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Einzelposting: Avatar (James Cameron Film)


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Von:    paptschik 23.12.2009 05:34
Betreff: Avatar (James Cameron Film) [Antworten]
Avatar
 
Ich kopier mal mein Review aus meinem blog.^^

Beinhaltet mächtig SPOILER für praktisch den ganzen Film.

Avatar

Was ist ein guter Film? Was ist großes Kino? Was ist gute Unterhaltung? Gerade bei Avatar scheinen die Gemüter auseinanderzugehen wenn es darum geht diese Fragen zu beantworten und es gibt negative Kritiken die mitunter ein Ausmaß annehmen, welches ich persönlich schlicht nicht nachvollziehen kann.
Da gibt es den gängigen Kritikpunkt, dass alles zu simpel sei, zu banal, zu gewöhnlich und vorhersehbar. Das ist der Punkt wo ich mich frage, sind die Citizen Kane, Der Pate und Schindlers Liste dieser Welt wirklich soviel besser, soviel unterhaltsamer als die King Kong, Star Wars und Der Herr der Ringe? Wohl kaum – die Titel stehen zurecht alle Seite an Seite unter den großen Klassikern der Filmgeschichte. Ist es also dass die Handlung in Avatar viel schlechter ist? Daran kann es auch nicht liegen, King Kong ist auch nur die Geschichte einer kranken Tier-Mensch Romanze, Star Wars die Geschichte eines Aufstandes gegen die Herrschaft eines Mannes der irgendeiner verrückten religiösen Sekte angehört und Der Herr der Ringe erzählt von ein paar deformierten Freaks die sich aufmachen um ein Stück Schmuck in einen Vulkan zu werfen damit ein Leuchtturm nicht die Welt vernichtet. Ist es vielleicht die Kernaussage? Stört die simple Ökobotschaft? Hat sie bei vielen anderen Filmen aber auch nicht, es gibt dutzende Filme die nur etwas aussagen wollen und (zurecht) dafür gefeiert werden, wieso ist es so schlecht wenn Avatar einfach eine Aussage hat die für die Erhaltung des Planeten stimmt? Miyazaki tut genau das ständig und wird dafür vergöttert. Wiederum zurecht, würde ich persönlich sagen. Ist es also eine Sache die es weniger wert ist durch einen Film vertreten zu werden? Wenn man nach Miyazakis Ruf geht wohl nicht. Ist es hier zu oberflächlich? Nicht mehr als sonst. Jedes achso große Kriegsdrama ist aber auch selten mehr als eine dicke Schichte von „Krieg ist wirklich wirklich furchtbar böse und gemein und schlecht für alle“ - ZACK, Schindlers Liste in ein paar Worten zusammengefasst. Das Problem der starken Abgrenzung zwischen Gut und Böse ist auch nichts neues. Siehe wieder Schindlers Liste. Oder der achso komplexe District 9, gelobt für seine Tiefe, es ist auch ein guter Film, aber er ist oberflächlich bis zum geht nicht mehr, erzählt auch genau die gleiche Geschichte nur auf die Erde verlegt und kreativ ist die Sache nur durch das Setting. Komplexer sind die Figuren hier aber auch nicht. Man hat die Guten, die Bösen und den der die Seite wechselt. Wo wir bei derartigen Filmen sind, nehmen wir doch Last Samurai und Der mit dem Wolf tanzt um ein paar andere Vergleiche anzubieten.
Und da haben wir sie auch, die schuldigen – Last Samurai, Der mit dem Wolf tanzt, Pocahontas in seinen drei dutzend Verfilmungen und unzählige andere Geschichten die denselben Plot haben und durchaus ihre Fans gefunden haben. Wieso also entschließen sich so viele Leute das ganze auf einmal bei Avatar schlecht zu finden? Ich versteh es einfach nicht. Ich persönlich mochte die genannten Filme, ich fand sowohl Last Samurai als auch Der mit dem Wolf tanzt sehr gut und der Gedanke, all das nun als epischen Science-Fiction Blockbuster von James fucking Cameron zu sehen hat mich keineswegs abgeschreckt, sondern meine Vorfreude nur gesteigert. Ich war richtig scharf auf den Film, es war für mich der dritte große Film des Jahres, in Sachen Erwartungen, nach Watchmen und Inglourious Basterds. Die Trailer, die Darsteller, die Stücke der Handlung die von Beginn an klar waren, die Effekte, die ganze Optik, ich konnte es kaum erwarten.
Nach langem warten war es dann schließlich auch soweit, ich habe den Film heute gesehen. Im IMAX Format und in 3D natürlich, wenn schon denn schon und die nächste große Kinorevolution muss man eben auf bestmögliche Art gesehen haben. Kam zwar teuer weil eben IMAX, 3D und auch noch Überlänge, da sammeln sich die Aufpreise, aber das war es mir wert. 20.30 war es so weit, Lichter aus, Brille auf, take me to Pandora!

Der Film fängt noch dezent an, im All, hier sieht alles noch ein wenig mehr nach dem aus, was sich die meisten wohl unter Science-Fiction vorstellen. Man hat ein Raumschiff in einem recht gewöhnlichen Design (und das gilt generell für die gesamte Menschentechnologie, so neu und ungewöhnlich ist diese nicht, teilweise hat man hier Dinge die direkt aus Aliens stammen könnten, wie die Mechs die in den Schlachten eingesetzt werden oder diese Kapseln in welchen die Menschen für die Dauer der Reise geschlafen haben – aber keine Sorge, der kreative Overkill im positivsten Sinne kommt früh genug), man hat Schwerelosigkeit, man hat Kontrollräume mit unzähligen blinkenden Lichtern. Hier wird man auch zum ersten mal vom 3D Effekt umgeworfen. 3D ist das große Gimmick unserer Zeit, manche Filme bringen es besser ein, manche schlechter, manche haben Szenen speziell für 3D geschaffen, andere erzählen ihre Geschichte und ignorieren dabei scheinbar, dass sie 3D sein sollen. Avatar geht den perfekten Mittelweg. Es gibt nicht einen einzigen Moment wo ich das Gefühl hatte etwas ist da nur für den 3D Effekt, außer vielleicht ein paar schwebende Tropfen in den ersten Sekunden des Filmes – das war es dann auch. Der Effekt ist aber auch nie zu unscheinbar und auch wenn er am Beginn am stärksten ist verschwindet er nie. Es ist die Art wie er eingesetzt wird, die mich aber überzeugt. Man arbeitet Beispiel mit der Anordnung der Dinge vor der Kamera. Wieso muss etwas nebeneinander sein, wenn Dinge auch hintereinander platziert sein können und der Film dadurch und durch den in solchen Momenten besonders starken 3D Effekt eine ziemliche optische Tiefe erhält? Wieso, wenn man ohnehin kleine Kreaturen durch die Luft fliegen lässt, sie nicht kurz etwas näher vor der Kamera vorbeiziehen zu lassen? Generell ist die Kamera öfters einfach ein wenig näher dran an Dingen, an Tieren, an allem. Am klügsten eingesetzt wirkt der Effekt jedoch wenn eine Figur im Vordergrund u einer Figur etwas weiter hinten blickt, dabei womöglich noch die im Vordergrund ein wenig unscharf gemacht wird aber sich dennoch merklich von der hinteren um die es geht abhebt. In solchen Momenten wirkt der 3D Effekt einfach nur. Generell muss ich ja zugeben mag ich 3D bei Realfilmen weit mehr als bei reinen Animationsfilmen. Bei Ice Age 3 war das 3D schon sehr nett, bei Oben hab ich dann aber schon nur noch beim Vorfilm wargenommen. G-Force allerdings? Der hat mich mit seinem 3D wirklich aus den Socken gehaun. Avatar steht nochmal ein ordentliches Stück darüber. Der 3D Effekt war in seinen besten Momenten (wie den genannten oder auch bei den Video Logs, wo man die Anzeigen im Bild hat und diese hervorstechen) schlicht atemberaubend. Und noch nicht einmal ansatzweise das spektakulärste was der Film in Sachen Optik zu bieten hat, aber dazu später mehr.

Wie also erwähnt fangen wir noch im All an, kommen erst auf Pandora an. Was mich überrascht hat, durchaus positiv, ist das hohe Tempo zu Beginn. Klar, man kommt erst an, aber ewige Erklärungen bleiben einem hier erspart, man erfährt wirklich schnell wie unser Held Jake Sully überhaupt erst in seine Situation gekommen ist (er übernimmt für seinen verstorbenen Bruder, seinerseits Wissenschaftler wie alle Teilnehmer des Projektes außer eben nun Jake), es ist ebenso rasch geklärt was genau seine Aufgabe ist (sowohl offiziell wie auch inoffiziell) und nebenbei erfährt man auch noch was die Menschen so alles getan haben seit sie zum ersten mal auf Pandora gelandet sind – dazu zählen Schulen und ein Bemühen den Na'vi die eigene Sprache beizubringen, während zumindest die Wissenschaftler ihrerseits auch deren Sprache gelernt haben und generell mehr an ihrer Kultur interessiert sind als die meisten im Film vertretenen Menschen, welche mit Ausnahme von Trudy Chacon (Michelle Rodriguez) eher dem klassischen Bild der bösen Eroberer entsprechen. Mich persönlich hat dies in keinster Weise gestört, wir unterstellen genau das den Außerirdischen doch sowieso immer wieder, wieso sollen also nicht einmal die Menschen relativ eindeutig die Schurkenrolle übernehmen? Sie werden ja sogar explizit als die „Aliens“ bezeichnet im Film. Ein willkommener Rollentausch der meiner Ansicht nach gern öfter vorkommen darf und für den District 9 doch auch schon reichlich Lob bekommen hat, wenn gleich es bei Avatar noch viel mehr wirklich dem Bild des außerirdischen Eroberers entspricht welches so gängig in Science-Fiction Filmen ist, War of the Worlds sei dank.
Nach der flotten Eingangsphase wird dann auch nicht lange gezögert und man bekommt schon bald wofür man überhaupt erst ins Kino ist – man sieht den ersten Na'vi in Aktion, das heißt, noch sind es nur Jake und Signourney Weavers Dr. Grace Augustine in ihren Avataren. Schon hier ist es kaum zu glauben was man da sieht. So echt sieht nicht einmal die Wirklichkeit aus.

All die Stimmen, die nachvollziehbaren und gerechtfertigten Stimmen die stets (korrekt) die Ansicht vertreten haben, dass Kostüme, Make-up etc. doch besser wären, dass es einfach besser aussieht, wenn etwas echtes vor der Kamera ist, dürften nun mit einem mal verstummen. Keine Maske dieser Welt könnte je so unglaublich echt wirken wie das was Cameron da auf die Leinwand gezaubert hat. Allein dafür war Avatar all sein Geld wert, allein für die Revolution der Spezialeffekte die er hiermit schon erreicht hat. Und dabei wird man erst wirklich überwältigt als die Gruppe mit ihren Avataren auch in die Flora und Fauna von Pandora eintaucht und man all die Pflanzen und Tiere bewundern darf. Optisch ist Avatar über alle Zweifel erhaben und ich würde den Film ohne zu zögern als das beeindruckendste visuelle Spektakel in der Geschichte des Films bezeichnen. Das mag nicht viel heißen so schnell wie Effekte sich entwickeln, aber einen solchen Sprung wie bei Avatar habe ich als Zuschauer schon lange nicht mehr gefühlt. So in der Art muss es wahrlich den Leuten gegangen sein als sie zum ersten Mal Filme wie King Kong oder Star Wars gesehen haben. Hut ab, Mr. Cameron, sie haben all ihre Versprechen erfüllt und sich dabei sogar noch übertroffen.
Wo wir bei der Optik sind muss ich auch den Designs großes Lob aussprechen. Viele haben dies im Vorhinein kritisiert. Es hat Leute gestört, dass die Welt so bunt ist, dass ihre Einwohner blau sind, andere hat es gestört, dass die Na'vi so groß sind im Vergleich zu den Menschen, wieder andere haben sich über ihre Augen, Nasen und Ohren aufgeregt, haben die Schwänze kritisiert, es hat Beschwerden ohne Ende von allen möglichen Seiten gegeben und ein immer wieder vorkommender Kritikpunkt war, dass es zu unrealistisch sei. Vielleicht bin ich da mit meiner Ansicht allein, aber ich will genau das. Ich will ein filmisches Märchen auf der Leinwand sehen, mich in fremde Welten entführen lassen, ich brauch nicht noch mehr tristen Alltag, ich LIEBE Farben, die Welt ist voll mit ihnen, es wurde auch Zeit, dass endlich mal wieder ein großer Film das bunt sein feiert, das gilt für die Welt ebenso wie für die Wesen die in ihr Leben. Schon die ersten Bilder hatten mich begeistert, Pandora erschien mir von Beginn an einfach nur wunderschön und auch die Na'vi sah ich nur als unsagbar ästhetisch an. Nun wo ich den Film in seiner vollen Länge genießen durfte hat sich diese Meinung nicht nur bestätigt, sondern verstärkt. In Sachen Schönheit der Welt, Designs der Pflanzen und Tiere dürfte wohl keiner der den Film gesehen hat noch irgendetwas dagegen sagen, aber auch und gerade wenn es um die Na'vi geht stehe ich zu meiner Aussage. Neytiri ist eine drei Meter große Monsterfrau mit riesigen Augen, einer ebenso riesigen Nase, einem grusligen Zopf bei dem man wieder daran erinnert wird, dass James Cameron ja Anime und Manga mag und einen Schwanz hat die Gute auch nocht. Und sie war – und ich meine das völlig ernst und auf die Gefahr hin dass es Leute gibt die meinen mich dafür auslachen zu müssen – schlicht wunderschön. So ästhetisch wie Neytiri in Bewegung war in der Filmwelt schon lange nichts mehr, außer vielleicht der Pan in Pans Labyrinth, aber Cameron hat es sogar noch geschafft, dass sie über eine gewisse (trotz praktischer Nacktheit sehr dezente) Erotik verfügt. Daran können auch all die unmenschlichen Körpermerkmale nichts ändern.

Ab dem Punkt wo es zum ersten mal auf in den Wald geht ist eigentlich in Sachen Story alles geklärt, der erwähnte rasche Einstieg in den Film hat sich darum gekümmert, das Publikum kennt die Geschichte sowieso, wir können also für den Moment das was und das wieso ignorieren und einfach das wie genießen. Cameron führt nun nicht nur Jake, sondern auch das Publikum in seine Welt ein und das ist es was Avatar wirklich ausmacht. Man hätte aus dem Film genauso eine Dokumentation über einen fiktiven Planeten machen können und ich hätte es ebenso genossen. Man lernt die Welt kennen, die Kultur, die Religion, die Tier- und Pflanzenwelt und wie die Na'vi zu all dem stehen. Man kann in Pandora eintauchen und alles um sich herum vergessen. Die Momente in denen Jake seinen Avatar verlässt sind eine störende Erinnerung daran, dass da mehr ist, sie reißen einen aus der absoluten Faszination und Magie von Pandora heraus und nehmen sowohl dem Helden als auch dem Film selbst für einen Augenblick seine Freiheit und zwingen ihn zurück in eine Geschichte, welche nur halb so interessant ist wie das Geschehen abseits von Konflikten zwischen Mensch und Na'vi. Nicht nur der Zuschauer, auch der Held selbst reagiert mit der Zeit fast genervt auf die Momente wo er nicht sein neues Ich sein kann und will nur noch so schnell wie möglich zurück in seinen anderen Körper. Umso mehr freut man sich jedoch immer wieder wenn er in seine neue Heimat zurückkehrt. Es macht wirklich Spaß zu sehen wie er lernt die Pa'li zu reiten, wie er lernt auf einem Ikran zu fliegen, wie er lernt, dass die Welt und der Glaube der Na'vi soviel mehr ist als nur die Ansichten von primitiven Wilden. Diese Momente sind in Filmen dieser Art häufig stark, sie waren es in Der mit dem Wolf tanzt, sie waren es in Last Samurai, aber so wie hier waren sie noch nie, denn Cameron hat eine unglaubliche Welt erschaffen, von der man schwerlich genug kriegen kann und die voller Wunder stecken an denen sich das Auge nicht satt sehen kann. Schließlich verdient sich Jake nach und nach den Respekt der Na'vi, macht nach und nach Tsu'tey, den der ihn nicht akzeptieren wollte, den der ihn von Beginn an tot sehen wollte, zu jemanden der gewillt ist Jake zu akzeptieren, erst als jemanden der unter ihnen lebt, später sogar als jemand den er Bruder nennt. Und schließlich finden Jake und Neytiri zueinander. Es ist eine Liebe die vorherbestimmt war, die unvermeidlich war und das wusste jeder der in den Film ging und hätte man nie auch nur ein Bild des Filmes gesehen, nie auch nur einen Text der sich mit ihm befasst gelesen, nie auch nur Stück Informationen über den Film erhalten, in dem Moment wo Jake und Neytiri erstmals gemeinsam im Bild sind weiß man, dass ihre Liebe unvermeidlich ist, so funktioniert Kino heute eben, wo jede Geschichte schon tausend mal erzählt wurde. Aber dass es klar war ändert nichts daran, dass es auch schön war. Es war nie zu dick aufgetragen, stand nie zu sehr im Mittelpunkt, aber es war eine Romanze die mir als Zuschauer sehr gefallen hat.

Doch sie können sich nicht ewig vor dem Plot verstecken, welcher in Form von Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang), Parker Selfridge (Giovanni Ribisi) und mächtigen Bulldozern daherkommt. Es folgte eine dramatische Sequenz, in welcher Jake das Vertrauen der Na'vi und von Neytiri verlieren, unzählige Na'vi sterben und Quaritch genüsslich seine Rolle als zentraler Bösewicht des Films zementiert, während Trudy endgültig zeigt, dass sie als einzige auf der richtigen Seite steht. Ich hatte an dieser Stelle wirklich schon das Finale erwartet aber nein, das war noch eine Weile hin. Der Film ist ja durchaus lang, wobei ich sagen muss, er kam mir nie wirklich lang vor. Es ist einer von diesen Filmen die man von vorn bis hinten genießt – zumindest ich habe das getan.
Wie dem auch sei. Was folgt ist vor allem Vorbereitung für den Endkampf, in denen Jake das Vertrauen zurückgewinnt (und ja, der Heldenpathos war an der Stelle ein wenig dick aufgetragen, aber was soll ich sagen...ich mag Heldenpathos), Grace ihr Leben lassen muss und man jetzt schon erfährt, wie Jake wohl letztlich endgültig zu einem der Na'vi wird (und ja, es ist dann auch genau so gekommen – es hat mich ohnehin gestört, dass es scheinbar so lange dauert, ist sein menschlicher Körper doch nur eine Schwachstelle – wobei eine Szene am Ende praktisch im Alleingang das Hinauszögern rechtfertigt, zumal es sich ohnehin besser macht als Abschluss des Filmes, muss man schon zugeben). In der folgenden Sequenz bekommt man etwas mehr von Pandora zu sehen. Als wären der wunderschöne Wald und die beeindruckenden schwebenden Berge nicht schon genug bekommt man nun auch Steppen und Küstengebiete – und mein Lob an die Frau vom Fliegerstamm an der Küste, wirklich ansehnliche Kriegsbemalung die noch mehr Farbe ins Spiel bringt als es bei den Na'vi die man den Film über erlebt hat ohnehin schon der Fall war.
Schließlich folgt der Endkampf. Ich bin versucht ihn als den glorreichen Höhepunkt des Films zu bezeichnen, aber für mich waren die Momente davor, die Einführung Jakes in die Kultur die Highlights. Dennoch ist dies hier zumindest die Sequenz in denen man ein Hell Yeah! nach dem anderen von sich geben darf. In solchen Momenten ist es doch ganz gut, dass die Bösen so eindeutig die Bösen sind, sonst würde es nicht so gut tun wenn sie kläglich zu Grunde gehen. Um einige der hier fallenden Helden tut es mir jedoch sehr Leid, sie werden mir in eventuellen (und hoffentlich Wirklichkeit werdenden) Fortsetzungen doch fehlen. Sieht man sich an was dieses Jahrzehnt an großen Schlachten hervorgebracht hat – und da ist dank Filmen wie Star Wars, Matrix und Der Herr der Ringe doch einiges zusammengekommen – braucht sich Avatar vor nichts zu verstecken. Optisch haut der Film die Konkurrenz sowieso mit Leichtigkeit in die Pfanne, aber auch sonst schneidet er im direkten Vergleich gut ab. Das ganze geht eben nicht so lange wie Beispielsweise die Schlachten aus dem zweiten und dritten Teil von Der Herr der Ringe, in diesen Fällen aber waren die Kämpfe an sich schlicht große Abschnitte der Handlung die selbst ständig durch ruhige Momente unterbrochen wurden. Was man in Avatar bekommt ist eine durchgehende Actionsequenz, keine Atempause, ständig passiert etwas und sieht man kurz weg, hat man bestimmt schon wieder etwas verpasst. So grandios die große Schlacht hier ist, so sehr überzeugt auch der Kampf zwischen Jake, Neytiri und Quaritch. Man fühlt sich ein wenig an Camerons Aliens erinnert, nur ist diesmal der Mech der Böse und die Nicht-Menschen die Helden. Es ist ein gelungener Abschluss für das, was vielleicht DIE Actionsequenz des Jahrzehnts ist – und sie bringt einen weiteren kleinen Höhepunkt hervor, nämlich als Neytiri Jake, diesmal in seinem menschlichen Körper, das Leben rettet. Dies war ein Moment auf den ich den ganzen Film über gewartet habe, der Moment in dem Neytiri Jake als Mensch begegnet und er hat nicht enttäuscht. Es wird nichts gesagt, es gibt keine speziellen Mimiken die darauf hinweisen würden, dass es einem der beiden auch nur irgendwie seltsam vorkommt, aber allein der Anblick dieses schwachen, zerbrechlichen Menschen, der nicht einmal gehen kann, in den Armen dieser riesigen blauen Frau, die Freudentränen vergießt weil sie den Mann den sie liebt nicht verloren hat, es ist dieser Moment wo ich das Gefühl hatte, dass nun Cameron zeigt wie belanglos der Unterschied doch ist. Dass Mensch gegen Na'vi nicht das Thema ist, nie sein sollte. Es ist kein Kampf zwischen Rassen, es ist ein Kampf ums Überleben gewesen. Die Menschen waren keine einheitlichen Schurken, es gab mehrere Menschen die auf Seiten der Na'vi waren, letztlich als die Menschen gezwungen sind den Planeten zu verlassen wird es einigen auch erlaubt zu bleiben. Ja, es gab eine sehr deutliche Einteilung in Gut und Böse, in Unterdrücker, Zerstörer, Eroberer auf der einen Seite und Gut, Opfer, Widerstand auf der anderen Seite. Es ist ein Kampf von grundsätzlichen Weltanschauungen und es ist hier in dem Konflikt, dass die Ökobotschaft des Films die manche zu stören scheint eben so deutlich hervortritt. Es ist Natur gegen Technologie und jene Menschen die Natur verstehen wollen, die die Welt von Pandora und die Na'vi verstehen wollen und die sowohl mit der Natur als auch den Na'vi in Einklang leben wollen, oder zumindest ihnen das Recht lassen wollen so zu leben, sind die Guten. Ja, es ist eine krasse Einteilung, es ist schwarz und weiß, ich weiß es ist sehr simpel und Cameron macht es sich hier ein wenig einfach. Aber ich empfand und empfinde es nicht als nötig, dass man die Sache komplizierter macht als sie hier dargestellt ist. Es war bei Der mit dem Wolf tanzt genauso einfach. Es war bei Last Samurai genauso simpel. Wieso nicht hier? Ich muss gestehen, mir gefällt das aufeinander treffen von Idealen und Weltanschauungen in Form eines Konfliktes zwischen guten Aliens und doch nicht nur gänzlich bösen Menschen sogar weit mehr als die bisherigen Variationen.
Und es ist schon erstaunlich wie sehr ich davon abgekommen bin, dass ich einfach nur sagen wollte, dass die Szene mit Neytiri und Jake in seinem menschlichen Körper eine einfach nur schöne Szene ist die zeigt wie belanglos es ist ob man Mensch oder Na'vi ist, da es Taten und Einstellungen sind die einen ausmachen, denn nur deshalb weint sie schließlich, da sie diesen schwachen, kleinen Menschen denn sie trotzdem so liebt beinahe verloren hätte. Genauso könnte man es aber noch viel simpler angehen und es einfach als die Szene sehen, die zeigt, dass Liebe alle Grenzen überwindet. In beiden Fällen ist es eine wohl relativ belanglose Szene die mir einfach gefallen hat, auch wenn die Sache mit der Liebe wohl wirklich verdammt kitschig ist und ich das wohl gar nicht erst hätte ausschreiben sollen.
Schließlich ist der Kampf geschlagen, die Menschen vertrieben und wie schon erwähnt feiert Jake seine Wiedergeburt als Na'vi, ohne jegliche Verbindung zu seinem alten Körper.

Ich denke man sieht, dass ich den Film genossen habe, sehr sogar. Für mich persönlich hat er einfach auf jede erdenkliche Weise funktioniert. Die Handlung ist simpel, aber allein durch das Science-Fiction Genre ist es eine neue Herangehensweise an eine Geschichte die mir schon auf andere Weisen immer wieder gefallen hat und sie war schon damals nicht neu. Die Figuren sind einfach gestrickt, aber es sind interessante Figuren, vor allem die Hauptfiguren. Neytiri ist eine der besseren weiblichen Hauptfiguren seit langem und ich habe wirklich neuen Respekt vor Zoe Saldana ebenso wie vor Cameron und der Crew die für die Effekte zuständig war, denn gemeinsam haben sie eine grandiose Heldin geschaffen und, wie man es bei Cameron gewohnt ist, eine starke weibliche Figur – und die beste animierte Figur seit Gollum. Quaritch ist ein Arsch, aber auch er funktioniert für mich, er ist ein toller Bösewicht und erinnert in seiner Art fast an einen Terminator – er hat sein Ziel und will es mit aller Kraft erreichen. Grace Augustine ist vor allem dank Sigourney Weaver ebenfalls eine sympathische Figur, mit dem passenden Dickschädel sowohl für Rolle als auch Darstellerin. Man kann sich Sigourney Weaver ja kaum in einer Rolle vorstellen die sich nicht mit aller macht durchsetzen wollen würde. Es ist gerade unser Held (Worthington in einer Rolle die soviel besser ist und auch soviel besser gespielt ist als sein schwacher Auftritt im Terminator Franchise) der lange Zeit so schwach wirkt, so planlos und erst durch die Na'vi wieder zu sich selbst findet, weniger weil er plötzlich wieder gehen kann (wobei auch die Szene in der er seine Beine erstmals ausprobiert wirklich gut war), sondern weil er scheinbar erst hier wieder einen Grund bekommt für alles was er tut.
Schauspielerisch hat mich keiner enttäuscht. Bis auf Saldana will ich hier zwar niemanden zu sehr mit Lob überhäufen, abgesehen von einem etwas gelangweilt wirkenden Giovanni Ribisi aber auch niemanden wirklich kritisieren – schlechter als in anderen Blockbustern wird hier auch nicht gespielt. Rückblickend amüsiert es mich auch, dass Saldana mich als Uhura noch so gestört hat und für mich der Schwachpunkt im neuen Star Trek war, sie aber hier über allen steht, selbst wenn ihr Schauspiel hinter CGI versteckt ist. Das hat Andy Serkis einst auch nicht daran gehindert den ganzen Herr der Ringe Cast an die Wand zu spielen. Rückblickend hat mich bei Uhura wohl generell eher gestört, dass sie schlicht nicht dem entsprach was ich von einer Uhura erwarte, in diese Rolle konnte sie mich jedoch begeistern und ich würde sie gerne in mehr Filmen sehen. Hoffentlich vor allem den geplanten Avatar-Fortsetzungen, so das Boxoffice damit einverstanden ist.
Die Spezialeffekte, ich denke da ist alles gesagt, selbiges gilt für den 3D Effekt, der Sound ist ebenso über alle Zweifel erhaben, als ob irgendeiner der technischen Bereiche hier nicht absolute Spitzenklasse wäre. Die Musik ist ebenfalls wirklich gut, ein toller Score und auch der Song aus dem Abspann ist so schlecht nicht. Vielleicht nicht unbedingt eines Oscars würdig...aber sieht man sich an was da in den letzten Jahren so gewonnen hat, vielleicht doch.

Was bleibt also noch zu sagen? Blicke ich auf mein Review zurück muss ich sagen ich bin stolz auf mich, ich habe nicht ganz so oft den Faden verloren wie sonst, das ist ein Schritt in die richtige Richtung für mich.
Und über den Film? Ich war begeistert. Schlicht begeistert. Es ist nicht mein Film des Jahres, das bleibt Watchmen und auch an Inglourious Basterds wird Avatar wohl nicht vorbeikommen können, aber ich denke doch, dass er spätestens bei der zweiten Sichtung seinen guten dritten Platz in meiner persönlichen Jahresrangliste endgültig für sich beanspruchen wird – wobei der Film den eigentlich schon jetzt sicher hat, denn in einem Jahr in dem ich wirklich versucht habe mich mit meinen übertrieben guten Wertungen zumindest ein klein wenig zurückzuhalten, werde ich nun doch noch ein drittes und letztes Mal die volle Punktzahl vergeben.
Viele fangen mit dem Film nicht soviel an, das ist ihr gutes Recht. Für mich ist Avatar jedoch all das, was Film für mich manchmal einfach sollte. Avatar ist all das, was das erste Mal Jurassic Park oder Star Wars oder Der Herr der Ringe für mich war. Avatar zeichnet sich durch all das aus, wodurch ich überhaupt erst zu einem Fan von Filmen wurde. Avatar ist voll von der Magie die das Kino immer seltener zu haben scheint. Nicht das was, sondern das wie ist wichtig und Cameron nimmt sein Publikum bei der Hand und führt sie eine fantastische Welt wie man sie so noch nie gesehen hat. Es ist ein wunderschönes Erlebnis, welches einem öfter als nur einmal eine Gänsehaut verschafft oder einem ein glückliches und zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubert, mitunter sogar beides auf einmal.
Avatar ist all das worum es beim Film gehen sollte. Man denke an die ersten Filme, an die Zeit der Lumieres, die kurzen Streifen damals waren nichts was der Rede wert wäre, aber sie haben die Leute umgeworfen – es war so echt obwohl es doch nicht real war. Denken wir zurück an die großen Sprünge des Kinos, an Farbe, an Langfilme, an Spezialeffekte. Mehr noch, denken wir tatsächliche Spielfilme, denken wir an Erzählungen, an wirkliche Geschichten, an King Kong, Metropolis, Blade Runner, Star Wars, Terminator, Jurassic Park, Matrix, Der Herr der Ringe, denken wir an die Faszination die Kino auf uns ausüben kann indem es uns in fremde Welten entführt und uns mit obskuren Gestalten, erschreckenden Monstern in jeglicher Gestalt, auch der des Menschen, konfrontiert. Denken wir an Kino, dass soviel mehr ist, als nur ein Frosch den es zu zerstückeln gilt und den wir dann anhand seiner Einzelteile beurteilen und verdammen sobald die Handlung nicht gänzlich originell ist oder die Figuren nicht irgendwelchen Ansprüchen von Komplexität genügen die von irgendwem irgendwann mal festgelegt wurden. Denken wir an Kino als Unterhaltung. Als Spaß. Als Tor zu einer Welt voll Fantasie und als Möglichkeit die Realität für eine Weile hinter uns zu lassen und in etwas einzutauchen, dass so real ist, aber doch soviel mehr als die Wirklichkeit je sein wird.
Denken wir an Kino, denken wir an Film als Magie.
Für mich persönlich – und ich weiß ich kann und werde damit nicht für jeden sprechen – aber für ich persönlich ist Avatar genau das.
Avatar ist ein Stück Magie und ich bin froh, dass ich es auf der großen Leinwand erleben durfte.

10/10
"The streets are extended gutters and the gutters are full of blood and when the drains finally scab over, all the vermin will drown. The accumulated filth of all their sex and murder will foam up about their waists and all the whores and politicians will look up and shout 'Save us!' And I'll look down, and whisper 'no.'"
Zuletzt geändert: 23.12.2009 05:35:08

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