San Francisco Adventures: Museumstour und böse Käfer
Kemet Crisis Teil 2
San Francisco Adventures: Museumstour und böse Käfer
Und hier haben wir schon das zweite Kappi.
Hier treten noch ein paar Charas aus einer anderen Serie auf, ich hab aber absichtlich kein
Crossover angegeben. Sie sind nur in den nächsten Zwei-Drei Teilen von Bedeutung, um der
Handlung ein bisschen Schwung zu verschaffen, und Yami in die Krise zu stürzen. *muhaha*
Ich plane eine lange FF.
Es handelt sich um die amerikanische Serie „Mummies Alive!“ (wasn bekloppter Titel).
Wenn ihr davon noch nie was gehört habt, habt ihr ideale Vorrausetzungen, dann bleibt es
spannend und ich erklär auch alles. Also lasst euch nicht abschrecken.
Für die, die es kennen. Die Handlung setzt etwa zehn Jahre nach der Serie ein.
Keine Panik, dies ist und bleibt eine YGO! FF.
Also dann, viel Spaß beim Lesen.
*****
Es war einfach unglaublich, aber Mokuba hatte es tatsächlich geschafft seinen großen Bruder
zum Straßenbahn fahren zu überreden. Jedoch war es auch ein Muss einmal mit den
berühmten Schienenfahrzeugen die Sonne zu genießen, wenn man in dieser Stadt war. So
fuhren sie vom Stadtrand, wo sich ihr Hotel befand hinunter ins Zentrum. Joey und Mokuba
klebten die ganze Zeit an der Scheibe, um begeistert die Gegend zu beobachten und bei jedem
Cadillac aufzuquietschen. Seto konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich peinlich oder
niedlich verhielten.
Und nach einer knappen Stunde war die kleine Reisegruppe vor dem Museumsgelände
angekommen.
Es war ein großes Areal, mit mehren Gebäuden und einer kleinen Parkanlage in der etwas
abseits eine Miniaturausgabe der Sphinx von Gizeh stand, die aber immer noch die Größe
eines Mehrfamilienhauses hatte.
Wow!“, staunte Tea, „Ist da drin die Ausstellung über Ägypten?“
Plötzlich tippe ihr von hinten jemand auf die Schulter und antwortete. „Nein die Sphinx
befindet sich im Privatbesitz eines Kurators. Die Ausstellung, die ich euch empfohlen habe ist
in einem der Hauptgebäude.“
„Duke!!“, jubelte die junge Frau und hing dem schwarzhaarigen schon am Hals. „Was machst
du denn hier.“ Fragte sie, nach dem sie ihn wieder losgelassen hatte.
„Die Vorstandssitzung ist gut verlaufen, und da dachte ich, ich überrasch euch einfach.“
„Echt cool, Alter. Ohne dich wär’s auch nicht dasselbe.“ Freute sich Joey und Duke begrüßte
ihn, Tristan und Yugi mit Handschlag. Mokuba zerzauste er stattdessen väterlich die Frisur.
Seto nickte er nur zu. „Und laufen die Geschäfte?“, fragte dieser.
„Kann nicht klagen.“, antwortete Duke kurz angebunden.
Joey hob beschwichtigend die Hände. „Hey Leute, wir sind hier im Urlaub, also kein Grund
sich anzugiften. Ihr müsst euch ja nicht gegenseitig aufkaufen.“
Seto hob nur überlegen eine Braue. „Der kleine Devlin hat nicht mal annähernd genug Kapital
um sich auch nur einen Prozentpunkt meiner Firma leisten zu können.“
Joey lächelte etwas verschüchtert und Duke beugte sich ungerührt zu Mokuba. „Da ist wohl
jemand mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden?“
„Der ist schon die ganze Zeit grummelig. Nimm es nicht persönlich.“, antwortete der Kleine.
Yami, der in Geistergestalt neben Yugi schwebte, stupste seinen Hikari an. „Dein Auftritt,
Aibou.“ Yugi nickte und versuchte wie immer die Situation zu entspannen. „Jetzt, wo wie
vollzählig sind, brauchen wir doch nicht hier draußen rum zustehen. Was haltet ihr davon,
wenn wir einfach reingehen.“
Joey war Feuer und Flamme, aber Duke hielt ihn zurück. „Können wir noch einen kleinen
Moment warten. Ich hab da was eingefädelt, und er müsste auch gleich da sein.“
„Wie jetzt? Wer denn?“, wollte der gebremste Blonde wissen.
„Ein guter Freund von mir. Er ist der Oberboss für alle ägyptischen Artefakte hier. Sein Name
ist Presley Carnovan, und er wird uns heute eine exklusive Tour durch die Geschichte
Ägyptens präsentieren.“ Grinste der Schwarzhaarige.
„Carnovan? Den Namen habe ich irgendwo schon mal gehört.“, murmelte Yugi.
„Bestimmt durch deinen Großvater.“, meinte Duke. „Pres ist Ägyptologe und hat schon einige
Ausgrabungen geleitet. Er kennt sogar Ishizu und ist ziemlich berühmt in seinem Metier.
Dabei ist erst 23.“
„Ist er Single?!“, fragte das einzige Mädchen aufgeregt.
„Tea, du bist so was von unmöglich!“, meckerte Tristan. Hinter den beiden tauchte auf einmal
ein gut aussehender, junger Mann auf. Durch seine dunkle Haut leuchteten seine
ungewöhnlich grünen Augen als er Duke zu grinste. „Du übertreibst Großer. Ich habe einfach
Spaß an meinem Beruf.“ Sagte er auf Japanisch und trat neben Tea. Er lächelte ihr charmant
zu und sagte. „Ja, bin ich.“ Die junge Frau wechselte von normalfarben über bettlakenweiß zu
kirschrot und entschuldigte sich kleinlaut. Aber er grinste ihr nur verschmitzt zu.
Duke stellte Presley die Gruppe vor und der junge Mann führte sie zu einem großen Gebäude,
über dessen Eingang ein Schriftzug in Hieroglyphen prangte. Die Gespräche hatten sich
mittlerweile ins Englische verlagert, da Presley in Japanisch noch etwas holprig war.
„Da wären wir. Duke hat mir erzählt, dass ihr euch vor allem für die sehr frühen Phasen
interessiert.“, sagte der junge Amerikaner. „Ach wirklich!“, meinte Seto und warf Duke einen
prüfenden Blick zu. Presley überspielte die Situation gekonnt und sprach einfach weiter.
„Immerhin seid ihr drei weltberühmte Duellanten…“, nickte er Yugi, Joey und Seto zu.
„…Und Duell Monsters basiert gewissermaßen auf einem ägyptischen Spiel. Vielleicht kann
ich euch ja was erzählen, das ihr noch nicht wusstet. Ich habe mit den Ishtars sehr viel in
dieser Periode geforscht.“, erzählte er während er die Gruppe durch einen Vorraum führte.
„Duellieren Sie sich auch, Mr. Carnovan?“, wollte Yugi wissen.
Presley grinste verlegen. „Himmel nein. Ich buddel die Ursprünge aus, aber ich spiele nicht.
Vermutlich würde mich sogar ein zehnjähriger ungespitzt in den Boden rammen. Ach und
Yugi! Bitte nenn mich einfach Pres. Sonst fühl ich mich selbst schon wie eine Mumie.“
„Okay, dann also Pres.“, lächelte Yugi verlegen worauf dieser ihn regelrecht anstrahlte. Der
junge Kurator konnte sich nicht erklären warum, aber dieser Junge war anders. Yugi hatte
eine unheimlich anziehende Ausstrahlung, aber das war nicht alles. Presley hatte das
untrügliche Gefühl mit ihm etwas gemeinsam zu haben. Er beschloss ihn in ein Gespräch zu
verwickeln. „Sag mal Yugi, dein Nachname ist Muto richtig? Kann es sein, dass mit
Sugoroku Muto verwandt bist.“
„Das kann man schon so sagen, er ist mein Großvater.“, grinste er.
Der Ägyptologe war verblüfft. „Das ist ja Wahnsinn. Ich bin ein großer Fan von seinen
Arbeiten. Dann liegt dir das Duellieren aber auch im Blut. Du…“. Er zögerte. „Yugi, ähem,
…das Millenniumspuzzle, das du hast. Das ist doch nicht etwa … echt?“
„Doch, eigentlich schon.“
„Das ist ein Scherz! Du schleppst nicht wirklich ein 5000 Jahre altes Artefakt mit dir rum?!?“
Yugi zuckte entschuldigend mit den Schultern und erklärte, das er es ein Geschenk von
seinem Großvater sei. Und dass er es nach acht Jahren gelöst hatte. „Laut Prophezeiung ist ja
sowieso meins, da ich es zusammengesetzt habe.“
„Von dieser Warte aus betrachtet… trotzdem ist es kaum zu glauben, das es echt ist. Meine
Güte.“
Yami fiel auf, das Presley Yugi daraufhin durchdringend musterte. Überhaupt zeigte der
attraktive junge Mann großes Interesse an seinem Hikari. Dem Pharao war das nicht Recht,
aber er konnte auch nicht einschreiten. Wenn er jetzt so einfach die Kontrolle übernähme,
würde das dem Fremden sicher auffallen, ganz davon abgesehen, dass Yugi es nicht mochte
so überrumpelt zu werden. Außerdem hatte sich sein Aibou sehr auf diesen Ausflug gefreut.
Yami wollte ihm das nicht nehmen, zumal er ihm vorhin so niedergeschlagen vorgekommen
war. Also schwebte er weiter nur für diesen sichtbar neben seinem Hikari und beobachte die
Konkurrenz argwöhnisch.
>Konkurrenz? Bei Isis und Osiris ich bin doch nicht etwa eifersüchtig… Unsinn! Aber
irgendetwas ist definitiv merkwürdig an diesem Kerl! <
Presley sah Yugi halb ernst halb scherzend an. „Der Wert dieses Schatzes übertrifft bei
weitem die archäologischen Vorstellung, der meisten Wissenschaftler. Es wäre durchaus
möglich, dass mal jemand versucht es dir zu stehlen. Du musst gut darauf Acht geben.“ Yami
wurde schon wieder unruhig. Presley grinste zwar, wie eigentlich die ganze Zeit, aber seine
Worte schienen sehr bedeutungsschwanger.
Yugi strich liebevoll über das Puzzle. „Ich weiß, es bedeutet mir unendlich viel. Es ist mehr
als nur ein Artefakt, für mich ist es unersetzlich!“
Er blickte in Richtung seines Yamis und seine Wangen schimmerten rosa. Der Pharao lächelte
ihm lieb zu.
Presley beobachtete Yugi jedoch genau und wunderte sich sehr, dass dieser ins Leere starrte.
Irgendetwas rankte sich um diesen Jungen mit dem Millenniumspuzzle. Doch er sagte nichts.
„Hey, das kenn ich!“ rief Tristan auf einmal und deutete auf eine gerahmte Papyrusmalerei.
„Das hab ich in Domino schon mal gesehen.“
// Im zweiten Band, im Museum hängt eine Zeichnung aus dem „Buch der Toten“: Wenn ihr
den Manga nicht habt dann Google fragen oder das Geschichtsbuch wälzen. ^-^ //
Presley schlenderte zu ihm und war um eine Erklärung nicht scheu. „Das ist das Totengericht.
Jede Ägyptische Ausstellung hat eine solche Abbildung. Sie zeigt eine Grundfeste des
Glaubens zu jener Zeit. Nach dem Tode wird die Seele eines jeden von Anubis zum Gericht
geführt, wo nun die Taten des Verstorbenen, genauer gesagt sein Herz gegen die Feder der
Göttin Maat aufgewogen werden. Sie ist die Göttin der Wahrheit. Wenn er besteht führt
Horus ihn zu seinem Vater Osiris, dem Herrscher über die Unterwelt, in der er weiterlebt.“
„Und wenn er nicht besteht.“ Wollte Tristan wissen.
„Siehst du das Monster mit dem Krokodilskopf.“. er deutete unter die Waagschale und Tristan
nickte. Also fuhr Presley fort. „Das Wesen heißt Ammit. Wenn man nicht besteht, frisst es das Herz und löscht damit die Existenz desjenigen aus.“
Tristan wurde etwas mulmig. „Das ist ganz schon brutal.“
„Mag sein, aber so war der Glaube in Kemet.“, meinte Presley.
„Wieso eigentlich Kemet.“, Fragte Tristan wieder und Pres wollte schon antworten, aber Joey
kam ihm zuvor. „Kemet heißt übersetzt so viel schwarzes Land. Das haben die wegen dem
Nilschlamm so genannt. Ohne das Flüsschen, das regelmäßig über die Ufer tritt, wäre nämlich
nix gewachsen, weiste.“
Presley nickte anerkennend. „Absolut korrekt auch wenn ich es etwas anders formuliert hätte.
Den Namen Ägypten haben übrigens erst die Griechen geprägt. Kommt gehen wir weiter.“
Joey blieb kurz zurück, weil er von Seto beobachtet wurde.
>Der Kleine kennt sich ja richtig aus. Das er sich für Ägyptologie interessiert, hätte ich ihm
gar nicht zugetraut.
Seto war so in Gedanken, dass er sich gar nicht bewusst war, Joey so intensiv zu mustern.
„Na los, lass deinen Spruch schon ab!“, meinte dieser herausfordernd.
„Kaum zu glauben, was du so alles weißt, Wheeler. Schön zu wissen das du dich mit mehr als
nur Eis und Duell Monsters beschäftigst.“, entgegnete Seto im versöhnlichen Ton.
Joey war überrascht, nie im Traum hätte er daran gedacht von Kaiba mal ein Kompliment zu
hören. Mit roten Wangen scharrte er auf dem Fußboden herum und nuschelte: „Naja, nach
allem was wir so hinter uns haben, hab ich in der Bibliothek über Ägypten nachgeforscht.“
Seto hätte es vor Joey sicher nie zugegeben, aber er war beeindruckt. Am Anfang hatte er ihn
für einen untalentierten Spinner gehalten, aber je mehr er ihn kannte, desto mehr Qualitäten
offenbarte ihm der Blonde. Und irgendwie mochte Seto ihn. Gespielt desinteressiert wandte
sich der Firmenboss ab um dem Kindergarten zu folgen. Er drehte sich noch mal um und
sagte mit spitzer Zunge: „DU weißt was eine Bibliothek ist? Das verdreht mein Weltbild,
Köter!“
In sich hinein grinsend wandte Seto sich ab, weil Joey versuchte seinen plötzlichen Wutanfall
in den Griff zu kriegen. >Ich spring ihm an die Gurgel, ich schwörs. Ich dreh ihm den Hals
rum, dann kann er aus ´em Rucksack frühstücken, Dieser …!<
Presley lotse ihn und die anderen in einen der Nebenräume wo er spannungsgeladen antike
Geschichte erklärte. Dabei bezog er Yugi immer wieder mit ein, was Yami gar nicht passte.
„Aibou, ich glaub der flirtet mit dir!“. Zischte er ihm zu.
„Das bildest du dir bloß ein, und selbst wenn, wäre es doch schmeichelhaft, meinst du nicht.
… Oder stört es dich etwa?“
Yami antwortete nicht weshalb Yugi noch weiter bohrte. „Du bist doch nicht etwa
eifersüchtig?“
Yami wollte antworten, schloss den Mund aber wieder. Schließlich schnaubte er wütend.
„Unsinn, warum sollte ich.“ Meinte er und verschränkte die Arme.
Yugi wandte sich wieder Presleys Ausführungen zu, wobei er Yami aber immer im Auge
behielt. >Ertappt! Er ist irgendwie niedlich wenn er schmollt, mein Pharao.<
Wieder war Presley Yugis geistige Abwesenheit nicht entgangen, doch er ging nicht darauf
ein, noch nicht.
„Seht euch das mal.“, rief Mokuba und zeigte auf eine Katzenstatuette. Presley trat neben ihn.
„Katzen waren heilig im alten Ägypten. Sie hatten religiöse Bedeutung als Wächter der
Unterwelt oder als Gottheit. Vor Allem haben Sie aber die Kornspeicher von Mäusen befreit.“
„Ich liebe Katzen. Kann gut verstehen das sie heilig waren.“, nickte Mokuba.
„Wenn du so vernarrt in sie bist, warum hast du denn keine.“, fragte Joey.
Mokuba deutete mit dem Daumen resigniert auf Seto und der Blonde blickte diesen
verwundert an.
„Nein! Und dabei bleibt es.“, sagte Seto schnell, bevor Mokuba und Joey mit der doppelten
Hundeblickattacke seine Widerstandspunkte auf null bringen konnten.
Presley hatte das Gespräch verfolgt und pfiff plötzlich mit zwei Fingern auf der Zunge.
Augenblicklich trabte eine Siamkatze um die Ecke und setzte sich demonstrativ vor den
Amerikaner, um ihre Streicheleinheiten einzufordern. „Darf ich vorstellen, das unsere
Schirmherrin Kahti, das Maskottchen der ägyptischen Abteilung.“ Presley kraulte sie kurz
und dann stolzierte sie zu Mokuba, der extra in die Hocke gegangen war. Nachdem sie seine
Hand beschnuppert hatte erlaubte sie ihm sogar zu streicheln. Mokuba nahm sie schließlich
hoch und kraulte weiter, woraufhin die edle Dame sich zum Schnurren herabließ.
„Da hast du aber ein schickes Halsband, meine Hübsche.“, sagte er zu ihr. Es war in hellem
Leder gehalten, und mit Hieroglyphen geziert, außerdem trug es einen Anhänger.
„Wem gehört sie.“, fragte Yugi, nachdem er der Schönheit ebenfalls ein paar
Streicheleinheiten gegönnt hatte. „Sie wohnt bei mir, aber ich gehöre wohl mehr ihr als
umgekehrt. Ich habe sie von ein paar sehr guten Freunden, die …leider wegziehen mussten.
Kahti ist die treuste weibliche Schönheit, die mir je begegnet ist.“
„Sie ist total süß!“, strahlte Mokuba, der ganz verliebt mit der Ägypterin schmuste. Wie Seto
ihn so sah, wusste er, dass er seinem kleinen Bruder früher oder später doch nachgeben
würde. Aber mit einer rassigen Siamkatze konnte er sich sicher anfreunden.
„Hier steht sehr viel aus der Zeit vor 3500 Jahren.“, bemerkte Tea.
Presley nickte. „Diese Epoche interessiert mich sehr. Die Regierungszeit des Pharao
Amenhotep ist meine heimliche Leidenschaft. Aber ich fürchte ich habe schon soviel Zeit
investiert, als dass ich noch etwas Neues entdecken würde.“
„Warum grade dieser Pharao?“, fragte Yugi.
„Das Schicksal seines Sohnes hat mich sehr berührt. Es ist eine traurige Geschichte…“
Presley hatte sofort hundertprozentige Aufmerksamkeit, also begann er zu erzählen, auch
wenn diese sympathische Truppe von ihm nicht die ganze Wahrheit erfahren sollte…
„Zu jener Zeit steckte Kemet in einer Blütephase. Dem Volk ging es verhältnismäßig gut und
auch der Handel mit anderen Ländern war recht rege. Aber Macht ist für manche Menschen
eine zu große Verlockung…
Der Sohn des Pharao, Prinz Rapses, war vielleicht zwölf Jahre alt und steckte mitten in der
Ausbildung. Politik gehörte ebenso dazu wie Kampf oder Jagd.
Ihm standen traditionellerweise vier Leibwächter zu Seite. Ein enger Vertrauter des Pharao
namens Ja-kaal war dem Prinzen am Nächsten. Laut den privaten Aufzeichnungen des jungen
Rapses hat er in Ja-kaal einen Vater gesehen. Der Pharao soll zwar ebenfalls ein gütiger
Mensch gewesen sein, jedoch hatte er kaum Zeit für seinen Sohn. Ja-kaal hingegen war stets
an seiner Seite. Er hatte zwar selbst eine Frau und einen kleinen Jungen, doch er hatte wohl
auch tiefe Gefühle für den Prinzen. Zudem war er der Anführer der Leibwächter. Sein Freund
und rechte Hand war der Priester Rath. Er hatte die Magie außerhalb des Palastes erlernt und
war zum Schutz des Prinzen schließlich zurückkehrt. Der dritte im Bunde wird als bulliger,
starker Mann beschrieben. Armon, der lange im Heer des Pharao gedient hatte und im Krieg
einen Arm verlor. Dennoch war noch immer ein starker Kämpfer und unterwies den Prinzen
im Kampf. Zu guter letzt wurde die vier durch den besten Wagenlenker seiner Zeit
komplettiert. Ein junger Mann namens Nefer.“
„Klingt doch alles gut, was ist abgegangen, das dich so mitnimmt?“, fragte Joey neugierig.
„Geduld gehört nicht zu deinen Stärken, was?“, grinste Pres amüsiert.
„Er hat keine Stärken. Er landet höchstens mal einen Glückstreffer.“, reizte Seto den Blonden.
„Soll ich dich mal glücklich treffen, du Frostreptil? Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie
sehr du mir manchmal auf den Keks gehst?“
„Dito.“
„Was heißt hier Dito? Erst machst du mich dumm und dann beschwerst du dich, wenn ich
gegenhalte!“
„Ich muss dich gar nicht dumm machen Wheeler, darin hast du schon Perfektion erreicht.“
Tea wurde es langsam zu bunt. „Könnt ihr beiden nicht endlich damit aufhören. Joey wenn du
dich nicht provozieren lassen würdest, hätte Kaiba schon längst keinen Spaß mehr daran. Und
duhu…“ sie wandte sich zu Seto. „… solltest Joey nicht vorwerfen das er sich wie der erste
Mensch anstellt, wenn du ihn selber laufend anzickst, du Großmaul.“
Seto war sprachlos. Es gab nicht viele Leute, die es wagten so mit ihm zu reden. Aber gerade
deshalb respektierte er Tea und die anderen. Sie hatten genug Rückgrat ihm die Stirn zu bieten.
Joey holte Luft und wollte grade ansetzen,… „Halt die Klappe Joey, und hört endlich auf zu
streiten!“, fauchte die junge Frau.
„Wo streiten doch aber so einen Spaß macht.“, jammerte der Blonde kleinlaut.
„W-Wie bitte?“ Tea sah Joey verständnislos an.
„Lass mal gut sein. Nach meiner Erfahrung streiten die beiden nur soviel, weil sie sich gern
haben. Das aber nie zugeben würden.“ Sagte Pres.
„Das ist gar nicht wahr!“, riefen Hund und Drache im Chor.
„Verstehst du, was ich meine?“ fragte Pres und Tea nickte. Yugi fasste sich seufzend an die
Stirn.
„Aalso wir waren grade bei den Leibwächtern.“ Erinnerte Mokuba ungerührt und Presley fuhr
fort.
„Der Prinz und seine vier Beschützer waren ein gutes Team, aber sie sahen sich ein
gewaltigen Macht gegenübergestellt. Der Hohepriester des Pharaos, ein weiser und
gefährlicher Mann, trachtete schon lange nach größerer Macht. Er hatte eine Magie entdeckt,
mit der er sich unsterblich machen wollte. Doch er benötigte die Seele eines Gotteskindes
dafür.“
„Den Pharao.“, flüsterte Yami Yugi zu.
„Der Pharao selbst wäre in Frage gekommen, ebenso wie sein Sohn. Rapses mochte den
Hohepriester nicht, aber Scarab stand im Vertrauen seines Vaters. Durch einen Trick brachte
er in Jungen dazu, ihn zu einer heiligen Stätte zu begleiten. Ja-kaal und Rath erkannten die
Gefahr und die vier Leibwächter folgten ihnen. Doch es war bereits zu spät. Zwar konnte der
Hohepriester das Ritual nicht vollziehen, doch der Prinz und seine vier Beschützer verloren
ihre Leben.“
„Er ist verraten worden. Der Hohepriester hätte ihn schützen sollen, stattdessen… Wie
schrecklich, dass er so jung sterben musste.“, murmelte Yugi. Er musste dabei unwillkürlich
an Yami denken. Welche Tragödie seinen Tod verursacht hatte, wussten sie noch immer
nicht.
„Das ist noch nicht alles. Die Seele des Prinzen hatte sich durch den Zauber verirrt. Die
anderen Priester im Palast weissagten, dass sie eines Tages wiederkehren würde um zu finden
was sie verloren habe um dann ins Totenreich einkehren zu können. Heißt im Klartext, das
der Prinz eines Tages in einem Menschen wiedergeboren werden soll, um den Bann der auf
seine Seele gelegt wurde zu brechen und Frieden zu finden.“
Yugi schluckte schwer. Diese Geschichte kam ihm plötzlich verdammt bekannt vor, trug er
doch selbst einen Ruhelosen Geist mit sich. Er blickte etwas erblasst zu Yami auf. Der Pharao
sah sehr ernst und nachdenklich aus. Ob er wohl über seine eigene Vergangenheit nachdachte,
die noch immer verborgen war.
Yugi hätte ihn am liebsten in den Arm genommen um sein Wärme zu spüren und ihn zu
trösten. Aber vor allen anderen traute er sich noch nicht mal, nach seiner Hand zu greifen.
„Aibou, frag ihn was mit dem Hohepriester Scarab geschehen ist.“, bat Yami ihn plötzlich
und Yugi war froh wenigstens irgendwas für ihn tun zu können.
„Der Pharao war bestürzt über die Ereignisse und bestrafte ihn mit dem Höchstmaß. Er wurde
lebendig eingemauert um in Einsamkeit und Schande zu sterben und das Reich der Toten
niemals zu erreichen. Jedoch hielten ihn einige Gelehrte für so mächtig, dass sie glaubten er
würde eines Tages wiederkehren um die Seele des Prinzen zu finden und sein Werk zu
vollenden. Der Pharao ließ daraufhin die Leibwächter des Prinzen weihen und mumifizieren,
damit sie ebenfalls wiedererweckt werden und seinem Sohn mit der heiligen Macht des Gottes
Rah beistehen könnten…Und so warten sie auf den Tag seiner Wiederkehr.“
„Du glaubst diesen alten Horrormärchen doch nicht etwa?“, fragte Seto verwundert.
„Das habe ich nicht gesagt. Wie viel davon wahr ist und welche Fakten durch die
Überlieferungen verfälscht wurden wissen wir nicht. Und ob man nun an Magie und Geister
glaubt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber ich habe schon viel gesehen und ich
denke …Alles ist möglich.“ Gab Pres zu Bedenken.
Yugi machte sich langsam sorgen, Yami war ungewöhnlich still.
Es war erschreckend wie sehr das Schicksal Rapses seinem eigenen zu ähneln schien.
Presley führte sie in eine weitere Abteilung, in der nun wesentlich mehr Steintafeln ausgestellt
waren, als in den Räumen zuvor. Ungläubig sahen sich vor allen voran die Duellanten die
Bilder an, die alle samt Monster darstellten. In der Mitte des Raumes hing die große
Steintafel, die sie schon in Domino gesehen hatten. Yugi zuckte bei ihrem Anblick
unwillkürlich zusammen. Irgendwo dort, sollte das Geheimnis des Pharaos Verborgen sein,
doch leider konnte keiner die Inschriften entziffern. Yugi starrte sie an, die Lösung war direkt
vor ihm, doch er verstand sie nicht. Es war zum verrückt werden.
Dann wurde er auf eine weitere Tafel unmittelbar neben der ersten aufmerksam. Sie zeigte
den Hohenpriester des Pharaos, der laut Ishizu in früheres Leben von Seto war. Hinter ihm
stieg ein weißer Drachen der Sonne entgegen.
„Diese Tafel war in Domino noch nicht dabei.“ Murmelte Yugi.
„Wir haben sie erst kürzlich freilegen können. Miss Ishtar ist Expertin in dieser Epoche, und
ich durfte dank ihr an einer Ausgrabung teilnehmen. Wir erhoffen uns, das wir auf einer Tafel
vielleicht eine Art Entschlüsselung finden können, um die Tafel in der Mitte zu übersetzen.“,
sagte Presley und deutete auf `die Tafel in der Mitte´, die Yugi schon bekannt war.
Doch das Bild des Hohepriesters war im Moment wesentlich interessanter. Die Abbildung
war größer, und auch wenn der antike Stil der Ägypter etwas minimalistisch war, so schien
die Figur doch Ähnlichkeit mit einem der Anwesenden zu haben.
Eben jener war auch sehr aufgewühlt. Seto hatte lange Zeit abgestritten, das so etwas wie
Magie oder Götter und Monster wirklich existieren konnten, und das tat er nach außen hin
immer noch. Doch spätestens seit Dartz konnte er die Wahrheit nicht mehr so einfach
ignorieren. Seine Seele zeitweise zu verlieren und beinahe von einem biblischen Monster
verschlungen zu werden konnte erleuchtende Wirkung haben. Es gab etwas, dass sich mit
Wissenschaft und holographischer Technologie nicht erklären ließ, und das beunruhigte ihn.
Sollte er tatsächlich die Reinkarnation eines Hohepriesters sein?
Joey legte ihm die Hand auf den Unterarm und blickte besorgt zu ihm auf. „Ist alles klar bei
dir, Großer?“
„Was soll die Frage? Lass mich in Ruhe!“, zischte er zurück, aber Joey war weder sauer noch
erschrocken. Stattdessen blickte er mit Seto mit seinen großen dunkeln Augen mitfühlend an.
Dieser hatte auch nicht so ruppig sein wollen. Aber die Möglichkeit, dass ER auf dieser Tafel
war beängstige ihn.
„Hey Pres, kannst du uns was über den Hohepriester da erzählen?“, sagte Joey plötzlich und
Seto zuckte zusammen.
„Nun viel wissen wir nicht. Er soll der mächtigste Magier seiner Zeit gewesen sein. Er war
dem Pharao wohl eng vertraut und gleichermaßen sein Führsprecher und Berater wie auch
sein stärkster Gegner beim duellieren. Ich denke er war sein Freund.“
„Du denkst? Das ist ein bisschen vage.“, meinte Joey.
„Nun das Problem ist, das die meisten Aufzeichnung aus jener Zeit verschlüsselt sind, ebenso
wie die Tafel die ihr schon kennt. Die meisten Informationen beziehen wir aus berichten die
einige Epochen später von anderen Pharaonen geordert worden. Daher wissen wir aber nicht
wie verlässlich die Quellen sind. Sie wurden verfasst als schon einige Generationen
vergangen waren. Wie sind nicht mal so recht in der Lage die Schriftzeichen für seinen
Namen zu deuten.“
„Willst du damit sagen, du kennst seinen Namen?“, fragte Joey wieder. Seto schien es, als sei
er genauso aufgeregt wie er selbst.
„Es gibt zwei Versionen:…“, erklärte der junge Kurator: „Wir wissen mit Sicherheit das er
Hohepriester unter dem Gott Seth war. Seth war der Bruder des Osiris und stand für die
Wüste, aber auch für das Böse. Er ist der Gegenspieler von Horus, dem Vater aller Pharaonen.
Allerdings wird Seth nicht ausschließlich als böse Gottheit beschrieben. Er war beispielsweise
auch der Beschützer der Karawanen…“
„Name, Hohepriester!“, quengelte Joey.
„Nun ja: Die erste Möglichkeit ist das der ebenfalls Seth hieß. Eine andere Gruppe Forscher
beziehen sich auf spätere Pharaonen. Ein sehr berühmter war ebenfalls Hohepriester des Seth
gewesen, der Pharao hatte ihn adoptiert und so wurde er Pharao. Sein Name war Sethos. Es
wäre nahe liegend, das der Hohepriester dieser Epoche genauso geheißen hat.“
Seto schluckte schwer. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen, angesichts der neuen
Informationen. Joey neben ihm nuschelte leise das, was er selbst in Gedanken immer wieder
wiederholte. Seto und Sethos klangen wirklich ähnlich.
Seto versuchte sich zusammenzureißen und Presley weiter zu folgen.
Yugi blickte Yami an, der intensiv nachzudenken schien.
Er sah seinen Hikari entschlossen an. „Sein Name war Sethos, ich bin mir sicher.“, sagte er
plötzlich.
Yugi hatte beinahe aufgequiekt: „Du erinnerst dich??“
Yami musste die Begeisterung in den Augen seines Hikari trüben. „Nein.“, seufzte er
resigniert. „Aber ich habe eben dieses Gefühl das es stimmt, ich bin mir sicher. Dieser Name
fühlt sich vertraut an.“
„Dann wissen wie wieder ein bisschen mehr, jetzt müssen wir nur noch Kaiba überzeugen.“,
sagte Yugi aufmunternd.
Presley erzählte grade, dass die Tafel ein symbolischer Vertrauensbeweis an den Pharao sein
sollte. „Der weiße Drache steht für die Macht des Hohepriester. Er steigt der Untergehenden Sonne entgegen, die den Pharao darstellt.
„Die untergehende Sonne?“, fiel es Yugi plötzlich auf. „Das ist gemein, das würde ja heißen
dass seine Macht abnimmt.“
„Im Gegenteil“, beschwichtigte Pres. „Die Sonne ist das Symbol der Pharaonen. Aber die
untergehende Sonne steht ganz speziell nur für diesen. Es bezieht sich seinen Namen.“
„Du … du kennst seinen Namen??“, fragte Yugi mit zittriger Stimme.
„Naja wir glauben ihn zu kennen. Aber wir sind sicherer als beim Hohepriester.“
„Wie lautet er?“, wollte Yugi wissen. Seine Stimme überschlug sich fast. Er würde endlich
Yamis Namen erfahren. Wie sehr hatte er sich das gewünscht. Yami ging es nicht anders, jede
noch so kleine Information war kostbar für ihn um sein Gedächtnis wieder zu finden. Und
damit seine Macht, damit er Yugi auch weiterhin beschützen konnte.
„Nun die Info ist noch inoffiziell. Ishizu hat mir strengstens verboten…“
„Bitte Presley! Du wirst vielleicht nicht verstehen, aber ich muss das unbedingt wissen.
Bitte!“
Yugi flehte ihn förmlich an. Er schien ganz verzweifelt und wieder wuchs in dem Amerikaner
die Gewissheit, dass sie etwas gemeinsam hatten.
Der Junge zitterte etwas. Yami nahm seine Hand und drückte sanft zu. Es beruhigte Yugi ein
wenig.
„Nun ich denke, da du schon das Millenumspuzzle trägst, macht es nichts mehr aus. Der
Name bedeutet übersetzt so viel wie `Abendsonne´. Auf ägyptisch lautes es `Atemu´.“
Von da an hatte Yugi nicht mehr allzu viel mitbekommen. Pres hatte ihnen noch einige andere
Epochen vorgestellt, aber er hatte nicht mehr folgen können. Er hatte sie noch lieb
verabschiedet und Yugi auf die Schulter geklopft. Der junge Mann schien ganz und gar neben
sich zu stehen
Als er aus dem Museum trat und mit den anderen zurück zur Haltestelle lief ließ er sich etwas
zurückfallen und schien fieberhaft nachzudenken.
„Atemu, A-.te-mu, Atemu.“ Flüsterte er vor sich hin, als hätte er Angst es wieder zu
vergessen. Dabei lächelte er unaufhörlich.
Yami schwebte noch immer neben ihm, allerdings war er rot um die Nase. „Yugi, ist doch
gut. es ist doch nur ein Name.“
„Es ist nicht nur irgendein Name.“ Protestierte dieser. „Es ist deiner! Und deshalb unglaublich
wichtig. Ich hab mich schon so oft gefragt wie du heißt.“
Yami sah ihn zärtlich an. „Ich finde es schön, wenn du dich für mich freust. Aber sei doch
bitte nicht so aufgeregt. Es ist ja alles in bester Ordnung.“
Yami log in gewisser Weise. Er versuchte zwar einen ruhigen Eindruck zu vermitteln, aber er
war auch aufgeregt. Er war nicht länger `der Namenlose Pharao`, sondern er hatte jetzt ein
Stück Vergangenheit, ein Stück Identität zurück gewonnen. Er war Atemu.
„Atemu…“, flüsterte er nun auch.
„Dein Name gefällt mir sehr!“, stellte Yugi fest und diesmal war es wieder Yami, der rot
wurde. Die Begeisterung seines Hikari schmeichelte ihm.
Als sie wieder im Park angekommen waren, blieb Tea an der Aussichtsplattform stehen und
deutete auf den Horizont.
Es war schon früh am Abend und Sonne strebte unaufhaltsam nach unten. Der Himmel war
orangerot, einige Schäfchenwolken schimmerten zart rosa. Die untergehende Sonne spiegelte
sich im Meer und glitzerte dort golden.
„Die Abendsonne.. sie ist atemberaubend.“, träumte Yugi, und Yami verstand die Anspielung.
Währen die anderen sich über den Tag unterhielten und die Aussicht genossen umarmte der
Pharao seinen Hikari von hinten und saugte den Anblick in sich auf.
Yugi kuschelte sich an und Yami schmunzelte. „Es war eine großartige Idee ins Museum zu
gehen.“ Lobte er ihn.
„Ja, wir haben wieder etwas entdeckt. Aber Seto scheint auch ganz schon aufgewühlt. Und
Joey beinahe noch mehr.“
Tatsächlich wirkte Joey sehr unruhig und Yami hatte schon eine Idee seine Laune zu heben.
„Vielleicht sollten wir beide ihn ein bisschen ablenken.“
Yugi wusste schon was gemeint war, um forderte Joey zu einem Freundschaftsduell vor dem
Hotel auf.
Allerdings mussten alle noch ihre Duell Disc holen und da Joey sich im Hotelzimmer mal
wieder ausgebreitet hatte musste er erstmal suchen.
Yami und Yugi gingen komplett ausgerüstet schon mal vor. Tristan, Duke, Mokuba und Tea
hatten Hunger und wollten noch schnell was essen, bevor es los ging. Und da Seto übrig und
zudem noch sehr gespannt war, was Yugi und Joey dazugelernt hatten, tat er etwas
Untypisches. Er half seinem Hündchen beim Suchen.
Yugi und sein Pharao standen schon unterm Sternenzelt. Die Sonne war um diese Jahreszeit
schon recht früh hinterm Horizont verschwunden. Trotzdem war es heut ein angenehm milder
Herbsttag gewesen. Sie standen etwas abseits vom Hotel im Park und weder die Lichter der
Stadt noch die Bettenburg verschleierte den Sternenhimmel mit ihrem elektronischen Licht.
„So schön sieht man sie in Domino normalerweise nicht.“ meinte Yugi und bewunderte den
Orion.
„Hm, das stimmt. Mir ist als hätte ich ewig nicht mehr hinaufgesehen. …Ich hab neulich
geträumt, das ich an Kemets Küste am Meer gestanden bin und ein Gebet zu den Sternen
gesprochen habe.“
„Du träumst? Das wusste ich gar nicht.“, schmunzelte Yugi.
„Naja auch Geister müssen mal schlafen.“, verteidigte sich Yami. „Man sagt, dass Träume
Geschichten aus der Vergangenheit oder der Zukunft sind, vielleicht ist das ja wirklich mal
geschehen.“
„Wir kriegen schon noch raus, was du damals so alles getrieben hast, mein Atemu.“, grinste
Yugi und Yami lächelte ihm zu. Sein Aibou hatte offenbar gefallen an seinem Namen
gefunden. Und es klang wundervoll, wenn er ihn benutzte.
Doch urplötzlich durchzuckte ein Schaudern den Pharao. Irgendetwas war ganz und gar nicht
in Ordnung. Sie waren nicht allein, und wer auch immer noch hier war, hatte nichts Gutes im
Sinn.
„Yugi, pass auf. Ich fühl mich beobachtet. Hier ist etwas faul.“, warnte er.
„Vermutlich ist es nur irgendein Duellant der sich mit uns messen will und ein verschrobenes
Verhältnis zu normalen Herausforderungen hat.“, witzelte Yugi.
„Ich wünschte es wäre so. Aber es ist Gefahr im Verzug. Ich kann die Spannung förmlich greifen.“
Nun wurde Yugi doch unruhig. Yami machte für gewöhnliche keine Scherze über diese
Dinge. Mit einem schnellen Schuss Adrenalin im Blut sah Yugi sich höchstalarmiert um.
„Du solltest auf deinen Pharao hören, er hat vollkommen Recht. Ihr beide seid in großen
Schwierigkeiten.“, tönte eine tiefe Stimme hinter ihm.
Yugi wirbelte erschrocken herum. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Vorm ihm stand
ein Mann in einem langen ägyptisch aussehendem Gewand um murmelte etwas für sich hin,
dass der junge Mann nicht verstand. Die mindestens zwei Meter große Gestalt musste schon
biblisches Alter haben, so tiefe Furchen hatte er im Gesicht. Dennoch schien der Mann mit
aschfahlem Gesicht unglaubliche Kraft zu haben. In seiner rechten Hand trug er einen
goldenen Stab mit einem Schlangenkopf. Überhaupt sah das Zepter wie eine Kobra aus, die
ihn mit rubinroten Augen ebenso bedrohlich anfunkelte, wie ihr Herr.
Yugi strauchelte. Nach einer Schrecksekunde besann sich auch der Pharao.
„Aibou, das was er da spricht, ist ein Zauber. Von ihm geht eine unheimlich dunkle Macht
aus. Wir müssen sofort von hier fliehen.“
Yugi schwankte immer mehr und ging beinahe in die Knie. Seine Stimme war brüchig und
schwach. „Ich kann… mich nicht bewegen!“ presste er hervor.
Yami spürte wie sein Hikari in Ohnmacht fiel, und übernahm die Kontrolle. Sofort fühlte er
eine schwere Last auf den Schultern und eine starke Müdigkeit übermahnte ihn fast, aber er
kämpfte noch dagegen an. Yugis Geistergestalt lag bewusstlos in seinen Armen und er presste
seinen Aibou an sich. Der Fremde beendete seinen Bannspruch, ein verzerrtes hässliches
Grinsen legte sich auf sein Gesicht.
„Ihr fühlt euch nicht gut, nicht wahr Pharao?“, fragte er höhnisch.
„Wer bist du und was willst du?“, stieß Yami hervor. Allein das Reden raubte ihm
unglaublich Kraft. Sein Körper war mit irgendeinem Fluch belegt und er konnte nicht mehr
stehen. Seine Knie knickten ein und ging keuchend zu Boden. Yugi zog er halb auf seinen
Schoß und klammerte sich an dessen Jacke. Unter Aufbringung seiner letzten Kraftreserven,
richtete er seinen Oberkörper auf und blickte dem Magier finster an.
Dieser hatte ihn triumphierend beobachtet. „Wer ich bin ist völlig irrelevant. Außerdem habe
ich bereits was ich will, denn ihr befindet euch
schon meiner Hand nicht wahr?“
*
Seto durchquerte mit Joey die Vorhalle und versuchte ihn ein bisschen zur Ordnung zu
erziehen: „Sag mal Wheeler, willst du jedes mal erst mit einem Bagger anrücken, wenn du
etwas aus deinem Zimmer brauchst. Du solltest wirklich mal aufräumen. Denk mal an Yugi und Tristan.“
„Hey komm schon. Ich kann durchaus einen Haushalt schmeißen. Daheim mach ich so gut
wie alles. Da genieß ich es halt hier mal ein bisschen schludrig zu sein. Außerdem, nur das
Genie beherrscht das Chaos!“
„Was dich schon von vorneherein ausschließt. Werd endlich erwachsen, Köter.“
Joey verdrehte genervt die Augen, als sie gerade nach draußen schritten. Er stoppte abrupt
und Seto wäre beinahe über ihn gestürzt. „Sag mal, spinnst du?!“, fauchte dieser.
Joey zeigte mit zitternder Hand zum Park hin.
Dort stand ein riesiger Mann mit einer Schlange in der Hand und vor ihm kniete Yugi. Ihn
umgab eine dunkle bedrohliche Aura. Die beiden waren von vier merkwürdig steif
aussehenden Gestalten umringt, die alle ägyptische Kleidung trugen.
Joey sprintete ihnen entgegen und Seto rannte fluchend hinter. Es war unklug so schnell
vorzupreschen.
Die riesige Gestalt wandte sich zu den beiden um, und hob lässig eine Hand. Der Blonde
hörte noch ein „Joey, bleib weg!“ und wusste augenblicklich, dass es der Pharao und nicht
Yugi war.
Dann wurde er durch eine Druckwelle von den Füßen gerissen. Seto sprang auf ihn zu und
versuchte ihn aufzufangen. Zwar landeten beide auf dem Boden, aber dank Setos schneller
Reaktion hatten sich beide nicht verletzt.
Sie rappelten sich wieder auf und Joey wollte schon wieder losrennen, aber Seto hielt ihn fest.
„Willst du dich umbringen, oder was. Der Typ macht dich in Null- Komma -Nichts kalt.“
Der Blonde schaffte es sich loszureißen, aber Seto umklammerte ihn von hinten und hielt ihn
eisern fest.
„Lass mich los, verdammt noch mal! Ich muss ihnen helfen. Lass mich!“, schrie Joey ihn
verzweifelt an.
„Seto zog ihn noch näher an sich und versuchte ihn zu beruhigen. „Was auch immer das da
ist, er ist kein normaler Mensch. Was willst du denn tun? Bleib hier, Joey! Bitte.“
Joey stemmte sich zwar immer noch gegen Setos Umarmung, armer wenigstens zappelte er
nicht mehr so. Dieser komische Methusalem würde sie vermutlich wirklich töten, aber er
konnte Yugi und den Pharao doch nicht einfach im Stich lassen. Während er fieberhaft nach
einem Ausweg suchte, klappte Yami vor seinen Augen bewusstlos zusammen.
Joey entwich ein schmerzverzerrter Aufschrei, und Seto tat es in der Seele weh.
„Kümmert euch um sie.“, donnerte der Fremde und seine vier Begleiter rannten auf Joey und
Seto zu. Die beiden stellten sich nebeneinander auf, um die Angreifer in Empfang zu nehmen.
Sie waren unbewaffnet und in der Unterzahl, machten aber beides durch Entschlossenheit
wett.
Als die vier Ägypter näher kamen, sahen sie alles andere als menschlich aus. Einer schlug mit
einem Stab nach Joey, dieser wich gekonnt aus, und trat ihm in die Magengegend. Mit
durchschlagendem Erfolg: Das DING hatte ein Loch im Bauch strauchelte Rückwärts und riss
einen seiner Gefährten mit um. Als sie auf dem Boden aufschlugen, zerbrachen sie.
Daraufhin trat Seto einem in die Knie, der fiel und zerbröselte. Der letzte wollte von hinten
auf ihn los, aber einen Hüftwurf später hatte Seto auch den zweiten Terrakottakrieger, oder
was auch immer er war, zerstört.
Als er und Joey sich wieder nach dem Magier umblickten, trug dieser eine lilafarbene
Rüstung, die an einem Käfer erinnerte. Er hatte Yami auf den Armen. „Sehr beeindruckend!“,
gab er zu.
„Willst du auch was?“, fragte Joey angriffslustig und ein bitterer Ton lag in seiner Stimme.
Seto legte ihm eine Hand auf die Schulter und übte leichten Druck aus, um ihn zu beruhigen.
„Du hast mir noch weniger entgegen zu setzen als diese beiden, auch wenn du mutig bist,
Kleiner Kämpfer.“, lachte der Fremde nicht ohne Spott. Er blickte auf Yami in seinen Armen
und murmelte etwas Fremdländisches. Das Puzzle leuchte auf, und der Körper des Pharao
schien ein wenig zu schrumpfen. Seine scharfen Züge würden weicher und seine ganze
Gestalt wirkte zerbrechlicher.
Seto keuchte erschrocken auf, aber Joey blieb ruhig.
Dann schwebte der Magier etwas über dem Boden und flog schließlich davon. Auf der
Rückseite der Rüstung waren so etwas wie Insektenflügel zu erkennen. Dann war er ganz
schnell verschwunden.
Joey ballte die Fäuste und presste wütend die Lippen aufeinander, er hatte alles untätig mit
ansehen müssen.
„Was war das grade, und was ist da gerade mit Yugi geschehen?“, rief Seto auf einmal mit
schwankender Stimme.
Joey sah ernst zu ihm herüber. „Du hast das noch nie so live gesehen, nicht war? Der erste
war der Pharao. Als das Puzzle so geleuchtet hat, hat er mit Yugi getauscht.“
Seto nickte. Er glaubte Joey, wie könnte er auch nicht.
Aus einer Eingebung heraus beugte sich er sich zu den Scherben der Krieger und untersuchte
sie. Mann konnte sie praktisch zwischen den Fingern zerreiben.
„Was ist das?“, fragte Joey.
„Ton… Ich denke es ist gebrannte Tonerde.“
Joey fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar. „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte er.
Joey war verzweifelt, Yugi und der Pharao waren von einem überdimensionalgroßen Käfer
entführt worden, und sie hatten nichts in der Hand.
Seto schien nicht ganz so mitgenommen, denn er hatte einen Plan.
„Ich würde vorschlagen dass wir Mr. Carnovan noch einen Besuch abstatten.“
„Was hat der denn damit zu tun?“
„Dieser alte Hexer und auch seine Terrakottaarmee hatten altägyptische Kleidung an. Der Typ
war hundert prozentig ein Magier. Zu guter letzt die Rüstung.“
„Sah wie ein Käfer aus.“, meinte Joey.
„Nicht irgendein Käfer, Wheeler. Es war ein Skarabäus. Und wir haben uns heute erst ein
Horrormärchen über einen pharaonenjagenden Hohepriester angehört!“
„Scarab!“, schlussfolgerte Joey.
„Hey Leute. Was ist denn los? Ihr guckt ja, als wäre jemand gestorben. Wo ist Yugi
überhaupt?“.
Joey und Seto drehten sich zu ihren Freunden um, ohne Tristan zu antworten. Mokuba fing
sofort den Blick seines Bruders auf, und war besorgt.
Duke merkte es ebenfalls: „Was ist passiert?!“
Joeys Blick verfinsterte sich erneut. „Yugi ist entführt worden.“
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So das wär’s von mir, die die Staffel nach Waking the Dragons noch immer stur ignoriert. Zumindest in dieser FF. Naja vielleicht bis auf den Fakt, das Seto im weißen Anzug einfach göttlich aussieht. Das muss ich noch irgendwie einbauen… *grübel*
Zu den Geschichten im Museum, die beziehen sich zum Teil auf die Serien zum Teil auf meine verenkete Fantasie. Es gab aber tatsächlich zwei Pharaonen, die Sethos hießen.
Also über Kommis und konstruktive Kritik bin ich zu haben. *schon freu*
ihr könnt mir bei fragen auch mailen: lillyko@arcor.de
Bis bald!
PS. Alle Figuren aus Mummies Alive! Gehören their respectable owners. Und ich mache auch mit ihnen kein Geld.