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Luciana Bradley und der Orden des Phönix

von

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M gleich Monumental plus S macht Mies

M gleich Monumental plus S macht Mies

 

Es gab Tage, da konnte man auch nach nur drei Stunden Schlaf hellwach aus dem Bett springen, ohne Müdigkeit zu verspüren. Heute war einer dieser Tage und dabei war hier sogar von einem Montag die Rede. Das Gefühl dieser ungewöhnlich guten Laune, an dem sonst so verhassten Wochenanfang, ließ Luciana pfeifend in den Mädchenwaschsaal spazieren, in dem sich gerade ein paar Erstklässler und Lavender Brown für den bevorstehenden Schultag fertig machten.

     „Einen wunderschönen guten Morgen!“, flötete Luciana im Vorbeigehen und stellte ihre Kulturtasche (was war das eigentlich für ein beknacktes Wort, Kulturtasche?) auf die Ablage eines freien Waschbeckens und machte sich daran, ihre Zähne zu schrubben. Die anderen Mädchen sagten entweder gar nichts oder brummelten ihr nur ein unverständliches „M-gen“ entgegen.

     Beim Frühstückstisch in der großen Halle angekommen, setzte sie sich, in einem nicht unerheblichen Abstand, neben Granger, die gerade dabei war, Potter und dem Weasley Jungen aus der Zeitung vorzulesen. Die drei waren damit so sehr beschäftigt, dass sie Luciana nicht einmal zu bemerken scheinen. Bei dem Kommentar, den Granger nach Beendigung ihrer Lesestunde als Fazit abgab, wurde Luciana allerdings hellhörig.

     „Jetzt wissen wir also, wie wir diese Umbridge auf den Hals bekommen haben! Fudge hat seinen ‚Ausbildungserlass‘ durchgepaukt und sie uns aufgezwungen! Und jetzt hat er ihr die Macht gegeben, die anderen Lehrer zu inspizieren!“ Mit einem Rutsch katapultierte sich Luciana neben Granger, die darauf einen kleinen Überraschungshüpfer vollführte.

     „Wer zum Teufel ist denn dieser Fudge?“, fragte sie in die Runde. Der Name war ja gestern schon gefallen, als sie, rein zufällig natürlich, das Gespräch mit dem Siriusfeuerkopf mitbekommen hatte.

     Granger schaute sie mit einem ‚ist-die-minderbemittelt‘-Blick an, wie der Weasley Junge reagierte, konnte sie dann nicht mehr sagen, denn Potter hatte sich blitzschnell über den Tisch in ihre Richtung gelehnt und funkelte sie mit wütenden Augen an.

     „Du solltest besser damit aufhören Gespräche zu belauschen, die dich nicht die Bohne angehen!“, zischte er angriffslustig

     „Woohoow, ganz ruhig der junge Herr!“, Luciana hob in beschwichtigender Geste ihre Hände.

     „Wir sollen ruhig bleiben, wo du erst letzte Nacht gedroht hast, uns zu verraten?“, mischte Granger sich in gezischter Flüsterstimme ein.

     „Ach kommt schon, das hab ich doch bloß gesagt, damit du mit dem Gezeter aufhörst und mich rauslässt …“

     Die drei tauschten skeptische Blicke.

     „Ich werde schon nichts davon ausplaudern, ehrlich“, hing Luciana dann hinten an und legte sich zwei Finger auf die Brust. „Versprochen!“

     Die Jungs entspannten sich etwas, nur Granger schien nicht wirklich überzeugt.

     „Also, wer ist Fudge?“, fragte Luciana nochmals.

     Granger übergab ihr daraufhin kommentarlos die Zeitung.

     „Kommt Jungs, wir müssen uns beeilen, wenn wir nicht zu spät zu Binns‘ Unterricht kommen wollen.“

     Die drei standen auf und verließen die große Halle. Luciana tat es ihnen gleich, in einigen Metern Abstand.

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

 

Sie hatte gewartet, bis sich Binns nach ein paar Minuten gänzlich in seine Zaubereigeschichtsunterlagen hineingesingsangt hatte und war dann dazu übergegangen, den Tagespropheten unter die Lupe zu nehmen. Sie kannte Zauberzeitungen aus Deutschland, jedoch hatten diese sie immer recht wenig interessiert. Die ganzen Illustrationen, die sich permanent und vor allem penetrant immer und immer wieder in derselben, nicht enden wollende Dauerschleife bewegten, lenkten sie von dem eigentlichen Text ab. Außerdem war Luciana nie hinter den Sinn gekommen, wieso manche Artikel in Schnecken- oder sonst welchen Formen abgedruckt waren, die man dann wohl oder übel nur lesen konnte, indem man die Zeitung vor sich drehte. Frei nach dem Motto, ‚hey, Muggel, schau mal, ich bin was besseres als du, ich kann meine Zeitung drehen!‘ … Trotz der vielen Nachteile des Blattes da vor Lucianas Nase, war sie schon nach wenigen Sätzen vollkommen von dem Artikel eingenommen. Als erstes musste sie feststellen, dass die Weasleys überall waren … wirklich überall. Da in dem Artikel, mit der Überschrift:

 

MINISTERIUM STREBT AUSBILDUNGSREFORM AN

DOLORES UMBRIDGE IN DAS NEU GESCHAFFENE AMT DER GROSSINQUISITORIN BERUFEN

 

wurde ein Percy Weasley interviewt, der für Cornelius Fudge, den Minister, sprach. Der Artikel war ansonsten leicht zusammenzufassen: Das Ministerium hatte sich die Gesetzesgrundlage in die gewünschte Passform gebastelt und ein … ein was? Ein Amt eines Großinquisitors geschaffen … die wussten schon um die negative Beschaffenheit des Wortes aus dem Mittelalter? Auf jeden Fall sollte Umbridge mit diesem Amt den Unterricht in Hogwarts inspizieren und somit wohl auch die Lehrer. Interessant.

     Am Ende der Unterrichtsstunde gab Luciana Granger die Zeitung dankend wieder und beeilte sich, in die Kerker zu kommen. Heute noch eine Verspätung bei Snape, dem Leibhaftigen, musste nun wirklich nicht sein. Und genau dieser lief eine Viertelstunde später wie ein geölter Blitz durch die Reihen des Tränkeklassenraums und verteilte die korrigierten Mondsteinaufsätze von letzter Woche.

     Luciana hatte einen Platz weiter hinten ergattert (dafür hatte sie gerade vor der Tür heftig ihre Ellenbogen ausfahren müssen) und beugte sich vorsichtig über das Pergament, welches Snape ihr gerade überschwänglich und mit kurzem, herablassenden Blick auf den Tisch geknallt hatte. Das Blatt leuchtete schon fast, vor lauter roter Tinte. Und oben rechts in der Ecke war ein ‚M‘ mit gestochen scharfer Schrift notiert worden. Na ja, sie hatte schon damit gerechnet, dass Snape jeden ihrer Sätze fein akribisch kommentieren würde, trotzdem, sie hatte den Aufsatz doppelt und dreifach überprüft und wusste daher, wie fehlerfrei und gut er war. Sollte Snape doch so viel drauf rumkritzeln wie er wollte, schlecht benoten konnte er ihn trotzdem nicht. Was hieß denn ‚M‘? Was war aus der alten, gut bewährten eins bis sechs Benotung geworden (Luciana hatte es selbst einmal vollbracht, in Latein eine sieben zu bekommen)? Oder alphabetisch, wenn er halt keine Zahlen mochte … A bis F eben … also, was war ‚M‘? Meisterhaft? Ah, bestimmt Monumental Genial, dachte sie, klopfte sich im Geiste selbst auf die Schulter und packte dann den Aufsatz in ihre Tasche.

     „Ich habe Sie so benotet, als ob Sie die Arbeiten bei der ZAG-Prüfung eingereicht hätten“, sagte Professor Snape, als er schon fast in der ersten Reihe angelangt und immer noch mit seiner Aufsatzblattattacke beschäftigt war. „Das sollte Ihnen eine nüchterne Vorstellung davon geben, was Sie in der Prüfung erwartet.“

     Jetzt stand er wieder vorne an seinem Pult und schaute verächtlich in die Runde. Meine Güte, welche Laus war dem denn heute schon wieder über die Leber gelaufen? So langsam war sich Luciana sicher, dass es sich nicht nur um einen Übeltäter handeln konnte, Snapes Leber besaß eine ganze Laus-Armee!

     „Das allgemeine Niveau dieser Hausarbeit war jämmerlich. Die meisten wären durchgefallen, wenn dies ihre Prüfung gewesen wäre. Beim Aufsatzthema dieser Woche geht es um die verschiedenen Sorten von Gegengiften“, schnöselte er weiter drauf los. Mist, Gegengifte waren nicht gerade Lucianas Fachgebiet … „und ich erwarte mehr an Mühe, oder ich werde anfangen, den Dummköpfen“, jetzt wurde der auch noch beleidigend, „die ein ‚S‘ bekommen haben, Strafarbeiten zu erteilen.“

     Was war denn ‚S‘? Scheiße? Mal ehrlich, war es nicht schon Strafe genug ein ‚Scheiße‘ im Aufsatz zu bekommen? Musste man dann ehrlich noch Strafarbeiten obendrauf setzen?

    Snape hatte begonnen die Rezeptur des heute anstehenden Trankes mit dem Wink seines Zauberstabs an die Tafel zu werfen. Ein Stärkungstrank. Mittlerer Schwierigkeitsgrad, schloss Luciana und begann damit ihre Zutaten zusammenzusuchen.

     Nach über einer Stunde ewigen Zerkleinerns, Stampfens und Zurechtschneidens, drifteten ihre Gedanken ab … Der Kessel vor ihr blubberte vor sich hin, das Gebräu hatte den gewünschten, türkisfarbenen Ton und sie musste jetzt nur noch die Ingwerwurzel in gleichmäßig große Würfel schneiden und diese hinzufügen. Durch den Dunst, der von ihrem Kessel heraufstieg, konnte sie Snape sehen, der langsam durch die vorderen Reihen glitt und jeden Trank akribisch begutachtete. Seine Haare hingen ihm auch heute ins Gesicht, sie schienen genauso fettig wie all die Male davor, wo sie ihn gesehen hatte. Lag das jetzt daran, dass er seine Haare überhaupt nicht wusch, oder wusch er sie jeden Tag und es hatte einfach keinen Sinn? Alles andere wäre unlogisch, denn ansonsten wären die Haare ja nicht immer gleich stark triefend, sondern mal mehr, mal weniger.

     Snape hatte ihr gerade den Rücken zugekehrt. Wie automatisch wanderte Lucianas Blick auf die Region seines Umhangs, hinter der sie seinen Hintern vermutete. Noch so eine Sache, die sie an der Zauberwelt verfluchte: Umhänge! Die Zaubergesellschaft sollte sich wirklich nicht wundern, einen nur so kleinen Teil der Weltbevölkerung auszumachen – wie sollten die Männchen und Weibchen denn auch geil aufeinander werden, wenn man wegen so viel unnützen Stoffes nicht mal die Gelegenheit hatte, sich gegenseitig auf die Ärsche zu starren?

     „AUTSCH!“ Luciana hätte lieber auf das Messer in ihrer Hand und nicht auf das Hinterteil ihres Lehrers schauen sollen. Mit einem leisen Fluch auf den Lippen, riss sie ihren Finger Richtung Mund. Dieser hatte aus einem tiefen Schnitt im Flug ein paar Tropfen Blut abgesondert, die, wie sollte es auch anders sein, direkt in ihren Kessel fielen. Der Trank verfärbte sich daraufhin fast augenblicklich in ein hässliches Orange.

     „Miss Bradley, könnten Sie freundlicherweise die Verstümmelungsversuche auf Ihre Freizeit verschieben?“, hörte sie auch schon im nächsten Moment und die Quelle dieser Verspottung bahnte sich gerade den Weg zu ihrem Platz. Ah, da war er auch schon und baute sich imposant vor ihr auf. Nun ja, vielleicht lag sie mit ihrer Theorie auch falsch und diese Umhänge dienten den Zauberern als eine Art Pfauenkamm? Der Auftritt von Snape wäre nämlich weitaus weniger beeindruckend, würde er nackt vor ihr stehen, sein Kinn reckend und höhnisch grinsend auf sie niederblickend. Naja, wahrscheinlich läge das nicht ernst nehmen Können dann wohl eher an seiner Nacktheit und nicht ... Snape hatte seine übergroße Nase über ihren Kessel platziert und rümpfte diese, als er die orangefarbene Suppe vor sich betrachtete.

     „Das wären dann wohl fünf Punkte Abzug für diese“, er ruckte kurz seinen Kopf Richtung Kessel, „Stümperei.“

     „Aber Sir, da ist Blut von meinem Finger reingefallen, der Trank war vorher vollkommen in Ordnung!“, protestierte Luciana daraufhin mit ungläubiger Miene. Der Punkteabzug war eine Sache, aber fast zwei Stunden akribischste Kleinstarbeit für Nüsse?

     „Steht in der Zutatenliste irgendein Wort von Blut, Miss Bradley?“

     Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Seine Augen schauten sie jedoch auffordernd an.

     „Nein, aber …“

     Snape fuhr ihr scharf ins Wort: „Und trotzdem haben Sie dem Trank die falsche Zutat hinzugefügt“, schloss er und in seinen Augen blitzte es amüsiert auf. Dieses …

     „Ja, weil -“, doch Snape ließ sie wieder nicht zu Wort kommen.

     „Ich will kein weiteres Wort hören!“ Mit einem Schlenker seines Zauberstabs war der Trank aus ihrem Kessel verschwunden, dann drehte er sich ruckartig um und lief wieder auf sein Pult zu. Luciana verbrachte noch zehn weitere Minuten auf ihrem Platz und spießte Snape mit ihren Blicken auf, bis diese vermaledeite Stunde endlich zu Ende war.

     „Dieser impertinente, schwanzlutschende Haufen Riesenscheiße!“, donnerte Luciana los, kaum dass sie und ihre Mitschüler ein paar Meter hinter sich und dem Tränkeklassenraum gebracht hatten. Longbottom, der einen Schritt neben ihr lief, machte ein schockiertes Gesicht.    

     „Dieser verkackte Dünnbrettbohrer, dieser … dieser fremde Klobrillen vor dem Scheißen-Desinfizierer, Socken auf einer quer durchs Zimmer aufgespannten Wäscheleine-Aufhänger!“, zeterte sie weiter und Weasley vor ihr gluckste vergnügt. Sie waren fast in der Eingangshalle angekommen.

     „Dieser Bergauf-Bremser … dieser … dieser …“ Luciana bekam sich gar nicht mehr ein, dann drehte Granger den Kopf in ihre Richtung.

     „Luciana, Professor Snape ist immer noch ein Lehrer!“, rief sie empört, als ob das gleich ein Verbot wäre, ihn zu beschimpfen. Doch Luciana war gerade in ihrem Element.

     „ … Arschbacken beim auf fremden Klos kacken um Geräusche zu vermeiden-Zusammenkneifer!“

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

 

LINSENSUPPE??? Luciana beäugte angewidert die dampfenden Töpfe auf dem Mittagstisch. Das hatte sie nun davon, heute Morgen mit glänzender Laune aufgestanden zu sein. Es war gerade mal Mittag und dieser Tag schien in Punkto Schrecklichkeitsfaktor immer noch einen draufsetzen zu können. Sie griff sich murrend ein Stück Brot und kaute lustlos darauf herum, als George, Fred und Lee Jordan am Tisch Platz nahmen und sich in eine Unterhaltung von Potter, Granger und Weasley Nummer weiß-nicht-was beteiligten. George grinste Luciana aufmunternd an und bedeutete ihr mit einer Kopfbewegung, sich zu ihm zu setzen. Vielleicht war dieser Tag ja doch gar nicht so grausam. Also rutschte Luciana zu George auf und bekam noch mit, wie Fred seinen Satz mit „Nichts auszusetzen an einem guten, gesunden ‚M‘.“ beendete. Na endlich, sie dankte Fred im Geiste für die willkommene Abwechslung, wenigstens hatte sie eine gute Note von Snape bekommen. Aber das Schicksal war nun mal arschig …:

     „Aber“, warf Granger ein, „steht ‚M‘ nicht für …“

     „‚Mies‘, ja schon“, beendete Jordan den Satz. „Aber immer noch besser als ‚S‘, oder? ‚Schrecklich‘?“

     Mies … Nix Meisterhaft … oder Monumental … Mies … M-I-E-S … Luciana war fast der bissen Brot im Hals stecken geblieben. Sie schluckte einmal kräftig.

     „MIES?“, brachte sie dann empört hervor und sah vor ihrem geistigen Augen das scharf gezeichnete ‚M‘ auf ihrem Aufsatzblatt. Diese Arschkrampe … an ihrem verdammten Aufsatz war nun wirklich nichts auszusetzen gewesen! Aber wie hatte sie auch nur einen Moment annehmen können, er würde sie gerecht benoten, wo er ihr schon bei jeder kleinsten Gelegenheit Punkte abzog?

     „Wo ist diese Pissnelke …“ und wieder verfiel sie in ein Mantra aus Beschimpfungen, „Arschgeige, Misthakensaurückenschwein“, Luciana schaute Richtung Lehrertisch, konnte Snape aber nirgends ausmachen. Also erhob sie sich und sechs paar Augen schauten sie verständnislos an. „Dummsau, Eierarsch, Ferkelwämser“, sie schnappte sich ihre Tasche und marschierte mit wütenden Schritten Richtung Kerker, jeder Schritt unterstützt von einem „Hinterteilpastetengesicht, Saftarsch, Gesichtselfmeter, Arschmade“ und zu guter Letzt: „Dieser ungelernte Blödmannsgehilfenanwärter!“

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

 

Doch Professor Snape war zu keiner Diskussion bereit. Um genauer zu sein, hatte er Luciana mit einem imaginären Arschtritt aus dem Tränkeklassenzimmer befördert, das er gerade für den nächsten Unterricht bereit gemacht hatte, als sie wutschnaubend und wild mit ihrem Aufsatz fuchtelnd vor ihm gestanden hatte. Dann hatte er Gryffindor die letzten zehn Punkte abgezogen, die Granger heute im Zaubereigeschichtsunterricht ergattert hatte und ihr unmissverständlich klar gemacht, sie bräuchte nie, nie wieder auch nur daran denken, den unverschämten, kläglichen Versuch zu unternehmen, seine Benotung anzuzweifeln.

     Die Doppelstunde Wahrsagen verbrachte Luciana darauf auf dem Myrte-Klo. Der Geist und sie jammerten sich in dieser Zeit gegenseitig die Ohren voll (auch wenn sie dabei vollkommen aneinander vorbeiredeten), was Luciana anscheinend ein paar Bonuspunkte bei Myrte einbrachte. Denn diese fing irgendwann an, in regelmäßigen Abständen durch die Mauer auf den Gang zu fliegen und nach Lehrpersonal Ausschau zu halten, die Luciana beim Rauchen erwischen könnten. Und als sich Luciana dann letztendlich doch noch aufrappelte, um zum Verteidigung gegen die Dunklen Künste Unterricht zu gehen, verabschiedete Myrte sich mit einem „Bis zum nächsten Mal und grüß den süßen Potter Jungen von mir!“. Luciana lief es eiskalt den Rücken hinunter.

 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

 

Umbridges Unterricht unterschied sich nicht wirklich von der letzten Stunde. ‚Zauberstab weg‘, ‚Gegenflüche sind des Teufels‘, ‚Nein, Sie brauchen in Verteidigung der dunklen Künste keine Verteidigung der dunklen Künste lernen, weil es hier an der Schule keine dunklen Künste gibt blablub‘ … Potter probte mal wieder einen Zwergenaufstand, Granger versuchte es hingegen mit sinnvollen, wohldurchdachten Argumenten, die aber aufgrund ihres zu geringen Alters bei Umbridge kein Gewicht zu haben schienen und Lucianas Stirn hatte sich währenddessen immer mal wieder mit der Tischplatte angefreundet. Irgendwann war auch endlich, endlich, diese Stunde vorbei.

     Am Abend saß sie, umringt von Zaubertrankbüchern und Nachschlagewerken, im Gemeinschaftsraum und biss sich die Zähne an dem Gegengiftaufsatz für Snape aus. Dieses Mal sollte er wirklich nichts zu bemängeln haben, dieser Aufsatz sollte so gut werden, dass nicht mal ihr Zaubertrankprofessor höchstpersönlich auch nur einen einzigen Fehler finden konnte. Aber wie sie schon bei seiner Ankündigung zu diesem Thema festgestellt hatte, lagen ihr Gegengifte einfach nicht. Und dann, endlich, kam der Geistesblitz, auf den sie so lange hatte vergeblich warten müssen … Wieso sollte sie den Aufsatz über Gegengifte schreiben, wenn bei ihr zu Hause in Deutschland ein Tränkemeister saß, der für ihren Paten arbeitete? Mit einem triumphierenden Grinsen auf dem Gesicht zerknüllte sie den x-ten kläglichen Hausaufgabenversuch vor ihrer Nase und ließ diesen mit einem gekonnten Wurf in den Kamin im Feuer aufgehen. Luciana zog ein neues Blatt Pergament hervor, setzte ihren Füller darauf und begann zu schreiben:

 

Sehr geehrter Professor Hamilton,

 

in dem Zaubertrankunterricht, hier an der Schule Hogwarts, die ich seit kurzem besuche, behandeln wir zurzeit das Thema Gegengifte. Dabei hatte ich eine sehr interessante Debatte mit meinem Zaubertrankprofessor, bei der ich nicht umhin kam, Ihren Namen zu erwähnen. Mein Lehrer machte dann sehr begeistert den Vorschlag, von Ihnen als Veranschaulichung eine kleine Dissertation über Gegengifte für die Schüler bereitzustellen, da sie doch ein solch großer Meister dieses Faches sind und dies sicher eine sehr gute Richtlinie für eine perfekte Prüfung darstellen würde. Er bat mich inständig, Sie darum zu bitten. Ich weiß, wie viel Arbeit sie in der Regel zu bewältigen haben und ich würde Sie auch sicher nicht fragen, wenn mein Lehrer mich nicht so verzweifelt angefleht hätte (ich glaube er ist ein großer Bewunderer Ihrer einzigartigen Arbeit). Bitte lassen Sie mir so schnell wie möglich eine Antwort zukommen, damit ich meinem Professor Bescheid geben kann und er mir nicht mehr mit dem Thema in den Ohren liegen muss.

 

Mit freundlichem Gruß

 

L. Bradley

 

Luciana hatte noch immer ein Grinsen auf den Lippen, dieses Mal wohl eher wegen der bildhaften Vorstellung, wie Snape vor ihr auf den Knien rutschte und sie nach Hamiltons Gegengiftaufsatz anflehte. Und sie hätte sicher auch nicht so maßlos übertrieben, wenn sie nicht genau gewusst hätte, wie Hamilton tickte. Der Kerl tat nur dann etwas gerne und schnell, wenn man ihn gründlich und unaufhörlich Bauch pinselte.

     Luciana schnappte sich Azrael, der gerade auf dem Boden vor ihren Füßen eine Kröte durch den Raum jagte, band ihm den zusammengerollten Zettel ans Bein und ließ ihn aus dem Fenster. Nach dem dritten Anlauf war er dann auch endlich verschwunden (Luciana schrieb das allerdings einem kleinen Erstklässler zu, der die Kröte vom Boden hob und sie aus Azraels Sichtfeld trug). Nachdem sie das Fenster wieder geschlossen hatte, räumte sie zufrieden ihre Bücher zusammen und verschwand zum Schlafen in ihrem Zimmer.

 



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