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Die Liebe eines Keepers

Ken x Genzo
von

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Teil 3

Hallo! ^^
 

Da bin ich wieder! Ganz viele liebe *knuddelz* an alle, die diese FF lesen + kommentieren! ^^

Ich freue mich, dass sie euch gefällt, obwohl ich da anfänglich (noch vor der Veröffentlichung ^^) ja so meine Zweifel hatte. ^^'

Nu ja, eigentlich sollte das Ganze ursprünglich auch nur 3 Teile haben (deswegen sind die Teile auch länger als sonstige Kapitel meiner FFs), aber irgendwie war mir das noch zu wenig. *hüstel*

Also wird sie euch noch ein wenig erhalten bleiben. (^,^)v
 

Genug der Vorrede, viel Spaß mit Teil 3!
 

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Teil 3
 

Vor Schmerzen stöhnend kam Ken langsam zu sich. Bei einer leichten Bewegung seines rechten Armes spürte er einen Fremdkörper, vermutlich eine Infusionsnadel, in seiner Armbeuge. Er öffnete langsam die Augen und kniff sie sofort wieder zusammen, als grelles Tageslicht sich einen Weg in seine Augen bahnte.
 

„Ken! Endlich bist du aufgewacht!“
 

Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen, als er die Stimme seiner Mutter erkannte. Wo war er?
 

Bei einem erneuten Versuch gelang es ihm, seine Augen so lange aufzuhalten, bis er seine Eltern erkannte, die sich über ihn beugten.
 

„Wo bin ich?“, flüsterte er mit schwacher Stimme.
 

„In einem deutschen Krankenhaus.“
 

„Warum?“, fragte er.
 

„Der Arzt sagt, du darfst dich nicht aufregen. Wir erklären dir alles, wenn es dir besser geht.“
 

Ken seufzte leise, was die Umstehenden als Okay werteten.
 

Dann vernahm er nur noch, wie eine Tür geöffnet wurde und ein Mann leise mit seinen Eltern sprach, bevor er wieder einschlief.
 

Ein paar Tage später wachte Ken mit dem Gefühl auf, etwas sehr Wichtiges vergessen zu haben. Bisher hatte er sich noch nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, wie er hierher gekommen war, doch als er sich jetzt in seinem Zimmer umsah und die vielen Blumen bemerkte, die man für ihn abgegeben hatte, fiel es ihm schlagartig wieder ein. Seine Augen weiteten sich entsetzt, als er die Klingel betätigte, die eine Schwester in sein Zimmer rufen würde.
 

Als die Schwester auftauchte, fragte er besorgt, aber so ruhig wie möglich, was mit Genzo passiert sei. Die Schwester schüttelte aber nur bedauernd den Kopf und verließ das Zimmer wieder. Ken war außer sich. Was hatte das zu bedeuten? War Genzo etwa …? Ken weigerte sich, an so etwas zu denken.
 

Wenige Augenblicke, nachdem die Schwester das Zimmer verlassen hatte, öffnete sich die Tür erneut und seine Eltern betraten das Zimmer.
 

„Ken! Wie geht es dir?“
 

„Ich bin immer noch ein bisschen müde, aber ansonsten geht’s mir gut. Wisst ihr, was mit Genzo ist? Und wie lange bin ich schon hier?“
 

„Du und Genzo, ihr hattet vor ungefähr zwei Wochen einen schweren Verkehrsunfall. Laut Aussage der Ärzte ist es ein Wunder, dass dir nicht mehr passiert ist.“
 

„Und was ist mit Genzo? Wo ist er?“
 

Seine Eltern sahen sich hilflos an, bevor seine Mutter bedrückt den Kopf senkte.
 

„Mama! Was ist mit Genzo?“
 

Kens Stimme wurde fast schrill. Er war außer sich vor Sorge und alles, was er als Antwort erntete, waren nur mitleidige Blicke.
 

Sein Vater trat näher ans Krankenbett heran und legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.
 

„Beruhig dich, mein Sohn. Wakabayashi-san liegt auf der Intensivstation. Der Airbag auf der Beifahrerseite hat nicht richtig funktioniert, so dass er viel schwerere Verletzungen davongetragen hat als du. Die Ärzte sagen, dass es nicht gut aussieht, man die Hoffnung aber nicht aufgibt, dass er durchkommt. Alles, was wir jetzt tun können, ist warten und beten.“
 

Ken setzte sich, die Schmerzen in seiner Schulter ignorierend, auf und war schon im Begriff, aus dem Bett zu springen, als ihn sein Vater wieder zurückdrückte.
 

„Was hast du vor?“
 

„Ich muss zu ihm!“
 

„Das geht nicht.“
 

„Lass mich sofort los! Genzo darf nicht sterben!“
 

„Natürlich darf er das nicht, aber es gibt im Moment nichts, was du tun könntest.“
 

Kens Augen füllten sich mit Tränen.
 

„Das ist alles meine Schuld.“
 

„Ken, mach dir doch keine Vorwürfe. Bitte, beruhige dich.“
 

Ken bat seine Eltern, ihn allein zu lassen. Sie sahen sich hilflos an, folgten seiner Bitte aber. Wie hatte es nur dazu kommen können? Warum musste das ausgerechnet Genzo passieren? Ken wartete die nächste Visite ab, bis er den Arzt bat, zu Genzo zu dürfen.

Dieser schüttelte aber nur den Kopf und sagte, es dürften nur Familienmitglieder zu ihm.

Als Ken daraufhin erwiderte, dass er und Genzo verlobt seien, sah ihn der Arzt erst verwirrt an, lächelte dann aber leicht.
 

„Dann ist das wohl was anderes. Aber nicht länger als 5 Minuten. Er braucht absolute Ruhe.“
 

Ken nickte langsam.
 

„Ich schicke Ihnen morgen eine Schwester vorbei, die Sie zu Ihrem Verlobten bringt.“
 

„Warum nicht heute?“
 

„Weil die Besuchszeit vorüber ist.“
 

„Wie geht es ihm denn?“
 

„Er schwebt immer noch in Lebensgefahr, aber wir sind zuversichtlich, dass er es schaffen wird. … Er ist aber noch nicht über den Berg“, fuhr der Arzt fort, als er Kens hoffnungsvollen Blick sah.
 

Ken konnte in der folgenden Nacht kein Auge zutun, weshalb er am nächsten Tag wiederholt gähnen musste, während ihn die Schwester zur Intensivstation fuhr. Dort wurde er dann in einen Kittel gekleidet und zu Genzo geschoben, der an Schläuchen hing und künstlich beatmet wurde. Ken musste hart schlucken, um nicht wieder in Tränen auszubrechen. Vorsichtig nahm er Genzos Hand und strich sanft mit dem Daumen darüber.
 

„Genzo?“, flüsterte er leise. „Ich bin’s. Siehst du, es geht mir gut. Bitte, mach die Augen auf. Du kannst mich nicht im Stich lassen.“
 

Seinen Tränen freien Lauf lassend, flüsterte er Genzo immer wieder zu, wie sehr er ihn liebte und wie schrecklich leid es ihm tat, was passiert war.
 

„Wenn du wieder gesund wirst, verspreche ich dir, dich nie mehr allein zu lassen.“
 

In dem Moment, in dem er Genzos Hand küsste, trat die Schwester wieder ein und bat ihn sichtlich verlegen, sich nun von Genzo zu verabschieden.

Ken folgte ihrer Bitte, wenn auch widerstrebend.
 

In den nächsten Tagen wurde Ken an jedem Nachmittag zu Genzo gebracht, wo er dann kurz mit ihm sprach und ihm jedes Mal einen Handkuss zum Abschied gab. Eine Woche später konnte er den Weg zur Intensivstation dann zum ersten Mal selbst bestreiten. Genzos Zustand hatte sich seit Kens erstem Besuch zwar verbessert, aber er war immer noch gefährdet. Auf dem Weg zur Intensivstation begegnete er Karl-Heinz Schneider, der sich nach Genzos Gesundheitszustand erkundigen wollte. Doch wie jedem anderen sagte der Arzt auch ihm nichts.
 

Ken dachte sich nichts weiter dabei und ging weiter.

Als er wieder an Genzos Bett saß, hatte er das Gefühl, dieser würde heute glücklich aussehen. Und weil er sich so um ihn bemühte, erlaubten ihm die Ärzte sogar, heute ein wenig länger bei ihm zu bleiben.

Ken hielt die ganze Zeit über Genzos Hand und erzählte ihm, dass er bald würde entlassen werden können.
 

„Du musst auch bald gesund werden, hörst du?“
 

Er küsste Genzos Hand und streichelte ihm danach sanft über die Wange.
 

„Ich liebe dich, Genzo.“
 

Danach betrachtete er Genzo schweigend. Das einzige Geräusch bildete Genzos Herzschlag, der regelmäßig über den Bildschirm des EKGs flimmerte.

Ken war so darin vertieft, Genzo zu betrachten und ihm mit einer Hand über die Wange zu streichen, dass er nicht bemerkte, wie sich Genzos Hand in seiner anderen plötzlich leicht bewegte.

Erst, als er sie loslassen wollte, um wieder zu seinem Zimmer zurückzukehren, bemerkte er, dass sich Genzos Finger um seine Hand geschlossen hatten.
 

„Genzo?“
 

Freudig erregt klingelte er nach der Schwester. Diese holte umgehend einen Arzt, als Ken ihr die Lage erklärte.

Genzos Hand ließ er dabei keine Sekunde los.
 

Doch außer der kurzen Regung seiner Finger wurde man von Genzo an diesem Tag nicht mehr gewahr. Ken wurde irgendwann zurück in sein Zimmer gebracht, obwohl er sich darum bemühte, noch länger bei Genzo bleiben zu können.
 

Nach einer schlaflosen Nacht kehrte er am darauffolgenden Tag zu Genzo zurück und hielt weiter ununterbrochen seine Hand, immer darauf hoffend, dass dieser irgendwann die Augen aufschlug und ihn anlächelte, so wie er es in seinen Träumen schon tausendmal gemacht hatte.
 

Als der Arzt zur Visite kam, bat er Ken um ein kurzes Gespräch, was dieser besorgt und widerstrebend annahm.
 

„Herr Wakashimazu. Ich kann Ihre Besorgnis verstehen, aber Sie sollten auch ein wenig auf sich selbst achten. Wenn Sie nicht bald ein bisschen Ruhe bekommen, kann ich Sie nicht entlassen.“
 

„Das macht nichts. Ich will bei Genzo bleiben!“
 

„Ja, aber trotz allem braucht er absolute Ruhe. Das gestern hat leider noch nichts zu bedeuten. Tun Sie sich und ihm einen Gefallen und ruhen Sie sich aus.“
 

Ken schüttelte den Kopf, sodass ihm der Arzt eine Hand auf die Schulter legte und ihn eindringlich ansah.
 

„Herr Wakashimazu! Ich bitte Sie! Setzen Sie Ihre Gesundheit nicht leichtfertig aufs Spiel!“
 

Ken gab schließlich resignierend nach und bat den Arzt noch um einen kurzen Abschied von Genzo. Der Arzt nickte und ließ ihm 10 Minuten Zeit, wenn Ken ihm dafür versprach, sich etwas hinzulegen. Als Ken auf sein Zimmer zurückkehrte, warteten dort schon seine Eltern auf ihn.
 

„Der Arzt sagt, dass du bald entlassen werden kannst. Stimmt das?“
 

Ken nickte, wirkte aber traurig.
 

„Eine Krankenschwester hat uns heute die persönlichen Sachen von euch übergeben, die noch im Auto gefunden wurden.“
 

Seine Mutter überreichte ihm einen kleinen Beutel, den er aber achtlos auf den Nachttisch stellte.
 

„Würdet ihr mich jetzt allein lassen? Der Arzt sagt, ich soll mich ein wenig ausruhen, damit ich bald entlassen werden kann.“
 

Seine Eltern nickten und warfen ihm mitleidige Blicke zu.
 

„Mach dir nicht so große Sorgen. Wakabayashi-san wird schon wieder auf die Beine kommen. Er ist stark!“
 

Ken nickte und seine Eltern verließen das Zimmer. Leise Tränen rannen daraufhin seine Wange hinunter. Er war stark, ja, aber was, wenn er nun nie mehr aufwachte?

Ken schluckte die Tränen hinunter und schloss die Augen. Vielleicht sollte er einfach versuchen zu schlafen.
 

Ein paar Tage später saß Ken wieder an Genzos Bett und betrachtete ihn schweigend und voller Sorgen. Wenn er doch endlich aufwachen würde! Er hob Genzos Hand an seinen Mund und küsste sie sanft.
 

»Bitte, Genzo, wach auf!«
 

Als hätte er seine stumme Bitte gehört, zuckten Genzos Finger plötzlich und Ken schrak auf. War das Einbildung gewesen? Hatte er das nur geträumt? Doch als er dann bemerkte, dass auch Genzos Augenlider leicht zu flattern begannen, rief er sofort eine Schwester herbei.
 

Genzo, der langsam zu sich kam, vernahm nur einige wenige Bruchstücke von dem, was die Schwester und der Arzt sagten. Wo war er hier? Warum piepste im Hintergrund immer etwas? War er etwa in einem Krankenhaus? Aber wie war er hierher gekommen? Er erinnerte sich nicht daran. Die Schwester und der Arzt schienen mit jemand anderem zu sprechen, da sie nun die Sprache gewechselt hatten. Wer war noch im Raum?

Langsam versuchte er die Augen zu öffnen, um besser zu verstehen, was hier vor sich ging, doch das war sehr anstrengend. Plötzlich hörte er eine Stimme, die seinen Namen rief.
 

„Genzo!“
 

Aber er kannte diese Stimme nicht. Wieder und wieder versuchte er die Augen zu öffnen, bis er schließlich vor Erschöpfung wieder einschlief.
 

Ein paar Stunden später war es sehr ruhig im Zimmer, als er wieder zu sich kam. Diesmal fiel es ihm etwas leichter die Augen zu öffnen, doch der plötzliche Lichteinfall zwang ihn dazu, die Augen sofort wieder zu schließen. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an das Licht und genauso langsam wurden die Umrisse der Person, die sich über ihn beugte und ihm immer wieder etwas zuflüsterte, klarer. Die Stimme dieser Person hatte er vorhin schon einmal gehört. Wer war es? Er sprach nun eine andere Sprache, als die, über die er mit dem Arzt und der Schwester kommuniziert hatte und doch verstand er jedes einzelne Wort von dem, was ihm zugeflüstert wurde.
 

Als er schließlich wieder klar sehen konnte, erkannte er die Person, die bei ihm war, als Japaner. Aber kannte er diesen jungen Mann? Dieser schien ihn jedenfalls zu kennen, denn er hatte Tränen in den Augen und flüsterte immer wieder: „Endlich bist du aufgewacht! Endlich! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“
 

Genzo bemerkte, dass der junge Mann die ganze Zeit seine Hand hielt. Was für eine Verbindung bestand zwischen ihnen? Er wollte sich erinnern, aber alles, was er sah, war ein großes, schwarzes Loch. Und dennoch – der Anblick des Mannes stimmte ihn irgendwie glücklich und die Erleichterung, die diesen befiel, weil er wieder aufgewacht war, sprang auch fast auf ihn über.
 

Doch noch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, trat auch schon ein Arzt an ihn heran und fragte ihn: „Wie fühlen Sie sich, Herr Wakabayashi?“
 

Der junge Mann schien den Arzt nicht verstanden zu haben, weil er ihn nun fragte, was er gefragt hatte. Der Arzt wiederholte es für ihn. Genzo sah abwechselnd den Arzt und dann den jungen Mann an, den er nicht erkannte. Er musste die Frage einfach stellen, auch wenn sie ihn vielleicht verletzen würde.
 

„Wer bist du?“
 

Kens Gesicht wurde urplötzlich aschfahl. Der Arzt fragte ihn besorgt, was er gefragt worden sei und Ken wiederholte es auf Englisch. Der Arzt nickte wissend und bat dann die Schwester, Ken hinauszubegleiten.
 

„Herr Wakabayashi. Erinnern Sie sich nicht an den jungen Mann?“
 

Genzo wandte langsam den Kopf hin und her.
 

„Nun, das ist bedauerlich, aber Sie werden sich bald wieder erinnern. Sie wissen doch, wer Sie sind, oder?“
 

Genzo nickte und erwiderte: „Genzo Wakabayashi, 26 Jahre alt und Torwart beim Hamburger SV.“
 

„Das stimmt. Können Sie sich auch noch daran erinnern, was vor dem Unfall passiert ist?“
 

Genzo dachte kurz nach.
 

„Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich mich zu Hause ausruhen sollte, weil ich zu schwach zum Fußballspielen geworden war.“
 

„Erinnern Sie sich auch an den Grund?“
 

Genzo schüttelte leicht den Kopf.
 

„Können Sie mir etwas aus Ihrer Jugend in Japan erzählen?“
 

Genzo versuchte sich zu erinnern, doch es klappte nicht. Wieder war da nur dieses große schwarze Loch. Bevor der Arzt sich von ihm verabschiedete, musste er es wissen.
 

„Wer war der junge Mann, der bis eben hier gewesen ist?“
 

„Sein Name ist Ken Wakashimazu. Soweit ich weiß, ist er Ihr Verlobter. Aber daran erinnern Sie sich sicher nicht.“
 

Genzo war überrascht. Er war verlobt? Mit einem Mann? Aber seit wann? Und was noch viel schlimmer war: Warum erinnerte er sich nicht an die scheinbar wichtigste Person in seinem Leben? Er hatte ihm mit seiner Frage sicher sehr wehgetan. Aber auch wenn es ihm Leid tat, so konnte er sich doch nicht an ihn erinnern.
 

„Könnten Sie ihn noch einmal zu mir bringen? Ich möchte mich bei ihm entschuldigen. Auch, wenn ich mich nicht an ihn erinnern kann.“
 

Der Arzt lächelte und erwiderte: „Morgen. Sie sollten sich jetzt ausruhen.“
 

Genzo nickte und schloss dann die Augen. Das Sprechen hatte ihn sehr viel Mühe gekostet.
 

Ken saß regungslos auf seinem Bett und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster, als der Arzt sein Zimmer betrat.
 

„Herr Wakashimazu?“
 

Doch Ken zeigte keine Reaktion.
 

„Es war sicher sehr schmerzlich für Sie, dass er sich nicht an Sie erinnert hat, aber geben Sie die Hoffnung nicht auf! Er wird sich bald wieder erinnern können. Er bat mich, Ihnen auszurichten, dass er Sie morgen gerne wiedersehen würde.“
 

„Was hat das denn für einen Sinn, wenn er sich doch nicht an mich erinnert?“
 

„Aber Sie können ihm dabei helfen, sich zu erinnern. Erzählen Sie ihm etwas über seine Jugend. Sie kannten ihn doch früher schon, oder?“
 

Ken nickte kaum merklich, hatte sich aber immer noch dem Fenster zugewandt.
 

„Das wird schon wieder. Glauben Sie mir!“
 

Ken legte sich nach dem Gespräch mit dem Arzt ein wenig hin und versuchte zu schlafen, doch immer wieder baute sich vor seinem inneren Auge Genzos Bild auf, wie er ihn wie einen Fremden gemustert und ihm schließlich die unvermeidliche Frage gestellt hatte. Sein Herz war bei seinen Worten für einen Augenblick stehen geblieben. Er versuchte ja, Genzos Situation zu verstehen, doch das wollte einfach nicht klappen.
 

Die nächsten Tage zog sich Ken vollkommen zurück und ließ sich auch nicht von den Aufmunterungsversuchen des Arztes überreden, zu Genzo zu gehen. Er ertrug es nicht, wenn dieser ihn ansah, als hätte er ihn noch nie in seinem Leben gesehen.
 

Genzo versuchte währenddessen seine Erinnerungen zurück zu bekommen, indem er einige Spieler seines deutschen Vereins zu sich kommen ließ. Unter ihnen war auch Karl-Heinz Schneider, der Genzo die ganze Zeit besorgt musterte, ohne etwas zu sagen.

Genzo war selbst erstaunt, dass er sich noch an so vieles von dem erinnerte, was sie erzählten. Warum hatte er dann nur den jungen Mann und seine Vergangenheit in Japan vergessen? Hatte der junge Mann auch dort schon eine wichtige Rolle in seinem Leben gespielt? Er wollte unbedingt mit ihm sprechen, aber so wie es aussah, wollte Ken, wie er hieß, ihn nicht sehen. Von den Schwestern und dem Arzt hatte er erfahren, dass Ken sich seit Tagen nicht aus dem Bett bewegt hatte und nur stumm aus dem Fenster starrte. Hatte er ihn mit seiner Frage derartig verletzt? War das Band zwischen ihnen so fest gewesen? Genzo wollte sich unbedingt erinnern, aber da war nur dieses große Loch. Warum blockte sein Gehirn nur jeden Gedanken an Ken systematisch ab?
 

Als seine Mitspieler sich verabschiedeten, um zum Training zu gehen, blieb nur Karl-Heinz im Zimmer zurück.
 

„Du bist Karl-Heinz Schneider. Aber du spielst schon seit Längerem nicht mehr in meiner Mannschaft.“
 

„Ich bin froh, dass du dich noch an mich erinnerst.“
 

Genzo sah den blonden Mann plötzlich erleichtert lächeln.
 

Er schob sich einen Stuhl an das Bett des Torwarts und nahm dann dessen Hand in seine.
 

„Weißt du, ich hätte nicht gewusst, was ich machen sollte, wenn du gestorben wärst. Ich war so froh, zu hören, dass du wieder aufgewacht bist!“
 

Genzo betrachtete ihn schweigend und hatte das ungute Gefühl, dass Karl-Heinz ihm nun etwas sagen würde, dass er aber lieber nicht hören sollte.
 

„Ich kann diesem Ken Wakashimazu nicht verzeihen, dass er dich in eine so gefährliche Lage gebracht hat. Wenn er nicht noch verletzt wäre, würde ich ihn auf der Stelle zur Rede stellen.“
 

„War er auch an dem Unfall beteiligt?“
 

„Weißt du das nicht? Er hat den Wagen gefahren, mit dem ihr verunglückt seid. Nur seinetwegen bist du jetzt hier!“
 

„Der Arzt sagt, er wäre mein Verlobter. Wusstest du davon?“
 

„Er ist WAS? Davon wusste ich nichts. Das hat der Arzt sicher falsch verstanden. Du hast mir nie erzählt, dass ihr zusammen seid. Und wir sind ja nun beste Freunde, oder?“
 

„Ja, das stimmt wohl.“
 

Genzo war verunsichert. Warum sollte ihm der Arzt eine falsche Information geben? Was für einen anderen Grund, als den, dass sie zusammen waren, sollte es denn sonst dafür geben, dass Ken so bleich geworden war, als er ihn gefragt hatte, wer er sei?

Er musste unbedingt mit ihm sprechen.
 

„Entschuldige, aber würdest du mich jetzt allein lassen? Ich bin ein bisschen müde.“
 

Karl-Heinz nickte und ließ dann widerstrebend Genzos Hand los.
 

„Ich komme morgen wieder, wenn ich darf.“
 

Genzo nickte leicht und schloss dann die Augen. Das „kleine“ Problem, dass er schon kurz nach dem Aufwachen bemerkt hatte, wurde ihm nun wieder bewusst.
 

Er hatte es zunächst auf die Nachwirkungen der Schmerzmittel abgeschoben, doch als es jetzt selbst nach einigen Tagen nicht besser geworden war, machte er sich doch langsam Sorgen. Morgen würde er den Arzt um Rat fragen müssen.

Dass er seinen rechten Arm und sein rechtes Bein nicht bewegen konnte, war sicher nur ein vorübergehender Zustand.

Für heute hatte er jedenfalls genug Aufregung gehabt. Sein Kopf schmerzte schon von der ganzen Denkerei.
 

Mitten in der Nacht wurde er von dem leisen Knarren seiner Zimmertür geweckt. Er öffnete langsam die Augen und wandte dann seinen Kopf zur Tür. Licht fiel durch einen Spalt herein und im Gegenlicht konnte er nicht erkennen, wer sich in sein Zimmer schlich, doch diese Person schien noch nicht bemerkt zu haben, dass er aufgewacht war. Leise trat sie an sein Bett heran und setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett. Genzo erkannte die Person dank des hereinfallenden Mondlichtes als den jungen Mann, mit dem er scheinbar verlobt war.
 

Dieser schien immer noch nicht bemerkt zu haben, dass er wach war, denn er nahm nun seine Hand und hob sie an seine Lippen. Dass er sie danach küsste, konnte Genzo nur mehr erahnen, da er es nicht spürte.
 

„Bitte, werde schnell wieder gesund. Ich warte auf dich, solange es sein muss. Noch einmal lass ich dich nicht gehen. Das schwöre ich.“
 

Genzo war gerührt von seinen Worten. Er wünschte sich so sehr, sich erinnern zu können. Plötzlich drang ein leises Schluchzen an seine Ohren. Weinte Ken etwa? Seinetwegen?
 

Ken hatte Genzos Hand wieder zurückgelegt und seinen Kopf darauf gebettet, als die Tränen aus ihm hervorbrachen.
 

Genzo wusste nicht warum, aber plötzlich hob er seinen halbwegs gesunden linken Arm und legte die Hand auf Kens Kopf. Dieser schrak ob der unerwarteten Berührung zurück und sah Genzo erschrocken an.
 

„Du … du bist wach?“, flüsterte er leise.
 

„Ja. Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe - Ken. Richtig?“
 

Ken schluckte, antwortete aber: „Ja, richtig.“
 

„Ich freue mich, dass du gekommen bist, auch wenn ich es bevorzugt hätte, du wärst tagsüber gekommen.“
 

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht überfallen.“
 

„Ja. Okay. Kenne ich dich denn von früher? Der Arzt sagte, dass du mein Verlobter bist, aber leider kann ich mich weder an dich, noch an meine Vergangenheit erinnern.“
 

„Ja, wir kennen uns von früher. Damals haben wir beide noch in Japan gelebt.“
 

„Das habe ich mir fast gedacht. Würde es dir etwas ausmachen, mir morgen alles zu erzählen, was du über meine Vergangenheit weißt, damit ich versuchen kann, mich wieder daran zu erinnern?“
 

Ken nickte und lächelte dann in die Dunkelheit. Bestand auch nur die leiseste Hoffnung, dass Genzo wieder ganz der alte werden würde? Er wagte es kaum zu hoffen.
 

„Dann sehen wir uns morgen wieder.“
 

„Ja, bis morgen.“
 

Ken erhob sich und machte sich auf den Rückweg, als Genzo ihn noch einmal zurückhielt: „Ken? Tut mir leid, wenn ich dich mit meiner Frage verletzt habe.“
 

Ken lächelte leicht und verließ dann das Zimmer.
 

In dieser Nacht schlief er mit einem Lächeln ein. Es war das erste Mal seit Langem, dass er durchschlief, ohne wegen eines Alptraumes vorzeitig aufzuwachen.
 

Nach dem Frühstück wusch sich Ken und machte sich dann frohen Mutes an Krücken auf den Weg zu Genzos Krankenzimmer. Er nahm beide Krücken in eine Hand und öffnete die Tür einen Spalt, sodass er sie dann mit der Krücke aufschieben konnte. Als er das Zimmer betrat, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Dort saß Karl-Heinz Schneider an Genzos Bett, während dieser offenbar schlief. Da er Kens Eintreten noch nicht bemerkt zu haben schien, weil er sich nicht umdrehte, musste Ken mit ansehen, wie er sich plötzlich über Genzo beugte und ihm augenscheinlich einen zarten Kuss auf den Mund gab. Das dachte Ken zumindest, aber da er nur Schneiders Rücken sehen konnte, konnte er sich nicht sicher sein. Doch das, was er ihm nun zuflüsterte, verstand sogar Ken, da Genzo es ihm vor einiger Zeit beigebracht hatte.
 

„Ich liebe dich.“
 

In Ken stritten sich Wut und Verzweiflung um die Oberhand. Wusste Genzo von Schneiders speziellen Gefühlen, oder sagte dieser das nur, weil Genzo im Moment nicht besonders zurechnungsfähig war, weil er schlief??
 

Er beschloss, dieser schmerzlichen Situation Einhalt zu gebieten und räusperte sich.
 

Schneider sprang erschrocken auf und riss dabei den Stuhl um, auf dem er bis eben noch gesessen hatte.
 

„Wakashimazu? Wie lange stehst du schon dort?“, fragte er sichtlich nervös auf Englisch.
 

„Lange genug, um dein Liebesgeständnis zu hören“, antwortete Ken mit gleichgültiger Stimme.
 

Beide sahen sich einen Augenblick lauernd an. Schneider überlegte krampfhaft, wie er aus dieser Situation herauskommen konnte, während Ken sich stark zurückhielt, um nicht auf ihn loszugehen. Schneider entschied sich schließlich für „Angriff ist die beste Verteidigung“.
 

„Na, dann weißt du ja jetzt Bescheid. Ich werde nicht zulassen, dass Genzo wieder in deine Obhut kommt. Du hättest ihn beinahe umgebracht!“
 

„Ja, ich weiß. Aber das hat rein gar nichts mit dir zu tun! Also verschwinde jetzt lieber!“
 

„Nein! Ich rede nicht nur von dem Unfall! Das alles hat doch schon angefangen, als er wieder nach Deutschland gekommen ist! Vorher war er noch so fröhlich und plötzlich hat er sich fast vollkommen zurückgezogen. Man konnte deutlich sehen, wie er von Tag zu Tag schwächer wurde. Was glaubst du wohl, was passiert wäre, wenn du nicht aufgetaucht wärst? Vielleicht hätte er dann jeglichen Lebenswillen verloren! Du bist ein solcher Egoist! Eure Verlobung ist doch sicher auch auf deinen Mist gewachsen, oder? Genzo würde so etwas nie in Betracht ziehen!“
 

„Was redest du da für einen Unsinn? Unser Privatleben geht dich einen feuchten Dreck an!“
 

„Falsch. Wenn es seine Karriere behindert, muss etwas getan werden. Und deshalb - “, er fixierte Ken finster dreinblickend „wirst du sobald wie möglich wieder nach Japan zurückkehren und Genzo nie mehr wiedersehen!“
 

„Du spinnst wohl! Das sollte er immer noch selbst entscheiden!“
 

„Was sollte ich entscheiden?“, hörten sie plötzlich Genzos schwache Stimme.
 

»Verdammt, er ist aufgewacht!« dachten beide gleichzeitig.
 

„Wir haben nicht von dir gesprochen“, erwiderte Schneider aufgesetzt einfühlsam.
 

Genzo blickte in ihre Richtung und ein Lächeln trat in sein Gesicht, als er Ken erkannte.
 

„Hallo!“
 

Ken lächelte ebenfalls, blickte Schneider dann noch einmal an und humpelte zu Genzos Bett, wo er Mühe hatte, den umgefallenen Stuhl aufzuheben. Als er schließlich saß, wandte er seinen Blick nicht von Genzo ab.
 

„Was macht Schneider eigentlich hier?“, fragte er in neutralem Japanisch.
 

Genzo sah ihn überrascht an. Ja, warum war er eigentlich hier?
 

Schneider, der kein Wort verstanden hatte und nun Genzos erstauntes Gesicht sah, fürchtete schon das Schlimmste. Würde Ken ihm von der Liebeserklärung erzählen?
 

„Schneider, was machst du hier? Es ist doch erst“, er sah auf die Uhr, „zehn Uhr früh.“
 

Schneider atmete innerlich erleichtert aus.
 

„Ich wollte dich besuchen kommen, erinnerst du dich nicht mehr? Heute Nachmittag haben wir Training.“
 

„Ah, tut mir leid, wenn ich dich jetzt bitten muss zu gehen. Aber ich habe Wakashimazu gebeten, mir etwas über meine Vergangenheit in Japan zu erzählen und da du kein Japanisch verstehst, wäre es sicher langweilig für dich, hier zu bleiben, oder?“
 

Ken hatte kein Wort von dem verstanden, was Genzo gesagt hatte, aber da Schneider nun sichtlich verunsichert war, was er tun sollte, musste er ihn gebeten haben, zu gehen. Innerlich breitete sich in Ken ein zufriedenes, aber auch gehässiges Grinsen aus.
 

Schneider gab sich für heute geschlagen, aber so leicht würde er nicht aufgeben.
 

„In Ordnung. Aber ich darf doch wiederkommen, oder?“
 

„Hmm. Ja, natürlich.“
 

Als er das Zimmer verlassen hatte und in den Aufzug stieg, ließ er seiner Wut freien Lauf, indem er mit der Faust gegen die Fahrstuhlwand schlug.
 

»Scheiße!«
 

Ken derweil berichtete Genzo in aller Ausführlichkeit und soweit er es selbst erlebt hatte von dessen Vergangenheit, wobei er ihm aber nichts über sein Familienleben sagen konnte. Das einzige, das er wusste, war, dass Genzos Eltern in England lebten und arbeiteten und Genzo allein mit seinem Trainer in einem riesigen Anwesen gelebt hatte.
 

„Wurden meine Eltern denn nicht benachrichtigt?“
 

„Doch, aber sie hatten wohl noch keine Zeit, vorbeizukommen.“
 

„Bin ich ihnen denn nicht wichtig genug?“
 

Ken sah Genzos traurigen Gesichtsausdruck und hätte ihn am liebsten in den Arm genommen, aber das könnte dieser sicher falsch verstehen, weswegen er ihm nur tröstend eine Hand auf die Schulter legte. Genzo lächelte ihn dankbar an, was Ken einen Stich ins Herz versetzte. Wie gern würde er ihn küssen, ihn an sich drücken und nie mehr loslassen, aber das wäre wahrscheinlich zu viel für Genzo. Deshalb lächelte er nur scheu zurück und setzte seine Erzählung fort. Genzo hörte ihm aufmerksam zu und während er das tat, fiel ihm auf, wie tröstlich es sich anfühlte, Kens Stimme zu hören. Er musterte ihn verstohlen und bemerkte zu seiner eigenen Überraschung, dass Ken für einen Mann außerordentlich attraktiv auf ihn wirkte. Aber diese Gedanken gehörten jetzt nicht hier her, schalt er sich selbst. Immerhin galt es, seine Vergangenheit wiederzufinden. Genzo wurde wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt, als Ken plötzlich mit seiner Erzählung stoppte.
 

„Was ist? Warum hörst du auf?“
 

„Alles, was jetzt folgt, hat mit unserer gemeinsamen Vergangenheit zu tun. Willst du das hören?“
 

Genzo schluckte. Sie hatten gar nicht so viel miteinander erlebt, aber dennoch waren sie ein Liebespaar geworden? Das konnte er sich gar nicht vorstellen. Er hatte sich immer für jemanden gehalten, der einige Zeit brauchte, bevor er sich auf eine Beziehung einließ. Scheinbar irrte er.

Ken betrachtete ihn abwartend. Er wollte nicht fortfahren, bevor Genzo nicht sein Okay gab.
 

„Genzo?“
 

„Ah? Oh, sorry. Ich war in Gedanken.“
 

„Das habe ich gemerkt. Möchtest du denn, dass ich fortfahre?“
 

Genzo nickte zögernd. Wenn er sich erinnern wollte, musste er alles wissen.
 

„In Ordnung. Erinnerst du dich noch an deine größte Angst?“
 

Genzo sah ihn überrascht an. Er wusste davon? NIEMAND wusste davon! Niemand DURFTE davon wissen!
 

„Ja“, erwiderte er zögernd.
 

„Gut. Wegen deiner Angst vor Spinnen sind wir uns nämlich näher gekommen.“
 

„Es ist keine Angst“, flüsterte Genzo.
 

„Was?“
 

„Es ist keine Angst! Es ist eine Phobie! Wie oft soll ich dir …“
 

Ken und Genzo rissen gleichzeitig die Augen auf.
 

„Genzo… das …“
 

Ein Déjà-vu? Konnte das sein? Hatte er das schon einmal gesagt? Es kam ihm so vertraut vor.
 

„Fahr bitte fort.“
 

„Okay. Also, wie gesagt, deine Phobie war der Grund, warum wir uns erst näher gekommen sind. Niemals hätte ich vermutet, dass du meine Gefühle erwidern würdest, von denen ich zu dem Zeitpunkt, als dieser Zwischenfall passiert ist, selbst noch nichts wusste. Zumindest wollte ich sie mir nicht eingestehen. Ich meine, was würdest du tun, wenn du plötzlich feststellst, dass das Objekt deiner Begierde dasselbe Geschlecht hat wie du?“
 

Genzo betrachtete ihn stumm. Ja, was würde er dann tun? Er konnte sich nicht an den Zwischenfall erinnern, dennoch merkte er, wie Kens Geständnis langsam sein Herz höher schlagen ließ.
 

„Was ist denn passiert?“
 

Ken berichtete es ihm, so weit er sich noch erinnern konnte und fügte an einigen Stellen auch Berichte über seinen damaligen Gemütszustand ein.

Genzo hörte ihm aufmerksam zu und hatte das Gefühl, dass er da von einer völlig anderen Person sprach. Hatte er wirklich so reagiert? Was war es für ein Gefühl gewesen, als Ken ihn zum ersten Mal geküsst hatte?
 

Genzo war so in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie er die Finger seiner linken Hand an seine Lippen führte. Als Ken dem gewahr wurde, stoppte er wieder in seinen Darlegungen.
 

„Genzo?“
 

Erschrocken sah Genzo Ken an. Wollte er das wirklich wissen? Würde er damit nicht Kens Gefühle verletzen, wenn er ihn bat, ihn zu küssen, ohne dass es ihm etwas bedeutete? Nur, weil er wissen wollte, wie es sich anfühlte? Er musste es auf einen Versuch ankommen lassen.
 

„Ken? Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“
 

„Ja, sicher. Worum geht es denn?“
 

„Würdest du mich küssen?“
 

Ken traute seinen Ohren nicht. Hatte Genzo das wirklich gerade von ihm verlangt?
 

„Ah, Genzo… das…“
 

„Ich wusste es. Ich habe deine Gefühle verletzt, oder?“
 

Ken musste über seine Ehrlichkeit lächeln.
 

„Nein, so schlimm ist es nicht. Aber willst du das wirklich?“
 

Genzo nickte schwach.
 

Ken zog den Stuhl näher ans Kopfende des Bettes und beugte sich so weit vor wie möglich. Genzo wandte den Kopf zu Ken und schloss die Augen. Sein Herz begann ungewöhnlich laut zu schlagen. Was war das für ein seltsames Gefühl, dass sein Inneres erfüllte? Ken berührte leicht Genzos Lippen und seine Augen füllten sich mit Tränen. Wie oft hatte er davon geträumt, Genzo wieder küssen zu können? Als er den Kuss löste, betrachtete er Genzo traurig. Er hatte den Kuss nicht erwidert. Also hatte er gar nichts gefühlt?
 

„Vielleicht sollte ich jetzt gehen. Ich bin ein bisschen müde.“
 

Genzo konnte es nicht glauben. Sein Herz schlug wie wild, sodass er Ken kaum verstand. Ken war schon fast an der Tür, als Genzo seine Worte wiederfand.
 

„Warte, Ken! Du hast am 29. Dezember Geburtstag, oder?“
 

Ken blieb abrupt stehen. Woher wusste er das? Erinnerte er sich wieder?
 

„Ja“, flüsterte er antwortend.
 

„Würdest du mich noch einmal küssen?“
 

Ken schüttelte den Kopf.
 

„Nein, ich kann das jetzt nicht. Bitte verzeih mir. Ich möchte jetzt lieber allein sein.“
 

„Aber…“
 

Ken verließ das Zimmer. Er konnte Genzo nicht in die Augen schauen. Er hätte sicher angefangen zu weinen. Auch, wenn er sich vielleicht an seinen Geburtstag erinnert hatte, war das noch kein Zeichen, dass er sich auch an alles andere erinnerte.
 

Kurz bevor er sein Zimmer erreichte, blieb er stehen und sah zurück.
 

Hatte er Genzo das Datum seines Geburtstages jemals mitgeteilt?
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Uuuuuuuund Schnitt! ^^

Ja, ich weiß, was ihr sagen wollt: Gemeinheit, fies, jetzt schon?

Aber: Ja! ^^ Ich liebe nun mal Cliffhanger. ^^
 

Irgendwie wird mir Schneider langsam unsympathisch. Das habe ich schon während des Schreibens gemerkt... Naja, mal sehen, was er noch alles anstellt. *hehe*
 

Bis bald!

Zero



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Tigers-Kitten
2012-04-19T22:18:19+00:00 20.04.2012 00:18
Karl-Heinz nervt mich... der ist so doof und arrogant wie im Manga! Hast ihn gut dargestellt... Dieses Kapitel ist sooo traurig! Ich fieber da richtig mit Ken mit... Das macht mich alles so nervös. Sowas haben die beiden nicht verdient... aber eine CT FF ohne Spannung wäre ja auch nichts. So, und jetzt schnell weiterlesen!
Von: abgemeldet
2007-07-31T15:19:29+00:00 31.07.2007 17:19
boah O_O ich glaub ich war laaaaange nich mehr so gefesselt von einer ff...und mir standen 2x sogar de tränschen in de äuglein ^^""".an manchen stellen haste aber auch schön geschriem *lob*!
sooo und jetzt kommt dat nächste kapi x3. *weiterles*
Von:  susy
2006-10-07T11:14:41+00:00 07.10.2006 13:14
Hi.
Deine FF gefällt mir total gut. Gibt es eine Fortsetzung?
Susy
Von:  Tigers-Kitten
2006-09-24T15:55:55+00:00 24.09.2006 17:55
Ah, wie gemein! Ich warte immer mit Spannung auf das neue Kappi, und nun endet es so... Bitte hör auf uns zu quälen! Was ich sagen will: Bitte weiter! I love this story! Wegen deiner Geschichte ist Genzos SA-Partner nun nicht mehr Schneider! lol
Von: abgemeldet
2006-09-18T12:22:31+00:00 18.09.2006 14:22
boah ich mag kalle nciht -.- der böde alte
ken und genzp sind das wahre paar..obwohl nach meiner anschauung gezo eigendlich der dominante sein müsste
aber egal war ein gutres kap und schreib schnell weiter ich bin nämlich sehr ungeduldig
Von: abgemeldet
2006-09-17T23:03:06+00:00 18.09.2006 01:03
aahhhhhhhhhhhh *kreisch*

achso ne schöne story
teil 3 wieder mal *daumenhoch*

die story is soooo herzzerreisend *schnief*

ach Ken tut mir voll leid.....
argh ich mag den Karl Heinz zwar...total...

aber ich hoff er macht hier nicht zuviel ärger *gg*

bin schon sehr gespannt wies weitergeht

schreib schnell und viel weiter! =D


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