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Was wäre wenn...

Eine was wäre wenn, Story, über Micha und Nero. Das nächste kapitel kommt bald ^^
von

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Überlegungen I

Kapitel 11

Überlegungen I
 

Es war so weit. Der Tag von Michas Prüfungen rückte immer näher. Er war unglaublich zappelig. Wie ein Sack Flöhe wuselte er in seiner Wohnung herum. Suchte sämtliche Unterlagen zusammen und war nahe dran, völlig durch zu drehen. Nero hatte er seit einer ganzen Zeit nicht mehr gesehen. Er war einfach zu sehr mit Lernen beschäftigt, als dass er sich jetzt ablenken lassen würde. Nur im Moment würde ihm diese kleine Ablenkung sicherlich gut tun. Einfach für einen Augenblick abschalten. Nicht mehr an irgendwelche Grammatik oder unregelmäßige Verben denken.

Obwohl er seine unzähligen Arbeiten mit Bravour absolviert hatte, hatte Micha ungeheuerliche Angst, seine Prüfung völlig in den Sand zu setzen. Er sah sich immer wieder die Unterlagen an, die er in den ganzen Jahren bekommen hatte und doch bahnte sich die Unruhe einen unangenehmen Weg durch seinen Körper und lies ihn nicht mehr los. Die ganzen restlichen zwei Wochen.
 

Einen Tag vor dem ersten Prüfungstag wurde es ihm dann tatsächlich zu viel. Es war kurz vor sieben abends, als er auf seinem Sofa saß. Wie versteinert vor sich hin starrte und am ganzen Leib zitterte. Er hielt das Telefon in der Hand und wartete bis sich endlich jemand am anderen Ende meldete.

"Micha?", kam es dann gähnend von der anderen Seite und der Angesprochenen erschrak sich halb zu Tode. Er hätte beinahe das Telefon fallen gelassen.

"Ja?", meinte er dann heiser. Sein Körper hatte sich aus der Starre gelöst und er lag jetzt etwas entspannter auf dem Sofa. Er hätte nicht gedacht, dass Neros Stimme ihn so beruhigen würden.

"Was gibt's?", fragte der junge Mann am anderen Ende der Strippe.

Der Rothaarige hatte die Augen geschlossen und seinen freien Arm hinter den Kopf gelegt.

"Hast du heute Zeit?", wollte er leise wissen. Er brauchte Bewegung. Egal welcher Art. Egal wo. Ob es nun tanzen war oder sonstiges, er brauchte einfach etwas, was ihn vollständig ablenkte. Sonst würde er womöglich wirklich noch völlig ausflippen. Oder aggressiv werden. Das konnte er nicht brauchen. Nicht dass er sich noch mit einem seiner Prüfer anlegte.

"Ja, ich habe nichts vor, wieso?", gab der junge Mann von sich. Michas Herz tat einen kleinen Hüpfer und er seufzte erleichtert auf.

"Sehr schön, kommst du mit in Kessel? Ich halte das hier langsam nicht mehr aus.", meinte er ernst du fuhr sich über das Gesicht. "Ich bin wirklich wie ein Sack Flöhe.", fügte er dann noch leise hinzu und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.

"Kessel, klar. Bewegung könnte mir nicht schaden. Willst du davor kommen oder treffen wir uns dort?", fragte Nero dann noch nach. Sie hatten noch gut zwei Stunden, bevor es in ihrem Stammclub richtig anfing. Und in der Zeit konnte man noch viel machen. Vor allem ganz viel Kaffee trinken.

"Ich komm zu dir, okay?" Micha freute sich schon darauf, Nero endlich wieder zu sehen. Es war tatsächlich schon eine ganze Zeit lang her, was wirklich schade war. Doch sie beide hatten in den letzten Tagen und sogar Wochen kaum Zeit gehabt. Nero hatte ein wenig Stress in der Arbeit und er selbst in der Schule gehabt. Er vermisste ihn und das wirklich sehr stark. Diese Sehnsucht musste schnellstens beseitigt werden, sonst würde er noch unausstehlich und das wollte er Nero und auch seinen Prüfern und Lehrern auf keinen Fall antun.

"Ja, ist gut. Bis gleich.", kam die fröhliche Stimme von der anderen Seite zurück, was den jungen Rothaarigen leise aufkichern lies.

"Ist gut Süßer.", verabschiedete sich Micha für diesen Moment von seinem Liebling und stand mit einem schnellen Ruck auf. Taumelte kurz, da ihm ein wenig schwarz vor Augen geworden war und ging in die Küche. Machte kehrt, flitzte zurück in sein Wohnzimmer, wo er gescheite Musik anschaltete und hastete dann keinen Moment später durch die Wohnung, nur weil er sämtliche Dinge, wie Ringe und Haarspray nicht fand. Er suchte wie ein Wilder in seiner ganzen Wohnung, nur um Fünfzehnminuten später festzustellen, dass es, wie immer, auf der Ablage in seinem Bad stand.

Ein klein wenig entnervt stand er kurz darauf vornüber gebeugt in dem kleinen, blau gefliesten Zimmer und sprühte sich die Haare mit dem klebrigen Gemisch ein, was aus der Dose kam. Versuchte seinen Schopf in die richtige Position zu kämmen und schaffte das Ganze natürlich, wie immer, mit Bravour in einer angemessenen Zeit. Einen Moment später war er auch schon fertig angezogen und aufbruchsbereit. Suchte noch kurz seine Schlüssel und sein Portmonee und machte sich dann mit federnden Schritten und einem leichten Grinsen auf den Lippen auf zu seinem Liebling.

Es dauerte so seine Zeit, denn ihm war die U-Bahn vor der Nase weggefahren, die er eigentlich hätte nehmen müssen. Deshalb fuhr er auch lieber mit dem Motorrad, aber dann hätte er seine Haare nicht so machen können, wie er sie im Moment trug und das hatte er nicht gewollt. Also hieß es jetzt: warten.

Fünf Minuten... zehn Minuten... und dann, endlich, kam die Bahn. Zu seinem Pech überfüllt wie eh und je, doch da musste er durch. Es hätte auch keinen Sinn gemacht, auf die nächste zu warten, denn in dieser wäre es dann ebenfalls so voll gewesen und das wiederum, kostete wertvolle Zeit.

Eine halbe Stunde später stand er ein wenig zerzaust vor Neros Haustüre und klingelte. Gähnte leise vor sich hin und stieg, da es bei ihm natürlich keinen Aufzug gab, in einer für ihn angemessenen Geschwindigkeit, die Treppen nach oben. Das hieß: er rannte fast nach oben, stolperte ein paar Mal, fluchte halsbrecherisch auf, nur um seinen Schatz, oben angekommen, ein wenig zu feste in die Arme zu schließen.

"Ich wäre schon nicht weggelaufen.", lachte Nero leise. Ihm war der Fluch nicht entgangen und auch nicht das laute Rumpeln, als Michas beschlagene Schuhe an die Stufen geschlagen waren.

"Ich weis... nur ich wollte dich sehen.", hauchte er sanft. "Ganz schnell.", kam es dann leicht gejammert von ihm, bevor er seinen Liebling in die Wohnung drückte, die Türe zu schlug und sein Gegenüber in einen brennenden Kuss zog, welcher beiden Parteien schlagartig die Sinne schwinden lies.

Es verging einige zeit, bis die beiden voneinander abließen und sich lächelnd anblickten. Micha strahlte über das ganze Gesicht. Nicht nur, weil er Nero wieder sah, sondern auch weil er sah, was er anhatte.

Neros lange Röcke machten ihn noch einmal völlig verrückt. Es war ein Augenschmaus. Und dann auch noch die zu einem Zopf gebunden Haare, die wundervoll durch Schminke betonten Augen und das Oberteil. Halb durchsichtig mit einem weißen Kreuz über der Brust. Besser konnte Nero schon nicht mehr aussehen, fand der junge Mann und lächelte unwillkürlich.

"Ich hab dich vermisst.", schnurrte der Rothaarige dann leise. Lies seine Nase leicht an Neros Hals entlang wandern. Küsste dann sanft eine Stelle und hinterließ einen kleinen, blau-lila Fleck. "Gebrandmarkt." Ein etwas breiteres Grinsen zierte nun seine Lippen und er kicherte leise auf, als er das etwas verdutzte Gesicht seines Gegenübers erblickt hatte.

"Ich hab dich auch vermisst.", kam es leise genuschelt von Nero. Ein leichtes Rot schimmerte durch den weißen Puder in dessen Antlitz und ließ sein Gesicht noch ein wenig weiter wie das einer Porzellanpuppe wirken.

Micha hingegen schmiegte sich an die Brust seines Freundes. Seufzte wohlig auf und blickte empor.

"Kaffee?", fragte er nur lächelnd und küsste ihn wieder flüchtig auf den Mund. Er war unglaublich froh, ihn wieder zu sehen. Als wäre es schon eine halbe Ewigkeit her, dass sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Und auf gewisse Weise war es wirklich eine Ewigkeit her. Was ihn aber noch mehr freute, als ihn zu sehen, war, dass Nero tatsächlich gesagt hatte, dass er ihn vermisst hätte. Er glaubte es ihm auch. Allein der Kuss eben hatte ihm das gesagt und es machte ihn glücklich, dass sie einen kleinen Schritt weiter vorangekommen waren. Wenn auch diese drei kleinen Worte ausgeblieben waren, das machte ihm nichts aus. Dieses winzige Geständnis machte ihn überglücklich.

"Für dich immer.", meinte Nero daraufhin. Wandte sich langsam aus Michas wohliger Umarmung und ging voraus in die Küche. Setzte Kaffeewasser auf und wartete, bis dieser durch den Filter gelaufen war.

"Ein Privileg?", wollte der Rothaarige dann neckisch wissen und nahm platz. Hatte völlig vergessen dass er noch seine Schuhe und die Lederjacke anhatte. Zog diese dann allerdings aus und hängte sie über die Stuhllehne, da ihm ein wenig zu warm geworden war. Ob nun tatsächlich wegen der Wärme in dem Raum oder wegen Neros Anblick, sei dahingestellt.

"Nein... eigentlich nicht." Ein leichtes Lächeln lag auf den Lippen des Schwarzhaarigen. Er stellte Micha eine große Tasse vor die Nase und setzte sich dann ihm gegenüber. "Wieso hältst du es nicht mehr aus?", wollte er dann noch wissen und nahm einen Schluck des schwarzen Getränks.

"Oh man...", seufzte der Rothaarige leise. Nippte erst einmal an seinem Kaffee und blickte in die Leere. Stützte sein Gesicht auf einer Hand ab und lies urplötzlich einen kleinen Schrei los. "Ich schaff das niiicht.", kam es leise gejammert von dem 22-jährigen. Er grummelte noch leise vor sich hin. Nahm abermals einen Schluck und seufzte wieder nur. Er hatte Nero zwar keine Antwort gegeben, aber dieser hatte es trotzdem verstanden.

"Ach was... das packst du schon.", meinte er zuversichtlich lächelnd. Grinste ihn noch an und nahm dann ebenfalls einen Schluck des schwarzen Getränks. "Außerdem... du warst eine halbe Ewigkeit zu Hause, oder sagen wie so, du hast gebüffelt ohne Ende. Also wird da ja wohl etwas Gescheites bei herauskommen. Außerdem beherrschst du das ganze Chinesisch, eh so gut. Also mach dir darüber mal keinen Kopf. Ich frag mich eh, wie du dir das alles merken kannst. Wäre mir zu viel Vokabellernerei.", grinste er dann noch etwas verlegen. Er war selbst nie so gut in Englisch gewesen. Hatte immer seine drei geschafft. Und das auch nur mit Hängen und würgen.

"Man gewöhnt sich daran." Micha blickte seinen Liebling kurz an. Seufzte wieder schwer und schloss seine Augen. "Ich könnte dich ja dasselbe fragen. Ich würde mir das ganze Zahlenzeug nicht merken können." Er schmunzelte leicht. Jeder hatte eben seine Stärken. Pflegte er immer zu sagen. Und in Mathe, da war er, wenn er ehrlich zu sich selbst war, immer schon eine Niete gewesen. Seit der sechsten Klasse hatte er dort immer eine vier gehabt im völligen Gegensatz zu Nero und Erke. Somit ergänzten sich der Schwarzhaarige und er perfekt. Mehr konnte man sich kaum wünschen.

"Man gewöhnt sich dran." Ein leises Lachen war aus Neros Kehle gedrungen und er lächelte bei Michas friedlichem Gesichtsausdruck, obwohl er, nach seiner eigenen Aussage, angeblich so aufgedreht und wie ein Sack Flöhe sei. Davon merkte man im Moment absolut nichts.

"Kommt eigentlich wer mit?", wollte der junge Mann dann noch wissen. Hatte seine Augen wieder geöffnet. Blickte Nero verliebt in die Augen und lächelte einfach nur. Glücklich darüber, dass er wieder hier war. Vielleicht würden sie die Nacht noch miteinander verbringen? Man wusste ja nie, nur zu viel erwartete er sich dann doch wieder nicht.

"Nein, also ich hab niemanden angerufen.", verneinte Nero. Wurde ein wenig rot, da er sich eingestehen musste, dass er mit Micha allein weggehen wollte. "Oder soll ich Erke und Tenna anrufen?", fragte er dann noch schnell nach.

"Nein... heute nicht.", schnurrte Micha leise, der aufgestanden war und seinen Schatz in eine sanfte Umarmung gezogen hatte. Auch wenn dieser noch saß. "Ich will den Abend mit dir alleine sein.", flüsterte der junge Mann weiter. Knabberte sanft an Neros rechtem Ohr und hörte mit einem leisen Lächeln das kleine Seufzen aus dessen Mund. "Und vielleicht noch die Nacht über?" Er würde sich wirklich sehr freuen, wenn er noch über Nacht bleiben dürfte. Einfach Nero in den Armen halten. Es musste nicht einmal etwas Großes passieren nur dieses Gefühl. Unvergleichlich mit allem, was er bisher erlebt hatte.

"Wenn... wenn du willst.", entgegnete der Schwarzhaarige leicht stotternd. Errötete leicht und schloss entspannt die Augen, als er Michas warme Wange an der seinigen spürte.

"Wenn ich darf?", antwortete er mit einer Gegenfrage. Kicherte leise und schloss seine grauen Steine ebenfalls. Genoss dieses sanfte Kribbeln in seinem Bauch und das wundervolle Gefühl, Neros´ Nähe.

"Ja... natürlich.", nuschelte der junge Mann. Fasste mit seiner Rechten nach hinten und streichelte mit einer Hand leicht über die Wange Michas.

"Schatz... das kleine Kätzchen hinter dir braucht Zuneigung.", gurrte er. Biss ihm spielerisch ins Ohrläppchen und zog sanft daran. Kicherte leise und fand sich dann keinen Moment später in einer leichten Umarmung von Nero. Was er nun wirklich nicht erwartet hätte. Doch so konnte man sich täuschen. Allerdings würde er das im Augenblick für nichts auf der Welt hergeben. Das leichte Kribbeln in seinem Bauch kippte langsam zu einem raschen Krabbeln um. Es lies ihn leicht frösteln, was ihm zudem noch einen warmen Schauer über den Rücken jagte und er sich somit noch eine Gänsehaut einfing. "Oh Himmel...", murmelte er nur leise. Schloss leicht seine Augen und kuschelte sich an Neros Brust. Dessen Größe hatte dann natürlich wieder den Vorteil, dass er direkt sein Herz hören konnte, welches ziemlich rasant schlug. "Schatz, mach ich dich nervös?", fragte er dann leise. Grinste in sich hinein und fuhr wieder sanft mit einer Hand über dessen Brust.

"W... Was?", fragte Nero perplex und sein Herz schlug gleich noch einen Takt schneller. Natürlich war auch das Micha nicht entgangen.

"Oder bist du so aufgeregt?", wollte er weiter wissen. Gurrte leise und blickte dann lächelnd auf. Legte seine Arme um Neros Nacken.

"Aufgeregt? Eigentlich nicht...", meinte er der Angesprochene leicht errötend und fuhr sich durch die Haare. "Und... na ja, ein wenig machst du mich nervös... aber... na ja... sonst..." Der junge Mann zuckte kurz die Schultern und hielt Michas Blick stand.

"Ehrlich? Das tut mir leid... ist keine Absicht." Auf Michas Lippen lag ein leichtes Schmunzeln. Er kuschelte sich wieder an seinen Freund und schloss die Augen. "Das ist echt unglaublich, wie schnell dein Herz schlägt...", murmelte der junge Mann leise.

"Hm, sei froh dass es überhaupt schlägt.", grinste Nero leicht. Kraulte ihm etwas über den Rücken und fühlte sich einfach nur pudelwohl.

"Glaub mir, das bin ich auch..." Der Rothaarige blickte wieder auf. Lächelte ein wenig und küsste seinen Liebling flüchtig auf den Mund. "Sonst könnte ich hier jetzt nicht so stehen..." Er würde nicht hier stehen und sich so wohl und glücklich fühlen. Wahrscheinlich wäre er dann bei irgendeinem anderen in der Kiste. Vergnügte sich und würde seinen Prüfungen keinerlei Beachtung schenken. Das wäre ein fataler Fehler, also war er Nero hierzu zu großem Dank verpflichtet.
 

Es war halb neun, als sich die beiden aufbruchsbereit machten. Groß fertig machen brauchten sie sich zwar nicht mehr, aber noch einmal kurz nach ihren Haaren sehen und sämtliche Utensilien einpacken, die sie so brauchten. Also hieß es Geldbeutel und Schlüssel suchen. Kurz nachdem sie Mäntel beziehungsweise Micha seine Lederjacke, angezogen hatten und in ihre Schuhe geschlüpft waren, machten sich die beiden auf den Weg in den Hexenkessel. Micha ging schon seit er 14 oder 15 war in diesen Club. Damals war ihm aufgefallen, dass mit Erke irgendetwas nicht gestimmt hatte. Und obwohl er mit dem Club ein paar weniger schöne Dinge verband, war er sein Stamm- und Lieblingsclub. Die meisten kannten ihn dort. Ob es nun der DJ oder der Barkeeper Axel waren. Er fühlte sich unglaublich wohl auch wenn ihn manchmal ein paar Leute nervten, nur dagegen konnte er nichts machen, außer weghören oder sich nicht um sie scheren, falls es denn möglich war. Nur es gab eine Person, die ihm ständig auf den Leim ging. Es war eine Frau. Ausgerechnet eine Frau. Micha hatte absolut keine Ahnung, was er ihr getan hatte, oder ob er ihr unauffällig irgendwelche Zeichen machte, damit sie sich von ihm angezogen fühlte. Axel hatte sie schon ein paar Mal rauswerfen lassen, nur sie kam immer wieder. Vielleicht sollte ihr der Chef des Club endlich Hausverbot erteilen.
 

Es war kurz vor neun, als die beiden am Hexenkessel ankamen. In ihrem Sprachgebrauch auch abgekürzt ´Kessel´ genannt.

Der Hexenkessel.

Er war, im Gegensatz zum Vanadis, ziemlich groß. Runde Tische standen um die Tanzfläche herum, deren Füße aus verschnörkeltem Eisen waren. Ebenso sahen die Stühle aus. Sie waren unglaublich bequem, da die Sitzfläche weich gepolstert und mit dunkelrotem Stoff bezogen war. Fast direkt neben dem Eingang war die Bar, welche von indirektem Licht beleuchtet wurde. Doch die Dekoration war die Beste. Zwar wirkte sie manchmal etwas kitschig und klischeehaft, doch er fand es irgendwo trotzdem passend. Grablichter standen auf den Tischen und spendeten etwas Licht. Ebensolche waren auch auf die alten, an mittelalterliche Burgen erinnernde, Kronleuchter gesteckt. Über der Bar schwebte eine kleine Fledermaus aus schwarzem Plüsch und an der Wand, gegenüber dem Eingang, war eine Garderobe in der Form eines Skelettes.
 

Die beiden wurden problemlos von dem Türsteher eingelassen. Suchten ihre Plätze in der Nähe der Tanzfläche.

"Was willst du?", fragte er dann lächelnd. Sah zur Bar und grinste. Eigentlich war es klar, was Nero nehmen würde, nur er fragte lieber doch einmal nach.

"Was denkst du?", grinste er ihn nur an. Micha kannte ihn schon lange und gut genug, um zu wissen was er wollte.

"Rotwein, wie immer?" Ein leises Lächeln zierte seine Lippen. Er erhielt nur ein kleines Nicken und er machte sich auf zur Bar. Unterhielt sich dort für einen Moment mit Axel, welcher ihn nur angrinste.

"Die Vorstellung letztens war ja nicht von schlechten Eltern gewesen.", grinste der junge Mann ihn an. Lachte leise und stellte die gewünschten Getränke auf den Tresen. Axel hatte auf ihren damaligen Kuss angespielt. Micha grinste ihn ebenfalls an.

"Tja, nur schade wenn man nicht bei vollem Bewusstsein ist und das dann nicht genießen kann.", seufzte er gespielt. Lachte dann leise auf und zwinkerte ihm zu. "Tja, umso besser wenn man danach so viel bekommt wie man will." Er grinste nur noch breiter. Wollte schon gehen, doch Axel hielt ihn noch am Handgelenk fest.

"Was heißt das?", fragte er. Blickte zu Nero und dann wieder zu Micha, welcher leise lachte und ein wenig rot angelaufen war. "Oh man... nach einer so engen, dreijährigen Beziehung..." Der Barkeeper seufzte leise. "Ich sag nur, pass auf, dass das nicht nach hinten losgeht."

"Was soll schon schief gehen? Ich bin da zuversichtlich.", meinte er freudig. Nahm dann endgültig die Getränke und verschwand. Kam ein wenig später mit dem gewünschten Rotwein und einem Bier für sich zu Nero zurück. Stellte die beiden Gläser ab und setzte sich.

"Was habt ihr so lange geredet?", fragte Nero leise. Blickte auf die Tanzfläche, welche noch relativ leer war. Es dauerte immer eine Weile, bis jemand tanzte, doch wenn es so weit war, war die Tanzfläche fast schon überfüllt und man musste sich manchmal einen Weg durch die Menge boxen.

"Er hat mich nur auf unsere kleine Vorstellung angesprochen.", grinste Micha. Hob sein Glas, prostete Nero zu, der es ihm gleich tat und an seinem Getränk nippte.

"Ach du liebe Güte..." Der Schwarzhaarige schloss kurz die Augen und stöhnte auf. "Das hat wahrscheinlich der halbe Kessel mitbekommen, oder? Klasse..."

"Und?" Micha zuckte nur die Schultern. Drehte Neros Gesicht zu sich und küsste ihn abermals. Kurz. Es war eher ein Hauch und dennoch blickte ihn sein Freund mehr als bestürzt an. "Reißt uns doch keiner den Kopf ab." Er grinste nur bei seinem Gesicht.

"Ich sag dir eines, ich trink in meinem Leben nie wieder so viel.", murmelte Nero leise.

"Meinst du ob du das einhalten kannst?" Der Rothaarige grinste ihn lieb an. Nahm seine Hand und verharkte ihre Finger miteinander.

"Bin ich ein Alki?", entgegnete Nero mit einer Gegenfrage. Grinste ebenfalls leicht und sah auf ihre Hände. Seufzte leise und sah wieder auf die Menge, die mittlerweile auf der Fläche war.

"Nein und ich rate dir, es auch nicht zu werden. Du würdest von mir so einen dermaßen großen Anschiss bekommen." Es war keineswegs im Scherz gesagt. Micha hatte keine Lust, noch jemanden in eine Entzugsklinik zu schicken. Schon gar nicht, wenn es um seinen Freund ging. Er wollte diese ganzen Strapazen nicht noch einmal durchmachen. Es war schon schwer genug, als Erke eingeliefert wurde und danach wieder einen Job gebraucht hatte.

"Keine Sorge... wird schon nicht passieren.", meinte Nero. Sah ihn lächelnd an und drückte kurz die Hand seines Freundes. Blickte dann wieder starr auf die Tanzfläche, schien aber nicht wirklich etwas von dem wahrzunehmen, was dort passierte.

Micha beobachtete ihn einen Augenblick. Es hatte den Anschein, als würde Nero stark überlegen. Nur über was er brütete wusste er nicht, würde es aber wahrscheinlich gleich herausfinden. Er hob ihre Hände an und küsste flüchtig Neros Finger.

"Was überlegst du?", fragte er leise gegen seine Hand. Biss neckisch in die Fingerkuppe seines Zeigefingers und grinste ihn an.

"W.... Was?", fragte der Schwarzhaarige völlig überrumpelt. Er errötete und hätte sich im Moment am liebsten in einem Loch vergraben.

"Was du überlegst, du siehst aus, als würdest du über einer großen Sache brüten.", meinte Micha geradeheraus. Behielt Neros Finger an seinen Lippen und legte den Kopf fragend schief. Knabberte hin und wieder an den Fingern seines Schatzes, obwohl sie hier unter Leuten waren. Er selbst war es gewohnt und ihm war es absolut egal, was manche davon hielten, also lies er sich auch nicht aufhalten.

"Mi... Micha..." Nero sah ihn etwas wehleidig an. "Du machst mich grad total verrückt damit.", gab er leise zu.

"Verrückt? In welcher Art?" Ein breites Grinsen zierte seine Mundwinkel. Er rückte ein wenig näher und kicherte. "Hier gibt es hübsche Toiletten."

"Das weis ich auch... aber nicht in der Art... verrückt.", meinte Nero. Seufzte leise, aber versuchte nicht seine Hand aus Michas zu nehmen. "Sondern... oh man, mir liegen die Worte auf der Zunge und ich bekomm sie nicht raus." Das passierte bei ihm jedes Mal, wenn der Rothaarige seine kleinen, lieb gemeinten Scherze mit ihm trieb. Oder er aber ziemlich nervös war.

"Wieso? Festgeklebt?", fragte er kichernd nach. Nahm einen Schluck des Weines und zog eine Augenbraue nach oben. "Kein Wunder, so süß wie der ist."

"Süß... oh man... das ist nicht der Wein." Nero schüttelte heftig den Kopf und seufzte leise auf.

"Nicht? Sondern?" Micha sah im Augenblick aus, als wäre er ein kleines, naives Kleinkind, was von nichts eine Ahnung hatte. Aber sein Grinsen verriet ihn. Er wusste ganz genau, warum Nero die richtigen Worte nicht über die Lippen brachte.

"Du...", grummelte Nero leise. Stützte seinen Kopf auf einer Hand ab. "Du machst mich damit total nervös."

Einen Moment schwieg Micha. Ihm war es wohl bewusst, dass er ihn damit nervös machte, nur dass er ihm das so übel nahm hätte er nicht gedacht.

"Entschuldige." Ein leises Seufzen überkam seine Lippen. Er ließ Neros Hand los und trank einen großen Schluck seines Biers.

"Weist du was ich mich frage?" Nero sah ihm nicht in die Augen, sondern weiter geradeaus auf die tanzende Menge.

"Nein, was denn?" Der Rothaarige war nun wirklich gespannt, was jetzt kommen würde. Er war so gut wie auf alles gefasst. Bei Nero konnte man eben nie wissen, was ihm als nächsten im Kopf herumspukte.

"Ob ich im Allgemeinen auf Männer stehe.", meinte er ohne weitere Umschweife. Blickte nun seinen Freund an, welcher eine Augenbraue nach oben gezogen hatte und ihn leicht perplex und irritiert anblickte.

"Bitte? Wie kommst du darauf?" Diesen Gedankengang verstand er nicht. Zuerst war Nero nervös, weil er ihn ein wenig ´geneckt´ hatte und jetzt war er nicht sicher, ob er auf Männer stand? Das konnte der junge Mann irgendwie nicht nachvollziehen.

"Na ja... du kennst meine Vergangenheit... und dennoch bin ich mit dir zusammen. Irgendwie verstehe ich das einfach nicht." Der Schwarzhaarige hatte wieder weg gesehen. Seufzte leise auf und betrachtete einen Tanzenden mit koboldgrünen Haaren.

Micha wusste auch nicht, was er darauf sagen sollte. Das musste Nero schon für sich selbst herausfinden, nur vor dem ´wie´ hatte er um ehrlich zu sich selbst zu sein, ziemliche Angst. Man konnte das eben nur herausfinden, indem man sich mit einem anderen einlassen würde und er sah sich schon wieder in seinem Bett liegen und weinen.

"Dann... dann musst du es herausfinden.", murmelte Micha leise. Ein normaler Mensch hätte ihn bei dieser Lautstärke nicht hören können, doch Nero tat es dennoch. Sah ihn an und legte den Kopf schief.

"Gute Idee eigentlich.", meinte er lachend. Blickte sich für einen Moment um und erhob sich dann.

"Nero? Nero was machst du?", zische der Rothaarige auf. Stand ebenfalls auf und folgte seinem Freund zur Bar. Blieb neben ihm stehen.

"Ich? Ich probiere es aus, nichts anderes.", grinste er ihn an. "Axel, kannst du mal kommen?", rief er dem Barkeeper zu, denn an der Bar war es gleich noch einmal lauter. Tatsächlich kam Axel zu ihm. Lächelte die beiden aufmunternd an und blickte zwischen den beiden hin und her.

Zuerst zu dem breit grinsenden Nero, danach zu Micha, welcher mit noch weißerer Miene neben seinem Freund stand und nicht wusste, was hier für ein Spiel gespielt wurde.

"Was gibt es?", fragte er fröhlich. Zog an seiner Zigarette und blies Nero aus versehen den Rauch ins Gesicht.

"Eine Frage..." Nero blickte kurz zu Micha. Sein Grinsen wurde noch ein klein wenig breiter und er wandte sich wieder zu Axel. "Könntest du mich kurz küssen?" Es war absolut ernst gemeint. Nero hatte dem Barkeeper geradeaus in die Augen gesehen und ihn gefragt.

"Küssen? Ein Bussi auf die Backe oder wie?" Axel sah nicht gerade erfreut aus. Genauso wenig wie Micha es war.

"Hey, geht's dir noch ganz gut da oben?" Er tippte ihm gegen die Stirn, erhielt jedoch keine Antwort.

"Nein, gescheit. Sonst bringt es nichts.", meinte der Schwarzhaarige. Sah ihn an und erwartete eine Antwort.

"Wieso? Micha steht doch neben dir." Axel verstand nicht wirklich was das jetzt sollte.

"Ja, nee. Das kann ich jetzt mit ihm nicht machen. Bittee..." Der junge Mann trippelte mit seinen langen Fingernägeln auf dem Tresen herum und hüpfte für einen Moment auf und ab. "Bitte... nur einmal." Er unterstrich das Ganze noch mit seinem rechten Zeigefinger. "Dann nie wieder! Ich verlang nie mehr etwas Derartiges von dir. Aber bitte küss mich kurz."

"Nie wieder?" Axel sah ihn etwas misstrauisch an. Blickte dann Micha an, der sie mit einem schockierten Gesichtsausdruck anstarrte. "Darf ich?" Er fragte lieber vorerst nach, nicht dass er noch einen Kopf kleiner gemacht wurde.

"Wenn es denn sein muss... aber wunder dich nicht, wenn ich eine gaanz lange zeit nicht mehr komme.", grummelte Micha leise. Verschränkte seine Arme vor der Brust und blickte die beiden erwartend an.

"Ähm... okay." Axel kratzte sich etwas am Hinterkopf und sah Nero an. Irgendwie war ihm das nicht geheuer.

Der Rothaarige wartete immer noch. Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als seine Flamme das Gesicht des Barkeepers leicht zu sich zog, sich selbst etwas über den Tresen beugte und die beiden in einem sanften Kuss versanken. Er fing bei diesem Anblick an mit den Zähnen zu knirschen und ließ seine Finger knacken. Er war drauf und dran Axel eine mit zu geben, doch ehe es zu dieser Auseinandersetzung kam, lies Nero ihn los, taumelte und war keinen Augenblick später aus ihrem Blickfeld verschwunden. Micha hatte nur noch einen Rockzipfel hinter der Toilettentüre gesehen und dann nichts mehr.

"Was zum... Oh man...." Er warf Axel einen mörderischen Blick zu und stampfte in die Richtung, in der Nero verschwunden war. Der Barkeeper kam ihm mit einem besorgten Blick hinterher und kaum dass sie bei den Toiletten angekommen waren und die Türe aufgemacht hatten, sahen die beiden Nero, welcher gegenüber den Waschbecken auf dem Boden saß. Die Augen geschlossen hatte und leicht grünlich im Gesicht war. Ein junger Mann mit vier verschiedenen Haarfarben und einem ziemlich verrückten Outfit hatte sich neben ihn sinken lassen. Hatte eine Hand auf Neros Schulter gelegt und sah besorgt drein.

"Hey, alles in Ordnung mit dir?", fragte der Unbekannte leise. Legte den Kopf fragend schief.

"Ja... geht schon. Danke." Der Schwarzhaarige nickte leicht und öffnete seine Augen. Blickte zur Türe und sah Micha. "Nie mehr... ich schwöre es dir.", murmelte er.

"Ihr kennt euch?" Ein weiteres Nicken der beiden zu dem jungen Mann. "Gut, dann schleich ich mich. Gute Besserung.", meinte er noch zu Nero gewandt.

"Danke!", rief Micha ihm noch hinterher und ließ sich in die Hocke vor seiner Flamme nieder. "Meine Güte, jag mir doch nicht so einen Schrecken ein.", tadelte er seinen Freund. Strich ihm kurz über die Wange und zog ihn dann leicht in seine Arme.

"Sorry... ich mach es nie mehr... sonst muss ich mich das nächste Mal wohl übergeben.", nuschelte der Schwarzhaarige. Sah zu Axel auf und grinste leicht. "Ich werde dich nie mehr drum bitten, glaub mir."

"Nicht? War ich so schlecht?" Der Angesprochene sah ihn gespielt traurig an und lachte dann leise auf. "Kein Problem, ich werde mich sicherlich nicht darum schlagen."

"Nein, du warst nicht schlecht... nur..." Nero seufzte fast schon glücklich auf. "Jetzt weis ich... dass ich wirklich nur Micha an mich ranlassen würde." Er zuckte leicht die Schultern. Kuschelte sich in dessen Arme und schloss die Augen.

"Wie freundlich.", flüsterte der Rothaarige. Hauchte einen Kuss gegen Neros Stirn und lächelte. "Geht's wieder?", wollte er noch wissen, bevor er ihn langsam losließ.

"Ja, geht wieder. Danke." Ein leichtes Nicken Neros. Micha erhob sich langsam, hielt seinem Freund seine Hände hin und zog ihn, als er sie ergriffen hatte, wieder auf die Beine.

"Willst du noch bleiben oder lieber gehen? Du siehst immer noch so aus, als würdest du gleich umkippen.", stellte Micha besorgt fest. Nero war tatsächlich noch leicht grünlich im Gesicht. Wankte sogar ein wenig und lehnte sich etwas an seinen Freund.

"Gehen... ich brauch frische Luft. Sorry." Jetzt hatten sie umsonst Eintritt bezahlt, aber er brauchte wirklich frische Luft, um nicht sofort umzukippen oder sich zu übergeben.

"Ist gut. Sorry Axel..." Er klopfte dem Barkeeper kurz auf die Schulter, welcher nur verständlich nickte und ihnen zulächelte.

"Nero, du hast echt ein Talent, Leute zu erschrecken.", meinte er dann noch. "Und ich hoffe, dass du trotzdem noch öfter kommst.", wandte er sich danach grinsend zu Micha, welcher ebenfalls grinste und dann hinter ihm aus den Toiletten ging.

"Geh schon mal vor, ich hole noch schnell unsere Jacken." Also verschwand Micha kurz, während Nero aus dem Club ging. Sich noch ein wenig mit dem Türsteher unterhielt und dann seinen Mantel entgegennahm.

"Danke... Und sorry, dass das so ein Reinfall war." Er lächelte seinen Freund ziemlich verunglückt an und seufzte dann leise auf. Hielt sein Gesicht in den kühlen Wind.

"Ist schon gut." Micha winkte ab. Zog seine Lederjacke an und wartete auf Nero, welcher seinen Mantel anzog und dann langsam voraus ging.

"Wohin wollen wir noch?", fragte er leise. Denn nach Hause wollte er jetzt nicht gehen. Da würde es ihm wohl noch etwas zu langweilig werden. Und schlafen gehen wollte er auch nicht.

"Hm, ich weis nicht. Gehen wir ein wenig Spatzieren, oder?", schlug Micha vor. Langweilig, würde es Nero sicherlich nicht werden, wenn er dabei gewesen wäre, nur was nicht war, konnte ja noch werden.

"Ja, gehen wir. Und wohin?" Der Schwarzhaarige sah sich kurz um und bog dann in eine Straße ein, die sie geradewegs zum Park führen würde, welcher in der Nähe des Kessels lag.

Somit hatte sich das auch erledigt, dachte sich Micha. Er lächelte leicht vor sich hin, während er neben Nero herging. Er wusste nicht, worüber er reden konnte. Irgendwie fiel ihm im Moment nichts ein. Doch kaum dass sie ein paar Minuten im Park waren, hatte sich dieses Problem auch erledigt. Ihm bereitete es einiges Nachdenken, als jemand auf sie zu geschlichen kam. Micha blieb nicht stehen, sondern ging etwas schneller als normal weiter. Wer wusste schon, was sich hier für Gesindel herumtrieb, und so wie es aussah, war es entweder ein Dieb oder aber ein Junkie, der nach seinem Dealer Ausschau hielt.

Der junge Mann hatte schon mehr als nur einmal eine gebrauchte Spritze gefunden. Er konnte diese Leute nicht leiden, die ihr benutztes Spritzbesteck, oder einen Teil davon, einfach liegen ließen, wo es ihnen gefiel. Sollten sie es doch in eine Mülltonne werfen, da konnte es wenigstens niemandem schaden.

"Hey, ihr!", rief ihnen der Unbekannte entgegen.

"Einfach ignorieren.", flüsterte Micha leise zu Nero. Nahm seine Hand und zog ihn ein wenig schneller weiter. Er hatte keine Lust sich mit diesem Typen anzulegen.

Allerdings ließ sich der Mann, wie sich herausstellte, nicht abwimmeln. Sondern ging ihnen direkt entgegen. Und dann auch noch neben ihnen her.

Was, um alles in der Welt, wollte dieser Kerl von ihnen? Fragte sich Micha genervt. Er hasste es. Ihm war es schon einige Male passiert, dass ihn jemand gefragt hatte, ob er Stoff dabei hatte oder wollte. Und jedes Mal wäre das beinahe in eine Schlägerei ausgeartet.

"Hey, wollt ihr was? Guter Stoff, ehrlich."

Michas Augen funkelten auf. Er wollte schon fast stehen bleiben und wurde auch schon langsamer, doch auch Nero war nicht dumm und konnte die Situation besser einschätzen, als Micha vielleicht gedacht hatte. Denn diesmal war er es, der seinen Freund mit sich zog und zwar sehr schnell.

Der Rothaarige stolperte Nero hinterher und knurrte leise auf.

"Ich kann solche Menschen nicht leiden.", fauchte er leise. "Und ehrlich sind sie wie notorische Lügner.", knurrte Micha noch leise.

"Scheiß Punks!", brüllte ihnen der Dealer noch hinterher. Zeigte ihnen eine wüste Geste.

"Wir sind keine Punks, Arschloch!", brüllte Micha erzürnt. Er war so gereizt, dass seine Hand richtig zitterte. Der junge Mann knurrte leise vor sich hin und es schien, als würden aus seine Augen Funken stieben.

"Hey, beruhige dich. Ist doch nichts passiert.", meinte Nero leise. Legte ihm einen Arm um die Schulter und drückte ihn leicht an sich.

Ein undefinierbares Zischen war aus Michas Mund gekommen.

"Ich würde sie am liebsten alle nacheinander umbringen... Erschießen oder aufhängen..." Er fauchte leise auf. "Diese... verflixten..." Micha fehlten jegliche Worte. Er steuerte auf eine Bank zu und lies sich darauf plumpsen. Starrte vor sich hin und schüttelte den Kopf. "Nur wegen diesen beschissenen Leuten ist das überhaupt erst passiert." Seine Hände ballten sich fast wie von alleine zu Fäusten. Sein Blick war auf die spiegelglatte Oberfläche des Sees gerichtet. Er spürte zwei warme Arme um seinen Körper, die ihn leicht an dessen Besitzer drückten. Versuchten ihn aufzumuntern, doch es half alles nichts. "Wären diese hirnverbrannten Leute nicht gewesen, könnte Erke jetzt ein einigermaßen geregeltes Leben führen.", fauchte er leise auf. "Hast du ihn in letzter Zeit gesehen? Er wird schon wieder dünner. Abgemagert bis auf die Knochen. Er klappert rum und kann froh sein, dass er nicht auseinander bricht." Langsam aber sicher stiegen in ihm Tränen auf. Wenn es um Erke ging, war er immer so sentimental, vor allem bei diesem Thema. Er gab sich heute immer noch die Schuld daran. Hätte er es ihm nicht gesagt, oder ihn nicht geküsst, wäre das alles nicht passiert. "Und... allein diese Klamotten... ich würde sie ihm am liebsten vom Leib reißen. Oder gleich auf die Toilette rennen und mir die Seele aus dem Leib kotzen. Ich versteh nicht, wie er das immer noch tragen kann."

Nero war die ganze Zeit über stillschweigend neben ihm gesessen. Hatte ihn leicht im Arm gehalten und immer mehr gemerkt, wie Micha zu zitternd begann.

"Micha, jetzt beruhige dich doch erst einmal. Vielleicht ist es wieder ein kleiner Schub an Erinnerungen, die ihn im Moment wieder einholen. Man kann nicht von ihm erwarten, dass er das von heute auf morgen alles vergisst und nie wieder daran denkt. Es braucht einfach seine Zeit und wir, vor allem du, sind so gut wie die Einzigen, die ihm dabei helfen können, es irgendwie zu verarbeiten.", flüsterte er leise aber ernsthaft.

Der Rothaarige blickte seinen Freund für einen Moment ungläubig an. Erhob sich langsam und blieb direkt vor Nero stehen.

"Du verstehst es nicht.", meinte er leise. "Du hast doch keine Ahnung!" Ein leiser Schrei schallte durch den Park. "Gott Nero, hast du ihn in dieser Zeit gesehen?! Hast du ihn je gesehen, wie er mit irgendwelchen wildfremden, alten Säcken mitgegangen ist?! Hast du ihn je gesehen, als er sich den nächsten Schuss gesetzt hat?! Ich frage dich, hast du ihn zu Grunde gehen sehen?" Micha war zum Schluss hin immer leiser geworden. Tränen waren aus seinen Augen gekullert und zu Boden getropft. "Mann Nero, ich hab ihn selbst in diese Scheiße geritten. Und jetzt? Jetzt sitzt ein Wrack vor mir und ich kann nicht einmal etwas machen. Ich... ich hab ihn beinahe...umgebracht." Ein leises Wimmern entkam ihm und er drehte sich von seinem Freund weg. Er wollte nicht, dass er ihn so sah.

"Micha, mal ganz ehrlich. Hast du damals gewusst, dass er so einen Scheißdreck macht, nur weil du ihm seine Liebe gestehst? Weist du, er ist doch selbst dran schuld, wenn er sich Hals über Kopf in irgendwelche Drogen stürzt. Er hätte sich auch andere Leute suchen können die sich irgendwie als seine Freunde ausgeben, oder? Er hätte ganz normal mit dir darüber reden können ohne dich irgendwie anzupflaumen. Er hätte das alles aus eigener Hand umgehen können. Gib dir nicht die Schuld an Sachen, für die andere selbst verantwortlich sind.", meinte Nero nur. Erhob sich und zog Micha in seine Arme. "Du kannst dir die Last anderer nicht aufbürden. Und noch etwas, du hast ihn nicht umgebracht. Er lebt immerhin noch."

Der junge Mann drehte sich mit funkelnden Augen in der Umarmung um. Starrte Nero an und schüttelte den Kopf. Wie konnte Nero so etwas sagen? Wie konnte er behaupten, dass Erke selbst daran schuld wäre? In seinen Augen hatte er selbst sehr viel dazu beigetragen, dass Erke in diese Szene abgerutscht war.

"Du... Arschloch...", wimmerte er leise auf. Schlug matt gegen Neros Brust und wurde nur noch weiter an ihn gezogen. Spürte ein sanftes Streicheln über seinen Rücken und wusste, dass Nero irgendwie Recht hatte. Er konnte sich nicht sein Leben lang dafür verantwortlich machen und dennoch hatte er auf gewisse Art und Weise dazu beigetragen. Er hätte Erke noch einmal zur Rede stellen können. Aber anscheinend, war er wegen dessen halben Wutausbruch, zu feige gewesen. Kein Wunder, er war damals noch ein Kind gewesen.

"Ich weis... aber ich habe Recht Micha. Das weist du.", flüsterte der junge Mann über ihm.

Ein leichtes Nicken war seine Antwort und er spürte ein paar Tropfen auf seinem Haupt. Er blickte sofort nach oben, da er gedacht hatte, dass Nero weinen würde doch dem war nicht so. Ein sanftes Lächeln zierte dessen Mundwinkel und als der Rothaarige nach oben blickte, sah er die schwarze Wolkenwand über und um sie. Es regnete leicht.

"Gehen wir weiter, sonst sind wir pitschnass wenn wir zu Hause sind.", meinte Nero leise. Küsste ihn flüchtig auf den Mund und lies ihn langsam los.

"Gut...", mehr brachte Micha im Moment nicht über seine Lippen. Er dachte immer noch über Neros Worte nach. Und über seine eigene, momentane Verfassung. Es konnte nicht immer in einem halben Heulkrampf enden, wenn er darüber nachdachte. All das, was ihm auf der Seele lag musste irgendwie weg. Und der einzige Weg der dazu führte war, mit Erke selbst darüber zu reden. Ob es nun etwas bringen würde oder nicht. Es war einen Versuch wert. Und diesen Versuch würde er ausnutzen. Wie es ausgehen würde? Nicht einmal er konnte das sagen, nur er hoffte, dass es gut gehen würde.
 

Der Regen wurde langsam immer stärker. Prasselte nach ein paar Minuten die sie gegangen waren unablässig auf ihre Häupter, doch Micha war das im Augenblick einfach egal. Er fand es sogar als schön. Blieb für einen Moment stehen und hielt sein erhitztes Gesicht in den Himmel. Schloss die Augen und seufzte leise auf.

"Danke...", murmelte der Rothaarige dann leise. Lächelte Nero herzlich an, während er dessen Hand nahm und langsam weiterging.

"Wofür?", fragte sein Freund ein wenig verwundert.

"Für deinen verbalen Arschtritt." Micha grinste ihn leicht an. Schmiegte sich etwas an seine Flamme und marschierte weiter. "Ich werde morgen noch zu Erke gehen... mal sehen was sich ergibt.", fügte der junge Mann noch hinzu.

Ein etwas irritierter Blick traf Micha. Dann erschien ein Lächeln auf Neros Zügen und er drückte seinen Schatz kurz an sich.

"Für so etwas bedankt man sich nicht.", grinste er ihn dann an.

Micha zuckte daraufhin nur die Schultern. Er hielt es hierbei schon für angebracht, also bedankte er sich. Das war schon immer so gewesen.
 

Es dauerte gut eine Stunde, bis die beiden bei Nero zu Hause angekommen waren. Es hatte seit dem ununterbrochen geregnet. Und das nicht nur ein bisschen, sondern aus Eimern. Kein Wunder also, dass sie mit durchtränkten Klamotten bei Nero im Flur standen. Sie zogen sofort ihre nassen Schuhe, Micha seine Jacke und Nero den Mantel aus um sie dann mit Bügeln ins Bad zu hängen, wo sie fröhlich vor sich hin abtropfen konnten.

"Oh man, total die Dusche." Nero lachte leise auf und schüttelte den Kopf, sodass Micha ein paar Wassertropfen im Gesicht trafen.

"Ja, ein Platzregen vom Feinsten." Der Rothaarige streckte sich kurz und fröstelte auf. Seine Hose war völlig klamm und seine Socken waren völlig durchweicht, was allerdings nur daher kam, dass seine Stiefel ein paar kleine Löcher hatten. Allerdings wunderte es Micha nicht sonderlich, da er diese seit Jahren so gut wie täglich anhatte. "Was meinst du. Ein Bad wäre doch jetzt ganz recht, oder?" Der junge Mann umarmte seinen Liebling sacht. Sah lächelnd zu ihm auf und küsste ihn dann zärtlich.

"Hm... geht schon. Ich brauche nicht unbedingt eines." Nero zuckte leicht gleichgültig seine Schultern. Sah zu ihm hinunter und gähnte leise. "Du kannst ruhig gehen.", meinte er dann noch und wandte sich aus der Umarmung seines Freundes, welcher ein leichtes Grinsen auf den Lippen hatte. Irgendwie war es schon ein wenig komisch, dass Nero plötzlich so komisch war. Vielleicht lag es an dem Vorfall vor gut einer Stunde. Von ihrem Gespräch.

"Wirklich?" Er lächelte und drückte ihm kurz einen dicken Kuss auf die Wange. "Danke." Und keinen Moment später war er auch schon im Bad verschwunden. Lies heißes Wasser in die Wanne laufen und tat noch etwas Badeschaum hinein. Wartete bis sie voll war, zog sich aus und setzte sich langsam, damit er keine Überschwemmung verursachte, hinein.

Ein leises, entspanntes Seufzen entfloh seiner Lunge. Er schloss seine Augen und streckte sich leicht. Es war unglaublich angenehm, von dem kalten, ins Warme zu kommen, doch etwas fehlte ihm und genau dieses ´Etwas´, kam gerade in das Badezimmer um seine nassen Sachen aufzuhängen.

Nero hatte Michas kleines Grinsen wohl nicht bemerkt.

"Schatz? Willst du wirklich nicht mit ins Wasser? Es ist einfach... herrlich.", säuselte er leise. Sah ihn lächelnd an und ernteten nur einen etwas gelangweilten Blick.

"Nein... danke. Vielleicht ein andermal." Nero schüttelte nur den Kopf. Band sich seine Haare zu einem Zopf zusammen und schlüpfte aus seinem Oberteil, welches gleich im Wäschekorb landete.

"Ach komm schon. Das wird dir gut tun, glaub mir." Micha lies nicht locker. Allerdings wenn er jetzt ´nein´ sagen würde, würde er es lassen, doch zu seinem Glück kam diese Reaktion nicht. Stattdessen zeichnete sich auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen ein leicht nachdenklicher Blick ab.

"Ist gut.", kam es dann leise von ihm. Eine gesunde Rötete zierte sein Antlitz, als er dann völlig entkleidet zu Micha in die Wanne stieg, welcher ihn dann noch zwischen seine Beine zog und ihn mit beiden Armen leicht umarmte.

"Und? Angenehm, oder?", flüsterte er leise. Schloss wieder seine Augen und lehnte sich entspannt an die Rückwand. Neros Kopf lag auf seiner linken Schulter. Er hatte seine Smaragde ebenfalls geschlossen.

"Hmhh... herrlich.", kam es leise geschnurrt von dem jungen Mann, welcher ein leises Lächeln auf den Lippen hatte, was Micha wiederum dazu veranlasste ihn einfach sanft zu küssen.

Innerlich stieg in ihm eine kleine Feier. Nero in der Badewanne. Mit ihm, in der Badewanne. NACKT! Es war wirklich etwas Unglaubliches. Der Rothaarige hätte nicht gedacht, dass sein Freund nach seiner vorherigen Verneinung doch noch zustimmen würde. Doch so täuschte er sich immer wieder. Nero war eben einfach schwer einzuschätzen. Umso schöner war es jetzt allerdings, ihn so in den Armen halten und seine Nähe genießen zu dürfen. Und seinen Körper an seinem eigenen zu spüren. Seine Gedanken drehten sich langsam und würde er nicht aufhören, diesen doch etwas schmutzigen Gedanken hinterher zu hängen, würde hier noch etwas geschehen, was er nicht gerade wollte. Oder er es Nero nicht zumuten wollte.

"Jetzt würde noch ein Glas Sekt fehlen.", meinte er kichernd. Knabberte leicht an dem Ohr des Schwarzhaarigen herum, welcher ein wenig den Kopf zur Seite drehte.

"Wein wäre besser.", hauchte er gegen seine Lippen. Schmunzelte und kuschelte sich leicht an die Brust seines Freundes.
 

Sie waren fast eine Stunde in der Wanne, als Nero, mit leicht runzeligen Füßen und Händen aus dem Wasser stieg, sich in ein Handtuch einwickelte und dann in seinem Schlafzimmer verschwand. Micha hingegen blieb noch ein wenig im Badezimmer. Dachte ein wenig nach und lächelte leicht in sich hinein.
 

Nero saß in seinem Bademantel auf dem Bett und kämmte sich in aller Seelenruhe die Haare, als Micha hereinkam. Er saß mit dem Rücken zu ihm. Hatte den Kopf in einem beträchtlichen Winkel nach links geneigt.

Der Rothaarige nahm das als perfekte Gelegenheit war, Nero körperlich wieder so nahe wieder vorher zu kommen. Krabbelte somit über das ganze Bett und schlang seine Arme leicht von hinten um Neros Taille, schmiegte sich etwas an ihn. Hauchte ihm ein par Küsse in den freien Nacken und hörte mit einem leisen Lächeln auf den Lippen ein wohliges Seufzen seines Freundes.

"Das hat gut getan.", schnurrte Micha leise hinter ihm. Schloss leicht die Augen, während seine Recht unter den flauschig, warmen Stoff des Mademantels schlüpfte. Ihm fiel auf, dass Neros Haut um einiges weicher und zarter war als noch zuvor. Wie ein Babypopo, kam es ihm in den Sinn. Musste bei diesem Gedanken unweigerlich zu grinsen anfangen.

"Lässt du mich bitte kurz los?", fragte Nero ihn nach ein paar Minuten, nachdem er sich für einen Moment nach hinten und an Michas Brust gelehnt hatte.

"Miss ich oder kann ich?", wollte der Rothaarige leise wissen. Küsste ihn flüchtig auf die Wange.

"Du kannst, wenn du willst, aber ich wäre dir sehr dankbar.", meinte der Schwarzhaarige leise. Sah ihm kurz in die Augen und erhob sich dann, als Micha seine Hände von ihm nahm.

Der junge Mann fragte sich langsam, ob es Nero irgendwie unangenehm war, wenn Micha ihn berührte, in den Arm nahm oder küsste. Sonst hätte er nichts Reißaus genommen und eben sah es tatsächlich so aus, in Michas Augen zumindest, als wäre Nero direkt schon geflohen. Die Bürste hätte er sonst auch auf den Nachttisch legen können. Es kam ihm im Moment schon etwas spanisch vor.

Nero war unterdessen wider in den Raum gekommen und hatte sich etwas zum schlafen angezogen. Micha hatte es gar nicht mitbekommen. Er war zu sehr in seinen Gedanken vertieft gewesen.

"Willst du dir nicht etwas anziehen?", fragte der Schwarzhaarige grummelig nach.

"Wie?" Micha hob den Kopf, blickte über die Schulte und sah seinen Schatz nur in Unterwäsche auf sich zukommen, bis er schließlich vor ihm stand.

"Ob du dir nicht etwas anziehen möchtest.", meinte er abermals. Blickte seinem Freund in die Augen und merkte gar nicht, wie streng er somit eigentlich aussah.

"Wieso? Ist es dir unangenehm?", fragte Micha dann frei heraus. Sah ihn Neros Smaragde. Er legte seinem Schatz seine Arme um die Hüfte und zog ihn noch ein Stück an sich heran.

Es herrschte unangenehmes Schweigen zwischen den beiden. Micha deutete das als "ja". Ließ ihn dennoch nicht los, sondern tat genau das Gegenteil. Seine Lippen näherten sich Neros Bauch und keine Wimpernschlag später hauchte er ein par sanfte Küsse gegen eben diesen. Zog ihn noch weiter zu sich. Hörte wider ein leises Seufzen.

Er verstand das absolut nicht. Wieso ließ er das dann zu, wenn es ihm doch unangenehm war. Da kam ihm wiederum der Gedanke, dass sich Nero einfach damit abgefunden hatte, so berührt zu werden. Und allein bei diesem Gedanken fing es in ihm wieder gewaltig an zu brodeln.

"Nein... Micha." Der Schwarzhaarige zappelte leicht in der Umarmung. Ohne weiter nachzudenken ließ Micha ihn los. Sah ihn an und schüttelte den Kopf.

"Wieso sagst du nicht einfach wenn dir was nicht passt?" Es war fast ein Knurren gewesen. Normalerweise war er die Ruhe selbst, nur Nero war der Einzige, der ihn bis zu Weißglut treiben konnte. Auch wenn er es nicht beabsichtigte.

"Ich... ich sage doch, wenn mich etwas stört.", entgegnete Nero ziemlich perplex. Er verstand nicht, was jetzt wieder los war.

"Ja? Tust du das? Und wieso lässt du es dann trotzdem zu oder machst etwas, was dir unangenehm ist?" Micha erwartete diesmal eine gescheite Antwort. Er würde ihn ausquetschen bis er gescheit den Mund aufmachte, wenn es sein musste. Er war es leid, jedes Mal wieder mit nicht gerade aussagekräftigen Antworten abgespeist zu werden. Er wollte zwar keinen unnötigen Streit vom Zaun brechen, aber er wollte endlich wissen, was mit Nero los war und nur auf diese Art würde er es herausfinden.

"Wieso denkst du, sollte es mir unangenehm sein?", fragte Nero leise. Setzte sich neben seinen Freund. Stützte seine Unterarme auf seinen Oberschenkeln ab und ließ den Kopf ein wenig hängen. Seufzte leise und schüttelte sein Haupt. "Mir ist es nicht unangenehm. Nicht wirklich jedenfalls."

"Wieso? Ich habe dich vorher im Bad gefragt, ob du mit in die Wanne kommst, du hast zuerst "nein" gesagt. Ich hab dich drum gebeten und du hast nachgegeben. Ich habe dich theoretisch dazu überredet. Du hättest es nicht machen müssen, hast es aber getan. Mir kommt das einfach so vor, als würdest du es als deine Pflicht ansehen, mich irgendwie zufrieden zu stimmen und du es eigentlich gar nicht hattest machen wollen." Micha versuchte irgendwie seine Eindrücke und Bedenken zu schildern. Er hoffte nur, dass dieses Gespräch nicht wieder in einem Streit enden würde.

"Das.... Ist nicht wahr.", verneinte Nero. Fiel auf den Rücken und sah an die Decke. "Es kostet einiges an Überwindung."

"Wieso Überwindung?" Das verstand Micha wiederum nicht. Er beugte sich leicht über ihn. Streichelte ihm kurz über die Haare und blickte ihm in die Augen.

"Ich habe dir erzählt, was mir passiert ist." Der Schwarzhaarige seufzte wieder leise. Sah Micha kurz in die Augen und nahm dann seine Hand. Verhakte ihre Finger und schloss kurz seine Smaragde. "Und dann so etwas zulassen kostet einiges an Überwindung.", murmelte er.

"Aber du hättest es doch nicht machen müssen." Micha verstand nur zu gut, dass es Nero große Überwindung kostete.

"Micha, ich wollte es. Und... ich habe es wirklich genossen." Der Schwarzhaarige hatte den Blick nicht von ihm genommen. "Ja, ich habe ein wenig gezögert, aber auch nur deshalb, weil ich überlegt habe."

"Was hast du überlegt?", wollte der junge Mann leise wissen. Legte sich neben ihm auf die Seite, damit er ihn ansehen konnte. Streichelte ihm leicht über die Wange. Wartete eine Antwort ab und war einfach froh, dass sich Nero dazu bereiterklärt hatte, das zu besprechen.

"Wie es damals war. Bei meinem Vater. Er hätte in so einer Situation gar nicht erst gefragt. Ich weis, du bist nicht er und doch erwische ich mich immer wieder dabei, das zu vergleichen. Und vorher war es eben auch wieder so." Es lag ein minimales Lächeln auf seinen Lippen, welches allerdings schnell wieder verblasste. "Es ist einfach so unglaublich ungewohnt. Alls das." Nero hatte immer leise gesprochen. "Es ist so ungewohnt... so berührt zu werden. Zu wissen, dass einem das alles nicht aufgezwungen wird. Man nicht verprügelt wird, wenn man etwas dagegen einzuwenden hat und etwas nicht machen will. Es ist einfach... so brutal ungewohnt." Neros Stimme wurde immer brüchiger. Er stoppte für einen Moment. "Diese ganzen Zärtlichkeiten zu erfahren. Ich muss mich einfach endlich daran gewöhnen, das ist alles."

Micha hatte ihm aufmerksam zugehört. Hatte immer mal wieder leicht genickt und war ziemlich erstaunt über Neros Offenheit. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Nero ihm so eine konkrete und ehrliche Antwort geben würde. Aber er verstand es auch nur zu gut, dass es für diesen ungewohnt war. Ihm würde es sicherlich nicht anders gehen, wäre er jahrelang von seinem Vater sexuell genötigt oder verprügelt worden. Vor allem es war Neros erste wirkliche Beziehung mit einem Mann, da wäre er sicherlich auch so unsicher beziehungsweise war er es damals auch gewesen, doch das war schon seine Zeit her.

Nero hatte leicht seine Augen geschlossen und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht.

Der Rothaarige hatte noch immer kein Wort gesprochen. Sah seinen Freund nachdenklich an und überlegte, was sie nun machen sollten. Natürlich war es nicht einfach, vor allem nicht für Nero, von dem er sich langsam absolut nicht mehr sicher war, ob er überhaupt bereit war, eine gleichgeschlechtliche Beziehung zu führen. Vielleicht kannte er ihn in diese Hinsicht einfach nicht gut genug, oder aber es war wirklich etwas dran, dass Nero das, aus seiner Sicht jeden falls, alles für einen Zwang hielt, nur um ihm, Micha, nicht wehzutun. Vielleicht irrte er sich auch nur, das wusste er nicht.

"Eine Pause... vielleicht wäre dass das Beste.", murmelte Micha leise. Legte sich ebenfalls auf den Rücken. Seufzte leise. Schloss ebenfalls die Augen. Allein bei dem Gedanken wurde ihm wieder kalt. Seine Innereien zogen sich schmerzhaft zusammen und ihm wurde ein wenig schlecht.

"Pause? Worin?" Neros Stimme war sehr leise. Ein wenig bedrückt hörte er sich an. Die vorherige Stille war zum bersten laut gewesen.

"Zwischen uns beiden... unserer Beziehung." Der Rothaarige war noch ein bisschen ruhiger geworden. Ein großer Klos machte sich in seiner Kehle breit. Sein Herz zog sich noch weiter zusammen und er hoffte nur, dass es nicht so weit kommen würde.

"Was?! Spinnst du?!", schrie Nero völlig empört auf. Setzte sich und starrte ihn an.

Micha hatte mit dieser Reaktion absolut nicht gerechnet. Blickte seinen Freund für einen Moment an und lächelte. Er hätte gedacht, dass Nero das willkommenheißen würde, doch da hatte er sich anscheinend stark getäuscht.

"Ich hätte jetzt gedacht, du würdest das gutheißen." Micha entfloh ein leises Seufzen. Nero war manchmal wirklich sehr schwer einzuschätzen.

"Du kennst mich schlechter als ich dachte." Der Schwarzhaarige sah ihn leicht lächelnd an. Zog die schlanken Beine an den Körper, legte seine Arme darum und bettete seinen Kopf auf seine Knie. Sah Micha weiterhin an, welcher liegen blieb und ihn von unten herauf musterte.

"Du bist im Moment aber auch ziemlich schwer einzuschätzen." Ein leichtes, ein wenig trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen. "Es ist schwer zu erraten, was genau du eigentlich willst." Micha sprach ruhig und mit liebevoller Stimme. Er wollte sich nicht anhören, als würde er ihm wieder Vorwürfe dafür machen, dass er in einem kleinen Gefühlschaos steckte.

"Ich glaube meine Reaktion eben hat ziemlich deutlich gesagt, dass ich... das alles nicht einfach in den Sand setzen möchte." Er stockte für einen Augenblick, ehe er fort fuhr. "Dafür ist es einfach schon viel zu intensiv." Sein Blick glitt hinüber zu dem Fenster.

Es war schon lange stockdunkel und es regnete noch immer ununterbrochen. Die schweren Regentropfen trommelten an die Fensterscheibe. Ein Donnergrollen durchbrach die etwas unangenehme Stille und keine paar Sekunden später zuckte ein greller Blitz über den nachtschwarzen, Wolken verhangenen Himmel, was Nero leicht zusammenzucken lies.

"Wie... es ist schon zu intensiv." Micha verstand nicht recht was sein Freund meinte. Im Moment war er für ihn ein einziges Rätsel, was er nicht zu lösen vermochte.

"Zu intensiv eben... die paar Knutschereien am Anfang... da hätte man noch sagen können, dass man darauf keine Lust mehr hätte, nur jetzt... du wist ja selbst, was schon alles passiert ist." Zum Schluss hin war er immer ein wenig leiser geworden.

Micha grinste leicht vor sich hin. Setzte sich auf und umarmte ihn leicht von hinten. Bettete sein Kinn auf seine Schulter.

"Oh ja, viel Unanständiges." Ein leises Kichern entfloh seiner Lunge. Wieder durchflutete ihn ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Nero hatte zwar nicht konkret gesagt, dass er weiterhin mit ihm zusammen sein wollte, aber allein seine vorherige Reaktion bewies das.

"Wenn... wenn man es so nennen möchte." Nero Züge zierte ein leichtes Lächeln. Der junge Mann lehnte sich ein klein wenig verkrampft an ihn, was hauptsächlich an dem wichtigen und ernsten Gesprächsthema lag. "Ich mein... man hätte das anfangs noch mehr freundschaftlich ansehen können... nur dann. Ich mein, es ist zu intim geworden. Wie viele Freunde..." Nero stockte für einen Moment. "Wie viele Freunde..." Er lachte leise auf. "Befummeln sich bitte in der Art und Weise? Wie viele gute Freunde schlafen miteinander?" Der Schwarzhaarige drehte seinen Kopf zu Micha um. Zog fragend eine Augenbraue nach oben.

"Freundschaftlich... pff." Der junge Mann schüttelte fast schon abfällig sein Haupt. "Ein Kuss freundschaftlich." Ein leises, empörtes Lachen drang aus seiner Kehle. Er zog Nero kurz mit sich und drückte ihn dann rücklings auf das Bett. Behielt seine Hände auf seinen Schultern und sah ihm fest in die Augen. "Du glaubst gar nicht, was ich dabei jedes Mal gefühlt habe und fühle.", meinte sein Freund leise.

"Na... na ja. So hätte man es sehen können... aber... aber... so war es... natürlich nicht." Nero versuchte sich irgendwie zu rechtfertigen. Spürte nur zwei Finger auf seinen Lippen und bemerkte ein leichtes Kopfschütteln seines Liebsten.

"Nein, für mich war es das jedenfalls nicht.", flüsterte Micha. "In mir stieg jedes Mal ein kleines Feuerwerk, wenn wir uns geküsst haben. Und so ist es selbst jetzt noch. Ich würde am liebsten jedes Mal leise aufschreien." Er musste dabei selbst leise lachen. "Und ganz ehrlich... damals in der Küche. Du kannst mir nicht sagen, dass selbst das noch als ´freundschaftlich´ hätte durchgehen können.", hauchte er sanft gegen seine Lippen.

Nero schüttelte ebenfalls leicht den Kopf. Hob seine Arme und legte sich leicht um Michas Genick.

"Weist du... ich hab... erst ein wenig später gemerkt... dass mir das doch mehr bedeutet, als ich vorher gedacht hatte.", gab er leise zu. Errötete und blickte an seinem Freund vorbei. "Und... soll ich dir noch etwas sagen?" Er war sich nicht so sicher, ob er das auch noch erzählen sollte.

"Ja, sag es mir. Wir sind gerade so schön bei Geständnissen." Ein leichtes Schmunzeln lag auf den Lippen des jungen Mannes. Er lies Neros Schultern los und stützte sich neben dessen Kopf ab. Streichelte mit ein paar Fingern durch seine feuchten Haare und lächelte ihn verliebt an.

"Ehrlich gesagt..." Ein leises Seufzen war zu hören. "Ich bin anfangs nur darauf eingegangen... ich wollte dir... tatsächlich nicht wehtun." Nero schämte sich richtig dafür. "Aber jetzt... jetzt ist es anders. Ganz anders.", flüsterte er heiser. Seine Augen waren leicht glasig. "Ich... ich möchte das nicht missen." Der junge Mann biss sich leicht auf die Lippe und eine kleine Träne bahnte sich aus seinem Augenwinkel, welche auf seinen rabenschwarzen Haaren zerplatze. Genau in diesem Moment grollte abermals ein Donner über ihnen.

Micha war geschockt. Er hatte nicht geglaubt, dass Nero tatsächlich so verlogen sein konnte. Nur er konnte ihm deshalb nicht einmal wirklich böse sein. Obwohl es ihn schon ziemlich enttäuschte. Nero hatte ihn eine ganze Zeit lang angelogen.

"Wie lange?", fragte er leise nach. "Wie lange hast du mich angelogen?" Micha trocknete die Tränenspur mit seinen Fingern.

"Vielleicht... vielleicht zwei Wochen." Ein leises Wimmern trat über Neros Lippen.. Er sah Michas enttäuschten Blick und hätte sich in diesem Moment am liebsten von einer Brücke gestürzt. Er hatte seinen besten Freund so angelogen. Seine Arme sanken auf seinen eigenen Brustkorb "Es...es tut mir so leid." Seine Rechte lag leicht an seinen bebenden Lippen

"Zwei Wochen..." Ein Seufzen überkam die Lippen des Rothaarigen. "Viele würden diese Lüge als einen Grund sehen, sofort Schluss zu machen.", meinte er betrübt. Auch wenn er so ein Mensch nicht war. Es traf ihn schon, dass sein bester Freund ihn so belogen hatte. Er hatte ihm Zuneigung vorgegaukelt.

"Nein... nicht." Nero schüttelte den Kopf. Sah ihn fast schon flehend an. Ein Schwall von Tränen brach aus ihm heraus. Er konnte nicht einmal fliehen vor dem was noch kam, da Micha ihn in dieser Position gefangen hielt. So wie er über ihn gebeugt dalag.

Micha hatte sogar ein leichtes Lächeln auf dem Mund. Küsste ein paar der salzigen Perlen von Neros Antlitz und streichelte über seine stark erhitzen und leicht feuchten Wangen. Er sah, dass Nero ihn wirklich nicht verlieren wollte. Allein das war für ihn schon der Beweis, dass Nero ihn liebte, auch wenn er es immer noch nicht gesagt hatte. Sein Freund war schon immer ein mit starken Gefühlen gesegneter Mensch gewesen, der sich auch nicht scheute diese zu zeigen und Neros Tränen waren echt. Seine Scham und die Reue in seinen Augen. So etwas konnte man nicht spielen. Schon gar nicht Nero.

"Ich werde es nicht tun.", hauchte er gegen die zitternden Lippen seines Freundes. "Ich werde dich nicht verlassen." Es war ein kleiner Schwur gewesen. Micha nahm eine von Neros Händen und legte sie an seine eigene Wange. Sah ihm in die Augen und lächelte sanft. "Ich bin enttäuscht, ich denke das weist du... und ich finde, dass das, was in diesem Moment in dir vorgeht, Strafe genug ist." Wieder war es nur ein leises Flüstern gewesen. Seine grauen Edelsteine sahen in die geröteten Smaragde seines Liebsten, welcher nur nickte und leicht hickste.

"Es tut mir wirklich... unglaublich leid.", kam es dann sehr heiser von Nero. Er streichelte leicht über die Wange, an die Micha seine Hand gelegt hatte.

"Das glaube ich dir." Micha hauchte einen zärtlichen Kuss gegen Neros Stirn. Trocknete ein paar weitere Tränen mit seinen Fingern und legte sich dann wieder neben ihn. Strich mit seinen Lippen über die Wangen seines Gegenübers und seufzte leise auf. "Vielleicht sollten wir jetzt ein wenig schlafen, was sagst du?", meinte er leise mit einem Blick auf die Uhr an der Wand. "Ich muss morgen früh raus." Eigentlich wollte er nicht in die Schule, nur es blieb ihm eben nichts anderes übrig.

"Ist gut.", murmelte der Schwarzhaarige, während er einen Arm um seinen Freund legte. "Aber willst du dir wirklich nichts anziehen? Nicht dass du krank wirst."

"Muss ich oder kann ich?", fragte Micha leicht neckisch.

"Müssten tust du nichts, und können... ich glaube nicht, dass ich dir dabei helfen müsste." Ein leises Kichern entfloh dem jungen Mann.

"Nein, das glaube ich auch nicht." De Rothaarige küsste seinen Liebling flüchtig auf den Mund, ehe er aufstand und tatsächlich etwas anzog.

Nero hatte sich unterdessen gescheit in das relativ große Bett gelegt und hielt Micha eine Seite der Decke auf, damit er darunter schlüpfen konnte, was dieser dann auch sofort machte und sich verspielt an seinen Freund kuschelte. Seine Arme um ihn legte und leicht an sich zog.

"Schatz, tust du mir einen Gefallen?", fragte Micha dann noch. Er musste ihn das einfach bitten, da er solchen Aktionen einfach keine Chance mehr geben wollte.

"Was denn für einen?" Nero blinzelte leicht in die Dunkelheit hinein, die sich in dem Zimmer ausgebreitet hatte.

"Wenn du etwas auf dem Herzen hast, sag es mir... und bitte, lüg mich nie wieder an. Sonst wird es nur noch schlimmer, wenn du mir es gestehst, okay?" Er legte seine Lippen flüchtig auf die Neros und schloss entspannt seine schweren Augen.

"Ist... ist gut.", nickte er leicht an seiner Brust. Legte ebenfalls einen Arm um seine Taille, gähnte leise und schummerte dann kurz darauf zufrieden ein.

Micha allerdings blieb noch ein wenig wach liegen. Lies den Tag noch einmal Revue passieren und schlief dann ebenfalls ein. Er war froh, dass sich das alles zwischen ihnen geklärt hatte. Das Nero bereit gewesen war ihm das zu gestehen und mit ihm darüber zu reden. Doch etwas lag ihm noch auf der Seele und das war die Sache mit Erke, die er morgen ganz sicher über die Bühne bringen würde und musste. Ob es Erke nun gefallen würde oder nicht.
 

//Der nächste Morgen//
 

Sein Wecker klingelte am nächsten Morgen um sechs Uhr in der Früh. Etwas eher als sonst, da er einen längeren Weg von Nero aus zu seiner Schule hatte. Vor allem musste er davor noch einmal nach Hause, um seine Schulsachen zu holen. Die hatte er gestern extra nicht mitgenommen, da er sich nicht sicher gewesen war, ob er bei Nero hätte bleiben können oder nicht.

Ächzend hievte er sich also aus dem kuscheligen Bett. Er hätte liebend gern noch so neben Nero liegen bleiben können, nur dann hätte er ein gravierendes Problem bekommen. Seine erste Prüfung stand vor der Türe und diese zu versäumen, war schlimmer als alles andere, was er sich im Moment vorstellen konnte.

Er versuchte so leise wie möglich zu sein, während er sich anzog und sich Kaffee machte, der später noch für Nero reichen würde. Er kritzelte ihm noch ein paar Zeilen, ehe er Nero noch flüchtig auf die Stirn küsste und dann schnell aus der Wohnung verschwand. Sich so schnell es ging auf den Weg zur U-Bahn und dann zu sich nach Hause machte. Dort einen kurzen Augenblick verweilte, seine Motorradschlüssel suchte und um noch seinen Rucksack zu packen. Stürmte dann mit dem Helm unter dem Arm nach unten, setzte sich auf seine Maschine und brauste los zur Schule.
 

Gioì wartete wie immer unten vor dem Eingang auf ihn. Sah ihm leicht lächelnd entgegen. Ihm war die Aufregung ins Gesicht geschrieben. Seine Hand zitterte leicht, als er die Zigarette zu seinen Lippen führte, stark daran zog und den Rauch hart ausstieß.

"Morgen.", grummelte der Italiener leise, als Micha vor ihm stehen blieb. Kurz nickte und seine Jacke enger um den Körper schlang. Es regnete immer noch.

"Morgen..." Ein leises Gähnen entfloh dem Rothaarigen. "Gehen wir rein? Ich frier mir noch alles mögliche ab.", nuschelte er in sich hinein. Obwohl seine Motorradkombi ziemlich warm war, fror er. Aber sehr wahrscheinlich lag das einfach an der Aufregung.

"Ja, ja natürlich. Es ist einfach ein scheußliches Wetter." Gioì drückte seine Zigarette in einem Aschenbecher aus und ging dann mit seinem Rucksack auf dem Rücken mit Micha hinein in die warme Eingangshalle.

"Oh man... ich hab das Gefühl mein Kopf ist vollkommen leer." Michas Hände zitterten noch mehr. Er biss sich unruhig auf der Lippe herum, während die beiden nach oben in den ersten Stock stiegen.

"Ach was..." Gioì legte ihm eine Hand auf die Schulter um ihn ein wenig runter zu bringen, doch auch er zitterte ziemlich stark.

"Von wegen ach was..." Micha grummelte leise vor sich hin. Vor ihrem Klassenzimmer warteten schon ein paar andere ihres Kurses. "Ich glaub ich hau ab.", nuschelte der junge Mann.

"Ich warne dich... ich trete dir so in den Arsch, dass...." Gioì redete jetzt lieber nicht weiter, sonst würde das nur wieder komische Fragen der anderen aufwerfen und darauf hatten beide keine Lust.

"Dass?" Micha hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Er hatte so einen Gedanken, was sein Kumpel zu ihm sagen wollte und allein das lies ihn leise aufwachen. "Glaub mir, ich bin in der Hinsicht einiges gewöhnt.", schmunzelte er und piekte ihm kurz in die Seite.

"Ganz so genau will ich das gar nicht wissen. Aber ich denke dass dir Nero dann schon die Leviten lesen wird." Ein leichtes Lächeln lag auf Gioì's Lippen und ein schweres Seufzen trat aus seiner Lunge, als er ihren Lehrer auch schon kommen sah.

"Oh... ja ich denke auch." Micha nickte. Trat dann hinter den anderen durch die schmale Türe in dem ihm so bekannten Raum und setzte sich an seinen normalen Platz. "Viel Glück...", meinte er dann nur noch zu Gioì gemurmelt.

Die Arbeiten wurden ausgeteilt und für Micha begannen vier Stunden in der Hölle.
 

Michas Kopf rauchte, als er aus dem Haus in die Freiheit trat und die kühle Luft des Mittags einatmete. Er war so unglaublich froh, dass er wenigstens das jetzt hinter sich gebracht hatte. Und das ohne größere Probleme. Gioì kam hinter ihm die Treppe nach unten gerannt und umarmte ihn einfach so, ohne jegliche Vorwarnung, dass es den Rothaarigen beinahe umgehauen hätte, so viel Schwung hatte sein Kumpel drauf gehabt.

"Oh Mann, erschreck mich doch nicht so.", lachte er leise. Klopft ihm auf den Rücken und schüttelte den Kopf. "Wie ging's dir?"

"Tut mir leid." Ein leichtes Grinsen lag auf Gioì's Lippen. "Mir... na ja, so schlecht wird es schon nicht gewesen sein. Dir?"

"Na ja... ich kann mich immer schlecht einschätzen, aber ich denke im annehmbaren Bereich.", nickte er lächelnd. Lies ihn dann los und sah in den Himmel. Es war richtig ungewohnt für ihn, schon so früh aus der Schule herauszukommen.

"Ach du immer. Du bist doch eh der Klassenstreber, also red nicht." Es war nicht böse gemeint, das wusste beide. Nur Micha konnte eben auch nichts dafür, wenn ihm diese Sprachen in die Wiege gelegt worden waren.

"Pf. Ich kann mich halt schlecht einschätzen, ist doch nichts dabei. Kommst du noch mit frühstücken? Ich hab Kohldampf." Er grinste breit und rieb sich den Bauch. Erkannte ein heftiges Nicken seines Klassenkameraden und die beiden machten sich auf den Weg in ein nahe gelegenes Café.

Während sie ihren Kaffee tranken, ihr Hörnchen aßen und nach draußen auf die regennassen Straßen sahen, brandete ein hitziges Gespräch zwischen den beiden auf, was sich einzig und allein um ihre Prüfung drehte.

Sie hatten den ersten Teil hinter sich gebracht, doch die nächsten Tage würden ihnen mit weiteren Prüfungen versüßt werden. Micha hatte immer noch Bammel. Nicht sonderlich vor den Prüfungen, sondern eher mit dem späteren Gespräch mit Erke. Er würde ihn gar nicht erst anrufen, sondern einfach auftauchen. Der junge Mann hoffte nur, dass ihm dann wenigstens ein Teil seiner -Sorgen abgenommen werden würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-02-01T20:38:26+00:00 01.02.2006 21:38
Hmmmmm, was soll ich sagen??
...
....
.....
Laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaang!! ^.~
Nein, ich find es echt gut! Du übertriffst dich mal wieder selbst und das bezieh ich jetzt nicht nur auf die überdimensionale länge dieses Chapters... ist sogar für deine sonstigen Verhältnisse riesig lang...
Bin stolz auf dich!
Lieb dich!!


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