Flucht
Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und der Himmel hellte sich auf, die Sonne schickte ihre wärmenden Strahlen auf Tokyo hinab. Und in einem grünen Park auf einer Bank saßen zwei Jugendliche mit einem kleinen Wesen. Man könnte sie fast für ein Paar halten, doch der Junge und das Mädchen sahen sich nicht an und hockten auch nicht sehr dich bei einander.
Kai atmete tief ein und blickte gen Himmel, die Wolken zogen wie weiße Zuckerwatte davon, oder wie Schäfchen. Kai kamen diese Gedanken irgendwie suspekt vor, sonst dachte er doch auch nicht so einem Müll und verglich Wolken. Er schüttelte den Kopf kurz.
Mayu blickte auch hinauf. "Wie Zuckerwatte.", lächelte sie.
"Das hab ich auch gerade gedacht.", meinte Kai und ganz plötzlich fühlte Kai sich glücklich.
Beide lachten.
Dann wurde es wieder still und Mayu schaute Kai an.
"Ich wollte dir ja noch von meiner Kindheit mit meiner Skull erzählen.", sprach sie schüchtern.
Kai nickte. "Du musst nicht, wenn du nicht willst."
"Ich möchte aber, ich hab es vorher noch nie jemandem erzählen können."
Sie schloss die Augen kurz und machte sich bereit es zu erzählen und Kai und Ghosti wollten zuhören.
"Damals, als ich gerade mal sechs Jahre alt war ließen sich meine Eltern scheiden. Meine Mutter hatte dies zwar gewollt, doch in ihrem Inneren war der ganze Prozess sehr hart für sie und sie zog sich zurück. Mein dreijähriger Bruder kam zu unseren Großeltern und ich war mit meinen sechs Jahren schon sehr selbstständig. ich konnte und musste auf mich selbst aufpassen, doch im Grunde war ich ganz allein, in der Schule hatte ich niemanden und ich tat mich auch schwer Kontakt zu finden. Also war ich ganz einsam. Die Leute in der schule mobbten mich, weil ich eine kaputte Familie hatte.
Doch an einem schönen Tag, an dem ich einkaufen ging und mir mal wieder wünschte eine Freundin zu haben saß auf einmal dieses Wesen vor dem Supermarkt. Es schien so, als ob nur ich es sehen konnte, jedenfalls kam es auf mich zu und sagte es hieße Skull und würde von nun an meine Freundin sein.
Ich war zwar erst verwundert, aber dann glücklich.
Skull half mir bei allen Dingen und endlich war ich nicht mehr allein. Nach vier Jahren war meine Mutter auch wieder normal, sie hatte einen Aufenthalt in der Anstalt hinter sich und war wieder normal. sie holte meinen Bruder zu uns zurück und kümmerte sich wieder um uns. Meinen Vater konnte sie vergessen. Mit elf kam ich dann auf diese Mädchenschule und fand Freundinnen, na ja, so mehr oder minder. Doch sie waren nett zu mir.
Bald brauchte ich Skull nicht mehr und sie verabschiedete sich von mir, es war ein sehr tränenreicher Abschied. Doch die Gabe Ghostis sehen zu können, hab ich nicht verloren. Tja, und nach fünf Jahren kamst dann du mit deinem kleinen Ghosti. Das war meine Geschichte."
Kai starrte sie an, er wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, wenn man einsam war und auch er war damals glücklich gewesen Ghosti zu haben.
Mayu atmete erleichtert aus.
"Es tut gut, dass ich das alles mal jemandem erzählen konnte.", lächelte sie.
"Ja, du hast auch schlimmes durchgemacht. Ich kann dich echt verstehen.",
sagte Kai zu Mayu.
Sie blinzelte ihn an und fragte: "Willst du mir nicht ein bisschen was von dir erzählen?"
Kai zuckte zusammen. "Äh, weißt du, dass ist echt schwer für mich. ich hab noch nie..."
Mayu legte ihm eine Hand auf die Schulter und sprach: "Du brauchst es nicht zu erzählen, wenn du nicht willst, aber es tut gut. Ich fühle, dass du noch tiefere Wunden hast als ich."
Die beiden genossen einen kurzen Augenblick der Stille und dann fiel Kai Mayu in die Arme. Er musste wieder weinen und spürte sich bei Mayu so wohl, sie konnte ihn verstehen. Auch Ghosti nahm Kai in den Arm, alle hockten auf dieser Bank. Kai wurde plötzlich rot, als er bemerkte, dass er gerade einem Mädchen in die Arme gefallen war. Er schreckte zurück und Mayu lächelte ihn wieder an.
"Ist doch nicht schlimm, Kai.", grinste sie.
°/////////°' (das ist Kais Gesicht)
^-^ (Mayu)
Kai riss sich wieder ein bisschen zusammen und sprach: "Naja, ich kann dir ja ein bisschen von mir erzählen."
Mayu freute sich: "Tu das, ich höre dir gut zu."
"Aber es ist alles so schwer...", Kais Augen wurden wieder feucht.
Ghosti war die ganze Zeit ruhig gewesen, jetzt knuddeln er Kai und meinte: "Trau dich, es wird dir helfen."
Kai fasste seinen Mut und fing an.
"Meine Mutter konnte ich nie kennen lernen, denn sie starb bei meiner Geburt, doch als ich zwei Jahre alt war, ging mein Vater weg. Er verließ mich ohne Grund und ich kam nach Tokyo zu meinem Großvater und zu meinem Onkel, auch mein Cousin Tala lebte bereits dort. Das war der erste schwere Schlag, aber der zweite kam wortwörtlich, denn mein Großvater war nicht lieb, sondern wollte mich schon früh zu einem herzlosen Soldaten machen, er versuchte es mit allen Mitteln. Wenn ich Anzeichen von Schwäche zeigte, wurde ich dafür bestraft und das mit Schlägen. Doch es kam noch schlimmer...."
Plötzlich hörten Kai, Mayu und Ghosti Schritte.
"Wer ist da?", fragte Mayu vorsichtig.
Da trat Boris auf sie zu. "Kai, du sollst doch niemandem etwas von uns erzählen. Komm mit, ab nach hause, dafür wirst du bezahlen."
Kai sprang auf und schnappte sich Mayu und Ghosti. Zusammen rannten sie los, nur weg von Boris. Doch der war ihnen auf den Fersen. Sie hörten ihn brüllen: "Kai!! Komm sofort her!!"
Doch sie blieben nicht stehen. Mayu konnte bald nicht mehr und bekam Seitenstechen. "Kai, warte... ich kann nicht mehr...", stöhnte sie.
da sie Boris ein Stück weit abgehängt hatten, blieb Kai stehen. Er packte Mayu an den Schultern und sagte: "Hör zu, lass dir von Ray meine Handynummer geben, er müsste sie haben. Ich verschwinde aus diesem land, ich kann nie wieder nach hause zurück. Ich werde fliehen, wohin weiß ich noch nicht. Geh du nach hause und pass auf, dass du nicht von meinem Onkel, Tala oder meinem Großvater erwischt wirst."
Mayu nickte. "Aber, werden wir uns wiedersehen?"
"Ja, das werden wir, jetzt geh!"
Kai schubste Mayu einen kleinen Hang hinunter und rannte dann schnell weg.
Mayu lag unten und rieb sich den Hintern, sie saß in einem Busch und war gut versteckt. Kai hatte sie extra dort hinab gestoßen, damit Boris sie nicht sah. Also blieb Mayu ganz ruhig und still.
Sie hörte wie Boris am Abhang ankam und sie blickte nach oben. Tatsächlich stand er dort und fluchte etwas auf russisch. Dann starrte er in Richtung ihres Busches. Mayu bekam eine Gänsehaut und zog sich zusammen, sie machte sich klein. Boris schien etwas zu beobachten. Er hatte sie doch wohl nicht etwa entdeckt?
Mayus Herz klopfte schnell und schlug ihr bis zum Hals.
Schließlich drehte sich Boris wieder nach vorne und lief weiter in den Wald hinein.
"Puh." Mayu atmete auf.
Sie blieb noch eine Viertelstunde in dem Busch, dann fühlte sie sich einigermaßen sicher und trat hinaus. Jetzt musste sie zu Ray, um an Kais Handynummer zu kommen.
Die Sonne brannte den Weg zur Schule auf Mayu hinab und sie suchte Ray. Aber auf dem Weg kam ihr nicht Ray entgegen, sondern Tala.