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"Zut! Le magnétophone est cassé. Mais Pierre le répare."

Autor:  jamie-rockZ
XD

Eine Fremdsprache zu lernen ist ja nie einfach. Besonders schwer ist es aber, wenn man elf Jahre alt ist und eigentlich den Sportunterricht viel lieber mag als Grammatik zu pauken. Das wissen natürlich auch die Lehrbuchautoren. Nichtsdestotrotz müssen sie in kurzer Zeit jede Menge Vokabeln in die Köpfe ihrer jungen Leser bekommen. Irgendwie muss der ganze Stoff also verpackt werden. Was liegt da näher, als den Fünftklässlern ein paar treue Begleiter an die Seite zu stellen, die ihnen in kleinen amüsanten Geschichtchen die fremde Sprache näher bringen. Diese stets gut gelaunten jungen Menschen, die uns über lange Jahre des Grammatikpaukens und Vokabelbüffelns begleiteten und immer aufmunternd aus dem Lehrbuch schauten, kennt jeder aus seiner Schulzeit.

Wer erinnert sich nicht an Kevin und Kate Pearson, Ronny Bennett und Barbara Klein aus dem Englischbuch Green Line? Wir kannten nur ihre Stimmen von dem leiernden Tonband, das der Lehrer unermüdlich vorspielte, um uns die korrekte Aussprache von th beizubringen. Fotos gab es nicht von ihnen, nur Zeichnungen im Comic-Stil. Sie wohnten alle in der Selby Road und besuchten gemeinsam die Klasse 1B der Fulford Comprehensive School in York. Das Beste an ihnen war aber, dass sie - obwohl Muttersprachler - auch nicht viel besser Englisch konnten als wir. Mehrere Lehrbuchseiten lang stammelten sie hilflos Sätze wie Hi, I'm Ronny. Ronny Bennett. Und das machte sie irgendwie sympathisch.

Mit zunehmender Vokabelkenntnis unsererseits wurde aber das Leben unserer zweidimensionalen Freunde interessanter. Obwohl sie - genau wie wir - erst elf Jahre alt waren, durften sie alleine mit dem Zug von York nach Whitby fahren. Waren wir neidisch auf sie! Unsere Eltern hätten das nie erlaubt. Natürlich - aber das durchschauten wir in der fünften Klasse noch nicht - liegt der Verdacht nahe, dass Ronny und Co. nur ohne Begleitung ihrer Erziehungsberechtigten quer durch England fahren durften, weil uns damit der Unterschied zwischen simple present und present progressive nähergebracht werden sollte. Außerdem lernten wir so die Vokabeln railway museum, happy, beach und steam.

Nicole und Pierre Roussel, Marc Cartier und Christine Leconte führten dagegen ein weniger aufregendes Leben. Die enfants aus dem Französischbuch Echanges hatten aber auch ganz andere Interessen: Sie waren glühende Verehrer des fiktiven Rockstars Luc Tonnerre. Ihre Zimmer hingen voll mit Postern von ihm, und sie schenkten sich ständig gegenseitig Kassetten des Sängers, die sie in ihrem magnétophone anhörten.

Eines schlimmen Tages war das magnétophone kaputt, und Pierre brauchte mehrere Lehrbuchseiten, um das gute Stück wieder in Gang zu setzen. Trotzdem hat sich dieser Kraftakt gelohnt, denn dank Pierres Anstrengungen lernten wir so lebenswichtige Fragesätze wie Tu aimes Luc Tonnerre? und Tu cherches la cassette? kennen.

Wer weiß, was ohne diese hilfreichen kleinen Engländer und Franzosen aus uns geworden wäre. Womöglich wären wir heute auf Grund fehlender Fremdsprachenkompetenz unfähig, eine Fahrkarte für den Zug von York nach Whitby zu lösen. Oder in Poitiers unser Tonbandgerät zur Reparatur zu geben. Aber zum Glück ist es ja nicht so weit gekommen. Danke, Ronny Bennett!



Quelle: Grunwald, Bernd u.a. (Hg.) (1981): Echanges. Edition Longue 1. Stuttgart: Klett.

www.tu-chemnitz.de/phil/leo/rahmen.php?seite=r_ausg/reisse_ronny.php - 32k -
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Datum: 05.03.2007 20:58
Dazu gibt es nur eines zu sagen:
"Oh Yeah! Je suis Luc Tonnerre!!"

Datum: 07.03.2007 12:49
xD ich werd nie die lektion "l'anniversaire de marc" vergessen!!!
da stand der echt eine seite lang unter der dusche!!! ahh! augenkrebs!!! das wollte niemand sehen!
xD


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