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Schlaflos

von

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Revertigo

Vorwort:

Ihr Lieben:

Ich dachte, nach der kleinen Pause verwöhne ich euch heute mal, indem ich schon wieder fleißig ein Kapitel beende und für euch hochlade. Ich hoffe es gefällt euch so gut wie mir selbst.
 


 

„Und du wirst mir wirklich nicht verraten, wo die Reise hingeht?“ fragte Derek unzufrieden, weil er sich wesentlich wohler fühlte, wenn er die Dinge unter Kontrolle hatte: „Woher soll ich denn dann wissen, was ich packen soll?“
 

Stiles lachte:

„ICH packe für dich, Baby! Es soll doch eine Überraschung werden. Aber ich schwöre dir, es wird dir gefallen. Ich hoffe nur, mein Jeep hält die ganze Strecke durch?“
 

„Nein, Stiles, tut mir leid, aber wir werden auf keinen Fall mit deiner Schrottkarre fahren. Dann kommen wir doch nie heil an.“ protestierte Derek: „Eher wird dieser Rosteimer uns beide umbringen.“
 

Stiles seufzte:

„Also gut, dann nehmen wir eben eins von deinen Autos, aber nur, wenn ich fahren darf.“
 

„Deal!“ lenkte Derek ein: „Und was soll ich in der Firma sagen, wann ich wieder da bin?“
 

„Das kann ich dir gleich sagen. Warte kurz!“ teilte Stiles mit und schaute etwas in seinem Handy nach. Scheinbar hatte er gefunden, wonach er suchte, so zufrieden, wie er gerade grinste.

Derek versuchte einen Blick zu erhaschen, doch Stiles ließ ihn nicht: „Sag´ ihnen, dass du Mittwochmorgen wieder da bist; frisch, munter und bestens erholt!“ antwortete er schließlich.
 

„Wenn du das sagst.“ erwiderte Derek zweifelnd, rief aber dennoch folgsam seinen Sekretär an, um diesem seine Abwesenheit mitzuteilen.
 

Stiles marschierte als nächstes hinüber zu Dereks Kleiderschrank und begann damit, eine kleine Reisetasche für ihn zusammen zu packen. Er schüttelte den Kopf über die unzähligen Anzüge, Oberhemden und Krawatten und bestimmte: „Also davon werden wir mit Sicherheit nichts brauchen!“
 

Derek hockte sich auf´s Bett und schaute aufmerksam zu, um auf diese Weise zu ergründen, wohin es wohl gehen mochte: Unterwäsche, Waschzeug, Jogginghosen und bequeme Jeans, T-Shirts und die einzige Shorts, die er überhaupt besaß wanderten in die Tasche. Es würde also sommerlich und gemütlich werden, wie es aussah.

Das war schon mal eine Erleichterung.
 

„Ich freue mich schon darauf, dich in diesem Ding hier zu sehen, Sexy!“ lachte Stiles frech und hielt triumphierend einen knappen, pinkfarbenen Badeslip hoch, den er ganz hinten aus dem Schrank gezerrt hatte und nun ebenfalls mit in die Reisetasche stopfte.
 

Derek seufzte gequält. Das Ding hatte er schon völlig vergessen! Eine Ex-Liebhaberin, an deren richtigen Namen er sich nicht einmal mehr erinnern konnte; war es Christine, Christina oder vielleicht doch Christiana gewesen, hatte sie ihm einst geschenkt. Er hatte sie nie getragen und hätte das furchtbare Ding eigentlich konsequenter Weise längst auf dem Sondermüll entsorgen sollen!

Nun würde er für sein Versäumnis bitter büßen müssen.
 

Derek gab seinem Personal ein paar Tage frei, sorgte dafür, dass seine Haustiere, sowohl die Säugetiere, als auch die Reptilien in der Zwischenzeit versorgt wären und dann fuhren sie beide mit seinem Geländewagen, welchen Stiles für ihren kleinen Trip ausgewählt hatte hinüber zu dessen Apartment, wo Stiles nun auch für sich selbst packen und Scott, Skippy und seinen Häschen auf wiedersehen sagen konnte.
 

Stiles Jeep vor dem Haus wurde noch mit ein paar Streicheleinheiten über die Motorhaube und der Bitte, nicht eifersüchtig zu sein verabschiedet und dann konnte die Reise auch schon losgehen.

Derek war törichter Weise ein wenig aufgeregt. Stiles blickte schmunzelnd auf den Beifahrersitz und versicherte:

„Es wird dir gefallen, Baby! Du wirst sehen, es ist genau das Richtige für dich, um ein bisschen herunterzukommen! Lehn´ dich einfach zurück und vertrau´ dem Onkel! Er hat nachher noch Lutscher und Hundewelpen für dich!“
 

„Spinner“ erwiderte Derek grinsend und entspannte sich tatsächlich ein wenig.
 

Sie fuhren eine ganze Weile an Kaliforniens wunderschöner Küste entlang und die Sonne lachte freundlich auf sie hinab. Nach etwa zwei Stunden hielt Stiles in einer kleinen Ortschaft an einem Supermarkt und fragte:

„Und? Was würdest du in den nächsten Tagen gern essen?“
 

Derek zuckte mit den Achseln und so entschied der Jüngere:

„Na, macht nichts. Ich werde schon etwas finden, was uns beiden schmeckt. Warte einen Augenblick hier, ja?“
 

„Moment! Nimm´ die hier mit!“ forderte Derek und reichte Stiles eine seiner Kreditkarten.
 

Die Miene des Jüngeren verfinsterte sich und er knurrte:

„Steck´die ganz schnell wieder weg, bevor ich böse werde! Dies hier ist nämlich eine Einladung.“
 

„Aber du hast doch gar kein Geld!“ behauptete Derek.
 

Stiles schüttelte ungläubig den Kopf und stellte klar:

„Dank dir bin ich mittlerweile ein ziemlich reicher Junge! Und für einen Einkauf im Supermarkt reicht es allemal, also weg damit!“

Er schmiss die Fahrertür hinter sich zu, um weitere Diskussionen zu vermeiden und verschwand im Laden.

Zwanzig Minuten später kam er mit mehreren Tüten beladen wieder heraus und Derek hastete ihm entgegen, um ihm beim Tragen zu helfen.
 

„Mein starker Held!“ lachte der Jüngere amüsiert, gab Derek einen flüchtigen Kuss und ließ sich einen Teil seiner Last abnehmen.
 

Als sie wieder im Wagen saßen, fragte Derek ungläubig:

„Was hast du denn da bloß alles eingekauft? Es sind doch nur vier Tage?“
 

„Ich habe die Absicht, dich zu verwöhnen und ein klein wenig zu mästen, mein Schatz.“ erwiderte Stiles mit einem frechen Zwinkern: „Übrigens sind wir in zwanzig Minuten am Ziel.“
 

Ihr `Ziel´ lag irgendwo im Nirgendwo, wie sich bald herausstellen sollte. Es handelte sich um zehn kleine, süße Ferienhäuschen, die verstreut auf einem Hügel direkt an der Küste lagen. Die Häuser lagen weit genug von einander entfernt, so dass jede Partei ganz für sich und ungestört sein konnte. Stiles hielt an einem der Häuschen mit der Aufschrift „Rezeption“, wo man bereits auf sie wartete. Eine winzige, uralte, aber dennoch ungemein vital wirkende Frau mit Bürstenhaarschnitt empfing sie zur Schlüsselübergabe und rief freudestrahlend aus:

„Der kleine Stiles! Wusste ich´s doch, dass du es sein musst, als ich deinen Namen gelesen habe!“

Der junge Mann lächelte und erwiderte:

„Ja, ich bin es, Miss Clarke, nur bin ich heute gar nicht mehr so furchtbar klein.“
 

Die alte Frau schüttelte grinsend den Kopf und reichte ihm den Schlüssel:

„Nein, bist du nicht, aber ich sehe dich hier immer noch in deinen kurzen Hosen hektisch herumlaufen; alles anfassend und ausprobierend und deinen Eltern Löcher in den Bauch fragend.“
 

Derek hatte sich bisher im Hintergrund gehalten und alles beobachtet. Nun legte nun einen Arm um Stiles Schultern und kommentierte kichernd:

„Also hast du dich eigentlich gar nicht verändert, was Kleiner?“
 

„Nur unwesentlich!“ bestätigte Stiles lachend und die Gastgeberin stellte fest:
 

„Und heute bringst du einen besonderen Freund mit hierher? Das finde ich sehr schön. So lebt die Tradition fort!“
 

Stiles errötete tatsächlich ein klein wenig und erklärte:

„Ja, das hier ist mein Freund Derek, Ma´am.“
 

Derek ergriff vorsichtig die kleine, vom Rheuma klauenartig deformierte Hand der alten Frau und sagte:

„Sehr erfreut.“
 

Die Gastgeberin nickte würdevoll mit ihrem grauen Haupt und sagte:

„Seid mir willkommen in unserem kleinen Ferienparadies, Jungs. Ich habe dasselbe Haus wie immer für euch zurecht gemacht, Stiles. Und nun packt ihr am Besten erst mal aus und kommt an.“

Und damit scheuchte sie die beiden Männer quasi vor sich her, aus dem Rezeptionsgebäude hinaus.
 

Wenig später schaute Derek sich genauestens in der kleinen Hütte um, die in den nächsten Tagen ihr Zuhause sein würde und Stiles, der ihn dabei beobachtete, hielt vor Spannung die Luft an, denn dies hier war natürlich alles andere als der Standard, den sein Freund gewohnt war: Ein Wohn- und ein Schlafzimmer und eine kleine Küche; alles sehr einfach und bescheiden gehalten.

Zu seiner Überraschung sagte Derek:

„Es ist richtig schön hier! Danke, dass du mich hierher eingeladen hast.“ Dann wollte er wissen:

„Wie bist du denn überhaupt auf diesen Ort gekommen?“
 

„Meine Eltern haben hier ihre Flitterwochen verbracht, genau hier in dieser Hütte, also bin ich ja möglicherweise sogar hier gezeugt worden? Später sind wir dann in jedem Sommer für ein paar Wochen in den Ferien hergekommen. Ich war so froh, dass ich bei der Buchung festgestellt habe, dass gerade dieses Haus noch zu haben war.“ gab Stiles erleichtert zurück: „Aber gefällt es dir denn wirklich?“
 

Derek lachte:

„Ja, sicher Stiles. Es ist schön hier und man hat alles, was man braucht. Aber weißt du, was ich eigenartig finde? Die alte Frau gerade eben hat uns doch wohl für ein Paar gehalten, oder nicht? Aber sie hat deswegen nicht einmal mit der Wimper gezuckt.“
 

Stiles lachte:

„Hast du bemerkt, dass ich sie Miss Clarke genannt habe und nicht Misses? Das war keine Unhöflichkeit von mir, sondern sie besteht darauf. Sie ist ihr Leben lang unverheiratet geblieben und ist darauf sehr stolz. Früher hat sie die Anlage zusammen mit `einer Freundin´ betrieben, die aber vor einigen Jahren gestorben ist. Heute ist sie weit über achtzig, aber sie macht hier immer noch das allermeiste allein.“
 

„Ich verstehe! Sie ist also eine von uns.“ erwiderte Derek und fügte anerkennend hinzu: „Und scheinbar ist sie unverwüstlich?“
 

Stiles nickte bestätigend:

„So ist es! Und sie stammt aus einer Zeit, als man über gewissen Dinge noch nicht laut gesprochen hat.“
 

Sie gingen hinaus zum Auto, holten die letzten Sachen herein und begannen dann damit, sich einzurichten.

Im Anschluss daran schlug Stiles vor:

„Was hältst du davon, wenn ich dir erst mal ein wenig die Gegend zeige?“
 

Derek war einverstanden und sie machten sich zu Fuß auf den Weg. Auf der anderen Seite des Hügels, auf welchen die Ferienanlage gebaut war befand sich ein kleines Kiefernwäldchen. Die herzhaft nach Harz duftenden Koniferen waren in ihrem Wuchs eher kurz und gedrungen und hatten unter dem Wind, welcher beständig vom Pazifik her ins Land blies, bizarre Formen angenommen. Beinahe wirkten sie wie Fabelwesen; Baummonster, die jederzeit bereit wären, ihre Wurzeln aus der Erde zu ziehen, um sich auf Wanderschaft zu machen und Rache an der Menschheit zu nehmen, welche beständig an der Zerstörung ihrer Umwelt arbeitete:
 

„Es ist wirklich schön hier.“ stellte Derek fest und er wirkte bereits jetzt wesentlich entspannter, als noch vor ein paar Stunden in L.A.
 

Stiles nickte, ging plötzlich ein wenig schneller und sagte:

„Ich muss sehen, ob er noch da ist!“
 

Derek hielt mit ihm Schritt und wollte gerade fragen, wovon er sprach, doch da waren sie offenbar bereits am Ziel angelangt; einem Baum, der wie geschaffen dafür war, auf ihm herumzuklettern und genau das tat Stiles nun auch:
 

„Was machst du denn? Was, wenn du hinunterfällst?“ rief Derek besorgt und stieg hinter ihm her:
 

„Ich falle doch nicht!“ lachte Stiles und machte es sich auf einem Ast in der Krone bequem: „Schau mal da!“

Er deutete auf eine Schnitzerei in der Rinde des Stammes:
 

`Stiles war hier´ stand da in unbeholfenen Lettern, welche ein sehr viel jüngerer Stiles vor vielen Jahren hier hinterlassen haben musste.

„Das ist süß!“ kommentierte Derek mit einem zärtlichen Lächeln, gab Stiles einen kleinen Kuss auf die Himmelfahrtsnase, suchte sich ebenfalls ein bequemes Plätzchen in der Baumkrone und genoss den herrlichen Blick über die fantastische Landschaft:

„Weißt du, dass ich so etwas noch nie getan habe?“ bemerkte er nachdenklich:
 

„Was hast du noch nie getan? Auf einen Baum klettern.“ wollte Stiles wissen:

„Genau!“ bestätigte Derek: „Reiche Jungs tun so etwas nämlich nicht,weißt du?“
 

Stiles kicherte:

„Dann wurde es aber höchste Zeit! Du hast so ein unglaubliches Glück, dass das du mich getroffen hast.“
 

„Das stimmt!“ gab Derek lächelnd zurück und Stiles, dem klar war, dass es hierbei um mehr als bloß ums Bäumeklettern ging, wurde warm ums Herz.
 

Die beiden Männer blieben eine Weile sitzen, genossen die Sonne, die ihnen auf den Pelz schien und den Wind, der ihnen das Haar zerzauste. Irgendwann bestimmte Stiles:

„Und jetzt werde ich dir die Steilküste zeigen!“

Er kletterte behände wieder hinunter, wie ein Äffchen und über das Bild des erwachsenen Mannes von heute legte sich in Dereks Vorstellung für einen kurzen Moment jenes eines Jungen in kurzen Hosen und mit schönen, leuchtenden, lang bewimperten, sirupfarbenen Augen, welcher hier selige Stunden seiner Kindheit verbracht hatte.

Derek lächelte in sich hinein.
 

Die Steilküste war atemberaubend. Mindestens dreißig Meter ging es hier steil in die Tiefe und unten schlug der Pazifik in wutschäumenden Wellen und mit unerbittlicher Kraft immer wieder gegen den harten Fels: Ein ewiger Kampf der Elemente Wasser und Erde.

Und eines Tages würde das Wasser ihn wohl gewinnen.
 

„Ich bin wirklich froh und dankbar, dass du mich hergebracht hast und das alles mit mir teilst!“ sagte Derek noch einmal: „Dieser Ort kommt dem Paradies wirklich ziemlich nah!“
 

Stiles lächelte:

„Und ich bin froh, dass du Ja gesagt hast. Willst du jetzt vielleicht den Strand sehen?“

Derek nickte und folgte Stiles kurz danach einen sandigen Serpentinenpfad nach unten. Hier war nirgendwo eine Menschenseele außer ihnen beiden. Alle Geräusche, die sie vernahmen; der Wind, das Meer, die Insekten und die Seevögel, waren natürlichen Ursprungs. Allein schon dieser Umstand ließ die beiden Stadtmenschen bereits entspannt aufatmen.

Stiles führte sie zu einer Bucht, die aussah, wie der Drehort für den Film `Die blaue Lagune´. Hier wirkte der Pazifik ganz brav und zahm; nur ganz leichte Wellen, die am Ufer der feinen Sandstrandes anrollten und sich dann gemütlich wieder zurückzogen. Hinter ihnen war Fels, in welchen das Wasser innerhalb von Jahrtausenden unzählige kleine Höhlen gegraben hatte.

Die beiden Männer legten sich eine Weile Seite an Seite in den, von der Sonne angenehm gewärmten, weichen Sand und beobachteten die Wolken und die beeindruckende Luftakrobatik der Seevögel.
 

Irgendwann bekamen sie Hunger und machten sich auf den Rückweg. Stiles hatte im Supermarkt frischen Lachs bekommen, denn er nun für sie auf zweierlei Arten zubereitete; einen Teil reichte er roh als Tartar, angemacht mit Zitronensaft, Salz, Pfeffer und gewürfelter Avokado, und den anderen briet er zusammen mit Baconstreifen in der Pfanne und dazu gab es Pellkartoffeln und Brokkoli in Butter geschwenkt. Die Seeluft hatte sie beide wahnsinnig hungrig gemacht und Derek wurde nicht müde, Stiles großartige Kochkünste zu loben, was dieser bloß verlegen mit einer wegwerfenden Handbewegung abtat.
 

Vollgefressen und zufrieden kehrten sie nach dem Mittagessen mit Getränken, Badekleidung, Handtüchern und Sonnencreme bewaffnet zur Bucht zurück. Sie machten es sich gemütlich und als Derek nun die Jeans fallen ließ stellte sich heraus, dass er darunter tatsächlich das sexy, pinkfarbene Badehöschen angezogen hatte, welches Stiles ihm eingepackt hatte.
 

Der Jüngere, der selbst eine eher bequeme, knielange, übergroße Badeshorts trug, sagte neckend:

„Wow Mr. Hale! Du siehst aber wirklich verdammt heiß aus. Könntest du jetzt vielleicht noch ein bisschen mit der Hüfte schaukeln und deinen Knackarsch und die Familienjuwelen präsentieren? Ich verspüre nämlich gerade den starken Impuls, dir Eindollarnoten in deinen Hosenbund zu stecken.“
 

„Jetzt werd´ mal nicht frech, du kleines Schlitzohr, sonst tauschen wir gleich die Badehose!“ erwiderte Derek gespielt streng, hockte sich hinter Stiles und begann damit, diesem seinen hellen, empfindlichen Rücken mit Sonnencreme einzuschmieren. Stiles revanchierte sich und danach dösten sie beide ein wenig in der Sonne. Als es ihnen zu heiß wurde, kühlten sie sich dann im eiskalten Wasser ab.
 

Zum Abendessen kehrten sie ein weiteres Mal in ihr Häuschen zurück. Dieses Mal begnügten sie sich mit einer bescheidenen Brotzeit, welche sie auf der Terrasse einnahmen, um dann einfach dort sitzen zu bleiben, bis irgendwann die Sonne unterging.

Sie hatten weder Fernseher noch Computer um sich zu beschäftigen, doch sie vermissten beides nicht. Stattdessen machten sie den kleinen Kamin im Wohnzimmer an, als es kühl genug dafür wurde, hockten sich davor und starrten wie gebannt in die züngelnden Flammen.

Irgendwann begann Stiles von seinen Eltern und den herrlichen Sommern, die er als Kind hier verlebt hatte zu erzählen und dann und wann streute auch Derek eine Erinnerung an seine eigenen Kindertage ein, doch im Grunde gefiel es ihm viel besser, einfach bloß dem nicht abreißenden Wortfluss des Jüngeren freien Lauf zu lassen und ihm zuzuhören, weil er Stiles nämlich noch viel besser kennen lernen und wirklich alles über ihn wissen wollte. In ihrer bisherigen Beziehung, der Jüngere sich bezüglich seiner Vergangenheit eher bedeckt gehalten. Immer schien es nur um Derek und sein Wohlergehen zu gehen und Stiles selbst hielt sich zurück, wie der Ältere erst jetzt ein wenig beschämt realisierte.
 

Es gefiel Derek, dass Stiles sich irgendwann an ihn angelehnt hatte und sich von ihm kraulen ließ. Es war ein friedlicher, sorgloser Moment. Hier waren nur sie beide und alles andere war weit weg und spielte in diesem Augenblick keine Rolle.
 

Irgendwann begann Stiles, müde zu klingen. Er lallte ein wenig, beinahe als habe er etwas getrunken und seine Erzählungen wurden irgendwie unzusammenhängend.

Das Feuer war bereits heruntergebrannt und Derek schmunzelte in sich hinein, gab dem Jüngeren einen kleinen Kuss auf die Schläfe und bestimmte:

„Es wird Zeit, dass du ins Bett kommst, mein Süßer!“
 

Sie machten sich also zum Schlafen bereit und legten sich dann gemeinsam in das Ehebett, welches beinahe den ganzen Raum in dem winzigen Schlafzimmer einnahm. Durch das geöffnete Fenster hörten sie in der Ferne das leise Rauschen des Meeres, welches sie sanft in den Schlaf sang.
 

Der fünfjährige Stiles erwachte von der Sonne, die ihn auf der Nase kitzelte. Es roch nach Kaffee, Kakao und den Pfannkuchen, die seine Mutter, welche er in der Ferne lachen hörte gerade für ihn buk.

Er reckte und streckte sich in dem Bewusstsein, dass heute wieder ein schöner Tag werden würde!
 

Stiles erwachte und es war stockfinstere Nacht. Er musste sich zunächst darüber klar werden, wo er überhaupt war und da fiel ihm schließlich alles wieder ein.
 

Seine Eltern waren tot!

Er war ganz allein auf der Welt!
 

Lange war er nicht mehr nachts mit diesem unerträglichen Schmerz im Herzen aufgewacht und er konnte nicht an sich halten, sondern brach ganz einfach in Tränen aus. Davon wurde schließlich auch Derek an seiner Seite wach, tastete bestürzt nach dem Schalter der Nachttischlampe und zog dann seinen Bettnachbarn fest in seine Arme.
 

Es dauerte eine Weile, bis Stiles sich so weit beruhigt hatte, dass er wieder in der Lage war, verständlich zu sprechen. Dann endlich konnte er von dem Traum berichten, welchen er soeben gehabt hatte:

„Es war... so real!“ sagte er und zog geräuschvoll den Rotz hoch: „Ich dachte wirklich, ich müsste nur aus dem Bett springen und könnte sie umarmen.“ Er klang bitter und todtraurig und Derek brach es beinahe das Herz:
 

„Ich weiß, Kleiner! Ich weiß leider viel zu gut, wie sich das anfühlt!“

Er spürte Stiles Nicken gegen seine Brust und fuhr fort: „Ich denke, es ist dieser Ort. Hier sind die Erinnerungen an deine Eltern noch sehr lebendig, richtig? Vielleicht sollten wir lieber wieder nachhause fahren?“
 

Stiles schüttelte heftig den Kopf:

„Nein, ich will hierbleiben. Es tut gut, an sie zu denken. Aber es tut auch weh!“
 

„Ja, das tut es.“ bestätigte Derek: „Aber du bist nicht allein, Kleiner. Du hast Scott und deine anderen Freunde. Und du hast mich! Du bist immer für mich dagewesen und ich will es auch für dich sein!“
 

Stiles hob den Kopf und blickte Derek prüfend an. Dann nickte er, kuschelte sich in die Armbeuge des Älteren und sie versuchten, ein weiteres Mal einzuschlafen.
 

Nachwort:
 

Beim Schreiben des Schlusses dieses Kapitels habe ich wirklich Rotz und Wasser geheult. Ich bin gespannt zu hören, ob es euch beim Lesen wohl genau so ging?
 

Liebe Grüße,

Ginger



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Darkdragon83
2022-04-14T23:48:10+00:00 15.04.2022 01:48
Ja geht es... ,:(
Antwort von:  GingerSnaps
15.04.2022 09:24
Tut mir leid! :-(


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