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Musik der Erinnerung

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Disclaimer: Wie oft hab ich das jetzt schon geschrieben? Weiß ned, oft genug... Weiß Kreuz gehört mir immer noch ned! *sniff*
 

Kommentar: Das kommt dabei raus, wenn ich zu lange Musik höre, eine Idee von einem Bild vor Augen habe und zuviel Zeit dazu.
 

Warnung: Ein bisschen Drama, ein bisschen Romantik... irgendwie so halt...
 

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Musik der Erinnerung
 

Mit einem versonnenen Lächeln saß er an seinem Flügel und spielte nur für seinen Geliebten, der dicht neben ihm auf dem Boden saß und mit ebenso glücklicher Miene seinen Freund dabei beobachtete. Oft saßen sie zusammen in der kleinen, versteckten Wohnung, teilten so gemeinsame Erinnerungen. Keiner von ihnen wollte diese gemeinsamen Stunden missen, waren sie ihnen doch zu wichtig. Für einen kurzen Augenblick wurde das Spiel unterbrochen und ein leise geflüstertes "Ich liebe dich" erfüllte den ruhigen, großen Raum und ein zärtlicher Kuss folgte kurz darauf.
 

~~**~~
 

Mit einem leicht gequälten Seufzen griff sich Aya an die Schläfen, als er das Rollo des Laden runtergelassen hatte. Heute waren die Schulmädchen wirklich lauter gewesen, als sonst, oder war es nur ihm so gegangen. Doch zum entspannen kam er noch nicht, denn schon schlang sich ein Arm um seine Schulter. "Ne, Aya... hast du Kopfschmerzen?" fragte Yoji mit fröhlicher Stimme, allerdings vollkommen überflüssiger Weise, da es ziemliche eindeutig war, das der Angesprochene Kopfschmerzen hatte. "Ja, Kudou, drum wäre ich dir wirklich dankbar, wenn du mir nicht so ins Ohr brüllen würdest!" gab der Rothaarige giftig zurück. "Oi Aya-kun, hoffentlich hast du dir in diesem Sauwetter keine Erkältung eingefangen!" meinte das Haus-Chibi leise und mit besorgter Miene, als er dem Älteren sofort ein Glas Wasser und ein Aspirin reichte. "Vielleicht solltest du dich besser hinlegen, wir kommen hier schon klar, oder Yoji-kun? Ken-kun?" - "Ja, geht schon in Ordnung, leg dich hin, Aya, wird besser sein. Außerdem müssen wir ja heute nicht so viel aufräumen." stimmte der Braunhaarige zu. Für einen Moment dachte der Rothaarige darüber nach das Angebot abzulehnen, da er es nicht mochte Anderen seine Arbeit machen zu lassen, er war schließlich nicht Yoji, der gern mal verschlief und seine Schicht einem von ihnen aufbürdete. Doch als er sich im Laden umsah und ihn dabei ein stechender Schmerz hinter seiner Stirn traf, nickte er nur leicht. "In Ordnung, aber das hol ich ein andres Mal wieder nach, klar?" -"Klar, Aya-kun." lächelte der Jüngste und schob den Rothaarigen sanft aus dem Laden.
 

"Aya?" vorsichtig legte Yoji eine Hand auf dessen Schulter. "Bist du wach?" - "Jetzt schon, was willst du?" murmelte er noch immer müde. "Omi ist mit kochen fertig. Ich soll fragen, ob du auch etwas willst und das Krankenhaus hat eben angerufen. Die meinten du hättest heute `nen Termin gehabt. Du sollst dich später melden." Erklärte der Ältere leise. Bei den Worten Krankenhaus und Termin verzog Aya das Gesicht und fuhr sich mit einer Hand darüber. "Shit, das hab ich vollkommen verdrängt, das der ja heute war. Danke für's Ausrichten. Ich komm gleich runter." Er richtete sich langsam auf und stützte seinen Kopf in die Hände, nachdem Yoji das Zimmer verlassen hatte. Wie konnte er das nur vergessen, der Arzt von Aya-chan hatte ihn um diese Besprechung gebeten, als er sie letztens besucht hatte. Er seufzte und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer und zum Telefon, um den Arzt anzurufen. Glücklicherweise war der Doktor eine sehr freundliche und liebenswürdige Person. Er nahm es Aya nicht Übel, dass er nicht aufgetaucht war, sondern verschob den Termin einfach auf den nächsten Morgen. Aya bedankte sich bei dem Mann und entschuldigte sich noch einmal für sein Fehlen und legte dann auf. Irgendwie war er wegen der Reaktion des Doktors erleichtert und so ging er schließlich zu den Anderen in die Küche, die auf ihn zu warten schienen. "Aya-kun, wie geht's deinem Kopf?" - "Besser, danke Omi. Guten Appetit!" wünschte er und setzte sich an seinen Platz. Es duftete herrlich, aber das tat es eigentlich immer, wenn der Jüngste in ihrem Haushalt kochte. "Danke schön!" antworteten die Drei und begannen zu futtern. "Omittchi, du bist wirklich ein Küchenwunder!" mümmelte Yoji lächelnd. "Yoji-kun, man ist nicht automatisch ein Küchenwunder, wenn man besser kocht als du und Ken." Grinste das Chibi frech zurück. "Mou, das war gemein!" beschwerte sich der Fußballer. "Böses Foul, Chibi!" schmollte der Älteste. Aya konnte nur in sich hinein grinsen, in letzter Zeit war Omi schlagfertiger geworden, wenn Yoji ihn mal wieder ärgerte. Aber insgeheim musste er dem Jüngsten recht geben, man war wirklich nicht automatische in Küchenwunder, wenn man besser kochte als Ken oder Yoji, denn mit Verlaub, das war nicht schwer.

Beim Abräumen sah Omi leicht besorgt zu Aya. "Aya-kun. Dieser Termin, den du heute Mittag verpasst hast... das hatte aber nichts mit dir zu tun, oder? Ich meine, dir geht es doch gut, oder Aya-kun?" Überrascht blickte er den Jüngsten an. "Nein, alles in Ordnung, kein Sorge, Omi." Einen Moment war Omi still, doch dann kam ihm ein anderer Gedanke. "Und mit deiner Schwester ist auch alles in Ordnung? Also ich meine, soweit man das in ihrem Zustand sagen kann." Der Rothaarige holte tief Luft. "Ich hoffe, dass es ihr gut geht. Ich habe nicht wirklich eine Ahnung, was genau der Arzt mit mir besprechen will, aber danke der Nachfrage, Kleiner."
 

Am nächsten Abend kurz vor Ladenschluss kam Manx in den Laden. "Leute, ich denke, es ist Feierabendzeit." Rief sie und winkte mit einem Videotape. Ken und Omi seufzten. "Ist gut. Ken, gehst du die Anderen rufen? Ich mach zu." Kurze Zeit schon später waren alle Weißmitglieder im Missionsraum versammelt und die Rothaarige startete das Band. Persias Auftrag war einmal mehr Standart, zumindest aus der Sicht von Weiß. Mafia, Drogenringe, Informationen. Wie so oft. Alle erklärten sich zum Mitmachen bereit und das sogar ohne Yojis traditionellen Einruf, das es ja gar keine hübschen Frauen zu retten galt. Der Jüngste sah den Playboy überrascht an, sagte aber nichts dazu. Sein Augenmerk lag mehr auf Aya, der, seit er am Morgen im Krankenhaus gewesen war und erst am späten Nachmittag wiedergekommen war, noch ruhiger war, als üblich, was schon eine Leistung war, wenn man bedachte das der Rothaarige nie ein sehr gesprächiger Zeitgenosse gewesen war. "Dann wünsche ich euch heute Nacht viel Erfolg. Bombay, Abyssinian, wir erwarten dann euren Bericht." Damit verabschiedete sich die Manx. "Leute? Ich hol mir jetzt eine Pizza, will sonst noch wer Missionsvorbereitung?" fragte Ken in die Runde und bekam von allen Seiten die Bestellungen zugerufen, da allen klar war, dass sie eine Grundlagen brauchen würden, aber keine Zeit zum kochen haben würde. Als der Fußballer das Haus verlassen hatte, verschwand Yoji den Laden aufräumen, während sich Aya und Omi an die Vorbereitungen machten. "Ich würde vorschlagen, wir gehen von zwei Seiten aus rein." Meinte Omi, nach einem Blick auf die Grundrisszeichnung des Firmengebäudes. "Insgesamt sollen es um die zwanzig Wachleute sein, die das Treffen schützen soll, von daher ist zu vermuten, dass jeweils an den Ausgängen drei - vier von ihnen postiert sind. Ich schätze mal, das dem Treffen auch mindestens Vier beiwohnen werden, um unerwartete Zwischenfälle zwischen den Mafiagruppen zu unterbinden. Die restlichen Wachen werden vermutlich recht gleichmäßig in kleineren Gruppen auf den Gängen zum Hauptraum patroullieren." Erklärte der Jüngste weiter. Aufmerksam verfolgte Aya Omis Zeigefinger, der jeweils die Gänge nachfuhr, über die er gerade sprach, nickte hin und wieder. "Es wäre wohl besser uns wie immer aufzuteilen. Mein Plan wäre, also Siberian und ich gehen von norden aus in das Gebäude und positionieren auf dem Weg Sprengsätze. Balinese und du werden das gleiche von Süden aus machen. Auf die Art haben wir immer eine Fern- und eine Nahkampfwaffe zusammen." - "Ist in Ordnung, so machen wir's. Ich sehe keine andere Möglichkeit. Was sagen die Akten über Kameras, Computerüberwachung?" - "Nach Persias Anweisungen und Informationen, nicht vorhanden. Das Gebäude wurde von einer Firma in Auftrag gegeben, die noch weit vor dessen Fertigstellung Bankrott ging, seither steht das Ding leer. Perfekt für solche Mafiaverhandlungen." - "Gut, das Treffen soll um 23 Uhr beginnen, also denke ich, sollten wir 23.15 Uhr zuschlagen. Der Weg dorthin kostet uns ungefähr zwanzig Minuten. Missionsbeginn also um 22.15 Uhr. Damit bleibt und noch genügend Zeit vor Ort noch einmal die Lage zu checken und letzte Besprechungen." Legte Aya fest. Omi nickte. "In Ordnung, ich geb den Anderen Bescheid." Seufzend ließ sich der Rothaarige zurück auf das Sofa fallen. "Uhm... Aya-kun, es geht mich ja eigentlich nichts an, aber wie war's im Krankenhaus? Gab's schlechte Neuigkeiten?" Einen Augenblick fixierte Aya den Blonden nachdenklich, dann schüttelte er den Kopf. "Nein, alles in Ordnung, nur eine Routinebesprechung." Antwortete er leise, sich in Gedanken einen Lügner schimpfend. "Dann ist ja gut." Lächelte Omi und in eben diesem Moment kam Ken mit dem Essen heim.
 

//Abyssinian bitte melden! Siberian und ich haben die Eingangswachen ausgeschaltet. Wie sieht's bei euch aus?// - //Bombay. Haben Eingangswachen auch ausgeschaltet. Abyssinian Ende!// "Oi, Aya, red nur nicht soviel!" murmelte Yoji hinter dem Rothaarigen, doch der hörte das gar nicht, versucht sich viel mehr auf den Weg zu konzentrieren, was ihm deutlich schwerer fiel, als es sollte. Das Gespräch mit Aya-chans Arzt wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Er hatte Omi klar belogen, als der ihn am Mittag danach gefragt hatte, aber er musste selber erst mit dem klar kommen, was der Doktor gesagt hatte. Der hatte ihm nämlich erklärt, dass Aya-chan bald über zwei Jahre bei ihm war und nun die Frist langsam abliefe. Er hatte gesagt, dass Patienten die über zwei Jahre im Koma lagen, nahezu gar keine Chancen hatten, jemals wieder aufzuwachen und sie daher offiziell für tot erklärt würden. Und er den Angehörigen stets ans Herz legte die Leiden der Patienten nicht ewig hinauszuzögern. Denn ein Leben das nur durch Maschinen erhalten wurde, war schließlich kein richtiges Leben. Sollte er sich also dazu entschließen, bei Aya-chan die Geräte abschalten zu lassen, würde er über ihr Leben richten. Er wäre nicht mehr nur ein Mörder, sondern der Mörder seiner eigenen Schwester.

Abrupt wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als er ruckartig gegen eine Wand gestoßen wurde. Er hörte nur, wie knapp hinter ihm zwei Kugeln einschlugen, sah wie in Trance wie Yoji vorsprang und die nächsten zwei Wachleute geschickt außer Gefecht setzte. Schwer atmend seinen Draht wieder verstauend, drehte sich Yoji zu Aya um. "Ne, Aya, wenn du dich umbringen willst, sag mir bitte Bescheid ja? Was ist denn los? Sonst bin ich derjenige, der von einer Scheiße in die Nächste rennt." Schweigend starrte Aya die beiden toten Wachleute an, dann Yoji. Erst jetzt realisierte er richtig, was gerade geschehen war. "Uhm... danke, sorry..." in diesem Moment fiel ihm wirklich nichts besseres ein. Yoji schüttelte den Kopf. "Pass auf, ja? Ich weiß ja nicht wie du das siehst, aber ich hoffe du weißt, das es Leute um dich rum gibt, die nicht begeistert wären, wenn du dich durchlöchern lässt! Komm wir müssen weiter." Vorsichtig schaute er um die nächste Ecke, zog Aya dann hinter sich her. Glücklicherweise verlief die übrige Mission reibungslos. Der Rothaarige hatte sich wieder soweit unter Kontrolle, das sie problemlos sowohl die Wachleute, als auch die Mafiosi beseitigen konnten und auch alles, was Persia an Informationen und Beweismittel hatte haben wollen, sammeln konnten.
 

Als sie sich, wieder außerhalb des Gebäudes, trafen und Omi den Zeitzünder der Sprengsätze einstellte, ergriff Yoji die Führung: "Ken? Nimmst du gleich bitte Omi mit?" - "Äh klar, wenn du mir sagst, wie wir heim kommen sollen?" erwiderte der etwas skeptisch. Ohne große Umwege griff Yoji in Ayas Manteltasche und zog dessen Autoschlüssel hervor, die er dann Ken zuwarf. "Du weißt ja wo der Porsche steht." Ken nickte verwirrt, sah etwas unsicher zu Aya. Der allerdings sah Yoji an. "Was soll das? Kannst du mir mal verraten, warum du Ken einfach meine Autoschlüssel gibst?" Yoji hob eine Augenbraue. "Du glaubst doch nicht im ernst das ich dich, nachdem du dich da drin grade beinah hast umbringen lassen, Auto fahren lasse, oder?" - "Was? Aya-kun...!" rief Omi sofort alarmiert, doch Yoji schnitt ihm das Wort ab. "Ist nicht so tragisch, Chibi, es ist ja noch mal gut gegangen, aber Fakt ist, dass ich absolut dagegen bin das er jetzt Auto fährt und ich lass mich da jetzt auch auf keine Diskussion ein!" beim letzten Teil fixierte er Aya, der sich nur sehr widerwillig geschlagen gab. "Gut, wo wir das geklärt haben, was sagt der Timer, Omittchi?" - "Läuft. In zehn Minuten steht hier nichts mehr." Erklärte der Jüngste. "Dann machen wir uns mal auf den Weg." Fügte Ken hinzu und zog Omi rechts den Weg entlang, während Yoji, direkt gefolgt von Aya, links entlang gingen.

"Das musste jetzt sein, oder?" fragte Aya mit düsterer Stimme, als sie außer Hörweite von Ken und Omi waren. "Ja, denn ich finde es wirklich besser, wenn du heute niemanden mehr im Straßenverkehr gefährdest und... ich kann nichts sagen, das es nicht ein interessantes Gefühl ist, auch mal sagen zu können, das Mr. Perfect ein Fehler unterlaufen ist." Fügte er mit einem grinsen hinzu. "War ja klar." Grummelte der Rothaarige. "Ne, Aya, was war denn jetzt? Es ist ja nicht gerade üblich das du dich von irgendwas dermaßen ablenken lässt?" - "Es war nichts, ich hab heute einfach einen schlechten Tag, soll schon mal vorkommen, auch bei mir!" giftete Aya. "Mal davon abgesehen, was interessiert es dich?" - "Hey, auch wenn du es nicht wahrhaben willst, ich bin der Meinung das wir Freunde sind, deshalb mach ich mit eben Sorgen um dich, ob's dir nun passt oder nicht!" erwiderte der Dunkelblonde sofort. "Aber bitte, wenn du mir nichts davon sagen willst, dann akzeptier ich das, aber tu mir den Gefallen und pass das nächste Mal wieder auf, denn ich kann dir nicht immer versprechen, das ich schnell genug bin." - "Ist gut, ich werd mein Möglichstes tun." Yoji schenkte Aya einen überraschten Seitenblick. >So einsichtig heute, das ist auch nicht deine Art, Süßer!< Nie hätte er sich getraut das laut zu sagen, aber das denken konnte ihm ja nun niemand verbieten.
 

Die Heimfahrt verlief sehr ruhig. Kaum saß Aya im Beifahrersitz von Yojis Seven, drifteten seine Gedanken auch schon wieder zu Aya-chan und der Entscheidung, die er nun treffen musste. Abwesend starrte er in die vorbeifliegende Umgebung, ohne etwas wirklich wahrzunehmen. Zum Beispiel die besorgten Blickte von Yoji, der ihn aus den Augenwinkeln heraus beobachtete.

Zu Hause angekommen, duschten sich alle erst mal die Überreste der Mission vom Körper. Omi verschwand danach recht schnell ins Bett, da er in den letzten Tagen recht wenig Schlaf bekommen hatte und er es so lange wie möglich ausnutzen wollte, das der Laden am nächsten Tag geschlossen bleiben würde. Ken machte es sich noch im Wohnzimmer vor dem Fernsehe bequem, während sich Yoji noch für eine Tour durch die Kneipen fertig machte. Doch zur Überraschung der Beiden, kam Aya kurz nach Yoji die Treppe herunter, ebenfalls vollständig bekleidet, wenn auch nicht so sexy wie Yoji, sondern in schlichten Jeans und einem Hemd. "Oi, Aya, willst du mich etwa begleiten?" fragte der Älteste sofort mit einem Grinsen. "Seh ich aus, als wollte ich mich deiner Gesellschaft aussetzen?" gab Aya daraufhin zurück. "Eins zu null für Aya." Kommentierte Ken grinsend. "Tja, schade, du weißt gar nicht was dir entgeht, also? Wo willst du hin?" - "Weg. Mehr braucht dich nicht zu interessieren." Mit diesen Worten schnappte er sich seine Jacke und verließ das Haus. Er wusste schon wohin er wollte, doch das würde er keinem seiner Kollegen auf die Nase binden.
 

Seufzend schloß er die Tür auf. Endlich Ruhe. Der Schlüssel fiel mit einem Klimpern auf einen kleinen Schrank direkt neben der Tür, die Jacke hängte er an einen Haken daneben. Langsam bahnte er sich seinen Weg in das große Wohnzimmer, holte sich ein Glas Whiskey und ließ sich auf die breite Fensterbank sinken, die er mit einem Haufen Kissen zu einer gemütlichen Ecke gemacht hatte, von der aus er atemberaubenden Ausblick über das Lichtermeer Tokios bei Nacht hatte. Gedankenverloren starrte er auf die Stadt und trank nebenher seinen Drink. Er schnaubte leise. >In der Zwischenzeit hat Yoji mit Sicherheit schon jemanden aufgerissen und ist gleichzeitig schon so betrunken, das er sich Morgen nicht mal mehr an den Namen des Mädchens erinnern kann.< dachte er bitter. Wieder drifteten seine Gedanken zu Aya-chan. >Was soll ich denn machen? Irgendwie weiß ich ja, das der Arzt recht hat, sie so künstlich am Leben zu erhalten, ohne eine Chance auf Besserung, wäre ihr gegenüber nicht fair. Es wäre lediglich egoistisch.< Aya-chan war die letzte Überlebende, wenn man es denn so nennen mochte, seiner Familie. Sollte er sich dazu entschließen sie von ihrem Leiden zu erlösen, wäre er vollkommen allein. > ...aber ich hoffe du weißt, das es Leute um dich rum gibt, die nicht begeistert wären, wenn du dich durchlöchern lässt...< schoß ihm Yojis Satz durch den Kopf. Gab es diese Leute denn wirklich? Sicher, Omi, Ken und der Playboy wären sicher erst mal traurig, sollte er weg sein, aber das würde bestimmt nicht lange anhalten. Sie waren wirklich wie eine Familie, zu der er nie wirklich dazugehört hatte. Dazugehören hatte wollen. Für ihn war es immer so gewesen, als wenn er seine richtige Familie verraten hätte, wenn er es zugelassen hätte zu einer neuen Familie dazuzugehören. Er wollte bei seiner Familie bleiben und nicht riskieren sie irgendwann zu vergessen.

Gedankenverloren blickte er auf die Bilder die im Wohnzimmer standen und hingen. Mit einem traurigen Ausdruck blickte er auf die lachenden Gesichter seiner Teamkollegen. >Ich sollte endlich aufhören mich selber zu belügen! Sie sind längst zu meiner Familie geworden, so sehr ich mich doch dagegen gewehrt habe.< Seufzend erhob er sich von seinem Platz, schenkte seiner Umgebung einen letzten flüchtigen Blick und ging dann in sein Schlafzimmer. Er vermutete zwar, dass er so schnell keinen Schlaf finden würde, aber man sollte die Hoffnung ja nie aufgeben.
 

Gähnend sah der Rotschopf am nächsten Morgen auf die Uhr. Halb sieben. Wie er befürchtet hatte, hatte er in der Nacht maximal drei Stunden geschlafen, wie fast immer nach Missionen, besonders wenn sie so ereignisreich und knapp wie die Letzte gewesen waren. Leise vor sich hin murrend kletterte er aus seinem Bett und tappte unter die Dusche. Schon zehn Minuten später schnappte er sich, fertig angezogen, seine Schlüssel und verließ das Haus, um sich was zum Frühstück zu besorgen, denn da er nicht so oft wie er gerne hätte in seine private Ruhestätte kam, lohnte es sich nicht verderbliche Sachen dort zu lassen, also würde er sich beim Bäcker etwas kaufen gehen. Das konnte er ja gut mit einem morgendlichen Spaziergang verbinden.

Er streifte durch eine Reihe kleiner Gässchen, in Richtung seines Lieblingsbäckers. Er fand es immer wieder faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich in Tokio aussehen konnte. Das Viertel, in dem das Koneko lag, sah viel moderner aus, als der Winkel, in dem sein kleines Apartment war. Nach einem reichlichen Einkauf schlenderte er einfach die Straße entlang, die um diese Uhrzeit noch immer recht ruhig waren. Er hatte beschossen die große Runde zur Wohnung zurück zu gehen, vielleicht noch ein wenig im Park zu sitzen. Allerdings blieb ihm dieses Vorhaben verwehrt, denn als er drei Straßen weiter gegangen war, blieb er plötzlich stehen und schaute verwirrt den Weg vor sich entlang, bis ein Ruck durch ihn hindurchlief. >Yoji?!< Eilig ging er auf die Gestalt, die dort auf dem Gehweg halb lag und halb saß zu, kniete sich vor ihr nieder. Kein Zweifel. Da war der hauseigene Playboy von Weiß. "Yoji!" nur leicht berührte Aya den Älteren an der Schulter, doch erhielt keine Reaktion. Vorsichtig drehte er das Gesicht des Größeren zu sich und erschrak, als er das angeschwollene Auge und die blutige Schramme an der Wange sah, die bisher im Schatten der Haare versteckt gewesen war. Aya seufzte. Hatte der Idiot sich geprügelt? Einen Augenblick versuchte er noch den Dunkelblonden wach zu bekommen, scheiterte aber kläglich. Der war vollkommen weggetreten und unterkühlt noch dazu. >Was sitzt der auch in dem Zustand die ganze Nacht hier, wo er doch immer zu wenig Stoff am Leib hat, wenn er weggeht! Eigentlich sollte ich ihn sitzen lassen, den Idioten, aber das kann ich ja auch nicht!< grummelte er vor sich hin. Mühsam zog er den schlaffen Körper des Größeren auf die Beine und zog ihn schließlich auf seine Arme. Es missfiel Aya ziemlich gerade Yoji in seine Wohnung bringen zu müssen, wo er deren Existenz doch bisher so gut verbergen konnte, aber den Älteren bis ins Koneko zu tragen, dass war ihm dann noch zu weit. Also schleppte er ihn durch einige Seitenstraßen bis er vor dem Haus angekommen war.

In der Wohnung legte er Yoji zunächst auf sein Bett und pellte ihn aus den, wie er fand, eh zu engen Klamotten und zog ihm eine seiner Pyjama-Hosen an, die ihm etwas zu groß war, bevor er ihn unter die Decke steckte. Ohne großes Federlesen hatte er auch die Wunde an der Wange verarztet und eine kühlende Creme um das Auge herum aufgetragen. Mit seinem Werk einigermaßen zufrieden, auf einen noch immer schlafenden Yoji hinabblickend, machte er sich leise auf den Weg zur Küche um endlich zu frühstücken.
 

>Scheiße ist das hell...< stöhnte Yoji innerlich und griff sich an den Kopf, um gleich drauf schmerzhaft zu fluchen. Diesmal deutlich vorsichtiger tastete er sein Gesicht ab. Es war verbunden, aber es tat trotz allem weh und war angeschwollen. Erst jetzt sah er sich um und stellte fest das er ganz eindeutig nicht in seinem Zimmer war. Der Raum war ihm gänzlich fremd, aber soviel er auch letzten Abend getrunken hatte, er wusste das es nicht soviel gewesen war, um einen Filmriss zu haben und er war sich sicher mit niemanden nach Hause gegangen zu sein, mal davon abgesehen, das er, wäre er mit jemandem heim gegangen, würde er nicht allein im Bett liegen, was er ja tat. Neugierig sah er sich um. Das Zimmer war recht groß. Gegenüber vom Bett stand doch tatsächlich ein Flügel, auf dem vereinzelte, kleine Bilderrahmen standen. Von seinem Platz aus konnte der Dunkelblonde allerdings nicht erkennen, was beziehungsweise wen die Bilder zeigte. Sich vorsichtig aufrichtend, da er ja nicht genau wusste ob er sonst noch irgendwo Verletzungen hatte, verließ er das Bett. Einen Moment stutze er, als er die, ihm ebenfalls fremde Pyjama-Hose auffiel, unterließ es dann aber sich weiter Gedanken darüber zu machen, wem auch immer diese Wohnung gehörte, derjenige würde ihm das sicherlich erklären können, die Fotos waren für ihn von größeren Interesse.

Yoji staunte nicht schlecht, als er auf den Bildern seine Kollegen und sich selbst erkannte. Er hatte jetzt ja sicherlich mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Da waren Schnappschüsse aus dem Laden und der Wohnung, von denen er nicht mal die leiseste Ahnung hatte, das die gemacht worden waren. Grübelnd trat er schließlich aus dem Zimmer und auf die nächstbeste Tür zu. >Das Wohnzimmer.< dachte er und trat leise in den Raum, schaute sich auch hier neugierig um. Erblickte in diesem Raum ebenfalls Bilder von Weiß, aber diesmal auch von ihm unbekannten Menschen. Doch ehe er sich den auch sehr großen Raum noch näher ansehen konnte erklang eine vertraute Stimme hinter ihm. "Bist du endlich wach geworden? Wie geht's deinem Kopf?" fragte Aya wohlweißlich leise. Überrascht drehte sich Yoji zu dem Rothaarigen um. "Du?" Aya nickte nur und hielt dem Älteren ein Glas Wasser und eine Tablette hin. "Ich vermute du brauchst es, oder?" Er erwartete nicht wirklich eine Antwort auf diese Frage, sondern schob Yoji vorsichtig aber bestimmt auf sein Sofa zu, wo er auch schon die Verbandssachen liegen hatte. Während der Größere das Aspirin schluckte, machte Aya vorsichtig das Verbandszeug von der Schramme ab, tat noch mal etwas von der kühlenden Creme auf die Schwellung. "Ähm, Aya? Wie komm ich eigentlich hierher... und wo genau bin ich eigentlich? Ist das deine Wohnung?" fragte Yoji leise, zog kurz zischend die Luft ein, als der Andere sein geschwollenes Auge berührte. "Ja, ist es. Ich hab dich heut morgen in aller herrgottsfrühe nicht weit von hier aufgesammelt. War eigentlich Zufall. Aber wo wir grade bei der Fragerei sind, wie hast du es geschafft dich so zurichten zu lassen? Und warum hast du die ganze Nacht da draußen auf der Straße verbracht?" erwiderte Aya in seiner ruhigen und emotionslosen Art. Yoji grinste schief. "Tja, hatte gestern irgendwie schlechte Laune nach der Mission >..nachdem du so einfach gegangen bist und mich hast stehen lasse...<" fügte er in Gedanken hinzu. "Hab etwas zuviel getrunken und mit so einem Vollidioten Streit angefangen. Das der Typ aber noch drei -recht starke- Freunde hatte, das hab ich zu spät mitbekommen, da hatte ich mir meine Abreibung schon eingefangen. Ich vermute, ich bin dann noch ein Stück gelaufen und dann umgekippt. Ich erinnere mich das ich mal kurz wach gewesen bin, aber nicht lang genug, um zu verstehen wo ich da am pennen gewesen bin..." erklärte der Playboy kleinlaut. Aya hob eine Augenbraue. "Aha..." Einen Moment herrschte Schweigen zwischen ihnen. "Du Aya?" - "Hm?" - "Danke für's von der Straße aufsammeln..." murmelte Yoji. "Passt schon..." gab Aya brummelnd zurück. "Deine Wohnung ist echt schön!" sagte der Dunkelblonde, um die, wie er fand etwas peinliche, Stille zu unterbrechen. "Danke." - "Du spielst Klavier? Hätte ich nicht gedacht." Vorsichtig ließ Yoji seinen Blick zu dem Rothaarigen neben sich wandern. "Tja, liegt vielleicht daran, das ich's niemandem auf die Nase binde. Mal davon abgesehen, habe ich jetzt schon eine Weile nicht mehr gespielt." - "Da könntest du recht haben..."stimmte Yoji ihm zu. "Uhm... kommt vielleicht jetzt etwas plötzlich, aber... würdest du denn vielleicht... mal was spielen? Ich würde das gern mal hören?" Fragend schaute Aya dem Dunkelblonden in die Augen. "Warum?" >Weil ich gern an deinem Leben teilhaben möchte...< dachte Yoji, sagte aber. "Weiß nicht, würde dich halt gern mal spielen sehen und hören..." Aya seufzte. "Ich denk drüber nach..." >Wow, er hat nicht gleich nein gesagt!< freute sich der Ältere. "Wie wär's, wenn du mal duschen gehst, ich kann dir ein Hemd von mir geben, meine Hosen werden dir vermutlich nicht passen und das Teil das du gestern anhattest, so leid's mir tut, ist total verdreckt und hat auch nen Riss, wie ich festgestellt haben, als ich es waschen wollte. Deine Hose von gestern müsste inzwischen sauber und wieder trocken sein." Verwundert starrte Yoji den Kleineren an. >Was ist denn in den gefahren, der kümmert sich um mich und ist richtig gesprächig.< Immernoch überrascht nickte er. "Ja, klar, gern." Schnell folgte er Aya aus dem Wohnzimmer, der ihm zeigte wo das Bad und die Handtücher waren und ihm schließlich seine frisch gewaschene Hose in die Hand drückte.
 

Erleichtert hörte der Rothaarige auf das Wasserrauschen. Mit seinem Wunsch, ihm etwas auf dem Flügel vorzuspielen, hatte Yoji, ohne es wissen zu können, eine emotionale Wand eingerissen. Den Flügel hatte er sich damals geleistet, weil er noch die Hoffnung gehabt hatte das Aya-chan aufwachen würde, damit er ihr dann etwas hätte vorspielen können. Sie mochte es früher immer, ihm beim Üben zuzuhören, auch wenn er sich dabei immer wieder verspielt hatte, sie hatte ihn immer wieder ermutigt, weiter zu machen. Und jetzt? Hatte man ihm die Hoffnung noch einmal für sie spielen zukönnen, genommen. Sollte er dann jetzt für Yoji spielen? Aya war sich nicht sicher, ob er das momentan verkraften würde und sich vor dem Älteren die Blöße geben, wollte er sich auch nicht.

Abwesend starrte er auf die Bilder, die auf dem Flügel standen und schließlich auf ein Bild von Aya-chan, das ohne Rahmen, etwas versteckt zwischen seinen losen Notenblättern da lag. >Aya-chan...< seufzte er in Gedanken. "Und? Darf ich dir nun zuhören?" schreckte ihn Yojis leise, weiche Stimme aus seinen trüben Gedanken. "Äh...in Ordnung..." murmelte der Rothaarige etwas überrumpelt, bevor er sich selber bremsen konnte. Langsam öffnete er die Klappe und legte seine Finger auf die Tasten. Seine Selbstbeherrschung zusammenkratzend, schlug er die ersten Töne an. Wie von selbst glitten seine Finger über die Tasten, spielte eine alte bekannte, bisher in Vergessenheit geratene Melodie. Er hielt die Augen geschlossen. Immer wieder flammten Bilder aus der Vergangenheit vor seinem inneren Auge auf. Kurz bevor das Lied endete, öffnete er die Augen und sein Blick viel erneut auf das Bild von Aya-chan. Er versuchte noch es zurückzuhalten, sich zu beherrschen, aber ein Blick in das kindliche Lächeln seiner Schwester, ließ sämtlichen Widerstand brechen. Ayas Augen füllten sich mit Tränen, die lautlos über seinen Wangen liefen, während die letzten Töne verklangen.
 

Yoji, der sich auf Ayas Bett gesetzt hatte, seufzte lächelnd auf. "Das war schön." gab er leise zu, um die Atmosphäre, die die Musik erzeugt hatte, nicht zu stören. Doch Aya reagierte nicht. "Aya?" Verwirrt trat Yoji an den Jüngeren heran. Kurz bevor er dem Rothaarigen ins Gesicht sehen konnte, wandte der sein Gesicht ab, versuchte sich irgendwie zu beruhigen. "Aya? Was ist los?" fragte Yoji sanft, legte dem Kleineren eine Hand auf die Schulter. Der zuckte zusammen, als würde Yojis Hand Tonnen wiegen. "Nichts." antwortete er etwas verzögert und mit brüchiger Stimme. "Das sehe ich aber anders, Aya!" murmelte der Dunkelblonde und drehte sanft, aber bestimmt den Jüngeren zu sich, blickte überrascht in das träneüberströmte, leicht gerötete Gesicht. "Und du willst mir erzählen, das >>nichts<< ist?" fragte er in liebevollem Tonfall, schlang vorsichtig seine Arme um den Jüngeren und zog ihn zu sich, immer damit rechnend weggestoßen zu werden. Doch zu seiner Beruhigung ging der Rothaarige darauf und ergab sich der tröstenden Geste des Älteren.

Yoji blickte auf das Bild, das er zuvor, als er die Fotos angeschaut hatte, nicht gesehen hatte. Dieses Mädchen kam ihm irgendwie bekannt vor, das musste dann wohl Ayas Schwester sein, für die der Jüngere bei Weiß eingetreten war. In diesem Moment schloß sich für den ehemaligen Privatdetektiven ein Kreis. Aya war gestern Morgen im Krankenhaus gewesen und seit seiner Rückkehr noch stiller und nachdenklicher als sonst gewesen. Auf der Mission selbst war er unkonzentriert und jetzt war er beim Anblick des Fotos und seinem Klavierspiel zusammengebrochen. Irgendwas musste also im Krankenhaus vorgefallen sein, etwas das mit Ayas Schwester zu tun hatte.

Als der Ältere spürte, wie sich Aya langsam beruhigte, löste er sich sanft von ihm und zog ihn auf die Beine, weg von dem Flügel, hinter sich her in Ayas Wohnzimmer, wo er ihn auf das Sofa drückte und sich neben ihn setzte. "Ne, Aya, du weißt das ich dir zuhören werden, wenn du drüber reden willst?!" Der Rothaarige nickte, blieb jedoch still, er musste erst seine Gedanken sammeln, bevor er irgendwas sagen konnte.
 

Yoji hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als er schließlich leise sagte. "Sie hat es geliebt mir zuzuhören. Immer war sie bei mir, wenn ich gespielt habe. Ihr war es egal, wenn mal ein oder zwei Töne daneben gingen, sie hat immer gelacht und gesagt, ich solle weiter spielen." Wieder verfiel er in Schweigen. Der Ältere überlegte einen Moment, ob er es wagen sollte Aya drauf anzusprechen, aber er spürte das sein Kollege und Freund würde drüber reden müssen, wenn er damit fertig werden wollte. "Was ist gestern im Krankenhaus gewesen, Aya? Was ist mit deiner Schwester?" fragte er leise. Für einen kurzen Moment erstarrte der Rothaarige und sah Yoji in die Augen, doch dann wandte er seinen Blick wieder zu Boden. "Er sagte... Ihr Arzt meinte, dass sie nicht mehr aufwachen würde. Sie schläft jetzt schon über zwei Jahre... er meinte, die Wahrscheinlichkeit sei verschwindend gering und das sie unter diesen Umständen wohl eher leidet als lebt..." Aya unterbrach sich, schluckte schwer, da sich wieder ein Kloß in seinem Hals zu bilden begann und ihm auch wieder Tränen in den Augen standen. "Er hat mir geraten, sie von ihrem Leiden zu erlösen... er hat mir geraten zum Mörder meiner Schwester zu werden..." Laut ausgesprochen klangen die Worte noch grausamer als wenn er sie gedacht hatte, fand Aya und zwei einzelne Tropfen lösten sich aus seinen Augen.
 

Yoji konnte nur Schlucken. Er kannte Ayas Schwester ja nicht, hatte sie nur einmal kurz bei einer Mission gesehen. Doch konnte er sich jetzt durchaus erklären, wie es Aya passieren konnte, das er bei der Mission so unkonzentriert war. Mit solchen Gedanken im Kopf, gezwungen über das Leben seiner eigenen, geliebten Schwester zu entscheiden, da hätte sich wohl keiner konzentrieren können.

Vorsichtig, um den Anderen nicht zu erschrecken, legte er Aya einen Arm um die Schultern, zog ihn etwas näher zu sich. "Warum hast du das denn nicht gestern schon einem von uns erzählt, mh? Du musst nicht immer alles allein schaffen, wenn du Freunde hast, die dir helfen würden, wenn sie wüssten was in deinem hübschen Kopf vorgeht. Diese Mission gestern hätten wir auch zu dritt schaffen können." erklärte er leise. "Weißt du, deine Schwester hätte auch nichts davon gehabt, wenn du dich gestern hättest umbringen lassen." Ganz leicht kraulte er dem Jüngeren durch den Nacken. "Ich kann dir diese Entscheidung nicht abnehmen, Aya, aber ich bin für dich da, genauso wie Ken und Omi, egal wie du dich entscheiden wirst. Soviel kann ich dir versprechen." Er suchte den Blick von Aya, um ihn von der Ehrlichkeit seiner Worte zu überzeugen. "Außerdem denke ich... der Arzt hätte dir das nicht geraten, wenn er eine andere Möglichkeit gesehen hätte und wäre sie noch so klein."
 

Aya nickte nur zaghaft. Yoji hatte ja recht mit dem was er sagte. Mit allem was er sagte. Er hätte von Anfang an sich nicht immer verschließen sollen, aber damals erschien ihm das nun mal das Leichteste, um mit der Situation umzugehen. Das seine Kollegen ja in prinzipiell derselben Situation leben, darüber hatte er nie nachgedacht. "Danke, Yoji!" flüsterte der Rothaarige. Er atmete tief durch und griff nach einem Päckchen Taschentücher, die auf dem Tisch lagen.

Der Größere löste sich wieder von Aya und sah ihn von der Seite an. "Geht's wieder?" Der nickte nur. "Ja, geht wieder. Willst du eigentlich was essen? Ich hab noch was vom Frühstück da." wechselte der Jüngere dann das Thema. Yoji lächelte. "Gern und gegen einen Becher Kaffee hätte ich auch nichts einzuwenden, wenn du so was hast." grinste er noch, während er Aya in die Küche folgte. Jetzt lächelte Aya schon wieder etwas, auch wenn man das nur sah, wenn man genau hinschaute. "Natürlich habe ich so was, ich kann mich auch nicht nur mit Tee wach halten.
 

Als die beiden Weiß-Ältesten einige Zeit später im Koneko eintrafen, kam ein aufgeregter Omi dem Rothaarigen entgegen. Sie hatten auf dem Weg noch Yojis Seven eingesammelt, den der Ältesten gerade in der Garage parkte. "Aya-kun! Gott sei dank bist du endlich da, Yoji-kun ist gestern nicht heimgekommen und... Yoji-kun!" quietschte der Jüngste, als eben dieser nun auch zur Tür hereinkam. "Nicht so laut bitte, Chibi! Ich freu mich ja auch dich zu sehen." Grinste Yoji schief. "Yoji-kun, was ist denn mit dir passiert?" - "Nix tragisches, hab nur meine Klappe zu weit aufgerissen." - "Passiert ja auch so selten..." murmelte Aya. "Als ob du immer Herr über dein Mundwerk wärst... okay bist du eigentlich, aber ich möchte dich mal sehen, wenn du betrunken bist, dann schaffst du das bestimmt nicht mehr so leicht! Vorallem, wenn dir dann noch einer so dumm kommt, wie mir gestern!" empörte sich der Dunkelblonde, was Omi zum Grinsen brachte und Aya immerhin ein verhaltenes Schmunzeln entlockte, das der Andere sich so heftig versuchte zu rechtfertigen. "Ich glaube selbst Betrunken habe ich eine weitaus bessere Selbstbeherrschung, als du Yoji!" erklärte der Rothaarige schließlich und verließ das Wohnzimmer, in dem sie bisher gestanden haben. "Ach ja? Das werden wir ja noch sehen, pass bloß auf!" - "Yoji-kun, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, ihn so herauszufordern!" - "Lass das mal meine Sorge sein, Chibi." Grinste der Ältere und wuschelte Omi durch den blonden Haarschopf. "Wo ist eigentlich das Kenken?" lenkte er vom vorigen Thema ab. "Ach verflixt, das hatte ich ja fast vergessen, der ist ja dich suchen gegangen, allerdings..." Omi machte erst ein nachdenkliches Gesicht, grinste dann aber wieder. "... er hat seinen Fußball mitgenommen, von daher glaube ich fast, dass er mit seiner Suche nicht weit gekommen ist." - "So ungern ich dem Glauben schenken will, das dem Kenken sein Fußball wichtiger ist, als mein Wohlbefinden, ich glaube da könntest du recht haben!" stimmte Yoji zu. "Ich geh mal im Park vorbei und schau mal nach." Beschloß der Jüngste dann und verließ das Haus. Yoji hingegen machte sich, wie Aya auch, auf den Weg in sein Zimmer, um noch etwas zu schlafen.
 

"Aya-kun! Yoji-kun! Essen ist fertig, kommt ihr runter?" brüllte Omi durch das gesamte Haus, woraufhin kurze Zeit später die Küchentür aufging und Yoji hereingeschlurft kam. "Hoi Yoji, du siehst aus, wie unter'n Trecker gekommen!" grinste Ken. "Danke Kenken, dessen bin ich mir bewusst, habe ja auch ne stressige Nacht hinter mir, was hast du für eine Entschuldigung?" grinste der Playboy noch breiter zurück, was dem Braunhaarigen die Sprache verschlug. Omi kicherte verhalten und stellte das Essen auf den Tisch. "Lasst es euch schmecken... Yoji-kun, kommt Aya-kun nicht runter?" - "Ich weiß nicht, Chibi, als ich bei ihm vorbei bin, hab ich mal nichts gehört, was in die Richtung gewiesen hätte. Bei ihm war es ganz still." - "Mmh..." machte Omi nachdenklich und leicht besorgt. "Er war heute Mittag noch mal weg, ich vermute im Krankenhaus. Ich frage mich was los ist? Ich mach mir Sorgen um ihn!" erklärte er und schaute die beiden Älteren ernst an. Ken schüttelte nur den Kopf und zuckte mit den Schultern, um zu erklären, dass er keine Idee hatte, was mit ihrem Anführer los war. Yoji schluckte verhalten. "Ich denke, er wird schon wissen was er tut. Ich vertraue Aya soweit, dass er nichts dummes tut. Und wenn er soweit ist wird er mit euch reden, schätze ich." - "Yoji-kun? Mit >>euch<<? Nicht mit >>uns<<? Weißt du etwa Bescheid?" Verlegen, weil ertappt, starrte der Dunkelblonde auf seinen Teller. "Ja und nein, er hat mir heute Morgen etwas erzählt, aber ich bin mir sicher, das es ihm nicht recht wäre, wenn ich das weitersage, drum habt Geduld mit ihm und habt Vertrauen." Die beiden Jüngeren nickte, auch wenn zumindest Omi gern sofort gewusst hätte was mit ihrem Anführer war, um einen Plan zu schmieden, wie ihm zu helfen war. "Ich werde ihm gleich etwas zu Essen nach oben bringen. Ist übrigens echt lecker, Omi!" Der Jüngste seufzte. "Danke Yoji-kun."
 

Wie er gesagt hatte, füllte Yoji, nachdem er fertig gegessen hatte, einen frischen Teller und stellte ihn mitsamt einer Tasse Tee, die Aya sonst immer beim Essen trank auf ein Tablett. Er zwinkerte den Anderen noch einmal kurz zu und verließ dann die Küche. Vor Ayas Tür angekommen klopfte er schließlich leise an. "Aya? Kann ich reinkommen?" Er wartete einen Moment, doch es blieb still. Wieder klopfte er sacht an. "Aya!" Keine Antwort. Vorsichtig versuchte er die Klinke herunterzudrücken. Zu seiner Erleichterung war die Tür nicht verschlossen. Aya saß am anderen Ende des Zimmers auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. "Aya, du solltest etwas essen. Ich hab dir was mitgebracht." Sagt Yoji leise, um den Anderen nicht zu erschrecken und trat an das Bett heran, stellte das Tablett neben Aya auf die Matratze. "Danke Yoji, aber ich habe keinen Hunger!" erwiderte der Rothaarige ohne aufzublicken. "Du hast aber doch bestimmt seit heute früh nichts mehr gegessen, Aya. Außerdem wär's schade drum, Omi hat gekocht. Komm schon, iss wenigstens ein bisschen. Die Anderen machen sich auch schon wahnsinnige Sorge um dich." Sorgfältig beobachtete Yoji den Jüngeren von der Seite, der jetzt leise seufzte und sich das erste Mal zu ihm wandte und mit einem weiteren Seufzen nach der Gabel griff. "Wenn es euch glücklich macht..." murmelte er und nahm einen Bissen. Eine Weile sah Yoji dem Anderen schweigend beim Essen zu, als der schließlich den Teller wieder bei Seite stellte, auf dem noch über die Hälfte übrig war, sah er ihn mit leicht besorgte Miene an. "Omi meinte, du seist heute Mittag noch mal weg gewesen. Warst du bei deiner Schwester?" Aya nickte leicht und wandte seinen Blick wieder traurig aus dem Fenster. "Wie geht es ihr?" - "Genauso wie immer, absolut keine Veränderung." Erwiderte der Kleinere leise und seufzte. Yoji hatte das Gefühl, als wolle der Andere noch etwas sagen. "Du hast doch noch etwas anderes auf dem Herzen, das seh ich dir an, Aya." Versuchte er es auf die direkte Art. "Es ist nicht so einfach, Yoji, ich... ich habe nachgedacht. Alles was ich immer wollte, war meine Schwester glücklich und gesund zu sehen, aber das wird sie nie wieder werden." Er schwieg wieder. "Hast du dich entschieden?" fragte Yoji leise. Aya nickte leicht und sah, wie sich eine einzelne Träne den Weg über die Wange des Jüngeren bahnte. "Ich werde den Rat des Arztes befolgen." Yoji nickte. "Ich bin da, wenn du Beistand brauchst, Aya. Das weißt du." Mit glänzenden, traurigen Augen sah Aya dem Älteren in die Augen. "Danke, würdest...würdest du mich begleiten, wenn..." Sanft legte Yoji dem Rothaarigen eine Hand auf den Arm. "Natürlich werde ich dich begleiten, wenn du das willst." Beruhigend und tröstend strich Yoji mit dem Daumen über Ayas Arm. "Aya... wie soll ich sagen... wann...ist es soweit?" Die Stimme des Dunkelblonden war nicht mehr als ein Flüstern. Aya schluckte. "Morgen Abend. Ich wollte das möglichst schnell hinter mich bringen, auch wenn es furchtbar klingt, ich will sowenig Zeit wie möglich, um über die Möglichkeiten und Konsequenzen nachzudenken." - "Verstehe ich sehr gut, Aya, glaub mir. Und es klingt nicht furchtbar." Mit einem, wie er hoffte aufbauenden Lächeln, sah Yoji in die unendlich traurigen, violetten Augen. "Die Anderen..." - "Ich habe ihnen nichts von unserem Gespräch erzählt, ich wollte es dir überlassen, wann und ob du mit ihnen drüber reden willst." - "Danke, aber... würdest du es ihnen vielleicht... erklären? Sie sollten Bescheid wissen, aber..." - "Du fühlst dich nicht in der Lage es noch einmal zu erzählen?" Aya nickte. "Wenn du das willst, dann werde ich das tun. Wir sind Freunde, eine Familie, Aya." - "Danke, Yoji!" leicht beugte sich der Jüngere vor und presste sein Gesicht an Yojis Brust. Zuerst etwas perplex schlang der Playboy seine Arme um den Anderen, hielt ihn sanft fest, bis sich dieser von selbst wieder von ihm löste. "Ich werde dann mal das Geschirr wieder runterbringen und lass dich allein, in Ordnung?" innerlich hoffte Yoji, das Aya ihn zurückhalten würde, ihn zu bleiben bat, doch der Kleiner nickte nur und blickte wieder aus dem Fenster. Kaum hörbar seufzte Yoji und verließ das Zimmer wieder.
 

Als er kurz darauf die Küche wieder verließ, fand er die Weiß-Jüngsten im Wohnzimmer beim Videospiele spielen. Einen Moment sah er grinsend zu, wie Omi den Braunhaarigen nahezu ungespitzt in den Boden stampfte, doch dann räusperte er sich. Die Beiden stellten auf Pause und drehten sich fragend zu Yoji um. "Ist was Yoji-kun?" fragte Omi sofort. "Alles klar bei Aya?" fügte Ken noch hinzu. "Wie man es nimmt, hört zu, ich müsste mal mit euch reden, in Ordnung?" er sah von einem zum anderen. Omi und Ken sahen sich an, legten das Spiel zur Seite und setzten sich auf das Sofa, sahen Yoji fragend an. "Um was geht es denn, Yoji-kun?" - "Nun ja, Aya hat mich gebeten mit euch zu reden. Ich hab euch ja gesagt, dass ich weiß, was mit ihm los ist und ihm fällt es sehr schwer drüber zu reden, deshalb soll ich es euch erklären. "Ihr wisst ja von dem Termin, den er letztens im Krankenhaus hatte..." so begann Yoji den beiden Jüngsten zu erklären, was der Arzt Aya gesagt hatte, was genau deshalb beinah bei der Mission passiert ist und welche Entscheidung der Rotschopf getroffen hatte. "Wow, da ist es echt nur zu verständlich, das es ihm so beschissen geht..." murmelte Ken geschockt. "Ich hab so was geahnt..." flüsterte Omi, der Tränen in den Augen hatte. "Er hat mich gebeten ihn zu begleiten, wenn er morgen Abend ins Krankenhaus geht und ich habe jetzt eine Bitte an euch. Ich kann mir vorstellen, was jetzt in euch vorgeht, aber wir helfen ihm nicht, wenn wir ihn jetzt mit mitleidigen Samthandschuhen anfassen. Ich bin mir sicher, das er das nicht will. Ich werde morgen mit ihm die Frühschicht machen, damit er etwas abgelenkt ist, ist das in Ordnung, Ken?" Der Angesprochene nickte. "Klar, kein Problem." -"Und Omi, an dich hätte ich auch noch eine Bitte, könntest du Manx kontaktieren? Ich bin zwar überzeugt davon das Kritiker über die Dinge Bescheid wissen, aber ich wäre froh drüber, wenn sie uns ein, zwei Wochen Missionen vom Hals halten würden. Ich konnte Aya einmal rechtzeitig retten, aber ich kann nicht versprechen, dass das immer klappt und ich denke, wenn er etwas Zeit hat, die Dinge zu verarbeiten sind die Dinge sicherer." Omi nickte. "Guter Gedanke, mach ich sofort!" Damit sprintete der Jüngste in den Missionsraum an den Computer. "Ken, ich weiß zwar das Omi sehr gut auch auf sich selber aufpassen kann, aber halt doch bitte ein Auge auf ihn, besonders Morgen. Ich hab keine Vorstellung davon, wie Aya damit umgehen wird, es könnte sein, das wir über Nacht nicht hierher zurück kommen, verstanden? Ich werde drauf achten, dass er keine Dummheiten macht." Erklärte Yoji und Ken nickte, er verstand schon was der Älteste meinte und er wusste auch, dass man nach so etwas Ablenkung brauchte und wenn es Hochprozentige sein sollte. Ihm war es, als er seinen damals `besten´ Freund Kaze umgebracht hatte, nicht anders gegangen. "Geht klar, Yoji. Allerdings..." fragend, mit dem Hauch eines Lächelns um die Lippen, sah Ken den Dunkelblonden an. "Allerdings?" fragte Yoji irritiert zurück. "Naja, ich frage mich grade, ob du noch einen anderen Grund verfolgst bei der ganzen Sache?" - "Ich habe keine Ahnung wovon du redest, Kenken." Erwiderte der Ältere nun sichtlich verwirrt. "Ach komm schon, Yoji. Ich bin zwar in dieser Hinsicht oft genug blind und krieg nichts mit, aber du hast doch nicht nur rein freundschaftliche Beweggründe bei Aya." Yoji starrte den Braunhaarigen einen Moment sprachlos an, schluckte dann. "Ich mache mir Sorgen, um ihn..." sagte Yoji nur und blickte zu Boden. "Die machen ich mir auch und Omi genauso." Widersprach Ken. "Du magst ihn, hab ich recht? Mehr als einen normalen Freund." Lächelte er. Erneut schluckte Yoji. "Ja, kann schon sein, aber das werde ich ihm jetzt ganz sicher nicht sagen, nicht unter diesen Umständen. Ich bin ja schon zufrieden, wenn er mir als Freund soweit vertraut und ich ihn unterstützen darf." Erklärte er leise. "Dachte ich mir's doch. Aber ist schon in Ordnung, Yoji. Vielleicht ist es genau das, was ihm nachher helfen wird, über den Tod seiner Schwester hinweg zu kommen. Grund genug sich nicht aufzugeben, wenn du verstehst. Also pass auf ihn auf!" liebevoll drückte Ken die Schulter Yojis und ging dann zu Omi hinunter, um zu sehen was es neues gibt und um Yoji etwas Ruhe zum Nachdenken zu lassen. Yoji blieb noch einen Augenblick auf seinem Platz sitzen und dachte an das Gespräch von gerade. "Das werde ich, Kenken, keine Sorge, ich passe auf ihn auf!" murmelte er zu sich selbst, als er schließlich aufstand und wieder in sein Zimmer verschwand.
 

Kurz nachdem Yoji und Aya am nächsten Tag ihre Schicht im Laden erledigt hatten, saßen sie in der Küche. Kaum seine Tasse in der Hand war der Rothaarige wieder in Gedanken versunken gewesen, was Yoji mit Besorgnis feststellte. "Ne, Aya. Lass uns noch ein bisschen spazieren gehen. Mir ist nach etwas frischer Luft und ich glaube, du könntest die auch brauchen." Forderte der Ältere ihn auf. Mit verschlossener Miene sah ihn Aya an, doch Yoji hatte nicht unbedingt das Gefühl, das er ihn wirklich erkannte, doch er nickte. Er erhob sich und nahm seinen Mantel. Yoji tat es ihm gleich. Gemeinsam gingen sie in den Park, wo ihnen auch gleich ein Haufen kleiner Jungs entgegen gelaufen kam. "Yoji-kun? Kommt Ken-kun heute Mittag wieder zu uns?" fragte einer mit großen Augen, die er bettelnd auf die beiden Größeren gerichtet hatte. "Ken-kun muss heute Mittag arbeiten, aber vielleicht kommt er hinterher noch vorbei." Lächelte Yoji, bemerkte aber das Aya abwesend zur Seite sah. "Schade, naja, trotzdem vielen Dank, Yoji-kun." Der Älteste winkte den Kleinen noch einmal, machte sich dann aber wieder auf den Weg. "Die Kleinen hängen wirklich an Ken." Fragte er den Rothaarigen, um ihn vom Grübeln abzuhalten. "Hm... scheint so, aber es wäre besser, wenn nicht..." - "Wieso meinst du?" Yoji legte den Kopf schief. "Überleg doch mal, wenn ihm was passieren sollte bei einer der Mission, wie sollten wir das den Kleinen erklären?" - "Das wird schon nicht passieren, bloß nicht den Teufel an die Wand malen. Aber es ist schon verständlich, dass sie ihn so anhimmeln, wann hat mal schon mal die Chance fast täglich mit einem Ex-Fußballstar zu spielen?" - "Und die Tatsache das Ken genauso vernarrt ist in Fußball wie sie und sich, wenn es darum geht, auch verhält als wäre er so alt wie sie, macht die Sache noch einfacher." Lächelte Aya schwach.

Inzwischen waren sie in den ersten Einkaufsstraßen angekommen und die Wege wurden voller. "Yoji, können wir irgendwo rein? Diese Menschenmassen halte ich jetzt nicht aus, denen gehe ich doch sonst schon immer aus dem Weg." Bat der Rothaarige. "Klar, such aus ich folge dir unauffällig." Grinste Yoji und hielt sich an den Jüngeren, der zielstrebig ein kleines, verstecktes Restaurant ansteuerte. Überrascht sah sich Yoji um. "Schön hier, ist mir vorher nie aufgefallen. Hast einen guten Riecher was das angeht, was?" Aya zuckte mit den Schultern und vergrub seine Nase in der Karte.
 

Knappe zwei Stunden später verließen die Beiden das Restaurant wieder. Yojis Geldbeutel ein Stück erleichtert, da er es sich nicht hatte nehmen lassen für sie Beide zu bezahlen. Doch jetzt legte sich wieder ein bedrücktes Schweigen über sie, das nicht einmal der Playboy zu brechen wusste. Langsam schlugen sie den Weg zum Krankenhaus ein, dem Unvermeidlichen entgegen. Yoji wusste nicht warum er es tat, vermutlich aus der Verzweiflung heraus nicht zu wissen wie er Aya helfen konnte, griff er nach dessen Hand, drückte sie leicht. Irritiert sah Aya erst auf ihre Händen, starrte dann Yoji an. Der konnte nicht anders, als schief zu lächeln. Doch wider seines Erwartens wurde ihm die kühle Hand nicht entzogen. Aya nahm es als das hin, als was es gedacht war: stille Unterstützung. Als sie schließlich vor dem Krankenhaus standen, blickte Yoji mit einem leisen Seufzen an der Fassade entlang hinauf. Aya zögerte einen Augenblick ehe er die Hand des Älteren los ließ und das Gebäude betrat, gefolgt von Yoji, der sich etwas zurück hielt. Der Dunkelblonde ahnte das Aya das jetzt irgendwie alleine schaffen wollte und musste. Er würde sich im Hintergrund halten und dann für ihn da sein, wenn Aya entschied, dass er ihn brauchte.

Der Rothaarige sprach einen Augenblick leise mit der Schwester an der Information, nickte dann und blickte dann kurz zu Yoji, bevor er den Weg zu Aya-chans Zimmer einschlug. Der Playboy schluckte, als er das Mädchen das erste Mal in dem großen Bett liegen sah, umgeben von all den piepsenden und flimmernden Maschinen. Aya setzte sich zu ihr und griff nach ihrer Hand, sah sie einfach nur still und traurig an, hielt ein stilles Zwiegespräch mit ihr, wie Yoji vermutete und von seinem Platz an der Wand gegenüber des Bettes sehen konnte. Doch lange waren sie nicht allein. Ungefähr eine viertel Stunde nach ihnen, betrat der Arzt das Zimmer, sah mit ebenfalls trauriger Miene auf den Rothaarigen. Leise stellte er sich hinter ihn und legte eine Hand auf Ayas Schulter. "Sie tun das Richtige, Fujimiya-san." Sagte er leise und selbst in Yojis Ohren klangen diese Worte verlogen. >Wie kann es richtig sein, über den Todeszeitpunkt seiner Schwester zu entscheiden?< fragte er sich im Stillen.

Aya sah den Arzt nur schweigend an, der Weiß-Älteste sah das Glänzen in den violetten Augen als er kaum merklich nickte. Langsam erhob sich der Rothaarige wandte Yoji den Rücken zu. Der Arzt ging um das Bett herum, stellte sich neben eine der Maschinen und sah kurz zwischen den Kollegen hin und her. Yoji machte einige kurze Schritte auf Aya zu, blieb hinter ihm stehen und legte eine haltgebende Hand auf dessen Schulter, die leicht zitterte. Auch ihm standen Tränen in den Augen gegen die er sich nicht wehren konnte, selbst wenn er wollte. Erneut nickte Aya dem Arzt zu, der mit einem leisen Seufzen einen Schalter betätigte.

In dem Moment, in dem ein langgezogenes Piepen unmissverständlich Aya-chans Tod erklärte, spürte Yoji, wie in dem Jüngeren etwas zerbrach. Ein unterdrücktes Schluchzen schüttelte den Rothaarigen, der sich schwer beherrscht ein letztes Mal zu seiner Schwester beugte und ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte, ehe er sich abrupt umdrehte und sich an Yoji festkrallte, den Schmerz nicht länger zurückhalten könnend. Eine einzelne Träne rollte auch über Yojis Wange, während er seine Arme fest um den Anderen schloß und ihn an sich drückte. Er hatte etwas Mühe, aber er schaffte es Aya aus dem Zimmer zu schieben und auf einen der Stühle neben der Türe zu drücken. Als er sich von ihm lösen wollte, hielt der Jüngere seine Hand mit einem eisernen Griff fest. "Sch... ich komm sofort wieder, ich lass dich nicht allein, versprochen." Flüsterte er in Ayas Ohr und kraulte ihm sanft durch die Haare. Ebenso sanft löste er die verkrampften Finger des Kleineren von seiner Hand und ging noch einmal in das Zimmer, wo der Arzt gerade, leise seufzend, einige Unterlagen ausfüllte. "Entschuldigen sie..." Yoji räusperte sich leise, um die Aufmerksamkeit des Älteren auf sich zu lenken. "Ja?" - "Ich wollte nur fragen, ob das weitere Geschehen schon abgesprochen ist." Der Arzt nickte und Yoji spürte eine gewisse Erleichterung in sich aufsteigen. "Ich habe gestern mit Fujimiya-san alles abgesprochen und die nötigen Papiere ausgefüllt." Yoji verbeugte sich leicht. "Danke, ich gehe dann besser." Damit verließ er das Zimmer und ging vor Aya in die Knie, der sich leicht nach vorn gekrümmt hatte und dem stumm die Tränen noch immer über die Wangen liefen. "Lass uns von hier weggehen, ja?" fragte Yoji leise und zog den Anderen an den Händen hoch, führte ihn mit schlafwandlerischer Sicherheit durch die verzweigten Gänge zum Ausgang und vom Krankenhausgelände weg, in den Park, durch den sie früher am Mittag schon gekommen waren. Die Wege waren wie leergefegt, stellte Yoji fest. Das musste daran liegen, das in der letzten Stunde der Himmel zugezogen war, als wolle er die Trauer mit Aya teilen. Sie setzten sich auf eine Bank und er zog den Jüngeren wieder in seine Arme, ließ ihn einfach ruhig spüren, dass er nicht allein war.
 

"Yoji?" durchdrang Ayas leise Stimme die Stille, die zwischen ihnen geherrscht hatte. "Ja?" der Angesprochene sah auf den Rothaarigen hinab. "Ich wollte... danke..."wisperte der und sah über die Wiese hinweg. Yoji lächelte leicht. "Wofür denn? Ich habe nichts außergewöhnliches getan. Wir sind Freunde, Aya!" Daraufhin richtete sich der Jüngere auf und sah Yoji aus geröteten Augen an, wusste aber nichts darauf zu antworten. "Schau mich nichts so an, als wäre ich das neunte Weltwunder, es stimmt doch." Trotz der Situation konnte sich Yoji das Grinsen nicht verkneifen und strich seinem sprachlosen Anführer zart über die Wange. "Was hälst du davon, wenn wir jetzt meine Lieblingsbar einen Besuch abstatten, hm?" Aya nickte. >Wir sind Freunde, Aya!< hallte es in dessen Kopf nach. >Ist das wirklich Freundschaft, was ich trotz allem spüre?< Er konnte es sich nicht erklären, aber er war verwirrt und der nun endgültige Verlust seiner Schwester half nicht unbedingt es ihm irgendwie zu erleichtern. Wäre Aya-chan jetzt bei ihm gewesen, sie hätte bestimmt eine Antwort auf seine ungestellten Fragen gehabt. Sie wusste immer was in seinem Kopf vorging, dachte Aya wehmütig. Wieder griff Yoji nach seiner Hand und zog ihn hinter sich her. Er wollte Aya ein wenig Ablenkung verschaffen und er wusste das die Drinks in dieser Bar so einen herrlich betäubenden Nebeneffekt hatten, schließlich hatte er, nach Asukas Tod, fast in dieser Bar gewohnt. >Außerdem..< erinnerte eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf. >Außerdem habt ihr noch eine Wette offen, auch wenn die Bedingungen alles andere als fair sind.< Ein Lächeln blitze in seinen Mundwinkeln auf, als Yoji seinen Schritt noch etwas beschleunigte.
 

"Sag mal Yoji..." sagte Aya, bemüht um die Deutlichkeit seiner Aussage. ".. hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass... deine Augen irgendwie... seltsam sind?" Der Ältere, nicht minder betrunken, aber noch mit weitaus mehr Kontrolle über sich selbst, sah Aya verwirrt, aber grinsend an. "Wie meinst du das, Kleiner?" Im Laufe des Abends hatte er irgendwann angefangen den Rotschopf so zu nennen und da dieser sich nicht dagegen gewehrt hatte, behielt er es bei. "Die sind so..." Aya legte den Kopf schief und schien angestrengt nach dem richtigen Wort zu suchen. "... so, so grün!" Yoji hob eine Augenbraue. >Oha, ist der echt schon so betrunken, dass er keine Peilung mehr hat, oder wie meint er das?< "Das ist richtig, Kleiner, aber bei weitem nicht so >>seltsam<<, wie du es nennst, wie deine violetten Augen." - "Hmpf... das meinte ich nicht, das heißt schon, aber nicht nur." Er stockte kurz. "Deine Augen sind was besonderes, so grün und stechend. Das hab ich sonst bloß bei Katzen gesehen... Weißt du mein Schwesterchen hatte mal eine Katze und deren Augen sahen fast aus wie deine..." versuchte Aya seine Aussage besser zu erklären, nahm beim Gedanken an seine tote Schwester einen tiefen Schluck aus seinem Glas. Yoji hatte dieser Ausführung interessiert gelauscht. Diverse seiner Bekanntschaften hatten ihn schon auf seine vermeintlichen Katzenaugen angesprochen, aber das Aya das aufgefallen ist und findet das seine Augen etwas besonderes waren, das überraschte ihn dann doch. "Das muss eine sehr hübsche Katze gewesen sein, wenn sie die gleichen Augen hatte wie ich, oder?" Wieder legte Aya den Kopf schief, sah Yoji genau an. "Stimmt... die Katze war hübsch, aber nicht so hübsch wie du." Erwiderte er in ernstem Tonfall, begann aber kurz darauf an zu kichern. >Ojee, was hab ich mir da wieder eingehandelt.< dachte Yoji grinsend. >Aber er findet mich hübsch?< etwas in dem Playboy schrie geradezu danach einen Freudentanz aufzuführen, aber er unterdrückte den Drang gekonnt. "Warum kicherst du?" fragte er neugierig. "Naja..." Kichern. "Ich hab dich gerade als hübsch bezeichnet..." - "Ja und? Willst du das jetzt wieder zurücknehmen?" fragte Yoji zurück, wie er hoffte erfolgreich den verletzten Unterton niederkämpfend. Sofort beruhigte sich der Rothaarige wieder, sah Yoji mit einem unlesbaren Gesichtsausdruck an. "Nö, aber findest du nicht das der Ausdruck etwas fehl am Platz ist? Ich meine, Blumen sind hübsch, kleine Mädchen können hübsch sein, aber du..." Eine leichte Röte stieg dem Dunkelblonden in die Wangen. "Und welchen Ausdruck erachtest du als passender?" >Das will ich doch jetzt genau wissen.< "Mmh...." wieder überlegte der Rothaarige angestrengt, sah dabei der leicht schwappenden Flüssigkeit in seinem Glas zu, das er hin und her schwenkte. "Gutaussehend? Sexy?" versuchte Yoji ihm zu helfen indem er die meistgenanntesten Beschreibungen seiner sonstigen Bekanntschaften aufzählte. "Ja auch, aber das klingt alles so gewöhnlich... ich finde... lecker.. ja ich glaube das trifft es, was ich sagen will. Du bist lecker!" Aya strahlte seinen Freund mit einem so unschuldigen Gesicht an, dass dieser für einen Moment wirklich glaubte sich Ayas Aussage eingebildet zu haben und blieb einen Augenblick zu lang stumm. "Was ist? Nicht gut?" fragte Aya und blinzelte den Älteren fragend an. "Doch doch, ich war nur überrascht, das hab ich bisher noch nie zu hören bekommen." Als der Rothaarige diese Aussage durchdacht hatte verzog sich sein Gesicht in ein triumphierendes Grinsen. "Ha! Ich bin so gut!" Darauf genehmigte er sich wieder einen Schluck aus seinem Glas. Leise lachend schüttelte Yoji den Kopf. >Und das von Mr. Ich-hab-mich-auch-betrunken-voll-unter-Kontrolle Aya. Schön irgendwie süß!< Kurz versank Yoji einfach nur in den, vom Alkohol, leicht glasigen Violetten Ayas, dann beugte er sich lächelnd zu diesem vor und gab ihm mit einem Wink zu verstehen ebenfalls näher zu kommen. "Soll ich dir ein Geheimnis verraten?" fragte er spielerisch und erntete ein glänzen in Ayas Augen, als hätte er einem kleinen Jungen Schokolade angeboten. "Ja!" erwiderte der nur. "Ich finde dich auch lecker!" mit diesen Worten presste Yoji für den Bruchteil einer Sekunde seine Lippen auf die des Jüngeren, zog sich jedoch sofort wieder zurück.

Aya jedoch lehnte sich erheblich langsamer wieder zurück, starrte Yoji mit überraschter Miene an und strich sich verdattert über die Lippen. "Yoji?" fiepte er, als er sich schließlich wieder etwas gefangen hatte. >Oh, oh... jetzt hab ich ihn aus dem Konzept gebracht.< lächelte Yoji in sich hinein, amüsiert beobachtend wie der Andere damit umging. >Man könnte meinen es wäre sein Erster gewesen.<

Der Rothaarige allerdings kämpfte gerade mit einem Haufen aufgewühlter Gefühle. >Er hat mich geküsst...< Dieser Gedanke überschattete das gesamte Durcheinander in seinem Inneren. Aya blinzelte, blickte Yoji direkt in die Augen. "Yoji?" haucht er zum Zweiten mal. Diesmal reagierte der Ältere endlich. "Ja, Kleiner?" >Was kommt jetzt?" Auch wenn er es niemals zugegeben hätte, einen Augenblick machte sich Nervosität in ihm breit. "Machst...du das noch...mal?" fragte der Rothaarige. Bevor er realisiert hatte, was der Andere gesagt hatte, fühlte Yoji sich, als hätte man ihn gerade zum Papst gekürt, ungefähr genauso überrumpelt und ungläubig blickte er Aya kurz an. "Wenn du willst..." er schenkte dem Jüngeren ein liebevolles Lächeln, legte eine Hand auf die Ayas, die Andere in dessen Nacken, um ihn näher zu ziehen. Zärtlich fing er ihn zu einem erneuten Kuss ein, diesmal nicht so kurz und flüchtig wie zuvor, sondern fordernder. Er legte all seine Gefühle für den Rothaarigen in diesen Kuss.

Etwas atemlos löste sich der Jüngere wieder von Yoji. Die Gefühle, die sich in ihm ausbreiteten ließen ihn einerseits wieder etwas nüchterner werden, stürzten ihn andererseits in eine völlig andere Art der Trunkenheit. Doch je länger der Kuss angedauert hatte, hatte sich ein Gedanke in ihm sich gefestigt; er wollte dieses Gefühl behalten, es nicht mehr missen müssen, da es diesem gelang den dumpfen Schmerz, den der Tod seiner Schwester in seinem Inneren ausgelöst hatte, auf ein erträgliches Maß abzuschwächen. Doch ein anderer Gedanke drängte sich Aya auf. "Yoji, machst du das nur... um mich zu trösten? Als Ablenkung?" Der ernste Tonfall und Ausdruck in dem leicht geröteten Gesicht holte den Playboy wieder etwas auf den Boden der Tatsachen zurück, er seufzte leise. "Nein, Aya. Ich würde vieles tun, um dich zu trösten und abzulenken, aber ich weiß wo die Grenzen sind. Dieser Kuss spiegelte mehr wider, was ich gern für dich wäre..."

Nachdenklich hörte Aya diese Worte und sah zu Yoji auf. "Du weißt das ich nicht einfach bin..." murmelte der Rothaarige. "Und sehr besitzergreifend, wenn es um mein Eigentum geht." Yoji lachte. "Ich denke nach über drei Jahren mit dir unter einem Dach, hab ich ein ziemlich genaues Bild von deinen Macken. Aber dein Eigentum? Hab ich durch diesen Kuss jetzt einen Stempel auf der Stirn >>Property of Aya<<?" Grinsend musterte er Ayas Gesichtszüge. "Ich meinte das ernst, ich >>bin<< besitzergreifend und nein, noch hast du diesen Stempel nicht." - "Ich glaube, damit könnte ich Leben, bin ja nicht direkt ich, der darunter leidet, sondern die Anderen, die was von mir wollen." Erklärte der Dunkelblonde. "Na gut..." wisperte Aya nur und zog Yoji am Kragen näher zu sich, begann diesmal von sich aus einen Kuss, den er jedoch recht schnell wieder löste und am leicht gebräunten Hals des Älteren den, so schön bezeichneten >>Property of Aya<<- Stempel hinterließ. Grinsend und wie eine zufriedene Katze schnurrend leckte er noch einmal sanft über das Mal, ließ sich dann wieder auf seinen Platz zurücksinken. "Bitte, dein Stempel!" Überraschung sprach aus Yojis Augen, als er ungläubig seine Fingerspitzen über diese Stelle gleiten ließ, ehe er einfach zu lachen begann. "Fujimiya, du überraschst mich immer wieder!" - "So soll es sein, Kudou!" lachte auch Aya leise und gab dem Barkeeper ein Zeichen, woraufhin sie kurz drauf wieder zwei gefüllte Gläser vor sich stehen hatten.
 

Der Heimweg, den die Beiden etwa eine Stunde vor Morgengrauen antraten gestaltete sich allerdings etwas schwierig. Aya, bei weitem nicht soviel Alkohol gewohnt, erhielt sobald sie an der frischen Luft angekommen waren einen schweren Dämpfer was seine Verfassung anging. Zum Glück ging es Yoji etwas besser, wenn auch nicht gut, so dass der ihn auffing und sie gemeinsam, leicht schwankend nach Hause liefen. Vor der Haustüre am Koneko angekommen, schnaufte der Dunkelblonde. "Das ist echt anstrengend..." Mit müden Augen, lächelte Aya ihn entschuldigend an. "Wir können ja im Wohnzimmer eine Pause einlegen." Schlug er leise vor. "Ich hätte nix dagegen mal fünf Minuten zu sitzen und vielleicht die drehende Umgebung unter Kontrolle zu bringen." - "Guter Vorschlag." Seufzte Yoji, nicht weniger müde und zog Aya ins Haus rein, der sich sofort, an eine Wand gelehnt seiner Schuhe und seines Mantels entledigte. "Ne, Kleiner, das ging auch etwas weniger laut, oder willst du die Anderen unbedingt wecken?" grinste Yoji, der es seinem Freund gleich tat, aber wesentlich leiser dabei vorging. "Das ist mir jetzt ausnahmsweise mal egal." Grummelte Aya. "Und ich mag jetzt endlich sitzen." Quengelte er und hielt sich eine Hand an die Stirn, hinter der es schon leicht zu hämmern begann. "Ist ja gut, mein betrunkenes Engelchen, ich bring dich zum Sofa." Kicherte Yoji und stützte den Jüngeren ans Sofa, wo sie sich zusammen auf das Sofa fallen ließen. "Ne, Yoji? Mir ist vorher nie aufgefallen wie weich unser Sofa hier ist." Leicht ließ er seine Hände über den Stoff gleiten. "Glaub mir, das denkst du nur solange, bis du in deinem Bett warst." Grinste Yoji, der schon so einige Nächte auf dem Sofa campiert hatte, weil er die Treppen zu seinem Zimmer nicht mehr geschafft hatte und etwas in ihm sagte ihm, das es ihm und dem Rotschopf heute auch nicht anders gehen würde. Vorsichtig rückte er ein Stück von dem Jüngeren weg. "Was ist los? Magst mich nicht mehr?" fragte der sofort gespielt beleidigt , als er den Halt an seiner Seite verlor. "Natürlich! Wie könnte ich nicht?" hauchte Yoji ihm ins Ohr, der sich etwas seitlich hingesetzt hatte und den Rothaarigen nun zu sich zog, um sich mit diesem gemeinsam zurücksinken zu lassen. "Mmh, du bist ja noch weicher, als das Sofa..." schnurrte Aya. "Soll das heißen, ich bin dick?" merkte Yoji verwirrt auf. "Ich sagte weich, nicht dick, Süßer!" nuschelte der Rothaarige besänftigend und kraulte über die breite Brust, auf der er lag. "Dann ist ja gut... aber... ich habe meine Wette gewonnen, ne Aya?" - "Welche Wette?" kam es nur verschlafen zurück. "Du hattest doch behauptest das du selbst betrunken volle Kontrolle über dich hast, ich denke das haben wir gerade widerlegt oder meinst du nicht?" Zärtlich strich er dem Kleineren durch die Haare. "Das waren... unfaire Bedingungen..." gähnte Aya nur, mit leicht beleidigten Unterton, drückte aber sofort einen Wieder-gut-mach-Kuss auf Yojis Brust und war im nächsten Moment eingeschlafen. Yoji lächelte sanft. >Du bist viel zu niedlich für diese Welt, jetzt weiß ich warum du dich bisher hinter dieser Maske versteckt hast.< lächelte er versonnen und schlief dann ebenfalls ein.
 

Als Omi am nächsten Morgen aus seinem Zimmer runterkam, hatte er einen besorgten Gesichtsausdruck. Auf dem Weg zur Treppe hatte er kurz bei Aya ins Zimmer geschaut und dessen Bett verwaist vorgefunden. Yoji hatte Ken und ihn zwar gewarnt, aber Sorgen machte er sich trotzdem, vor allem weil er überzeugt gewesen war, am frühen Morgen noch jemanden gehört zu haben. Aus Gewohnheit, wenn Yoji abends weg gewesen war, schaute Omi ins Wohnzimmer und sah von seinem Standpunkt aus den dunkelblonden Haarschopf seines Freundes und grinste. "Hoi Yoji-kun. Hast es mal wieder nicht bis ins Bett geschafft?" Als der Jüngste eine Bewegung des Angesprochenen wahrnahm, trat er näher ans Sofa heran und stolperte beinah vor Verblüffung einige Schritte zurück, als er Aya noch selig schlafend auf Yoji liegen sah.

Gegen das Licht im Zimmer anblinzelnd blickte Yoji den Jüngsten an. "Morgen Omi... sagen wir nicht ganz. Prinzipiell hätte ich es geschafft, aber jener hier nicht." Mit dem Kopf macht er eine kleine Bewegung Richtung Aya, durch die der aus seinem leichten Schlaf aufgestört wurde. "Hör auf dich zu bewegen, Süßer, oder ich schlaf nie wieder auf dir!" nuschelte er grummelig. "Das will ich nicht hoffen, aber willst du Omi nicht auch einen guten Morgen wünschen?" grinste Yoji. Bei Nennung des Namens würde Aya schlagartig wach. "O..Omi! Guten Morgen!" sich leicht rot verfärbend und die Hand, wegen ein zu schnellen Bewegung, an die Stirn drückend sah er zu dem Blonden hinauf. "Guten Morgen, Aya-kun." Lächelte Omi zurück, der verwundert zu Yoji sah, als er das >>Süßer<<, das Ayas Drohung beinhaltet hatte, registrierte. Der Älteste strahlte einfach nur zurück und legte seine Arme fest um Aya. "Yoji-kun... du hast da was... genau da." Er deutete auf den Knutschfleck, den Aya ihm in der Nacht verpasst hatte. "Ich weiß, Chibi. Das ist mein >>Property of Aya<<- Stempel." Der lachte nur. "Ich schließe daraus, dass es euch Beiden soweit gut geht und das ihr es heute nur mit viel Glück zur Arbeit schaffen werdet, ja?" - "Korrekt in beiden Punkten, Omittchi." - "Na dann werde ich jetzt mal Frühstück für Ken und mich machen, ihr wollt wohl nichts, nehme ich an." Die Frage hatte er rhetorisch gemeint, da er nicht mal auf eine eventuelle Antwort wartete, sondern gleich Richtung Küche davon hopste. "So, jetzt aber zu dir, Engelchen. Guten Morgen." Flüsterte Yoji liebvoll ins Ohr des dösenden Aya. "Was hälst du von der Idee ins Bett umzuziehen?" - "Mmh... wenn du damit meinst jeder in sein Eigenes bleibe ich hier liegen, ansonsten hab ich nichts dagegen einzuwenden." - "Ist da etwa jemand auf den Geschmack gekommen?" lachte der Größere leise. "Aber keine Sorge, ich hätte nicht einmal im Traum daran gedacht dich jetzt allein ins Bett zu schicken. Ist nur die Frage dein Bett oder meins?" >Schon allein, weil ich befürchte du könntest Alpträume bekommen.< fügte er in Gedanken noch an. "Deins! Das ist noch ein bisschen größer als meins." Murmelte Aya noch immer verschlafen und rappelte sich dann widerwillig auf.
 

"Sag mal... spielst du mir bald mal wieder etwas auf deinem Flügel vor? Ich finde es wird Zeit neue Erinnerungen zu schaffen." Fragte Yoji in die Stille, als sie sich in seinem Bett wieder aneinandergekuschelt hatten. "Wenn du magst, tu ich das..." flüsterte Aya nur leise und entführte Yoji in einen süßen, langen Kuss. Der lächelte in den Kuss hinein und erwiderte sanft. "Ich hab dich lieb, Kleiner." -

"Ich...dich.. au-..." Aya schaffte es nicht einmal diese drei Worte ganz auszusprechen, als er auch schon wieder in den Schlaf abdriftete. Yoji zog den Kleineren glücklich noch ein wenig fester an sich, als auch er die Augen erneut schloss. >Ich werde ab jetzt auf die aufpassen, das verspreche ich dir!<
 

**OWARI**



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