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Erin Erik

Buch Eins: Im Schatten des Wolfes
von

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Recherche!

Chris schaute sie vollkommen verwirrt an. Er wusste nicht, was er mit dieser Erklärung anfangen sollte. Erin hatte ihm gesagt, dass sie wegmusste und wieso. Dabei hatte sie kein gutes Gefühl. „Er wird mir das nicht glauben?“, sagte sie sich immer wieder und dachte schon daran, dass alles einen Scherz darzustellen, doch dann würde Chris sie für verrückt halten und das wollte sie nun auch wieder nicht. „Wie du wirst verfolgt, von wem denn?“, fragte er und Erin merkte, wie sich ein dicker Kloss in ihrem Hals bildete. Sie konnte ihm unmöglich sagen, dass sie es nicht selber wusste. Es war zumindest ein Gefühl und das schon reichte aus, um eine Gänsehaut zu verursachen. „Ich...ich kann es dir nicht sagen. Bitte versteh das!“, bat sie ihn und schaute auf den Boden. Rafael, der das ganze belauscht hatte, blickte sie mit seinen großen Hundeaugen besorgt an. Genauso wie Chris. „Wieso willst du dann weg, wenn du nicht weiß, von wem du verfolgt wirst. Vielleicht kann ich dir helfen!“, sagte Chris und ergriff ihre Hände. Erin schüttelte den Kopf. „Nein kannst du nicht. Ich muss weg, weil ich nicht will, dass dir etwas passiert!“, sagte sie mit stockender Stimme. „Auch wenn ich es selber nicht weiß, von wem ich verfolgt werde, ist es das sicherste, wenn ich nicht in deiner Nähe bin!“

Es fiel ihr schwer, das zusagen. Aber sie sah keinen anderen Ausweg. Sie musste es ihm so sagen. Egal wie sehr sie ihn mochte und sich auch dagegen sträubte ihre Gefühle für ihn zu verbergen. Chris blickte sie und etwas hilflos an. „Erin, bitte...!“, flehte er leise und drückte ihre Hand. Tränen brannten in ihren Augen und Erin spürte, wie die Angst um Chris sie innerlich vereisen ließ. Noch nie hatte sie so gefühlt, aber sicher lag es auch daran, dass sie niemals so gefühlt hatte, wie jetzt. Wo sie ihn getroffen hatte.

In all den Jahren, als sie als Exorzisten arbeitete, hatte sie niemals solche schönen Gefühle empfunden.

Dennoch wollte sie ihn nicht in Gefahr bringen, wie gern sie auch seine Hilfe angenommen hätte. Aber sie wusste um die Gefahr, die auf sie lauerte und womöglich auch für ihn galt. Darum musste sie weg. Weg von ihm!

Ihr Herz machte einen schmerzhaften Aussetzer, als sie sich das sagte und verkrampfte sich. Sie schüttelte den Kopf und entwand ihre Hände aus seinem Griff. „Es tut mir leid, Chris. Aber ich halte es für das Beste!“

Mit diesen Worten stand sie auf. „Komm Rafael, wir packen!“

Rafael stand auf und schaute Chris traurig an. Er winselte leise und sein Schweif hing schlaff hinab. Chris lächelte traurig und hob die Hand. Sanft strich er dem Wolfshund über den Kopf. „Keine Sorge Rafael. Ich bin sicher, dass wir uns wiedersehen!“, sagte er und Rafael bellte kurz. So als wolle er ihm recht geben. Dann trottete der Hund zu Erin, die in ihrem Zimmer war und alles packte. Chris wäre am liebsten aufgesprungen und hätte Erin zurückgehalten. Doch dann würde sie sicher denken, dass er sie nicht gehen lassen wollte und sie einsperren will.

Naja, wenn er ehrlich sein soll, wollte er sie auch nicht gehen lassen. Er hatte sie sehr in Herz geschlossen und der Gedanke, dass sie ihn jetzt auf Nimmerwiedersehen verließ, behagte ihm gar nicht. Aber er konnte sie ja auch nicht zurückhalten. Er fand es als ihr gutes Recht, zusagen, dass sie ging. Auch wenn es ihm das Herz brach.

Als Erin ihre Sachen gepackt hatte, stand sie ihm gegenüber und musste sich beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen. Es gab so vieles, was sie ihm sagen wollte, Doch sie musste so schnell wie möglich weg. Nicht, dass ihr Verfolger noch eine Spur oder gar eine Witterung bekam. „Also...!“, begann sie und schaute ihn mit einem Ausdruck vollkommener Niedergeschlagenheit an. Chris erwiderte ihren Blick. „Also?“, fragte er, um das Schweigen zwischen ihnen zu zerbrechen. Erin schluckte. Sie hatte gehofft, das alles würde schnell und schmerzlos von statten gehen, aber leider schien sich das als Irrtum zu erweisen. Es war noch schwerer, als sie dachte. Aber war das ein Wunder?

Immerhin verließ sie den Mann, den sie aufrichtig...gernhatte. Und das war weitaus schlimmer, als all die Verluste, die ihre Jagd mit sich brachte.

Sie biss sich auf die Unterlippe und senkte kurz den Blick, Chris schaute sie nur stumm an und wartete, was sie eigentlich sagen wollte. Doch anstatt zusagen: „Bis Bald!“, streckte sie nur die Hand aus und schien darauf zuwarten, dass er sie nahm. Er seufzte und ergriff ihre Hand. Erin schüttelte sie langsam.

„Machs gut!“

Mit diesen Worten, ließ sie dann seine Hand los und drehte sich um. Chris sah noch, wie sie die Stufen hinunterschritt und hörte, wie die Eingangstür zu viel. Innerlich hoffte er, sie würde es sich anders überlegen und zurückkommen, doch nach wenigen Minuten musste er schmerzhaft feststellen, dass sie niemals wieder zurückkommen würde. Er seufzte noch einmal, ehe er die Tür hinter sich schloss.

Erin lief, den Kopf gesenkt und den Hut tief ins Gesicht gezogen durch die Straßen. Ihr Wolfshund treu an der Seite trottend. Hin und wieder blickte er zu ihr hoch und sah, dass es ihr schmerzte, Chris so einfach verlassen zu haben. Ohne ihm den wahren Grund genannt zu haben. Er bellte und winselte. Als sie zu ihm sah, schimmerten Tränen in ihren Augen und liefen ungehindert über ihre Wangen. Rafael schaute sie mit einem ebenso traurigen Blick an und legte dabei den Kopf schief. Erin lächelte traurig. „Ich hätte es ihm sagen sollen, oder?“, flüsterte sie. Rafael ging zu ihr näher hin und leckte ihr dann tröstend über den Handrücken. Erin seufzte und ging in die Knie. Behutsam nahm sie das Hundegesicht in beide Hände und streichelte ihm über den pelzigen Kopf. „Ich weiß, ich weiß. Ich mache es mir wirklich einfach, aber ich hatte keine andere Wahl!“

Rafael bellte wieder und Erin konnte sich dem Eindruck nicht erwehren, dass er ihr wiedersprach. „Du hattest eine andere Wahl!“

Erin blickte ihren Wolf nur schweigend an. Und sie musste ihm Recht geben, auch wenn sie sich dabei etwas komisch vorkam. Sie sprach mit ihrem Wolf, wie zu einem Menschen, aber in all den Jahren war Rafael nicht nur ihr ständiger Begleiter gewesen, sondern auch ihr bester Freund. Und da war es nicht verwunderlich, dass sie zu ihm mehr vertrauen hatte, als zu irgendjemand anderen.

Mit großer Ausnahme, was Chris betrifft!

Erin seufzte und erhob sich wieder. „Los komm, gehen wir weiter!“, sagte sie und Rafael gab ein kurzes Murren von sich.

Sie liefen durch den Park und Erin überlegte krampfhaft, wo sie unterkommen konnte. Zwar dachte sie da an ein Hotel, aber welches Hotel würde denn eine fast geldlose Frau und einen Wolf aufnehmen?

Erin verfluchte sich, dass sie kein Geld eingesteckt hatte. Und nun mittelos durch Paris lief.

Sie setzte sich auf eine Bank, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Sie musste nachdenken. Irgendwie musst es doch eine Möglichkeit geben, eine Bleibe zu finden.

„Hallo!“, hörte sie jemanden sagen und öffnete die Augen. Vor ihr stand die Blondine, die sie schon im Laden gesehen hatte. Ramona!

Sie stand vor ihr und lächelte sie an. Aber es war das Lächeln einer Schlange, wenn sie ihrer Beute in Sicherheit wiegen wollte.

Erin schaute sie nur an und wartete, was sie von ihr wollte. Als Ramona nichts sagte, wurde es ihr zu dumm. „Was willst du?“, fragte sie dann und das Grinsen schien in Ramonas Gesicht wurde breiter. „Ach, ich wollte...mich nur entschuldigen!“, sagte sie und machte eine beiläufige Handbewegung. Erin hob die Brauen. Zwar kannte sie Ramona nicht so gut, aber sie sah ihr deutlich an, dass Ramona nicht so einfach sich entschuldigt, schon gar nicht bei einer anderen Frau. „Bitte?“

„Ich wollte mich nur entschuldigen, weil ich so ruppig war!“, erklärte Ramona nun etwas genervt und trat von einem Fuß auf den anderen.

„Ruppig ist gut!“, dachte sich Erin.

„Schon gut!“, sagte sie laut und winkte ab. Ramona schüttelte den Kopf. „Nein, es tut mir wirklich Leid!“, sagte sie und schaute betroffen zu Boden. Äußerlich machte sie den Eindruck, dass es ihr wirklich leidtut, aber innerlich sah es ganz anders aus. Sie musste sich bemühen, nicht gleich loszuschreien und sie auszuschimpfen oder ihr gar die Haare raus zu reißen. Sie sagte sich immer wieder, dass sie schon ihr Fett wegbekommen würde. Bis dahin, müsste sie die Reumütige spielen und das fiel ihr mehr als schwer.

„Du musst wissen, dass Chris mal mit mir zusammen war!“

„Ja, davon hat er mir erzählt!“

„Oh, ähm. Gut. Er lag mehr sehr am Herzen!“, sagte sie und ballte die Faust. Gerade mit ihr, mit dieser dummen Schnepffe, sprach sie über ihren Exfreund. Mit dem nun sie zusammen war und sie wohl anscheinend glücklich miteinander sind. Das machte sie wahnsinnig, vor Eifersucht. „Reiß dich zusammen!“, ermahnte sie sich und schluckte ihre Wut hinunter. „Hm!“, gab Erin nur von sich und die Wut in Ramona wuchs. „Diese dämliche, arrogante Kuh!“, dachte sie voller Verachtung. „Und wenn ich ehrlich sein soll, liegt er mir immer noch am Herzen!“

Strike!

Erin schaute sie kurz an, dann erhob sie sich und streckte sich. „Freut mich für dich!“, sagte sie nur und wandte sich zu gehen. „Hey, warte mal. Wohin willst du?“, fragte Ramona etwas verwirrt und entrüstet. „Ich muss mir ein Hotel suchen!“, erklärte Erin nur und hob zum Abschied die Hand. „Bye!“

Romana blickte ihr nach und knirschte die Zähne. Ihr Hass auf Erin wurde nun größer und der Wunsch nach Vergeltung schien sie förmlich zu zerfressen.
 

Erin suchte bis in den späten Nachmittag nach einem Hotel, das günstig war. Zwar hatte sie Geld dabei, aber nicht so viel, um sich in einem Nobelhotel zu quartieren. Als es schon dämmerte und sie das letzte Hotel aufsuchte, merkte sie wie müde sie war. Das Laufen und die Tatsache, dass sie wahrscheinlich Chris niemals wiedersehen konnte, machten sie geradezu fertig. Müde und mit einem niedergeschlagenen Gesicht, durchschritt sie die Eingangshalle und steuerte auf die Rezeption zu. Der Mann schaute sie von oben bis unten an und verzog etwas das Gesicht, als er den Wolf an ihrer Seite sah. Erin ließ sich von seinem Blick nicht beeindrucken oder gar einschüchtern, sondern blieb davor stehen und wünschte dem Herren einen guten Abend. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte er und schien sie noch einmal aufmerksam zu mustern. „Ich brauche ein Zimmer!“, sagte sie einfach nur und wischte sich über die Stirn. Die Müdigkeit nahm zu. „Wenn das so weitergeht, penne ich gleich noch im Foyer ein!“

Der Mann tippte auf der Tastatur seines PCs herum. „Für wie lange?“, fragte er, ohne sie anzusehen. „Äh, lassen Sie mich überlegen...für eine Woche!“, überlegte sie.

Solange brauche ich zwar nicht um den Geist zubekommen, aber danach brauche ich definitiv Urlaub.

Der Mann nickte. „Ihr Name?“

„Erin!“, sagte sie und gähnte. Da schaute der Mann sie an und Erin glaubte so etwas wie Erstaunen zusehen. „Erin?“, fragte er. „Und weiter?“

„Ähm, Erin...Jackson!“

Noch kurz schaute der Mann sie immer noch verwirrt an und ehe Erin fragen konnte, was sein Problem war, sagte er gelassen. „Nun, wie ich sehe, haben Sie schon ein Zimmer bei uns. Die Präsidentensuite!“, erklärte er und Erin glaubte erst, sich verhört zu haben. „Wie?“, fragte sie und war mit einem Schlag wach. Der Mann nickte wieder und schien sichtlich genug, von ihr zu haben. „Ja, man hat für Sie ein Zimmer reserviert!“, sagte er abfertigend.

Erin begriff immer noch nicht. Kurz dachte sie daran, dass Kardinal Gregor ihr dieses Zimmer beschafft hat, aber gleich so ein teures und nobles?

Nein, so verrückt ist nicht mal Kardinal Gregor!

Aber Erin wollte nicht mehr länger das ausdiskutieren, sondern bedankte sich und ließ sich von dem Mann den Schlüssel geben. Ein Page kam, auf Klatschen des Mannes heran und nahm Erins Sachen.

Auf dem Weg zu ihrer Suit, hatte Erin das dumpfe Gefühl, dass es kein Zufall war. Jemand schien gewusst zu haben, dass sie ein Zimmer suchte. „Könnte etwa Chris vielleicht...!“, überlegte sie und schüttelte den Kopf. „Woher soll er bitte wissen, welches Hotel ich zuletzt besuchen würde?“

Das Gefühl, dass etwas daran faul war wuchs in ihrem Bauch zu einem Geschwür heran und ließ sie nicht los. Als der Page die Tasche abstellte und Erin sagte, dass es hier sei, nickte sie nur freundlich und reichte dem Jungen zum Dank etwas Trinkgeld. Dieser strahlte über das ganze Gesicht, wünschte ihr noch einen netten Aufenthalt und war auch schon weg. Erin lächelte und gähnte wieder. Die Müdigkeit war wieder da und wurde immer unerträglicher. Schnell schloss sie die Tür auf und ging hinein. Was sie erwartete, war ein großes, stilvolles Wohnzimmer. Mit Fernseher, Bar und sogar einem Laptop, mit Internetverbindung. Erin pfiff bewundernd und gähnte erneut. „Oh man, bin ich müde!“, sagte sie, warf die Tasche auf die Couch und befreite sich aus ihrem Mantel und aus ihren Stiefeln.

Rafael sprang auf einen der Sessel und legte sich hin. Sofort fielen seine Augen zu und er schnarchte leise*

Erin lachte leise und machte schnell noch einen kleinen Rundgang. Zuerst inspizierte sie das Schlafzimmer. Auch dieses war sehr elegant. Ein großes Doppelbett, mit weißem Satinbezug, schrie geradezu danach, sich einfachmal darauf fallen zulassen. Ein großer geräumiger Kleiderschrank stand genau auf der gegenüber liegenden Seite. Neben dem Bett ein Schreibtisch, mit vielen Schreibutensilien und einem schönen verziertem Spiegel.

Danach war das Badezimmer dran. Weißgekachelte Wände und eine Badewanne, so groß, dass ein Pferd locker hineingepasst hätte. An der Wand hing ein großer Spiegel und auf den Körben lagen weiße, flauschige Handtücher. Die Ausleger auf dem Kachelboden waren herrlich weich unter ihren nackten Fußsohlen an und Erin beschloss kurzerhand noch ein Bad zunehmen.

Sie drehte den Wasserhahn auf und tat etwas von dem wohlriechenden Schaumbad rein. Sofort türmten sich weiße Berge aus glitzerndem Schaum über dem Wasser auf und Erin entledigte sich ihrer Kleidung.

Als sie in das Wasser stieg, spürte sie, wie sich ihre Muskeln entkrampften und sie mit neuer Kraft erfüllten. Sie seufzte und ließ sich tiefer ins Wasser sinken. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Minuten lang blieb sie so liegen und entspannte sich. Für diese paar Minuten war ihr Kopf vollkommen leer. Es gab weder die Erinnerung an diese unheilvolle Begegnung, mit der Schattenkreatur, noch die Erinnerung, an ihrem Traum. Eigentlich nichts, was ihr Kummer machte, außer...

„Chris!“, schoss es ihr durch den Kopf und sie öffnete die Augen. Kummer machte sich in ihr breit und vertrieb kurz die Müdigkeit. Wobei diese ihr noch lieber war, als dieses niedergeschlagene Gefühl, einen guten Freund verloren zu haben. Und genau das hatte sie, wenn sie ehrlich war. Zwar hatte sie ihn nicht durch einen tragischen Unfall verloren, doch dass sie ihm einfach den Laufpass gegeben hatte, war schlimmer, als alles andere, was sie sich bisher vorstellen konnte. „Sicher denkt er, ich habe ihm nur was vorgespielt!“, dachte sie und sie schluckte schwer. „Ich muss ihn anrufen, wenigstens das bin ich ihm schuldig!“

Sie blieb noch paar Minuten in der Wanne und stieg dann aus. Sie schlüpfte in den weißen Bademantel und schob ihre Füße in die weichen Pantoffeln. Das Gefühl der Müdigkeit war etwas gewichen und Erin fühlte sich nun etwas frisch. Sie ging zu dem Telefon und wählte eine Nummer. Bevor sie Chris anrufen konnte, musste sie zunächst im Vatikan anrufen und Bescheid sagen. Ihre Waffen und die Erfüllung ihres selbstausgesuchten Auftrags hatten höchste Priorität. Auch wenn es ihr schwerfiel ihrem Kopf die Oberhand zu überlassen. Es klingelte und Erin wurde so langsam ungeduldig. Sie ging zum Fenster und schob die Vorhänge zurück. Draußen war es nun Nacht und Paris erstrahlte mit seinen Lichtern und dem prunkvollen Eifelturm im ganzen Glanz. „Eigentlich eine sehr schöne Stadt!“, sagte sie sich und bereute es, dass sie nun nicht mehr aus Vergnügen hier war. Das Freizeichen an der anderen Leitung schien ewig zu dauern und Erin fragte sich wirklich, was Kardinal Gregor solange machte. Wartend ließ sie den Blick weiter über das nächtliche Paris wandern und hielt plötzlich inne. Etwas weiter weg von ihr, genau gegenüber, ragte ein Gebäude in die Nacht hinein und trotz der Entfernung und der Dunkelheit, erkannte sie es. „Die Pariser Oper!“, keuchte sie. Das war doch unmöglich Zufall!

Noch ehe sie sich genau darüber Gedanken machen konnte, nahm schon jemand ab. „Hallo?“

Erin schreckte kurz zusammen, fasste sich dann doch wieder. „Kardinal Gregor, ich bin es!“, sagte sie, denn Blick immer noch auf das imposante Bauwerk geheftet. „Ich habe eine Bleibe gefunden!“

„Gut, dann schicke ich dir deine Waffen!“, sagte er. Erin nickte. „Ich gebe Ihnen die Adresse!“

„Nicht nötig. Ich habe sie schon!“

Erin runzelte die Stirn. „Wie Sie haben sie schon. Ich habe doch erst gerade eben eingecheckt!“, versuchte sie zu erklären und in ihr wuchs der Verdacht wieder, dass Kardinal Gregor doch etwas damit zu tun hatte. „Haben Sie mir etwa das Hotel und das Zimmer beschafft?“, fragte sie dann und Kardinal Gregor schien, trotz dass sie ihn nicht sehen konnte, ziemlich verwundert zu sein. „Wie...nein!“, sagte er. „Wie kommst du darauf?“

„Öhm...naja, weil nur Sie davon wissen konnten!“, versuchte sie zu erklären. „Erin ich wusste zwar davon, aber nicht wo du eincheckst. Das habe ich erst später erfahren!“, sagte Gregor.

Aber nicht von mir!

Erin spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich und sie musste sich bemühen, den Hörer nicht fallenzulassen. „Ja, aber...!“, stammelte sie nur. Gregor schien auf eine Erklärung zuwarten und als er merkte, dass er sie nicht bekommen würde, seufzte er „Erin ich finde es ist eigentlich egal, wer dir das Zimmer beschafft hat. Wahrscheinlich ist das nur Zufall gewesen!“, sagte er und sein letzter Satz klang so, wie Erin es empfand. Vollkommen unmöglich. Sie schwieg und ihrem Kopf wirbelten die Gedanken umher. Das wurde immer unheimlicher. Selbst für sie wurde das zu viel. Gregor hörte ihren zittrigen Atem. „Erin, ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte er besorgt. „Ich weiß auch nicht. Ich glaube, ich verliere allmählich den Verstand!“, sagte sie und hielt sich den Kopf. Ihr wurde schwindelig und sie drohte in die Knie zugehen. „Ist das nicht dein Berufsrisiko?“, fragte er etwas amüsiert. Erin lächelte. Das stimmte. Ihr Job hatte immer dieses Risiko, aber nie hätte sie daran gedacht, dass es mal wirklich zutreffen würde.

„Leg dich schlafen. So wie du dich anhörst, kann ich gut glauben, dass du ziemlich viel durchgemacht hast!“, sagte er dann fürsorglich.

Das ist wohl wahr!

„Gut, ich...ich werde mich melden, wenn ich weiß, mit was ich zutun habe!“, sagte sie und legte auf.

Sie blickte wieder aus dem Fenster und schaute zu der Oper. Ein Schauer rann ihr über den Rücken, als sie daran denken musste, was dort lauerte. Ihr wurde kalt und sie zitterte. Das Telefon hatte sie immer noch in der Hand und sie dachte kurz daran, Chris anzurufen. Doch was sollte sie ihm sagen?

Erin biss sich auf die Unterlippe und schien Minuten lang zu überlegen.

Dann schaute sie zu Rafael, wollte ihn um Rat fragen, aber dieser schlief schon. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als selbst die Entscheidung zutreffen. Mit einem Seufzen wählte sie die Nummer der Auskunft und wartete, bis abgenommen wurde. „Ja, hallo...ich möchte gerne mit einem gewissen Herren Chris Adea verbunden werden...okay danke!“, sagte sie und wartete. Es klingelte fünfmal, als Chris endlich abnahm. „Ja?“, fragte er und Erin fühlte, wie sich ihr Hals auf einmal so trocken anfühlte. „Hey, Chris...ich bin es!“

„Erin...wo...wo bist du?“, sagte er und klang mit einem aufgebracht. Erin schluckte. „Das ist nicht so wichtig!“, sagte sie und war bemüht, ihre Stimme ruhig klingen zulassen, was alles andere als leicht war. Schon der Klang seiner Stimme, und der Unterton, der darin mitschwang machte sie vollkommen nervös. „Nicht wichtig?“, wiederholte er, immer noch aufgebracht, aber auch nun etwas ärgerlich. „Du sagst du musst weg und wenn ich dich frage wo du bist, sagst du nicht wichtig!“

Erin kniff die Augen zusammen. „Oh man, er wird mir den Kopf ab reißen, sollten wir uns wiedertreffen!“, dachte sie und schon dieser Gedanken ließ ihr die Knie weich werden. „Hör mal Chris. Ich...es tut mir leid, dass ich einfach so auf und davon gegangen bin, aber ich wusste nicht, wie ich es sonst machen soll!“, versuchte sie zu erklären und kam sich dabei vor, wie eine blutige Anfängerin, in Sachen Entschuldigen vor. „Wie du wusstest es nicht?“

Nun klang er mehr sauer, als aufgebracht und Erin dachte schon daran einfach aufzulegen, aber dann würde Chris denken, sie hätte ihn nur verarscht. „Ich wusste es eben nicht...ich...ich...es tut mir leid!“

Chris atmete hörbar aus. „Schon gut, aber du kannst dir ja denken, dass mich das schon etwas gekränkt hat!“, sagte er dann und Erin lächelte etwas traurig. „Ja, aber du musst mir glauben, ich wollte dich nicht do verletzten!“, erklärte sie.

Dafür mag ich dich viel zu sehr!

„Ich glaube dir, nur sei in Zukunft etwas ehrlicher zu mir!“, bat er sie und Erin hatte das Gefühl, jemand hätte ihr in den Magen geschlagen. In Zukunft ehrlicher sein, wie sollte sie das machen. Immerhin sucht er nach der schwarzen Bestie und will sie hinter Gitter bringen. Sollte er erfahren, dass sie das ist, so würde er sie nicht mehr als seine Freundin sehen. Erin fühlte sich von Minute zu Minute schlechter. „Chris vertraut mir und ich belüge ihn unentwegt!“, warf sie sich vor. „So kann das doch nicht weitergehen!“

„Was kann so nicht weitergehen?“, fragte er verwirrt und Erin gab einen erschrocken Laut von sich. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie es laut aus gesprochen hatte. „Verdammt!“, dachte sie. Hastig suchte sie nach einer Ausrede. „Das...das...uff...Chris, wärst du mir böse, wenn ich jetzt Schluss mache. Ich...ich bin ziemlich müde!“

Tolle Ausrede!

Chris blinzelte. „Wie?“, fragte er. Er verstand nicht.

Wieso machte Erin auf einmal so dicht?

Erst ihr plötzliches Verschwinden, welches ihn rätseln ließ, was mit ihr sei, dann dieser Anruf, der in ihm neue Hoffnung weckte, sie wiederzusehen und nun sowas. So langsam glaubte er, dass sie etwas vor ihm verheimlichte. Oder gar mit ihm spielte. Ließ es sich jedoch nicht anmerken und klang recht einverstanden. Auch wenn ihm anders zumute war. „Nein, natürlich wäre ich dir nicht böse. Aber ich frage mich wirklich, was in letzter Zeit mit dir los ist. Du bist immer so sprunghaft. Erst bist du so offen und ich kann mit dir reden und dann verschließt du dich vor mir!“

Erin war kurz davor ihm den wahren Grund, ihres Abgangs zu verraten, aber dann ermahnte sie sich. „Er würde mir das niemals glauben.

Eine junge Frau, die von Dämonen verfolgt wird!

Das kann er einfach nicht glauben!“, dachte sie und der Schmerz in ihrem Herzen wurde immer unerträglicher. Hart presste sie die Lippen aufeinander und zwang sich zu einer Antwort.

„Naja, es...es ist mir etwas unangenehm, aber du weißt ja ich habe meine Tage und da bin ich oft etwas komisch drauf!“, erklärte sie flüchtig und schlug sich die Hand auf die Stirn. Dämliche Kuh!

„Oh!“, gab Chris nur von sich. „Stimmt...naja, dann leg dich jetzt schlafen. Gute Nacht!“

Erin lächelte etwas. „Ja; danke dir auch. Bis bald!“, sagte sie und legte auf. Erst da gab sie ihren Tränen freien Lauf und sank in die Knie. Ihre Schultern zuckten und ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie fürchtete, es würde zerspringen. Mit dem Ärmel des Bademantels wischte sie sich die Tränen weg. Sie versuchte sich zu beruhigen und einzureden, dass es nicht anders ging. Das sie ihm nicht sagen konnte, was sie wirklich beschäftigte. Aber sooft sie sich das auch einzureden versuchte, der Schmerz ließ sie nicht los. Es war das erste Mal, dass sie sich selber verfluchte, dass sie dieses Leben führte. Ein Leben, das mehr von ihr forderte, als sie sich das jemals vorgestellt hatte. Doch was half es jetzt, sich darüber zu beklagen. Sie saß einfach viel zu tief darin fest, als das sie jetzt einfach so sagen konnte, sie würde aufhören mit diesem Leben. „Es macht jetzt nichts, sich Vorwürfe zu machen!“, sagte sie sich, stand auf und zog mit einem energischen Ruck die Vorhänge zu.
 

Erin murrte etwas, als das helle Sonnenlicht sie mitten ins Gesicht traf und sie aus ihrem Schlaf riss. „Hm, mach das scheiß Licht aus!“, maulte sie und rollte sich auf die andere Seite. Das Gefühl der Müdigkeit hatte sie in einen tiefen und darüber war sie sehr froh, traumlosen Schlaf hineingleiten lassen. Doch nun brach der nächste Tag an, und Erin verband mit dem neuen Tag eines. Arbeit!

Zwar hatte sie sich das fest vorgenommen, weil es auch sie betraf, aber das Bett war so schön warm und weich, dass sie eigentlich gar nicht aufstehen wollte. Von Aufwachen ganz zu schweigen. Rafael kam rein und stellte sich an das Bettende. Er winselte und bellte. Erin vergrub ihr Gesicht im Kissen. Was Rafael veranlasste nun noch lauter zu bellen und sogar ihr die Bettdecke wegzuziehen. „Rafael, lass den Scheiß!“, schimpfte Erin und griff nach der Decke. Rafael knurrte und zerrte an dem anderen Ende, während Erin an ihrem Stück zog. „Rafael, wirst du wohl!“, zeterte sie wieder und Rafael tat, was sie ihm sagte. Mit dem Resultat, dass Erin ritt links aus dem Bett fiel und auf den Boden landete. „Aua!“

Rafael bellte nochmal und wedelte mit dem Schweif. Er trottete zu ihr und leckte ihr einmal quer über das Gesicht. Erin gab einen wütenden Laut von sich und sprang dann auf. „Rafael, also wirklich. Manchmal könnte ich dich...!“

Ihr Wolf legte nur den Kopf schief und schaute sie aus seinen großen Hundeaugen an. Erin schluckte und murrte etwas vor sich hin. Dann drehte sie sich um und ging ins Bad.

Nachdem sie sich gewaschen hatte, nahm sie die Leine und band sie Rafael um.

„Also gut, gehen wir Gassi!“, seufzte sie und verließ mit ihm das Hotel.

Draußen war es warm, sodass Erin ihren Mantel nicht brauchte, sondern einfach in ihrer schwarzen Hose und ihrem Schwarzen Top durch die Stadt spazieren konnte. Immer wieder schaute sie zu der Oper, die sich reinzufällig in ihrer Nähe befand. Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als sie daran dachte, was sich im Inneren aufhielt und sicher nur darauf wartete, erneut zuzuschlagen. Ungeduld machte sich in ihr breit, aber auch Wut. Dieses Miststück hat ihren ganzen Urlaub ruiniert und noch dazu die Freundschaft zu Chris erheblich angekratzt.

Wo sie gestern noch so zerstreut, war sie nun fest entschlossen, diesem Scheusal das Handwerk zu legen. Dann würde sie zu Chris gehen und sie würde ihm erklären, was eigentlich los war. Sie konnte es kaum erwarten.

„Entschuldigen sie Mademioselle. Aber möchten Sie eine Zeitung kaufen?“, fragte plötzlich ein Junge und riss sie aus den Gedanken. „Wie?“, fragte sie ihn und der Junge grinste nur. Dabei hielt er ihr eine Zeitung vor die Nase. Erin blickte auf die Titelseite und sofort zog sie ihre Gelbbörse aus der Hosentasche. Der Zeitungsjunge bedankte sich und war schon beim nächsten Kunden. Erin wollte gerade die Zeitung aufschlagen um näheres zu erfahren, als sich ihr Magen meldete und sie kurzerhand beschloss, etwas zu frühstücken.

Erin ging in ein Cafe und bestellte sich sogleich ein Crossant und eine Kaffee. Während sie auf ihre Bestellung wartete, studierte sie die Zeitung. Sie hatte sich nicht geirrt. In der Zeitung, stand wirklich etwas von dem Vorfall am vorgestrigen Abend. Ihr Blick raste über die Zeilen.

„Tragischer Todesfall in der Pariser Oper!“

Sie las weiter.

„Erster unerklärlicher Mord seid...!“, und blieben dann an einer Zahl stehen. Vielmehr war es ein Datum, eine Jahresbezeichnung. 1881!

„Bingo, jetzt habe ich einen Anhaltspunkt!“, sagte sie sich und lächelte.

Da kam auch schon ihr Kaffee und Erin nahm sich diesen. Sie nahm einen großen Schluck und schaute dabei, immer wieder auf das Datum.

1881!

Sicher gab es hier eine Bibliothek und ganz bestimmt würde sie da mehr Infos bekommen. Wenn schon die heutige Zeitung darüber schrieb, dann sicher auch die im Jahre 1881. Dessen war sie sich sicher.
 

Ramona hatte solange gewartet, bis Erin das Hotel verlassen hatte und als sie sich sicher war, dass sie sie schnell nicht mehr wiederkam, war sie schnell in das Hotel gelaufen. Immer wieder sah sie sich verstohlen um. Auf keinen Fall wollte sie, dass man sie sah oder gar bemerkte. Als sie an der Anmelde kam, begrüßte sie den Mann nur mit einem knappen Kopfnicken. „Bonjour Mademoiselle!“, grüßte er und machte eine halbe Verbeugung. Sie grinste. „Immerhin ein Mensch, der weiß wer ich bin!“

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte er respektvoll. „Ich möchte gerne zu meiner Freundin. Sie hat mir gesagt, dass sie hier ein Zimmer hat. Ihr Name ist Erin!“, sagte sie kühl. Dabei musste sie sich beherrschen, ihre Anspannung sich nicht anmerken zulassen.

Der Mann schaute sie für einen kurzen Moment fragend an. Irgendwie glaubte er nicht daran, dass Ramona ernsthaft eine Freundin von dieser Erin sei, aber gut. Wo manche Freundschaften enden, kann man nie so richtig vorhersagen oder bestimmen. Er zuckte die Schultern. „Das ist richtig!“

„Ich möchte ihr etwas vorbeibringen. Eine kleine Überraschung!“, erklärte Ramona und holte ein kleines Packet hervor. „Oh, das ist kein Problem. Ich werde einem meiner Boten sagen, dass sie es ihr dann abgeben sollen, wenn sie zurück ist!“, schlug er vor, doch Ramona schüttelte sofort den Kopf. „Nicht nötig, ich möchte es ihr persönlich ins Zimmer bringen!“, sagte sie ungeduldig. Der Mann schien sie nun etwas skeptisch anzusehen. „Wieso das denn?“, fragte er und Ramona musste das Bedürfnis unterdrücken, ihn anzuschreien, oder gar mit seiner Kündigung zu drohen. „Was stellt er mir solche dummen Fragen. Er soll mich einfach nur ins Zimmer lassen, verdammt!“, grollte sie. Raffte jedoch ihre restliche Vernunft zusammen und erklärte in einem kühlen Ton. „Sie mag es nun mal nicht, wenn ich die Dinge nicht persönlich abgebe!“

„Hm, gut. Ich lasse zwar nur ungern andere Leute in die Zimmer unserer Gäste, aber gut!“, sagte der Mann schließlich und Ramona seufzte innerlich erleichtert.

„Folgen Sie mir!“, bat er sie und geleitete sie zum Fahrstuhl.

Als sie wieder ausstiegen und nun den Flur entlang schritten, besah sich Ramona die anderen Türen. Allesamt waren auf dieser Etage aus schwarzem Eichenholz und mit eleganten, goldpolierten Schildern beschlagen. Ramona furchte die Brauen. „Was sollte so eine, wie diese Erin auf so einer noblen Etage`?“, fragte sie sich. da blieb der Mann stehen und schloss mit seinem Schlüssel die Tür auf. „Bitte, Mademoiselle!“, sagte er und ließ sie herein. Als Ramona die Schwelle betrat, blieb ihr vor lauter Fassungslosigkeit der Mund offen stehen. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit sowas. „Wie kann das...!“, dachte sie erschüttert und ging hinein.

Noch immer fassungslos schaute sie in die Suite und sie fragte sich, wie eine Frau, wie Erin, die keine adelige Herkunft besaß, oder sonst etwas dergleichen sich so eine Wohnung leisten konnte. Wut mischte sich darin und sie ballte die Fäuste. So langsam begann sie einen schieren Hass auf dieses Luder zu hegen. Erst schnappte sie ihren Freund weg und nun so was.

„Ist alles in Ordnung, Mademioselle?“, fragte der Mann sie und Ramona schreckte hoch. Sie drehte sich zu ihm. „Ja...alles Bestens!“

Nein, ist es nicht!

„Aber wie ich sehe, ist sie nicht da!“

„Möchten Sie vielleicht warten?“, fragte er wieder.

Auf keinen Fall. Wenn ich ihr noch gegenübertrete, werde ich mich sicher nicht mehr zurückhalten können!

„Ja, danke!“, sagte sie und als der Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte, begann sie, dass gesamte Zimmer auf den Kopf zustellen. Irgendwo musste doch etwas Brauchbares zu finden sein. Als sie im Wohnzimmer nichts fand, suchte sie im Schlafzimmer und hätte dieses nur zu gerne auseinander genommen. Riss sich jedoch zusammen und suchte dann das Bad ab. Ihr Blick fiel auf die Haarbürste, in dem sich viele Haarfäden verstrickt hatten und sie grinste. Bingo!

Schnell griff sich die Haarbürste und riss das Büschel heraus.

Zufrieden verließ sie das Zimmer, ohne jedoch nicht das Päckchen liegen gelassen zu haben.
 

Es hatte nicht so lange gedauert, wie sie angenommen hatte, die Bibliothek zu finden. Schon als sie den ersten Passanten fragte, hatte er ihr gut erklärt, wo sie diese finden konnte und war verwundert, wie groß das Gebäude war. Es war mindestens so groß, wie die Oper und sicher genauso alt.

Innen drin war es dunkel und es roch deutlich nach alten Büchern und Papier. Ein sehr angenehmer Duft, den Erin schon aus der Vatikanbibliothek sehr mochte und sie musste dem Drang wiederstehen, sich einfach eines der Bücher zuschnappen und sich an einem der Tische zusetzten. Immerhin hatte sie einen Job zu erledigen. Lange stand sie im Eingangsbereich und sah sich um. Das Innere schien eine Mischung aus modern und auch etwas aus altem zu sein. In den Räumen links und rechts, sah sie die meterhohen Bücherschränke. Die Frau die am Tresen saß, schaute sie prüfenden Blickes an. Erin ging auf sie zu und wollte ihr einen guten Tag wünschen, doch die Frau rückte nur ihre Brille richtig und deutete auf Rafael. „Der Hund muss draußen bleiben!“, sagte sie nur und Erin wollte etwas als scharfe Antwort geben, doch dann beließ sie es dabei, ging nochmals nach draußen und band Rafael an einem der Fahrradständer an. Sanft tätschelte sie ihm den Kopf. „Du wartest hier und bist brav, ja?“, fragte sie und Rafael bellte kurz. Dann ging Erin wieder zurück und wieder zur Frau. Diese schien nur etwas zufrieden zu sein und nickte ihr zu. „Guten Tag!“, sagte sie. Erin verzog kurz säuerlich das Gesicht. „Dämliche Schreckschraube!“, dachte sie verwerflich, lächelte aber freundlich. „Guten Tag!“

„Was kann ich für Sie tun?“, fragte die Schreckschraube.

„Ich suche nach alten Zeitungsausschnitten!“, erklärte Erin knapp und die alte Schreckschraube schien nicht ganz zu verstehen. „Wie bitte?“, fragte sie.

Erin stöhne leise.

Nicht nur eine Schreckschraube, auch noch vollkommen hohl im Kopf.

„Alte Zeitungsausschnitte, haben Sie sowas da?“, fragte sie wieder und trat von einem Fuß auf den anderen. Die Nervosität, die sie plagte, weil sie Rafael draußen einfach angebunden hatte und die dazukommende Angst, dass irgendein Idiot ihn sicher einfach so mitnehmen würde, machte sie noch ganz verrückt. Sie hatte ja noch gut in Erinnerung, wie die Leute reagierten, weil er einfach so rumgebellt hatte.

Die Schreckschraube sah sie, über den Rand ihrer Brille an und schien mit ihrem Blick abzuschätzen, ob Erin noch ganz dicht im Kopf sei. Doch dann machte sie einen geradezu wissenden Eindruck. „Natürlich. Dahinten in den Archiven, gibt es welche!“, erklärte sie und machte eine vage Handbewegung, zu dem linken Raum.

„Nicht so viele Infos auf einmal!“, dachte Erin wieder und ging, ohne ein weiteres Wort in den linken Raum. Dieser erwies sich weitaus größer, als angenommen. Eine Treppe auf beiden Seiten führte in die erste Etage, wo dort genauso große Bücherschränke standen. Der Lesesaal, war überfüllt und zahlreiche Leute saßen an den Tischen und lasen. Dabei hatten sie neben sich noch zehnweitere Bücher hingelegt. Erin seufze und suchte nach den Archiven, von denen die Schreckschraube gesprochen hatte.

Eine ältere Frau kam an ihr vorbei und Erin hielt sie an.

„Ähm, Pardon Madame, aber können Sie mir sagen, ob es auch hier alte Zeitungsausschnitte gibt?“, fragte Erin höflich. Die ältere Dame schien kurz selbst nachdenken zu müssen. Aber dann nickte sie. „Ja, haben wir. Bitte folgen Sie mir!“, bat sie und Erin folgte ihr.

Vorbei an den Tischen, mit den Leuten, die den Blick hoben, um der Frau nachzusehen und an den Bücherschränken, die sich bis in den hintersten Teil der Bibliothek erstreckten, gingen sie durch.

Sie blieben vor einer Regalwand stehen, dessen Inhalt aus lauter Ordnern bestand. Die Frau suchte kurz etwas, wandte sich dann aber an Erin. „Welche Zeitungsausschnitte suchen Sie denn?“, fragte sie.

„Aus dem Jahre 1881!“, sagte Erin knapp und die Frau suchte nach dem dementsprechenden Ordner. Als sie ihn gefunden hatte, zog sie ihn heraus und schnappte nach Luft, als das schwere Stück nachunten sackte. Erin half der Frau und nahm ihr diesen ab. „Danke schön, junge Frau!“, keuchte die Frau und wischte sich mit einem Tuch, die Stirn ab. „Kann ich noch etwas für Sie tun?“

„Nein, danke!“, erwiderte Erin freundlich.

Die Frau nickte und ging weg. Erin setzte sich an einem der Tische und schlug den Ordnern auf. Alte, vergilbte Zeitungsseiten waren darin eingefasst und machten einen ziemlichen heruntergekommenen Zustand. Dennoch war die Schrift gut zu lesen und Erin blätterte darin, bis sie endlich das fand, was sie suchte. Ihr Blick fiel auf eine Schlagzeile. Eigentlich waren es mehrere, aber genau diese eine zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.

„Tragödie in der Pariser Oper!

Kronleuchter stürzt von der Decke. Hundert Zuschauer schwer verletzt, eine Frau tot!“

Erin kniff die Brauen zusammen und sie war sich sicher, dass dieser Vorfall mit dem, von vorgestern etwas zu tun hatte. Sie las weiter.

„Arbeiter und Ballettmädchen behaupten, es sei das Phantom der Oper gewesen!“

Ihre Augen weiteten sich. Das Phantom der Oper?

Ein Schauer rann ihr über den Rücken, als sie sich vorstellte, wie dieser Schatten sie, von der Loge aus, angesehen hatte. Kurz ergriff sie wieder die Furcht und ihre Finger begannen wieder zu zittern. Doch dann beruhigte sie sich wieder und das Zittern ließ nach. Mit einer entschiedenen Handbewegung, klappte sie den Ordner zu und durchschritt die Halle. Sie wusste nun, was zu tun war.

Entschlossen ging sie zum Ausgang, dabei achtete sie nicht auf den Mann, der über den Rand seines Buches schaute und ihr mit seinem Blick folgte.

Als die Tür hinter ihr zufiel, legte er das Buch ab und folgte ihr.
 

Das Telefon klingelte dreimal, ehe Kardinal Gregor abnahm und sich meldete. „Ja!“

„ Gregor, ich bin es!“, sagte Erin am anderen Ende und klang mehr als zuversichtlich. „Ich weiß, mit was ich es zu tun habe!“

Gregor hob beide Brauen. Er kannte Erin gut genug, um zu wissen, was dieser Klang in ihrer Stimme zu bedeuten hatte. „Du weißt also, wer es auf dich abgesehen hat?“, fragte er. Erin runzelt die Stirn. Dass es jemand auf sie abgesehen hat, hatte sie mit keiner Silbe erwähnt. „ Gregor, woher...wissen Sie das...ich habe nichts davon erwähnt!“

Gregor verfluchte sich in diesem Moment selbst, dass er nicht auf das geachtet hat, was er sagte. Schnell suchte er nach einer Ausrede. „Ich hatte da so ein Gefühl!“, erklärte er und Erin schien ihm das zu glauben, denn sie gab keine Wiederrede.

„Äh, gut…ähm...wie auch immer. Ich weiß, wer mir nun das Leben schwer macht!“, sagte sie und klang wieder festentschlossen. „Und wer?“, war Kardinal Gregors einzige Frage. „Das weiß ich nicht. Nur, dass es sich um ein gewisses Phantom der Oper handelt!“

Fast wäre Kardinal Gregor der Hörer aus der Hand gefallen. Das Phantom der Oper. Erik!“, keuchte er. „Wie war das gerade?“, hörte er Erin ebenso entsetzt auf keuchen. Kardinal Gregor brauchte einen Moment ehe er weitersprach. „Ich habe erfahren, dass dieser Erik, den du damals mit samt dem Haus verbrannt hast, das Phantom der Oper war und jetzt, wo du mir sagtest, du seist im begegnet, fürchte ich, dass er…!“

„Warten Sie. Soll das heißen, dass er wieder da ist?“, fragte sie und ihre Stimme zitterte. Wie konnte das sein?

Wie konnte er zurückgekommen sein?

„Und dich fürchte das ist noch nicht alles!“

„Wie meinen Sie das!“

„Da gibt es einen Dämon, der dich töten will!“

„Kann er es sein? Kann es dieser Erik sein?“

„Möglich. Und noch ein anderer!“

„Was?“, schrie Erin und hätte fast den Hörer fallen lasse. Der Kardinal hielt den Hörer etwas weiter weg. Presste hart die Lippen aufeinander. Auch wenn es ihm schwerfiel, Erin noch mehr Druck zu machen, musste er es ihr sagen. Schließlich ging es um seine Tochter und um ihr Leben. „Es gibt da noch jemanden, der nach deinem Leben trachtet!“, erklärte er und versuchte seine Stimme ruhig klingen zulassen. „Und das sagen Sie mir erst jetzt... woher wissen Sie das überhaupt?“, schrie Erin und war kurz davor, die Nerven zu verlieren. „Ich hatte hier einen Mann. Er sagte mir das. Er ist auf dem Weg zu dir. Anscheinend um dich zu schützen!“, sagte er. Erin gab einen trotzigen Laut von sich. „Das glauben Sie doch selber nicht. Was wenn dieser Mann, derjenige ist, der mich auch noch killen will!“, gab sie heftig zurück.

„Erin...jetzt bleib mal ruhig!“, sagte der Gregor. „Du hast zahlreiche Dämonen besiegt und wirst auch damit fertig und außerdem glaube ich kaum, dass dieser Mann dir etwas antun will. Er sagte, er sei ein guter Freund!“

Den letzten Satz glaubte er, wenn er ehrlich sein soll, nicht gerade, aber was anderes viel ihm nicht ein. Erin schnaubte. „Ein sehr guter Freund. Fragt sich nur, von wem?“, sagte sie. „Haben Sie denn schon meine Sachen geschickt?“

„Ja, sie sind unterwegs!“

„Gut!“, sagte Erin nur und wollte auflegen, doch Gregor hielt sie noch einen kurzen Moment zurück. „Er, ich bin mir sicher, wir können ihm trauen!“

„Hm, hoffen wir es mal!“, war nur ihre Antwort und sie legte auf.
 

Erin verließ die Telefonzelle und machte sich auf den Weg zurück ins Hotel. Das ein anderer nun auch noch hinter ihr her war, passte ihr gar nicht. Schon schlimm genug, dass dieser Erik wieder da war und dieses Mal mit ihr abrechnen würde. Nun muss noch ein zweiter dazukommen. Und das ein, angeblich guter Freund auf den Weg zu ihr war, passte ihr schon gar nicht. Es war, als hätte sie dieses Mal die Rolle der Maus übernommen, die von der Katze gejagt wurde. Aber immerhin hatte sie nun eine Spur und sie würde sich zuerst um Erik kümmern, und dann um die anderen beiden.

Sie durchschritt die Eingangshalle und ging zu den Fahrstühlen. Sie drückte auf den Knopf und wartete, bis der Lift kam. Nun wollte sie erstmal ein schönes heißes Bad nehmen und sich Gedanken darüber machen, wie es nun weitergehen soll. „Sicher wissen die Leute aus der Oper noch etwas!“, dachte sie sich. „Vielleicht kann ich sie zur Rede stellen!“

Da ging schon die Tür auf und sie stieg ein.

Als sie in ihre Wohnung kam, zog sie sich die Stiefel aus und ging hinüber ins Bad. „Jetzt brauche ich erstmal ein Bad!“, sagte sie und drehte den Wasserhahn voll auf.

Als die Wanne vollgelaufen war, schälte sie sich aus ihren Kleidern und stieg in diese. Sie blieb eine halbe Stunde drin und entspannt erstmal. Auch wenn sie nichts besonders kraftaufwendiges geleistet hatte, wollte sie dennoch wieder zu neuen Kräften kommen, wenn sie sich morgen auf den Weg in die Oper machte, um die Direktion ein wenig, auszuhorchen. Nach weiteren fünfzehn Minuten, beschloss sie dann sich ausgiebig zu waschen.

Entspannt und mit neuen Kräften in den Gliedern, streifte sie sich ihren Bademantel über und schlüpfte in die Pantoffeln. Sie trocknete sich noch das Haar und bürstete es.

Da hörte sie Rafael aufgeregt bellen und ging ins Wohnzimmer. „Was hast du?“, fragte sie und sah zu ihrem Wolf. Dieser hockte vor einem weißen Päckchen und beschnupperte es. Erin runzelte die Stirn. Sie hatte das Päckchen nicht bemerkt, erst jetzt, da Rafael bellte und es von allen Seite beäugte. Unruhig wedelte er mit seinem Schwanz und legte die Ohren an. Vorsichtig stieß er es mit der Schnauze an und wich zurück. Dann schaute er Erin an und seine Ohren zuckten nervös hin und her. Erin begriff. Etwas scheint an diesem Päckchen nicht ganz zustimmen. Sie suchte nach etwas, womit sie sich schützen konnte. Natürlich gab es hier weder Messer, noch andere scharfe Dinge. „Na toll, und meine Waffen sind noch nicht mal hier!“, sagte sie sich. Wieder ließ sie den Blick umherschweifen und entdeckte einen Kristallaschenbecher. Den griff sie sich und streckte die Hand aus, um das Päckchen zu öffnen. Mit zwei Handbewegungen hatte sie das Papier aufgerissen. Sie blickte zu Rafael, der das Päckchen genau beobachtete und nicht aus den Augen zulassen schien. „Bereit!?“, fragte sie und der Wolfshund bellte kurz. Dann schaute zu dem Päckchen und griff nach ein der Laschen.

Plötzlich sprang die Öffnung auf und etwas weißes, sich windendes schoss darauf hervor. Zischend richtete es sich auf und sah Erin mit gierigen Augen an. Rafael bellte laut und lenkte so das Ding ab. Als Erin einen Schritt zurückmachte, schaute es sie wieder an und schnellte nach vorne. Erin reagierte schnell und schlug mit dem Aschenbecher zu.

Die weiße Schlange fiel zu Boden und rührte sich nicht mehr. Rafael beschnüffelte diese und knurrte. Erin konnte das tote Tier nur ansehen. „Das war alles andere, als ein Zufall gewesen!“, schoss es ihr durch den Kopf und sie glaubte für einen kurzen Moment, den Boden unter ihren Füssen zu verlieren. Noch immer blickte sie auf die tote Schlange, die Rafael nun knurrend ansah und förmlich mit seinen Blicken zu durchbohren schien.

Angewidert verzog sie kurz das Gesicht und blickte sich dann um. Vermutlich waren hier noch mehr Schlangen versteckt, die nur darauf warteten, sie anzugreifen. „Erin, das ist doch Unsinn!“, ermahnte sie sich, doch das ungute Gefühl belauert zu werden, ließ sich nicht vertreiben. Also suchte sie sämtliche Zimmer ab und musste erleichtert feststellen, dass es hier keine weiteren Schlangen gab.

Dann griff sie zum Telefon und wählte, wie von selbst die Nummer der Auskunft. Wie beim ersten Mal, verlangte sie nach der Nummer von Chris. Es klingelte ganze zehnmal, ehe er abnahm.

„Ja?“, fragte er, vollkommen außer Puste.

„Chris, ich bin es. Ich brauche deine Hilfe!“, sagte Erin und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Zumal sie eigentlich nicht vorgehabt hatte ihn anzurufen, und zum anderen, da sie genau das tat, was sie vermeiden wollte. Nämlich ihn mit in die Sache hineinzuziehen und womöglich dafür zu sorgen, dass er auch zur Zielscheibe ihrer Feinde wird. Doch nun war es zu spät!

„Erin, was ist los?“, fragte er bestürzt und Erin biss sich für einen scheinbar ewiglangen Augenblick auf die Unterlippe. Noch war es nicht zu spät, einfach aufzulegen. Doch dann würde Chris sonst was von ihr denken und sein Misstrauen würde unweigerlich geschürt werden.

„Ich...man hat versucht mich umzubringen!“, sagte sie gepresst und verfluchte sich innerlich, dass nicht doch aufgelegt hatte. „Was?!“, schrie Chris Stimme ihr ins Ohr und sie hielt den Hörer etwas weiter weg von ihrem Ohr. „Ja,...jemand...jemand hat mir eine giftige Schlange ins Zimmer geschmuggelt!“, erklärte sie knapp und das Gefühl direkt ins offene Messer zulaufen, wuchs. „Ach du Scheiße!“, sagte Chris fassungslos. „ Wo ist sie jetzt?“

„Tot, ich habe sie erschlagen!“

„Gut, dann bleib wo du bist. Ich bin gleich da. Wo...wo bist du denn überhaupt. Im welchen Hotel?“, fragte er und jetzt war die Möglichkeit und auch die Versuchung der groß, den Hörer einfach auf die Gabel zu hauen. Doch Erin schluckte nur. Sie hatte diese Sache zu weit gehen lassen und es gab nun kein Zurück mehr. Nicht in die Richtung, die sie wollte. Also sagte sie ihm Adresse und den Namen unter dem sie das Zimmer bewohnte. Chris versprach ihr sich zu beeilen.
 

Chris hätte mit allem gerechnet, doch nicht, dass man Erin töten wollte. Auch wenn ihr Verhalten, mehr als verdächtig war und er so manche Theorie hatte, warf ihm das doch ziemlich aus der Bahn.

Atemlos erreichte das Hotel und verlangte nach der Zimmernummer Erins. Der Mann am Empfang schaute Chris für einen kurzen Moment misstrauisch an. „Wieso wollen Sie das wissen?“, fragte er und Chris musste sich eine scharfe Antwort verkneifen. Stattdessen griff er in die Innentasche seiner Jacke und zog seinen Dienstausweis raus. „Ich bin von der Polizei. Einer Ihrer Gäste wurde angegriffen!“, sagte er knapp und sah, wie der Mann augenblicklich schluckte und blass wurde. „Angegriffen?“, wiederholte er nur und Chris nickte ungehalten. „Auf welchem Zimmer ist Mademioselle Erin!“

Der Mann schien noch für einige Minuten vollkommen weggetreten zu sein und Chris fürchtete, dass er ihm erstmal kräftig ins Gesicht schlagen musste, um von ihm die Auskunft zu erhalten. Doch dann nickte nur der Mann und nannte ihm das Zimmer. Chris vergeudete keine Minute und hechtete zu Lift. Schnell sprang er rein, betätigte den Schalter und fuhr nach oben.
 

Erin saß im Zimmer, noch immer im Bademantel eingehüllt und mit einem Handtuch um den Kopf geschlungen. Immer wieder streifte ihr Blick die Schlange und eine Gänsehaut fuhr ihr über die Arme. Wer um alles in der Welt, schmuggelt eine Schlange in ihr Zimmer?

Kurz dachte sie an das Hotelpersonal, doch dann verwarf sie den Gedanken wieder. Die Leute werden hier zugut bezahlt, um für irgendwelche Dinge angestiftet zu werden. Also wer dann?

In der ganzen Zeit, wo sie unterwegs war, war das Zimmer abgeschlossen und Erin konnte sich schwer vorstellen, dass dieser Futzie vom Empfang dem ungebetenen Gast hineingelassen hatte.

Wenn doch, so würde er sich auf was gefasst machen müssen, sollte er ihr mal über den Weg laufen.

Das Klopfen ließ sie hochfahren und sie stand, mehr umständlich als nötig, auf. Sie öffnete und Chris übersprang die Begrüßung. Er streckte die Arme aus und ehe Erin etwas dagegen tun konnte, hielt er sie für einen langen Moment fest an sich gedrückt. „Erin,...meine Güte!“, sagte er nur und strich ihr durch das Haar. Erin sagte nichts, sondern schloss einfach nur die Augen. Auch wenn sie gewollt hätte, ihn nicht in ihre Nähe zulassen, und ihn in Gefahr zu bringen, war sie dennoch froh, ihn wieder zusehen.

Es tat so gut, sich an ihn zudrücken und ihn zu spüren. Die Wärme, die sie nicht mehr verspürt hatte, als sie Chris verlassen hatte und so sehr vermisst hatte, kehrte wieder und wärmte ihr Herz. „Ich bin so froh, dass du da bist!“, sagte sie leise und schmiegte sich an ihn. Chris lächelte etwas. „Dabei dachte ich, du wolltest mich niemals wiedersehen!“, erwiderte und Erins Herz wurde schwer. „Ja, das stimmt. Aber doch nur um dich zu schützen!“, sagte sie in Gedanken und wollte diesen auch äußern, überlegte es sich jedoch anders.

Sie drückte sich von Chris. „Ich...ich wusste nicht, wen ich sonst angerufen hätte!“, stammelte sie. Chris schaute kurz an, dann nickte er. Da kam Rafael und sprang ihn an. Hechelnd und mit dem Schwanz wedelnd, begrüßte er Chris und schleckte ihm über das Gesicht.

„Hey Rafael, na Kumpel!“, lachte er und streichelte Rafael den Kopf. Rafael bellte und wedelte noch schneller mit seinem Schweif. Erin musste kichern. Und vergas kurz, den Grund, wieso Chris hier war. Es war einfach nur schön, so zu tun, als wäre das ein glückliches Wiedersehen. Chris tätschelte dem Hund noch mal den Kopf und bewegte ihn dann dazu, von ihm abzulassen, um sich dem eigentlichen Grund zuzuwenden. Wenn es ihm auch etwas schwerfiel.

„Wo liegt sie?“, fragte er und Erin sah ihn für Sekundenbruchteile nur verwirrt an. „Wie?“

„Die Schlange, die dich angegriffen hat!“, sagte er. „Schlange...oh ja...warte, sie liegt da...!“, sagte Erin, die wieder wusste, weswegen er hier war und zog an seiner Hand. Sie führte ihn in die Mitte des Wohnzimmers und deutete aufgeregt zur toten Schlange. „Dort...dort liegt sie...ich...!“, ihr blieb der letzte Satz im Halse stecken, als sie auf die Stelle schaute. Die Schlange war weg!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hidan_1975
2015-08-14T20:52:58+00:00 14.08.2015 22:52
GRRR...DIESES SAUBIEST RAMONA.SCHLIMMER GEHTS NIMMER,HOFF DAS DIE FALSCHEN SCHLANGEN RAMONA UND ASMODINA AM ENDE IHR FETT WEG BEKOMMEN >:-()

JUHU CHRIS IST DA,DER RETTER IN DER NOT.SCHADE,DAS ERIN IHM NICHT SAGEN KANN DAS SIE IHREN CHRIS NUR SCHÜTZEN MAG.

PAPST GREGOR HAT SO GESEHEN AUCH KEINE LEICHTE AUFGABE MIT SEINER ZIEHTOCHTER ERIN.UND GENAU DAS MACHT DIESEN GREGOR SO LIEBENSWERT.ER SCHICKT IHR DIE KAMPFUTENSILIEN NACH.BLÖD NUR,DAS ER SICH AM TELE VERRATEN HAT,DAS ES NOCH JEMAND GIBT - DER ORIENTALE = MR.X,DER AUF ERIN AUFPASST.


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