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Anfang aller Feindschaft

aus den Schatten der Vergangenheit
von

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Feurige Stürme

Wer bisher gedacht hat, dass Inu Taisho eigentlich ein ganz lieber, harmloser Kerl ist, wird in diesem Kapitel wahrscheinlich eine Überraschung erleben. Denn nun wird der Dämonenfürst mal zeigen, was passiert, wenn das Feuer seines Zorns entfacht wird. Cave canem, hütet euch vor dem Hunde!

Es folgt Kapitel 19: Nach seinem heimlichen Liebesversprechen macht sich Inu Taisho auf in den Südosten, um die Herrschaft des Dämonenlords Bundori zu beenden und den grausamen Tod seines Sohnes zu rächen. Ohne Rücksicht auf Verluste räumt er mit Sou'unga jedes Hindernis aus dem Weg bis schließlich die gigantischen Mächte von Hund und Drache, von West und Ost, aufeinander prallen...

Enjoy reading!
 


 

Nachdem er seine Liebe in den westlichen Bergen zurückgelassen hatte, stand der Herr des Westens auf einem Felsen und sah in ein wüstenartiges Land, das durch einen gewaltigen Canyon und viele Schluchten geprägt war. Es handelte sich um ein weitgehend verdorrtes Land im Südosten Japans, das genauso seelenlos und vertrocknet wie das dunkle Herz des dort herrschenden Fürsten war. Es war das Kernland eines uralten Drachenclans. Das Reich des Drachenlords Bundori.
 

Äußerlich völlig ruhig erscheinend zog Inu Taisho das lange, an seinem Rücken befestigte Schwert hervor und betrachtete die Klinge.

"Sou'unga...", sagte der Dämonenfürst leise, "dein Geist sehnt sich nach Hass und Zerstörung. So wie sich der meine. Lange Zeit habe ich dich beherrscht, du bist an mich gebunden und ich an dich. Und dieses Mal werde ich dich nicht aufhalten. Mein Blut schreit nach Rache... ich kann es nicht mehr ertragen. Begleite mich! Und wenn es der Wille der höllischen Mächte ist, dass ich jetzt für meine Blutschuld an dem eigenen Kind mit dem Leben bezahle, so folge mir in den Tod!"

Sein Schwert mit beiden Händen fest umklammernd sprang Inu Taisho von dem Felsen herab und durchbrach einen unsichtbaren Bannkreis, der das Land Bundoris begrenzte.

Nur wenige Minuten später, nachdem er die Grenze überquert und den warnenden Bannzauber durchschritten hatte, erwartete ihn das erste Empfangskomitee. Eine etwa zehnköpfige Horde niederer, schlangenartiger Dämonen und zwei bewaffnete Drachen in menschlicher Gestalt stellten sich ihm drohend entgegen. Inu Taisho wartete erst gar nicht ab, ob sie irgendetwas zu sagen hatten, sondern hob nur nebensächlich seine Arme. Sou'unga in seinen Händen leuchtete kurz auf. Seine Gegner bemerkten nicht einmal, dass sie angegriffen wurden. Im nächsten Augenblick waren sie bereits tot. Während Inu Taisho achtlos den getöteten Dämonenhaufen übersprang, erzeugte er durch seine dämonischen Kräfte ein Feuer und verbrannte die Leichen zu Asche.

Auf ähnliche Weise erledigte er auch die nächsten beiden Wachtruppen, die ihn bremsen wollten. Weder dreißig noch fünfzig weitere Dämonen hielten ihn in irgendeiner Weise auf. Wie lästige Insekten räumte er sie aus dem Weg. Auch als sich ihm schließlich über hundert von Bundoris Untergebenen entgegenstellten, hatte er keine nennenswerten Schwierigkeiten.

Kühl berechnend und ohne erkennbare Emotion in seinen dunkelgoldenen Augen tötete er jeden, der den Mut und die Dummheit besaß ihn anzugreifen oder sich nur in seine Nähe wagte. Das waren allerdings sehr schnell nicht mehr sehr viele. Dem mörderischen Duo aus Dämon und Schwert, beide von dem gleichen Willen getrieben, hatte niemand etwas entgegen zu setzen.
 

Schließlich befand sich Inu Taisho völlig allein in einer etwas düsteren, sich immer wieder verzweigenden Schlucht. Einige qualmende Erdspalten machten deutlich, dass tief unter der Erde teilweise vulkanische Aktivitäten herrschten. Scharfkantiges Geröll, das durch Erdbeben von den Steilwänden gelöst worden war, bedeckte den Boden. Doch der Untergrund war kühl und ruhig.

Der Dämonenfürst folgte der Schlucht bis in einen breiten Seitenarm, der schließlich in einer Sackgasse vor einer hohen, glatten Felswand endete. Die Luft stank nach Schwefel und anderen widerwärtigen Ausdünstungen. Ein besonders unangenehmer Geruch ging von der glatten Felswand aus, der Inu Taisho nun gegenüberstand. Sie roch nach getrocknetem Blut, Schweiß, Tränen und Angst. Nach unvorstellbarem Leid und Schmerz. Und nach seinem Sohn.
 

"BUNDORI!!! Zeig dich endlich, du verfluchtes, verdammtes Kriechtier! Ich weiß, dass du mich beobachtest. Du wartest doch schon lange hier auf mich. Worauf wartest du jetzt noch? HIER BIN ICH!"

Zunächst regte sich nichts. Stille umgab den Hundefürsten und schürte seinen innerlichen Zorn. Erst nach einigen Minuten antwortete ihm plötzlich eine melodische, fast sogar wohlklingende Stimme:

"Ich grüße dich, Herr der Hunde. Wie erfreulich, dass der Herrscher des Westens nun doch seinen Weg in meine bescheidene Heimstatt gefunden hat. Unsere letzte Begegnung ist lange her, nicht wahr? Ich hoffe, du hast sie noch in guter Erinnerung, wie all unsere Begegnungen bisher."

Inu Taisho drehte sich herum. Etwa zwanzig Meter entfernt erblickte er nun eine aus dem Nichts aufgetauchte, große, menschenähnliche Gestalt, die auf einem Stein sitzend dem zornigen Hundefürsten entgegen sah. Es war ein Mann in schwarzer Rüstung und mit leicht rötlicher, sonnengebräunter Haut. Sein bronzefarbenes Haar war hüftlang und durchsetzt von mehreren schwarzen, teils geflochtenen Strähnen. Er bot einen prachtvollen Anblick, doch der Ausdruck in seinen tiefroten Augen ließ ihn furchterregend und bedrohlich wirken. Am erschreckensten wirkte sein zweites, grausames Gesicht, das gleich einer kleinen Maske auf seiner Stirn saß.
 

"Dies ist unsere letzte Begegnung, Bundori", sagte Inu Taisho gepresst und ging einige Schritte auf den Wartenden zu.

Bundori lächelte und stand auf. Mit einer ausladenden Geste zeigte er auf die ekelerregende, blutbefleckte Felsenwand neben Inu Taisho.

"Eigentlich hätte diese schöne Felsenwand dir meinen hübschen Willkommensgruß darbieten sollen. Leider haben einige selbstmordlustige, idiotische Wölfchen mir diese Überraschung für dich ein wenig verdorben und mir meine niedliche Beute vorzeitig gestohlen. So kann ich dir mein Geschenk nicht persönlich überreichen, aber ich denke mal, es kam trotzdem ganz gut bei dir an, oder?"

Ein leises Knurren entrann Inu Taishos Kehle.

"Oha", grinste Bundori, "der Hund fängt an zu knurren. Verärgert, Hundefürst? Macht der jämmerliche Rest deiner erlöschenden Familie dich traurig? Geht es deinem geliebten Welpen nicht gut? Wie schade, er ist also von uns gegangen. Ich hatte gehofft, dein Heiler würde ein kleines Wunder vollbringen und das langsame Sterben deines Sohns noch ein bisschen herauszögern..."

Inu Taishos Augen verfärbten sich rötlich und verengten sich zu Schlitzen, doch er ließ sich keine weitere Gefühlsregung anmerken und gab dem spottenden Drachen keine Antwort. Dieser genoss die Situation sehr, hob seine Hände und betrachtete spielerisch seine krallenbewehrten Klauen.

"Ich muss zugeben, du kannst sehr stolz auf deinen Sohn sein", fuhr Bundori in fröhlichem Plauderton fort: "Er hat einen neuen Rekord aufgestellt. Ich konnte meine schönsten Foltermethoden und -werkzeuge an ihm ausprobieren und es hat erstaunlich lange gedauert, bis er mir nicht mehr widerstehen konnte. Bis seine schöne, stolze Fassade endlich zusammengebrochen ist, bis er sich unter seinen Qualen wand und flehentlich bettelnd wie ein weinendes Kind nach dir geschrieen hat... Bedauerlicherweise warst du nicht da, um ihn zu trösten und zu retten... Tja, das kommt davon, wenn man immer den perfekten Herrscher spielen will. Und so dann den ungewollten Nachwuchs vernachlässigt, der versehentlich während eines heimlichen, verbotenen Techtelmechtels entstand. Anstatt was aus den Fehlern deiner Vergangenheit zu lernen, hast du dich immer nur in deiner Trauer um deine verlorene Geliebte versteckt und nichts mehr an dich heran gelassen. Und dein vereinsamter Welpe, der dich über alles verehrt hat, der alles für nur ein winziges Zeichen liebevoller Anerkennung von dir getan hätte, hat es letztendlich ausbaden müssen. Was für eine tragische Geschichte!"

Mit erneutem Knurren versteifte Inu Taisho seine Krallen und ging mit leicht erhobenem Schwert auf Bundori zu.

"Du kannst froh sein, dass ich keine Lust habe, nur eine Sekunde meines Lebens zuviel an dich zu verschwenden", antwortete er dem Drachendämon wütend, "ansonsten würdest du einen noch unangenehmeren Weg ins Jenseits finden als mein Sohn."

"Hmmm...", meinte Bundori, musterte Inu Taisho genau und lachte dann lauthals.

"Wirklich, du gefällst mir", höhnte der Drachendämon weiter, "äußerlich tust du immer so schön hart und ruhig. Aber ich weiß, innerlich zerreißt es dich vor Schmerz. Du bist und bleibst zu weichherzig. Selbst deinen ärgsten Feind könntest du nicht grausam strafen. Du könntest nicht einmal ansatzweise tun, was ich deinem Sohn angetan habe. All deine Macht ist nur hohler Schein, du würdest es nie wagen die Vorzüge wahrer Macht auszukosten. Dein treuherziges Hundeblut ist zu schwach dafür, für einen wirklichen Daiyoukai taugt es nicht. Deine ganze Familie, dein gesamter Hundeclan taugt nichts."

Der Hundedämon blieb stehen und ließ sein Schwert sinken. Mit einem seltsamen, wissenden Ausdruck in seinen rötlich schimmernden Augen sah er den Drachendämonen an. Bundori blickte höhnisch zurück, doch tief in seinem Innersten machte sich leichte Verunsicherung breit. Etwas lag in dem merkwürdigen Ausdruck auf Inu Taishos Gesicht, das der Drache nicht richtig deuten konnte. Um seine Unsicherheit zu überspielen, entschloss er sich den Hundeherrn noch weiter zu reizen.

"Soll ich dir noch ein Beispiel deines schwächlichen Blutes vor Augen führen? Nehmen wir doch das Beispiel deines Cousins, der sich vor ein paar Jahrhunderten heimlich in eine verfeindete Wölfin verlieben musste und dich verriet. Verbotene Beziehungen einzugehen und mit dem Feuer zu spielen scheint eine reizvolle Herausforderung für euch Hunde zu sein. Ich habe mich oft gefragt, ob du den Mut aufgebracht hast und die verräterischen Liebenden damals persönlich umgebracht hast. Das hingerichtete Liebespaar ließ ein bedauernswertes, verlassenes Waisenkind zurück, um das du dich natürlich gleich schuldbewusst gekümmert hast. Leider lief auch da die Kindererziehung schief, was? Das arme, kleine Waisenkind hat die gleichen, verräterischen Neigungen wie seine Eltern entwickelt. Yoshio wurde ein schwacher, neidischer und dummer Feigling, der lange Zeit nicht einmal gemerkt hat, dass ich ihn nur für meine Zwecke verwendet habe. Es war spielerisch leicht für meinen Bruder und mich diesen jämmerlichen, ängstlichen Wolfshund zu manipulieren und zu benutzen... Das alles hat dein Blut hervorgebracht: deine ganze Familie war ein Haufen aus verweichlichten, idiotischen Schwächlingen!"
 

"Mein Blut ist also schwach...", murmelte Inu Taisho und lächelte dann plötzlich. Betont langsam und bedeutungsvoll drehte er das Schwert in seinen Händen.

"Ein schönes Schwert, nicht wahr?", sagte der Hundedämon zu dem Drachen: "Es muss eine enorme Freude für dich gewesen sein, als du dieses Höllenerbstück deiner Vorfahren vor langen Zeiten zufällig gefunden und auf die dir suspekte Menschheit losgelassen hast. Wie ärgerlich, dass deine netten Pläne, die Menschen damit von der Welt zu tilgen, nicht aufgegangen sind. Ich hätte zu gerne dein dummes Gesicht gesehen, als du damals erfahren hast, dass es jemanden gelungen war Sou'unga zu zähmen. Du hast nie damit gerechnet, dass irgendwer mit dieser Klinge fertig werden könnte. Es gibt etwas in meinem angeblich so schwachen Blut, das stärker als Sou'unga ist. Und natürlich hast du dich darüber immens geärgert, wie über so vieles anderes auch... Seitdem hast du versuchst meine Blutlinie komplett auszulöschen, damit niemand mehr der Erweckung und Befreiung von Sou'ungas zerstörerischem Geist im Wege steht. Das ist dir auch ganz gut gelungen, bis auf mich sind nun alle tot, die Sou'unga führen könnten. Doch etwas ist dir nicht gelungen. Du konntest niemals das Geheimnis ergründen, was genau das in meinem Blut ist, das mir die Macht verleiht Sou'unga zu beherrschen. Und soll ich dir etwas verraten? Du wirst dieses Geheimnis auch niemals ergründen, denn das ist eine Form der Macht, von der du nichts verstehst, von der du nie etwas verstanden hast!"

"Was interessiert mich deine jämmerliche Macht und Sou'unga?!", erwiderte der Drachendämon abfällig, einen Anflug von Verärgerung in seiner Stimme konnte er dennoch nicht verbergen. Inu Taisho lächelte daraufhin wieder. Das fachte Bundoris Wut weiter an.

"Dein Lächeln wird dir schon noch vergehen, Köter! Ich werde dich in Fetzen schneiden. Im Gegensatz zu deinem Sohn wird von dir nichts mehr übrig bleiben, das noch irgendwer betrauern kann. Und dein Land, alles, das an dich erinnert, werde ich in vulkanischen Lavaströmen ertränken. Die Zeiten deiner so sehr bewunderten und verehrten Herrschaft sind vorbei!"

"Im Gegensatz zu meinem Sohn bin ich nicht wehrlos an eine Felswand gekettet", sagte Inu Taisho verächtlich, "und im Gegensatz zu dir weiß ich, was ich meinem Land und meinen Getreuen schuldig bin. Es wird Zeit, deine schändliche Anwesenheit von der Erde zu tilgen!"
 

Bundori schnaubte und trat einen Schritt zurück. Mühsam unterdrückte er seinen aufwallenden Ärger. Wie sehr er diesen Hund und sein Auftreten doch hasste. Wie konnte Inu Taisho immer noch so selbstsicher sein? Er hätte doch gebrochen am Boden liegen müssen, nachdem seine verachtenswerte Brut tot war. Stattdessen stand der Hundeherr unverändert stark vor ihm. Als das beneidenswerte Musterbeispiel eines mächtigen, furchtlosen und perfekten Dämonenfürsten, der von seinem Volk verehrt und überall bewundert wurde. Ich hasse ihn, dachte Bundori und spannte seine Klauen. Ich hasse ihn!
 

Inu Taisho zögerte nicht länger. Mit einem flinken Satz und erhobener Klinge preschte er auf den Drachenfürsten zu. Der Angegriffene gab ein abfälliges Schnauben von sich und wich beiseite. Seine Gestalt flimmerte leicht golden, löste sich auf und verschwand.

Der Herr des Westens bremste und drehte sich im Sprung. Geschickt landete er zwischen einigen lockeren Felsen und sah sich gleichsam wachsam wie aufgebracht nach dem Verschwundenen um.

"Lass deine albernen Versteckspielchen! Dein Unsichtbarkeitszauber wird dich nicht vor dem Untergang bewahren!"

Kaum hatte er seine Worte ausgesprochen, zuckte Inu Taisho instinktiv zusammen. Einer innerlichen Ahnung folgend sprang er rasch in die Höhe und entging so einem plötzlichen, unsichtbaren Schwertstoß, der auf seinen Rücken gezielt hatte.

Kurz darauf wurde Bundoris Gestalt wieder erkennbar, er tauchte einige Meter vor dem Hundefürsten auf und zog grinsend seinen ausgestreckten Arm zurück. In der Hand hielt er ein gerades, zweischneidig geschliffenes Schwert, das orangefarben leuchtete.

"Deine Sinne und Reflexe sind ausgezeichnet, Hund! Nur sehr wenige sind in der Lage meine Bewegungen zu erahnen, wenn ich mich tarne und völlig unsichtbar mache. Doch wie oft wird es dir wohl nochmals gelingen meinem Schwert auszuweichen? Und wie willst du gegen jemanden kämpfen, den du weder sehen, hören noch riechen kannst? Du kannst mich nicht besiegen..."

Brennende Feuersglut lag in Inu Taishos Augen, mit einem wütenden Schrei griff er den Drachen erneut an. Wieder entging Bundori Sou'ungas tödlichem Hieb, indem er blitzschnell auswich und in die Unsichtbarkeit flüchtete. Knurrend trat Inu Taisho einen Schritt zurück und witterte gründlich. Einen Moment später riss er schnell sein Schwert hoch und parierte erst einen von rechts und dann von links kommenden Schlag aus dem Nichts.

"Du bist wirklich gut", kommentierte die höhnische Stimme des unsichtbaren Drachens die gelungene Verteidigung, "aber wie lange willst du das durchhalten? Nur ein Treffer mit meiner magischen Klinge und du wirst dich nicht mehr bewegen können. Dieses Schwert habe ich aus einem meiner Giftzähne geschmiedet. Der lähmenden Wirkung meines Gifts kannst auch du nicht widerstehen. Dann wird dir auch Sou'unga nicht mehr helfen, dann gehörst du mir!"

Inu Taisho antwortete nicht. Er konzentrierte sich intensiv auf seine Instinkte und wehrte geschickt eine neue Angriffswelle aus rasch hintereinander geführten Hieben und Stichen seines unsichtbaren Feindes ab. Doch der Hundedämon wusste, er folgte seinem Gegner damit in ein tückisches, gefährliches Spiel. Bundoris Taktik war klar, er wollte Inu Taisho ermüden und reizen. Und das gelang ihm gut, Inu Taisho brauchte alle Aufmerksamkeit, um die überraschenden, wendigen und immer schneller werdenden Attacken aus dem Nichts abwehren zu können. Für einen eigenen Angriff bekam er keinen Augenblick Zeit und der Kampf gegen einen Unsichtbaren zerrte an seinen Nerven. Früher oder später würde Bundori Erfolg haben, einen Treffer erzielen und Inu Taisho mit seinem lähmenden Schwert außer Gefecht setzen. Dann wäre er dem Drachen ausgeliefert. Hilflos ausgeliefert wie sein Sohn, wie sein Land, wie alle, die er je geliebt hatte und die den ständigen Intrigen seiner Feinde zum Opfer gefallen waren...
 

Grenzenlose Wut und unbändiger Hass ergriffen Inu Taisho, Sou'unga in seinen Händen fing an zu vibrieren. Der Herrscher des Westens spürte es und ließ sein Schwert gewähren. Widerstandslos ließ er zu, dass die blutrünstige, zerstörungswütige Waffe erwachte und gierig seinen Hass aufsog. Der diabolische Geist des Höllenschwertes und Inu Taishos rachsüchtige Dämonenseele begannen sich zu verbinden.

Nimm all meine Feindschaft, meinen Groll, meine Verbitterung, sprach Inu Taisho in Gedanken zu seinem höllischen Schwert, nimm all meine Kraft und die schwärzesten Teile meiner Seele. Vereine deinen verdorbenen, boshaften Geist mit mir und dann suche ihn... Suche meinen Feind, Sou'unga, suche und vernichte ihn!

Die dämonischen Mächte des Fürsten und die seines Schwertes verschmolzen und ballten sich zu einer düsteren, hasserfüllten Aura zusammen, die hungrig nach einem Ziel suchte. Mit verstärkten Kräften ließ Inu Taisho seine Sinne schweifen und bemerkte dann plötzlich die Ausstrahlung einer anderen, verborgenen Dämonenaura, die ihn lauernd umkreiste. Bundori! Nun konnte sich der Drache nicht mehr verstecken. Sein und Sou'ungas Hass hatten dem Unsichtbaren die Maske entrissen und das Ziel gefunden.

Inu Taisho riss sein aufleuchtendes Schwert hoch und ließ die in dem Stahl aufgestauten Kräfte der Hölle frei.

"GOKURYUUHA!"
 

Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen lösten sich die monströsen Energien aus Böswilligkeit und Zerstörung von Sou'unga und rasten in Form einer purpurvioletten Lichtkugel gegen eine Felswand. Die Wand zerbarst, die Felsen zerfielen zu Staub, der Boden dröhnte. Dichte, pechschwarze Wolken verhüllten den Himmel. Heulende Sturmwinde begleiteten die tödlichen Kräfte, die sich einen vernichtenden Weg durch die Landschaft bahnten und dabei den gesamten Canyon, der Bundoris Kernreich durchzog, umpflügten und verformten.

Inmitten des tobenden Höllensturms stand Inu Taisho und umklammerte krampfhaft sein Schwert. Die um ihn brausenden, freigewordenen Energien zerrten an ihm und drohten ihn zu zerreißen. Angestrengt hielt der Dämonenfürst dagegen und brach schließlich in die Knie. Mit letzter Kraft baute er einen Schutzbann um sich auf, drückte sich auf den Boden und kämpfte darum bei Bewusstsein zu bleiben.
 

Leere, Kälte, Dunkelheit und Todesstille folgten.

Keuchend stand Inu Taisho auf und sah sich um. Vor ihm gähnte ein gewaltiger Abgrund. Nichts war dort mehr außer bodenlose Schwärze und fein aufgewirbelter Staub, der in den verdunkelten Himmel aufstieg.
 

"Beeindruckende Leistung... gefällt mir... Ja, ich muss schon sagen, das ist wirklich ein fantastisches Schwert. Was für eine Schande, dass eine so wunderbare Waffe von dreckigen Hundepfoten gehalten und beschmutzt wird."

Alarmiert fuhr Inu Taisho herum, hinter ihm stand Bundori.

"Närrischer Hund!", sagte der Drachendämon geringschätzig: "hast du etwa gehofft, ich wäre nicht fähig und stark genug einen Schutzkreis zu erschaffen und mich damit abzuschirmen?"

"So wie du aussiehst", gab Inu Taisho zurück, "konntest du dich gerade mehr schlecht als recht retten. Und du hast eine Menge deines Youkis verloren, nicht wahr? Denn interessanterweise versteckst du dich nicht mehr feige. Du hast wohl nicht mehr genug Kraft, um dich unsichtbar machen zu können?!"

"Um mit dir fertig zu werden, reicht meine Macht noch leicht aus", fauchte der Drache, aktivierte seine verbliebenen Kräfte und verwandelte sich in seine wahre Gestalt.

Inu Taisho wich an den Rand des Abgrunds hinter sich zurück, hob sein Schwert und stellte sich in Verteidigungsposition. Der riesige, vor ihm aufragende lindwurmartige Drache ringelte sich etwas zusammen, betrachtete kurz nachdenkend seinen Gegner und entblößte daraufhin grinsend seine messerscharfen Zähne. Das maskenartige Gesicht auf Bundoris Stirn lachte und begann dann höhnisch zu sprechen:

"Hmmm... Verstehe, du hast alles auf eine Karte gesetzt und den Großteil deiner Kräfte für Sou'ungas Attacke geopfert. Nun wirst du die Gokuryuuha nicht so schnell wieder einsetzen können, denn du hast dich etwas zu sehr verausgabt. In diesem Falle solltest du lieber auf Sou'unga verzichten und dich ebenfalls verwandeln anstatt in erbärmlicher Menschenform mit einem müden Schwert zu kämpfen!"

Der Hundedämon reagierte nicht und gab keine Antwort.

"Narr!", schnaubte Bundori, stieß einen blendend hellen Feuerball aus und holte mit seinem Schwanz aus. Flink sprang Inu Taisho beiseite, das verzerrende Feuer und der heftige Hieb des Drachenschwanzes gingen neben ihn in die Leere. Der Drachendämon ließ seinen Kopf vorschnellen und schnappte blitzschnell zu. Gerade noch rechtzeitig riss Inu Taisho sein Schwert hoch, Bundori biss in das Metall. Ein grässlich knirschendes Geräusch war zu hören, die Zähne des Drachens zerbarsten, ein Stück davon bohrte sich in Inu Taishos Hand. Rasend schnell zog Bundori danach seinen Kopf zurück, drehte sich etwas und hieb wieder mit seinem Schweif zu. Dieses Mal traf er. Der stahlharte Schwanz erwischte den Hundedämonen schräg von der Seite und zerschlug seine Rüstung. Inu Taisho fühlte wie seine Rippen brachen sowie ein Teil seines Beckenknochens und seines Oberschenkels zersplitterte. Unbewusst schrie er auf, taumelte und stürzte halb besinnungslos in die Tiefe des gewaltigen Abgrunds, den Sou'ungas Zerstörungswut geschaffen hatte.
 

Bundori lachte.

"Das ist dein Ende, du Hund! Du hättest niemals meinen Weg kreuzen dürfen... Nun werde ich die Kräfte meines Reiches wecken und dich hier begraben.", sagte er und schlug mit seinem Schwanz fest auf den Boden.

Ein leises Grollen aus den tiefsten Erdschichten drang empor und verstärkte sich stetig. Dann bebte die Erde, tiefe Risse zeichneten sich am Boden ab und verbreiterten sich. Im nächsten Moment schien die Umgebung wahrlich zu explodieren. Glutrote, lodernde Feuerfontänen schossen aus dem Untergrund hervor, Asche und schwarzer, dichter Rauch quoll aus den Erdspalten und unerträgliche Hitze dehnte sich aus. Schließlich teilte sich dröhnend der Boden und gab den Weg frei für einen enormen Strom aus Feuer und Magma.

Bedächtig, aber unaufhaltsam wälzte sich der Lavastrom vorwärts und folgte dem gefallenen Hundedämonen hinab in den Abgrund.
 


 

Soweit das neunzehnte Kapitel.

Keine Sorge, so leicht lässt sich keiner der Kontrahenten besiegen, der Kampf der Giganten ist noch nicht vorüber...

Hoffentlich seid ihr mir nicht zu böse, dass ich wieder so lange mit dem Schreiben gebraucht habe und euch dann auch noch einen Cliffhanger beschert habe. Über Kommentare freue ich mich natürlich wie immer sehr!



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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von:  Nochnoi
2006-06-21T16:40:53+00:00 21.06.2006 18:40
So, hab jetzt alle Kaps durchgelesen und schreib dir endlich mal ein Kommi.
Ich muss sagen, du bist eine der besten Autorinnen hier, du kannst wundervoll beschreiben und Situationen schildern. Wie du die Gefühle der unterschiedlichen Charaktere rüberbringst, ist echt beneidenswert.
Auch die Idee für deine Story find ich genial. Endlich mal eine gute Vorgeschichte zu Inuyasha ^^

Mach bitte schnell weiter und lass uns nicht zu lange warten. Ich will wissen, wie der Kampf ausgeht, was nun mit Sesshomaru geschieht und was Yoshio jetzt eigentlich mit dem Juwel anfangen will.

*seufz* Fragen über Fragen ... *g* Das ist aber auch gut so. Würde man bereits alles am Anfang aufklären, wär die Geschichte ja nicht mehr spannend.

Dann mach schnell weiter
Nochnoi
Von: abgemeldet
2006-04-17T16:35:10+00:00 17.04.2006 18:35
>< GEIL!!!!!!!
Du musst soooo unbedingt weiterschreiben, es ist einfach alles in einem, der beste Fanfic den ich je gelesen habe!! Mach bitte bitte bitte noch lange weiter...

wenn man das so liest könnte man fast denken das es wirklich so gewesen ist. Aber bitte....Sess-sama soll nicht tot sein T-T
Von: abgemeldet
2006-04-04T14:25:02+00:00 04.04.2006 16:25
Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich mich bei Animexx nur angemeldet habe, um dir auch endlich mal ein Lob aussprechen zu können:
Deine Art zu schreiben ist echt beneidenswert!!! Man könnte meinen, dass man einen Roman liest. Echt immer spannend und ne super Ausdrucksweise!

Deine Fanfics gehören zu meinen absoluten Favoriten und dieses ist das erste was ich überhaupt gelesen habe. Allerdings als zu Sessi hast sterben lassen war ich total geschockt und wollte aus Protest nich mehr weiterlesen (Naja, leider nicht geschafft:-))Ich hoffe nur das du ihn bald wieder zurück holst...
Die Charakterbilder finde ich übrigens auch total super, sind echt gur gelungen!

Liebe Grüße
Breaca
Von:  Tigerin
2006-04-03T11:38:15+00:00 03.04.2006 13:38
Schönes Kapitel!
Ich wäre dem Drachenfürsten am liebstenan die Gurgel gegangen. Und er hat Sesshoumaru so beschrieben, dieses argh... jedenfalls hab ich mich gefreut, dass es weiterging, dass Kapitel war so schön spannend. Ich kann Inu no Taishou aber verstehen, das er wütend ist, er soll diesen Drachen zerreißen. Gemein von dir war, wieder einen Cliffhanger reinzusetzten, wenn wir wieder so lange Warten müssen.
Ich hoffe du schreibst schnell weiter und schick mir ne Ens!^^

Bye Tigerin
Von:  Mondvogel
2006-04-01T14:26:20+00:00 01.04.2006 16:26
*reinhops*
Wunderbar! Wie immer bin ich hin und weg, wenn ich ein neues Kapitel von dir lese. Der Dialog am Anfang zwischen Inu Taisho und Bundori war so... schön. Das ist irgendwie nich das passende Wort, aber er hat mir trotzdem ungemein gut gefallen. Du schreibst außerdem so überzeugend. Das, was Bundori gesagt hat, klang irgendie einleuchtend, aber dann kam Inu Taiso mit einem heftigen Gegenargument. Wirklich ein interessantes Gespräch, das die beiden da hatten.
Außerdem hat man auch etwas von Yoshios Eltern erfahren. Er ist ein unglaublich interessanter Charakter... Ich glaube, das habe ich schon mal gesagt, aber was mir gefällt, wiederhole ich oft unbewusst mehrere Male! ^^"

Aber was ist jetzt los? Diese völlig überraschende Wende im Kampf. Inu Taisho verletzt und scheinbar besiegt? Das ist wirklich spannend, ich liebe das! Ich hab eigentlich nichts gegen Cliffhanger. Die machen doch alles nur noch viel besser und prickelnder. Man freut sich dann viel mehr auf das nächste Kapitel.
Also, noch ein großes Lob zum Schluss und... ICH LIIIIIEBE DIESE FF!! Mach fleißig weiter so. Du hast echt Talent zum Schreiben.
Von: abgemeldet
2006-04-01T11:47:09+00:00 01.04.2006 13:47
Ja, das ist natürlich wieder klasse geschrieben worden von dir. Ich bin echt gespannt wie der Kampf weiter geht. Ich hätte auch nicht erwartet, dass der Hundefürst sich so leicht besiegen lässt. Ich glaube und hoffe er bekommt seine Rache. Also ich freue mich auf dein nächstes Kapitel^^

Liebe Grüße
Yaya
Von: abgemeldet
2006-03-31T13:40:42+00:00 31.03.2006 15:40
Danke für die ENS =)
Wieder mal ein spannendes Kapitel... da sieht man, dass auch Inu Taishou anders sein kann.. Aber dieses Ende.. *argh* ... Wehe du lässt uns bei diesem Cliffhanger lange warten, bis es weiter geht.. =) Hoffe es geht rasch weite.r
Gruß, Jin-Jin
Von:  Mina_Tepes
2006-03-30T17:49:17+00:00 30.03.2006 19:49
Das Kap ist total genial ><
Und es is total spannend und der kampf mit Bundori und Taisho ist auch super ><
*anfeuern zum weiterschreiben* (^-^)//
Von: abgemeldet
2006-03-30T15:59:02+00:00 30.03.2006 17:59
Der Kampf gefällt mir!!!!!
Du hast den Kampf sehr spannend gestalted^^
Schreib bitte gaaaaaaanz schnell weiter!!!!XD
Von: abgemeldet
2006-03-29T19:57:37+00:00 29.03.2006 21:57
Gut, dass der Kampf noch länger weitergeht, hatte bei zwei so starken Dämonen allerdings auch nichts anderes erwartet. Das kann halt nicht in einem einzigen Kapitel abgehandelt werden.
Ein wütender Hunddämon und sein Höllenschwert, also...ich würde laufen, wenn ich Bundori wäre. Und mal sehen, was Inu no Taisho gegen die Lava tun will.


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