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Bandenkrieg

von

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3.

3.

Irgendwie konnte ich nicht realisieren, was da gerade passierte. Wieder und wieder grollte der Donner über uns hinweg. Unter mir war der Abgrund. Ich hang hier einfach rum. Ich hätte fallen können. Ich hatte auch geglaubt, ich falle. Ich blickte nach oben. „Halt dich fest!“, rief Timo. Er hatte mein Handgelenk fest umschlossen. Timo war vom Regen klatschnass und seine Hand war rutschig. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig festhalten. Sofort zog er mich nach oben und hielt mich fest. „Alles klar bei dir?“, fragte er besorgt. Er hielt mich fest in seinen Armen. Ich zitterte am ganzen Körper. „Mir ist schwindelig“, sagte ich matt und hielt mir den Kopf. „Komm, halt dich fest, ich bring dich rein. Du bist mit dem Kopf ganz gewaltig auf das Dach gedonnert!“, er drehte sich um und nahm mich auf den Rücken. Während ich mich erschöpft und dankbar auf seinen Rücken kauerte, kletterte er vorsichtig zu der anderen Seite des Daches, wo die Leiter lehnte.

Während Timo immer weiter kletterte, hörten wir unter uns Sigi und Juli streiten, ob nun ein Robbi Williams Poster oder ein lebensgroßes Plakat von Green Day an die Wand gepinnt werden sollte, Lucky kläffte fröhlich dazu. Doch als Timo die Hütte betrat, war es schlagartig ruhig. Nur Lucky winselte leise. „Was ist denn passiert?“, beide stürzten sofort auf uns los. Ich musste wohl ziemlich gruselig aussehen, so geschockt schauten sie sie mich an. Dann vielen mir die Augen zu.

Als ich sie wieder aufschlug, war es bis auf das Licht von einer handvoll Teelichter stockdunkel. Ich rappelte mich auf und hielt mir den Brummschädel. „Wie geht es dir?“, hörte ich neben mir die sanft Stimme von Timo fragen. Ich drehte mich vorsichtig zu ihm. Ich musste wohl ziemlich geschwankt haben, denn er packte mich behutsam an den Schultern und flüsterte: „Leg dich lieber wieder hin! Du hast wahrscheinlich einen tierischen Schock. Wenn du da runter wärst…“, er schwieg. Jetzt war ich froh, dass wir heute ausgemacht hatten, in unserem Baumhaus zu übernachten. Ich hörte Lucky, Juli und Sigi leise schnarchen und lächelte. Vorsichtig lehnte ich mich an Timos Schulter, er hatte sich hinter mich gesetzt. „Danke Timo, vielen Dank. Du hast mir echt das Leben gerettet.“ Ich konnte ihn nicht sehen, aber irgendwie spürte ich, dass er lächelte.

Ich weiß nicht, wie lange wir so da saßen. Irgendwann war ich wohl eingeschlafen. Doch als ich wieder aufwachte, lag ich auf dem kleinen Sofa, das wir mit Hilfe meines Großvaters hier hoch gehievt hatten, auf meiner Stirn lag ein kühles Tuch. Als ich mich langsam aufsetzte, sah ich Julia und Sigrid, die sich auf Isomatten mit ihren Schlafsäcken und den Kissen ein Lager gebaut hatten. Neben mir auf dem Boden lag Timos Schlafsack, aber von ihm war keine Spur. Dann hörte ich, wie unten jemand den Auslösemechanismus für die Strickleiter betätigte. Ich stand auf und ging bei der Tür hinaus ins Freie, blieb aber an der Wand geklammert. Meine Beine wollten einfach noch nicht so, wie ich wollte. Draußen wehte mir ein kühler Lufthauch entgegen und brachte mich zum Frösteln. Ich ließ mich an der Wand entlang nach unten gleiten und wartete darauf, dass jemand den Kopf durch die Luke stecken würde. Schon nach wenigen Augenblicken tauchte der braune Wuschelkopf von Timo auf. „Du bist schon wach? Wie geht es dir?“, fragte er mich lächelnd. Er lehnte sich neben mich an die Wand und sah zu mir hinab. Dieser blöde Wind! Mir war so kalt, dass ich zitterte. Als Timo bemerkte, wie ich bei diesen frostigen Temperaturen hier draußen bibberte, nahm er seine Jeansjacke und legte sie mir um die Schultern. „Wie geht es dir jetzt?“, fragte er mich, während er die Transportplattform von unten herauf zog. „Alles klar, mir geht’s gut. Ehrlich!“, sagte ich noch schnell, als er mich skeptisch ansah. Dann nahm er eine große Einkaufstasche aus der Plattform und stellte sie neben mir ab. Ohne auf meine Protestversuche zu hören, hob er mich auf seinen Rücken, nahm die Tasche und stapfte zurück ins Baumhaus.

Er setzte mich auf dem Sofa ab, schaute mir tief in die Augen und sagte mit nachdrücklicher Stimme: „Du bleibst da sitzen!“ Dann marschierte er zu der kleinen Anrichte, stellte die Tasche rauf und packte aus. Ich blieb sitzen, sah ihm zu und gab keinen Mucks von mir. Einige Minuten hantierte er wortlos herum, dann kam er mit einem Tablett in der Hand wieder zurück zum Sofa. Er stellte es auf den Tisch und drückte mir eine Tasse warmen Kakao in die Hand. Dann setzte er sich neben mich und trank aus seiner Tasse. Keine von uns beiden sagte ein Wort, bis plötzlich Lucky anfing zu bellen. Sofort saß ich kerzengerade da. An die anderen hatte ich gerade überhaupt nicht gedacht.

Stöhnend und jammern erhoben sich Juli und Sigi aus den Kissen. Als ich die beiden Morgenmuffel sah, musste ich kichern. Timo nahm mir gerade noch die Tasse aus der Hand, denn wenige Sekunden später konnte ich mich vor lauter Lachen nicht mehr halten. Ich ließ mich nach hinten in die Kissen fallen und kugelte mich. „He, was soll denn hier so lustig sein?“, riefen die Mädels protestierend und stürzte sich mit den Kissen auf mich. Timo konnte sich vor do viel Girlspower gerade noch mal retten. Grinsend sah er zu, wie diese beiden Folterknechte mich unbarmherzig zu Boden kitzelten. Lucky stürzte sich auch ins Geschehen, denn ohne einen Guten –Morgen -Kuss konnte er nicht leben.

Keuchend lagen Juli, Sigi und ich auf dem Boden, Lucky hatte sich quer über uns gelegt. „Lucky, du fauler Sack! Runter da!“, rief ich mehrere Male. Doch dieses Monster rührte sich nicht vom Fleck, bis Timo eine Schüssel mit Hundefutter auf den Boden gestellt hatte. Schlagartig war Lucky bei der Schüssel. Während wir uns aufrappelten, stellte Timo das Frühstück, das er geholt hatte, auf den Tisch. Hungrig machten wir uns über die frischen Semmeln her. Gemütlich quatschend saßen wir da, plötzlich schreckte ich hoch. „Au Schande, ich habe noch gar keine Hausübung gemacht! Und morgen ist Abgabetermin!“, schrie ich auf, erhob mich und packte eilig meine Sachen. Als ich mich zu den anderen umdrehte, musste ich jedoch loslachen. Juli und Sigi waren beide kreidebleich im Gesicht. Dann kreischten sie auf. Lucky jaulte noch im Takt dazu, Timo trank grinsend seinen Kakao. Während wir Mädels hektisch durch das Baumhaus flitzten, räumte er gemütlich auf, verstaute alles in der Tasche und nahm Lucky an die Leine. Gemeinsam traten wir nach draußen. Während Sigi und Juli schon mal nach unten kletterten, drehte Timo sich zu mir um. „Du siehst noch ziemlich blass aus!“ Er hielt mich fest und ließ Lucky mit dem Tierlift nach unten. „Es ist besser, du kletterst nicht hinunter. Wenn dir schwindlig wird, fällst du am Ende noch. Ich lass dich mit dem Lift runter, ok?“, er lächelte mich an. Eigentlich wollte ich protestieren, aber sein freundliches Lächeln raubte mir schlichtweg die Luft. Ich nahm wortlos seine Tasche und setzte mich auf die Holzplatte von dem Lift. „Hält der mich überhaupt aus?“, mir wurde mulmig, wenn ich daran dachte, wie weit es nach unten ging. „Dich Fliegengewicht trägt der Lift locker“, grinste er mich an. „Ich klettere jetzt runter, dann lass ich dich von unten langsam runter. Bis gleich!“, er verschwand in der Luke. Ich saß mucksmäuschenstill auf der Holzplatte und klammerte mich an den Seilen fest. Dann gab es einen schnellen Ruck und ich hang frei in der Luft herum. Ich schloss die Augen ganz fest und klammerte mich an die Seile. Von unten hört ich Timo rufen. Ich blinzelte mit einem Auge vorsichtig, lehnte mich an den Rand und lugte nach unten.

Doch genau in dem Moment, in dem ich zur Seite lehnte, kippte die Holzplatte. „Wow!“, rief ich aus, da ich mich aber fest in den Seilen verkrallt hatte, blieb ich hängen. Ich baumelte bloß in 5 Meter Höhe herum. „Alles klar?“; rief Juli zu mir hoch. „Ja klar, ich häng hier gerne rum! Holt mich hier runter!“, rief ich nur sarkastisch nach unten. „Halt mal“, Timo drückte Juli das Seil in de Hand und stellte sich unter mich. „Lass dich fallen, ich fang dich! Vertrau mir!“, rief er mir zu. „Aber sonst geht’s dir noch gut oder?“, ich verstand diesen Typen manchmal echt nicht. Aber was soll’s, einen Versuch war es wert. „Auf drei! 1….2….3!“, rief ich und ließ los. Kreischend segelte ich nach unten, aber Timo fing mich wirklich auf. Als ich ihn dann erstaunt anstarrte, wie ich da in seinen Händen lag, wurde ich plötzlich knallrot. Er war aber auch nicht gerade unberührt von mir. Schnell ließ er mich auf den Boden sinken. „Alles klar?“, fragte er verlegen, drehte sich aber nicht zu mir um. „Ja. Danke…“, ich war auch nicht gerade gesprächig. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so verlegen werden könnte!

Wortlos radelten wir dann alle in eine andere Richtung davon.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bindotsch
2007-02-04T14:08:19+00:00 04.02.2007 15:08
Suppi, schreib schnell weiter, die Geschichte gefällt mir ^^ Ich finde es total sweet geschrieben ^_^

Bindotsch


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