2.Kapitel
2.Kapitel
Lailas Wecker klingelte. Es war halb acht. Seufzend richtete sich die junge Frau auf. Sie freute sich zwar
auf den neuen Tag, auf ihre Klasse, die neuen Leute aber der Wecker hatte sie aus einem
wunderschönen Traum gerissen. Einem Traum, in dem Frieden herrschte, Voldemort vernichtet war.
Diesen Traum hatte sie schon oft gehabt, aber dieses Mal war er doch etwas anders. Sonst war sie
immer allein, höchstens in Begleitung ihrer Tiere, durch diese Welt gegangen, aber dieses Mal war
jemand an ihrer Seite. Ein junger Mann, ein Zauberer, und obwohl sie sein Gesicht nicht ganz gesehen
hatte, wusste sie instinktiv, wer es war.
Sie stand auf und ging zum Schrank. Nach kurzem Überlegen nahm sie schwarze, gerade geschnittene
Hosen und einen dunkelroten Kaschmirpulli heraus und zog sich an. Darüber streifte sie eine leichte,
schwarze Robe. Den Schulumhang warf sie auf einen der Sessel. Dann suchte sie mit Hilfe des
Stundenplans alle Bücher die sie brauchte zusammen und stopfte sie zusammen mit Schreibzeug in
eine Tasche. Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass sie noch zehn Minuten Zeit hatte. Im
Vorbeigehen schnappte sie den Umhang und zog ihn an. Dann nahm sie eine silberne Haarbürste und
kämmte ihr langes Haar. Dabei summte sie verträumt vor sich hin bis sie plötzlich von Aura gestört
wurde. Die Pantherdame hatte ihre Vorderpfoten auf die Rückenlehne des Stuhls gelegt und sah ihrer
Herrin über die Schulter. Laila hob ihre Hand und streichelte die schwarze Katze.
"Na Süsse, auch endlich wach?"
Ein kehliges Schnurren war die Antwort. Die Hexe stand auf und band ihr Haar mit einem rotbraunen
Samtband im Nacken zusammen. Die schwere Tasche über der Schulter ging sie in Richtung Eingang. Es
war drei Minuten vor Acht. Als sie sich noch einmal umdrehte, erblickte sie Aura, die sie erwartungsvoll
ansah.
"Willst du mitkommen?"
Aura wippte mit dem Kopf, dass es aussah, als ob sie nickte.
"Also gut, aber du musst brav sein! Radsha, willst du auch mit?"
Aus dem Schlafzimmer war ein leises Knurren zu hören, was Laila als Nein deutete.
"Auch gut, Schlafmütze! Komm Aura, gehen wir!"
Um punkt acht Uhr glitt das Bild zur Seite und Laila trat aus dem Eingang. Draco stand lässig an die
gegenüberliegende Wand gelehnt und wartete.
"Hi Draco! Wartest du schon lange?"
"Guten Morgen Laila! Du siehst bezaubernd aus, weisst du das? Ich bin noch nicht lange hier, höchstens
fünf Minuten."
Das war allerdings ein wenig untertrieben, der junge Mann stand schon 15 Minuten vor dem Bild und
wartete. Aus Angst, zu spät aufzutauchen war er nämlich viel zu früh losgegangen. Laila errötete leicht,
wegen dem Kompliment und hauchte ein "Danke!", welches wiederum Draco ein zufriedenes Grinsen
ins Gesicht zauberte. Die beiden gingen nebeneinander in Richtung Grosse Halle. In der Eingangshalle
trafen sie auf Blaise, Crabbe und Goyle. Draco steuerte auf die drei zu um sie Laila vorzustellen.
"Das sind meine Freunde, Blaise Zabini, Vincent Crabbe und Gregory Goyle. Sie sind alle in unserer
Klasse."
Laila nickte jedem Genannten freundlich zu.
"Hi! Ich hoffe, dass wir auch Freunde werden."
"Das würde mich freuen. In dieser schweren Zeit ist es wichtig Freunde, wahre Freunde, zu haben."
Über diese Aussage des schwarzhaarigen Jungen war die Hexe sichtlich erstaunt. Auch Draco war über
die Aussage von Blaise erstaunt. Anscheinend vertraute er der fremden Schülerin, sonst hätte er das
nicht gesagt. Ausser ihm selber und Prof. Snape wusste in ganz Hogwarts niemand, dass die Zabinis
nicht für den Dunklen Lord arbeiteten. Blaise verachtete den Lord, er wollte dessen Vernichtung. Wenn
das in Slytherin bekannt würde, hätte Blaise grosse Probleme. Genau wie er, der Eisprinz war, obwohl er
das im Moment nie öffentlich zeigen würde, ein Gegner des Lords. Aber was war mit Laila? War sie auf
der 'guten' oder auf der 'bösen' Seite? Blaise nahm anscheinend an, dass sie eine Gegnerin des Lords
war. Aber war das wirklich so? Draco nahm sich vor, die junge Hexe in einem geeigneten Moment
darauf anzusprechen.
Als Laila mit ihren Begleitern die Grosse Halle betrat, wurden sie von vielen Augenpaaren verfolgt. Laila
schien dies nicht zu bemerken. Sie schwebte auf den Slytherintisch zu und liess sich zwischen Draco
und Blaise nieder um zu frühstücken. Blaise kramte seinen Stundenplan hervor und stöhnte.
"Was?"
Draco zog eine Augenbraue in die Höhe und erwartete eine Antwort.
"Hast du den Stundenplan schon angeschaut?"
Der blonde Slytherin schüttelte verneinend den Kopf, er hatte gestern wirklich besseres zu tun.
"Wir haben dieses Jahr jedes Fach zusammen mit Gryffindor!"
Draco verdrehte die Augen und hielt sich die Stirn. Laila musste über dieses Bild lachen. Auch Blaise
stimmte in das Lachen ein, der junge Malfoy sah einfach zu komisch aus. Durch ein stupsen wurde Laila
abgelenkt. Sie schaute nach hinten, direkt in Auras bettelnde Augen.
"Willst du auch was von meinem Frühstück? Fleisch gibt es aber nicht, nur etwas Milch wenn du willst."
Sie nahm ein Schüsselchen, das für Cornflakes bestimmt war, vergrösserte es etwas und goss Milch
hinein. Aura schnurrte zufrieden, als sie die Milch bekam.
Am Gryffindortisch fragte sich Ron zum x-ten mal, warum Hermine unbedingt Freundschaft mit der
Neuen schliessen wollte, schliesslich war sie beim ,Feind'.
"Also wirklich, Hermine, ich versteh dich nicht. Slytherins sind böse und Anhänger von Du-weisst-
schon-wem!"
"Ronald Weasly, du gehst mir langsam auf die Nerven mit deinen Vorurteilen! Wenn du sie nicht
kennenlernen willst, auch gut, aber hör auf zu nerven! Ich werde sie jedenfalls nachher fragen, ob sie
Lust hat, mit mir die Aufgaben zu machen oder sonst irgendwas."
"Aufgaben machen, wie spannend! Und du glaubst wirklich, Malfoy lässt das zu? Aber bitte, ich
wünsche dir viel Glück, ich werde meine Zeit besser nutzen. Harry, gehen wir nach dem Unterricht ein
wenig trainieren?"
Harry, der gedankenverloren in seinen Cornflakes rumstocherte, schreckte leicht zusammen.
"Was? Nein Ron, heute lieber nicht, ich mach besser meine Hausaufgaben. Du hilfst mir doch Herm,
oder?"
Ron seufzte resignierend. Mit Harrys Unterstützung konnte er, im Bezug auf Laila jedenfalls, nicht
rechnen.
"Kommt, gehen wir!"
Ron sah zu Hermine, die aufgestanden war. Harry und er erhoben sich ebenfalls. Aus den Augenwinkeln
konnte er beobachten, dass sich Draco, Laila und Blaise von Slytherintisch erhoben hatten. Die neue
Schülerin war in ein Gespräch mit dem ruhigen, schwarzhaarigen Slytherin vertieft. Draco streichelte
Aura, die zwischen ihm und ihrer Herrin lief.
Heute morgen hatten sie als erstes eine Doppelstunde Verwandlung, nicht gerade das Lieblingsfach von
Draco. In seinen Augen bevorzugte McGonagall sowieso dauernd diese bekloppten Gryffindors. Laila
unterhielt sich gerade mit Blaise über ihre Wahlfächer. Die junge Frau hatte die Erlaubnis von
Dumbledore, während zwei Wochen jedes Wahlfach einmal zu besuchen um sich dann zu entscheiden.
Im Moment waren die beiden in eine Diskussion über Alte Runen vertieft und Draco konnte sie in Ruhe
beobachten.
Als Professor McGonagall um die Ecke bog, war sie über das Bild, das sich ihr bot, erstaunt. Gryffindors
und Slytherins standen friedlich vor der Tür zum Klassenzimmer. Wobei, friedlich wahr wahrscheinlich
der falsche Ausdruck dafür. Sie standen einfach ruhig vor dem Unterrichtsraum und liessen sich in
Ruhe. Kein Streit, kein Spott, keine Provokationen. Sogar Harry Potter und Draco Malfoy liessen sich in
Ruhe. Langsam glitt der Blick der Lehrerin über die Gruppe. Die neue Schülerin unterhielt sich mit
einem Slytherin. Hermine Granger beobachtete die beiden. Genau genommen beobachtete sie nur die
junge, dunkelhaarige Hexe. Ihre Miene verriet der Professorin für Verwandlung aber, dass Hermine
neugierig war, wer die mysteriöse Schülerin ist. In den Gesichtern der restlichen Gryffindors war
dasselbe zu sehen, bei manchen mit etwas Misstrauen bei anderen mit etwas Zuneigung vermischt. Vor
allem in Harrys Gesicht konnte sie Zuneigung für Laila entdecken. McGonagalls Blick glitt weiter, zu den
Slytherins. Pansy starrte ihre neue Mitschülerin mit unverhohlenem Hass an, Dracos Gesicht war
versteinert, wie immer, und der Rest schien sie zu ignorieren.
Nachdem die Professorin die Tür aufgesperrt hatte, Laila sass in der zweitvordersten Reihe, neben
Milicent Bulstrode, begann das letzte Schuljahr für diesen Jahrgang.
"Wer von euch kennt das Sprichwort ,Aus einer Mücke einen Elefanten machen'?"
Ein paar Schüler hoben die Hand. McGonagall nickte und fuhr fort.
"Für diejenigen, die es nicht kennen: Das ist ein, bei den Muggeln verbreitetes Sprichwort und bedeutet,
etwas übertrieben schlimm darstellen. Also aus einer Lappalie ein Riesenunglück machen. Nachdem wir
nun die Verwandlung von Gegenständen und Tieren in beliebige Gegenstände behandelt haben werden
wir und dem Verwandeln eines Tieres in ein anderes widmen. Diese Tiere sollen aber nicht nur ihr
Aussehen ändern sondern auch die Eigenschaften des neuen Tieres annehmen. Ich möchte, dass sie
jetzt die sechs Zaubersprüche von der Tafel abschreiben. Mit allen kann man Tiere verwandeln, aber
nicht alle haben die gleiche Wirkung. Natürlich gibt es noch mehr solche Sprüche, das sind die sechs
einfachsten. Sie finden kurze Erklärungen zu jedem Spruch auf Seite 311 in ihrem Buch. Versuchen sie
nun, mit Hilfe dieser sechs Sprüche diese Maikäfer in einfache Hausmäuse zu verwandeln."
Mit einem Schwenker ihres Zauberstabs liess sie vor jedem Schüler ein Glas, in dem ein Maikäfer sass,
erscheinen. Dann begann das grosse rascheln, Pergamentblätter wurden hervorgeholt, die Sprüche
abgeschrieben und Bücher aufgeschlagen. Nach einer Weile waren alle damit beschäftigt, ihre Käfer zu
verwandeln. Bei einigen klappte das überhaupt nicht, bei anderen hatte er der Käfer entweder das
Aussehen oder die Eigenschaften einer Maus. So gab es dann z.B. Käfer wie den von Pansy Parkinson,
der wie ein Käfer aussah, aber Nagezähne wie eine Maus hatte oder Nevilles, der einfach nur fiepte.
Am Schluss der Stunde hatte es einzig und allein Laila geschafft, eine richtige Maus aus ihrem Maikäfer
zu machen. Das kleine Tier sass zufrieden in einem Käfig, den Laila aus dem Glas gemacht hatte. Nicht
einmal Hermine war es gelungen, die Aufgabe vollständig zu lösen, ihre Maus hatte keine Stimme und
wenn man genau hinsah, konnte man zwischen den Schnurrhaaren die Fühler des Käfers erkennen.
Drei Minuten vor Schluss ertönte wiederum Prof. McGonagalls Stimme.
"Lesen sie bitte auf nächstes Mal das erste Kapitel über die Verwandlung von Tier zu Tier durch und
beschreiben sie die Wirkungen der sechs heute verwendeten Zaubersprüche. Pro Spruch erwarte ich
etwa eine halbe Rolle Pergament, also Total drei Rollen. Miss Granger, ihre Maus ist zwar nicht perfekt,
aber nicht schlecht für den ersten Versuch, 20 Punkte für Gryffindor. Miss Laila, ihre Arbeit ist
einwandfrei, 40 Punkte für Slytherin."
Es läutete und die Stunde war zu Ende. Die Schüler sprangen auf und verliessen das Klassenzimmer.
"Ich glaub's nicht, McGonagall gibt dieser Schlange 40 Punkte..."
"RON ZUM LETZTEN MAL: HÖR AUF DAMIT!"
Die Slytherins und Gryffindors betrachteten amüsiert die Szene: eine vor Wut bebende Hermine und ein
in sich zusammengesunkener Ron.
"Nein wirklich, Wiesel. Lässt dich von deiner Schlammblutfreundin zur Schnecke machen! Hast du denn
gar keine Würde?"
Dracos Stimme triefte vor Spott und ein hämisches Grinsen zierte sein Gesicht.
Ron wollte gerade auf den jungen Malfoy losgehen, aber Laila stellte sich dazwischen.
"Aber bitte, meine Herren! Wo bleiben denn ihre Manieren? Man schlägt sich nicht, wenn Damen
anwesend sind, es sei denn, man schlägt sich um die Damen."
Ron schnaubte, blieb aber stehen. Hermine trat neben ihn und lächelte Laila zögernd an. Die
langhaarige Hexe sah ihr Gegenüber fragend an und lächelte freundlich. Durch dieses Lächeln ermutigt
sprach die braunhaarige Gryffindor ihre neue Mitschülerin an.
"Bitte verzeih ihm, normalerweise ist er nicht so."
"Mach dir keine Sorgen, jeder hat mal einen schlechten Tag!"
"Stimmt. Ich bin übrigens Hermine, Hermine Granger. Und das sind meine Freunde, Ron Weasly und
Harry Potter. Ich wollte dich fragen, ob du heute nach dem Unterricht mit uns in die Bibliothek gehen
möchtest. Wir könnten zusammen Hausaufgaben machen."
Leicht nervös wartete Hermine auf eine Antwort, doch ehe Laila den Mund aufmachen konnte, ertönte
Malfoys schnarrende Stimme.
"Glaubst du wirklich, wir fallen auf so einen billigen Trick rein? Alle hier wissen, dass der grosse Sankt
Potter, das Schlammblut und das Wiesel Slytherin hassen. Also wer sagt uns, dass ihr Laila nichts
antut?"
Laila hatte dem blonden Slytherin aufmerksam zugehört und schaute dann fragend zu Hermine.
"Was geht dich das an, Malfoy? Ich glaube, Laila kann ganz gut auf sich selber aufpassen."
Draco sah Hermine herablassend an. Laila überlegte kurz bevor sie antwortete.
"Wie wäre es mit einem Kompromiss? Ich gehe heute Nachmittag mit euch dreien in die Bibliothek und
Draco kommt mit mir, damit mir nichts passiert. Kann mir jemand den Weg zum Wahrsagezimmer
zeigen? Ich habe nämlich keine Ahnung, wo es ist."
Sofort wurde sie von Lavender und Parvati in Beschlag genommen. Die Gruppe löste sich auf, alle
gingen in ihre jeweiligen Klassenzimmer, die Slytherins plus Hermine hatten jetzt Runenkunde, die
Gryffindors und Laila Wahrsagen. Am Ende des Ganges drehte sie sich noch einmal um und winkte
Draco und Blaise zu.
"Bis nachher, beim Mittagessen."
Die beiden Slytherins hoben die Hand und nickten, dann waren sie auch schon verschwunden.
"Willkommen liebe Schüler, zu eurem letzten Jahr hier in Hogwarts. Wir werden uns dieses Jahr vor
allem mit Sterndeutung und dem Deuten von Feueromen widmen. Eigentlich wollte ich vor allem
Träume deuten, aber die Kristallkugel sagte mir, dass die Hauptthemen der Abschlussprüfung die
Sternen und das Feuer sind."
Laila zog ob dieser Aussage eine Augenbraue in die Höhe. Sie hatte sich mit Harry und Ron an einen der
runden Tische gesetzt. Aura lag neben ihr am Boden. Laila hatte Mitleid mit ihrem "Kätzchen". Sie fand
das Parfümgewaber im Raum schon fast unerträglich, wie ging es denn da der Pantherdame?
Prof. Trelawney schlich von Tisch zu Tisch und verteilte Planetentabellen und kleine, bewegliche
Modelle des Sonnensystems. Am Tisch von Harry, Ron und Laila hielt sie inne und sah Harry kurz
traurig an. Alle Anwesenden Gryffindors erwarteten in dem Moment eine der üblichen Vorhersagen von
Harrys Tod, aber es kam nichts. Stattdessen wandte sich die Professorin an Laila und begann mit einer
rauchigen Stimme, die geheimnisvoll klingen sollte, zu sprechen.
"Meine Liebe, ich habe deine Ankunft vorausgesehen. Ich weiss alles über dich, ich habe es vor meinem
inneren Auge gesehen! Armes Kind! Ich habe auch gesehen, dass dir dieser Unterricht gefällt und dass
du Talent hast, dein inneres Auge muss nur richtig geschult werden!"
Prof. Trelawney schwebte zurück zu ihrem Sessel. Die junge Slytherinhexe schaute ihr regungslos nach.
Parvati und Lavender, die neben dem grossen Ohrensessel am Boden sassen, beobachteten ihre
Lehrerin mit neugieriger Bewunderung.
"Das mit dem Unterricht wird sich noch herausstellen. Was mich interessieren würde: Was wissen sie
denn über mich?"
Lailas Stimme war zwar freundlich, aber ein Hauch von Kälte lag darin. Ihr Blick war ausdruckslos auf
die Professorin gerichtet.
"Alles, meine Liebe, alles! Ich kenne deine Vergangenheit, deine Gegenwart UND...deine Zukunft!"
Die letzten Worte waren fast nur noch gehaucht, aber dennoch hatten sie alle verstanden.
"Meine Vergangenheit? Möchten sie die Klasse denn nicht an ihrem Wissen teilhaben lassen?"
Die Klasse verfolgte neugierig das Gespräch zwischen den beiden. Natürlich wollten sie wissen, wer
Laila war und woher sie kam. Aber konnte man den Worten der Professorin glauben? Niemand konnte
sich vorstellen, dass Trelawney wirklich etwas über Laila wusste.
"Das könnte ich allerdings tun, aber ich dachte, du wolltest das alles geheim halten. Was ich , in
anbetracht der Tatsachen auch verstehen kann, mein Kind. Aber wenn es dein Wunsch ist...."
Laila fiel ihrer Lehrerin mit kalter Stimme ins Wort.
"Ich bitte darum! Erzählen sie, was ihr inneres Auge ihnen gezeigt hat."
Prof. Trelawney hielt sich eine Hand vor die Augen. Die andere streckte sie aus, dann begann sie mit
einer sehr tiefen, rauchigen Stimme zu sprechen.
"Ich seeeeeehe....eine glückliche Familie, Vater, Mutter und eine neugeborenes Baby. Aber das Glück
währt nicht lange, das Baby wird gestohlen und an eine reiche, kinderlose Familie verkauft. Eine
Muggelfamilie! Die reiche Mutter stirbt an einer Lungenkrankheit....Die neue Pflegemutter mag das
Kind, aber dann wird sie schwanger. Sie bekommt einen Jungen. Da bist du vier, mein Kind. Dein
Halbbruder ist linksseitig leicht gelähmt...Eure Mutter hasst dich dafür, dass du gesund bist...Sie gibt
dir dich zu einer verbitterten, alten Frau, eine Muggel, die behauptet, eine Hexe zu sein. Du lebst als
Dienstmagd dort, in äusserst ärmlichen Verhältnissen! Erst im letzten Jahr konntest du entkommen, ihr
wart gerade auf einem Kräutermarkt, als du weggelaufen bist...Mein armes Kind, du hast in deinem
jungen Leben wirklich schon viel erlebt!"
Prof. Trelawney sah Laila voller Mitleid an. Auch die Blicke der restlichen Schüler ruhten auf ihr. Laila
starrte ihre Lehrerin fragend an, dann begann sie laut zu lachen. Nachdem sie sich etwas beruhigt
hatte, sagte sie mit leicht spottender Stimme:
"Wirklich ein schönes Märchen, das sie uns da erzählt haben! Fehlt nur noch der edle Prinz! Im ernst,
Professor, sie sollten ihr inneres Auge mal von einem Optiker überprüfen lassen. An dieser Geschichte
ist nämlich kein Fünkchen Wahrheit dran. Zu gegebener Zeit werden sie das feststellen. Und nun
entschuldigen sie mich, ich habe heute noch andere Dinge zu tun. Komm Aura!"
Die junge Slytherinhexe erhob sich und verliess den Raum, ihre Pantherdame neben sich. Die Klasse,
inklusive der Lehrerin, sahen ihr geschockt nach. Die Professorin war sogar so geschockt, dass sie die
Klasse vorzeitig entliess und vergass, ihnen Hausaufgaben zu geben.
Die Siebtklässler von Gryffindor stürmten aus dem Turmzimmer, mit der Hoffnung, Laila noch einholen
zu können. Sie alle konnten sich noch gut an Hermines Abgang in der dritten Klasse erinnern, aber
irgendwie hatten alle das Gefühl, dass das eben noch einen Tick besser gewesen war.
Aber die Gryffindors wurden enttäuscht. Von der Slytherinhexe und ihrem Panther war nichts mehr zu
sehen.
Laila war schnurstracks in ihr Zimmer gelaufen. Diese Lehrerin war eine Zumutung. Normalerweise
dauerte es lange, sehr lange, bis die junge Frau ihre Haltung verlor und ausfallend wurde, aber diese
Person hatte es erstaunlich schnell geschafft. Laila war sich nicht sicher, ob es an den Worten der
Lehrerin oder doch eher an den benebelnden Parfümluft im Klassenzimmer gelegen hatte, aber eins
stand fest: kein Wahrsagen!
"Hoffentlich taugen die anderen Lehrer etwas mehr!"
Laila sprach mit sich selbst als sie ihre Robe auszog und zurück in den Schrank hängte. Es war ziemlich
warm, da reichte ein Umhang über den anderen Kleidern. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es Zeit
zum Essen war. Also machte sie sich mit Aura und Radsha im Schlepptau auf den Weg in die Grosse
Halle.
Die meisten Schüler waren schon beim Essen, als Laila die Halle betrat. Die Slytherin setzte sich zu
Draco und Blaise.
"Blaise, ich hätte auf dich hören sollen! Wahrsagen war schlimm! Diese Fledermaus hat keine Ahnung
wovon sie spricht!"
Draco und Blaise grinsten.
"Wir haben schon von deinem Auftritt gehört. Gratuliere! So ein Abgang hätte ich dir gar nicht
zugetraut."
"Blaise! Wo bleiben deine Manieren!"
Draco hatte wieder seine übliche Maske aufgesetzt. Nur in seinen Augen konnte man sehen, dass er das
ganze überaus witzig fand. Blaise hingegen verschlickte sich fast an seinem Kürbissaft vor lauter
Lachen.
Laila schüttelte den Kopf, gab ihren beiden Kätzchen je ein grosses Stück Rohfleisch das die Hauselfen
offensichtlich zu dem Zweck vorbereitet hatten. Dann bediente sie sich selber und begann zu essen.
Pansy sass ein paar Plätze von Draco entfernt und schäumte vor Wut.
*Diese verdammte Schlampe! Was fällt der ein! Jetzt ist die Kuh noch nicht mal 24 Stunden hier und
schon hat sie Draco den Kopf verdreht! Der halben Schule hat sie den Kopf verdreht! Wie macht sie das?
Sogar der Goldjunge scheint auf die Tussi zu stehen, obwohl sie in Slytherin ist. Aber Draco bekommt
sie nicht...hihi während wir hier sitzen handelt mein Dad mit Lucius Malfoy unsere Verlobung aus!
Spätestens im nächsten Sommer bin ich Mrs. Draco Malfoy!*
Pansy lachte gehässig auf und beobachtete Laila, die einem ihrer Panther etwas gab und ihn am Kopf
kraulte.
*Und dann noch diese Viecher! Wie kann man nur so 'nen Aufstand machen wegen zwei flohbeladener
Fellknäuel? Ein Spruch und die Viecher sind Geschichte!*
Die blonde Slytherinhexe stand auf und stampfte in Richtung Ausgang. Beim Vorübergehen trat sie
einem der beiden Tiere mit voller Wucht auf die Hinterpfote.
Laila schreckte auf als Aura vor Schmerz aufheulte. Sie sah wie Aura ihre rechte Hinterpfote leckte und
Radsha Pansy Parkinson böse anknurrte.
"Ruhig Radsha! Es ist alles gut, kümmere dich um Aura."
Der Panther fauchte seinen "Feind" noch einmal böse an und wandte sich dann seiner Gefährtin zu. Er
stupste sanft gegen Auras Kopf und leckte dann ebenfalls über die schmerzende Stelle.
Laila beobachtete die beiden mit einem warmen Lächeln. In der Zwischenzeit hatte sich Draco vor Pansy
aufgebaut.
"Spinnst du eigentlich Parkinson? Pass doch auf wo du hintrampelst!"
"Was soll das, Dracilein? Was kann ich dafür, wenn die Vie...äh Tierchen im Weg rumliegen? Ich hab sie
eben übersehen!"
"ÜBERSEHEN? WIE KANN MAN ZWEI AUSGEWACHSENE PANTHER ÜBERSEHEN?"
"Aber Draci-Schätzchen, ich....."
"Wenn du mich noch einmal so nennst, dann bete, dass ich meinen Zauberstab nicht griffbereit habe
sonst gnade dir Gott!"
Dracos Stimme war gefährlich ruhig und kalt. Alle Anwesenden waren angespannt. Wenn Draco so mit
ihnen sprechen würde, wären sie alle schneller als der Blitz verschwunden.
Laila hatte inzwischen zwei Becher mit Kürbissaft vom Tisch genommen und drückte nun den beiden
Streitenden je einen in die Hand.
"Ein Glas kalter Kürbissaft wird eure erhitzten Gemüter beruhigen. Danach können wir weiterreden."
Draco nahm den Becher und nippte daran. Der Kürbissaft war wirklich eiskalt und Draco hatte das
Gefühl, dass er sich wirklich beruhigte. Als Pansy plötzlich aufschrie sah er sie fragend an. Die Slytherin
hatte ihren Becher fallengelassen und hielt sich den Hals. Dabei flüsterte sie immer und immer wieder:
"Heiss! Heiss!"
Pansy konnte sich nicht erklären, was eben geschehen war. Als Laila ihr den Saft gab, dachte sie schon,
dass sie gewonnen hat. Der Kürbissaft war angenehm kalt, doch auf einmal war er siedend heiss. Sie
liess vor Schreck den Becher fallen und hielt sich den schmerzenden Hals.
"Vielleicht solltest du das nächste Mal besser aufpassen wo du hintrittst. Wenn ich das so sagen darf.
Du hast Glück, dass du noch lebst oder nicht wenigstens schwer verletzt bist. Radsha hat sich nur
zurückgehalten, weil ich in seiner Nähe war. Ich an deiner Stelle würde mich vor ihm in Acht nehmen!"
Pansy sah ihre Mitschülerin entsetzt an, drehte sich und wollte aus der Halle rennen, doch Blaises
Stimme liess sie noch einmal innehalten.
"Pansy, vielleicht solltest du noch etwas wichtiges über meinen besten Freund wissen: Ein Malfoy hat
seinen Zauberstab IMMER griffbereit!"
Pansy sah sich panisch um ehe sie endgültig aus der Halle stürmte.
Laila hatte sich inzwischen neben Aura hingekniet und strich ihr sanft über das Bein.
"Nicht so schlimm, Süsse. Es ist nichts gebrochen oder verstaucht. Tut's noch sehr weh?"
Aura stand auf und ging zwei Schritte, dann legte sie sich wieder hin und schnurrte zufrieden.
"Also nicht. Hier, das habt ihr euch verdient."
Damit gab die Slytherin jedem ein Stück Sahnetorte, die auf dem Tisch stand, und setzte sich wieder.
In der Zwischenzeit war Milicent Bulstrode zu ihnen gekommen, hob Pansys Becher vom Boden auf und
fühlte die Temperatur der Flüssigkeit.
"Komisch, was hat Pansy nur? Der Saft ist doch eiskalt. Wie kann sie sich daran den Mund verbrennen?
Hast du ihren Saft verzaubert?"
Laila verneinte.
"Wie sollte ich? Ich hatte meinen Zauberstab die ganze Zeit nicht in der Hand."
Das leuchtete allen ein und sie gaben sich vorläufig damit zufrieden.
Harry, Ron und Hermine sassen im Zaubertrankunterricht in der hintersten Reihe und flüsterten
miteinander, sehr zum Missfallen von Prof. Snape. Die drei Gryffindors waren so in ihr Gespräch vertieft,
dass sie nicht bemerkten, dass Snape zu sprechen aufgehört hatte und sie böse anfunkelte. Erst als ein
Schatten auf sie fiel sahen sie auf, direkt in die zornigen Augen ihres Zaubertränkelehrers, der sich
inzwischen vor ihnen aufgebaut hatte.
"Wie ich sehe, interessiert sie mein Unterricht nicht. 10 Punkte Abzug! Für jeden! Potter, sie tauschen
mit Mr. Zabini den Platz."
Snape grinste fies und ging wieder nach vorn. Mit einem Schlenker seines Zauberstabs "schrieb" er ein
Rezept an die Tafel.
Harry hatte, teils missmutig, teils erfreut seine Sachen zusammengepackt und mit einem fies
grinsenden Blaise den Platz getauscht. Einerseits hatte er überhaupt keine Lust, mit Malfoy an einem
Tisch zu arbeiten aber andererseits sass auch Laila an dem besagten Tisch.
"Wir werden dieses Jahr mit einem kleinen Test beginnen! Die wenigsten unter euch erinnern sich
wahrscheinlich noch an die Schlaftränke, die wir im letzten Schuljahr behandelt haben. Den schwersten
davon, den Somnus Aeternus- Trank(1) werden sie heute brauen und zwar jeder für sich. Die
benötigten Zutaten stehen auf meinem Pult, die genauen Mengenangaben finden sie an der Tafel und
einen Arbeitsablauf finden sie in ihrem Buch, Seite 102. Am Schluss der Stunde will ich von allen eine
beschriftete Probe des Trankes. Fläschchen und Pergamentstreifen dafür finden sie ebenfalls auf
meinem Pult. Fangen sie an!"
Harry seufzte leise als er die angegebene Seite im Buch durchlas. Bei dem Trank konnte extrem viel
schief gehen. Die Zutatenmenge musste auf einen hundertstel Milligramm genau sein und bei jedem
Arbeitsschritt musste das Wasser bzw. der Trank eine bestimmte, mal etwas höhere, mal etwas tiefere
Temperatur haben.
"Na Potter, bist du etwas überfordert?"
"Klappe Malfoy! Du verstehst es doch selber nicht!"
"Träum weiter, Narbengesicht!"
Draco grinste hämisch und ging nach vorn, die benötigten Zutaten holen. Harry sah ihm wütend nach.
Obwohl, genau genommen hatte Draco recht, er wusste bestimmt, um was es ging. Schliesslich war er,
neben Hermine natürlich, der Beste in Zaubertränke.
Der Gryffindor wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Dabei beobachtete er Laila, die ihre Zutaten vor sich
auf den Tisch gestellt hatte und jetzt gerade dabei war, ihren Kessel aufzubauen. Aura und Radsha
lagen nebeneinander an der Wand des Kerkers und liessen ihre Herrin nicht aus den Augen.
Harry beobachtete jede einzelne Bewegung der jungen Slytherin. Er bemerkte nicht einmal wie sein
Erzfeind mit seinen Zutaten zurückkam.
"Potter, solltest du nicht besser den verlangten Trank brauen anstatt meine Hauskameradin mit deinen
Blicken zu belästigen?"
Harry drehte sich ertappt weg.
Draco wusste nicht, ob er das gut oder schlecht finden sollte. Jetzt hatte er er etwas neues, mit dem er
Harry auf die Palme bringen konnte. Aber jetzt hatte er auch einen Rivalen. Der junge Malfoyerbe
spürte, wie die Eifersucht sich langsam in ihm ausbreitete.
*Ach was solls! Potter kann mir niemals das Wasser reichen!*
Wieder etwas ruhiger begann er mit Brauen.
Snape schlich wie immer durch die Reihen der Schüler, machte da und dort eine Bemerkung und besah
sich die Arbeiten. Von Zeit zu Zeit schaute er nach vorn, zum Tisch seines Patensohnes. Draco war
konzentriert am arbeiten. Zwischendurch zischte er Potter etwas zu. Wahrscheinlich Bemerkungen zu
seinen Braukünsten. Snape grinste hämisch. Potter war zwar kein völlig hoffnungsloser Fall, so wie z.b.
Longbottom, aber wirklich talentiert war er auch nicht. Dann arbeitete an dem Tisch auch noch Laila,
die Neue. Un diese junge Hexe erstaunte ihn nun wirklich. Ihre Art, wie sie den Trank braute, die
Zutaten schnitt und die Temperatur regulierte. Alles hatte eine natürliche Anmut und Snape hatte
irgendwie das Gefühl, dass Laila Feuer und Wasser beherrschte. Aber das war natürlich unsinn, kein
Zauberer und keine Hexe, nicht einmal der Dunkle Lord und Dumbledore, konnten eines der vier
Elemente beherrschen. Vielleicht mit Hilfe von komplizierten Zaubern manipulieren, aber nicht mehr.
Aber trotzdem, das Wasser in Lailas Kessel hatte immer enorm schnell die benötigte Temperatur und
das Feuer loderte im einen Augenblick hoch auf und im nächsten waren die Flammen wieder klein und
züngelten sanft unter dem Kessel.
Gegen Ende der Stunde holte die hübsche Slytherin drei Fläschchen und drei Streifen Pergament.
Wortlos stellte sie zwei davon in die Mitte des Arbeitstisches, setzte sich und kramte in ihrer Tasche
nach einer Feder und Tinte. Mit schön geschwungenen Buchstaben schrieb sie ihren Vornamen auf das
Blättchen. Dann füllte sie etwas von dem Trank in das Fläschchen, verkorkte es und band das
Pergament um den Flaschenhals.
Die meisten anderen Schüler taten es ihr gleich. Snape stand vorne an seinem Pult und machte
Bemerkungen zu den abgegebenen Arbeiten. Bei vielen sah der Trank auf den ersten Blick
einigermassen gelungen aus. Er sollte einen fluoreszierenden Blauton haben und relativ wässrig sein.
"Mr. Longbottom, sagen sie zu dem wässrig? Um den Klumpen wieder aus der Flasche zu bringen muss
man sie ja zerschlagen. Sie sollten doch Krötenaugen nehmen und nicht Kröteneier! 10 Punkte Abzug
für Gryffindor!"
Neville zog den Kopf ein und eilte an seinen Platz zurück.
"Gut, Mr. Malfoy. Ihr Trank sieht soweit richtig aus. 10 Punkte für Slytherin."
"Miss Granger, sie sollten nur ihren Namen und nicht einen halben Roman auf das Pergament
schreiben!"
Hermine wurde leicht rot und wuselte zurück an ihren Platz. Nun ja, Snape hatte auch ein wenig
übertrieben. Auf dem schmalen Pergamentstreifen stand kein Roman, nur Vorname, Nachname, Haus,
der Name des Trankes und das Braudatum. Und das natürlich in Hermines Bonsaischrift.
"Sehr gut, Miss Laila! Ihr Trank sieht einwandfrei aus. Nochmals 10 Punkte für Slytherin!"
Nachdem alle ihren Trank nach vorne gebracht und sich wieder gesetzt hatten, sprach Snape weiter.
"Auf das nächste Mal schreiben sie 2m Pergament über die Wirkung und die Gefahren dieses Trankes.
Der Schulleiter hat mich gebeten ihnen mitzuteilen, dass Verteidigung gegen die dunklen Künste heute
ausfällt. Warum, das werden sie morgen erfahren. Miss Laila, kommen sie bitte nachher noch kurz zu
mir!"
Damit war die Stunde beendet und alle packten zusammen.
"Wir warten draussen, Laila."
"O.k. Blaise. Bis nachher."
Die hübsche Slytherin ging nach vorn und setzte sich gegenüber von Snape an den Pult. Die beiden
schwarzen Raubkatzen lagen noch immer an der Wand und betrachteten ihre Herrin.
"Ich hoffe, sie haben sich schon ein wenig hier eingelebt, Miss."
"Ich glaube schon, Professor Snape. Bisher bin ich gut zurechtgekommen. Bis auf die Ausnahme von
gestern Abend waren alle freundlich und hilfsbereit."
"Gut. Sollten sie dennoch Probleme mit oder wegen jemandem haben wissen sie, wo sie mich finden."
Laila nickte leicht.
"Ich hätte da noch eine Frage, Sir. Soviel ich weiss haben die "normalen" Schüler, die beiden
Schulsprecher und die Vertrauensschüler ausgenommen, einen Gemeinschaftsschlafsaal und ein
Gemeinschaftsbad. Warum bewohne ich dann nicht auch ein einfaches Zimmer? Nicht, das mir die
Räume nicht gefallen, ich fühle mich wohl dort, aber ich bin doch etwas erstaunt."
"Ich habe fast damit gerechnet, dass sie so etwas fragen. Als erstes bin ich froh, dass ihnen die Räume
gefallen. Der Grund für den Luxus ist, dass die Schulleitung vor zwei Wochen einen mysteriösen Brief
erhalten hat. In diesem Brief, dass sie an einen relativ hohen Lebensstandard gewohnt sind. Dabei
waren auch ein paar Bemerkungen, was ihr mögt und ein Beutel mit Galleonen, um die nötigen
Ausgaben zu begleichen. Natürlich waren wir alles etwas verwirrt und wir haben den Brief eingehend
auf Magie untersucht, aber wir konnten nichts böses oder gefährliches feststellen. Deshalb hat der
Schulleiter beschlossen, diese Ratschläge zu beherzigen."
Laila runzelte leicht die Stirn während Snape sprach. Leicht abwesend fragte sie:
"Wie sah der Brief aus, das Pergament, die Tinte? Und wie sah der Bote aus? War es ein grosser, bunter
Schmetterling?"
Nun war es an Snape, überrascht und etwas verwirrt dreinzuschauen.
"Aber woher....woher wissen sie das Miss Laila? Der Brief war mit schwarzer Tusche auf ein grünliches
Pergament geschrieben und ein Riesenschmetterling hat ihn überbracht. Kennen sie den Absender?"
"Das könnte man so sagen. Dieser Brief kam von meiner Grossmutter. Mehr kann ich ihnen leider nicht
sagen. Dazu ist es noch zu früh."
Mit einem anmutigen Lächeln im Gesicht stand sie auf und verabschiedete sich.
Draussen standen Blaise und Draco auf der einen, Harry, Ron und Hermine auf der anderen Seite des
Ganges. Crabbe und Goyle waren zurück in den Gemeinschaftsraum gegangen.
"Gehen wir in die Bibliothek?"
Laila wandte sich an Hermine.
"Wenn du willst. Wir könnten die beiden Aufsätze machen!"
"Gut. Kommst du auch mit, Draco?"
"Hmmm."
"Blaise?"
"Yep, ich bin dabei."
Das unterschiedliche Grüppchen setzte sich in Bewegung. Ron und Harry gingen voraus. Dahinter
kamen Hermine und Laila und, mit einem gewissen Abstand, Draco und Blaise. Aura und Radsha tollten
um die sechs herum.
In der Bibliothek setzten sich alle an einen langen Tisch. Die Gryffindors auf der linken Seite, die
Slytherins auf der Rechten. Laila und Hermine sassen nebeneinander, in der Mitte des Tisches.
Kurze Zeit später lagen auf dem Tisch Zaubertrank- und Verwandlungsbücher kreuz und quer verteilt.
"Wo bist du eigentlich bis jetzt zur Schule gegangen? Durmstrang oder Beauxbatons?"
Ron versuchte so gleichgültig wie möglich zu klingen aber er konnte die Neugier nicht aus seiner
Stimme verbannen.
"Weder noch. Ich war auch nicht auf einer Privatschule. Ich wurde zu Hause, privat, unterrichtet."
"Du musst gute Lehrer gehabt haben. Aber warum bist du nicht bei ihnen geblieben?"
"Sprich nicht so mit ihr, Wiesel!"
"Ist schon gut, Draco. Ich glaube, Ron hat das nicht so gemeint, er hat sich nur etwas unglücklich
ausgedrückt."
Der stolze Malfoyspross schnaubte verächtlich.
"Kein Wunder, bei der Erziehung!"
Ron wollte etwas darauf erwidern, wurde aber durch einen Blick von Hermine davon abgehalten.
"Ich hatte wirklich gute Lehrer und unter anderen Umständen wäre ich auch dort geblieben. Aber ich
war dort nicht mehr sicher. Ihr wisst ja, dass Hogwarts einer der sichersten Orte auf der Welt ist. Der
Ort, an dem ich vorher war, ist zwar auch sicher, vielleicht sogar noch sicherer als Hogwarts, wer weiss.
Aber niemals käme der Dunkle Lord auf die Idee, mich hier zu suchen. Deshalb habe ich die "Schule"
gewechselt."
"Du wirst von Voldemort verfolgt?"
Ron und Hermine zuckten zusammen, wie jedesmal, wenn Harry diesen Namen aussprach. Die anderen
drei liessen sich nichts anmerken.
"Jein. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich schon sucht. Wenn nicht, dann ist alles in Ordnung. Falls
doch, dann bin ich in Gefahr. Zwar nicht unbedingt in Lebensgefahr, aber Voldemort wird doch stark an
mir interessiert sein!"
"Warum denn?"
Alle fünf Siebtklässler waren auf die Antwort der hübschen Frau gespannt. Diese lächelte etwas
verlegen.
"Das kann ich euch nicht sagen. Tut mir Leid!"
"Ich verstehe das nicht. Wenn du von Du-weisst-schon-wer gesucht wirst, warum bist du dann in
Slytherin? Jedes Kind weiss doch, dass Slytherin das Haus des Unnennbaren ist."
"Ich denke, ihr wart gestern beim Abendessen und habt meine Beweggründe gehört. Ich kann euch
zwar nicht sagen, was Voldemort von mir will, aber ich schwöre euch, dass ich kein Anhänger der
Dunklen Seite und eine erklärte Gegnerin von Lord Voldemort bin. Ausserdem bin ich mir ziemlich
sicher, dass auch noch andere Slytherin so denken."
Damit war das Gespräch für sie abgeschlossen. Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, wohl merkend,
was für eine Verwirrung sie gestiftet hatte.
Hermine sah ihren ziemlich zerknirschten Freund triumphierend an. Blaise grinste vor sich hin, so wie
immer, wenn er mit etwas recht hatte. Und die beiden Erzfeinde von Hogwarts waren froh, dass ihre
Angebetete auf der "guten" Seite stand. Aber die Worte der Schönen waren doch etwas verwirrend. Für
alle. Die Gryffindors waren über das Vertrauen der Hexe in die Slytherins erstaunt. Die beiden Slytherins
staunten einerseits über ihr Vertrauen in die Gryffindors und fragten sich, was, oder besser gesagt wen,
Laila wohl mit dieser Anspielung meinte.
Die kleine Gruppe arbeitete still weiter und als Laila sich nach etwa einer halben Stunde streckte
bemerkte sie eine Eule, die draussen auf dem Fensterbrett sass.
"Kennt jemand von euch die schnucklige Eule da draussen? Ich glaube, sie hat einen Brief dabei."
Fünf Köpfe wandten sich dem Fenster zu, ein Stuhl wurde gerückt und ein Fenster geöffnet. Die
Schneeeule flog herein und setzte sich auf Harrys Schulter. Harry band den Brief los und gab Hedwig
einen Eulenkeks. Die Eule gab einen zufriedenen Laut von sich und flog dann in Richtung Eulenturm
davon.
Der schwarzhaarige Gryffindor setzte sich wieder und öffnete den Brief. Ron und Hermine sahen ihn
erwartend an.
"Der Brief ist von Remus.......und von Sirius!"
Harry freute sich so sehr über die Nachricht von seinem Paten, dass er die Anwesenheit seines
Erzfeindes und dessen besten Freund für den Moment vergass.
Hey Kleiner! Der Prozess ist zu Ende und stell dir vor: ICH BIN FREI!!! Ich kanns noch gar nicht richtig
fassen!
Machs gut, wir sehen uns bald!
Sirius
Hi Harry! Sorry, wir haben nicht so viel Zeit, da draussen lauert eine Horde Journalisten auf Tatze! Ich
erzähl dir morgen, wie der Prozess abgelaufen ist. Und ich bring dir auch was mit!
Bis bald
Remus
"Oh wie süss! Die Hexenwoche würde dir bestimmt viel für den Brief bieten, Potter! Ist eigentlich dumm,
dass das Wiesel keinen solchen Brief hat, dann könnte er sich mit dem Erlös auch mal was leisten!"
"Ach halt die Klappe, Malfoy!"
Mehr war Harry nicht eingefallen. Er war im Moment viel zu glücklich, um sich über den blonden
Eisprinz zu ärgern.
"Versteht ihr, was die beiden mit ,wir sehen uns bald' und ,ich erzähl's dir morgen' meinen? Kommt
Remus hierher?"
"Das wäre eine logische Erklärung, oder?"
"Die Frage ist nur warum?"
"Wisst ihr zurückgebliebenen Gryffindors denn gar nichts? Lupin wird wieder VgddK-Lehrer. Das steht
schon seit Anfang der Sommerferien fest!"
Blaise's Stimme war gelangweilt aber nicht kalt. Er schien einfach nur genervt, weil die drei Gryffindors
das Offensichtliche nicht sahen. Bevor aber ein Streit entbrennen konnte streckte sich Laila.
"Diese Stühle sind so unbequem!"
Sie erhob sich und zog ihren Zauberstab aus dem Ärmel. Mit einem einfachen Spruch verwandelte sie
den Stuhl in ein Kissen. Das Kissen liess sie auf eine Grösse von etwa 2x2m wachsen. Mit einem
Schwebezauber wurde es an eine regalfreie Wand verfrachtet.
"Radsha, komm mal her!"
Der Panther schien zu wissen, was seine Herrin von ihm wollte. Er legte sich jedenfalls ohne
Aufforderung auf das Kissen, so dass er ganz an der Wand lag.
Die schöne Hexe nahm ihr Buch und ihre Unterlagen und setzte sich auf das Kissen. Nun ja, sitzen war
vielleicht nicht der richtige Ausdruck, vielmehr lag sie halb auf der bequemen Unterlage. Ihre Beine
hatte sie angewinkelt, als Rückenlehne benutzte sie ihre grosse Katze. Der Zaubertränkeaufsatz lag
neben ihr, die Phönix-Schreibfeder darauf, das Buch auf ihren Beinen. Nach kurzem Lesen kramte sie
aus ihrem Umhang ein kleines Stück Papier und eine Kolibrifeder hervor. Die winzige Feder stellte sich
senkrecht auf den Papierfetzen und begann zu schreiben. Es sah so aus, als ob sie Notizen machte.
Jedesmal wenn Laila nämlich auf eine Seitenzahl und eine Stelle im Buch tippte, begann die Feder zu
kritzeln.
Eine Stunde vor dem Abendessen verräumte Laila ihre Sachen, stand auf und streckte sich ausgiebig.
"Gibt es hier eigentlich keine sportlichen Aktivitäten an der Schule?"
"Doch, Quidditch!"
Ron, Harry und Draco antworteten wie aus einem Mund.
"Quidditch. Ist das alles? Nur Besenfliegen?"
"Fliegst du nicht gerne?"
Harry sah seine Traumfrau ungläubig an.
"Doch schon, aber nicht mit Besen. Ich bevorzuge Reittiere. Ich finde es um einiges angenehmer, auf
dem Rücken eines Tieres durch die Luft zu fliegen als auf einem unbequemen Besenstil."
Harry musste unweigerlich an seinen Flug mit Seidenschnabel im dritten Jahr denken.
"Was machst du denn für Sport, wenn nicht Quidditch oder Besenfliegen?"
"Ich hatte die letzten Jahre neben den Elementarfächern auch Unterricht in Reiten, Fechten, Akrobatik
und Tanzen."
"Solche Fächer werden hier nicht angeboten, leider! Nur Quidditch, sonst nichts."
Zwischen Ron und Hermine entbrannte ein Streit um Sinn und Unsinn von Quidditch.
"Du kannst Fechten?"
"Mein Lehrer hat mir immer wieder versichert, dass ich eine hervorragende Kämpferin sei. Aber es gibt
sicher noch Verbesserungsmöglichkeiten."
Blaise nickte.
"Ich wollte dir nicht zu Nahe treten..."
"Kein Problem, ich habs auch nicht so verstanden. Meine Wortwahl war nicht klug!"
"Vergessen wir das ganze, ja? Aber wenn du hier gerne weitertrainieren würdest, ich kenne da
jemanden, der auch gern und gut fechtet."
"Wirklich? Wer denn? Gibt es denn irgendwo einen Raum, der zur Verfügung steht?"
"Ja. Drake. Ja."
"Was?"
Blaise lachte laut, als er die erstaunten Gesichter der Gryffindors und Laila sah.
"Ja, ich kenne jemanden. Es ist Draco und das mit dem Raum kriegen wir auch hin. Snape stellt euch
sicher einen der Kerkerräume zur Verfügung. Oder was meinst du Drake?"
"Klar, ich werd mal mit ihm reden...wenn du willst."
"Sicher will ich. Ich muss doch in Form bleiben! Ihr entschuldigt mich? Ich muss noch was erledigen vor
dem Abendessen."
Nachdem Laila gegangen war packten auch die restlichen fünf Schüler ihre Sachen zusammen und
gingen in ihre jeweiligen Häuser.
Harry, Ron und Hermine sassen an einem kleinen Tisch vor dem Kamin. Rundherum herrschte
geschäftiges Treiben.
"Hi Leute! Habt ihr schon gesehen, am Samstag ist schon das erste Hosgemade-Wochenende!"
Ginny Weasly setzte sich zu den drei Freunden. Sie war mittlerweile fast gleich gross wie Ron. Sie war
schlank, aber nicht so schlaksig wie ihr Bruder. Ihre roten Haare waren kurz geschnitten und total
verwuschelt.
"Hi Gin! Yep, haben wir gesehen. Wie war dein Tag?"
"Geht so, Flitwick und Binns haben uns enorm viel Aufgaben gegeben. Wie ist die Neue so? Eine
Slytherin? Oder ist sie nett?"
"Mal abgesehen davon, dass sie Quidditch nicht ag ist sie ganz nett."
Ginny verdrehte die Augen. Das war typisch für ihren Bruder.
"Habt ihr was über sie herausbekommen?"
"Nein, leider nicht. Ausser dass sie sich hier vor Voldemort versteckt."
In Harrys Stimme schwang etwas bedauern darüber mit. Er hätte gerne etwas mehr über die hübsche
Hexe erfahren. Hermine legte ihr Buch weg und zog die Stirn kraus.
"Ich weiss nicht so recht. Irgendetwas ist komisch. Warum versteckt sie sich vor Du-weisst-schon-wem?
Und wieso geht sie dann nach Slytherin? Ausserdem muss sie eine extrem mächtige Hexe sein. Ist euch
nicht aufgefallen, dass sie manchmal ohne Zauberstab und manchmal sogar ohne laut gesprochene
Formeln zaubert?"
"Ich dachte, du magst sie Herm. Schliesslich war das ganze heute Nachmittag deine Idee!"
"Das meinte ich ja auch nicht. Ich finde sie nett und ich glaube auch, dass wir Freunde werden. Aber es
interessiert mich trotzdem, wer sie ist.!"
(1) somnus aeternus = (lat.) ewiger Schlaf
Ich weiss, bis jetzt hat die Story noch nicht viel Handlung, aber ich würd mich trotzdem über nen
Kommi freuen!
*knuddel* Lady_Bagheera