet, als die Tränen aus ihm hervorbrachen.
 

Genzo wusste nicht warum, aber plötzlich hob er seinen halbwegs gesunden linken Arm und legte die Hand auf Kens Kopf. Dieser schrak ob der unerwarteten Berührung zurück und sah Genzo erschrocken an.
 

„Du … du bist wach?“, flüsterte er leise.
 

„Ja. Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe - Ken. Richtig?“
 

Ken schluckte, antwortete aber: „Ja, richtig.“
 

„Ich freue mich, dass du gekommen bist, auch wenn ich es bevorzugt hätte, du wärst tagsüber gekommen.“
 

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht überfallen.“
 

„Ja. Okay. Kenne ich dich denn von früher? Der Arzt sagte, dass du mein Verlobter bist, aber leider kann ich mich weder an dich, noch an meine Vergangenheit erinnern.“
 

„Ja, wir kennen uns von früher. Damals haben wir beide noch in Japan gelebt.“
 

„Das habe ich mir fast gedacht. Würde es dir etwas ausmachen, mir morgen alles zu erzählen, was du über meine Vergangenheit weißt, damit ich versuchen kann, mich wieder daran zu erinnern?“
 

Ken nickte und lächelte dann in die Dunkelheit. Bestand auch nur die leiseste Hoffnung, dass Genzo wieder ganz der alte werden würde? Er wagte es kaum zu hoffen.
 

„Dann sehen wir uns morgen wieder.“
 

„Ja, bis morgen.“
 

Ken erhob sich und machte sich auf den Rückweg, als Genzo ihn noch einmal zurückhielt: „Ken? Tut mir leid, wenn ich dich mit meiner Frage verletzt habe.“
 

Ken lächelte leicht und verließ dann das Zimmer.
 

In dieser Nacht schlief er mit einem Lächeln ein. Es war das erste Mal seit Langem, dass er durchschlief, ohne wegen eines Alptraumes vorzeitig aufzuwachen.
 

Nach dem Frühstück wusch sich Ken und machte sich dann frohen Mutes an Krücken auf den Weg zu Genzos Krankenzimmer. Er nahm beide Krücken in eine Hand und öffnete die Tür einen Spalt, sodass er sie dann mit der Krücke aufschieben konnte. Als er das Zimmer betrat, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Dort saß Karl-Heinz Schneider an Genzos Bett, während dieser offenbar schlief. Da er Kens Eintreten noch nicht bemerkt zu haben schien, weil er sich nicht umdrehte, musste Ken mit ansehen, wie er sich plötzlich über Genzo beugte und ihm augenscheinlich einen zarten Kuss auf den Mund gab. Das dachte Ken zumindest, aber da er nur Schneiders Rücken sehen konnte, konnte er sich nicht sicher sein. Doch das, was er ihm nun zuflüsterte, verstand sogar Ken, da Genzo es ihm vor einiger Zeit beigebracht hatte.
 

„Ich liebe dich.“
 

In Ken stritten sich Wut und Verzweiflung um die Oberhand. Wusste Genzo von Schneiders speziellen Gefühlen, oder sagte dieser das nur, weil Genzo im Moment nicht besonders zurechnungsfähig war, weil er schlief??
 

Er beschloss, dieser schmerzlichen Situation Einhalt zu gebieten und räusperte sich.
 

Schneider sprang erschrocken auf und riss dabei den Stuhl um, auf dem er bis eben noch gesessen hatte.
 

„Wakashimazu? Wie lange stehst du schon dort?“, fragte er sichtlich nervös auf Englisch.
 

„Lange genug, um dein Liebesgeständnis zu hören“, antwortete Ken mit gleichgültiger Stimme.
 

Beide sahen sich einen Augenblick lauernd an. Schneider überlegte krampfhaft, wie er aus dieser Situation herauskommen konnte, während Ken sich stark zurückhielt, um nicht auf ihn loszugehen. Schneider entschied sich schließlich für „Angriff ist die beste Verteidigung“.
 

„Na, dann weißt du ja jetzt Bescheid. Ich werde nicht zulassen, dass Genzo wieder in deine Obhut kommt. Du hättest ihn beinahe umgebracht!“
 

„Ja, ich weiß. Aber das hat rein gar nichts mit dir zu tun! Also verschwinde jetzt lieber!“
 

„Nein! Ich rede nicht nur von dem Unfall! Das alles hat doch schon angefangen, als er wieder nach Deutschland gekommen ist! Vorher war er noch so fröhlich und plötzlich hat er sich fast vollkommen zurückgezogen. Man konnte deutlich sehen, wie er von Tag zu Tag schwächer wurde. Was glaubst du wohl, was passiert wäre, wenn du nicht aufgetaucht wärst? Vielleicht hätte er dann jeglichen Lebenswillen verloren! Du bist ein solcher Egoist! Eure Verlobung ist doch sicher auch auf deinen Mist gewachsen, oder? Genzo würde so etwas nie in Betracht ziehen!“
 

„Was redest du da für einen Unsinn? Unser Privatleben geht dich einen feuchten Dreck an!“
 

„Falsch. Wenn es seine Karriere behindert, muss etwas getan werden. Und deshalb - “, er fixierte Ken finster dreinblickend „wirst du sobald wie möglich wieder nach Japan zurückkehren und Genzo nie mehr wiedersehen!“
 

„Du spinnst wohl! Das sollte er immer noch selbst entscheiden!“
 

„Was sollte ich entscheiden?“, hörten sie plötzlich Genzos schwache Stimme.
 

»Verdammt, er ist aufgewacht!« dachten beide gleichzeitig.
 

„Wir haben nicht von dir gesprochen“, erwiderte Schneider aufgesetzt einfühlsam.
 

Genzo blickte in ihre Richtung und ein Lächeln trat in sein Gesicht, als er Ken erkannte.
 

„Hallo!“
 

Ken lächelte ebenfalls, blickte Schneider dann noch einmal an und humpelte zu Genzos Bett, wo er Mühe hatte, den umgefallenen Stuhl aufzuheben. Als er schließlich saß, wandte er seinen Blick nicht von Genzo ab.
 

„Was macht Schneider eigentlich hier?“, fragte er in neutralem Japanisch.
 

Genzo sah ihn überrascht an. Ja, warum war er eigentlich hier?
 

Schneider, der kein Wort verstanden hatte und nun Genzos erstauntes Gesicht sah, fürchtete schon das Schlimmste. Würde Ken ihm von der Liebeserklärung erzählen?
 

„Schneider, was machst du hier? Es ist doch erst“, er sah auf die Uhr, „zehn Uhr früh.“
 

Schneider atmete innerlich erleichtert aus.
 

„Ich wollte dich besuchen kommen, erinnerst du dich nicht mehr? Heute Nachmittag haben wir Training.“
 

„Ah, tut mir leid, wenn ich dich jetzt bitten muss zu gehen. Aber ich habe Wakashimazu gebeten, mir etwas über meine Vergangenheit in Japan zu erzählen und da du kein Japanisch verstehst, wäre es sicher langweilig für dich, hier zu bleiben, oder?“
 

Ken hatte kein Wort von dem verstanden, was Genzo gesagt hatte, aber da Schneider nun sichtlich verunsichert war, was er tun sollte, musste er ihn gebeten haben, zu gehen. Innerlich breitete sich in Ken ein zufriedenes, aber auch gehässiges Grinsen aus.
 

Schneider gab sich für heute geschlagen, aber so leicht würde er nicht aufgeben.
 

„In Ordnung. Aber ich darf doch wiederkommen, oder?“
 

„Hmm. Ja, natürlich.“
 

Als er das Zimmer verlassen hatte und in den Aufzug stieg, ließ er seiner Wut freien Lauf, indem er mit der Faust gegen die Fahrstuhlwand schlug.
 

»Scheiße!«
 

Ken derweil berichtete Genzo in aller Ausführlichkeit und soweit er es selbst erlebt hatte von dessen Vergangenheit, wobei er ihm aber nichts über sein Familienleben sagen konnte. Das einzige, das er wusste, war, dass Genzos Eltern in England lebten und arbeiteten und Genzo allein mit seinem Trainer in einem riesigen Anwesen gelebt hatte.
 

„Wurden meine Eltern denn nicht benachrichtigt?“
 

„Doch, aber sie hatten wohl noch keine Zeit, vorbeizukommen.“
 

„Bin ich ihnen denn nicht wichtig genug?“
 

Ken sah Genzos traurigen Gesichtsausdruck und hätte ihn am liebsten in den Arm genommen, aber das könnte dieser sicher falsch verstehen, weswegen er ihm nur tröstend eine Hand auf die Schulter legte. Genzo lächelte ihn dankbar an, was Ken einen Stich ins Herz versetzte. Wie gern würde er ihn küssen, ihn an sich drücken und nie mehr loslassen, aber das wäre wahrscheinlich zu viel für Genzo. Deshalb lächelte er nur scheu zurück und setzte seine Erzählung fort. Genzo hörte ihm aufmerksam zu und während er das tat, fiel ihm auf, wie tröstlich es sich anfühlte, Kens Stimme zu hören. Er musterte ihn verstohlen und bemerkte zu seiner eigenen Überraschung, dass Ken für einen Mann außerordentlich attraktiv auf ihn wirkte. Aber diese Gedanken gehörten jetzt nicht hier her, schalt er sich selbst. Immerhin galt es, seine Vergangenheit wiederzufinden. Genzo wurde wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt, als Ken plötzlich mit seiner Erzählung stoppte.
 

„Was ist? Warum hörst du auf?“
 

„Alles, was jetzt folgt, hat mit unserer gemeinsamen Vergangenheit zu tun. Willst du das hören?“
 

Genzo schluckte. Sie hatten gar nicht so viel miteinander erlebt, aber dennoch waren sie ein Liebespaar geworden? Das konnte er sich gar nicht vorstellen. Er hatte sich immer für jemanden gehalten, der einige Zeit brauchte, bevor er sich auf eine Beziehung einließ. Scheinbar irrte er.

Ken betrachtete ihn abwartend. Er wollte nicht fortfahren, bevor Genzo nicht sein Okay gab.
 

„Genzo?“
 

„Ah? Oh, sorry. Ich war in Gedanken.“
 

„Das habe ich gemerkt. Möchtest du denn, dass ich fortfahre?“
 

Genzo nickte zögernd. Wenn er sich erinnern wollte, musste er alles wissen.
 

„In Ordnung. Erinnerst du dich noch an deine größte Angst?“
 

Genzo sah ihn überrascht an. Er wusste davon? NIEMAND wusste davon! Niemand DURFTE davon wissen!
 

„Ja“, erwiderte er zögernd.
 

„Gut. Wegen deiner Angst vor Spinnen sind wir uns nämlich näher gekommen.“
 

„Es ist keine Angst“, flüsterte Genzo.
 

„Was?“
 

„Es ist keine Angst! Es ist eine Phobie! Wie oft soll ich dir …“
 

Ken und Genzo rissen gleichzeitig die Augen auf.
 

„Genzo… das …“
 

Ein Déjà-vu? Konnte das sein? Hatte er das schon einmal gesagt? Es kam ihm so vertraut vor.
 

„Fahr bitte fort.“
 

„Okay. Also, wie gesagt, deine Phobie war der Grund, warum wir uns erst näher gekommen sind. Niemals hätte ich vermutet, dass du meine Gefühle erwidern würdest, von denen ich zu dem Zeitpunkt, als dieser Zwischenfall passiert ist, selbst noch nichts wusste. Zumindest wollte ich sie mir nicht eingestehen. Ich meine, was würdest du tun, wenn du plötzlich feststellst, dass das Objekt deiner Begierde dasselbe Geschlecht hat wie du?“
 

Genzo betrachtete ihn stumm. Ja, was würde er dann tun? Er konnte sich nicht an den Zwischenfall erinnern, dennoch merkte er, wie Kens Geständnis langsam sein Herz höher schlagen ließ.
 

„Was ist denn passiert?“
 

Ken berichtete es ihm, so weit er sich noch erinnern konnte und fügte an einigen Stellen auch Berichte über seinen damaligen Gemütszustand ein.

Genzo hörte ihm aufmerksam zu und hatte das Gefühl, dass er da von einer völlig anderen Person sprach. Hatte er wirklich so reagiert? Was war es für ein Gefühl gewesen, als Ken ihn zum ersten Mal geküsst hatte?
 

Genzo war so in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie er die Finger seiner linken Hand an seine Lippen führte. Als Ken dem gewahr wurde, stoppte er wieder in seinen Darlegungen.
 

„Genzo?“
 

Erschrocken sah Genzo Ken an. Wollte er das wirklich wissen? Würde er damit nicht Kens Gefühle verletzen, wenn er ihn bat, ihn zu küssen, ohne dass es ihm etwas bedeutete? Nur, weil er wissen wollte, wie es sich anfühlte? Er musste es auf einen Versuch ankommen lassen.
 

„Ken? Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“
 

„Ja, sicher. Worum geht es denn?“
 

„Würdest du mich küssen?“
 

Ken traute seinen Ohren nicht. Hatte Genzo das wirklich gerade von ihm verlangt?
 

„Ah, Genzo… das…“
 

„Ich wusste es. Ich habe deine Gefühle verletzt, oder?“
 

Ken musste über seine Ehrlichkeit lächeln.
 

„Nein, so schlimm ist es nicht. Aber willst du das wirklich?“
 

Genzo nickte schwach.
 

Ken zog den Stuhl näher ans Kopfende des Bettes und beugte sich so weit vor wie möglich. Genzo wandte den Kopf zu Ken und schloss die Augen. Sein Herz begann ungewöhnlich laut zu schlagen. Was war das für ein seltsames Gefühl, dass sein Inneres erfüllte? Ken berührte leicht Genzos Lippen und seine Augen füllten sich mit Tränen. Wie oft hatte er davon geträumt, Genzo wieder küssen zu können? Als er den Kuss löste, betrachtete er Genzo traurig. Er hatte den Kuss nicht erwidert. Also hatte er gar nichts gefühlt?
 

„Vielleicht sollte ich jetzt gehen. Ich bin ein bisschen müde.“
 

Genzo konnte es nicht glauben. Sein Herz schlug wie wild, sodass er Ken kaum verstand. Ken war schon fast an der Tür, als Genzo seine Worte wiederfand.
 

„Warte, Ken! Du hast am 29. Dezember Geburtstag, oder?“
 

Ken blieb abrupt stehen. Woher wusste er das? Erinnerte er sich wieder?
 

„Ja“, flüsterte er antwortend.
 

„Würdest du mich noch einmal küssen?“
 

Ken schüttelte den Kopf.
 

„Nein, ich kann das jetzt nicht. Bitte verzeih mir. Ich möchte jetzt lieber allein sein.“
 

„Aber…“
 

Ken verließ das Zimmer. Er konnte Genzo nicht in die Augen schauen. Er hätte sicher angefangen zu weinen. Auch, wenn er sich vielleicht an seinen Geburtstag erinnert hatte, war das noch kein Zeichen, dass er sich auch an alles andere erinnerte.
 

Kurz bevor er sein Zimmer erreichte, blieb er stehen und sah zurück.
 

Hatte er Genzo das Datum seines Geburtstages jemals mitgeteilt?
 

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Uuuuuuuund Schnitt! ^^

Ja, ich weiß, was ihr sagen wollt: Gemeinheit, fies, jetzt schon?

Aber: Ja! ^^ Ich liebe nun mal Cliffhanger. ^^
 

Irgendwie wird mir Schneider langsam unsympathisch. Das habe ich schon während des Schreibens gemerkt... Naja, mal sehen, was er noch alles anstellt. *hehe*
 

Bis bald!

Zero

Teil 4

Hallo ihr Lieben!
 

Habt ihr mich vermisst? ^^

Hier nun endlich Teil 4. Ich weiß nicht, was ich schreiben soll, deswegen gibts diesmal nur ein: "Danke an alle Kommischreiber" und "Viel Spaß beim Lesen"! ^____^v
 

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Teil 4
 

Genzo lag selbst nach der Visite lange wach und dachte über den Vorfall vom Vormittag nach.
 

Während des Kusses hatten ihn plötzlich Erinnerungen an Gefühle überfallen, die er gar nicht geglaubt hatte, jemals gehabt zu haben. Sie waren mit einer solchen Intensität über ihn eingebrochen, dass er selbst jetzt noch Herzklopfen hatte, wenn er daran dachte. Auch wenn er sich an die konkreten Ereignisse immer noch nicht erinnern konnte - dass er starke Gefühle für Ken hatte, daran zweifelte er nun nicht mehr. Warum nur hatte er Kens Kuss nicht erwidert? Das musste diesem sehr nahe gegangen sein, er hatte förmlich gespürt, wie der andere sich von ihm zurückgezogen hatte.
 

Genzo musste unbedingt noch einmal mit Ken sprechen. Am besten so schnell wie möglich. Doch was sollte er ihm sagen? Er konnte ihm wohl schlecht seine Liebe gestehen, wenn er sich nicht an ihn erinnerte. Solange er seine Erinnerungen nicht zurückhatte, würde Ken ihm das kaum abnehmen.
 

Also grübelte Genzo weiter, kam aber zu keinem vernünftigen Schluss, weswegen er schon nach einiger Zeit wieder einschlief.
 

In den nächsten Tagen bekam Genzo immer nur Absagen, wenn er eine Krankenschwester bat, Ken zu ihm zu bringen. Genzo war traurig darüber und verbrachte so mehr Zeit mit Schneider, der jeden Tag vorbei kam und ihm von den Geschehnissen in der Fußballwelt erzählte.

Genzo fragte sich zwar, warum Schneider nicht in München war, um dort mit seiner Mannschaft zu trainieren, doch glaubte er, die Antwort darauf zu kennen. Und diese Antwort gefiel ihm ganz und gar nicht. Schneider hatte etwas Derartiges zwar nie zu ihm gesagt, aber an seinen Blicken konnte er sehen, dass dieser nicht einfach nur freundschaftliche Gefühle für ihn hegte. War Ken vielleicht deswegen so deprimiert? War er eifersüchtig auf Schneider, an den er sich erinnern konnte?
 

»Das ist doch absurd!« schalt er sich selbst.
 

Aber irgendetwas musste zwischen den beiden vorgefallen sein, da Schneider sich von Tag zu Tag auffälliger erkundigte, wie die Gespräche mit Ken verliefen und Genzo ihm jedes Mal sagen musste, dass er ihn schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatte. Dann bekamen Schneiders Augen immer einen so seltsamen Glanz, der Genzo Angst machte. Er mochte Schneider, aber eben nur als Freund. Aber solange dieser ihm nicht direkt sagte, dass er ihn liebte, würde er selbst auch nicht mit diesem Thema anfangen.
 

Zwei Wochen später wurde Ken dann endlich entlassen. Bevor er jedoch das Krankenhaus verließ, schaute er noch einmal bei Genzo vorbei, um diesen zu bitten, noch einige Zeit bei ihm wohnen zu dürfen – zumindest so lange, bis er wieder nach Japan zurückkehrte.
 

Genzo war damit einverstanden, schien aber traurig, als Ken erwähnte, dass er bald wieder abreisen würde. Bildete er sich das nur ein, oder war Genzo wirklich unglücklich darüber? Bevor er allerdings weiter darüber nachdenken konnte, fragte Genzo ihn zaghaft, ob er dann wenigstens noch so lange bleiben würde, bis er wieder gesund wäre.

Ken schluckte, nickte aber. Was hatte das denn für einen Sinn? Sollte er sich selbst noch unglücklicher machen? Die Antwort kannte er bereits. Ja, er würde es tun. Genzo zuliebe. Weil er ihn so sehr liebte, würde er ihn am liebsten nie wieder im Stich lassen, gleichzeitig machte ihn aber der Gedanke, dass Genzo sich nicht an ihn erinnerte, immer noch fertig.

Er lächelte Genzo plötzlich offen an und versprach ihm, nicht abzureisen, wenn er dafür seinen traurigen Gesichtsausdruck für einen Moment ablegte.
 

Genzo seinerseits lächelte ebenfalls. Sollte er es ihm sagen? Jetzt wäre der geeignete Moment. Doch er ließ ihn verstreichen und schon wandte sich Ken zum Gehen.
 

„Ken?“
 

Der Angesprochene drehte sich noch einmal um und sah ihn fragend an.
 

„Möchtest du nicht wissen, woher ich dein Geburtsdatum kenne?“
 

„Doch. Stimmt, ich hatte ganz vergessen, dich danach zu fragen.“
 

„Ich habe mal einen Artikel über dich in einer Sportzeitschrift gelesen. Und da wurde dein Geburtstag erwähnt.“
 

„Daran erinnerst du dich noch?“
 

Genzo nickte und Ken lächelte traurig. Leider war ihm das noch nicht genug, auch wenn es immerhin ein Anfang war. Er hatte die Erinnerungen also nicht vollkommen verloren, sondern sie nur irgendwo vergraben.
 

„Kommst du mich denn ab und zu mal besuchen?“
 

Ken nickte kaum merklich und verließ dann das Zimmer. Er hatte ihn nicht anlügen wollen. Wahrscheinlich würde er aber nicht noch einmal die Kraft aufbringen, hierher zu kommen, ihm das offen zu sagen, dazu fehlte ihm allerdings die nötige Willenskraft.
 

Genzo seufzte. Er hatte es wieder nicht getan. Er hatte ihm wieder nicht sagen können, dass er seinen Arm nicht bewegen konnte. Wer wusste schon, ob ihn das vom Gehen abgehalten hätte? Der Arzt hatte ihm zwar keine Versicherung gegeben, dass es wieder besser werden würde, aber die Chance, dass er jemals wieder Fußball spielen können würde, war sehr groß. Genzo hoffte, durch die Krankengymnastik bald wieder etwas spüren zu können. Der Arzt hatte ihm aber auch einen langwierigen Heilungsprozess vorausgesagt. Er solle nicht zu viel auf einmal erwarten. Deswegen war er auf unbestimmte Zeit von seiner Mannschaft freigestellt worden.
 

Ken ließ sich nach der Erledigung der Entlassungsformalitäten von einem Taxi zu Genzos Wohnung bringen. Seine Eltern waren bereits wieder abgereist. Als er erfahren hatte, dass er bald entlassen werden würde, hatte er ihnen gesagt, sie könnten ruhig wieder nach Hause zurückkehren, er komme von nun an allein zurecht.
 

„Aber lass ab und zu von dir hören, ja?“, beschwor ihn seine Mutter.
 

Vor der Tür zu Genzos Wohnung stapelten sich, zum Teil schon verwelkte, Blumensträuße und andere Geschenke seiner Fans. Scheinbar war er auch hier sehr beliebt, was Ken nicht erwartet hatte.

Er nahm die Geschenke mit hinein und las sich die Karten durch, die auf Japanisch verfasst worden waren. Da die Leute Genzo auf diesen Karten eine schnelle Genesung wünschten, nahm Ken an, dass die Karten, die auf Deutsch verfasst worden waren, denselben Inhalt hatten. Er würde einfach alle Grüße für Genzo mit ins Krankenhaus nehmen, wenn er wieder dorthin fuhr - wann auch immer das sein mochte.

Ken humpelte ins Bad, um sich endlich mal wieder einer ausgiebigen Dusche zu widmen.

Dabei achtete er darauf, dass sein gebrochenes Bein nicht nass wurde. Doch noch während er sich einseifte, wünschte er, er hätte vorerst darauf verzichtet. Sobald er seine Schulter auch nur ansatzweise falsch bewegte, durchzog selbige ein lähmender Schmerz, der Ken in die Knie zwang. Als der Schmerz ein wenig nachließ, spülte er sich mit Wasser ab und trocknete sich, so weit es seine Schulter zuließ. Danach kehrte er ins Wohnzimmer zurück und setzte sich vor den Fernseher. Doch auch dieser konnte ihn nicht von den Gedanken an Genzo ablenken. Seufzend schaltete er das Gerät nach einer Weile wieder aus und stand schwerfällig auf. Er humpelte zum Fenster und sah hinaus. Doch auch der Sonnenschein vermochte seine Laune nicht zu heben. Immer wieder dachte er an Genzo und an dessen Qualen. Gleichzeitig kamen dann auch wieder die Schuldgefühle in ihm hoch, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließen.

Er griff kurzerhand zum Telefonhörer und wählte Kojiros Nummer.

Dieser war erstaunt, mal wieder etwas von Ken zu hören, doch als Ken ihm erzählte, was passiert war, versprach ihm Kojiro, so schnell wie möglich nach Deutschland zu kommen.
 

„Das ist wirklich nicht nötig. Genzo geht es den Umständen entsprechend schon wieder einigermaßen. Er wird das schon schaffen.“
 

Doch Kojiro ließ sich nicht beirren und schon zwei Tage später saß er im Wartezimmer des Krankenhauses, während Ken bei Genzo war, um ihm die Karten zu überreichen und ihn zu fragen, ob er sich an Kojiro erinnerte. Wie nicht anders zu erwarten war, erinnerte er sich nicht, dennoch wollte er ihn gerne treffen.
 

Ken humpelte zum Wartezimmer zurück.
 

„Er meint, er würde dich gerne sehen. Aber erwarte nicht zuviel. Scheinbar erinnert er sich auch nicht an dich.“
 

Kojiro betrachtete Ken ernst.
 

„Das geht dir ziemlich nahe, hmm?“
 

„Was meinst du genau?“
 

„Na, dass er sich an alles erinnern kann, was hier passiert ist, aber an alles, was mit dir oder euch zu tun hat nicht.“
 

Ken sah Kojiro an. Er wusste, dass er ihm nichts vormachen konnte. Dafür kannten sie sich zu gut.
 

„Ja, es macht mich fertig. Aber was soll ich dagegen machen? Du weißt gar nicht, was das für ein Gefühl ist, wenn du ihm etwas erzählst, was ihr beide erlebt habt, du in seinen Augen aber nicht den winzigsten Funken des Erinnerns siehst.“
 

Kojiro legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter.
 

„Lass uns zu ihm gehen. Er wundert sich bestimmt schon, wo wir so lange bleiben.“
 

Ken nickte betrübt. Gemeinsam gingen sie zu Genzos Krankenzimmer zurück. Dieser lächelte Kojiro zwar freundlich an, aber dass er ihn nicht erkannte, dass merkten sie sofort.
 

„Du bist also einer von Kens Freunden?“
 

„Ah, ja, aber wir kennen uns auch. Ich habe früher zusammen mit Ken in einer Mannschaft gespielt. Und dann haben wir drei zusammen für Japan gespielt.“
 

„Ja, das hat mir Ken auch schon erzählt. Tut mir leid, dass ich mich nicht daran erinnern kann.“
 

„Schon okay, das kommt schon noch wieder.“
 

Kojiro lächelte und plötzlich hatte Ken das Gefühl, eine Zentnerlast würde von seinem Herzen abfallen. Kojiros Worte machten auch ihm Mut.
 

Als sie sich später von Genzo verabschiedeten, hatte Ken wieder etwas Zuversicht geschöpft, dass alles wieder gut werden würde. Bevor sie gingen, bat Genzo ihn, noch kurz da zu bleiben.
 

„Was gibt es denn noch?“
 

„Ich weiß, du findest das bestimmt seltsam und völlig fehl am Platz, aber ich muss noch mal mit dir über uns sprechen. Bitte. Es ist mir sehr wichtig. Ich bin immerhin nicht blind und sehe, dass dir diese Situation aufs Gemüt schlägt.“
 

„Genzo, können wir das nicht verschieben? Du bist noch lange nicht gesund, und ich will dich mit meinen Gefühlen nicht bedrängen. Dich so zu sehen, bricht mir das Herz und mit deiner Naivität machst du es nicht gerade besser. Du denkst sicher, es würde alles wieder gut werden, wenn du dich irgendwann an alles erinnern kannst, aber was, wenn das nicht passiert? Ich könnte das nicht ertragen und deshalb…“
 

„Deshalb was? Willst du einfach abhauen, ohne zu sehen, was passiert? Ohne deine Hilfe schaffe ich es bestimmt nicht, mich an alles zu erinnern!“
 

Nach einer kurzen Pause flüsterte er mit fast flehendem Unterton: „Bitte, küss mich, Ken!“
 

Hatte er richtig gehört? Sollte das ein schlechter Scherz sein?
 

„Das … das … ist nicht dein Ernst, oder? Weißt du überhaupt, was du da von mir verlangst?“
 

„Ja! Immerhin sind wir verlobt, oder nicht? Sollte es dann nicht normal sein, dass wir uns küssen, wenn wir uns voneinander verabschieden?“
 

Ken konnte nicht anders. Er musste lachen. So eine absurde Erklärung hatte er noch nie gehört. Was bezweckte Genzo damit?

Trotzdem humpelte er zum Bett, stützte sich mit einem Arm neben Genzos Kopf ab und beugte sich zu ihm herunter. Genzo hob seine linke Hand und legte sie an Kens Wange, als dieser ihn vorsichtig küsste. Dieses Mal musste er den Kuss erwidern, um Ken nicht wieder abzuschrecken. Auch wenn es seltsam war: Durch diese Berührung kamen wieder Gefühle zum Vorschein, die er glaubte, nicht zu kennen, die ihn aber mit eigenartiger Genugtuung erfüllten.

Als Ken den Kuss lösen wollte, packte Genzo seinen Hinterkopf und zog ihn wieder zu sich. Er wollte nicht, dass es jetzt schon vorbei war.

Ken verlor beinahe das Gleichgewicht, als Genzo ihn so unerwartet an sich drückte. Wie gut sich das anfühlte nach so langer Zeit! Ken schloss die Augen und genoss ihre Zweisamkeit so lange sie dauerte. Er ließ die Gehhilfen fallen und streichelte mit der freigewordenen Hand sanft über Genzos Wange.
 

„Ich liebe dich!“, flüsterte er in den Kuss.
 

Genzo lächelte.
 

„Ich weiß.“
 

Sie küssten sich weiter, bis sie ein sichtlich verlegenes Räuspern im Hintergrund vernahmen. Ken löste sich schweren Herzens von Genzo und versprach ihm, von nun an öfter vorbei zu kommen.
 

„Wirklich?“
 

Genzos hoffnungsvoller Blick entlockte Ken ein Lächeln. Trotzdem nickte er.
 

Kojiro lächelte wissend, als Ken auf ihn zutrat.
 

„Habt ihr euch versöhnt?“
 

„Davon kann wohl keine Rede sein.“
 

„Solltest du nicht froh sein, dass er dich überhaupt so an sich ranlässt, wo du doch im Prinzip ein Fremder für ihn bist?“
 

„Mag schon sein, aber ich ertrage es einfach nicht, dass er nur mir zuliebe so tut, als sei alles in Ordnung.“
 

„Ich verstehe dich ja, aber gib ihm Zeit. Das wird sich garantiert von alleine klären. Und ist es nicht schon ein positives Zeichen, dass er das alles nur dir zuliebe tut? Ich bin mir sicher, dass er trotz, dass er sich nicht an dich erinnern kann, etwas für dich empfindet! Freu dich doch einfach darüber, statt hier Trübsal zu blasen!“
 

Ken seufzte. Er lud Kojiro ein, für die Dauer seines Aufenthaltes bei ihm bzw. Genzo zu wohnen, was Kojiro dankend annahm.

Gemeinsam fuhren sie dann zur Wohnung und Kojiro staunte nicht schlecht, als er Genzos riesige Wohnung sah. Er stellte seine Sporttasche im Flur ab und sah sich flüchtig um.
 

„Wow! Der lebt hier ja wie ein König! Sein Verein muss wirklich große Stücke auf ihn halten, wenn die ihn so gut bezahlen, dass er sich das hier leisten kann!“
 

„Ja, da hast du wohl Recht.“
 

Kojiro setzte sich auf die Couch und sah sich noch ein wenig um, während Ken ihm etwas zu trinken holte.
 

Als er es ihm überreichte, bedankte sich Kojiro und Ken setzte sich auf den Sessel gegenüber.
 

„Hast du schon gehört, dass in drei Monaten ein Freundschaftsspiel gegen Argentinien stattfinden soll?“
 

„Nein, davon weiß ich nichts.“
 

„Wie ich gehört habe, sollst du aber als Torwart Nummer Eins gehandelt werden. Meinst du, du bist bis dahin wieder fit?“
 

„Warum hat mir dann noch niemand Bescheid gesagt?“
 

„Keine Ahnung. Vielleicht haben sie von deinem Unfall gehört, und wollen dich schonen.“
 

„Selbst wenn, hätte man mich doch fragen können! Ich werde mich morgen mit meinem Manager in Verbindung setzen.“
 

„Eine gute Idee.“ Kojiro grinste und fragte Ken dann, ob er kurz duschen könne.
 

„Klar. Handtücher sind im Schrank neben dem Waschbecken.“
 

Kojiro dankte ihm, stand auf, wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er sich verlegen grinsend umsah: „Äh… und wo finde ich das Badezimmer?“
 

Ken gluckste und erklärte dann grinsend: „Wenn du vom Wohnzimmer auf den Flur trittst, gehst du nach rechts und dann ist es die Tür links am Ende des Ganges.“
 

„Danke.“
 

Ken schüttelte den Kopf. Dass er so was noch erlebte.
 

In weniger als einer Viertelstunde war Kojiro fertig und trat mit nassen Haaren ins Wohnzimmer. Währenddessen hatte Ken sich in die Küche begeben und nachgesehen, was noch an Nahrungsmitteln im Haus war, das nicht verdorben war. Er sollte sich morgen darum kümmern, dass etwas Essbares ins Haus kam. Vielleicht half ihm Kojiro ja beim Transport.
 

„Ken?“
 

„Ja?“
 

„Wo bist du?“
 

„Hier!“
 

„Und wo ist ‚hier’?“
 

„In der Küche.“
 

Kojiro lehnte sich an den Türrahmen und sah Ken dabei zu, wie dieser jeden Schrank öffnete, und sich umständlich nach vorne beugte, um in die unteren sehen zu können.
 

„Soll ich dir vielleicht helfen?“
 

„Das wäre nett.“
 

„Was suchst du denn?“
 

„Ich durchsuche die Schränke nach etwas Essbarem. – Etwas, dass noch nicht verdorben ist“, sagte er mit einem Blick auf das Obst, welches schon deutliche Verwesungsspuren aufwies. Kojiro rümpfte die Nase.
 

„Das riecht hier also so merkwürdig.“
 

„Ja. Kannst du mir mal einen Müllbeutel geben? Die sind da unten drin.“
 

Kojiro beugte sich runter und gab einen Beutel an Ken weiter, der dann das Obst mit spitzen Fingern so schnell wie möglich in die Tüte beförderte. Bei der schnellen Bewegung stoben etliche Fruchtfliegen auf, die sich schon gütlich daran getan hatten.
 

„Wah, das ist ja eklig. Hat Genzo hier eigentlich gar keine Haushälterin?“
 

„So weit ich weiß nicht. Darin bestand für ihn bisher ja auch keine Notwendigkeit.“
 

„Hmm… ja. Lass uns jetzt aber bitte nicht wieder depressiv werden, okay? Es ist schlimm, was mit euch passiert ist, aber seid froh, dass ihr mit dem Leben davongekommen seid.“
 

„Das bin ich ja auch. Aber es ist auch meine Schuld, dass es überhaupt erst dazu gekommen ist.“
 

„Mach dir nicht so große Vorwürfe. Das hätte jedem passieren können.“
 

„Es ist aber nicht jedem passiert.“
 

„Ken, ich mag dich sehr gern, aber im Moment scheinst du mir irgendwie ein bisschen zu sehr von der Rolle zu sein. Was hältst du davon, wenn wir was Essen gehen? Hier scheint es ja nichts Vernünftiges mehr zu geben. Und morgen werden wir dann Einkaufen gehen, okay?“
 

Ken nickte stumm. Er konnte ja verstehen, dass Kojiro ihn aufmuntern wollte, aber das schlechte Gewissen würde er wahrscheinlich erst loswerden, wenn Genzo wieder vollkommen gesund war.
 

Sie verließen die Wohnung, entsorgten noch schnell die verdorbenen Vorräte und machten sich dann auf den Weg zu einem Restaurant. Es war ihnen sogar egal, was sie aßen, hauptsache, es machte satt. Während des Essens sprachen sie über ihre nahen Zukunftspläne und Ken war immer noch hin- und hergerissen, ob er wirklich abreisen sollte, solange Genzo noch im Krankenhaus war.
 

Schließlich war es Kojiro, der ihm riet, Genzo von der ganzen Sache zu erzählen.
 

„Er wird dir schon nicht den Kopf abreißen.“
 

„Nein, aber er wird bestimmt wahnsinnig enttäuscht sein. Ich habe ihm versprochen, dass ich ihn jetzt öfter besuchen komme. Und eigentlich“, er hielt kurz inne und seufzte, „will ich auch gar nicht weg.“
 

„Sicher?“
 

„Ja. Ich kann ihn jetzt nicht im Stich lassen.“
 

Und er wollte Schneider keinen Grund zur Freude geben, wenn dieser erfuhr, dass er abreiste. Sicher war die offene Drohung Schneiders auch ein Grund, weswegen er nicht weg konnte. Wenn er jetzt ging, würde der Deutsche dies sicher als Kapitulation werten und sich als Sieger sehen. Das konnte Ken nicht zulassen.
 

„Na schön. Mir fällt da gerade etwas ein. Hast du deinem Verein eigentlich mitgeteilt, dass du hier verletzt im Krankenhaus gelegen hast?“
 

„Nein, das haben meine Eltern übernommen. Ich soll zurückkommen, wenn es mir besser geht.“
 

„Also im Prinzip jetzt.“
 

Ken senkte den Kopf.
 

„Schon, aber ...“
 

„Du willst ihnen doch nicht sagen, dass du wegen einer Herzensangelegenheit noch länger in Deutschland bleiben willst? Sei vorsichtig. Am Ende schmeißen sie dich noch raus.“
 

„Na, so schlimm wird es schon nicht werden.“
 

„Ich habe da so einige Gerüchte gehört. Scheinbar sind sie schon auf der Suche nach einem neuen Ersatztorwart.“
 

„Das ist doch Unsinn! Mein Manager hätte mich doch längst angerufen, wenn das so wäre!“
 

„Ja, aber wie soll er denn, wenn er nicht weiß, wie?“
 

In Ken machte sich plötzlich eine unheilvolle Erkenntnis breit. Konnte es tatsächlich möglich sein, dass er deswegen auch nichts von dem Freundschaftsspiel wusste?
 

„Können wir bitte sofort zurück fahren? Ich glaube, ich muss dringend telefonieren.“
 

Kojiro nickte, sie beendeten ihr Abendessen und fuhren dann mit dem Taxi zurück zu Genzos Wohnung.

Während Ken in Genzos Wohnzimmer humpelte und sich das Telefon schnappte, schloss Kojiro die Tür hinter sich und folgte ihm gemächlich.
 

„Ken?“
 

„Hmm?“, erwiderte dieser, während er konzentriert die Nummer eintippte.
 

„Dir ist aber schon klar, dass es in Japan gerade drei Uhr nachts ist? Willst du deinen Manager jetzt wecken?“
 

Ken hielt inne und ließ das Telefon sinken.
 

„Mist, daran habe ich gar nicht gedacht.“
 

„Gut, dass du mich hast“, erwiderte Kojiro grinsend. Ken lächelte angespannt.

„Lass uns schlafen gehen. Du willst doch bestimmt nicht noch sechs Stunden aufbleiben, oder?“
 

Ken schüttelte den Kopf. Er legte das Telefon wieder beiseite und seufzte dann.

„Also dann. Lass uns schlafen gehen!“
 

Am nächsten Morgen wachte Ken mit einem flauen Gefühl im Magen auf, konnte sich aber nicht erklären, woher es kam. Er humpelte in Boxershorts zum Bad und wusch sich das Gesicht, ehe er in die Küche stolperte und feststellte, dass nichts fürs Frühstück da war.
 

„Na toll. Das auch noch.“ Also humpelte er zum Wohnzimmer und versuchte so leise wie möglich, das Telefon heraus zu holen, damit Kojiro nicht aufwachte, der sein Nachtlager dort aufgeschlagen hatte.

Er kehrte in Genzos Schlafzimmer zurück und tippte die Nummer seines Managers erneut ein. Immer noch hatte er ein flaues Gefühl im Magen.

Angespannt starrte er auf die Bettdecke, als er darauf wartete, mit ihm verbunden zu werden. Nach einer schier endlos scheinenden Weile wurde der Hörer abgehoben und Kens Manager meldete sich. Fast schon erleichtert sagte Ken: „Hallo Yamada-san!“
 

„Wakashimazu-kun! Endlich! Wissen Sie eigentlich, wie oft ich in den letzten Wochen versucht habe, Sie zu erreichen? Wo stecken Sie denn, um Himmels willen? Hier sind alle schon in heller Aufruhr!“
 

„Aber haben meine Eltern Ihnen denn nicht Bescheid gegeben? Ich bin in Deutschland und …“
 

„SIE SIND WAS??? SEIT WANN? WIESO HABEN SIE MIR NICHTS DAVON GESAGT?“
 

Ken hielt den Hörer ein wenig vom Ohr.
 

„Aber ich dachte…“
 

„Das ist eine Katastrophe! Sie müssen sofort zurückkommen! Am besten noch heute!“
 

„Aber so hören Sie mir doch erstmal zu. Ich hatte einen Unfall und…“
 

„UNFALL??? Oh Gott, oh Gott! Was ist passiert?“
 

„Nun ja, ich hatte einen Autounfall und habe ein paar angeknackste Rippen, ein paar Prellungen, eine gebrochenes Jochbein und ein gebrochenes Bein.“
 

„Das ist ja schrecklich.“
 

„Na ja, so schlimm sind die Schmerzen jetzt auch nicht mehr.“
 

„Das meinte ich nicht. Der Teammanager hat mich gestern angerufen und mir mitgeteilt, dass man Ihnen noch eine letzte Chance gibt, bevor man den Vertrag mit Ihnen löst, wenn Sie beim nächsten Spiel im Tor stehen. Aber so wie es aussieht, wird daraus wohl nichts. Geben Sie mir Ihre Nummer, damit ich Sie zurückrufen kann. Ich werde ihn jetzt gleich anrufen.“
 

Ken seufzte, musste dann aber erst eine von Genzos Visitenkarten hervorkramen, da er die Nummer nicht kannte.
 

„Bleiben Sie, wo Sie sind! Ich rufe Sie gleich zurück!“
 

Ken legte auf und stützte den Kopf in die Hände. So schlimm war es also? Das hatte er ja nicht ahnen können! Eine halbe Stunde später klingelte das Telefon. Ken nahm das Gespräch an und wünschte sich, es gäbe gute Neuigkeiten.
 

„Also, Miyamoto-san ist sehr aufgebracht. Dank meines Verhandlungsgeschickes ist es mir aber gelungen, eine halbwegs akzeptable Lösung zu finden.“
 

„Ich muss den Verein nicht verlassen?“
 

„Nein, aber nur, wenn Sie so bald wie möglich und zwar übermorgen zurückkommen. Ich habe einen Flug für übermorgen früh acht Uhr auf Ihren Namen buchen lassen.“
 

„Aber das ist…“
 

„Ich bin noch nicht fertig. Außerdem werden Sie für den Ausfall die entstandenen Unkosten abarbeiten müssen.“
 

„Und was heißt das?“
 

„Man hat ein paar lukrative Angebote von namhaften Parfüm-Herstellern an Land gezogen, für die Sie in Werbespots auftreten sollen.“
 

„Aber ich bin verletzt.“
 

„Dann muss man eben bestimmte Teile ihres Körpers ausblenden. Das wird nicht das Problem sein, denke ich. Die Einnahmen gehen übrigens allesamt an den Verein.“
 

Ken schwieg. Was hätte er auch dazu sagen sollen? Er konnte sich nicht gegen seine Vorgesetzten wehren.
 

Als seinem Manager die Stille zu lang wurde, seufzte er und meinte nun gutmütiger: „Wakashimazu-kun. Sie haben gar keine andere Wahl, wenn Sie weiter in der Mannschaft bleiben wollen.“
 

„Ich weiß. Ich akzeptiere die Bedingungen.“
 

„In Ordnung. Ich werde Miyamoto-san gleich anrufen und ihm Ihre Entscheidung mitteilen. Übermorgen hole ich Sie dann vom Flughafen ab.“
 

„Okay.“ Kens Stimme war nur noch ein Flüstern. Er drückte auf den roten Knopf und stützte den Kopf wieder auf die Hände. Also konnte er sein Versprechen Genzo gegenüber doch nicht einhalten.
 

„Was ist passiert?“, fragte Kojiro gähnend, als Ken das Telefon zurück ins Wohnzimmer brachte. Er seufzte unablässig und wirkte unendlich traurig.
 

„Schlechte Nachrichten?“, hakte Kojiro noch einmal nach.
 

Ken nickte und ließ sich auf den Sessel fallen, was seine Schulter ihm mit einem schmerzhaften Durchzucken dankte.
 

„Verdammt.“
 

„Willst du es mir erzählen, oder soll ich weiter raten?“
 

„Ich muss übermorgen zurück nach Japan fliegen.“
 

„Warum?“
 

„Ansonsten wird mir der Vertrag gekündigt. Außerdem muss ich für die Zeit, die ich nicht spielen konnte, Werbung machen.“
 

„Das klingt nach Stress. Und was ist mit Genzo?“
 

„Was soll schon sein? Ich werde ihn erstmal ein paar Monate nicht mehr sehen können.“
 

„Sagst du es ihm?“
 

„Wahrscheinlich sollte ich es tun. Aber ich habe Angst davor.“
 

„Es wäre besser, wenn du es tust. Ansonsten macht er sich doch nur unnötige Sorgen.“
 

Ken nickte bedrückt. Ja, noch heute würde er zum Krankenhaus fahren. Aber er wusste, dass Genzo sich dann die Schuld an der Situation geben würde. Ken schwor sich, ihn von diesem Gedanken abzubringen, sollte es dazu kommen.
 

Am Vormittag erledigten Ken und Kojiro einige Einkäufe. Sie fuhren gemeinsam zum Krankenhaus, sobald sie diese zu Genzos Wohnung gebracht hatten und dort erstmal in Ruhe gefrühstückt hatten. Genzo lächelte, als Ken das Zimmer betrat. Dieser lächelte ebenfalls, allerdings verging es ihm schnell wieder, als er sah, dass Schneider an Genzos Bett saß.
 

»Ist der schon wieder hier?«
 

Doch ließ er sich seinen Unmut nicht anmerken. Kojiro, der nach Ken das Zimmer betreten hatte, begrüßte Schneider freundlich, aber zurückhaltend.
 

„Was macht der hier?“, fragte er daraufhin Ken auf Japanisch.
 

„Keine Ahnung“, raunte ihm dieser zu.
 

Genzo, der von ihrer Unterhaltung nichts mitbekommen hatte, begrüßte auch Kojiro lächelnd.
 

„Was führt euch beide denn hierher?“
 

„Ich habe dir was Wichtiges mitzuteilen. Kannst du ihn kurz rausschicken?“
 

Er deutete mit dem Kopf leicht in Schneiders Richtung.
 

„Schon okay. Er kann dich eh nicht verstehen.“
 

„Was hat er gesagt?“, fragte Schneider nun etwas nervös, da er ahnte, dass man von ihm sprach.
 

„Er möchte kurz mit mir reden und wollte, dass ich dich rausschicke, aber ich habe gesagt, dass du eh nicht verstehst, was er sagt, also kannst du ruhig bleiben.“
 

Schneider lächelte.
 

„Verstehe. Ich kann aber auch rausgehen, wenn es was Persönliches ist.“
 

„Schon in Ordnung. Bleib ruhig.“
 

An Ken gewandt, sagte er: „Also?“
 

Ken stand unschlüssig im Zimmer und sah Schneider eindringlich an, bis dieser verstand und ihm den Stuhl an Genzos Bett anbot. Er selbst stellte sich ans Fenster. Kojiro leistete ihm derweil Gesellschaft. Er wollte die beiden nicht stören. Es fiel Ken auch sicher so schon schwer genug, jetzt gehen zu müssen.
 

Ken schwieg noch eine Weile und Schneider glaubte schon, er habe vergessen, was er sagen wollte. Doch dann begann er leise zu sprechen und Schneider meinte schon, ein Zittern in seiner Stimme zu hören.
 

„Die Sache ist die: Ich fürchte, ich kann mein Versprechen nicht einlösen.“
 

Genzo sah ihn verwirrt an.
 

„Was meinst du damit?“
 

„Ich muss nach Japan zurückkehren.“
 

„Wann?“
 

„Übermorgen.“
 

Genzo zog hörbar die Luft ein.
 

„Schon? Warum?“
 

„Nun ja …“, Ken sah kurz zu Kojiro hinüber, der ihm aber aufmunternd zunickte.

„Man kündigt meinen Vertrag, wenn ich nicht so schnell wie möglich dort aufkreuze. Scheinbar hat man vergessen, meinem Management mitzuteilen, dass ich einen Unfall hatte. Und so dachten natürlich alle, ich würde mich vor den Spielen drücken.“
 

„Das ist alles meine Schuld, nicht wahr?“
 

Ken nahm Genzos taube Hand. „Nein, das ist es nicht! Denk gar nicht erst an so etwas! Das ist alles ganz allein mein Fehler. Und für den muss ich nun geradestehen.“
 

„Wann kommst du zurück?“
 

„Ich habe keine Ahnung. Ich werde erstmal auf unbestimmte Zeit meine Schulden abarbeiten müssen.“
 

„Auf unbestimmte Zeit? Verstehe…“
 

Genzo wirkte plötzlich so kraftlos und auch seine Hand lag bewegungslos in Kens Hand.

Ken verschränkte die Finger mit der Hand. Doch Genzo rührte keinen Finger. Ken sah auf. Zuerst in Genzos Gesicht, das seine Enttäuschung verriet und dann auf seine Hand, die ungewöhnlich kalt war. Er ließ die Hand los und legte sie wieder neben Genzo aufs Bett.
 

„Warum hast du mir nichts gesagt?“, flüsterte er nun leise.
 

Kojiro, der den Wandel in Kens Verhalten bemerkt hatte, bat Schneider, ihm zu zeigen, wo er etwas zu trinken bekam. Die beiden sollten jetzt wirklich allein sein. Auch wenn Schneider nicht verstand, was sie redeten. Er selbst wollte jetzt nicht gerne hier bleiben. Man konnte die Spannung in der Luft beinahe greifen.

Schneider nickte, sagte Genzo, dass sie bald wieder da wären und verließ mit Kojiro das Zimmer.
 

„Gesagt? Was denn?“, erwiderte Genzo ausweichend.
 

„Dass du deine Hand nicht bewegen kannst. Wie lange geht das schon so?“
 

Er hatte es bemerkt? Aber wie?
 

„Seitdem ich wieder zu mir gekommen bin.“
 

„Du hast es aber doch wohl dem Arzt gesagt, oder?“
 

„Ja. Er meint auch, dass es sicher wieder in Ordnung kommt.“
 

„Warum bist du so verantwortungslos? Vertraust du mir überhaupt nicht?“
 

„Doch, natürlich. Ich habe aber auf den passenden Augenblick gewartet, um es dir zu sagen.“
 

„Und wann sollte dieser Augenblick sein?“
 

Darauf hatte Genzo keine Antwort. Er hätte es ihm viel früher sagen müssen. Bevor er selbst drauf kam, so wie heute.

Ken sah Genzo nun durchdringend an und wartete darauf, dass Genzo ihm antwortete. Doch dieser starrte ihn nur stumm an.
 

„Es tut mir leid“, flüsterte er schließlich.
 

Ken seufzte. „Wann rechnet man damit, dich zu entlassen?“
 

„Ich weiß es nicht. Ich bekomme erst einmal Krankengymnastik, um meine rechte Hälfte hoffentlich bald wieder bewegen zu können. Ich denke, man wird mich entlassen, sobald das Schlimmste überstanden ist.“
 

„Und wer kümmert sich dann um dich?“
 

„Mach dir keine Sorgen. Ich konnte bisher auch ganz gut für mich selbst sorgen. Du ahnst gar nicht, wie oft ich mir schon den Arm gebrochen habe.“ Ein zaghaftes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Auch Kens Mundwinkel zuckten leicht.
 

„Ich komme wieder, sobald sich die Wogen geglättet haben. Aber ich weiß nicht, wie lange das dauern wird.“
 

„Schon okay. Bis du wieder da bist, bin ich sicher wieder gesund“, seine Stimme senkte sich „und vielleicht erinnere ich mich dann auch wieder an dich.“
 

Ken nickte leicht, beugte sich vor und küsste seine Wange. In Genzos Bauch begann es zu kribbeln.
 

„Ich rufe dich ab und zu mal an, okay?“
 

Genzo nickte, dann stand Ken auf und nahm seine Gehhilfe in die Hand.
 

„Also, dann. Machs gut und werd bald wieder gesund, hörst du? Wenn ich wiederkomme, trainierst du wieder fleißig.“
 

Genzo lächelte: „Versprochen.“ Er streckte Ken seine linke Hand entgegen und besiegelte mit einem Händedruck ihr Versprechen.
 

Als Ken das Zimmer verließ, war er irgendwie erleichtert, obwohl er sich nicht erklären konnte, warum. Wenn er wiederkam, wäre vielleicht wieder alles wie früher. Daran wollte er glauben. Vor der Tür warteten bereits Kojiro und Schneider. Ken schickte Kojiro ins Zimmer, damit auch dieser sich von Genzo verabschieden konnte, während er selbst um ein kurzes Gespräch mit Schneider bat.
 

„Was willst du?“
 

„Dich um einen Gefallen bitten.“
 

Schneider blinzelte überrascht.
 

„Mich? Um einen Gefallen?“
 

„Ja. Ich tue es nicht gerne, das kannst du mir glauben, aber Genzos Wohl liegt mir sehr am Herzen, deswegen möchte ich dich bitten, dich um ihn zu kümmern, solange er noch nicht wieder auf den Beinen ist. Du scheinst einer seiner besten Freunde hier zu sein, auch wenn ich das nicht nachvollziehen kann.“
 

„Du weißt schon, dass ich die Situation ausnützen könnte?“
 

„Solltest du das tun, werde ich dich dafür zur Verantwortung ziehen.“
 

„Und was, wenn Genzo es selbst will? Willst du mich dann immer noch verprügeln?“
 

„Sollte dieser unwahrscheinliche Fall eintreten, werde ich das mit Genzo selbst klären.“
 

„Na schön. Ich werde nichts tun, was Genzo nicht auch will“, erwiderte Schneider schließlich und trat dann ins Zimmer.
 

Ken seufzte. Was hatte er da nur getan? Aber Schneider war nun mal der einzige, den er darum bitten konnte. Andere Spieler aus Genzos Mannschaft kannte er nicht. Und er wusste nicht, ob er außer seinen Mannschaftskollegen überhaupt Freunde hier hatte.

Er wartete vor dem Zimmer, bis Kojiro wieder herauskam. Dieser sah ihn mitleidig an.
 

„Was ist?“
 

„Ich glaube, das wird sehr schwer für ihn. Er hat geweint, als ich ins Zimmer kam.“
 

Ken biss sich auf die Lippe. Das hatte er nicht gewollt.
 

„Hast du dir eigentlich Gedanken darüber gemacht, wie es mit euch weitergehen soll, wenn ihr wieder gesund seid und du deine Schulden abgearbeitet hast?“
 

Ken schüttelte den Kopf. „Genzo hat mir kurz vor dem Unfall gesagt, dass er Deutschland nicht verlassen kann. Es ist immerhin sein großer Traum. Und ich kann doch nicht in ein vollkommen fremdes Land ziehen.“
 

„Aber dasselbe hat Genzo doch vor 14 Jahren auch gemacht. Was hindert dich daran? Du liebst ihn und willst bei ihm sein.“
 

„Ja, aber trotz allem ist Japan meine Heimat. Ich kann mich nicht so schnell für ein völlig neues Leben entscheiden. Da bin ich sehr altmodisch.“
 

Kojiro nickte nur verstehend und fuhr dann mit ihm wieder zu Genzos Wohnung zurück. Er packte alles zusammen, was er mitgebracht hatte. als ihm auf der Suche nach seiner Kleidung ein T-Shirt von Genzo in die Hände fiel, löste das eine nie geahnte Sehnsucht und Traurigkeit in ihm aus. Die Intensität seiner Gefühle machte ihm selbst Angst. Noch nie hatte er einen Menschen mehr geliebt, als seinen ehemaligen Rivalen.
 

Am übernächsten Morgen schmerzte Kens Magen regelrecht, als er sich nach dem Check-In auf den Weg zum Boarding machte. Kojiro blieb noch ein paar Tage hier und kümmerte sich für ihn um Genzos Angelegenheiten.

Das dumpfe Gefühl verging auch nicht, als er während des Fluges in einen leichten Schlaf fiel. Schon nach kurzer Zeit wachte er wieder auf und sah aus dem Fenster. Könnte er sich doch wenigstens ablenken. Aber nichts vermochte seiner Stimmung Auftrieb zu verleihen. Nach einigen Stunden begannen dann seine Gelenke vom stillen Sitzen wehzutun. Er versuchte sein Bein zu strecken, aber es wollte ihm nicht gelingen. Er stöhnte leise auf, was seinen Sitznachbarn dazu verleitete, ihm anzubieten, die Plätze zu tauschen, damit er das Bein besser strecken konnte. Ken nahm dankend an und stand umständlich auf.
 

»Schon besser.« dachte er bei sich, als die Schmerzen langsam wieder erträglicher wurden.
 

Einige Stunden später landeten sie dann in Japan und Ken wurde von seinem Manager abgeholt, der ihn zwar freundlich begrüßte, aber nur darauf wartete, ihn zur Schnecke machen zu können, sobald sie unter sich waren.
 

„Was haben Sie sich nur dabei gedacht?“, fragte er, als sie schließlich in seinem Wagen saßen und sich auf den Weg zu Kens Wohnung machten.
 

„Ehrlich gesagt gar nichts.“
 

„Aber wie ist es überhaupt dazu gekommen? Und was wollten Sie in Deutschland?“
 

„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.“
 

„Warum nicht?“
 

„Es ist etwas Persönliches.“
 

„Aha. So persönlich, dass Sie dafür kurzerhand Ihr Training schmeißen und hinüber fliegen?“
 

„Ja“, antwortete Ken ernst und leise.
 

Sein Manager seufzte theatralisch.
 

„Sie können froh sein, dass man Ihnen noch eine zweite Chance gibt.“
 

„Ich weiß.“
 

Während der Fahrt musste er sich weitere Seitenhiebe gefallen lassen. Aber die Frage nach dem Grund für seinen Besuch in Deutschland beantwortete er nicht. Eigentlich hatte niemand erfahren sollen, dass er Japan überhaupt verlassen hatte. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm.
 

Als sein Manager ihn vor seiner Wohnung absetzte, drückte er ihm noch eine Tasche mit Lebensmitteln in die Hand.
 

„Ich hole Sie morgen früh um acht Uhr ab. Wir haben viel vor.“
 

Ken nickte ergeben und starrte dann auf das Haus, in dem er wohnte. Irgendwie hatte er nicht länger das Gefühl, das hier wäre sein Zuhause. Es fühlte sich an, als betrete er eine fremde Wohnung, deren Schlüssel er irgendwo gefunden hatte.
 

Dank der Haushälterin, die er in weiser Voraussicht eingestellt hatte, war die Wohnung zwar sauber, aber trotzdem fühlte er sich hier nicht mehr heimisch.

Vielleicht war doch etwas dran an dem Spruch: „Zu Hause ist, wo das Herz ist.“
 

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Fortsetzung folgt! ^^
 

MfG

Zero

Teil 5

Hallo!
 

Bin wieder da! ^^'

Also, ums kurz zu machen: Das hier ist der vorletzte Teil. Wünsche euch viel Spaß beim Lesen! v(^,^)v
 

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Teil 5
 

Warum quälte er sich eigentlich so? Seit Wochen trainierte er nun schon im Rehabilitationscenter des Krankenhauses, doch es wollte sich einfach keine Besserung einstellen. Verzweifelt versuchte er immer wieder, Dinge zu greifen, die man ihm gab, doch sie entglitten seinen Fingern, als würde er sie absichtlich fallen lassen.
 

„Verdammter Mist!“
 

„Versuchen Sie es einfach noch einmal. Sie müssen sich auf ihre Hand konzentrieren!“
 

Was glaubte dieser Therapeut eigentlich, was er schon seit Wochen hier machte? Jeden Tag saß er nun hier und doch war es wie verhext. Und das Schlimmste war: Er konnte sich immer noch nicht an seine Jugend erinnern. Er träumte zwar Nacht für Nacht von Plätzen, von denen er glaubte, schon einmal dort gewesen zu sein, von Dingen, die er gesagt haben mochte, und von Ken. Aber wer sagte ihm, dass diese Träume nicht reine Hirngespinste waren und er sich alles nur einbildete? Wenn doch nur Ken hier wäre. Er hätte ihm sicher weiterhelfen können.
 

Nach dem unbefriedigenden Training wurde er zurück zu seinem Zimmer geschoben, wo Schneider schon auf ihn wartete. Seit Ken nach Japan zurückgekehrt war, kam es Genzo so vor, als würde Schneider gar nicht mehr von seiner Seite weichen. Jede freie Minute, die er erübrigen konnte, verbrachte er an seinem Krankenbett.
 

„Hallo!“
 

Schneider lächelte ihm zu, bevor er seinen traurigen Gesichtsausdruck sah.
 

„Ist es immer noch nicht besser?“
 

Genzo schüttelte den Kopf.
 

„Wenn ich diesen Wakashimazu in die Finger kriege, dann…“
 

„Es ist nicht seine Schuld. Ich bin genauso mitschuldig.“
 

Schneider sah Genzo zweifelnd an.
 

„Woher willst du das wissen? Erinnerst du dich?“
 

„Nein, aber ich habe das Gefühl, dass du Ken Unrecht tust und deswegen …“
 

„… ergreifst du Partei für ihn“, fügte Schneider trocken hinzu.
 

„Genau.“
 

„Du hast dich wirklich kein Stück verändert. Hast du übrigens schon gehört, dass Kaltz jetzt auch zu unserem Verein gewechselt ist?“
 

Genzo sah Schneider überrascht an.
 

„Nein, wann? Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hat er mir nichts davon erzählt.“
 

„Vielleicht wollte er dich einfach nicht damit belasten. Wir hoffen ja immer noch, dass du uns nachfolgst.“
 

„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass das nicht geht. Ich werde den Verein nicht wechseln. Egal, was ihr sagt.“
 

„Es ist schade, dass du nicht mit uns in der Nationalmannschaft spielen kannst. Wir könnten dich für das nächste Spiel gut gebrauchen.“
 

„Hast du vergessen, wo wir hier sind? Ich kann meine Hand und mein Bein nicht bewegen, und außerdem werde ich die deutsche Staatsangehörigkeit nicht annehmen. Ich habe nämlich, was du wissen solltest, vor einigen Jahren jemandem versprochen, dass wir die Fußballweltmeisterschaft gewinnen.“
 

„Fragt sich nur, welche.“
 

Genzo überging Schneiders Sarkasmus geflissentlich und dachte noch einmal über seine Worte nach. Er erinnerte sich wieder an etwas aus seiner Vergangenheit! Als er weiter darüber nachdachte, fiel ihm wieder ein, dass der junge Mann, dem er dieses Versprechen gegeben hatte, einer der Starspieler Japans war. Wie war noch gleich sein Name?

Er erinnerte sich auch daran, dass eben dieser Spieler nun samt Familie in Barcelona lebte.

Immer mehr Details von einzelnen Spielern der japanischen Nationalmannschaft setzten sich plötzlich in seinem Kopf wie ein Puzzle zusammen. Es überfiel ihn fast ein wenig zu schnell, sodass er Schneider bat, ihn für heute allein zu lassen. Schneider verließ das Zimmer nur widerwillig, aber Genzo ließ nicht locker.

Nachdem Schneider gegangen war, setzte er das Puzzle weiter zusammen. Ganz allmählich kehrten seine Erinnerungen zurück. Erinnerungen an Fußballspiele, die er bestritten hatte, Erinnerungen an seine Freunde, die er als Zwölfjähriger in Japan zurückgelassen hatte. Und dann kamen die Erinnerungen an Ken zurück. Sie waren sowohl schmerzhaft als auch beglückend. Tränen bahnten sich einen Weg über seine Wangen, als ihm bewusst wurde, wie sehr Ken in den letzten Wochen und Monaten seinetwegen gelitten haben musste. Er musste dringend wieder gesund werden und Ken wieder sehen. Die Sehnsucht nach seinem ehemaligen Rivalen überkam ihn in solchem Ausmaß, dass sein Herz schneller schlug, wenn er nur an ihn dachte. Warum musste er sich auch ausgerechnet jetzt daran erinnern, wo Ken nicht mehr da war?

Sein Blick fiel auf seine rechte Hand. Wenn er doch nur wieder gesund wäre, anstatt hier untätig herumzuliegen. Er seufzte und sah dann aus dem Fenster. Was Ken wohl gerade machte?
 

Besagter Torwart war inzwischen endlich seinen Gips losgeworden und war gerade bei einem Fotoshooting. Er hasste Fotos. Besonders aber hasste er es, herumkommandiert zu werden. Und er hasste es, wenn sich so viele Menschen um ihn drängten, die ihn entweder schminkten oder an seiner Kleidung herumzerrten. Aber aus Liebe zum Fußball brachte er dieses Opfer, ohne zu meckern.

Gerade eben hatte ihn der Fotograf wieder ermahnt, aufmerksamer zu sein. Ken schüttelte seine Gedanken ab und widmete sich wieder seiner Arbeit, als er den verzweifelten Blick seines Managers sah. Er seufzte innerlich. Es tat ihm ja leid, aber er war nun mal nicht für solche Arbeit geschaffen. Er gehörte auf den Fußballplatz, ins Tor. Nicht vor einen weißen Hintergrund, halbnackt und dann noch Werbung für ein Parfüm machend. Er seufzte wieder und konzentrierte sich auf seinen Job. Nur noch vier Wochen, dann hatte er seinen Ausfall abgearbeitet und konnte wieder spielen. Bis dahin galt es aber, die Zähne zusammenzubeißen und das tägliche Wechselspiel aus Training, Fotoshootings, Werbespot-Drehs und noch mal Training zu meistern.
 

Heute war zum Glück einer der Tage, an denen er nur ein Fotoshooting hatte, bevor er noch einmal zum Training fuhr. In der Umkleide traf er niemanden an. Zum Glück. Er konnte die Sticheleien seiner Mitspieler langsam nicht mehr ertragen. Er war zwar nicht der erste, der solche Art von Strafe bekam, aber einer der bekanntesten. Auf dem Spielfeld angekommen, lief er sich erst einmal warm, machte dann Dehnübungen, bevor er seine Kameraden die ersten leichten Bälle schießen ließ. Er merkte schon nach kurzer Zeit, dass sein Bein noch einen langen Regenerierungsprozess vor sich hatte. Um es zu schonen, schickte er den Ersatztorwart ins Tor und setzte sich auf eine Bank am Spielfeldrand. Er beobachtete seinen Ersatz und stellte fest, dass dieser während seiner Abwesenheit erstaunliche Fortschritte gemacht hatte.
 

„Er ist gut geworden, nicht wahr?“, fragte ihn sein Trainer von der Seite.
 

„Ja, erstaunlich. Sie haben ihn hart rangenommen, oder?“
 

„Etwas anderes blieb mir ja auch nicht übrig, nachdem mein bester Mann ausgefallen ist.“
 

Ken starrte weiter auf die Spieler. Eine kurze Pause entstand, bevor er eine Entschuldigung vor sich hin murmelte.
 

„Ich hoffe für dich, dass du aus deinen Fehlern gelernt hast und ab sofort solche Sperenzchen sein lässt.“
 

„Ja, Trainer.“
 

Ken ruhte sich noch eine kurze Weile aus, bevor er sich noch einmal ins Tor stellte.

Nach dem Training fragten ihn ein paar Kollegen, ob er noch Lust hätte, mit ihnen etwas trinken zu gehen, aber er lehnte mit der Begründung ab, am morgigen Tag wieder früh raus zu müssen. Sie waren enttäuscht, bedrängten ihn aber nicht weiter. Sie rieten ihm nur, sich nicht so von allem auszuschließen, wie er es tat, seit er wieder zurück war.

Doch Ken konnte nicht anders. Immer wieder dachte er an Genzo und an dessen Schicksal. Er würde nur zu gern wissen, wie es ihm ging, aber er hatte einfach nicht den Mut, ihn anzurufen. Kojiro hatte ihn vor einigen Tagen angerufen und ihm mitgeteilt, dass Genzo mit der Reha begonnen hatte, als er abgereist war. Mehr konnte er dazu leider auch nicht sagen, aber diese Information gab ihm die Hoffnung, dass es inzwischen vielleicht schon besser um Genzo stand. Er betrat seine Wohnung mit einem Gefühl der Leere. Wie sehr wünschte er sich, es wäre Genzos Wohnung. Er tigerte den ganzen Abend unruhig in der Wohnung umher und konnte sich einfach nicht entspannen. Bis zum Spiel der Japaner gegen die Argentinier waren es noch ungefähr sechs Wochen, aber Genzo würde bis dahin noch nicht wieder auf dem Damm sein. Also hatte man sich entschieden, den Ersatztorwart ins Tor zu stellen und Ken nur im äußersten Notfall einspringen zu lassen. Bis dahin würde er eventuell schon wieder eine Halbzeit lang spielen können.
 

Zwei Wochen später stellten sich bei Genzo schon erstaunliche Fortschritte ein. Er konnte schon wieder einige Meter auf Krücken gehen, brauchte aber immer noch einen Rollstuhl, weil bei Überanstrengung seine Beine einfach nachgaben und er hinfiel. Er hatte sich zu lange gar nicht bewegt und das forderte jetzt seinen Tribut.

Die Ärzte rechneten aber damit, ihn in nächster Zeit entlassen zu können und ihn ambulant weiterzubehandeln.

Genzo freute sich sehr darüber, denn er hatte den Entschluss gefasst, Ken bei dem Spiel gegen die Argentinier mit seiner Anwesenheit zu überraschen. Vor kurzem hatte er Besuch von Tsubasa bekommen, der augenscheinlich von Kojiro über seinen Gesundheitszustand informiert worden war. Sie hatten sich über alles Mögliche unterhalten und Tsubasa hatte ihm dann auch mitgeteilt, dass Ken wohl doch am Trainingslager für das Spiel teilnehmen würde. Genzo bat ihn aber, diesem nichts von seinem Besuch zu erzählen. Tsubasa wunderte sich zwar darüber, versprach es aber.

So war es ab sofort sein primäres Ziel gewesen, schnellstmöglich wieder gesund zu werden, um wenigstens als Zuschauer dabei sein zu können und Ken wieder zu treffen.
 

Als Schneider von Genzos baldiger Entlassung erfuhr, bot er ihm an, wenigstens für die Zeit, in der er noch nicht gesund war, bei ihm zu wohnen.
 

„Ich weiß, München ist weit weg, aber du könntest ja mal bei unserem Training zuschauen.“
 

Genzo nahm sein Angebot zurückhaltend an. Vielleicht deutete er Schneiders Verhalten ja auch ganz falsch und dieser war wirklich nur sein bester Freund. Ohne irgendwelche Hintergedanken. Er sollte nicht so misstrauisch sein. Sie waren schließlich erwachsen und keine Kinder mehr. Wenn Schneider wirklich sexuell an ihm interessiert war, hätte er ihm das sicher mitgeteilt. Dafür kannten sie sich nun schon lange genug.
 

Eine Woche später war es dann endlich soweit. Genzo durfte endlich nach Hause. Er schwor sich, dass dies hier erstmal sein letzter Aufenthalt in einem Krankenhaus gewesen war. Er hatte genug vom Essen. Er bat Schneider, der ihn zu seiner Wohnung begleitete, damit er packen konnte, irgendwo in einem Restaurant etwas essen zu gehen. Er musste endlich wieder etwas Vernünftiges zwischen die Zähne bekommen.
 

Schneider stimmte seinem Vorschlag grinsend zu.
 

Am späten Nachmittag trafen sie dann endlich in der Wohnung ein und Genzo hatte das unbestimmte Gefühl, etwas würde fehlen. Doch erst, als er Schneider am Fenster stehen und hinaussehen sah, wusste er, was es war.
 

Ken.
 

In der kurzen Zeit, die er hier gewohnt hatte, hatte er sich so unverzichtbar gemacht, dass es Genzo die Kehle zuschnürte. Er humpelte wieder ins Schlafzimmer und packte weiter.

Schneider folgte ihm schon nach kurzer Zeit und bot ihm seine Hilfe an, die er aber dankend ablehnte.
 

Als er fertig war, war es draußen schon dunkel geworden.
 

„Wollen wir nicht heute hier übernachten und dann morgen fahren?“, fragte er Schneider.
 

Dieser überlegte kurz, nahm den Vorschlag dann aber an.
 

„Soll ich auf der Couch schlafen?“
 

„Wenn es dir nichts ausmacht.“
 

„Natürlich nicht. Kann ich duschen?“
 

Genzo nickte, ohne weiter darüber nachzudenken.
 

Er machte es sich derweil auf der Couch bequem und schaltete den Fernseher ein. Wie erwartet lief aber nichts, was seine Aufmerksamkeit lange genug fesseln konnte. Also griff er zu den Kärtchen, die wieder vor seiner Wohnung gelegen hatten und las sie. Er freute sich über die Anteilnahme seiner Fans, zeigten sie ihm doch, dass er nicht einfach nur ein Spieler von vielen war.
 

„Kannst du mir vielleicht ein paar von deinen Klamotten leihen?“
 

Genzo sah auf, als er Schneiders Stimme vernahm und lief im selben Augenblick rot an.

Dieser hatte sich nach dem Duschen nur ein Handtuch umgebunden und stand nun mit nassen Haaren und einem mit Wasser bedeckten, durchtrainierten Oberkörper vor ihm. Genzo ließ seinen Blick unauffällig über Schneider gleiten, als er aufstand, um seiner Bitte nachzukommen. Er war durchaus gutaussehend, das gab Genzo zu, aber es gab nur einen männlichen Körper, der ihn wirklich antörnte – und das war Kens.
 

Als er an Schneider vorbeiging, roch er den Duft seines Duschgels, welches ihn an die Zeit erinnerte, in der Ken es benutzt hatte. Schneider folgte ihm ins Schlafzimmer, wo er die Kleidung von Genzo entgegennahm.
 

„Ich danke dir.“ Schneider grinste und sofort hatte Genzo das Gefühl, der Raum wäre um die Hälfte geschrumpft. Betont langsam ließ Schneider das Handtuch von seiner Hüfte gleiten und Genzo konnte nicht anders, als ihn perplex anzustarren. Zu keiner Reaktion fähig, stand er wie angewurzelt vor Schneider und versuchte krampfhaft, ihm ausschließlich in die Augen zu sehen. Schneider schnappte sich die Boxershorts, die Genzo ihm geliehen hatte und zog sie sich über. Genzo atmete innerlich erleichtert auf. Er dachte immer gleich das Schlimmste. Sie waren nun mal beide Männer und da sollte es nichts Außergewöhnliches sein, wenn man sich vor einander umzog. Er hatte Schneider immerhin schon öfter halbnackt durch die Kabine des Hamburger SV laufen sehen. Warum also schob er jetzt solche Panik?
 

Erst als Schneider sich vollkommen angezogen hatte, beruhigte sich Genzo wieder ein wenig. Er folgte dem Deutschen ins Wohnzimmer, um ihm dort die Couch herzurichten.

Er wünschte ihm eine gute Nacht und ging dann in sein Schlafzimmer zurück. Noch ganz schwach konnte er den Geruch des Duschgels wahrnehmen und er machte ihn traurig.

Als er sich hinlegte, konnte er ganz schwach auch Kens Geruch im Kissen wahrnehmen. Tränen begannen seine Wangen hinab zu laufen und er schluchzte leise.
 

Warum hatte es ihnen passieren müssen? Was hatte das Schicksal noch alles mit ihnen vor? Durften sie denn nicht glücklich sein? Er vermisste Ken so sehr, dass ihm das Herz wehtat. Erst jetzt wurde er sich bewusst, dass er nicht länger ohne den anderen Keeper leben wollte. Wenn es nötig werden sollte, würde er sogar nach Japan zurückkehren.

Vom Weinen fiel er schließlich in einen unruhigen Schlaf.
 

Am nächsten Morgen wurde er von einem ungewohnten Geruch geweckt. Er schnüffelte noch mit geschlossenen Augen, bevor er erkannte, was es war: Frischer Kaffee!

Er öffnete die Augen, schälte sich aus dem bequemen Bett und hinkte dann in die Richtung, aus der der Geruch kam. In der Küche angekommen staunte er nicht schlecht, als er den gedeckten Frühstückstisch sah.
 

„Guten Morgen! Hast du das vorbereitet?“
 

„Guten Morgen, Genzo. Ja, ich bin heute Morgen früher wach geworden – wohl aus Gewohnheit – und da ich nichts in deiner Küche gefunden habe, was auch nur ansatzweise essbar wäre, war ich kurz einkaufen. Das hättest du mir nicht zugetraut, was?“
 

Schneider grinste und Genzo konnte nicht anders, als ebenfalls zu lächeln.
 

„Stimmt. Das hätte ich wirklich nicht.“
 

„Setz dich. Der Kaffee ist gleich durch.“
 

Genzo setzte sich an den Tisch und genoss den Geruch von frischen Brötchen, Eiern und Kaffee. So sah ein deutsches Frühstück aus.

Schneider goss ihnen Kaffee in die Tassen, bevor auch er sich setzte und sie frühstückten.
 

„Du weißt aber schon, dass Marmelade normalerweise nicht auf unserem Speiseplan steht, oder?“
 

Schneider kratzte sich grinsend am Kopf.
 

„Ja, ich wollte dir nur eine Freude machen.“
 

„Danke.“
 

Schneider erzählte Genzo, was er in den letzten Tagen erlebt hatte und was in der Fußballwelt passiert war. Genzo lauschte ihm gespannt, stellte hier und da ein paar Fragen und spürte, wie sich seit Langem wieder Normalität in sein Leben schlich. Er hatte es vermisst, einfach mal mit jemandem zu reden, ohne dass dieser ihn gleich nach seinem Befinden fragte. Aber davor musste er bei Schneider keine Angst haben. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass der Deutsche einer der wenigen war, der ihn auch ohne Worte verstand. So wie auch Ken. Wieder wurde seine Laune bei dem Gedanken getrübt. Wenn das Spiel gegen die Argentinier doch nur schon heute wäre. Er wollte Ken dringend mitteilen, dass er sich wieder erinnerte. Er wollte ihn endlich wieder küssen und im Arm halten.
 

„… ihn treffen können.“
 

Genzo schrak aus seinen Gedanken hoch, als er sich bewusst wurde, dass Schneider mit ihm sprach.
 

„Wie bitte? Tut mir leid, ich habe dir nicht zugehört.“
 

„Das habe ich gemerkt.“
 

„Würdest du noch einmal wiederholen, was du eben gesagt hast?“
 

„Ich habe eigentlich nur gesagt, dass ich dich von Kaltz fragen soll, ob wir uns mit ihm treffen können, wenn wir in München sind.“
 

„Klar, gerne!“
 

Auf der Fahrt nach München unterhielten sie sich weiter über Fußball und Genzo begann langsam, sich wieder wohl in Schneiders Nähe zu fühlen. Das Gefühl, dieser könnte jederzeit über ihn herfallen, verschwand mit der Zeit.
 

Nervös sah er sich um. Von den anderen war noch nichts zu sehen und Genzo machte sich langsam Sorgen, dass sie vielleicht gar nicht kommen würden.

Er sah, wie die argentinische Mannschaft sich langsam auf dem Spielfeld versammelte, um sich aufzuwärmen, während von der japanischen Mannschaft noch nicht allzu viel zu sehen war. Einige Minuten musste er noch warten, bis die Mannschaft endlich das Spielfeld betrat. Doch der Torwart, der bei den anderen war, war nicht Ken. Genzo sah zur Ersatzbank hin und erkannte, dass er dort saß. Innerlich atmete er erleichtert auf und sein Herz begann wie wild zu schlagen. Die Vorfreude, ihn bald sprechen zu können, war fast unerträglich. Aber wenn er jetzt schon zu ihm ging und sich offenbarte, wäre Ken vielleicht zu aufgedreht. Also entschied er, es bis nach dem Spiel aufzuschieben.
 

Ken derweil würde am liebsten selbst spielen und sah deshalb angespannt zu seinen Mitspielern. Ungeduldig rutschte er immer wieder auf seinem Platz hin und her. Der Trainer ermahnte ihn, nicht allzu nervös zu sein. Sollte es nötig sein, würde er ihn in der zweiten Halbzeit einwechseln, aber solange solle er auf Ozora und Hyûga vertrauen. Ken nickte, aber das beruhigte ihn keineswegs. Ja, er kannte Tsubasas und Kojiros Stärke, aber man konnte nie wissen, ob der Gegner nicht noch ein Ass im Ärmel hatte.
 

Inzwischen wurden beide Nationalhymnen gespielt und Genzo ertappte sich dabei, dass er im Geiste mitsang, wie er es schon einige Male zuvor getan hatte, allerdings als Spieler auf dem Spielfeld und nicht als Zuschauer. Wenige Minuten später, nach Auslosung der Spielfeldhälften, hatten die Japaner den Anstoß. Tsubasa und Kojiro standen an der Mittellinie und nickten sich zu, bevor Kojiro den Ball zu Tsubasa passte und somit das Spiel eröffnete. Tsubasa rannte weit in die gegnerische Hälfte, aber sein erster Torschuss blieb ohne Erfolg.

Doch auch der Gegenangriff konnte von Matsuyama erfolgreich vereitelt werden, sodass nun Japan wieder am Ball war. So ging der Ball einige Male hin und her, wobei sich aber in Genzos Augen kein klarer Vorteil für eine der beiden Mannschaften herauskristallisierte.

Trotzdem schaffte es Argentinien, am Ende der ersten Halbzeit mit 1:0 in Führung zu gehen. Genzo konnte von seinem Platz aus sehen, wie sich Ken aufgeregt mit dem Trainer unterhielt, der dann nickte. Würde Ken in der zweiten Halbzeit spielen? War er überhaupt schon wieder richtig gesund?
 

Auf dem Weg in die Umkleide ließ Kojiro einen flüchtigen Blick über die Zuschauerränge gleiten. Dabei fesselte ein Fan seine Aufmerksamkeit derart, dass er kurz stehen blieb, um zu sehen, ob er sich auch nicht irrte. Er fing an zu grinsen, als er Genzo inmitten der Fans erkannte. Dieser hatte anscheinend aber noch nicht bemerkt, dass er beobachtet wurde, da er sich angeregt mit seinem Nachbarn unterhielt. Was machte Schneider denn hier? Kojiro beschloss, Ken erstmal nicht zu sagen, dass Genzo hier war. Das hatte auch noch bis nach dem Spiel Zeit. Allerdings bat er den Trainer kurz vor dem Ende der Halbzeitpause um ein kurzes Gespräch. Dieser nickte und Kojiro flüsterte ihm etwas zu. Der Trainer fing an zu lächeln.
 

„Ich werde mich darum kümmern.“
 

Ken zog sich die Torwarthandschuhe über und bereitete sich mental auf die nächsten 45 Minuten vor. Gegen Diaz und Pascal anzukommen, war nicht leicht, das hatte auch sein Vorgänger deutlich zu spüren bekommen, aber er würde sein Bestes geben. Vielleicht verfolgte Genzo das Spiel ja im Fernsehen. Er folgte dem Rest der Mannschaft aufs Spielfeld und ging dann zielstrebig zum Tor. Dort angekommen ließ er seinen Blick über das Spielfeld huschen. Dieses Mal hatten die Argentinier Anstoß. Diaz spielte zu Pascal ab und lief sich dann frei. Der erste Angriff wurde erfolgreich von Kojiro vereitelt, der aber mit Ken zusammenstieß, was in dessen Schulter einen leichten Stich verursachte.

Ken presste die Lippen aufeinander und kniff die Augen zusammen. Kojiro half ihm auf und flüsterte: „Überanstreng dich nicht, okay?“
 

Ken nickte und warf ihm dann den Ball zu, als Kojiro sich wieder frei gespielt hatte.

Die anderen folgten Kojiro, der nun einen Alleingang startete, den Ball aber schon bald an Sawada abspielte und mit ihm einen Angriff wagte.

Ken derweil hielt sich die schmerzende Schulter. Der Zusammenstoß war doch nicht so glimpflich für ihn ausgegangen. Trotzdem zwang er sich, die Schmerzen zu unterdrücken, damit seine Mannschaft nicht seinetwegen im Nachteil war.
 

Genzo, der die Szene von der Tribüne aus beobachtet hatte, sorgte sich um Ken, als er sah, wie dieser sich verstohlen die Schulter hielt. War es die Liebe zu dem anderen Keeper, die ihn plötzlich so empfindlich machte, wenn es um Fußball ging? Oder war es einfach der Umstand, dass sie beide eigentlich noch verletzt waren und im Prinzip nicht spielen sollten?
 

Kojiro spielte den Ball statt zu Sawada an Misaki weiter und überließ es dem Goldenen Duo, diese Vorlage in ein Ausgleichstor zu verwandeln. Tsubasa schaffte es dann auch dank eines Fallrückziehers, den Ball im Tor zu versenken.

Wenige Minuten später schaffte Matsuyama den Führungstreffer. Die Freude bei Mannschaft und Fans war riesig und Ken, der Kojiros Blick auffing, nickte erleichtert. Sie hatten noch ca. 20 Minuten zu spielen, aber mit einem Tor Vorsprung war der Druck nicht mehr so groß. Trotzdem war es besser, jetzt nicht zu nachlässig zu werden und am besten noch ein weiteres Tor zu schießen.
 

Genzo fieberte auf der Tribüne mit den anderen Fans mit und bekam gar nicht mit, dass Schneider neben ihm mit ihm redete. Dieser gab kurz vor Spielende dann auch auf, Genzos Aufmerksamkeit für sich gewinnen zu wollen. Es stand mittlerweile 2:2 und es waren noch 5 Minuten zu spielen. Tsubasa und Kojiro stürmten gerade aufs gegnerische Tor zu und passten sich den Ball abwechselnd zu. Es war, als würden sie durch eine Fußgängerzone laufen und den Passanten ausweichen. Kojiro passte den Ball zu Tsubasa, der einen Torschuss wagte, aber nur den Pfosten traf. Durch den Rückstoß flog der Ball in Richtung eines Argentiniers. Bevor dieser aber den Ball erreichte, schnappte sich Sawada den Ball und verwandelte ihn in das 3:2.

Der Schiedsrichter ließ noch eine Minute nachspielen, aber weder Diaz noch Pascal schafften es, an den flinken Japanern vorbeizukommen.

Als der Schlusspfiff ertönte, sprang Genzo vor Begeisterung auf und ließ einen Pfiff ertönen, der aber im Meer der Jubelschreie der Fans unterging. Schneider lächelte und bedeutete Kaltz dann, mit ihm mitzukommen.
 

„Wir warten vor dem Stadion auf dich, okay?“
 

Genzo nickte, hatte aber wieder nicht mitbekommen, was Schneider von ihm wollte. Im Moment interessierte ihn nur eins: So schnell wie möglich zu Ken zu kommen. Er verließ die Tribüne mit vor Aufregung wie wild klopfendem Herzen und machte sich auf den Weg in Richtung der Spielerumkleide. Weil er so aufgeregt war, wunderte es ihn auch nicht, als ihn die Security nur mit einem Nicken passieren ließ.
 

Er kam an niedergeschlagenen Argentiniern vorbei und grüßte die, die er kannte. Von draußen hörte er immer noch Jubel und Rufe. Er blieb im Gang stehen, der zu der Umkleide der japanischen Mannschaft führte, und wartete darauf, dass sie das Spielfeld verließen.

Ryo, Tsubasa, Misaki und Matsuyama waren die ersten, die ihm entgegen kamen. Sie lagen sich in den Armen und als sie ihn schließlich bemerkten, liefen sie freudestrahlend auf ihn zu.
 

„Hey Genzo! Was machst du denn hier?“
 

Genzo lächelte und erwiderte, er wollte sie alle mal wieder sehen und da er selbst nicht mitspielen durfte, wollte er wenigstens das Spiel live sehen. Er lobte alle für ihre Leistung und beantwortete dann noch ein paar ihrer Fragen.
 

Währenddessen begleitete Kojiro Ken vom Spielfeld. Ken wirkte nicht besonders glücklich, was er aber allein dem Umstand zuschrieb, dass seine Schulter noch immer ein wenig wehtat. Kojiro riet ihm, sich sofort vom Teamarzt durchchecken zu lassen.

Als sie in Richtung ihrer Umkleide gingen, hörten sie schon, wie ihre Teamkollegen sich aufgeregt mit jemandem unterhielten. Kojiro grinste, da er ahnte, wer diese geheimnisvolle Person war. Hoffentlich war auch Ken überrascht. Dieser sah neugierig auf, als sie dem Grüppchen näher kamen. Alle Blicke richteten sich auf Kojiro und Ken. Als Genzo bemerkte, dass ihm niemand mehr wirklich zuhörte, sondern alle in eine bestimmte Richtung sahen, wandte auch er seinen Blick dorthin. Ihn traf fast der Schlag, als er Ken drei Meter von sich entfernt stehen sah. Auch Ken blieb wie angewurzelt stehen. Sie starrten sich nur an, ohne etwas zu sagen, sodass sich Kojiro bald räusperte und die anderen Richtung Umkleide lotste. Ken und Genzo blieben im Gang stehen und starrten sich perplex an. Kens Herz begann schneller zu schlagen, als er endlich realisierte, dass er sich Genzos Anwesenheit nicht nur einbildete.
 

„Wa … was … machst du … denn hier?“, stotterte er vor sich hin.
 

Genzo lächelte und ohne weiter Zeit zu verlieren, stürzten sie aufeinander zu und fielen sich in die Arme. Ken drückte Genzo so fest an sich, dass dieser kaum noch Luft bekam. Der Schmerz in seiner Schulter war vergessen.

Genzo klammerte sich ebenfalls an Ken und es war ihm egal, dass dieser verschwitzt war und sein Trikot dreckig war. Er vergrub seinen Kopf an Kens Schulter und Freudentränen durchnässten Kens Trikot. Schließlich war es Ken, der sich leicht zurückbeugte, um Genzos Kopf anzuheben und ihm einen zarten Kuss auf den Mund zu geben. Genzo intensivierte den Kuss und hätte sich nicht jemand leise hinter ihnen geräuspert, wären sie wohl noch an Ort und Stelle übereinander hergefallen.
 

So ließ Genzo Ken schweren Herzens zur Umkleide gehen, damit er sich frisch machen konnte. Er versprach ihm, sich zu beeilen. Genzo wartete vor der Umkleide, bis die gesammelte Mannschaft herauskam, deren Trainer ihnen erlaubte, heute Abend machen zu können, was sie wollten. Nach Japan würden sie erst am übernächsten Morgen zurückkehren. Ken und Genzo sahen sich lächelnd an und Kojiro nickte dem Trainer dankbar zu.
 

So seilten sich die beiden von den anderen ab und beschlossen, zu Genzos Hotel zu gehen.

Als sie in seinem Zimmer ankamen, fielen sie sofort wieder übereinander her und zogen sich noch auf dem Weg zum Bett gegenseitig aus. Genzo ließ sich aufs Bett sinken und zog Ken mit sich, der sich dann mit beiden Armen neben Genzos Kopf abstützte. Das Verlangen nacheinander war so groß, dass der Akt bis zum ersten Höhepunkt etwas Animalisches an sich hatte. Keuchend blieb Ken danach auf Genzo liegen.
 

Nach einer kurzen Regenerationsphase fragte Genzo: „War das schon alles?“, was Ken grinsend zur Kenntnis nahm und eine zweite Runde mit den Worten einleitete: „Heute Nacht wirst du nicht zum Schlafen kommen.“

Genzo packte Kens Kopf und küsste ihn stürmisch.

„Das will ich auch gar nicht. Das wäre reine Verschwendung.“
 

All die Monate, die sie einander nicht spüren konnten, wurden in dieser einen Nacht aufgeholt und beide hatten das Gefühl, dass diese Nacht für einige Zeit erstmal wieder die letzte sein würde. Sie liebten sich mit einer solchen Intensität, die beiden irgendwie Angst machte. Waren sie schon so abhängig voneinander, dass sie sich nicht längere Zeit trennen konnten, ohne Entzugserscheinungen zu bekommen?
 

Mit einem lauten Aufschrei kamen beide gleichzeitig. Als Genzo den Blick zu seinem Zimmerfenster gleiten ließ, stellte er erstaunt fest, dass draußen schon der nächste Tag hereinbrach. Ken folgte seinem erstaunten Blick und fing dann dreckig an zu grinsen.
 

„Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht zum Schlafen kommen wirst.“
 

Genzo grinste zurück und kuschelte sich dann an Kens breite Brust.

Dieser zuckte ob des plötzlichen Gewichts leicht zusammen.
 

„Oh, sorry, das ist deine verletzte Schulter, oder?“
 

„Ja, komm lieber auf die andere Seite. Wir müssen noch ein bisschen vorsichtiger sein. Du bist auch noch nicht vollkommen genesen, oder?“
 

„Hmm… nein.“
 

Genzo kletterte auf Kens andere Seite und kuschelte sich an die andere Schulter. Ken küsste ihn zärtlich aufs Haar und sog den Duft seines Geliebten genüsslich ein. Wie sehr hatte er diesen Geruch vermisst. Wie oft hatte er sich vorgestellt, Genzo würde in seinen Armen liegen? Die Realität war aber von der Vorstellung meilenweit entfernt. Er konnte sich ein Leben ohne Genzo nicht mehr vorstellen. Es ging einfach nicht.
 

Aneinandergekuschelt schliefen sie schließlich vor Erschöpfung ein und Genzo wachte erst wieder auf, als jemand an die Tür klopfte. Er öffnete leicht die Augen, schielte zu seinem Wecker hinüber und seufzte. Sie hatten gerade mal drei Stunden geschlafen. Wer störte denn nun schon wieder? Vorsichtig schälte er sich aus Kens Umarmung, zog sich einen Bademantel über und schlurfte zur Tür.
 

Er öffnete sie einen Spaltbreit und sah hinaus.
 

„Ja, bitte?“
 

„Hey Genzo! Ich bins! Wo bist du gestern gewesen? Wir haben eine geschlagene Stunde auf dich gewartet!“
 

„Oh, tut mir leid. Ich hab euch ganz vergessen.“
 

„Du siehst müde aus. Hast du nicht gut geschlafen?“
 

„Na ja, ich habe gerade mal drei Stunden geschlafen. Würdest du dann nicht auch müde aussehen?“
 

„Drei Stunden? Was hast du denn die ganze Nacht lang getrieben?“
 

Genzo errötete leicht. Sollte er Schneider wirklich sagen, dass Ken in seinem Bett lag?
 

„Ken und ich haben unser Wiedersehen gefeiert.“
 

Schneiders gute Laune verflog sofort und er erwiderte missmutig: „Verstehe. Dann sollte ich dich wohl weiterschlafen lassen. Wir sehen uns dann später. Unser Flug geht heute Nachmittag. Hoffentlich hast du das nicht vergessen?“
 

„Nein. Ich bin rechtzeitig fertig.“
 

Schneider wandte sich von der Tür ab und kehrte wieder in sein eigenes Zimmer zurück.

Er lehnte sich gegen die Tür und stieß in Gedanken immer wieder Flüche aus. Warum nur hatte er sich ausgerechnet in Genzo verlieben müssen? Er hatte ja doch nicht den Hauch einer Chance, ihn für sich zu gewinnen. Denn immer, wenn er dachte, Genzo hätte diesen anderen Torhüter endlich vergessen, tauchte dieser unvermittelt auf und machte ihm alles zu Nichte. Schneider warf sich frustriert aufs Bett und beschloss, dass er die ganze Sache etwas forscher angehen musste. Er musste Genzo deutlich zeigen, welche Gefühle er in ihm auslöste. Vielleicht würde er dann endlich verstehen, warum er damals den Verein gewechselt hatte.
 

Genzo kroch wieder zu Ken ins warme Bett und legte sich dessen Arm um die Schulter. Da dieser von dieser Aktion nicht wach wurde, nahm Genzo an, er musste vorhin sehr müde gewesen sein. Er legte seinen Arm auf Kens Brust und kuschelte sich an den Jüngeren. Leise flüsterte er ihm ein „Ich liebe dich“ ins Ohr, bevor er wieder einschlief.
 

Ein paar Stunden später wurden sie erneut von einem Klopfen an der Tür geweckt. Diesmal war es aber lauter. Genzo grummelte leise und merkte, dass Ken diesmal eher wach geworden war und nun auf dem Weg zur Tür war. Allerdings nur mit einer Boxershorts bekleidet und sich verschlafen durch die Haare wuschelnd.
 

„Ja, bitte?“, fragte er auf Englisch, als er die Tür öffnete. Er wurde allerdings unsanft beiseite geschoben und ein abgehetzt aussehender Schneider kam ins Zimmer gestürmt.
 

„Genzo! Wo bleibst du denn? Wir müssen los!“
 

Ken blickte sowohl Schneider als auch Genzo verwirrt an.
 

„Der ist auch hier?“, fragte er dann an Genzo gerichtet.
 

Genzo nickte und richtete dann das Wort an Schneider: „Tut mir leid. Ihr könnt ja schon mal nach Hause fliegen. Ich bleibe noch bis morgen.“
 

Schneider drohte langsam, seine mühsam aufgebaute Fassung zu verlieren. Es verletzte ihn, die beiden halbnackt anzutreffen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was sie hier in der letzten Nacht getrieben hatten, zumal das Bett ziemlich unordentlich aussah.
 

„Aber…“
 

„Nichts aber. Ich kann schon auf mich aufpassen. Ich bin schließlich kein Kind mehr.“
 

Schneider biss sich innerlich auf die Hand, um nicht loszuwüten.
 

„Okay, dann sehen wir uns morgen. Ich hol dich am Flughafen ab und bring dich dann nach Hause, okay?“
 

Genzo nickte. „In Ordnung.“
 

Schneider warf Ken beim Hinausgehen einen vernichtenden Blick zu, den dieser aber nur mit einem verwirrten Blinzeln zur Kenntnis nahm.
 

„Hat er schlecht geschlafen?“, fragte Ken dann Genzo, als er die Tür hinter dem Deutschen geschlossen hatte.
 

Genzo schüttelte den Kopf.
 

„Nein. Er wollte mich abholen, weil wir heute nach Hause fliegen wollten, aber ich habe ihm gesagt, dass ich noch bis morgen bleibe.“
 

Ken trat lächelnd auf Genzo zu.
 

„Ach ja? Das freut mich zu hören.“
 

Er legte seine Arme um Genzo und zog diesen an sich.
 

„Was hast du denn für heute besonderes geplant?“
 

Genzo legte seine Arme um Kens Hals und sah ihn grinsend an.
 

„Eigentlich nichts. Das war ein spontaner Entschluss.“
 

„Hmm… hört sich gut an. Ich mag es, wenn du spontan bist.“
 

Er knabberte Genzo zärtlich am Hals. Genzo seufzte wohlig und legte dann den Kopf in den Nacken.
 

„Wir haben ja auch noch einiges nachzuholen.“
 

Ken gluckste und schob Genzo dann zum Bett zurück.
 

„Was du nicht sagst.“
 

Als Genzo gegen die Bettkante stieß, setzte er sich und betrachtete Ken von unten herauf.

Er strich ihm über den Bauch und fuhr seine ausgeprägten Bauchmuskeln entlang. Er bewunderte Kens makellosen Körper. Zärtlich küsste er ihn nun auf die Stellen, die er eben noch mit der Hand berührt hatte und er hörte an Kens unterdrücktem Stöhnen, dass dieser sich mühsam zurückhielt, um ihm den Spaß nicht vorzeitig zu verderben. Die Wölbung von Kens Boxershorts geflissentlich ignorierend, fuhr er mit seinen Streicheleinheiten fort. Seine Hände waren schon zu Kens Rücken gewandert und streichelten diesen nun sanft. Wieder suchte sein Blick den von Ken und er war nicht überrascht, als er in dessen Augen einen glasigen Glanz ausmachte. Nur noch ein bisschen mehr und er würde sich nicht mehr zurückhalten können. Wie zufällig streifte seine linke Hand die Ausbuchtung der Boxershorts und Ken schnappte überrascht nach Luft. Genzo grinste, als er Kens Blick einfing.
 

„Du fieser kleiner …“
 

„Wer ist hier klein?“
 

Genzo stand auf und sah Ken herausfordernd in die Augen.
 

„Okay, okay, ich nehms zurück. Aber nur, wenn wir bald mit dem ernsten Teil anfangen.“
 

Genzo lächelte.
 

„Hmm … ja … Ich hätte da aber noch eine Bitte an dich.“
 

„Und die wäre? Beeil dich lieber mit der Erklärung.“
 

„Nun ja, der Wunsch war eigentlich schon länger da, aber ich habe mich bisher nicht getraut, dir das vorzuschlagen, weil ich mir denken kann, wie du reagieren wirst.“
 

„Und was wäre dein Wunsch?“
 

„Na ja, also …“
 

Errötend und doch ein wenig peinlich berührt flüsterte er es dem Karate-Keeper schließlich ins Ohr. Dessen Augen wurden mit jedem Wort aus Genzos Mund größer. Er konnte es nicht fassen. DARAN hatte Genzo die ganzen Jahre über gedacht? Warum kam er damit jetzt an? Jetzt, wo die Stimmung gerade so schön gewesen war. Ein einzelnes „Wow“ entfuhr schließlich Kens Lippen und er starrte Genzo entgeistert an.
 

„Ist das dein Ernst?“
 

„Ja. Ich finde es nicht fair, dass nur du diese Erfahrung machen durftest. Ich wüsste auch gerne, wie sich das anfühlt.“
 

„Ah, ja, schon klar, aber ehrlich gesagt, kann ich gerne auf DIESE Erfahrung verzichten.“
 

Ken setzte sich aufs Bett und starrte Genzo immer noch fassungslos an. Dieser stand nun vor Ken und blickte ihn abwartend an.
 

„Tut mir leid, dass ich dich jetzt damit überfalle. Das war nicht meine Absicht.“
 

„Schon okay. Obwohl du es erwähnen hättest können, bevor wir angefangen haben.“
 

Genzo lächelte Ken entschuldigend an, der das Lächeln erwiderte. Wie schaffte Genzo es nur immer wieder, ihn zu überreden? Sicher verströmte er eine Art Pheromon, das nur Ken wahrnahm.
 

„Also schön. Aber sei bitte vorsichtig.“
 

Genzo grinste.
 

„Ich werd mein Bestes versuchen.“
 

Er kniete sich vor seinen jüngeren Partner und küsste ihn verlangend. Ken war sofort gefangen und erwiderte den Kuss ebenso stürmisch. Bald schon lagen ihre einzigen Kleidungsstücke auf dem Boden und Genzo beugte sich über Ken.
 

„Bist du auch wirklich sicher, dass du das willst? Ich möchte dich nicht zwingen.“
 

Ken packte ihn bei den Schultern und keuchte gequält: „Wenn du nicht bald anfängst, passiert hier noch ein Unglück.“
 

Genzo grinste und positionierte sich dann zwischen Kens Beinen. Sein Herz schlug wie wild ob der ungewohnten Position, in der er sich befand. Er schrak leicht zurück, als er Kens schmerzverzerrten Blick sah, während er in ihn eindrang. Doch als dieser sich ihm entgegendrängte, waren auch Genzos letzte Zweifel vergessen und er versank tief in seinem Geliebten. Als Kens Enge sich um ihn schloss, glaubte er, Sternchen zu sehen. Dieses einzigartige Gefühl war unbeschreiblich. Ob Ken dasselbe fühlte, wenn er in ihm war? Ken stützte sich auf seine Unterarme und umfasste dann mit einer Hand Genzos Hals. Er zog ihn zu sich herunter und gab ihm einen stürmischen Kuss.
 

„Mehr….“, stöhnte er, während er seine Arme um Genzo schlang und sie in eine sitzende Position wechselten. Genzo konnte nicht fassen, wie schön Ken war, wenn er sich völlig gehen ließ. Sie trieben sich weiter gegenseitig zur Ekstase, bis Genzo keuchte: „Ich …. ah…. Kann nicht mehr…“
 

Ken lächelte ihn mit geröteten Wangen liebevoll an, flüsterte „Ich liebe dich“, bevor er Genzo küsste und sie gemeinsam zum Höhepunkt kamen. Ken hob sein Becken leicht an, damit Genzo sich aus ihm entfernen konnte, bevor er sich wieder auf dessen Schoß setzte und ihn umarmte.
 

„Habe ich dir wehgetan?“, fragte Genzo unsicher, als Ken den Kopf auf seiner Schulter platzierte.
 

Ken schüttelte leicht den Kopf und erwiderte: „Darf ich noch ein bisschen so bleiben?“

Genzo lächelte und strich ihm dann über den Rücken. „Natürlich. So lange du willst.“

Es machte ihm nichts aus, dass sie beide verschwitzt waren und dringend eine Dusche brauchten. Im Moment wollte er diesen wunderbaren, romantischen Augenblick nicht zerstören. Wer wusste schon, wann sie sich das nächste Mal sehen würden? Als Genzo diese Erkenntnis traf, drückte er Ken noch enger an sich. Er wollte sich nicht schon wieder von diesem trennen. Ken, der scheinbar denselben Gedanken gehabt hatte, tat es ihm gleich und umfasste ihn so stark, dass er fast keine Luft mehr bekam.

So verharrten sie eine ganz Weile, bis der Schweiß so weit getrocknet war, dass sie zu frieren begannen. Genzo, der Kens Gänsehaut zuerst bemerkte, schlug ihm vor, gemeinsam duschen zu gehen, was Ken natürlich nicht ablehnen konnte.
 

Während das Wasser auf sie niederprasselte, küssten sie sich eng umschlungen. Der eigentliche Zweck ihres Unternehmens war vergessen, sobald sie sich nur einmal tief genug in die Augen gesehen hatten und den Hunger des jeweils anderen darin gesehen hatten.
 

Die ihnen verbleibende Zeit nutzten sie ausgiebig, bis es am späten Nachmittag wieder an ihrer Tür klopfte. Genzo, der die Tür öffnete, war überrascht, als er einen Großteil der japanischen Nationalelf vor sich stehen sah.
 

„Hey ihr zwei! Wollt ihr nicht etwas mit uns trinken gehen? Immerhin kommt es ja nicht allzu häufig vor, dass wir alle zusammen sind! Und außerdem – Wakashimazu – ist es unfair, wenn du Genzo die ganze Zeit für dich allein beanspruchst! Wir warten unten in der Lobby auf euch! Lasst euch nicht zu viel Zeit!“
 

Genzo schloss die Tür und sah Ken grinsend an. Dann schnappte er sich ein paar frische Klamotten und verschwand im Bad.
 

„Hey, warte mal! Willst du mich etwa allein lassen?“
 

Ken stolperte ihm hinterher, wurde aber an der Tür abgefangen.
 

„Wenn wir jetzt zusammen duschen, kommen wir nie da unten an. Und ich würde schon gern den Abend mit ihnen verbringen.“
 

Ken grinste verschmitzt und seufzte dann ergebend.
 

„In Ordnung. Wahrscheinlich hast du Recht. Mir geht es ja nicht anders. Dann warte ich eben so lange, bis du fertig bist!“
 

Eine halbe Stunde nach dem Überfall der Mannschaft traten Genzo und Ken gemeinsam aus dem Fahrstuhl. Sofort fiel ihnen die sich aufgeregt unterhaltende Ansammlung von japanischen Fußballspielern ins Auge. Bei ihnen waren auch Diaz und Pascal, die sich als Fremdenführer angeboten hatten. Man entschloss sich, erst mal etwas Essen zu gehen. Während des Essens unterhielt sich Genzo mit Sanae, die immer wieder verstohlen auf die Uhr starrte, bis Tsubasa sich zu ihr beugte und ihr beruhigend eine Hand auf ihre zusammengefalteten Hände legte.
 

„Mach dir keine Sorgen! Den Kindern geht es sicher gut!“
 

„Ja, aber ich glaube, ich werde trotzdem mal kurz anrufen und fragen, ob sie schon im Bett sind.“
 

Sie sah Genzo entschuldigend an, stand dann auf und suchte das nächste Telefon auf.
 

„Ist sie immer so nervös, wenn ihr ohne die Kinder unterwegs seid?“
 

Tsubasa schüttelte den Kopf.
 

„Normalerweise nicht, aber wir haben sie heute bei einem Babysitter gelassen, den sie noch nicht so gut kennen.“
 

„Verstehe.“
 

Tsubasa warf unauffällig einen Blick auf Ken, der neben Genzo saß, ihnen aber nicht zuhörte, weil er sich gerade mit Kojiro, Diaz und Pascal unterhielt.
 

„Vielleicht klingt das zu vermessen von mir, also versteh das bitte nicht falsch, aber wünschst du dir nicht auch manchmal eigene Kinder?“
 

Genzo blickte Tsubasa überrascht an. Darüber hatte er sich eigentlich noch nie wirklich Gedanken gemacht, da seine Gedanken immer um Ken gekreist waren, aber nun, da Tsubasa es erwähnte, war er zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert worden.
 

„Na ja, also ehrlich gesagt, habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht.“
 

„Ach so. Natürlich nicht.“
 

Entschuldigend lächelnd blickte Tsubasa auf Ken, der sich angeregt mit Kojiro unterhielt.
 

„Ich freue mich, dass ihr zwei wieder zu einander gefunden habt. Und es tut mir leid, wenn ich dir mit meiner Frage zu nahe getreten bin.“
 

„Schon okay.“
 

Genzo griff nach Kens Hand, der ihn überrascht ansah, dann aber liebevoll lächelte. Genzo nickte ihm zu und so setzte er sein Gespräch fort.
 

Wenige Augenblicke später kehrte Sanae auch schon zurück und lenkte das Thema wieder auf etwas ungefährlicheres Terrain. Denn obwohl Genzo es nicht gerne zugab, Tsubasas Frage hatte ihn wieder unsicher werden lassen und das hasste er.
 

Einige Stunden später war die Stimmung auf dem Höchstpunkt, da alle schon Einiges intus hatten. Sogar Genzo hatte sich überreden lassen, etwas zu trinken, sodass er ohne Gegenwehr zuließ, dass Kens Hand sich unter dem Tisch auf Wanderschaft begab. Der letzte Rest seines gesunden Menschenverstandes stoppte ihn aber gerade noch, bevor er die Hand in der Hose verschwinden ließ. Ken sah ihn schmollend an, ließ dann aber von ihm ab.
 

In diesem Moment blickte Genzo zufälligerweise zur Eingangstür des Lokals und sah drei argentinische – das nahm er jedenfalls an – Mädchen hereinkommen. Sein Blick blieb auf ihnen haften, weil sie grinsten, als sie sie erblickten und direkt auf ihren Tisch zukamen. Sie sprachen Diaz und Pascal ohne Umschweife an, die ihnen mehr als nur freundlich antworteten. Genzo fragte sich, ob sie diese Mädchen, die augenscheinlich Fans waren, auch so einfach an sich ranlassen würden, wenn sie nüchtern wären. Genzo dachte sich auch nichts weiter dabei, als zwei der Mädchen sich dreist auf die Schöße der beiden setzten und unbekümmert mit ihnen zu flirten begannen.
 

Sanae beugte sich zu Genzo rüber und fragte: „Kennen die beiden diese Mädchen?“

Genzo zuckte nur mit den Schultern und erwiderte: „Keine Ahnung, aber ich glaube fast, dass sie ihnen unbekannt sind.“

Sanae beäugte die Situation weiter kritisch, bereit, einzugreifen, sollten sie sich noch freizügiger geben.
 

Auch Genzos Blick ruhte weiterhin auf ihnen, doch er wurde abgelenkt, als sich das dritte Mädchen, das sehr hübsch war, zu Kojiro und Ken gesellte und sich den beiden geradezu aufdrängte. Zuerst dachte er sich nichts weiter dabei, doch als das Mädchen seine Aufmerksamkeit ganz Ken zuwandte und ihm lasziv lächelnd mit dem Finger über den Arm fuhr, wuchs die Eifersucht in Genzo. Besonders schlimm wurde es, als Ken sich das Ganze auch noch gefallen ließ und sie nicht in ihre Schranken wies. Genzo versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erhaschen, doch Ken schien ihn vollkommen vergessen zu haben. Bevor er ihm allerdings eine Ohrfeige geben konnte, entschuldigte sich Ken bei dem Mädchen, erhob sich und warf Genzo einen auffordernden Blick zu. Ken ging in Richtung der Toiletten und wartete dort einige Momente, bis Genzo ihm folgte.
 

„Was sollte das denn gerade?“, fragte der Karatekeeper ihn nicht gerade freundlich.
 

„Dasselbe könnte ich dich auch fragen!“
 

„Mich? Was wirfst du mir vor?“
 

„Hast du nicht gesehen, wie das Mädchen mit dir geflirtet hat?“
 

„Ja, schon, aber hast du echt geglaubt, ich würde auf ihre Avancen reinfallen? Solltest du mich nicht inzwischen besser kennen?“
 

Genzo sah Ken nicht an. Hatte er wirklich überreagiert? Ken zog Genzo in eine unbeobachtete Ecke und küsste ihn dann leidenschaftlich.
 

„Lass den Alkohol nicht die Kontrolle über dich gewinnen! Am Ende tust du noch etwas, das dir im Nachhinein leid tut!“
 

Genzo lehnte sich an Ken und nickte.
 

„Ich hatte eigentlich vor, den letzten Abend, den wir erst mal gemeinsam haben werden, nicht im Streit enden zu lassen.“
 

Genzo blickte Ken nun an. „Es tut mir leid. Ich liebe dich!“
 

„Schon okay. Ich konnte dich ja gerade noch davon abhalten, dem armen Mädchen die Augen auszukratzen!“ Leise lachend legte er die Arme um Genzo und genoss ihre kurze Zweisamkeit. Wie sollte das nur werden, wenn sie erst wieder voneinander getrennt wären? Er wollte sich das gar nicht vorstellen. Nicht jetzt.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Ende des 5. Teils.

See ya in Teil 6! ^^
 

MfG

Zero



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Kommentare zu dieser Fanfic (42)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CocoYume
2020-04-07T16:12:46+00:00 07.04.2020 18:12
Wann schreibst du denn weiter? Ich bin sooo gespannt.
Von:  Tigers-Kitten
2017-09-30T17:02:34+00:00 30.09.2017 19:02
Die Story pausiert immer noch. Aaaaah. Bitte schreib weiter. Ein kleines Endkapitel noch. Bitte.
Von:  Smiling_cats
2015-03-01T13:12:13+00:00 01.03.2015 14:12
Bitte könntest du mal wieder weiter schreiben. ich lese so gern deine geschichten und das Kapitel gefälllt mir sehr gut und wüste gerne wie es weiter geht : )
Von:  Tigers-Kitten
2012-04-19T23:41:31+00:00 20.04.2012 01:41
„Zu Hause ist, wo das Herz ist.“ Auf jeden Fall! Also MUSS Ken schnell wieder zu seinem Liebsten. Genzo allein mit Kalle... das macht mich fertig!
Jetzt muss ich auch schnell weiter zu Kapitel 5... Die Story lässt mich nicht mehr los!
Von:  Tigers-Kitten
2012-04-19T22:18:19+00:00 20.04.2012 00:18
Karl-Heinz nervt mich... der ist so doof und arrogant wie im Manga! Hast ihn gut dargestellt... Dieses Kapitel ist sooo traurig! Ich fieber da richtig mit Ken mit... Das macht mich alles so nervös. Sowas haben die beiden nicht verdient... aber eine CT FF ohne Spannung wäre ja auch nichts. So, und jetzt schnell weiterlesen!
Von:  Tigers-Kitten
2012-04-18T11:46:36+00:00 18.04.2012 13:46
Da haben die beiden Schätzchen sich grad wieder gefunden und *zack* ein neues großes Hindernis... maaaaaaaaaaan... die Armen...
Von:  Tigers-Kitten
2012-04-18T10:22:52+00:00 18.04.2012 12:22
Wenn ich mir das so nach Jahren wieder durchlese, muss ich zugeben: Ich bin Genzo! XD
Ich liebe ja die Beiden und dass ich die Story liebe weißt du ja! Hatte nur ganz vergessen was für ein Mädchen Genzo doch ist... lol
Von: abgemeldet
2010-07-01T11:08:43+00:00 01.07.2010 13:08
Also diese Story ist mir gerade zufällig über den Weg gelaufen und ich wollte nur mal reinlesen mit dem Resulat, dass ich mich festgelesen habe XD"
Was ich damit ausdrücken will, deine FF ist echt super geschrieben und ich hoffe dass du schon sehr bald das nächste Kapitel hochlädst auch wenn es ja anscheinend das letzte ist....magst du dir das nicht noch mal überlegen?
+anblink+ XD
Naja schreib auf jeden Fall schnell weiter *-*
Von:  grafdrac
2008-07-15T12:38:19+00:00 15.07.2008 14:38
hey ich hof du schreibst schnell weiter
*gespannt ward*
ich find die story echt spitze !
XDD

aber willst du wirklich nur 6 teile schreiben ich hoff es werden mehr
*aufdieknie geh und fleh*
Bitte mach schnell weiter !!!

Bye danii
Von: abgemeldet
2007-11-10T17:54:15+00:00 10.11.2007 18:54
Hi :)

ich hätte nie gedacht, dass ich dieses Pairing einmal richtig gern mögen würde .. aber durch deine FF ist das tatsächlich so! XD"
Ich mag deine Story unheimlich gern und bin schon sehr gespannt, wie's weiter geht!

Cu <33


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